Spitzbubenaffären: Ein Advents Kurzkrimi aus dem Oberbaselbiet
Von Ralf Weber
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Über dieses E-Book
Ralf Weber
Ralf Weber wurde 1969 im Kanton Baselland geboren. Nach seiner Schulzeit und einer technischen Ausbildung verbrachte er mehrere Monate in den USA und absolvierte anschließend diverse Weiterbildungen im technischen Bereich sowie in mehreren Fremdsprachen. Heute ist Ralf Weber Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitglied einer technischen Firma. Seine Freizeit verbringt Ralf Weber gerne mit seiner Familie, mit Sport, Lesen und Schreiben, mit Fremdsprachen und der Aviatik. Das Schreiben von Romanen und Gedichten fasziniert ihn seit seiner Jugend. In der Natur, speziell in den Bergen beim Wintersport, lässt er sich gerne von neuen Ideen inspirieren. Ralf Weber lebt in der Nordwestschweiz. Bisher erschienen im Gmeiner-Verlag: Engelsfall (2016), Gipfelblut (2017)
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Spitzbubenaffären - Ralf Weber
28
1
Samstag, 9. Dezember 2017
Der Sturm vom Vorabend hatte sich in der Nacht gelegt und einer Kaltfront den Weg gebahnt. Es hatte den ganzen Herbst immer wieder Stürme gegeben und so begleiteten knarrende Balken und umherfliegende Gegenstände die unruhigen Nächte. Niemand glaubte an den vorausgesagten Wintereinbruch. Aber schon kurz vor Mitternacht hatte der Sturm, beinahe von einer Minute auf die andere, das Land verlassen, hatte sich sozusagen aus dem Staub gemacht. Beinahe bedrückend still war es in der Folge geworden. Nur um sicherzugehen nicht alles zu träumen, schob Paula um ein Uhr früh das Rollo ihres Dachfensters direkt über ihrem Bett hoch. Die Matratze gab nach, als sie auf den Zehenspitzen durch den kleinen Spalt schielte. Tatsächlich tanzten Schneeflöckchen über die Scheibe. Der Winter war da! Freudig wippte Paula auf der Matratze und schob das Rollo ganz nach oben. Sie kuschelte sich unter die Decke und beobachtete, wie die Schneeflocken auf der Scheibe über ihr zuerst verwässerten und zu Wasser wurden. Schnell wurden es aber immer mehr und so begannen die Schneeflocken einen leichten Film am unteren Ende der Scheibe zu bilden, der langsam breiter wurde. Noch ehe das ganze Glas bedeckt war, schlief Paula ein.
2
Ein ungewohntes, kratzendes Geräusch weckte Paula schon sehr früh am Morgen auf. Ihr Handy Display zeigte 05:30 Uhr. Den Wecker hatte sie auf halb sieben gestellt. Tatsächlich war einer ihrer Nachbarn bereits daran, den Hausplatz vom Schnee zu befreien. Das Licht des Handydisplays reichte aus um zu erkennen, dass sich auf dem Dachfenster eine stattliche Schneeschicht gebildet hatte. Der Schnee hatte die Landschaft mit einer schallisolierenden Decke überzogen. Selbst die auf der nahen Hauptstraße fahrenden Autos waren nur schwer wahrzunehmen, als würden sie einen halben Zentimeter über dem Boden vorbeischweben.
Umso lauter war das Kratzen der Schneeschaufel auf dem kalten Asphalt zwischen den Hausfassaden ihres Mehrfamilienhaus-Quartiers. Paula steckte sich die Kopfhörer in die Ohren und aktivierte ihre »Einschlaf-Playlist«. Die Lautstärke wählte sie nur gerade so laut, um das Kratzen der Schaufel zu übertönen.
Dem Winterdienst hatte sie es schließlich zu verdanken, an diesem Morgen nicht zu verschlafen. Orangefarbene Drehlichter wirbelten in ihrem Zimmer an der Decke und den Wänden entlang und weckten sie auf. Es stand ein arbeitsreiches Wochenende vor ihr. Man hatte sie im Schuhgeschäft mit dem Herrichten des Ladens beauftragt für den traditionellen »Winter-Gwärb-Sunntig«, der alljährlich im Advent stattfand. Die Läden in Gelterkinden hatten jeweils an diesem Sonntag geöffnet. Zudem waren Marktstände im Dorf aufgebaut vom Dorfplatz bis zum Allmend Markt. Der Anlass erfreute sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit bei Jung und Alt. Paula freute sich auf diesen Anlass und war stolz, als ihr Chef sie mit dieser Aufgabe betreute. Zusammen mit ihren Kolleginnen hatte sie in den letzten Tagen begonnen, den Laden für den Anlass zu dekorieren. Schon während ihrer Lehre zur Detailhandelsangestellten liebte sie es, das Schaufenster zur Poststraße hin zu schmücken und umzugestalten. Für dieses Jahr hatte man bei einer Dekorationsfirma übergroßes Weihnachtsgebäck aus Polystyrol erworben. So warteten in ihrem überfüllten Lager unzählige Spitzbuben, Änisbrötli, Brunsli und Mailänderli darauf, im Laden aufgehängt zu werden. Voller Vorfreude sprang Paula aus dem Bett.
3
Der frische Schnee knirschte unter Paulas neuen Winterstiefeln. Kratzende Schneeschaufeln begleiteten sie entlang der Allmendstrasse an deren Ende sich ihr Schuhgeschäft befand. Der Laden befand sich an zentraler Lage