Smart Country – Vernetzt. Intelligent. Digital.
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Buchvorschau
Smart Country – Vernetzt. Intelligent. Digital. - Verlag Bertelsmann Stiftung
Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)
Smart Country –
Vernetzt. Intelligent. Digital.
Reinhard Mohn Preis 2017
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet unter http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2017 Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh
Verantwortlich: Petra Klug, Carsten Große Starmann
Lektorat: Heike Herrberg, Bielefeld
Herstellung: Marcel Hellmund
Umschlaggestaltung: Elisabeth Menke
Umschlagabbildung: iStockphoto/cofotoisme
Satz und Druck: Hans Kock Buch- und Offsetdruck GmbH, Bielefeld
ISBN 978-3-86793-784-9 (Print)
ISBN 978-3-86793-806-8 (E-Book PDF)
ISBN 978-3-86793-807-5 (E-Book EPUB)
www.bertelsmann-stiftung.de/verlag
Inhalt
Vorwort
Hintergrund und Vorgehen der internationalen Recherche
Internationale Good-Practice-Recherche
Digitalisierung in Deutschland: Potenziale werden nicht genutzt
Mangelnde digitale Kompetenzen, skeptische Bevölkerung
Digitale Zurückhaltung von Staat und Wirtschaft
Herausforderung: Eine zukunftsfähige Internetinfrastruktur in der Fläche
Rahmenbedingungen für ein Smart Country Deutschland
Mit digitalen Innovationen die Teilhabe für alle sichern
Politik und Verwaltung
Wirtschaft und Arbeit
Mobilität und Logistik
Gesundheit und Pflege
Lernen und Information
Strukturelle Elemente
Nationale Wege zu einem Smart Country
Zentrale Indikatoren der Vergleichsländer
Estland: Mit politischem Willen zur digitalen Nation
Umfassende digitale Transformation in weniger als einer Generation
Die X-Road als Rückgrat der estnischen Digitalstrategie
Anpassung der Governance-Struktur
Enge Vernetzung mit der Wirtschaft
Gezielte Entwicklung der Internetinfrastruktur
Lessons Learned
Schweden: Digitalisierung als gesamtgesellschaftliches Projekt
Digitalisierung als langfristiges gesellschaftliches Thema
Multistakeholder-Ansätze als Erfolgsmodell
Staatliche Initiative im Breitbandausbau
Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen seit 2009
Ursprüngliche Ziele bereits erreicht
Technikaffine Gesellschaft durch breite Förderung digitaler Kompetenzen
Digitale Standards aus der Privatwirtschaft
Lessons Learned
Israel: Innovationskraft erfolgreich nutzen
Neuer Schwung in der Digitalisierungspolitik
Hochschulpolitik und Technologieförderung als Motor von Innovation
Investorenfreundliche Politik
Start-up-Nation: Israels spezieller Kontext
Bau staatlicher Netze und Öffnung bestehender Infrastruktur
Lessons Learned
Österreich: Digitale Transformation durch E-Government
Digitalisierungspolitik als koordiniertes Mosaik
E-Government als Erfolgsgeschichte
Investition in die Internetinfrastruktur
Digitale Kompetenzen verstärkt auf der Agenda
Multistakeholder-Ansatz in der Innovationsförderung
Lessons Learned
Fazit: Lehren auf dem Weg zu einem Smart Country
Politische Digitalstrategie: Übergeordnete Ziele, Verantwortung und Inklusivität
Netzinfrastruktur: Ambitioniert, kooperativ und lösungsorientiert
Digitale Kompetenzen: Systemische Verankerung im Bildungssystem
Digitale De-facto-Standards: Sichere, agile und pragmatische Lösungen finden
Handlungsfelder: Chancen digitaler Technologien kommunizieren und fördern
Literatur
Interview- und Gesprächspartner
Mitglieder der Expertenkommissionen
RMP-Team, Autorinnen und Autoren
Vorwort
Die Chancen wie auch die Herausforderungen der Digitalisierung beeinflussen in besonderem Maße gesellschaftliche Teilhabe und Chancengerechtigkeit – über alle Altersgruppen, sozialen Herkünfte und Lebensorte hinweg. Entscheidend für die Gestaltung einer zunehmend digital ausgerichteten Gesellschaft werden die weltweit zu definierenden ethischen, humanitären, rechtlichen und politisch-normativen Rahmenbedingungen sein. Wir selbst definieren unsere Zukunft.
