Plötzlich allein - erziehend: Meine Reise zurück zu mir selbst
Von Annett Schulz
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Über dieses E-Book
Für Annett stürzt eine Welt zusammen. Fragen über Fragen quälen sie tagein, tagaus. "Was habe ich falsch gemacht? Habe ich als Mutter versagt? Warum behandelt mich meine Tochter so?"
Diese und tausend weitere Gedanken kreisen fortan in Annetts Kopf. Immer und immer wieder bemüht sie sich, den Kontakt zu ihrer Tochter wiederherzustellen und erfährt eine schmerzhafte Zurückweisung nach der nächsten. Zusätzlich belasten sie ständige Auseinandersetzungen mit dem Vater ihrer Tochter sowie der Sorgerechtsstreit, Unterhaltsforderungen und und und.
Hinzu kommt die Erkenntnis, dass sie auch beruflich neue Wege einschlagen will, einschlagen MUSS, denn alles, was bisher ihr Leben erfüllt hat, erweist sich nun als überhaupt nicht erfüllend.
So macht sich Annett auf die Suche ... auf die Suche nach Antworten, nach neuen beruflichen Möglichkeiten, nach einem Weg, mit der ganzen Situation klarzukommen und letztendlich auf die Suche nach sich selbst.
Wir dürfen sie auf diesem Weg begleiten. In ihrem ersten Buch "Plötzlich allein - erziehend" nimmt uns Annett mit auf diese Reise voller Höhen und Tiefen. Sie lässt uns teilhaben an ihren Emotionen, ihren Gedanken, ihren Erfahrungen und Erkenntnissen. Vor allem jedoch zeigt sie ihren Leser*innen, wie sie allen Umständen zum Trotz - oder gerade dank dieser Umstände - das Wichtigste im Leben gefunden hat: Sich selbst, die Liebe und das Geschenk der Vergebung.
Annett Schulz
Annett Schulz, 1977 in Luckenwalde geboren und auch dort aufgewachsen, liebte bereits von Kindheit an das Schreiben. Diese Leidenschaft beschränkte sich jedoch zunächst auf das Füllen von Tagebüchern und das Verfassen eigener Poesie. Beruflich ging sie einen ganz anderen Weg: Sie studierte und arbeitete jahrelang als Bauingenieurin und opferte sich dafür regelrecht auf - erst recht, nachdem ihre Tochter zur Welt gekommen war und die Beziehung zum Vater zerbrach. Als alleinerziehende Mutter versuchte Annett fortan, allen Anforderungen gerecht zu werden. Doch als ihre Tochter mit 11 Jahren plötzlich zum Vater zog und kurze Zeit später jeglichen Kontakt abbrach, machte sich Annett auf die Suche nach sich selbst... Sie stieg aus der Baubranche aus und fand nach einigen Umwegen ihre Erfüllung im Gesundheitsbereich, wo sie seit Ende 2017 als Coachin und Trainerin tätig ist. Darüber hinaus zählen das Fotografieren, Reisen, Tiere, Natur und selbstverständlich auch das Schreiben nach wie vor zu ihren Leidenschaften. Als warmherzige, aufgeschlossene und unkonventionelle Rebellin hinterfragt sie gerne alles und liebt dennoch das Leben in allen Facetten. Der Weg zu dieser Einstellung war lang und oft holprig. In ihrem ersten Buch "Plötzlich allein - erziehend" nimmt Annett ihre Leser*innen mit auf diese persönliche Reise und teilt sowohl Höhen und Tiefen als auch wertvolle Erfahrungen, Empfehlungen sowie Erkenntnisse.
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Buchvorschau
Plötzlich allein - erziehend - Annett Schulz
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Der Wunsch, Eltern zu werden
Samstag, der 28.01.2019
Vorhang auf
Die Schauspielkunst
Die Männerwelt
Das erste Wiedersehen
Neues Jahr – neues „Glück"
Hoher Besuch
Es gibt doch Hörer
Alles auf Anfang
Die Zeit vergeht
Das geteilte Sorgerecht
Die Aussätzige
Allein mit mir auf Reisen
Die Familie
Mein beruflicher Bruch
Aufräumen
Der Kinder-Geburtstag
Die Welt dreht sich weiter – der Anfang von etwas Neuem
Weihnachten – das Fest der Liebe
Neustart
Mein neuer beruflicher Wirkungsbereich
Meine kleine Wohngemeinschaft
Mein Alltag
Therapeutische Hilfe von außen
Die Begegnung, die alles veränderte
Vom Loslassen
Meine Begegnung mit Gott
Meine Begegnung mit mir selbst – Eat pray love
Der Zauber des Neuanfangs und des Loslassens
Mein eigenes Himmel-Reich
Der Liebeskontakt
Nachwort
Über mich
Vorwort
Dieses Buch ist in einem Zeitraum von ca. 2,5 Jahren entstanden und gibt meine persönliche Reise wieder. Meine Reise, auf der ich durch die Trennung von meiner Tochter zu mir selbst zurückfand.
