Der 43. Geburtstag: "Weißt Du, dass Du vier Jahre ein Heide warst?"
Von Mark Frido
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Über dieses E-Book
„Weißt Du, dass Du vier Jahre ein Heide warst? “ sagte der Spiritual des Knabenseminares vorwurfsvoll zum elfjährigen Seminaristen und meinte damit, dass er erst mit vier Jahren getauft wurde. Dadurch erfuhr dieser erst wirklich, warum er trotz glänzend bestandener Aufnahmeprüfung ins Bischöfliche Gymnasium zunächst nicht aufgenommen wurde und ein Jahr die Hauptschule besuchen musste.
Ein weiterer noch schwerwiegenderer Grund war der Suizid seines Vaters, als er selbst vier Jahre alt war. Damit bestrafte die römisch katholische Kirche nicht nur ihn, sondern die ganze Familie. Aber er konnte sich nicht schuldig fühlen! Es begann eine schmerzliche Beziehung zur r. k. Kirche, die durch die spartanische Erziehung im Seminar und zusätzlich durch die jahrelange Diskriminierung homo-sexueller Menschen, zu denen er sich hingezogen fühlte, zum seelischen Trauma führte.
Der eruptive Ausbruch seines äußerst quälenden Tinnitus am 43. Geburtstag, an einem Freitag, dem 13-ten, war der „gellende Aufschrei seiner gequälten Seele“ und wurde ein entscheidender Wendepunkt in seinem Leben. Dazu kam noch die „Unheilige Dreifaltigkeit“ von Schwerhörigkeit, Tinnitus und Homosexualität, unter denen sein erfolgreiches Berufsleben als Lehrer sehr erschwert wurde.
Der Autor geht mit der römisch katholischen Kirche kritisch um, schätzt aber das, was er ihr verdankt.
Dazwischen auch humorvolle Episoden. Und immer wieder spielen die Zahl 13, und der Freitag, der 13-te, eine Rolle in seinem bewegten Leben.
Mark Frido
Der Autor Mark Frido durchlebte eine zutiefst bewegende Kindheit mit Tragödien in der Familie, war „Zögling“ in r. k. pädagogischen Institutionen, wie im Knabenseminar, im Bischöflichen Gymnasium und schließlich im Priesterseminar, was er aus heutiger Sicht als pädagogische Zuchtanstalten (Seminarien) betrachtet. Er fühlte sich meist als Außenseiter: Er war außerordentlich begabt und tat sich in der Schule und beim Studium leicht, was ihn nicht besonders beliebt machte. Er war überaus musikalisch und durfte als erster Zögling eines Knabenseminares auf das Konservatorium gehen. Damals eine Sensation! Er ist homosexuell, was er Jahrzehnte lang verschweigen musste. Seine Interessen waren nicht die seiner Kollegen, wie Kartenspielen, Fußball und das andere Geschlecht. Auch tanzte er nicht gerne und hasste Sport. Er studierte 3 Jahre lang Theologie, ging ins Priesterseminar, bekam die niederen Weihen und wechselte dann zur Germanistik, Schulmusik und Sologesang, weil er schwul war und keine Zukunft in der Kirche sah. Er unterrichtete über 35 Jahre als leidenschaftlicher und begeisternder Deutsch-Musiklehrer an Gymnasien und war letztlich Lehrerausbildner an einer Pädagogischen Akademie der Diözese. Der 43. Geburtstag (ein Freitag, der 13.te!) war ein Wendepunkt in seinem Leben: Der eruptive Ausbruch seines quälenden Tinnitus, stürzte ihn in eine tiefe Lebenskrise, der er letztlich dadurch entkam, dass er für eine neue Klientel, für die Tinnitusbetroffenen und Schwerhörigen, seine ganze Kraft und Freizeit altruistisch einsetzte. Die diskriminierende und ungerechte Haltung der r. k. Kirche gegenüber Homosexuellen war zeitlebens ein schmerzvolles Kapitel, auf das er in diesem Buch kritisch und mit Verve eingeht.
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Buchvorschau
Der 43. Geburtstag - Mark Frido
Der Autor
Mark Frido
wurde am 13. April 1941, am Ostersonntag, geboren und durchlebte eine zutiefst bewegende Kindheit, mit Tragödien in der Familie. Er war „Zögling in pädagogischen Institutionen der katholischen Kirche, wie im Knabenseminar, im Bischöflichen Gymnasium und schließlich im Priesterseminar – wobei er „nomen est omen
das Seminar als „Zuchtanstalt" erlebte, wiewohl er auch davon profitieren konnte.
Er war außerordentlich begabt, tat sich in der Schule und beim Studium leicht, was ihn nicht besonders beliebt machte. Er fühlte sich meist als Außenseiter. Er war überaus musikalisch und durfte als erster Zögling eines Knaben-Seminares auf das Konservatorium gehen um Klavier zu studieren.