Die Ausdehnung von Informations- und Kommunikationstechnologien, digital gestalteten Produktionsprozessen und neuen Sozial- und Wirtschaftsleistungen – all dies ist ein unaufhaltsamer Veränderungsprozess, der die Menschen in vielen Bereichen des Lebens weltweit beeinflussen wird. Damit steigen die Anforderungen an gesellschaftliche Verantwortung und Führung.
Noch stehen wir historisch am Anfang einer der bedeutendsten Umgestaltungen der gesamtgesellschaftlichen und persönlichen Lebenswelten von Menschen. In den vergangenen Jahrzehnten erkennen wir jedoch schon deutliche Änderungen in der Freizeitgestaltung, der Arbeitswelt, im Bildungs- und Gesundheitswesen.
So bilden sich in der Wirtschaft und Zivilgesellschaft neue Kooperationsformen, und ein dynamisch vernetztes Arbeiten eröffnet innovative Lösungsansätze für viele Branchen und Lebensbereiche. Personalisiertes Lernen im Bildungskontext und individuelle Gesundheitslösungen eröffnen eine neuartige partizipative und auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnittene Inanspruchnahme von Leistungen öffentlicher Angebote. So finden 65 Prozent der Deutschen Apps hilfreich, die medizinische Werte messen und an den Arzt übermitteln, und selbst von den 60- bis 69-Jährigen nutzen hierzulande bereits 28 Prozent Webseiten, um mit dem Gesundheitssystem zu interagieren.
Im Bildungsbereich werden digitale Technologien ebenfalls positiv eingeschätzt. Ein Großteil der europäischen Schülerinnen und Schüler (77 %) ist der Meinung, dass Informations- und Kommunikationstechnologien im Unterricht zu einem besseren Verstehen beitragen. Und laut der Mehrheit der Lehrkräfte (91 %) führen sie außerdem zu mehr Motivation im Klassenzimmer. Auch in der Politik und Verwaltung verzeichnen wir digitale Entwicklungen, welche die Bürgerinnen und Bürger deutlich einfacher und stärker mit in den Gestaltungsprozess einbeziehen.
Neben diesen Potenzialen birgt die Digitalisierung jedoch auch Herausforderungen. Der nationale Handlungsrahmen und der analoge und digitale Wettbewerb von Wirtschaft, Wissenschaft und Bildungsangeboten werden sich in kurzer Zeit auf einen internationalen Rahmen erweitern. Bisherige Konzepte der Datensouveränität und -sicherheit, aber auch der sozialen Sicherungssysteme müssen grenzübergreifend im europäischen und internationalen Kontext weiterentwickelt werden.
Der Druck auf eine politische und wirtschaftliche neue Führungskompetenz wächst. Wir sollten begreifen, dass wir jetzt die Weichen für die Zukunft stellen müssen, um politische und gesellschaftliche Systeme mit der Perspektive auf Verständigung, Frieden und den werteorientierten Umgang zwischen heterogenen Gesellschaften weiterzuentwickeln – nur dann werden wir für die nächsten Generationen eine sichere und auf den Menschen ausgerichtete beteiligungsorientierte Basis erschaffen. Mit diesem Fokus beschäftigen wir uns im diesjährigen Reinhard Mohn Preis unter dem Titel »Smart Country – Vernetzt. Intelligent. Digital«.
