Harzer Persönlichkeiten: Lebensbilder
Von Bernd Sternal
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Über dieses E-Book
Die Lebensbilder werden durch 14 farbige und 84 schwarz-weiße zeitgenössische Abbildungen und Fotos ergänzt.
Bernd Sternal
Bernd Sternal geboren 1956 in Gernrode/Harz. Bernd Sternal hat schon einiges in seinem Leben gemacht: Er ist Dipl.-Ingenieur, war als Manager, Geschäftsführer, Unternehmer, Unternehmensberater tätig, ist im Besitz zahlreicher Patente und anderer gewerblicher Schutzrechte. Mit dem Schreiben begann er im Jahr 2005, indem er für das von ihm betriebene Harzer Tourismusportal https://www.harz-urlaub.de redaktionelle Beiträge verfasste. Das Schreiben hatte ihn schnell infiziert. Im Jahr 2010 gründete er den Verlag Sternal Media, in dem er auch seine eigenen Publikationen herausgibt. Schwerpunkt-Themen von Bernd Sternal sind geschichtlicher, technischer, naturwissenschaftlicher, touristischer sowie gesellschaftskritischer Art.
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Buchvorschau
Harzer Persönlichkeiten - Bernd Sternal
Inhalt
Wilhelm August Julius Albert (1787 - 1846)
– der Erfinder des Drahtseils
Karl Blossfeldt (1865 - 1932)
– der Pionier der Pflanzenfotografie
Hermann Bruno Otto Blumenau (1819 - 1899)
– der Gründer der brasilianischen Stadt Blumenau
Friedrich Adolph Roemer (1809 - 1869)
– der Entdecker des Kellwasser-Aussterbeereignisses
Gustav Adolf Spengler (1869 - 1961)
– ein großer Heimatforscher
Johann August Röbling (1806 - 1869)
– der geniale Brückenbauer
Dorothea Christiane Erxleben (1715 - 1762)
– die erste promovierte deutsche Ärztin
Wilhelm Schmidt (1858 - 1924)
– der Heißdampfspezialist
Georg Heinrich (1804 - 1879) & Elisabeth Concordia (1809 - 1878) Crola
– ein außergewöhnliches Maler-Ehepaar
Emil Mechau (1882 - 1945)
– der Film- und Fernsehpionier
Martin Heinrich Klaproth (1743 - 1817)
– der Uran-Entdecker
Roswita von Gandersheim (geboren um 930 - 940)
– die erste deutsche Schriftstellerin
Gottfried August Bürger (1747 - 1794)
– der Autor von Münchhausens Abenteuer
Carl Friedrich Christian Mohs (1773 - 1839)
– der Entwickler der Mohs-Härteskala
Georg Christian Konrad Hunaeus (1802 - 1882)
– der Erdöl-Pionier
Albert Friedrich Emil Niemann (1834 - 1861)
– der Kokain-Entdecker
Claire von Glümer (1825 - 1906)
– die Pionierin der Schriftstellerei
Heinrich Engelhard Steinweg (1797 - 1871)
– der geniale Piano-Bauer
Karl Heinrich Adolf Ledebur (1837 - 1906)
– der Ledeburit-Entdecker
Friedrich August Christian Wilhelm Wolf (1759 - 1824)
– der Profilierer der Altertumswissenschaften
Christian Friedrich Gille (1805 - 1899)
– der deutsche Corot
Johannes Thal (1542 - 1583)
– der Vater der Floristik
Andreas Werckmeister (1645 - 1706)
– der Pionier der Musiktheorie
Friedrich Reese (1791 - 1871)
– erster deutscher katholischer Bischof in den USA
Robert Koldewey (1855 - 1925)
– der Begründer der modernen archäologischen Bauforschung
Literaturnachweis
Bildnachweis
Wilhelm August Julius Albert (1787 - 1846)
– der Erfinder des Drahtseils
Mehrere Jahrhunderte lang war der Bergbau Haupterwerb im Oberharz. Insbesondere die verschiedensten Erze wurden hier gewonnen und brachten den Oberharzer Orten Arbeit und Wohlstand. Aber die Erzvorkommen wurden weniger, die Schächte mussten immer tiefer ins Gebirge getrieben werden. Das verursachte Kosten, die den Bergbau in der Harzregion unwirtschaftlich machten. Ein wichtiger Kostenfaktor in der Zeit um 1800 waren Seile. Sie mussten vielfältig im Bergbau eingesetzt werden. Jahrhundertelang waren diese Seile zunächst aus Hanf, die später durch Kettenseile abgelöst wurden. Die Hanfseile unterlagen einem enormen Verschleiß, die Kettenseile waren verschleißfester, hatten aber ein riesiges Gewicht. So war das Gewicht eines Kettenseiles von 400 m Länge fünfmal so groß wie das einer mit Erz gefüllten Lore.
