Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Schockverliebt: Jonathan & David
Schockverliebt: Jonathan & David
Schockverliebt: Jonathan & David
eBook305 Seiten4 Stunden

Schockverliebt: Jonathan & David

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Als der naive und lebensfrohe Jonathan Doyle von Weitem einen wunderschönen Fremden mit blauen Augen sieht, glaubt er an die Liebe auf den ersten Blick. Unglücklicherweise verliert er den Mann aus den Augen, bevor sie sich treffen, und verbringt die Jahre danach verzweifelt auf der Suche nach ihm. Als er kurz davor ist aufzugeben, bekommt Jonathan seine Chance und begegnet David Miller von Angesicht zu Angesicht.
Er hat Erfolg und der selbstbewusste David verwandelt Jonathans zuvor einsames Leben in ein Märchen, gibt ihm mehr, als er sich jemals erhofft hätte. Aber die Jahre der Suche waren hart für Jonathan und er hat Angst, dass sein junger Sohn und seine skandalöse Vergangenheit die aufblühende Beziehung zerstören könnten.

Ein Titel der Home Storys Reihe.
SpracheDeutsch
Herausgeberdead soft verlag
Erscheinungsdatum26. Juli 2018
ISBN9783960892359
Schockverliebt: Jonathan & David
Autor

Cardeno C.

Cardeno   C.—CC to  friends—is   a  hopeless   romantic who  wants  to  add  a lot  of happiness and  a few awwws into  a reader’s  day. Writing  is a nice break  from real  life as  a corporate type  and  volunteer work  with  gay rights organizations.  Cardeno’s   stories   range   from   sweet   to intense,  contemporary to  paranormal, long  to  short,  but they always include strong relationships and walks into the happily-ever-after sunset. Email: cardenoc@gmail.com Website: www.cardenoc.com Twitter: https://twitter.com/cardenoc Facebook: http://www.facebook.com/CardenoC Pinterest: http://www.pinterest.com/cardenoC Blog: http://caferisque.blogspot.com

Ähnlich wie Schockverliebt

Ähnliche E-Books

Schwulen-Literatur für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Schockverliebt

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Schockverliebt - Cardeno C.

    Cardeno C.

    Schockverliebt

    Jonathan & David

    Home Storys Reihe

    Aus dem Englischen von Bernd Frielingsdorf

    Impressum

    © dead soft verlag, Mettingen 2018

    http://www.deadsoft.de

    © the author

    Copyright The Romance Alliance

    Titel der Originalausgabe: Love at First Sight

    (Home Stories)

    Übersetzung: Bernd Frielingsdorf

    Cover: Irene Repp

    http://www.daylinart.webnode.com

    Bildrechte:

    © ThomasPyttel – shutterstock.com

    © kiuikson – shutterstock.com

    1. Auflage

    ISBN 978-3-96089-234-2

    ISBN 978-3-96089-235-9 (epub)

    INHALT

    Als der naive und lebensfrohe Jonathan Doyle von Weitem einen wunderschönen Fremden mit blauen Augen sieht, glaubt er an die Liebe auf den ersten Blick. Unglücklicherweise verliert er den Mann aus den Augen, bevor sie sich treffen, und verbringt die Jahre danach verzweifelt auf der Suche nach ihm. Als er kurz davor ist aufzugeben, bekommt Jonathan seine Chance und begegnet David Miller von Angesicht zu Angesicht.

    Er hat Erfolg und der selbstbewusste David verwandelt Jonathans zuvor einsames Leben in ein Märchen, gibt ihm mehr, als er sich jemals erhofft hätte. Aber die Jahre der Suche waren hart für Jonathan und er hat Angst, dass sein junger Sohn und seine skandalöse Vergangenheit die aufblühende Beziehung zerstören könnten.

    WIDMUNG

    Für Tisha Barcus, danke, dass du mich gedrängt hast, meine Geschichten zu veröffentlichen – du bist ein Schatz.

    KAPITEL EINS

    Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?

    Jonathan Doyle tat das ganz sicher. Oh, er wusste, wie dumm und naiv das war, aber tief in seinem Herzen glaubte er daran. Er wollte es glauben. Jonathan war ein unbelehrbarer, hoffnungsloser Romantiker. Immer schon gewesen.