Die Bertelsmann Stiftung vergibt den Preis jährlich zu wechselnden Themen an eine renommierte Persönlichkeit, die gesellschaftliche Entwicklungen maßgeblich vorantreibt. Mit besonderer Freude übergeben wir dieses Jahr den Preis an Toomas Hendrik Ilves. Der ehemalige estnische Staatspräsident wird geehrt als Vordenker der Digitalisierung in Regierung, Verwaltung und Bildung.
»Wir müssen von der Welt lernen, denn von der Welt zu lernen, ist schnelleres Lernen.« Ganz im Sinne dieser Grundüberzeugung unseres Stifters Reinhard Mohn bildet das Kernstück des Preises eine Good-Practice-Recherche. Als gute Beispiele für vier digitale Vorreiternationen werden hier Estland, Israel, Österreich und Schweden beschrieben.
Estland beeindruckte und überzeugte mit der digitalen »X-Road«, einer Infrastruktur, die den sicheren Datenaustausch zwischen verschiedenen öffentlichen und privaten Teilnehmern (z. B. Gesundheitsdatenbank, Bankwesen, Bürgern) ermöglicht. Sie bildet das Rückgrat der estnischen Digitalstrategie.
Israel ist bekannt als Start-up-Nation, eine aktive und vernetzte Innovationslandschaft, die über die eigenen Landesgrenzen hinweg junge Unternehmen mit ihren Geschäftsmodellen fördert und damit die israelische Gesellschaft als weltweites Vorbild für technische und wissenschaftliche Innovationen an die Spitze setzt.
Österreich ist Vorreiterin bei Projekten zum Einsatz digitaler Technologien in bestimmten Lebensbereichen, wie der digitalen Stadt und der Unterstützung von Menschen im Alter – das eröffnet neue Möglichkeiten für die Bewältigung des demographischen Wandels.
Schweden hat zu einem sehr frühen Zeitpunkt den flächendeckenden Breitbandausbau vorangetrieben. Erfolgsfaktor hierfür war die gelungene und pragmatische Einbindung vieler unterschiedlicher Akteure.
Die wesentlichen Erkenntnisse der Recherchereisen sind zusammengefasst vier zentrale Treiber:
• der klare politische Wille aller Verantwortlichen zum digitalen Wandel und eine grundsätzliche Offenheit für Veränderungen
• eine zentrale staatliche Gesamtstrategie, wohin sich der Staat und die Gesellschaft insgesamt entwickeln können und sollen
• die Mitnahme der Bevölkerung auf dem Weg zu einer mehr und mehr digital ausgerichteten Welt, in der Vertrauen in digitale Technologien statt Angst und Unsicherheit herrscht und das Wissen um die Verlässlichkeit politischen Handelns mit einem entsprechenden Schutz der Bevölkerung und des Individuums gegeben ist
• die Bereitstellung zentraler Rahmenbedingungen zur Gestaltung des Wandels, wie etwa eine ordnungspolitische Infrastruktur, beispielsweise flächendeckendes Internet und E-Identity.
Diese Ziele lassen sich nur gemeinsam von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft erreichen. Die Entwicklung und der Aufbau zentraler staatlicher Standards sind die Grundlage für dezentrale, innovative Lösungen. Wir sind davon überzeugt, dass dies nicht nur im Ausland gelingen kann, sondern sicher auch in Deutschland!
Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern eine spannende Reise ins Ausland und ein zukunftsorientiertes Ankommen in Deutschland.
Hintergrund und Vorgehen der internationalen Recherche
Die Digitalisierung ist einer der großen Trends, die die Zukunft Deutschlands maßgeblich beeinflussen werden. Dahinter stehen nicht nur ein immenses technisches Innovationspotenzial, sondern auch gesellschaftliche Entwicklungschancen. Weniger soziale Ungleichheit durch neue Bildungsformen und Beschäftigungsmöglichkeiten, wirtschaftliche Wachstumsimpulse,