Eine technische Lösung, die das Gewicht des Hanfseils und die Tragfähigkeit und Verschleißfestigkeit des Kettenseils vereinte, wäre für den Harzer Bergbau und den Bergbau allgemein eine revolutionäre Lösung gewesen.
Dem Oberbergrat Julius Albert gelang es gemeinsam mit dem Bergschmied Mummenthey nach vielen Versuchen, Experimenten und Berechnungen das erste Drahtseil aus Eisen herzustellen. Aus drei Litzen zu je vier Drähten drehten die beiden Erfinder ein Seil, das sechsmal mehr Tragkraft hatte als ein Hanfseil und viermal mehr als ein Kettenseil, welches zudem achtmal schwerer war als das Drahtseil. Das war im Jahr 1834. Heute werden die Albertschen Drahtseile weltweit in allen denkbaren Branchen eingesetzt.
Im Vorfeld dieser Entwicklung stellte Albert umfangreiche Belastungsforschungen an, wozu er eine Testmaschine konstruierte und baute. Er fand heraus, dass neben der Last vor allem die Häufigkeit der Beanspruchung für die Materialermüdung maßgebend ist. Mit Albert begann die systematische Erforschung der Schwingfestigkeit noch vor August Wöhler, nach dem der Wöhlerversuch, ein Versuch zur Ermittlung der Dauerschwingfestigkeit, benannt wurde.
Wilhelm August Julius Albert, hannoveraner Berghauptmann und Erfinder des Drahtseils
Zeichnung: Unbekannter Künstler aus dem 19. Jahrhundert
Der Erfinder Wilhelm August Julius Albert stammte aus Hannover, wo er am 24. Januar 1787 geboren wurde. Sein Vater war Bürgermeister in der Neustadt von Hannover. Nach der Schule begann Albert an der Universität Göttingen Rechtswissenschaften zu studieren, wechselte dann jedoch in das Bergfach über. Nach Abschluss seines Studiums im Jahr 1806 erhielt Albert seine erste Anstellung als Auditor bei den Berg- und Forstämtern der Harzer Bergstädte Clausthal und Zellerfeld. Schnell machte er Karriere und war ab 1808 als Bergschreiber tätig.
1809 berief ihn der von Napoleon eingesetzte Bergbau-Generalinspekteur, Ingenieur Antoine-Marie Héron de Villefosse, zum Ingenieur en Chef und Divisions-Secretär bei der Harz-Division. Zusammen mit Villefosse erarbeitete Albert die Beschreibung über den Mineralienreichtum des bergmännischen Harzes. 1814 wurde er zum Zehntner in Clausthal ernannt, was einer Art Finanzbeamten des Landesherrn für den Bergbau entsprach. 1817 erhielt Albert den Titel eines Bergrates verliehen und wurde zudem Expedient der Berghauptmannschaft. In dieser Position war er für den Absatz der Bergbauprodukte zuständig. Ab 1821 oblag ihm auch die Administration der Münze in Clausthal; 1825 wurde er Oberbergrat. Nach dem Tode von Friedrich Otto Burchard von Reden wurde Albert 1836 dessen Nachfolger als hannoveraner Berghauptmann und leitete damit das Berg-, Hütten- und Forstwesen im welfischen Teil des Harzes. 1841 wurde er zum außerordentlichen Mitglied des Staatsrates im Königreich Hannover berufen.
