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Das Silberne Dreieck und Der SOS-Scheck
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Das Silberne Dreieck und Der SOS-Scheck
eBook132 Seiten1 Stunde

Das Silberne Dreieck und Der SOS-Scheck

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Über dieses E-Book

Mit letzter Kraft musste Matthew Lowell ein Dreieck auf die angelaufene Scheibe eines Busses gemalt haben. War er auf dem Weg zum Silbernen Dreieck ermordet worden? Auch als Inspektor Dearborn vom Scotland Yard eine aufregend schöne Frau trifft, kommt er mit diesem vertrackten Fall nicht allein weiter. Vor allem deshalb nicht, weil ein höchst einflussreicher Herr seine Hände mit im Spiel hat. Zähneknirschend arbeitet der Inspektor fortan mit dem Silbernen Dreieck zusammen und bringt dadurch Leon Gonsalez in grösste Lebensgefahr.

Der zehnte Fall für Fans mysteriöser Krimis, von einem Meister der Spannung geschrieben und von Alex Barclay brandneu überarbeitet.
SpracheDeutsch
HerausgeberARAVAIPA
Erscheinungsdatum15. Feb. 2018
ISBN9783038649106
Das Silberne Dreieck und Der SOS-Scheck
Autor

Edgar Wallace

Edgar Wallace (1875-1932) was a London-born writer who rose to prominence during the early twentieth century. With a background in journalism, he excelled at crime fiction with a series of detective thrillers following characters J.G. Reeder and Detective Sgt. (Inspector) Elk. Wallace is known for his extensive literary work, which has been adapted across multiple mediums, including over 160 films. His most notable contribution to cinema was the novelization and early screenplay for 1933’s King Kong.

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    Buchvorschau

    Das Silberne Dreieck und Der SOS-Scheck - Edgar Wallace

    Traumreise

    1. Kapitel

    Schattenspiele

    An einem grauen, nebligen Herbstabend ist es leicht, auf düstere Gedanken zu kommen. Irgendetwas geht in einem vor, dachte Matthew Lowell. Plötzlich sinkt die Lebensfreude auf null und ohne erkennbaren Grund denkt man ans Sterben. Als lauerte der Tod bereits irgendwo in einer der einsamen, finsteren Gassen der Stadt, ein blasses Skelett mit einem Kapuzenmantel, bereit, seine knöcherne Krallenhand nach einem Menschen auszustrecken, der arglos seines Weges geht.

    Lowell fröstelte, als er im Schein einer Laterne stehenblieb. Es war fast elf Uhr in der Nacht. Er hatte sich in einem Kino am Leicester Square einen Science-Fiction-Film angesehen, von Menschen, die in einer künstlichen Welt lebten, weil die alte Welt verseucht worden war. In dieser künstlichen Welt gab es keinen Nebel. Es gab auch keine Nacht, weil diese ständig im Kunstlicht strahlte. Die Leute waren alle blass und sahen krank aus, aber sie fühlten sich anscheinend wohl, obwohl sie nie Regen auf ihren Gesichtern spürten und niemals irgendwo im hohen Gras liegen und zusehen konnten, wie die bunten Herbstblätter im Wind tanzten. Trotz des gleißenden Lichtes war es ein düsterer, kalter Film, und Lowell hoffte nur, dass die Zukunft anders sein würde, als sie sich der amerikanische Drehbuchautor ausgedacht hatte.

    Überhaupt, dachte er, wird in unserer Zeit viel zu viel darüber nachgedacht, wie die Menschheit in der nahen oder fernen Zukunft an ihre Grenzen kommt und die Welt langsam aber sicher kaputt geht. Dabei war der Krieg längst vorbei und ein neuer drohte vorerst noch nicht. Und den reichen Menschen in London ging es richtig gut, und auch der Mittelstand konnte nicht klagen, denn es gab in vielen Häusern bereits fließendes Wasser und Spülklosetts, und in einigen Stadtteilen war eine Müllabfuhr eingerichtet worden, so dass der Unrat aus den Häusern nicht mehr einfach auf die Hinterhöfe und Hintergassen geworfen werden musste, ein Paradies für Ratten und anderes Ungeziefer.

