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Ein Auswanderer-Roman: Die Zeit gehört uns - "Tied is all us'n"
Ein Auswanderer-Roman: Die Zeit gehört uns - "Tied is all us'n"
Ein Auswanderer-Roman: Die Zeit gehört uns - "Tied is all us'n"
eBook183 Seiten2 Stunden

Ein Auswanderer-Roman: Die Zeit gehört uns - "Tied is all us'n"

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Über dieses E-Book

Die Zeit gehört uns - Tied is all us'n

Ein Auswanderer-Roman

von Hendrik M. Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 169 Taschenbuchseiten.

Es ist das Jahr 1861 in der ostfriesischen Hafenstadt Emden. Zwischen dem Kaufmannslehrling Jan Winter und der Bauerntochter Wiebke Onnen entspinnt sich eine junge Liebe. Diese wird jedoch auf eine harte Probe gestellt, als sich Wiebkes Familie entschließt, nach Amerika auszuwandern ...

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum15. Dez. 2018
ISBN9781386256960
Ein Auswanderer-Roman: Die Zeit gehört uns - "Tied is all us'n"

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    Buchvorschau

    Ein Auswanderer-Roman - Hendrik M. Bekker

    Die Zeit gehört uns - Tied is all us‘n

    Ein Auswanderer-Roman

    von Hendrik M. Bekker

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 169 Taschenbuchseiten.

    Es ist das Jahr 1861 in der ostfriesischen Hafenstadt Emden. Zwischen dem Kaufmannslehrling Jan Winter und der Bauerntochter Wiebke Onnen entspinnt sich eine junge Liebe. Diese wird jedoch auf eine harte Probe gestellt, als sich Wiebkes Familie entschließt, nach Amerika auszuwandern ...

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.

    © by Author

    © Cover by  Anton Gag: Attack on New Ulm, Interpretation von 1904.

    © dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Kapitel 1: Was Besseres als den Tod finden wir allemal

    Johann Onnen sah besorgt auf seine Felder unweit der ostfriesischen Hafenstadt Emden. Es war kein guter Sommer dieses Jahr. Es war das Jahr 1861, die Welt war seiner Meinung nach wieder ein wenig mehr zur Normalität zurückgekehrt. Diese unsägliche Revolution 1848 hatte ihm nicht behagt. Das war noch gar nicht so lange her, dachte Johann, aber es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Die Revolution war in seiner Familie ein wichtiges Thema gewesen. Ihm behagten allerdings in letzter Zeit viele Dinge nicht. Dazu gehörten Veränderungen allgemein, aber auch im Speziellen. Er war der Meinung, das Leben sei wie ein solides Haus: Änderte man etwas Grundlegendes wie das Fundament, musste man auch weiter oben umbauen. So setzte sich eine Veränderung fort und fort. Leider trug aber das Fundament nicht mehr, ging es ihm traurig durch den Kopf. Die Ernte war schlecht gewesen, der Hof klein und gepachtet. Er seufzte und ging nach Hause. Eine Veränderung, das war ihm klar, war unvermeidbar.

    JAN WILHELM WINTER sah mit großen Augen von seinem Fenster aus zu, wie ein Wagenzug haltmachte. Der Zirkus war in der Stadt Emden schon länger nicht gewesen. Jan war begeistert. Trotz seiner zwanzig Jahre fand er den Zirkus großartig. Denn wohin konnte man ein junges Mädchen ausführen, ohne beaufsichtigt zu sein?

    Das war ein wirkliches Problem für ihn. Er war nun zwanzig Jahre alt, also seiner Meinung nach quasi ein Mann. Doch deswegen war es schwer, an seine Angebetete oder irgendeine Frau von guter Erziehung heranzukommen. Nicht dass er unlautere Absichten gehabt hätte. Nicht direkt, es war ja schließlich nicht unlauter, wenn man verliebt war, oder? Der Zirkus war die Gelegenheit, endlich seine angebetete Wiebke auszuführen. Als Kinder hatten sie noch näher beieinander gewohnt und oft hinterm Deich gemeinsam gespielt. So unbeschwert war aber an eine junge Frau nicht mehr heranzukommen, wie Jan festgestellt hatte. Jans heimlicher Wunsch war es, sie zu ehelichen. Doch dazu musste er bei ihrem Vater noch viel Überzeugungsarbeit leisten und brauchte natürlich ein anständiges Gehalt.