    Als Teenager verbrachte Jonathan Stunden mit alten Schwarz-Weiß-Filmen im Fernsehen. Er war fasziniert von den ritterlichen Männern, die ihren Verabredungen die Türen offen hielten, ihre Mäntel nahmen, ihnen die Stühle zurückzogen und all dem. Während andere Jungen davon träumten, Basketball-Spieler, Rockstar oder Feuerwehrmann zu werden, war alles, was Jonathan wollte, diese klassische Über-beide-Ohren-verliebt-sein-Liebesgeschichte. Nun, nahezu klassisch, denn in seinen Tagträumen war es Jonathan – und keine Frau –, der die endlose Liebe mit dem Herrn Ritter teilte. Keiner dieser alten Schwarz-Weiß-Filme behandelte dieses Thema.

    Jonathan war liebenswürdig und gutmütig, doch er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Egal wie hart er versuchte, Problemen aus dem Weg zu gehen, immer fanden sie zu ihm. Er hatte zum Beispiel eine Narbe an der Spitze seines rechten Ellbogens, weil er in ein riesiges Panoramafenster gestürzt war, als er Fahrradfahren gelernt hatte. Beim Autofahrenlernen hatte er den Rückwärtsgang nicht eingelegt und war im Swimmingpool der Nachbarn gelandet, nachdem er mit dem Auto seines Vaters ihren gesamten Zaun des Nachbarn umgefahren hatte. Und in dem Versuch, seine beste Freundin glücklich zu machen, hatte Jonathan seine Jungfräulichkeit verloren, in einem Meer von … Enttäuschung und lebensverändernden Folgen.

    „Schaut er zu uns rüber?"

    Die braunhaarige, blauäugige und zierliche Kathy Gromley zwirbelte ihre Locken um den Finger und zwang sich, ihren Blick auf Jonathan zu richten, auch wenn sie sich auf ihren festen Freund George Rodriguez konzentrierte, der hinter ihr auf der anderen Seite des Raumes stand. Genau genommen war er seit etwa einem Monat ihr Ex-Freund, aber niemand dachte wirklich, dass das „Ex" lange halten würde. Jonathan wollte gerade zu George hinüberblicken, als Kathy seinen Arm umklammerte und ihre Nägel in seine Haut grub.

    „Sieh ihn nicht an! Sonst weiß er, dass wir über ihn reden."

    Jonathan rieb sich die wunde Haut und runzelte die Stirn. Ehrlich gesagt frustrierten ihn das Gespräch und der gesamte Abend. Kathy war seine beste Freundin. Eigentlich war sie seine einzige Freundin. Also war er gemeinsam mit ihr zu dieser Party gegangen, um das Ende der Highschool zu feiern, obwohl er krankhaft schüchtern war und sich in Gesellschaft mehr als unwohl fühlte.

    „Ich dachte, du hättest mich gerade gefragt, ob er zu uns rüberschaut."

    Kathy behielt ihr künstliches Lächeln, warf den Kopf zurück und stieß ein lautes Lachen aus, bevor sie Jonathans Frage flüsternd beantwortete.

    „Ich habe dich gebeten, mir zu sagen, ob er uns ansieht. Aber das musst du überprüfen, ohne dass er merkt, dass du es überprüfst, weißt du?"

    Jonathan war frustriert, müde und hatte die Nase voll von dieser Party. Er hatte keine Ahnung, wie er überprüfen sollte, ob Kathys Freund zu ihnen schaute, ohne es, na ja, zu überprüfen.

    „Kath, ich will nach Hause. Ich bin müde. Warum redest du nicht einfach mit ihm? Du warst mit dem Kerl seit dem ersten Studienjahr zusammen. Ihr könnt euch ganz bestimmt miteinander unterhalten."

    Genau in diesem Moment näherte sich George eine hübsche Studentin aus dem zweiten Jahrgang und strich über seinen Arm, als sie miteinander sprachen. Quer durch den Raum konnte Jonathan nicht hören, was sie sagten. Aber als George seinen Arm um das Mädchen legte und es zur Tür führte, stand ihm der Schock vermutlich ins Gesicht geschrieben, denn Kathy vergaß alles über das Überprüfen ohne zu überprüfen und fuhr gerade rechtzeitig herum, um zu sehen, wie ihr Freund die Party mit einem anderen Mädchen verließ. Ex-Freund. Was auch immer.

