Unterm Fluss
()
Über dieses E-Book
Von der Holocaust -Gedenkstätte in Jerusalem bis zu einer zeitlosen und deshalb zeitnahen Adaption des Buches Ruth aus dem Alten Testament, über Fragen nach der Zeit als Dimension und solchen nach vermeintlich alltäglichen Begebenheiten bis zu Bewusstseinsspaltungen, erzählt der Autor in einer besonderen Sprache. Den Mittelteil des Buches nimmt der Zyklus "Schweriner Elegien" ein. Rosenstein reflektiert darin einen kleinen Ort in Brandenburg und was einem beim Blick auf und in das Wasser in den Sinn kommen kann. Die anschließenden Gedichte, tiefsinnig oder ironisch oder auch beides, hat der Autor selbst ausgewählt.
Einige Zeichnungen hat die Dresdner Malerin Agnes Kober für den Band geschaffen und zugeordnet. Der aufgeschlossene Leser mag sich fragen, ob die Zeichnungen zu den Texten oder die Texte zu den Zeichnungen geschaffen worden sind. Letztlich aber ist das eine ebenso unnötige Frage, wie die nach einem weißen Hund mit schwarzen Flecken oder einem schwarzen Hund mit weißen Flecken; der Leser wird sich erinnern.
Ephraim Rosenstein ist etwa 1940, vermutlich in Berlin geboren. Er hat als Heizer, Tischler, Schuhmacher, Mechaniker gearbeitet und daneben immer geschrieben. Er ist Absolvent des Literaturinstitutes "Johannes R. Becher" in Leipzig (1979 - 1982) und lebt im Allgäu.
Bei mehreren Dokumentarfilmen hat er die Kamera und Regie geführt (Der YouTube-Kanal "Ephraim2710" zeigt eine Auswahl).
"Unterm Fluss" liegt auch als eBook vor.
Ähnlich wie Unterm Fluss
Ähnliche E-Books
Question Authority III Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKrieg: Ein Weg der Wahrheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Petrus-Verschwörung: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMax Eyth: Gesammelte Werke: Der Kampf um die Cheopspyramide, Im Strom unserer Zeit, Mönch und Landsknecht… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesammelte Werke: Romane, Erzählungen, Gedichte & Memoiren: Der Kampf um die Cheopspyramide, Im Strom unserer Zeit, Mönch und Landsknecht… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Muschelbrüder: Historischer Pilgerroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuguste Rodin: Mit 96 Vollbildern Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBallade am Strom: Historischer Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBallade am Strom: Historischer Roman: Die Zeit der Napoleonische Kriege Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWeihnacht: Reiseerzählung, Band 24 der Gesammelten Werke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMarie Verwahnen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Tanzrad oder Die Lust und Mühe eines Daseins Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatgedanken: Eine lyrische Reise durch mein Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWinnetous Erben: Reiseerzählung, Band 33 der Gesammelten Werke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Rückkehr des Kirby Halbmond Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAbdias Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBlumen der Hölle Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKarin Brandts Traum (Historischer Roman): Familiensaga Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWaldheimat Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDamals - und die Hoffnung starb zuletzt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAm Tor der alten Heimat: Erschöpft und verwundet Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWhat light there is: Über die Schönheit des Moments Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJahreszeiten: Ostsee-Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie schönsten Sagen aus unserem Quedlinburg: Vom Vogelsteller Heinrich bis zum Großen Fritz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie schwarzen Brüder. III. (of 3) Eine abentheuerliche Geschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKA – Das Reich der Krähen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Lügenmeister Teil 3: Die Flammenstadt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenArdistan und Dschinnistan Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Leuchten von Morgen: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKäthi, die Grossmutter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Kurzgeschichten für Sie