    Der letzte Zirkuswagen war von Bord des alten Schiffes, das am Delft lag, herunter. Das war eine Bucht, ein Hafenteil im Herzen Emdens. Delft kam von delven, sagte Jans Vater Jakob, und hieß eigentlich so viel wie graben. Der Ratsdelft war also vermutlich einmal künstlich angelegt worden.

    „Jan, komm runter, das Essen ist fertig", tönte der Bass seines Vaters Jakob Winter herauf. Am Esstisch saß bereits Swantje van Dyke, ihre Haushälterin, neben seinem Vater. Frau van Dyke hatte beim Pastor ein Zimmer, denn sie war Witwe und machte hier bei Jan und seinem Vater den Haushalt. Sie war die Cousine des Pastors. Deswegen gab er ihr kostenlos ein Zimmer, aber für Kost musste sie anderer Leute Haushalt machen. Sie war zehn Jahre jünger als Jans Vater, aber nochmal heiraten wollte sie keiner. Es hieß, sie könne keine Kinder bekommen. Jan bekam einen dampfenden Teller Eintopf gereicht. Kochen konnte sie auf jeden Fall, soviel war sicher. Seit Jans Mutter tot war, hatte es eine Weile gedauert, bis Jakob Winter sich endlich eine Haushälterin gesucht hatte. So war Swantje van Dyke in Jans Leben getreten. Vor ihr hatte die Hausarbeit für ein paar Jahre Frau Althusius gemacht, aber die hatte aufgehört. Sie sagte, sie hätte es seit einiger Zeit mit dem Rücken und bekäme gerade noch den eigenen Haushalt hin.

    „Großer Gott, wir danken dir, denn du bist freundlich und deine Güte währet ewiglich", beteten sie gemeinsam. Jans Vater nahm es mit dem Gebet sehr genau. Einer von Jans Onkeln sagte, das sei erst seit dem Tod von Jans Mutter so.

    Als sie begannen zu essen, sprach Jan vorsichtig seinen Plan an.

    „Herr Vater, was halten Sie von dem Zirkus?", fragte Jan.

    „Na, ein Zirkus ist nicht alle Tage, Rummel aber schon, gluckste dieser beim Essen. Rummel bedeutete im Plattdeutschen auch einfach „Durcheinander. Jan schmunzelte ehrlich und nickte.

    „Ich wollte wohl gerne die Tochter von Herrn Onnen ausführen. Was halten Sie davon?"

    „Du meinst das Bauernmädchen? An der hast du ja einen Narren gefressen."

    Jan nickte verlegen und spürte, wie seine Ohren rot wurden.

    „Ja, Vater." Sein Vater hatte immerhin durch und durch recht.

    „Na, mach du mal. Ich glaub aber nicht, dass sie die Beste wäre, sagte sein Vater dann. „Der alte Onnen verdient nicht gut und nach deiner Ausbildung beim alten Brookmer stehen dir ein paar andere Türen offen. Er nahm einen weiteren Löffel Eintopf. „Aber du musst es ja mit ihr zusammen aushalten", fügte er mit einem warmen Lächeln hinzu.

    JANS HERZ SCHLUG IHM bis zum Hals, als er eines der drei Pferde seines Vaters sattelte. Heute hatte er sich ein Herz gefasst. Heute würde er nicht nur Wiebke sehen, er würde ihre Eltern bitten, sie mit ihm zum Zirkus zu lassen. Der Zirkus wurde mit Musik und Tanzabend organisiert und Jan hoffte auf einen guten Abend. Er nahm eines der kräftigeren Pferde. Immerhin sollte es eine gute Figur machen. So wie er. Er trug seinen guten Gehrock, den ohne einen Flicken, und hatte seine Schuhe frisch geputzt. Der Ritt dauerte eine gute halbe Stunde, dann lag das kleine Haus der Onnens vor ihm. Das reetgedeckte Dach war fast bis zum Boden gezogen. Es waren einige Nebengebäude dabei, teils mit dicken Platten aus Grasnarbe bedeckt. Diese Soden schnitt man aus der oberen Moorbodenschicht. Diese preiswerte Art, das Dach zu decken, hielt sich schon lange hier in der Gegend, vor allem bei den Moorkolonisten. Der Hof war in keinem guten Zustand. Die Platten aus Grasnarbe, mit denen das Dach gedeckt war, sprachen eine ähnliche Sprache. Johann Onnen schien im Moment nicht sonderlich viel im Geldbeutel zu haben. Doch wenn Jan erst beim alten Brookmer fertig war, würde er schon ein anständiges Einkommen für Wiebke haben.

