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Drei-Dollar-Herde: G.F. Barner 110 – Western
Von G.F. Barner
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Über dieses E-Book
Begleiten Sie die Helden bei ihrem rauen Kampf gegen Outlaws und Revolverhelden oder auf staubigen Rindertrails.
G. F. Barner ist legendär wie kaum ein anderer. Seine Vita zeichnet einen imposanten Erfolgsweg, wie er nur selten beschritten wurde. Als Western-Autor wurde er eine Institution. G. F. Barner wurde als Naturtalent entdeckt und dann als Schriftsteller berühmt. Seine Leser schwärmen von Romanen wie "Torlans letzter Ritt", "Sturm über Montana" und ganz besonders "Revolver-Jane". Der Western war für ihn ein Lebenselixier, und doch besitzt er auch in anderen Genres bemerkenswerte Popularität.
»Vince – wach auf, Junge!«
Vince Pierce stöhnt schwer, fühlt, wie es lauwarm über seinen Hals in sein Hemd rinnt und hebt mühsam die bleischweren Lider. Vor ihm tauchen aus wogenden Schleiern zwei Gesichter auf, die sich wie ein Ei dem anderen ähneln. Es dauert fast eine Minute, ehe Pierce erkennt, daß er Valdez gleich zweifach gesehen hat.
Valdez trägt ein Tuch um den Kopf, das blutverschmiert ist, schüttet
Pierce das lauwarme Wasser ins Gesicht und sagt heiser:
»Mann, und ich dachte schon, dein Kopf hätte es nicht ausgehalten. Du hast eine Beule, groß wie zwei Hühnereier, Amigo. Hat dich ein Rind gestoßen?«
»Rind?« echot Vince und stiert in das satte Blau des Spätnachmittaghimmels. »Hol's der Satan! Es war irgendein Kerl mit einem schwarzen Bart, der mir seinen Gewehrkolben an den Kopf donnerte! Ich hatte Natchum…«
»Ayeee!« stößt Valdez, der mexikanischer Abstammung ist, zischend hervor. »Natchum – du bist dir sicher?«
»Ja, er hat einiges von mir einstekken müssen.« Vince schnappt sich den Eimer, der noch halbvoll ist, und stülpt ihn sich über den Kopf. »Verdammte Brühe! Das ist ein Leben, was? Seit sechs Wochen stecken wir in diesem Streifen, den der Teufel erschaffen haben muß, und quälen uns mit störrischen Stieren herum, die schon zwei Pferde auf die Hörner genommen haben. Und dann schickt der Satansbraten Monk Chaplin seine rauhen Burschen her, damit sie uns die Arbeit einer Woche zunichte machen. Du traust ihm das doch zu, Encio?«
Valdez knirscht mit den Zähnen und nickt.
»Er ist ein Bravado, ein Bandit«, antwortet er. »Natürlich war er es. Warum
G. F. Barner ist legendär wie kaum ein anderer. Seine Vita zeichnet einen imposanten Erfolgsweg, wie er nur selten beschritten wurde. Als Western-Autor wurde er eine Institution. G. F. Barner wurde als Naturtalent entdeckt und dann als Schriftsteller berühmt. Seine Leser schwärmen von Romanen wie "Torlans letzter Ritt", "Sturm über Montana" und ganz besonders "Revolver-Jane". Der Western war für ihn ein Lebenselixier, und doch besitzt er auch in anderen Genres bemerkenswerte Popularität.
»Vince – wach auf, Junge!«
Vince Pierce stöhnt schwer, fühlt, wie es lauwarm über seinen Hals in sein Hemd rinnt und hebt mühsam die bleischweren Lider. Vor ihm tauchen aus wogenden Schleiern zwei Gesichter auf, die sich wie ein Ei dem anderen ähneln. Es dauert fast eine Minute, ehe Pierce erkennt, daß er Valdez gleich zweifach gesehen hat.