Ausgewählte humoristische Erzählungen von Mark Twain Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSex-Geschichten: Komm und nimm mich: Erotik-Geschichten ab 18 unzensiert deutsch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLesbische und erotische Sex-Geschichten: Sex und Erotik unter Frauen ab 18 Jahren unzensiert deutsch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJust Porno!: Erotik-Geschichten ab 18 unzensiert deutsch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSexgeschichte: Die sexuellen Fanatsien von aufgeschlossenen Frauen: Erotische-Geschichten ab 18 unzensiert deutsch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSex ohne Reue - Erotische Geschichten: Sexgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch will dich - Erotische Kurzgeschichten ab 18 Jahren: Tabu: Sexgesichten Bewertung: 1 von 5 Sternen1/5Heiße Sexgeschichten: Intime Beichten: Sex und Erotik ab 18 Jahre Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParkplatz Sex-Geschichten: Erotik-Geschichten ab 18 unzensiert deutsch erotische Geschichten Bewertung: 5 von 5 Sternen5/510 Böse, schmutzige und versaute Sexgeschichten: Harte erotische Geschichten und vulgäre Erotikgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSex und Erotik in all ihrer Vielfalt - Teil 14 - 10 Sexgeschichten: Vulgärer Erotikroman für Sie und Ihn Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErotische Kurzgeschichten - Sex ab 18: Harte Erotik für Erwachsene Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Sex und Erotik in all ihrer Vielfalt - Teil 22 - 10 Sexgeschichten: Vulgärer Erotikroman für Sie und Ihn Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeiße Sexgeschichten: Sex und Lust: Erotik-Geschichten ab 18 unzensiert deutsch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPetersburger Novellen: Die Erzählungen des verfremdeter: Die Nase + Das Porträt + Der Mantel + Der Newskij-Prospekt + Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErotikroman - Mehr Hart als Zart... Teil 17: 10 erotische Geschichten für Erwachsene ab 18 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSex und Erotik in all ihrer Vielfalt - Teil 10 - 10 Sexgeschichten: Vulgäre und erotische Kurzgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBrennendes Geheimnis Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Reisebilder: Vollständige Ausgabe. nexx classics – WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTypisch Deutsch: Geschichte zum Nachdenken Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBest of Unsinn Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Sexgeschichten: Unzüchtiges Treiben im Mädchen Internat: Die ersten erotischen Sexabenteuer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVirginia Woolf: Ihre sechs besten Kurzgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen9 Novellen: Michael Kohlhaas + Die Marquise von O... + Das Erdbeben in Chili + Geistererscheinung und mehr: Michael Kohlhaas + Die Marquise von O... + Das Erdbeben in Chili + Die Verlobung in St. Domingo + Das Bettelweib von Locarno + Der Findling + Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik (Eine Legende) + Geistererscheinung + Der Zweikampf Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEwiger Atem: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schrecken der deutschen Sprache: Humoristische Reiseerzählung Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5
Rezensionen für Unterm Fluss
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Unterm Fluss - Ephraim Rosenstein
Der Dichter ist nicht das Gewissen
der Nation, sondern ihr Schmerz.
Max Walter Schulz
Erzählungen:
Einen Namen
Yad Vashem
Ruth
Boas
Der Ursprung
Schleier
Unterm Fluss
Der Berg
Ein Hund namens Herr
Die Wand
Die Beichte
Lebenszeit
Erwachen
Die Andere
Das Weihnachtsessen
Das fehlt noch
Déjà-vu
Der Schuss
Ich will ihnen in meinem Hause und in meinen Mauern einen Namen geben, besser denn Söhne und Töchter; einen ewigen Namen will ich ihnen geben, der nicht vergehen soll.
Jesaja 56; 5
Einen Namen
An einem warmen Tag, zur Weihnacht, auf dem Herzelberg, einer der sieben Erhebungen zwischen denen Jerusalem liegt. Hier liegt „Yad vashem, die Gedenkstätte für die jüdischen Opfer des Naziterrors. „Yad vashem
ist das hebräische des Propheten Jesaja: „Einen Namen geben".
Hier hat der Ausspruch eine neue Bedeutung; eine, die in ihrer Ungeheuerlichkeit selbst die Autoren der Heilige Schriften nicht erdacht haben konnten. Niemand kann ihnen ihren Namen geben, niemand kann ihrer gedenken indem er sie beim Namen nennt. Von vielen ahnt man nur, weil menschliche Überreste in den Lagern Rückschlüsse auf Zahlen zuließen und die sind weit größer als jene, die in den mit vermeintlicher Gründlichkeit geführten Journalen zu finden sind. So muss die Namenlosigkeit zum Gedenken werden, denn es ist niemand da, sich zu erinnern. Es bleibt nur Stille, der Versuch, jenes Vergangene in erträglichem Maß empfindbar zu machen.
Seit man weiß, dass Denken nicht allein an Worte gebunden ist, sondern auch und viel eher an Gefühle und Empfindungen, lässt sich denken, auch jenen Namenlosen einen Namen geben zu können, der freilich schwer als Wort zu fassen ist. Dennoch kann so ein yad vashem beitragen, die vielen nicht dem Abgrund jenseits der Geschichte anheimfallen zu lassen. Und schließlich gelingt es vielleicht auch, ihnen ein Stückchen unser selbst über unsere Anteilnahme zu übereignen, so wie sie uns den Namen einer Empfindung übereigneten.
Ich aber lebe.
Ich betrete das „children memorial".
Von außen scheint es als ein halb in die Erde gebauter Betonbunker, doch ich weiß, wo ich bin. Sogar die Abdrücke der Holzverschalung kann man sehen. Ein breiter, gepflasterter Weg führt abwärts, und bald nimmt die Böschung jede andere Sicht als die auf ein zweiflügliges, schweres bronzenes Tor.