    „Oh, Kath, ich … ich bin sicher, es gibt dafür eine gute Erklärung. Vielleicht ist er …"

    Verdammt. Jonathan hatte keine Ahnung, wie er den Satz beenden sollte. Er wusste nichts über Beziehungen und er wusste nicht viel über George. Ja, Kathy war Jonathans beste Freundin und sie war fast vier Jahre Georges Freundin gewesen, aber die beiden hatten nichts gemeinsam, sodass sie nur selten Zeit miteinander verbracht hatten.

    George war ein beliebter Sportler, gesellig, freundlich und aufgeschlossen. Jonathan war ruhig, hielt sich abseits und hoffte, ohne Sticheleien von Mitschülern durch den Tag zu kommen. Er hatte oft gehört, wie Leute im Flüsterton tuschelten, dass er seltsam oder komisch sei. Tollpatschig und unkoordiniert waren auch sehr beliebte Begriffe. Aber es gab bestimmte Wörter, die sie vor allem verwendeten: Schwuchtel, Tunte, Homo und an guten Tagen schwul.

    Diese Worte verfolgten Jonathan seit der Mittelstufe durch die Flure in der Schule und auf dem Spielplatz. Er war noch nie mit einem anderen Typen zusammen gewesen, hatte nicht einmal nach außen hin ein Interesse an einem anderen bekundet. Aber es stimmte. Jonathan wusste, dass es stimmte. Jedoch hatte er Angst davor, wie seine Familie darüber denken würde, deshalb behielt er dieses Wissen für sich.

    „Ich kann nicht glauben, dass er gerade mit dieser Schlampe gegangen ist! Dieses betrügerische Arschloch! Ich wusste es! Ich wusste es einfach!"

    Kathy schäumte über vor Wut. Die Fäuste geballt, stampfte sie mit ihren rosa glitzernden Stiefeln auf den Boden. „Fein. Er will dieses Spiel mit mir spielen. Ich kann mir auch einen anderen Kerl suchen!"

    Sie warf ihre langen Haare über die Schulter und sah sich mit einem entschlossenen Glitzern in den Augen im Raum um. Jonathan musste sie stoppen, bevor sie etwas tat, das sie bereuen würde.

    „Kathy, komm schon. Ich bring dich nach Hause und du kannst ihn anrufen und reden. Lass uns gehen."

    Sobald sie Jonathans Hand auf ihrem Arm fühlte, wandte Kathy sich ihm zu. Sie öffnete den Mund, um ihn anzuschreien, aber dann verzog sich ihre Wut und wurde zu einem beängstigenden Grinsen.

    „Oh, das ist einfach zu perfekt. Gehen wir, Jon."

    Jonathan wollte Richtung Tür gehen, aber Kathy nahm seine Hand und zog ihn in die entgegengesetzte Richtung. „Wohin gehen wir? Die Vordertür ist da lang, Kath." Jonathan zeigte zum Ausgang.

    „Wir verlassen diese Party nicht. Wir gehen ins Schlafzimmer, lassen die Tür einen Spalt offen und dann machen wir genug verdammten Lärm, dass Georges Jungs ihm ganz sicher erzählen werden, dass er nicht der Einzige ist, der etwas außerplanmäßigen Spaß haben kann. Komm, Jonathan."

    Zehn Minuten später war alles vorbei. Jonathan lag auf dem Bett des Gästezimmers, seine Hose und Unterwäsche bis zu den Knien heruntergeschoben, aber sonst noch komplett angezogen. Er trug sogar noch Schuhe. Kathy kletterte von ihm herunter und zog ihre Unterwäsche wieder unter ihren Rock. Er war gekommen, also sollte das bedeuten, dass er es genossen hatte, oder? Aber hatte er nicht. Hölle, Jonathan war nicht einmal sicher, was „es" gewesen war. Kathy hatte ihn nur auf das Bett geschubst, ihm Jeans und Unterhose heruntergerissen, seinen Schwanz gestreichelt, bis er hart wurde, und ihn zum Ende geritten.

    „Zieh deine Hose hoch, Jon. Wir können jetzt gehen."