    Sollten ihre Eltern doch knapp bei Kasse sein, das verbesserte nur Jans Position. Immerhin war wichtig, was Wiebkes Vater von ihm hielt.

    Die grünen Wiesen und Felder waren größtenteils bestellt. Gut sah die Ernte aber nicht aus. Es war auch nicht der erste kalte Sommer in den letzten Jahren. Viele Regentage hatten der Ernte allgemein geschadet. Jan merkte das ebenso bei der Arbeit für den alten Brookmer. Dieser handelte schließlich hauptsächlich mit Getreide. Die Preise stiegen und fielen natürlich immer wieder. Doch stiegen sie in letzter Zeit und das würde die Saatgutpreise in die Höhe treiben. Dennoch war der Getreidepreis, wie auch das Wetter, schwer vorherzusagen.

    Jan trat an die dunkle schmucklose Holztür. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hauses gelangte man in die Scheune, der hinter der Tür befindliche Teil war der Wohnteil. Er war nicht sonderlich groß, das Haus schon älter. Er klopfte mit geballter Faust dreimal kräftig, damit man es auch hörte. Dabei versuchte er seine Nervosität nicht zu zeigen. Er wollte als Mann auftreten, nicht als Junge!

    Einen Moment lang passierte nichts. Dann öffnete ein grantig dreinblickender Mann mit weißem Hemd und schwarzer Hose die Tür. Er hatte eine Hand hinter seine Hosenträger geklemmt, die andere am Türgriff. Sein dichter Bart reichte bis zu den klaren blauen Augen hinauf, mit denen er Jan musterte. Jan stellte zu seinem Entsetzen fest, dass seine gut zurechtgelegte, wohlüberlegte Rede einfach wie weggeblasen war. Sein Kopf war wie leer. Doch er war hier und wollte jetzt ein Erwachsener sein. Wat mutt, dat mutt, wie der alte Brookmer immer sagte.

    „Jan Wilhelm Winter mein Name", begann er.

    „We koopen neit", fuhr ihm der Alte dazwischen.

    „Das trifft sich gut, ich will auch nichts verkaufen, erwiderte Jan. „Ich will Ihre Tochter auf den Zirkus ausführen, der im Moment in Emden gastiert.

    Der Mann musterte ihn.

    „De kleene Wilm, stellte er fest. „Wiebke het van di vertellt.

    Jan erwiderte mit einem schüchternen Lächeln: „Ja, seit meiner Konfirmation ist eine Weile vergangen."

    Johann nickte nur stumm und dachte darüber nach, wie der kleine Jan Wilhelm Winter seit seiner Konfirmation doch in die Höhe geschossen war.

    „Jo, ick frog mal Wiebke", stellte Johann Onnen dann fest, als Jan nichts mehr sagte. Damit war für ihn die Unterhaltung beendet und er schloss einfach vor Jans Nase die Tür, anstatt ihn hereinzubitten.

    Die Leute sagten wohl nicht umsonst, dass Johann Onnen ein echter Bauer war ...

    JOHANN ONNEN VERWEILTE kurz in der schmalen Diele seines Hauses. Der Junge war gut gekleidet und ganz schön aufgeregt. Verdammt, dachte Johann, das sollte er auch sein! Es ist immerhin meine Tochter, die er ausführen will.

