Schattenboxen: Zehn Geschichten aus Hamburg
Von Lars Gebhardt
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Über dieses E-Book
Illustriert werden die Geschichten durch stimmungsvolle Schwarz-weiß-Fotos von Tim Groothuis, Thorsten Spitz und dem Autor.
Lars Gebhardt
Lars Gebhardt wurde 1973 in Unna / Westfalen geboren. Er studierte Germanistik und Medienwissenschaften in Hamburg, wo er noch heute lebt und als Fotoredakteur arbeitet. Seit seiner Jugend schreibt er für diverse Musik-Magazine wie Ox, Mind The Gap oder Pankerknacker. In den 90er Jahren war Gebhardt Herausgeber und Chefredakteur des "Stay Wild Fanzines". 2013 erschien sein Debüt-Roman "Ein Goldfisch in der Grube", 2015 der Nachfolger "Die Reise zur grünen Fee". Mit Schattenboxen legt Gebhardt nun seine erste Kurzgeschichten-Sammlung vor.
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Buchvorschau
Schattenboxen - Lars Gebhardt
Das Buch
In zehn Kurzgeschichten lässt Lars Gebhardt die Helden seiner Erzählungen auf Hamburgs Straßen, in Hochhäusern, in Bars und Clubs Menschen treffen und Situationen erleben, wie sie so vielleicht nur an der Waterkant möglich sind. Rau und spröde, unangenehm direkt und großmäulig, dabei aber auch immer mit Herzenswärme und Zuversicht. Es sind die Menschen abseits des Scheinwerferlichts und der großen Erfolge, die hier Erwähnung und Gehör finden und Einblicke in Seiten Hamburgs geben, die ansonsten vielleicht unentdeckt blieben.
Der Autor
Lars Gebhardt wurde 1973 in Unna / Westfalen geboren. Er studierte Germanistik und Medienwissenschaften in Hamburg, wo er noch heute lebt und als Fotoredakteur arbeitet. Seit seiner Jugend schreibt er für diverse Musik-Magazine wie Ox, Mind The Gap oder Pankerknacker. In den 90er Jahren war Gebhardt Herausgeber und Chefredakteur des „Stay Wild Fanzines. 2013 erschien sein Debüt-Roman „Ein Goldfisch in der Grube
, 2015 dessen Nachfolger „Die Reise zur grünen Fee. Mit
Schattenboxen" legt Gebhardt nun seine erste Kurzgeschichten-Sammlung vor.
Inhaltsverzeichnis
Ganz egal
Im Hochhaus
Hamburger Berg
Was guckst Du?
Tage der Entwöhnung
Spaziergang
Kokain
Namenlos
Spießer
Unfall
Danksagung
Ganz egal
Da tut sich was auf der Bühne. Mal sehen, vielleicht geht es ja gleich doch noch los. Immerhin ist es schon halb elf. Aber das kenne ich ja inzwischen hier vom AJZ. Angekündigt für zwanzig Uhr fängt es im Endeffekt nie vor zehn an. Auch wenn ich das längst weiß, stehe ich immer wieder um spätestens neun Uhr auf der Matte. Ich könnte ja doch etwas verpassen. Was genau, weiß ich allerdings auch nicht. Heute scheint das Konzert mit einer gerade in den Kinderschuhen steckenden Garagenband anzufangen, die mächtig stolz darauf ist, auf einer richtigen Bühne zu stehen. Alle ihre Kumpels - im Moment zähle ich sieben - stehen in der ersten Reihe. Da gehe ich mir doch lieber mal in der angrenzenden Bar ein Bier holen.
Was sie wohl gerade macht. Natürlich ist sie an diesem verregneten Montagabend nicht ins AJZ gekommen. Sie geht eigentlich nie ins AJZ. Außer den zwei Mal, als ich sie mitgeschleppt hatte. Aber wirklich gefallen hat es ihr da, glaube ich, auch nicht. Wahrscheinlich sitzt sie gemütlich zu Hause und lässt es sich gut gehen. Oder hat sie sich schon wieder mit diesem Lackaffen getroffen? Hoffentlich nicht. Mit so einem Schmierlappen. Und mit Arbeitskollegen lässt man sich nicht ein. Don't fuck your company. Ob sie diesen Vorsatz beherzigt? Vielleicht hat sie mich ja auch doch noch gar nicht ganz vergessen.
Ich hätte nicht in die Bar rübergehen sollen. Dann wäre mir Stachi nicht über den Weg gelaufen und hätte mich zum Jägermeistertrinken verführt. Jetzt ist mir schlecht. Und die Fuckdevils - die nennen sich wirklich so - spielen immer noch ihre Musik. Oder wie immer man dieses stümperhafte Lärmen nennen mag. Sie finden einfach kein Ende. Das kenne ich zur Genüge. Da rufen ein paar der angekarrten Freunde nach einer Zugabe, und schon fühlt sich die Kapelle genötigt, noch einmal das halbe Repertoire zu wiederholen. Gänzlich ignorierend, dass außer eben jenen paar Freunden der Rest des Publikums den Saal längst verlassen hat. Aber wenn man schon mal hier auf der Bühne steht, dann bleibt man auch gleich da. Warum dreht der Mixer nicht einfach mal den Saft ab?
Kennengelernt hatten wir uns im Supermarkt. Mir war sie schon öfter aufgefallen, und ich bildete mir ein, ich ihr auch. Also sprach ich sie eines Tages an. Wir verabredeten uns und verbrachten einen schönen Abend miteinander. Einige weitere folgten. Doch von heue auf morgen meldete sie sich nicht mehr, rief mich nicht mehr zurück. Tagelang. Ich hielt es nicht mehr aus. An der Bushaltestelle auf der anderen Straßenseite ihres Hauses hatte ich auf sie gewartet. Stundenlang. Als sie dann endlich kam, tat ich so, als käme ich rein zufällig vorbei und sei nur auf dem Weg zum Recyclinghof. Ohne irgendwas zum Recyclen dabei zu haben. Das könnte ihr vielleicht komisch vorgekommen sein, anmerken ließ sie sich das aber nicht. Stattdessen gab sie sich freundlich, aber doch unverbindlich. Natürlich könnten wir uns bald mal wieder treffen. Gerne sogar. Aber wann, das könne sie im Moment noch nicht sagen. Dazu habe sie gerade viel zu viel um die Ohren. Und damit ließ ich mich abspeisen. Gutgläubig und blauäugig.
Nun hat die Vorband doch noch