    Kathy drehte sich zu ihm und sah ihm ins Gesicht. Jonathan war nicht sicher, was sie dort sah, aber zum ersten Mal schien sie zu erkennen, dass ihr Vorstoß nicht willkommen gewesen sein könnte.

    „Oh Scheiße. Bist du in Ordnung, Jon? Ich dachte nicht, dass du etwas dagegen hättest. Ich meine, du bist ein Kerl und so. Es war nur Sex, nicht wahr?"

    Er hob seine Hüften, zog seine Unterwäsche und Hose hoch und setzte sich im Schneidersitz auf das Bett. Dann sah Jonathan zu seiner Freundin, räusperte sich und sprach im Flüsterton.

    „Ich, ähm, ich habe es noch nie getan, Kathy."

    Er hatte eigentlich noch nie irgendetwas getan. Kein Sex, keine Handjobs, nicht einmal ein Kuss. Nun, einen Kuss hatte es mit Kathy nicht gegeben, aber der Rest war alles brandneu.

    Sie sah geschockt aus. Wahrscheinlich, weil sie Sex hatte, seit sie vierzehn war.

    „Im Ernst?"

    Verstehen und dann Bedauern huschten über ihr hübsches Gesicht. Sie ging zu Jonathan, setzte sich neben ihn auf das Bett und legte ihre Hand auf sein Knie.

    „Jon, bist du … Ich meine, äh, diese Dinge, die sie sagen, ich dachte, es sei nur, weil du so hübsch bist, weißt du? Aber bist du …"

    Hübsch? Jungs waren nicht hübsch. Ja, er hatte feine Gesichtszüge, lange Wimpern und eine schlanke Statur. Aber dennoch.

    „Hey, ich sehe nicht aus wie ein Mädchen!"

    Kathy kicherte und schaute auf den Schoß ihres Freundes.

    „Oh, ich weiß, dass du kein Mädchen bist, Jonathan. Das habe ich gerade aus erster Hand erfahren."

    Jonathan kicherte.

    „Ja, im Ernst. Ich glaube, du hast mich gerade so erschreckt, dass ich schwul geworden bin, Kath."

    Irgendwie hob das die Stimmung und Kathy lachte. Ungeweinte Tränen glänzten in ihren Augen.

    „Du bist nicht sauer auf mich?"

    War er sauer? Jonathan dachte darüber nach. Nein, er konnte Kathy nicht böse sein. Verdammt, ihm fiel es schwer, irgendjemandem länger böse zu sein. So war er einfach nicht.

    „Nee, ich bin nicht böse. Wenigstens kann ich jetzt sagen, dass ich versucht habe, mich zum Hetero zu ficken. Ich werde es auf die Liste meiner Misserfolge setzen. So wie damals, als ich in der Little League gespielt und den Ball nicht ein einziges Mal während der ganzen Saison getroffen habe, nicht einmal beim Üben. Oder als ich dieses Wissenschaftsprojekt in der fünften Klasse hatte und ein Feuer entzündet habe, sodass die Sprinkleranlage anging."

    Kathy legte ihre Hände auf die Wangen ihres Freundes und fing seinen Blick ein. Ihre Stimme war ernst.

    „Jonathan, es ist nichts falsch daran, schwul zu sein. Gar nichts. Wage es nicht, es Versagen zu nennen."

    Und das war nur ein Grund, warum sie seine beste Freundin war. Auch wenn sie ihn im Gästezimmer ihrer Klassenkameradin missbraucht hatte.

    „Glaubst du, meine Eltern werden von mir enttäuscht sein?" Jonathan kaute auf seiner Unterlippe und spielte mit einem losen Faden an seinem Hemd. Er wollte nicht wie ein kleines Kind klingen, aber er hasste den Gedanken, seine Eltern zu verärgern. Er hasste den Gedanken, irgendjemanden zu verärgern.

    „Nee. Ich glaube wirklich nicht, dass sie enttäuscht sein werden. Wenn du willst, komme ich zu dir rüber, wenn du es ihnen erzählst."

    „Danke, Kath. Ich bin noch nicht so weit, aber ich werde es dich wissen lassen."

    Kathy stand auf und ging zur offenen Tür.

    „Okay. Gehen wir, Jonny Boy. Wir müssen morgen für die Reise früh aufstehen."