Er ist homosexuell, was er Jahrzehnte lang verschweigen musste. Seine Interessen waren nicht die seiner Kollegen, wie Kartenspielen, Fußball und das andere Geschlecht. Auch tanzte er nicht gerne - obwohl Musiker - und hasste Sport.
Er studierte drei Jahre lang Theologie, wohnte im Priesterseminar und wechselte dann zum Studium der Germanistik, Schulmusik und Sologesang, weil er schwul war und keine Zukunft in der katholischen Kirche sah.
1968 promovierte er zum Doktor der Philosophie. Er unterrichtete über 35 Jahre als leidenschaftlicher und begeisternder Deutsch-Musiklehrer an Gymnasien und war letztlich Musik-Professor an einer kirchlichen Pädagogischen Akademie (Pädagogischen Hochschule).
Der 43. Geburtstag (ein Freitag, der 13-te!) war ein Wendepunkt in seinem Leben: Der eruptive Ausbruch seines quälenden Tinnitus stürzte ihn in eine tiefe Lebenskrise, der er letztlich dadurch entkam, dass er für eine neue Klientel, für Tinnitus-Betroffene und Schwerhörige, seine ganze Kraft und Freizeit altruistisch und gekonnt einsetzte.
Die diskriminierende und ungerechte Haltung der r. k. Kirche gegenüber Homosexuellen war zeitlebens ein schmerzvolles Kapitel, auf das er in diesem Buch kritisch, mit Verve und auch mit dem nötigen Abstand eingeht.
INHALT
Die Zahl 13 – Angst vor Freitag, dem 13-ten?
Familie(Großvater, Tante Jola, Linie mütterlicherseits-Mutter, Großmutter, Vater Alex, Schwester Edda, Bruder Alexander)
Freundschaft mit Rosa und Gerti Kober
Die „falsche" Lieblingstante Ria
Kriegszeit - Umquartierung bei einem Bauern - Das bäuerliche Leben, der bäuerliche Alltag
Mitten im Kriegsgebiet- Drei Tage und Nächte in einer Fuchshöhle
Vaters Selbstmord
Mit einem Ochsengespann auf der Flucht
Kindheit und Schulzeit
Knabenseminar - Bischöfliches Gymnasium
Studienzeit - Theologie
Schwere drei Jahre im Priesterseminar
Germanistik – und Musikstudium
Mein kritisches und schmerzliches Verhältnis zur r. k. Kirche Deutsch-und Musikprofessor an Gymnasien und an der
Pädagogischen-Akademie
Die Musik – sinngebend für mein Leben
Der 43. Geburtstag
Der Tritonus meines Lebens – Schwerhörigkeit, Tinnitus, Homosexualität
Der „Umgang" mit Homosexualität
Pensionszeit
Die Zahl 13 – Unglücks- oder doch Glückszahl?
Mein Lebenspartner
Mein zweiter Geburtstag
Das Fazit meines Lebens
Die Zahl 13 – Angst vor Freitag, dem 13-ten
Eigentlich war ich nie abergläubisch.
Ich wurde am 13. April geboren, bin aber sogar ein Ostersonntagskind. Ist man abergläubisch, so wären Unglück und Glück zu gleichen Teilen in meiner Person vereint.
Von meiner Mutter wusste ich, dass ich eigentlich am Karfreitag auf die Welt kommen sollte. Dann wäre das „drohende Unglück" solide grundgelegt gewesen. Ich kam erst am Ostersonntag auf die Welt, aber an einem 13-ten. Und auch mein Vor- und Nachname bestehen in Summe aus 13 Buchstaben.
Auch mein Lebenspartner ist an einem 13-ten geboren. Allerdings soll es sich dabei um einen Schreibfehler der Pfarrkanzlei in der Taufurkunde handeln. Tatsächlich soll er am 11-ten geboren sein. Darüber nachzudenken, ob mit dem Freitag, dem 13-ten, Unglück verbunden sei, begann ich erst vor kurzem brandneu, als mein bereits seit Jahren gut kompensierter Tinnitus gerade am Freitag dem 13.09.2013 wieder derart unerträglich laut und quälend geworden ist, was meine seelische Balance erneut grundlegend erschüttert hat.
Beim Schreiben dieses Abschnittes recherchierte ich, auf welchen Wochentag der 13. April 1984, mein 43. Geburtstag, fiel, an dem um halb sieben Uhr morgens, als ich noch im Bett lag, mein leidlicher Tinnitus zum ersten Mal mit Urgewalt ausbrach und mein Leben seit nunmehr über 30 Jahren wesentlich mitbeeinflusst hat.
Mein 43. Geburtstag (13.04.1984) war ebenso ein Freitag, der 13-te.!
Auch die Zahl 43 ist eher eine Negativzahl für mich. Im Jahr 1943 fiel mein Bruder Alexander in Russland. An meinem 43. Geburtstag brach mein nunmehr langjähriger quälender Tinnitus aus.