    Big Ben, unsichtbar im Nebel, schlug elfmal hintereinander. Die Glockenschläge drangen gedämpft durch das dunkle Grau, das die ganze Stadt wie eine alles erstickende Decke einhüllte. Vielleicht, so dachte Matthew Lowell, würde dieser Nebel mit den Jahren immer dichter werden, so dass London in ihm erstickte. Dann erst war die die Zeit für eine künstliche Welt wie die im Film gekommen, in der alles nicht mehr wirkliches Leben war, sondern nur noch ferngesteuerte Phantasie, laut, schreiend und bunt.

    Lowell dachte sich, dass er dann nicht mehr leben wollte. Er liebte die Welt so, wie sie war. Selbst mit dem Nebel und der drohenden Gefahr, die in dieser dunklen Nacht auf ihn lauern mochte. Er lächelte bei diesem Gedanken, weil er sich diese Gefahr eigentlich nur einredete. In Wirklichkeit würde er zur Wardour Street hinübergehen und dort in seinem Stammlokal ein Glas Ale trinken. Vielleicht auch zwei. Und dann würde er bei der Mableton Station den letzten Bus nehmen, der ihn, wie immer am Ende seines freien Tages, nach Hause bringen würde.

    Lowell steckte eine Zigarette zwischen seine Lippen und suchte in seinen Manteltaschen nach Streichhölzern. Er fand wieder einmal keine. Irgendwo musste er die letzte Schachtel liegengelassen haben. Er versuchte sich zu erinnern. In der Filmpause hatte er im Foyer eine Zigarette geraucht. Ein Mann, der neben ihm stand, hatte ihm Feuer gegeben. Mit einem dieser neuartigen Feuerzeuge. Vor dem Beginn des Filmes hatte er auch geraucht. Draußen, auf der Straße, wo er Schlange stehen musste. Hatte ihm nicht da schon jemand Feuer gegeben? Jemand, der mit ihm in der Schlange stand? Ein Mann. Derselbe Mann wie der in der Pause? Konnte gut sein. Lowell versuchte sich das Gesicht des Mannes vorzustellen, aber das gelang ihm nicht. Der Mann hatte kein Gesicht. Lowell schmunzelte bei diesem Gedanken. Ein Mann ohne Gesicht schlich im Nebel herum. Ein Mann mit einem Kapuzenmantel, der ein blankes Gerippe verbarg. Der Sensenmann.

    Matthew Lowell ging weiter, die Zigarette schief in seinem Mundwinkel. Sein eigener Schatten glitt vor ihm her über den nassen Asphalt, während er sich von der Straßenlaterne entfernte. Der Schatten wurde länger und länger, bis er schließlich zwischen glitzernden Pfützen zerfloss, weil er sich der nächsten Laterne näherte. Er drehte beim Gehen den Kopf, blickte hinter sich und sah, wie ihn jetzt sein Schatten verfolgte, wie er dunkler wurde, kürzer, die Konturen schärfer. Es war ein Spiel, über das er sich schon als Kind gewundert hatte, wenn er an der Hand seines Vaters im Licht der Gaslaternen nachts durch die Straßen ging. Und jetzt noch erfüllte es ihn mit dem seltsamen Gefühl, nicht allein zu sein. Der Schatten war bei ihm, wohin er auch ging. Der Schatten war immer da; im Licht der Sonne oder im Dunkel der Nacht. Aber auch im Nebel, wenn es schien, als gäbe es nichts mehr als das eigene Ich, den Pulsschlag im Kopf, die Schritte auf dem Pflaster, den Atemhauch vor dem Mund.

    Man könnte auch gute Filme machen! dachte Lowell. Filme, die keine Ängste erzeugten. Filme, in denen der Schatten ein Freund ist und der Tod ein Lächeln.

    Bei der nächsten Straßenlaterne kam er zu einer Bushaltestelle. Eine Bank stand dort, und auf der Bank saß ein alter Mann, der keinen Hut trug. Das silberne Haar glitzerte im Licht der Laterne. An der Haltestellentafel lehnte eine junge Frau, die Stiefel trug. Sie trug einen weiten Mantel, der wahrscheinlich kein echter Pelz war. Lowell dachte, dass weite Mäntel gar nicht mehr in Mode waren. Bei der jungen Frau, oder war es noch ein Mädchen, konnte man die Knie sehen.

    Er wollte erst um Feuer fragen, aber als die junge Frau den Kopf drehte und ihn anblickte, entschied er sich weiterzugehen. Sie sah blass aus, hübsch aber blass. Ein bisschen wächsern wie ein Mensch aus dem Film. Sie trug Ohrenringe, die ihm auffielen, weil sie glitzerten.