Albert war ein großer Förderer und Initiator, insbesondere für die Berg- und Forstschule in Clausthal, sowie des Knappschaftswesens im Oberharz. Unter einer Bergknappschaft wird ein organisatorischer Zusammenschluss in einem Bergwerk oder in einem Revier verstanden, der die Arbeitnehmerinteressen vertritt. Zudem war eine neue Feuerordnung auf Alberts Wirken zurück zu führen. Gemeinsam mit Berghauptmann von Reden beauftragte er den Berggeschworenen Georg Ludwig Dörell, eine neue Fahrkunst zu bauen und im Spiegelthaler-Richtschacht zu erproben. Diese Bergbau-Innovation basierte auf einem Modell des Kunstjungen Lichtenberg und wurde ein großer Erfolg, der den Bergbau revolutionierte und bald europaweit Furore machte.
In der Nacht vom 15. bis 16. September 1844 wurde Clausthal durch eine Feuersbrunst heimgesucht. Albert wirkte in dieser Nacht persönlich bei der Bekämpfung des Feuers mit und erlitt wegen Überanstrengung einen gesundheitlichen Zusammenbruch. 22 Monate später, am 4. Juli 1846 verstarb er. Die Beisetzungsfeier erfolgte unter Anteilnahme der Oberharzer Bevölkerung in einem Festumzug mit Fackelträgern und den Würdenträgern der Stadt. Etwa 500 Bergleute mit Grubenlichtern, darüber hinaus Wald- und Hüttenarbeiter mit Fackeln standen dabei Spalier.
Alberts Grabstätte auf dem Alten Friedhof in Clausthal wurde 1934 im Zuge der 100-Jahr-Feier zur Erfindung des Drahtseils zu einem kleinen Mausoleum umgestaltet. In Clausthal-Zellerfeld trägt die „Oberbergrat-Albert-Schule" seinen Namen. Wilhelm August Julius Albert ging durch seine Leistungen und Erfindungen in die Technikgeschichte ein.
Karl Blossfeldt (1865 - 1932)
– der Pionier der Pflanzenfotografie
1822 gelang dem französischen Advokaten Joseph Nicéphore Niépce erstmals das Anfertigen einer lichtbeständigen Kupferstichkopie auf einer Glasplatte. J.N. Niépce gilt seitdem als Erfinder der Fotografie. 1826 nimmt er das älteste erhaltene Bild, Heliografie genannt, auf einer asphaltbeschichteten Zinnplatte auf, was eine Belichtungszeit von acht Stunden erforderlich machte. Erste praxistaugliche Verfahren wurden dann bis 1888 entwickelt und mit Fertigung der Kodak Nr.1 begann die Industrialisierung der Fotografie.
In diese Zeit fiel auch der Beginn der fotografischen Leidenschaft des Karl Blossfeldt. Geboren am 13. Juni 1865 in Schielo, besuchte er zunächst die Grund- und Realschule in Harzgerode. Seine Eltern waren einfache Leute, Vater August war Gemeindediener und bewirtschaftete zusammen mit seiner Frau einen kleinen Hof in Schielo. Von klein an hatte Karl einen engen Kontakt zur Natur, und wenn er nicht auf dem Hof helfen musste, so streifte er durch die Wälder und Wiesen des Unterharzes. Dieser unmittelbare Kontakt zur Natur, sein Interesse an ihr sowie seine Beobachtungen, können als Grundlage für sein späteres künstlerisches Schaffen angesehen werden. Zudem übernahm Karl schon als Kind die Leidenschaft zur Musik von seinem Vater, der Dorfkapellmeister war. 1869 wurde Karls Bruder Otto geboren. Nach Erwerb der mittleren Reife absolvierte Blossfeldt von 1881 - 83 eine Lehre als Bildhauer und Modelleur in der Anhaltischen Kunstgießerei Mägdesprung. Schon während seiner handwerklichen Ausbildung, die Grundlage für seinen weiteren Berufsweg war, nutzte er die Fototechnik für Vorlagen von Verzierungen.
Neunzehnjährig erhielt