Als Fremdling in der Welt des Vaters: Eine christliche Sicht für das gesamte Leben gewinnen
Von Hanniel Strebel
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Über dieses E-Book
Gleichzeitig wandere ich als „Pilger“ durch diese Welt. Das heißt, ich bin auf der Durchreise zur „ewigen Seligkeit“. Das Grundgefühl, in dieser Zeit nur „Fremdling“ zu sein, bewahrt mich davor, zu stark im Hier und Jetzt aufzugehen bzw. die Erfüllung im Diesseits zu suchen. Hanniel Strebel
Hanniel Strebel
Hanniel Strebel, 1975, verheiratet, Vater von fünf Söhnen, wohnhaft in Zürich. Betriebsökonom FH und Theologe (MTh / USA), arbeitet in der Personal- und Führungsentwicklung. Er schloss sein Theologiestudium mit einer Arbeit über Home Education ab, die 2011 im Verlag für Kultur und Wissenschaft erschien. 2013 promovierte er an der Olivet University (PhD / USA) in Systematischer Theologie mit einer Studie über den niederländischen Denker Herman Bavinck und dessen »Theologie des Lernens«. Er bloggt täglich zu den Themen Theologie, Familie, Bildung und Selbstführung unter www.hanniel.ch.
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Buchvorschau
Als Fremdling in der Welt des Vaters - Hanniel Strebel
Strebel
Familie und Erziehung
Wer den Spaß sammeln muss, wird davon nicht satt
Es drängt mich, wieder einmal für die Mütter eine Lanze zu brechen. Meine Frau füllt diese Gott gegebene Aufgabe seit Jahren mit Hingabe aus. Immer wieder wird sie von anderen Frauen gefragt: „Macht dir dein Job Spaß? Ich widme mich der Terminologie von „Job
und „Spaß, denn sie zeigen beispielhaft auf, wie es zwischen den beiden Kategorien „Spaß
und „Freude" zu unterscheiden gilt.
Also: Soll der „Job" – definiert als Rolle, die man ausfüllt, um das Ich zu befriedigen – als Mutter Spaß machen? 16 Stunden täglich, mit Dutzenden von Aufgaben, im Fall meiner Frau mit der Doppelaufgabe von Familienmanagement und Unterricht auf fünf verschiedenen Lernstufen? Nein, es liegt kein Kino drin, auch kein Wellness-Wochenende. Es braucht Organisationstalent, um die vielen Termine zu koordinieren. Es bleibt kaum Zeit für den eigenen Termin beim Zahnarzt oder den Kleiderkauf.
Auf der Spaßebene ist das Muttersein nicht anzusiedeln. Als Ehemann muss ich gestehen, dass mich solche Fragen schon mal zornig machen können! Da kommen die Evangelisten der Freizeitgesellschaft und wollen einer hart arbeitenden Mutter noch den sozialen Druck der Vergleichsgruppe gleichaltriger Frauen aufs Auge drücken. Mit welcher Absicht? Als ob eine Mutter von der sozialen Akzeptanz der Gruppe leben würde!
Wenden wir uns der zweiten Kategorie zu. Mein Ältester hat es kürzlich auf den Punkt gebracht: „Mami, deine Tage sind zwar oft nicht spaßig, aber sie sind gefüllt von Freude. Ich kenne keine engagiertere Beterin als meine Frau. Sie betet sich förmlich durch den Tag. Sie weiß genau, dass sie es aus eigener Kraft nicht schafft. Als Ehemann stehe ich staunend daneben und beobachte, wie sie Gott täglich versorgt. Das Gebet ist für sie eine lebenserhaltende Notwendigkeit. Sie ist die „Pipeline von oben
mitten im Gefecht des Alltags.
Es fehlt meiner Frau an der Zeit, an der Muße und auch an den Mitteln, um in der Spaßgesellschaft mitzuziehen. Das Buch des Predigers veranschaulicht die Situation: Wer den Spaß sammeln muss, wird davon nie satt. Der Liebestank bleibt immer leer. Er muss täglich oder zumindest jedes Wochenende neu gefüllt werden. Nur ein Leben durch die Kraft Gottes eröffnet wahres Genießen. Damit kehre ich die Behauptung um: Viele Anfragen widerspiegeln die Spaßfülle des Gegenübers, kombiniert mit einem Sinnvakuum.
