Eine Fotoreise rund um Afrika 1911: Tourismus und Kolonialismus
Von Elke Krüger und Lars Frühsorge
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Über dieses E-Book
unternahm die Familie Duderstadt aus Lübeck eine Reise rund
um Afrika. Größere Etappen bewältigten sie mit den
Postdampfern der Deutschen Ost-Afrika-Linie. Dort genossen
sie alle Annehmlichkeiten einer Kreuzfahrt. Auch an Land
reisten sie, stets adrett gekleidet, mal mit den neuesten Autos
und Eisenbahnlinien, mal im Einbaum oder auf dem Rücken
eines Esels zu Zielen wie den Slums von Windhuk, den
Victoriafällen, nach Sansibar oder zu den Pyramiden von Gizeh.
Von ihrer Reise brachten sie 100 Objekte und 833 Fotografien
mit nach Lübeck, die sie 1960 der Völkerkundesammlung
vermachten. Dieser noch nie gezeigte Bilderschatz eröffnet
amüsante bis bizarre Einblicke in die luxuriöse Lebenswelt
früher Tourist:innen. Die Fotos zeigen die Naturschönheit und
die kulturelle Vielfalt Afrikas ebenso, wie die vermeintlichen
Errungenschaften der Kolonialherren. Aber auch der
beginnende Raubbau an der Natur und die Unterdrückung der
Einheimischen deuten sich in einigen Bildern an. Unübersehbar
sind die Ähnlichkeiten zwischen diesen alten Aufnahmen und
den Bildern heutiger Reiseblogs. So soll diese Publikation dazu
anregen, über das Verhältnis von Tourismus und Kolonialismus
nachzudenken und die heutigen Afrikabilder in unseren Köpfen
auf "koloniale Filterblasen" hin kritisch zu hinterfragen.
Elke Krüger
Elke Krüger verwaltet das Fotoarchiv der Hansestadt Lübeck und arbeitet seit 1995 in der Völkerkundesammlung. Sie fotografiert selbst gerne auf Reisen Land und Leute.
Ähnlich wie Eine Fotoreise rund um Afrika 1911
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Rezensionen für Eine Fotoreise rund um Afrika 1911
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Buchvorschau
Eine Fotoreise rund um Afrika 1911 - Elke Krüger
Route der Afrikareise von Familie Duderstadt 1911
Inhalt
Einleitung
Biografisches
Reiseroute
Sammlung
Waffen
Kleidung und Schmuck
Gebrauchsgegenstände
Naturalien
Kunsthandwerk
Die koloniale Filterblase
Katalog der Fotografien und Postkarten
Belgien, England und Kanaren
Namibia
Südafrika und Simbabwe
Mosambik, Tansania und Sansibar
Kenia und Uganda
Ägypten
Italien und Frankreich
Index
Personen
Orte, Bauten und Denkmäler, Unternehmen und Verkehrsmittel
Quellen und Literatur
Einleitung
Im Jahr 1911, auf dem Höhepunkt der europäischen Kolonialzeit, unternahmen der in Lübeck wohnhafte Eugen Duderstadt, seine Frau Johanna und ihr Sohn Walter eine mehrmonatige Reise rund um Afrika. Neben 100 Objekten brachte die Familie mehr als 800 Fotografien mit nach Hause. Teilweise handelt es sich um vor Ort erworbene Abzüge und Postkarten, um Studiofotografien und Aufnahmen anderer Mitreisender.¹ Die Mehrzahl der Aufnahmen wurde jedoch von den Duderstadts selbst gemacht.
1960 gelangten die Bilder und Objekte als Schenkung in die Völkerkundesammlung der Hansestadt Lübeck. Es handelt sich um insgesamt 823 heute noch erhaltene Fotografien, teils einzeln, teils in Gruppen auf Pappen aufgeklebt und beschriftet, wodurch die z. T. gedruckten und handschriftlichen Texte auf den Rückseiten verdeckt wurden. Einige Fotografien und Postkarten sind beschnitten und daher nicht mehr vollständig erhalten. Die Pappen waren offenbar niemals zu einem Album gebunden, sind aber fortlaufend von 2 bis 355 nummeriert, was darauf hindeutet, dass ein ursprünglich vorhandenes Deckblatt fehlt. Anhand dieser Seitenzahlen lässt sich feststellen, dass nicht nur einzelne Fotos auf einigen Seiten, sondern auch komplette Pappen fehlen. Auf eine bewusste Entfernung allzu persönlicher oder inzwischen als anstößig empfundener Bilder vor der Übergabe an das Museum deutet in den vorhandenen Bildunterschriften allerdings nichts hin.
Die Aufnahmen eröffnen uns teils amüsante, teils verstörende Einblicke in die luxuriöse Lebenswelt europäischer Reisender jener Epoche, die in einem scharfen Kontrast zu dem ausbeuterischen System des Kolonialismus steht. In erster Linie zeigen die Bilder die Schönheit der Natur und die kulturelle Vielfalt Afrikas, wie sie auch in den Alben heutiger Reisender zu erwarten wäre. Auffällig häufig werden aber auch europäische Bauten, Denkmäler und moderne Transportmittel, wie Automobile und Eisenbahnen, gezeigt. Diese Aufnahmen sollten zweifellos die vermeintlichen Errungenschaften der Kolonialherren in ihrem Bemühen um eine „Zivilisierung" Afrikas zeigen und sind somit als ein Teil der kolonialen Herrschaftslegitimation zu verstehen. Für heutige kritische Betrachter:innen sind auf einigen Bildern aber auch der beginnende Raubbau an der Natur und die Unterdrückung der Einheimischen deutlich erkennbar. Indizien, wie z.B. Schattenwürfe und Spiegelungen, auf einigen Fotografien weisen darauf hin, dass neben den Männern auch Johanna Duderstadt bisweilen die Kamera bediente. Die Bilder repräsentieren also anteilig einen selten dokumentierten, weiblichen kolonialen Blick.
Nicht minder bemerkenswert sind die z. T. sorgfältig arrangierten Selbstinszenierungen der Reisenden, die den „Selfies" heutiger Reiseblogger:innen im Internet in Nichts nachstehen. So mag diese historische Bildersammlung auch dazu anregen, über die Kontinuität von eurozentristischen Sichtreisen und kolonialen Afrikabildern in unserer heutigen Wahrnehmung nachzudenken.
Nachdem bisher nur einzelne Abbildungen dieser Fotodokumentation in Ausstellungen der Völkerkundesammlung zu sehen waren, bieten wir in diesem Band mit 216 Fotografien erstmalig einen umfassenderen Einblick in diesen Bestand. Ausschlaggebend für die Auswahl war der historische und ethnographische Wert der Bilder sowie deren Schärfe und Erhaltungszustand.
Der Schwerpunkt wurde auf Darstellungen von ethnologischem und kolonialhistorischem Interesse gelegt sowie wenig bekannte Orte und Personen, die für zukünftige Forschungsprojekte von Interesse sind. Entbehrlicher erschienen uns Tier- und Naturaufnahmen, etwa direkt aus der Ugandabahn, oder den Victoriafällen sowie Postkarten und andere Ansichten vielfach fotografierter Metropolen wie Kapstadt oder Kairo. Generell wurde der umfangreiche Bestand an Postkarten und eigenen Aufnahmen aus Ägypten angesichts zahlreicher bereits publizierter Vergleichsbilder aus derselben Zeit nur sehr zurückhaltend verwendet, um lediglich die Stationen und Interessensgebiete der Reisenden wiederzugeben. Wir haben uns bei der