Valdez trägt ein Tuch um den Kopf, das blutverschmiert ist, schüttet
Pierce das lauwarme Wasser ins Gesicht und sagt heiser:
»Mann, und ich dachte schon, dein Kopf hätte es nicht ausgehalten. Du hast eine Beule, groß wie zwei Hühnereier, Amigo. Hat dich ein Rind gestoßen?«
»Rind?« echot Vince und stiert in das satte Blau des Spätnachmittaghimmels. »Hol's der Satan! Es war irgendein Kerl mit einem schwarzen Bart, der mir seinen Gewehrkolben an den Kopf donnerte! Ich hatte Natchum…«
»Ayeee!« stößt Valdez, der mexikanischer Abstammung ist, zischend hervor. »Natchum – du bist dir sicher?«
»Ja, er hat einiges von mir einstekken müssen.« Vince schnappt sich den Eimer, der noch halbvoll ist, und stülpt ihn sich über den Kopf. »Verdammte Brühe! Das ist ein Leben, was? Seit sechs Wochen stecken wir in diesem Streifen, den der Teufel erschaffen haben muß, und quälen uns mit störrischen Stieren herum, die schon zwei Pferde auf die Hörner genommen haben. Und dann schickt der Satansbraten Monk Chaplin seine rauhen Burschen her, damit sie uns die Arbeit einer Woche zunichte machen. Du traust ihm das doch zu, Encio?«
Valdez knirscht mit den Zähnen und nickt.
»Er ist ein Bravado, ein Bandit«, antwortet er. »Natürlich war er es. Warum
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Drei-Dollar-Herde - G.F. Barner
G.F. Barner – 110 – Drei-Dollar-Herde
G.F. Barner
– 110–
Drei-Dollar-Herde
G.F. Barner
»Vince – wach auf, Junge!«
Vince Pierce stöhnt schwer, fühlt, wie es lauwarm über seinen Hals in sein Hemd rinnt und hebt mühsam die bleischweren Lider. Vor ihm tauchen aus wogenden Schleiern zwei Gesichter auf, die sich wie ein Ei dem anderen ähneln. Es dauert fast eine Minute, ehe Pierce erkennt, daß er Valdez gleich zweifach gesehen hat.
Valdez trägt ein Tuch um den Kopf, das blutverschmiert ist, schüttet
Pierce das lauwarme Wasser ins Gesicht und sagt heiser:
»Mann, und ich dachte schon, dein Kopf hätte es nicht ausgehalten. Du hast eine Beule, groß wie zwei Hühnereier, Amigo. Hat dich ein Rind gestoßen?«
»Rind?« echot Vince und stiert in das satte Blau des Spätnachmittaghimmels. »Hol’s der Satan! Es war irgendein Kerl mit einem schwarzen Bart, der mir seinen Gewehrkolben an den Kopf donnerte! Ich hatte Natchum…«
»Ayeee!« stößt Valdez, der mexikanischer Abstammung ist, zischend hervor. »Natchum – du bist dir sicher?«
»Ja, er hat einiges von mir einstekken müssen.« Vince schnappt sich den Eimer, der noch halbvoll ist, und stülpt ihn sich über den Kopf. »Verdammte Brühe! Das ist ein Leben, was? Seit sechs Wochen stecken wir in diesem Streifen, den der Teufel erschaffen haben muß, und quälen uns mit störrischen Stieren herum, die schon zwei Pferde auf die Hörner genommen haben. Und dann schickt der Satansbraten Monk Chaplin seine rauhen Burschen her, damit sie uns die Arbeit einer Woche zunichte machen. Du traust ihm das doch zu, Encio?«
Valdez knirscht mit den Zähnen und nickt.