In den Psalmen lese ich von der Daseinsfreude eines Menschen, der von Gott gesättigt ist (z. B. Psalm 73,25). Meine Frau gehört zu dieser Gruppe. Viele Menschen beklagen, dass sie Gott nicht erleben. Die Schlussfolgerung aus dem Vergleich wäre: Erst wenn die Spaßfaktoren wegfallen, zeigt sich, ob das Leben aus der Fülle der wahren Freude gespeist wird. Lieber eine Spaßbremse als ein Freudenkiller!
Wenn meine fünf Söhne erwachsen werden: 30 Entschlüsse eines Vaters
Mein jüngster Sohn hat lesen gelernt und ist begeistert von Zahlen. Mein Ältester ist begeisterter Klavierspieler und steht an der Schwelle ein Mann zu werden. Es wird Zeit mich auf die kommenden Jahre vorzubereiten. Mir wird die Aufgabe zufallen, sie ins Erwachsenenalter zu begleiten. Ich habe intensiv darüber nachgedacht und von verschiedenen erfahrenen Großvätern und Vätern Rat eingeholt. Dies sind 30 Entschlüsse, an die ich mich mit Gottes Kraft zu halten gedenke. Ich habe sie meinen Söhnen vorgelesen und sie gebeten, mich daran zu erinnern.
Lass deine Jungs in der Küche wirken. Sie sollen sich darin üben, Gastgeber zu sein.
Lass es nicht zu, dass sich deine Jungs über die Kirchgemeinde lustig machen. Nimm ihre Bedenken ernst.
Spare Kraft für die Momente am Abend auf, wenn sie dich an ihrem Innenleben teilnehmen lassen wollen.
Vertraue auf Gott, dass er ihnen heilsame, harte Erfahrungen angedeihen lässt. Nimm ihnen diese Steine nicht aus dem Weg und bete für sie. Sprich nicht zynisch über diese Lernanlässe.
Nimm deine Söhne beim Wort. Wenn sie ankündigen etwas zu tun, dann stelle sie zur Rede, wenn sie es nicht ausgeführt haben.
Räume nicht hinter deinen Kindern auf.
Weise die Älteren an, für die jüngeren Geschwister zu sorgen.
Überlege dir, mit welchen älteren weisen Menschen du sie in Kontakt bringen kannst.
Überlege mit ihnen zusammen, wie sie ihre überschüssige Kraft gut investieren können. Es gibt viele Möglichkeiten unternehmerisch tätig zu werden.
Sprich mit ihnen über dein eigenes Versagen und deine Lernfelder.
Identifiziere mit dem Einzelnen Charakter-Entwicklungsfelder. Lass sie regelmäßig Stellung dazu nehmen und eigene Schritte entwickeln.
Sprich mit ihnen über das Heil in Christus. Ermutige sie, Gott im Gebet zu suchen. Verstärke positive Signale, die du bei ihnen wahrnimmst.
Beschaffe gute Literatur. Frage erfahrene Menschen nach Buchhinweisen. Notiere alle Hinweise, die dir täglich begegnen.
Sprich mit ihnen über die Predigt. Lass sie auch Kritik äußern. Sorge dafür, dass sie für sich eine Verbindung für den Alltag finden.
Fordere sie immer wieder zu geistiger Anstrengung heraus. Es sind ihre kraftvollsten Jahre!
Sprich regelmäßig über ihren Umgang mit Geld und den Stellenwert, den es in deinem und ihrem Leben einnimmt.
Frage behutsam nach, wie es um ihre innere Reinheit bestellt ist. Lass dich gerade bezüglich Internet und Pornografie nicht mit ausweichenden Antworten abspeisen.
Führe ihnen vor Augen, dass du deine Frau liebst und Fehlverhalten mit ihr in Ordnung bringst.
Sprich mit ihnen über deine Arbeit. Nimm sie wenn möglich bei einzelnen Aktivitäten mit.
Unterstütze gezielt Projekte, bei denen sie sich körperlich und/oder geistig betätigen.
Nimm sie auf Spaziergänge und Wanderungen mit. Die stillen Momente sind Gold wert.
Lies ihnen aus der Bibel, den Katechismen, aus Zeitungsmeldungen und aus Biografien vor. Diskutiere über Fragen und Spannungen, die darin vorkommen.
Weise ihnen einen Anteil an der Verantwortung innerhalb der Familie zu. Beziehe sie bei einzelnen Aufgaben (wie z. B. Feste feiern, Finanzen planen) mit ein.
Schaffe ihnen Zugang zu Menschen, die von ihrer Berufung begeistert sind und Gott durch ihre Aufgaben mit Hingabe dienen.
Warne sie vor schlechtem Umgang und Freunden. Bespreche mit ihnen negative Beispiele aus ihrem Umfeld.