Wobei es nicht nur MEINE Reise-Geschichte ist. Es ist UNSERE Reise und Geschichte. Die Geschichte einer gemeinsamen Reise zwischen einer Mutter und ihrer Tochter.
Lange habe ich gebraucht, um mit unserer Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich schämte mich. Ich hatte Angst. Ich fühlte mich schlecht.
Irgendwann jedoch begann ich damit, alles aufzuschreiben. Es half mir. Es half mir auf meiner Reise zu mir selbst zurück und um Frieden zu finden.
Umso mehr ich mich diesem Thema hingegeben habe, desto mehr begegneten mir ähnliche Fälle, die sowohl Mütter als auch Väter erlebt haben.
Das bestärkte mich.
Dieses Buch soll Mut machen, inspirieren und unterstützen. Es soll jene Menschen unterstützen, die sich ebenfalls schämen, die sich klein und hilflos fühlen, die an sich, dem Leben und auch an ihren Kindern zweifeln. Es soll dazu dienen, zu erkennen, dass die einzige Antwort auf alle verzweifelten Fragen, Situationen und Konflikte in jedem Kontext des Lebens die Liebe ist. Die Liebe zu seinem Kind, zu anderen Personen, zum Leben und letztlich zu sich selbst.
Ich danke meiner Tochter aus tiefstem Herzen, dass sie uns dieses Geschenk gemacht hat. Ich danke ihr für ihre Beharrlichkeit und den Instinkt, auf ihre innere Stimme gehört zu haben und ihrem Wunsch gefolgt zu sein, auch wenn sie zunächst nicht wusste, was sie wirklich damit auslöste. Sie hatte einen Traum. Und sie tat alles, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen.
Ich danke ihr, dass sie es befürwortet hat, unsere Geschichte an die Öffentlichkeit zu bringen und somit für andere Menschen zugänglich zu machen. Mein Dank gilt weiterhin meinen Eltern, die immer für uns da waren und es jetzt auch noch sind, obwohl sie selbst so sehr mit ihrem eigenen Schmerz zurechtkommen mussten. Ich danke meiner Mutter für die vielen Gespräche, die wir geführt haben. Ich danke meinem Vater für seine Tränen, die er als Opa vergossen hat. Ich bin so dankbar für meine Familie, die ich durch unsere Geschichte neu und anders kennenlernen durfte. Ich danke ihnen für ihre unerschütterliche Liebe für meine Tochter und mich. Und dass sie stets an uns geglaubt haben, bis heute.
Mein tiefer Dank gilt auch der Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Sybille Peters, die meine Tochter und mich über viele Jahre hinweg begleitet hat und mehr als nur eine Therapeutin war. Sie war und ist Freundin und Wegbegleiterin.
Weiterhin möchte ich auch der Psychotherapeutin Frau Nies-Lohrengel recht herzlich danken. Auch sie war mehr als nur eine Therapeutin für mich. Sie hat mich sehr lange Zeit begleitet und unterstützt. Ich erinnere mich gerne an ihre Worte zurück: „Frau Schulz, im Grunde brauchen sie mich nicht. Sie machen alles genau richtig."
In diesem Buch teile ich meine Erlebnisse, Erfahrungen, Gefühlswelten und werde den einen und anderen Tipp beziehungsweise Impuls geben, wie es möglich ist, auch in den dunkelsten Momenten das Licht zu sehen.
Es hat mich zutiefst berührt, dass ich die letzte Zeile der ersten Fassung dieses Buches am 12.09.2020, dem 16. Geburtstag meiner Tochter, verfasste.