Ich gehe hindurch und stehe geblendet im Dunkeln. Von ferne höre ich leises Gemurmel.
Ein kühler Lufthauch weht mich an.
‚Wie aus einem Grab‘, denke ich, da lässt mich eine leichte Berührung erschauern, aber es ist nur ein Helfer, der meine Hand nimmt. Ich lasse es geschehen und fühle einen metallenen Handlauf. So geleitet, gehe ich einen abschüssigen Gang hinab. Das Gemurmel in der Ferne wird lauter. Dann eine Biegung und plötzlich schwebe ich. Zwar stehe ich, aber wo? Flackernde Sterne hüllen mich in ein unbekanntes Universum, das mich abhebt von der Erde.
Wohin kann mich das Schweben führen? Keine Angst verspüre ich, nur Verwunderung über das Unfassbare; eben noch war ich in einer bedrückend wirklichen Welt und nun? Indem ich mich dies frage, kommen Erinnerungen und Empfindungen und nun bekommt auch das Schweben einen angemessenen Sinn. Ich weiß wieder wo ich bin und erkenne zugleich, dass alle Sterne dem Licht von fünf kunstvoll zwischen Glasscheiben aufgestellten Kerzen entstammen. Wieder und wieder spiegeln die ihr Licht, bis es in einer unendlichen Ferne allmählich vergeht.
Mir fällt das Märchen ein, in dem ein Mann vom Tod gerufen wird, aber nicht sterben will: „Nimm doch einen andern", rät er bittend. Da führt ihn der Tod in einen Raum mit unzähligen Kerzen. Es sind die Lebenslichter der Menschen. Manche brennen hoch und hell, andere sind dem Verlöschen nahe. Der Tod weist auf eine Kerze, die eben noch zaghaft flackert: Es ist des Mannes Lebenslicht und der Tod bietet an, es auf ein beliebiges anderes zu setzen. Freilich muss dann ein anderer sterben.
Die Entscheidung kann der Mann nicht treffen und stirbt. - Er tut es freiwillig.
Ich aber lebe.
Jetzt erst wird mir jene ferne Stimme bewusst. Sie nennt in ununterbrochener Folge Namen, Alter, Stadt, einen Namen, ein Alter, eine Stadt, einen Namen, ein Alter, eine Stadt. Von einem Tonband werden sie genannt und man sagt mir später, das Band müsste ununterbrochen drei Jahre lang laufen, um alle Namen zu nennen. Dabei weiß man längst nicht alle Namen jener Kinder, die in den Lagern umkamen.
Einen Namen, ein Alter, eine Stadt, - plötzlich schreckt es mich auf: Wie nun, wenn durch irgendeinen Zufall, eine Fügung grausamen Schicksals, dass mir das Leben geschenkt hat, auch mein Name hier genannt wird?
Ich werde es nie erfahren.
Aber, - ich lebe.
Ich lebe?
Vorweihnacht in der vielfach geschundenen Stadt Dresden.
Wir gehen in ein Kaufhaus. Vor dem Eingang sitzt, mit untergeschlagenen Beinen, ein Mann und hält ein Schild in den Händen, eigentlich nur ein Stück brauner Pappe, auf dem er kundtut, Hunger zu haben. Vor sich auf dem Boden steht eine kleine Büchse mit wenigen Münzen. Wir gehen vorbei. Hinter den sich automatisch öffnenden Türen empfängt uns Weihnachtsmusik und mäßiges Treiben derer, die bisher noch nicht beisammen haben, was sie zum Weihnachtsfest zu benötigen glauben. Nach einer Stunde müssen wir den Einkauf abbrechen; mehr können wir nicht tragen und der Weg zum Auto ist weit. Auf dem Rückweg durch die Etagen kommen wir an einer Weihnachtskrippe vorbei und ich denke: ‚Ach ja, das war ja der Anlass‘.
Die automatischen Türen schließen sich hinter uns und der milde Winter ist um uns. Der Mann mit dem Schild sitzt immer noch da - aber er sitzt nicht auf untergeschlagenen Beinen; er hat keine.
Unsere Weihnachtseinkäufe wiegen schwer.
Der Mann hat immernoch nur wenige Münzen in seiner Büchse. Früher, hätten die zumindest für etliche Brötchen, also eine Mahlzeit gereicht, nun aber ... - Freilich, hätte er früher hier auch weder sitzen können noch müssen oder dürfen - vielleicht. Aber wir schicken uns an, ein Fest zu begehen, dass die Geburt eines Mannes zu sein hat, der sagte oder dem man in den Mund gelegt hat: „Liebe deinen Nächsten, wie Dich selbst!"
Welchen Namen werden wir uns geben? Welchen können wir tragen und - mit Würde? „Ich will ihnen in meinem