    Der alte Mann auf der Bank murmelte etwas, was Lowell nicht verstehen konnte. Er hatte eine Papiertüte vor sich auf den Knien und hielt sie mit beiden Händen fest. Es fiel Lowell auf, dass seine Wollhandschuhe keine Finger hatten. Und der Mantel war zerrissen.

    Die junge Frau drehte sich um die Stange herum, während Matthew Lowell vorbeiging. Er senkte den Kopf und hörte sie leise lachen. Er blickte sich nicht nach ihr um, ging weiter, als hätte er nichts gehört, als ginge ihn nichts etwas an.

    Der Schatten war bei ihm, kroch vor ihm holperig über den Bürgersteig, der hier aus Kopfsteinpflaster bestand, zeichnete ihn so deutlich, dass er sich selbst erkennen konnte. Aber der Schatten wurde langsam länger, verlor seine scharfen Konturen, zerfloss schließlich im Nichts. Lowell blickte sich erneut um und stellte überrascht fest, dass er allein war. Der Schatten war nicht hinter ihm. Die Laterne bei der Haltestelle schimmerte nur noch ganz schwach durch den Nebel. Und vor ihm war Finsternis.

    Matthew Lowell verhielt den Schritt. Sobald er stehenblieb, umfing ihn eine dumpfe, unwirkliche Stille. Er konnte nicht einmal sein eigenes Herz hören. Jetzt wünschte er, er hätte doch die junge Frau um Feuer gebeten. Er hätte zurückgehen können. Lächerlich, dachte er. Du würdest zurückgehen, weil du Angst hast, und nicht, weil du Feuer brauchst. Feuer kannst du überall kriegen.

    Manchmal redete er mit sich selbst, ohne es zu merken. Er war es gewohnt, mit sich selbst allein zu sein. Das brachte sein Beruf mit sich. Er war Diener. Erster Diener bei Mr. Ferdinand Storn. Und das bedeutete, dass er sich der Aufgabe verschrieben hatte, für Mr. Storn da zu sein und für niemanden sonst. Geheiratet hatte er nie. Mit Verwandten hatte er kaum Kontakt. Freunde kannte er keine, und während seiner freien Tage hütete er sich, Bekanntschaften zu machen, schon gar keine Frauenbekanntschaften, sonst hätte er womöglich die Frau um Feuer gebeten.

    Er ging unverzagt weiter. Was sollte ihm schon passieren. London war nicht mehr so wie vor und während des Krieges. Dieser Krieg hatte so viele Menschenleben gefordert, und er hatte dabei keinen Unterschied gemacht, zwischen gut oder böse, arm oder reich. Nur die ganz Reichen, die waren fast alle ungeschoren davon gekommen und hatten auch jetzt wieder alles im Griff.

    Der Nebel war hier so dicht, nur noch undeutlich konnte Lowell die Fassaden der Häuser erkennen. Altes Mauerwerk. Viktorianischer Stil. Dunkle Fensteröffnungen. Kaum irgendwo ein Licht.

    Lowell steckte beide Hände in die Manteltaschen und zog den Kopf zwischen die Schultern. Er ging etwas schneller. Ein Auto ratterte vorbei. Ganz langsam. Stinkender Rauch kam aus dem Auspuff. Die Sichtweite betrug nicht mehr als zwanzig Schritte. Der Nebel absorbierte das Scheinwerferlicht, verteilte es über seinem Grau, so dass es kaum mehr irgendetwas anderes berührte. Nicht einmal mehr die Fassaden der Häuser waren zu sehen, bis das Auto vorbei gefahren war.

    Matthew Lowell kam zu einer Seitengasse, die sich jäh neben ihm öffnete, schwarz, schmal, mit einem dünnen, glitzernden Rinnsal, das in den Ritzen zwischen den Pflastersteinen versickerte. Ein Hund stand im Dunkeln. Er konnte erst nur die Augen sehen, dann die Umrisse eines hageren Körpers, geduckt und bereit davonzulaufen. Etwas weiter erschreckte ihn die Stimme eines Mannes, der im Dunkeln stand. Für einen Moment überfiel ihn das Gefühl, als würde das Blut in seinen Adern gefrieren. Er konnte den Mann nicht sehen, aber er spürte seine unmittelbare Nähe.

    »Feuer?«, fragte die

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