DANKE! In tiefer Verbundenheit und Liebe
Der Wunsch, Eltern zu werden
Wenn wir uns als Frau oder auch als Paar dazu entschließen, ein Kind zu bekommen, denken wir nicht daran, dass es eines Tages seinen eigenen Weg gehen wird. Wir sind vernarrt in diesen bezaubernden Gedanken, Eltern werden zu wollen.
Manche planen den perfekten Zeitpunkt. Wenn es diesen denn überhaupt gibt. Andere wiederum ereilt dieses wundervolle geheimnisvolle Phänomen des Lebens ganz plötzlich und ungeplant.
Meine Tochter wählte diesen ganz plötzlichen, ungeplanten Weg. Nachdem mir sechs Monate vor ihrer Empfängnis nach einem gynäkologischen Eingriff mitgeteilt wurde, dass meine Chance, schwanger zu werden, wie ein 6er im Lotto ist.
Während meiner Studienzeit Ende der 90er Jahre hatte ich mit einer damaligen Freundin unbewusst Pläne geschmiedet. Ich wollte drei Kinder. Das erste wollten wir nach Abschluss des Grundstudiums gemeinsam bekommen.
Nun, meine Tochter wurde zwei Jahre nach Beendigung meines Studiums geboren. Die anderen beiden Kinder durfte ich im Rahmen einer Patchwork-Familienkonstellation kennenlernen und ein Stück ihres Weges begleiten.
Das Universum hatte demnach meinen Wunsch erfüllt.
Der 6er im Lotto wurde meine Tochter. Sie machte es mir leicht. Ganz lieb und fest hatte sie sich in mir eingenistet, bereitete mir keinerlei Schmerzen oder Unannehmlichkeiten in Form von Übelkeit oder körperlichen Einschränkungen (bis auf den Bauch in den letzten vier Wochen der Schwangerschaft). Ich fühlte mich lebendig und pudelwohl. Nur die Größe meines Bauches und die ab und an unangenehme Lage vom Mäuschen auf meinen Rippen verrieten mir und anderen Menschen, dass ich ein Kind erwartete.
Die Empfängnis jedoch hatte ich sofort in meinem Körper gespürt. Ich erinnere mich daran, wie schummerig mir war an diesem Abend. Ich hatte das Gefühl, ich würde schweben und wäre in einer anderen Welt. Wie benebelt nahm ich alles um mich herum wahr.
Der Kindsvater und ich waren am späten Abend zu einem Konzert in der Columbiahalle in Berlin-Tempelhof bei Within Temptation. Der Bass und die Stimme der Sängerin dröhnten in meinen Ohren. Mein Körper vibrierte. Ich hatte Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren. Nichts schmeckte mir an diesem Abend, kein Mixgetränk und auch keine Zigarette.
Der 6er im Lotto hatte es sich innerhalb von ein paar Stunden schon richtig gemütlich gemacht. Als meine Frauenärztin mir ein paar Wochen später bestätigte, dass ich schwanger sei, weinte ich vor Freude. Ich rief eine Freundin an und bekam vor lauter Freudenweinen kein klares Wort heraus. Ich war tatsächlich schwanger. Ich bekam ein Kind. Dieselbe Freundin offerierte mir stets, dass es ein Mädchen wird. Und so war es auch.
Ich habe bislang niemanden getroffen, der sich bei der Geburt seines Kindes gefragt hat, wann denn das Kind auszieht. Ich jedenfalls nicht. Ich war so damit beschäftigt, das Mutter-Sein zu erforschen.
Tatsächlich ist es so, dass wir zum größten Teil ganz unbewusst mit unseren Kindern in ihrer Entwicklung mitwachsen, ohne zu bemerken, wie wir selbst daran wachsen. Wir feiern ganz fürstlich den ersten Geburtstag, den zweiten, den dritten und so weiter, um dann ganz plötzlich festzustellen: Oh je, sie haben das Alter erreicht, in dem sie eingeschult werden. Spätestens hier wird vielen Eltern – besonders den Müttern – klar: Mein Kind wird zunehmend unabhängig und groß. Gutschi-gutschi und dadada sind nun vorbei.