    Am nächsten Tag holte Kathys Mutter Jonathan ab und brachte sie beide zum Flughafen. Ihre Theaterlehrerin nahm die Absolventen mit auf einen dreitägigen Ausflug zum Broadway. Kathy war die Hauptdarstellerin in ein paar Stücken gewesen und hatte wichtige Rollen in einigen anderen gespielt. Jonathan hatte beim Kulissenbau geholfen.

    New York machte Spaß und Jonathan hatte es geschafft, fast die gesamte Reise relativ frei von Schwierigkeiten zu meistern.

    Am letzten Tag saßen er und Kathy auf dem Boden ihres Hotelzimmers und beratschlagten, wie sie die Reise abschließen wollten.

    „Wir haben an unserem letzten Tag einen freien Morgen, Jonathan. Was willst du machen? Vielleicht kommen wir in eine dieser verrückten New Yorker Bars rein!"

    Jonathan rollte mit den Augen und schaute in die Prospekte von Museen und Denkmälern, die um ihn herum verstreut lagen, blätterte durch jeden einzelnen und studierte alle aufmerksam.

    „Kathy, es ist acht Uhr morgens. Bars sind wahrscheinlich noch nicht geöffnet, auch nicht in New York. Außerdem ist keiner von uns alt genug, um hineinzukommen."

    Kathy schmollte und öffnete den Mund, um zu antworten, als sie beide Miranda Lamberts Kerosene quer durch den Raum hörten.

    Well, I’m giving up on love, hey, love’s given up on me.

    Jonathan hob die Augenbrauen. „Hast du Georges Klingelton geändert?"

    Sie errötete. „Warum ruft mich das Arschloch an?"

    Jonathan lächelte sie verständnisvoll an. „Er ist kein Arschloch, Kath. Und du liebst ihn immer noch. Ich werde mir die Freiheitsstatue ansehen und dir ein wenig Privatsphäre gönnen, damit ihr zwei reden könnt."

    Kathy widersprach nicht. Sie schlich zu ihrem Telefon und sah es an wie eine Schlange, die sie beißen könnte. Nach ein paar Sekunden richtete sie ihren Körper auf, furchte die Stirn und nahm den Anruf entgegen.

    „Was willste?"

    Jonathan verließ das Zimmer mit ein paar Broschüren in der Hand und wartete, bis die Tür geschlossen war, bevor er zu lachen begann. Er verstand nicht, was zwischen seiner Freundin und ihrem Freund los war, aber er wusste, dass George sie liebte. Ehrlich gesagt war er überrascht, dass es so lange gedauert hatte, bis der Typ anrief. Die einzige Frage war nun, wie lange Kathy ihn leiden ließ, bevor sie ihm vergab, was auch immer er falsch gemacht hatte.

    Jonathan trat aus dem Hotel und bahnte sich seinen Weg durch die überfüllten Straßen von New York. Bis sein Leben auf den Kopf gestellt wurde, das hieß, eigentlich wurde nur sein Körper auf den Kopf gestellt, als er auf der Treppe hinunter zur U-Bahn strauchelte. Zum Glück verletzte er sich nicht ernsthaft, aber er hatte sich sein Handgelenk verstaucht, sodass die Sanitäter ihn zum Röntgen ins Krankenhaus brachten. Der Arzt bestätigte, dass nichts gebrochen war, legte Jonathans Handgelenk in eine Schlinge und entließ ihn.

    Weil er schon achtzehn und rechtlich ein Erwachsener war, hatte das Krankenhaus niemanden informieren müssen. Aber Jonathan wollte nicht, dass seine Lehrerin sich sorgte, darum rief er sie an, um zu erklären, wo er war.

    Als sein Handgelenk verbunden war, stieg er in den Aufzug, um das Krankenhaus zu verlassen und zurück zum Hotel zu gehen. Natürlich erwischte er den falschen Knopf und stieg im falschen Stockwerk aus. Als er erkannte, dass er auf der Entbindungsstation statt in der Lobby gelandet war, stand Jonathan bereits vor dem Neugeborenenzimmer. Fasziniert beobachtete er einen Mann hinter der Glasscheibe.