Weise sie unter vier Augen zurecht. Bete für den richtigen Zeitpunkt hierfür.
Bete täglich für einen passenden Beruf und für Christus hingegebene Schwiegertöchter.
Nimm jeden weltanschaulichen Einwand ernst und verdeutliche ihnen, dass dieses Leben ein geistlicher Kampf ist und bleibt.
Verdeutliche ihnen, dass deine eigene Kraft abnimmt und ihre Fähigkeiten zunehmen.
Lass sie in jeder Hinsicht über dich hinauswachsen. Freue dich über ihre Fortschritte!
Rückblick als Ehemann und Vater
Seit bald 14 Jahren bin ich verheiratet. In dieser Zeit durfte ich mehrere Paare an und über die Startlinie ihrer Bundesgemeinschaft vor Gott führen. Von Zeit zu Zeit mache ich mir darüber Gedanken, welche Aspekte sich in Ehe und Familie als wichtig erweisen, welche ich immer wieder vergesse und welche in den Hintergrund rückten. ich bin mir bewusst, dass ich als „Kopfmensch" schreibe und lebe und dass dies für meine Nächsten, besonders für meine Frau, nicht immer einfach ist.
Was sich als wichtig erweist
Als Ehemann bin ich der geistliche Leiter der Familie. Damit stehe ich in der Pflicht, meine Ehefrau und die Kinder geistlich zu versorgen. Diese Versorgung fängt bei mir selbst an. Wenn ich ausgetrocknet bin, wird es meine Familie merken. Zentral sind für mich das tägliche gemeinsame Gebet und Gespräch mit meiner Frau, die gemeinsamen Mahlzeiten, die Familienandachten und das Anleiten des Bibelstudiums der Kinder.
Das gesellschaftliche Umfeld stellt eine Vielzahl an Rollenmodellen bereit. Der Mann kann unterschiedlich in die Erwerbs- und Familienarbeit eingebunden sein. Etwas scheint mir dabei wesentlich: Wenn beide Ehepartner zu stark von Arbeits- und Freizeitaktivitäten in Anspruch genommen sind, geht das immer auf Kosten der Ehe und der Familie. Es ist unabdingbar, Abstriche in Kauf zu nehmen. Wenn sich Mann und Frau nur noch die Türklinken in die Hand geben, wird das gemeinsame Familienleben ausgehöhlt.
Die Frage der Bildung sollte keinem Ehepaar mit Kindern auf die leichte Schulter genommen werden. Das Kind verbringt Tausende von Stunden in einem säkularen Umfeld. Das verlangt nach einem Zuhause, das diese zahllosen Impulse aufgreift. Es reicht nicht, materielle Versorgungsstation zu sein und bei den Hausaufgaben zu unterstützen. Noch wichtiger ist die charakterliche Arbeit und das Aufarbeiten von weltanschaulichen Themen. Wir dürfen unsere Kinder nicht aufs Spielfeld schicken, ohne sie mit der Taktik der Gegner vertraut zu machen. Es braucht Spielanalyse, Timeouts und die regelmäßige Auseinandersetzung mit der Religion unserer Nachbarn.
Was ich immer wieder vergesse
Ich stehe ständig in der Gefahr, nach außen zu viel Kraft abzugeben. Dies schleicht sich regelmäßig ein, wenn ich zu viele externe Engagements annehme, zu viel blogge oder mich gar mit Diskussionen in den sozialen Medien „verbrate". Hier braucht es immer wieder die klare Stimme meiner Frau und meiner Söhne, die mich auf das Kräfteungleichgewicht aufmerksam machen.
In besonders anstrengenden Wochen kommt es immer wieder vor, dass ich der körperlichen Anspannung (Sport) zu wenig Beachtung schenke. Hier genügt der Rückblick auf die vergangenen zwei, drei Wochen und die Frage, ob ich mich wenigstens dreimal die Woche in Ausdauer und/oder Kraft betätigt habe.
Was in den Hintergrund rückte
Durch den Fokus auf gemeinsame Familienzeit, die intensive Beschäftigung mit der Bildung der Kinder und der Betonung von gemeinsamer Zeit fielen zahlreiche Beschäftigungen weg, die unsere Gesellschaft zur Pflicht erklärt hat: Wir gehen selten einkaufen; wir haben keinen Fernseher; wir gehen so gut wie nie ins Kino; wir verzichten auf Prestige-Urlaub. Manchmal fallen auch Dinge unter den Tisch, die ich den Kindern eigentlich gern ermöglicht hätte wie z. B. das Skifahren.
Das Ansammeln von materiellen Gütern