    Er wusste noch gut, wie er seine Frau Trientje das erste Mal ausgeführt hatte. Es war nicht die allererste Frau, aber die erste, die ihm so viel bedeutet hatte. Manchmal flocht sie sich wieder ihre braunen Haare zu den beiden Zöpfen, die sie damals so oft getragen hatte. Sie brachte ihn damit immer in Stimmung, das wusste sie so gut wie er. Doch solche kleinen Beeinflussungen musste man sich gegenseitig nachsehen, fand er.

    Er trat in die Küche. Wiebke war dabei, ein Huhn zu rupfen.

    „Kannst du mi vertellen, vel Jan Winter was?", fragte Johann.

    Johann sah sofort den Ruck, der durch seine Tochter fuhr. Alle hielten ihn immer für einen Stoffel, aber das war er nicht. Er hatte nur mit den Jahren den Willen verloren, es immer allen recht zu machen. Er sah durchaus all diese kleinen Regungen, mit denen seine Mitmenschen ihre Gefühle verrieten.

    „Ja, ich sehe ihn manchmal", sagte Wiebke mit ruhiger und gewollt gefasster Stimme. Doch Johann wäre nicht ihr Vater gewesen, wenn er nicht gemerkt hätte, dass sie aufgeregt war. Er ließ es unkommentiert, dass sie ins Hochdeutsche gerutscht war.

    „Hey vil mit di no de Rummel, in Stadt is Zirkus", stellte ihr Vater fest. Sie rupfte weiter, langsamer, bedachter, beinahe lauernd auf seine nächsten Worte.

    „Is he vör de Dör, Vader?", fragte sie.

    „Jo."

    „Vader! Ick wunder me, sagte nun Wiebke. Dabei traf sie den Ton ihrer Mutter erstaunlich genau, sehr zu Johanns Amüsement. „Wullt du hum net rinlaaten?

    „Ma, wullt hum veliecht net sehn?", verteidigte sich Johann halbherzig. Er wollte sie aus der Reserve locken, nur ein klein wenig. Es gelang ihm.

    „Kloor, ick will hum sehn!", platzte es aus Wiebke heraus. Johann verkniff sich ein Lächeln, als seine Tochter puterrot anlief und wieder das Huhn rupfte, diesmal schneller, energischer.

    „Hmm, sagte er. „Joa, dann sech ick hum, dat he di later utführen mach. Is gaut?

    Wiebke nickte steif, drehte sich aber nicht zu ihm herum. Ihre roten Wangen waren ihr sichtlich peinlich. Johann Onnen lächelte und verkniff sich jede weitere Bemerkung. Dabei kam ihm ein Wilhelm-Busch-Zitat aus der Schule in Erinnerung, das er immer in Gedanken sagte, wenn er nicht sicher war, ob er schweigen sollte. Meist schwieg er dann. Dumme Gedanken hat jeder, aber der Weise verschweigt sie, zitierte er den klugen Satz in Gedanken. Doch wo genau hatte Busch das geschrieben? Johann überlegte, als er zur Tür zurückging. Er kam nicht drauf. Jan stand noch vor der Tür, als Johann sie öffnete. Er war etwas aufgeregt, hatte sich aber für Johanns Geschmack gut unter Kontrolle.

    „Nu komm mal rin. Wiebke is in Köiken, dat du ouk noch vör Abend mit her prouten kannst", sagte Johann auf Plattdeutsch. Johann nickte ihm aufmunternd zu und ging zur Küche. Wo die lag, war nicht schwer zu erraten. Wiebke schnitt laut und vernehmlich Gemüse. Das Huhn würde für eine Hühnersuppe ausgekocht werden. Kurz hatte Johann den Drang, mit in die Küche zu gehen, ließ es dann aber. Nicht dass er neugierig gewesen wäre, aber er erinnerte sich gut daran, jung gewesen zu sein. War das nicht erst gestern gewesen? Na ja, gestand er sich ein, vielleicht vorgestern. Er ging in die gute Stube. Er wollte noch etwas lesen, bevor er zeitig zu Bett musste. Morgen war Sonntag und Johann half als Orgelspieler in der kleinen Kirche nicht weit von hier aus. Es war ein gutes Zubrot, da der Hof inzwischen mehr Ärger machte, als dass er etwas abwarf.

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