»Er ist ein Bravado, ein Bandit«, antwortet er. »Natürlich war er es. Warum haben seine Leute nicht geschossen? Jeder schießt, wenn ihm Wildstiere durchgehen. Das war Absicht…«
»… die man nicht nachweisen kann«, bemerkt Pierce bissig. »Sie werden glatt behaupten, daß sie die Rinder gar nicht weit von unserem Corral aufgestöbert hätten. Dann gingen die Biester ihnen durch, und ehe sie etwas tun konnten, wären die Stiere über unser Camp gekommen. Encio, der Lump Monk ist schlau.«
»Na und? Eines Tages drehe ich ihm seinen Hals um. Er hat meinen Bruder betrogen, der Teufel. Verkauft ihm ein Dutzend Maulesel, in der nächsten Nacht aber läßt er sie wieder stehlen. Gut, ich weiß, es gibt keine Beweise dafür. Er hat meinen Bruder, als er ihn zur Rede stellen wollte, von seinen Leuten zusammenschlagen lassen. Aber dann bin ich gekommen, und der feine Mister Chaplin war zufällig allein. Da habe ich ihm kostenlos die Lippen massiert, und mich…«
»Und dich haben drei Tage darauf seine Burschen fast totgeprügelt, doch du hattest Glück, daß ich dazukam«, sagt Pierce und stemmt sich in die Höhe. »Heiliger Rauch, ist mir schwindlig! Wo ist Charly?«
»Sucht die Stiere«, antwortet Valdez. »Wetten, daß er höchstens ein Dutzend wiederbringt? Ich bin bei dir geblieben, wußte nicht, was mit dir war, Vince. Nicht richtig?«
»Schon. Der Kerl hätte mir den Schädel einschlagen können. Jetzt hör mal zu, Encio!«
Er geht zu der Kaffeekanne, die seltsamerweise noch aufrecht neben dem zertrampelten Feuer steht, und setzt die Tülle an den Mund. Er trinkt und sieht Valdez schmaläugig an.
Encio Valdez beobachtet seinen großen, sehnigen und schwarzhaarigen Freund mißtrauisch.
»Well«, beginnt Vince ernst, »wir sind, wie viele andere Burschen, in die Brasada gegangen, um Geld zu verdienen. Bis vor wenigen Wochen hat man für einen Stier sechs Dollar gezahlt, jetzt gibt es gerade noch vier oder drei. Für eine Höllenqual ist das nicht genug Geld. Dabei brauchen die Leute im Norden, wenn auch tausend Meilen von hier, Fleisch in Mengen. Also haben wir beschlossen, uns eine Wildstierherde zu sammeln und sie nach Norden zu treiben. Stimmt das?«
»Si«, sagt Valdez. »Ist aber weit – tausend Meilen, eh? Da läuft mein Pferd sich zwanzig Hufeisen ab.«
»Kann sein«, fährt Vince fort. »Unser Freund Monk hat dasselbe vor. Er kauft Vieh auf, dabei betrügt er alle Leute, bietet keinen vernünftigen Preis. Zudem kennt er die Strecke nach Norden nicht so gut wie ich. Kapiert? Weißt du, Bruder, wenn er nun eher mit seiner Herde auf den Trail geht oder ich gar nicht ziehen kann, dann werden die anderen kleinen Leute gezwungen sein, sich ihm anzuschließen. Begreifst du, was ich sagen will?«
»Jetzt ja. Du meinst also, er will dich ärgern und verhindern, daß du eine Herde nach Norden bringst? Jedenfalls will er eher aufbrechen. Jetzt verstehe ich, warum er das getan hat. Aber Beweise…«
»Die brauche ich nicht mehr. Mein alter Vater sagte immer: ›Ärgert dich jemand, dann geh hin und frage ihn, warum. Und will er es dir nicht sagen, dann halt ihm die Faust unter die Nase!‹ Well, Encio, mein Vater war ein kluger Mann!«
Er sucht seinen Hut, stülpt ihn auf, kommt dabei an die Beule und zuckt zusammen. Aber das hindert ihn nicht, seinen Revolver zu überprüfen und zu seinem Pferd zu gehen.
»U mama!« macht Valdez erschrocken. »Vince, mach keine Dummheiten! Du weißt, dieses schwarze Warzenschwein Monk hat ein gutes Dutzend Männer! Vince, sie schlagen dich tot!«
»Das glaube ich nicht. Unser Freund Monk wird sich sagen, daß wir alle Hände voll zu tun haben, um unsere in die Brasada gerannten Rinder wieder zu sammeln. Zudem ist er sicher, daß wir keinen Beweis haben. Also wird er sich verdammt sicher fühlen. Ich wette, er ist in der Stadt. Einer seiner Burschen hat ihm schon Nachricht von dem gelungenen Spaß hier gebracht, und der Lump reibt sich die Hände. Ich werde meine auch reiben, Encio, aber an seinem Gesicht. Begriffen?«
»Gerechter! Du bist verrückt!«
*
Pierce lehnt am Stall des Saloonhofes und blickt wieder einmal über die Mauer. Er wartet bereits drei Stunden auf Chaplin. Die beiden Fenster von dessen Office drüben liegen zur Straße hin. Chaplin ist deutlich zu erkennen, er hat seinen Platz hinter dem Schreibtisch verlassen und redet mit einem seiner Leute. Dann verschwindet der Mann. Chaplin steckt irgend etwas ein, geht zum Tisch und löscht die Lampe.