Ja, die Kinder wachsen heran und wir ebenso. So langsam schleicht sich in uns das Wissen ein, dass unsere Kinder irgendwann, vielleicht schon bald, die erste Null erreichen und anfangen, unabhängig von uns ihr Leben zu gestalten. Nun, das Wissen darüber ist das Eine, wenn es jedoch dann soweit ist, ist das „Geschrei groß. Nix da. Mein Kind ist doch noch zu jung, noch nicht soweit, zu klein, zu unselbstständig et cetera. Im Grunde sind WIR das alles. Wir Eltern sind zu unselbstständig und noch nicht soweit loszulassen, das Kind „schon
gehen zu lassen.
Den Einen erwischt es kalt: Wenn klein Fritzchen plötzlich groß Fritzchen ist und offeriert, er zieht aus, womöglich zu seiner Freundin. Andere Elternteile dürfen sich schleichend und sanft auf die Abnabelung des Kindes vorbereiten. Und wiederum andere eröffnen ein Hotel-Mama für die Kinder auf Lebenszeit. In den ersten beiden Fällen ist dennoch der Abschied schwer. Ich gehöre zu Kategorie 1. Die, die es kalt erwischt (hat).
Es hat mich nicht nur kalt erwischt. Es war sibirisch eisig kalt mit starkem, frostigem Wind. Ich stand kurz vor der Erfrierung.
Samstag, der 28.01.2019
Ich war zu einem Teamtreffen in der Praxis einer Heilpraktikerin, bei der ich Entspannungskurse, Faszientraining und Coachings gab. Es handelte sich um einen Neujahrsempfang und wir Trainer, die diese Praxis durch ihre Angebote füllten, hatten die Gelegenheit, uns alle einmal persönlich kennenzulernen.
Ein paar Jahre zuvor hatte ich Veranstaltungen, die mit einem beruflichen Kontext zu tun haben und dann auch noch außerhalb der regulären Arbeitszeit liegen, versucht zu meiden. Aus Mangel an Zeit und wirklichem Interesse.
Vor ein paar Jahren – um genau zu sagen, vor drei Jahren und drei Monaten, hatte ich noch ganz andere Verpflichtungen und Verbindlichkeiten. Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich künftig meine Abende überwiegend mit Kurstraining, Coachingsitzungen, Lernen und Marketing sowie auf (Netzwerk-) Veranstaltungen verbringe und mir das auch noch Spaß macht und mich erfüllt, den hätte ich für verrückt erklärt. Niemals im Leben. Damals war ich zufrieden, wenn ich ein wenig Zeit nur für mich allein hatte.
Ja damals. Damals, das hört sich irgendwie so abgedroschen und lange her an – als hätte ich schon so einige Jahrzehnte (mehr als vier) hinter mir gelassen. Witzig.
Damals halt, im Jahre 2016. Da war ich fest angestellt bei einem gemeinnützigen sozialen Träger als Projektmanagerin in der Abteilung Baumanagement. Ich hatte einige Neubauvorhaben im Bereich Errichtung und Herrichtung von Flüchtlingsunterkünften und einige soziale Objekte, wie Behinderten- und Pflegeeinrichtungen in der Bestandsbetreuung für Instandsetzungs- und Umbaumaßnahmen in Verantwortung. Mein Einzugsbereich erstreckte sich im nördlichen Umland von Berlin bis hoch nach Eisenhüttenstadt und Schwedt. Die Hauptverwaltung des Trägers lag im südlichen Bereich von Berlin. Ich tingelte also umher, verbrachte viel Zeit im Auto. Habe Strecke gemetert. So bezeichne ich es gerne. Hätte es Streckenbonuspunkte gegeben, ich hätte immer die volle Prämie abgesahnt. Wie meine genaue Arbeitszeit war, konnte ich zum Schluss meiner Tätigkeit im Jahre 2016 gar nicht mehr so richtig definieren. Irgendwas zwischen 07:00 Uhr morgens und 22:30 Uhr abends.
In diesem Zeitfenster pendelte sich alles an Tätigkeiten ein, was so ging. Beruflicher, persönlich, privater und familiärer Natur – meist on the road zwischen der Autobahn A10, A111, A12 und der Bundesstraße 158 … irgendwo im nirgendwo – mit meinem Privatwagen, wohlgemerkt. Ich meinte, ich hätte immer den Überblick über alles. Leitende Funktion mit viel Budgetverantwortung, Haus und Hof, alleinerziehend mit einer Tochter (mit starker ADHS) und einem Hund. Das klang gut und war erstrebenswert.