Und der Todestag meiner Schwester Edda war auch ein Freitag der 13-te.
Und im Jahr 2013 erlitt ich einen Schlaganfall.
Der Freitag der 13-te gilt als Stiefkind der Kalendertage. Er tritt mindestens ein-Mal im Jahreskalender auf, und manchmal sogar drei-Mal pro Jahr.
Betrachte ich die negativen Ereignisse in meinem Leben an einem 13-ten, so frage ich mich: „Soll dies alles Zufall sein?" Wer dies verstehen kann, der verstehe!
Die Angst vor dem 13-ten nennt man Triskaidekaphobie.
„(Aus griechisch τρεισκαίδεκα, translit. treiskaídeka, deutsch ‚dreizehn‘ und griechisch φόβος, translit. fóbos, deutsch ‚Furcht‘) wird die abergläubische Angst vor der Zahl Dreizehn genannt. Bei starker Ausprägung, insbesondere dann, wenn die Betroffenen alles, was mit der Zahl 13 zu tun hat, vermeiden und umgehen, spricht man von einer isolierten oder spezifischen Phobie im medizinischen Sinne." (Wikipedia – Aus dem Internet)
Vermutlich ist aber nicht der 13-te allein „schuld" am Unglück oder Glück meiner doch recht bewegten Lebens-und Familiengeschichte.
Familie
Mein Großvater väterlicherseits war unnahbar - ich erinnere mich nur lose an ihn. Meine Mutter und ich wanderten zehn Kilometer zu Fuß von der Bezirksstadt Fellach nach Reigersberg, um ihn zu besuchen, - es war sehr heiß - ich war sechs Jahre alt. Wir kamen im Haus Reigersberg Nr. 25 an, der Großvater machte seinen Mittagsschlaf; dann kam er im Vorhaus die Stiege herunter. „Wer ist er?" fragte er mich in der dritten Person. Dieser „er" war ich. Leider gab es nie eine nähere Beziehung zu ihm.
Der Großvater väterlicherseits kam aus einer armen Keuschler-Familie aus dem Raum Bergen und heiratete die reiche Bauerstochter Juliane Priest aus Stenzen. Sie brachte den Reichtum mit. Sie starb schon 1922. Also 21 Jahre vor meiner Geburt.
Von Beruf war der Großvater Kaufmann, Gastwirt und Landwirt. Einige Jahre war er sogar Bürgermeister. Es war bekannt, dass er sich gut in Rechtssachen auskannte. Angeblich war er immer mit einem Advokaten zusammen zu sehen. Die Kinder (auch mein Vater) hatten keine Zuneigung oder irgendeine Gemütsbewegung von seiner Seite verspürt. Sie mussten alle an einem Extratisch, fernab von den Erwachsenen, zu Mittag essen und durften die Eltern nicht anreden. Großvater hatte bis zu seinem Tod, obwohl durch den Krieg verarmt, eine Köchin und einen Knecht.
Tante Jola, die Schwester meines Vaters, ging etwas verspätet in der Landeshauptstadt in die LehrerInnen-Bildungsanstalt und kam meist nur zu den Schulferien nach Hause nach Reigersberg. Sie wurde mit der Kutsche vom Bahnhof in Fellach abgeholt. Sie hatte ihr Zimmer im Haus Reigersberg Nr.33 eingerichtet. Großvater hatte in Reigersberg zwei Häuser, Nr.33 und Nr.25, die nur 50 Meter voneinander entfernt waren. Eines Tages, als sie wieder einmal von der Landeshauptstadt nach Hause kam, hatte mein Großvater ihr Zimmer im Haus Nr.25 - zwei Häuser weiter - am unteren Ende des Marktplatzes, eingeräumt und sie aus dem Stammhaus „auswaggoniert". Tante Jola war empört und sprach von dort an mit ihrem eigenen Vater 20 Jahre kein Wort mehr.
Aber der Krieg nahm dem Großvater fast alles, das große Stamm-Haus mit dem Gastbetrieb war abgebrannt. Das Haus Nr.25 wurde von einigen Russen an der Vorderseite angezündet. Die resolute Tante Jola löschte gleichzeitig von der Hinterseite des Hauses her. Mutig gab sie den Zündlern saftige Ohrfeigen und vertrieb sie damit. Der Großvater wohnte nun auch im Ausweichhaus Nr.25 und hatte nicht einmal mehr ordentliche Kleidung, sodass er nach dem Suizid meines Vaters (03.04.1945) dessen Anzüge tragen musste. Da war Tante Jola zur Stelle.
Tante Jola war Lehrerin, wurde aber wegen ihrer Nazivergangenheit ins Gefängnis geworfen, und ihre Pension wurde strafhalber gekürzt, sodass sie eher karg leben musste. Trotzdem nahm sie ihren Vater auf und versorgte ihn bis zum Tod,