    Der Mann trug einen dieser blauen Krankenhauskittel über seiner Straßenkleidung, saß in einem Schaukelstuhl und hielt ein kleines Baby in einer blau-rosa gestreiften Decke eingewickelt. Sein Haar hatte eine tiefschwarze Farbe, seine Haut war hell und seine Augen … Wow, diese Augen. Sie waren schön, glänzend dunkelblau, wie Jonathan es noch nie zuvor gesehen hatte, sich nicht einmal hätte vorstellen können. Jonathan hätte in diesen Augen ertrinken können.

    Wie erstarrt stand er in dem Krankenhausflur und starrte diesen hinreißenden Mann an. Er konnte es durch das Glas nicht hören, aber es sah aus, als wenn der Mann dem Baby, das er schaukelte, vorsang. Und Tränen rannen dieses so perfekte, kantige Gesicht hinunter. Jonathan wollte zu dem blauäugigen Mann hingehen und auf seinen Schoß kriechen, ihm seine Tränen wegwischen. Er wollte dieses weiche, schwarze Haar fühlen, seinen Kopf auf diese breite Brust betten und dem Herzschlag dieses Mannes lauschen. Er wollte sich um diesen Mann kümmern, damit er nie wieder weinen müsste. Die Zeit stand still, als Jonathan seine Zukunft mit dem blauäugigen Mann hinter dem Fenster sah.

    „Jonathan Doyle! Da bist du ja."

    Jonathan drehte den Kopf in Richtung des Aufzugs und sah, wie seine Lehrerin panisch auf ihn zurannte.

    „Du hattest gesagt, du kommst direkt zurück zum Hotel. Als du nicht kamst, rief ich das Krankenhaus an und sie haben gesagt, du seist schon vor Stunden entlassen worden. Gott sei Dank bist du okay. Wo bist du diesmal hineingeraten, mein Lieber?"

    Seine Lehrerin schaute auf seinen Arm und berührte sanft die Schlinge. Jonathan sah auf die Uhr an der Krankenhauswand und erkannte, dass drei Stunden vergangen waren. Es hatte sich nur wie wenige Sekunden angefühlt, aber er hatte mehr als drei Stunden seinen Traummann angestarrt! Als er wieder durch das Kinderzimmerfenster sah, war der Mann verschwunden. Es war, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Jonathans Herz schmerzte wegen des Verlusts und er hatte Mühe, Luft in seine Lungen zu bekommen. Er zwang sich, runterzukommen, und antwortete seiner Lehrerin: „Oh, sorry, Mrs. Burns. Ich wollte sie nicht beunruhigen. Ich bin im falschen Stock ausgestiegen und dann habe ich das Zeitgefühl verloren."

    „Es ist in Ordnung, mein Lieber. Ich verstehe."

    Mrs. Burns kannte Jonathan seit seinem ersten Studienjahr, sodass sie keine Fragen mehr stellte, wenn er sich selbst mal wieder in eine missliche Lage gebracht hatte. Sie berührte seinen unversehrten Arm und ging mit ihm zum Aufzug. Gemeinsam verließen sie das Krankenhaus und gingen zu einem draußen wartenden Taxi.

    „Kathy hat deine Tasche gepackt, Jonathan. Wir müssen direkt zum Flughafen, um unseren Flug zu erreichen."

    Er nickte, aber alles, woran er denken konnte, war dieser Mann. Der hinter der Glasscheibe. Der Mann mit diesen erstaunlichen marineblauen Augen.

    Als Jonathan wieder nach Hause, nach Emile City, kam, hatte er sich einige Begründungen ausgedacht, warum er nach seinem Abschluss nach New York umziehen sollte. Seine Argumentation beinhaltete, seine Berufung in der Stadt zu finden, in der alles möglich war, die Musikszene zu erkunden, weil er Musik liebte. Wen interessierte das? Es war Quatsch und Jonathan wusste das. Er hatte keine Berufung. Er hatte nie Interesse an irgendeiner bestimmten Sache gehabt. Er war eindeutig immer nur Durchschnitt gewesen, in jedem Fach und jeder Aktivität.

    Die Wahrheit war, dass Jonathan nach New York ziehen wollte, weil er dort lebte. Jonathan wollte ihn treffen. Er musste ihn kennenlernen. Diesen schönen, markanten Mann mit den dunkelblauen Augen. Diesen offensichtlichen Heteromann, der gerade ein Baby bekommen hatte. Den Mann, in den Jonathan sich auf den ersten Blick verliebt hatte.

