Der Cocktail: Kurzgeschichten
Von Peter Winter
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Über dieses E-Book
Peter Winter
1959 in Ulmbach im rumänischen Banat geboren, ist Peter Winter bekennender Banater Schwabe. Er hat in Freiburg und Würzburg Philosophie, Politische Wissenschaften und Pädagogik studiert. Dem Magister-Abschluss folgte eine Ausbildung für den gehobenen Verwaltungsdienst, die er als Diplom-Verwaltungswirt (FH) abschloss. Im Anschluss daran absolvierte er ein Volontariat und arbeitete mehrere Jahre als Lokaljournalist. Es folgten eine Ausbildung zum Mediengestalter und eine zehnjährige Tätigkeit in einer Werbeagentur. Winter, seit vielen Jahren mit einer Diplom-Heilpädagogin verheiratet und Vater dreier Kinder, ist heute freiberuflich als Dozent und Publizist tätig.
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Buchvorschau
Der Cocktail - Peter Winter
Großen Dank schulde ich meiner Ehefrau
Erika Winter für die vielen anregenden Gespräche,
in denen diese Geschichten geboren wurden.
Inhaltsverzeichnis
Der Cocktail
Der Fleck
Ding-Dong
Sieben
Die Tochter
Herzstillstand
Steine
Frieden
Der Ziegeneimer
Das Fenster zum Hof
Zugverspätung
Der Cocktail
Robert?" Der Pianist zuckt zusammen: Inge. Das ist ihre Stimme. Mit dieser Stimme sprach einst alles Glück dieser Welt zu ihm. Und später aller Schmerz. Inges Stimme klingt heute reifer, härter und – unsicher. Sie, die ihre Überlegenheit damals immer selbstbewusst mit keckem Lachen und herausforderndem Tonfall zur Schau gestellt hat, unsicher?
„Inge? Was für eine blöde Frage. Er würde ihre Stimme immer und überall sofort wieder erkennen. Und er weiß, dass sie das auch weiß. Er nutzt die letzten Takte des Musikstücks, um seine durcheinander stolpernden Gedanken und Gefühle zu entwirren. Eine kurz angedeutete Verbeugung ins Rund der Hotellobby, dann klappt er den Flügel zu und steht auf. Er lächelt Inge zu: „Komm, wir setzen uns an die Bar...
Während er ihr zum Bartresen folgt, mustert er sie. Die noch immer attraktive Figur im graublauen Kostüm, der blonde Pferdeschwanz inzwischen ein flotter Bubikopf und der schwungvoll wippende Gang – Inge, noch immer ein Männertraum, inzwischen als taffe Geschäftsfrau.
Am verwaisten Bartresen bestellen sie zwei Cocktails und sehen wortlos dem Barkeeper zu, der seine artistische Mix-Show abzieht. Dazwischen grinst er immer wieder breit zu Inge hinüber, schließlich gilt ihr das ganze Spektakel. Aber Inge blickt abwesend durch ihn hindurch. „Zweimal 'Sunshine on the beach' die Herrschaften!" Der Barkeeper stellt die Cocktailgläser auf den Tresen und verschwindet mit dem klebrigen Mixbecher in die Küche. Das Klirren der Eiswürfel im Glas bringt Inge an den Tresen zurück. Sie prostet Robert wortlos zu und nippt kurz. Er hebt ebenfalls sein Glas, nickt ihr nachdenklich zu und betrachtet sie weiter stumm. Das Gedankenkarussell in seinem Kopf macht ihn sprachlos.
Mit einer schwungvollen Drehung wendet sie sich Robert zu und beginnt mit einem schnippischen Lächeln, bemüht, unverbindlich Konversation zu treiben: „Seit wann gibt der 'Trompeter von Säckingen' den Barpianisten...?"
Der Trompeter von Säckingen... Der lebte in einer anderen Zeit, in einem andern Leben. „Seit Du..., seit wir..., seit damals spiele ich nur noch Klavier. Heute Abend bin ich für einen Freund eingesprungen. Und du? Was treibt Dich zu so verlorener Stunde an so einen verlorenen Ort? Sie weicht aus: „Bin geschäftlich in der Stadt und hier mit einem Bekannten verabredet...
Die Situation ist ihr peinlich. Es ist schon unangenehm, von irgend einem weitläufig Bekannten beim Treffen mit einem professionellen Begleiter angetroffen zu werden. Aber jetzt Robert... Sie spürt das Kribbeln auf dem Rücken und das ins Gesicht aufschießende Blut. Sie ist wieder das kleine Mädchen, das von Mama mit dem knallroten Lippenstift vor dem Spiegel überrascht wird.
Sie weiß, dass Robert dieses Schämen spürt. Hastig versucht sie, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken: „Ist schon über zehn Jahre her, das mit uns... Was ist eigentlich aus der Dunkelhaarigen geworden?"
„Aus Miriam? Meine Frau. Wir hatten im Mai unseren achten Hochzeitstag. Und ihr, Du und Martin - seid ihr noch zusammen?"
„Nein, wir haben uns nach vier Jahren getrennt, unschöne Scheidung. Zum Glück keine Kinder. Seither nichts Festes mehr."
Robert mustert Inge von der Seite, beide schweigen. Sie hat den Blick starr auf die verspiegelte Flaschenparade an der Wand hinter dem Bartresen gerichtet. Es ist ihr immer noch peinlich, Robert ins Gesicht zuschauen. Leise spricht sie, mehr zu den Flaschen als zu Robert: „Ich habe mich manchmal gefragt, wie das mit uns gelaufen wäre... Und dann, nach einer Weile, tonlos in sein Schweigen hinein: „Wahrscheinlich habe ich mich damals falsch entschieden ...
Robert rührt grüblerisch in seinem Cocktail: „Ist das heute noch wichtig?" Sie fixiert weiter die bunten Flaschenetiketten. Dann wendet sie sich Robert