Es dauert keine drei Minuten, dann taucht er am Hoftor auf. Er blickt über die Straße, kann aber das Pferd von Pierce, das am Schuppen der Wagenbauerei steht, nicht sehen. Kaum hat Chaplin seinen Hof verlassen, als Cliff Ames zum Tor kommt und Chaplin folgt.
Vorsichtig ist der Hundesohn, denkt Vince. Ah, Ames geht bis zur Tür, blickt in den Saloon und ist beruhigt. Teufel, der Kerl geht nicht hinein. Er hat gesehen, daß keiner von uns da ist. Er bleibt draußen, und jetzt…
Vince duckt sich und weicht hinter den Stall zurück.
Chaplins Mann kommt in den Hof, geht zum Schuppen, blickt unter ihn und trottet dann zum Stall. Er macht die Tür auf und will nachsehen, ob nicht etwa Conrads, Valdez oder
Pierce ihre Pferde im Stall untergestellt haben.
Kaum sieht Vince, daß Ames im Stall Licht macht, als er auch schon um die Ecke huscht. Vince kommt geduckt auf die Tür zugeschlichen. Er geht durch den langen Gang und leuchtet in die Boxen hinein.
»Keiner hier«, hört Pierce ihn sagen. »Well, dann wird der Boß doch recht haben, die Narren müssen ihre Rinder suchen. Die sind bis nächste Woche beschäftigt!«
Als Ames auf der Türschwelle steht und schon die Hand nach der Klinke ausstreckt, wirft sich Pierce mit aller Macht gegen die schweren Türbohlen. Der Flügel saust herum, prallt gegen Ames’ Finger. Die Hand wird zurückgeschleudert. Ames bekommt die Tür an den Kopf und sieht Sterne. Er fliegt gegen den linken Türbalken, will sich halten, schafft es aber nicht und fällt auf Hände und Knie. Als er am Boden hockt und dumpfe Töne ausstößt, zieht Pierce die Tür zurück und läßt sie wieder nach vorn sausen.
Es gibt einen dumpfen Laut, als der Flügel erneut Ames gegen den Kopf prallt. Danach knirscht der Sand vor der Tür. Und als Pierce einen Schritt zur Seite macht, sieht er Ames platt am Boden liegen.
»Das war es, Narr«, sagt Vince grimmig.
Er bückt sich, zieht den Mann hoch, nimmt ihm den Revolver und das Messer und wirft beide Waffen in eine Box. Dann trägt er Ames zur großen Kiste. In der ist nur unten noch etwas Futter. Ames wird hochgewuchtet, poltert in die schwere Kiste, deren Deckel Pierce schließt und dann den Fallhaken über die Öse legt und ein Hufeisen dadurch schiebt.
*
Er verläßt den Stall, schließt die Tür fest und geht über den Hof. Kaum ist er an der Hintertür des Hauses und hat sie auf, als sich eine der Flurtüren öffnet. Verena Dobson kommt heraus, sieht Pierce groß an und fragt überrascht:
»Hallo, Vincy! Seit wann kommst du hinten herein?«
Sie ist eine schlanke schwarzhaarige Lady, die meergrüne Augen und all das hat, was einen Mann verwirren kann. Der Saloon ist ständig zum Wochenende gut besucht. Und es liegt sicher mehr an Dobsons Girl als an dem Alten, der sich auf Monk Chaplins Rat hin am Rindergeschäft beteiligte und dabei eine Menge Geld verlor, nachdem die Preise
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