    KAPITEL ZWEI

    Nach dem Abschluss in der folgenden Woche packte Jonathan seine Sachen zusammen, nahm das Geld, das er im Restaurant seiner Familie verdient hatte, und brach auf in sein neues Leben in New York City. Er bekam ein Zimmer in einem billigen Hostel und fand einen Job als Tellerwäscher. Die Arbeit und die Bemühungen, seinen Traummann zu finden, waren erschöpfend. Das Positive daran war, dass er zu müde war, um darüber niedergeschlagen zu sein, dass er ihn nicht gesehen hatte und auch nicht wirklich wusste, wo er ihn suchen sollte – den schönen Mann mit den intensiven blauen Augen, dessen Bild sich in Jonathans Gedächtnis gebrannt hatte. Die Kehrseite war, dass Jonathan einsam war. Zutiefst einsam.

    Tage wurden zu Wochen und Wochen zu Monaten, aber egal, wie intensiv er suchte, Jonathan konnte diesen Mann nie finden. Wie bei allem anderen in seinem Leben funktionierte sein Plan, Mr. Right zu finden und gemeinsam in den Sonnenuntergang zu reiten, nicht wirklich. Und dann schaffte er es, alles noch schlimmer zu machen.

    Es begann mit einem Telefonanruf mitten in der Nacht.

    „Jonathan?"

    Ihre Stimme war kaum ein Flüstern, aber Jonathan erkannte sie.

    „Ja, Kathy. Was ist los?"

    Er versuchte sich mit seiner freien Hand den Schlaf aus den Augen zu reiben, während er sich auf der dünnen Matratze aufsetzte, und zuckte zusammen, als eine Feder sein Bein berührte. Dann lehnte er sich gegen die bröckelnde Wand. Ein kurzer Blick auf seinen Wecker sagte ihm, es war fast Mitternacht. Warum rief Kathy an?

    „Ist wieder etwas mit George passiert?"

    Kathy und George waren vor etwa einem Monat wieder zusammengekommen. Er hatte sich in der Army verpflichtet und mit einem Verlobungsring vor Kathys Tür gestanden. Sie hatte angenommen. Jonathan hatte nie herausgefunden, was ihre Trennung überhaupt erst verursacht hatte.

    „Nein, George geht’s gut. Uns beiden."

    Es lag eine gespenstische Stille in der Leitung und dann kam wieder die geflüsterte Stimme.

    „Jonathan, es tut mir so leid. Es ist alles meine Schuld. Ich wollte es nicht, aber … Scheiße, ist das schwer."

    „Kathy? Bist du in Ordnung? Was ist los?"

    Ein langer Seufzer und dann: „Ich bin schwanger und du bist der Vater."

    Nun war es an Jonathan, zu schweigen. Sein Mund klappte auf und er hörte auf zu denken.

    „Scheiße. Es tut mir leid, Jonathan. So wollte ich dir das nicht erzählen. Ich wollte mich herantasten, aber dann dachte ich, dass die Pflaster-Methode vielleicht am besten wäre. Du weißt schon, es einfach abreißen."

    Immer noch keine Antwort von Jonathan. Sein Gehirn erwachte und begann gerade damit, die Ungeheuerlichkeit zu verarbeiten, die Kathy ihm gesagt hatte.

    „Schau mal, du brauchst nichts zu machen. Ich war ein Idiot und habe nicht einmal darüber nachgedacht, was passiert ist, bis ich für meinen Jahrescheck zur Ärztin gegangen bin und sie mich gefragt hat, wann meine letzte Periode war. Ich pinkelte auf einen Streifen und voilà! Ein Baby ist unterwegs. George und ich werden heiraten und wir ziehen für seine Grundausbildung nach Kentucky. Er will das Baby eines anderen Kerls nicht mitnehmen, was ich völlig verstehe. Jetzt ist es zu spät, um etwas dagegen zu unternehmen, also gebe ich es zur Adoption frei. Wie dem auch sei, ich werde dir einige Papiere schicken, du unterschreibst sie und in etwa vier Monaten können

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1