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Mein langer Weg zum Glück: Eine Frauenbiografie
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Mein langer Weg zum Glück: Eine Frauenbiografie
eBook114 Seiten1 Stunde

Mein langer Weg zum Glück: Eine Frauenbiografie

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Über dieses E-Book

Vom Überwinden schwerer Hürden und spätem Lebensglück
Ein schwerer Rucksack voller schlimmer und schöner Erlebnisse: So blickt Josefine Runggaldier auf ihr Leben zurück.
Als Kind einer Bergbauernfamilie erlebt Josefine in den 1960er-Jahren den touristischen Aufschwung ihres Heimattales mit. Bei Skirennen, aber auch im künstlerisch-handwerklichen Bereich blitzt Josefines Talent auf, doch das konservative Umfeld bietet ihr keinen Freiraum für Entfaltung. Schon als Jugendliche erfährt sie körperliche und sexuelle Gewalt von Vorgesetzten und Bekannten.
Als Josefine sich gegen die Abtreibung ihres unehelichen Kindes und gegen eine arrangierte Ehe entscheidet, wird sie von ihrer Familie verstoßen. Spät findet sie ihr wahres Lebensglück.
Ein Lebensbericht, der Mut macht!
SpracheDeutsch
HerausgeberEdition Raetia
Erscheinungsdatum17. Okt. 2023
ISBN9788872838969
Mein langer Weg zum Glück: Eine Frauenbiografie

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    Buchvorschau

    Mein langer Weg zum Glück - Josefine Runggaldier

    Gröden: Meine Heimat

    Man schrieb das Jahr 1912, als mein Vater Alois am 2. Dezember in Sankt Christina im Grödner Tal als Sohn von Vinzenz Runggaldier und Cecilia Senoner geboren wurde. Er war das zweite von drei Kindern. Die zwei Ältesten, Stina und Alois, kamen im selben Jahr zur Welt, obwohl sie nicht Zwillinge waren: die eine im Jänner und mein Vater im Dezember. Der Jüngste hieß Franz und wurde 1914 geboren. Mein Opa Vinzenz wurde bald darauf als Soldat in den Ersten Weltkrieg eingezogen und starb am 19. April 1915 im Krieg. Die hinterbliebene Witwe Cecilia heiratete nach dem Krieg im Jahre 1920 den Bruder ihres verstorbenen Ehemannes – dies war damals gang und gäbe. Aus dieser zweiten Ehe gingen noch vier Söhne und zwei Töchter hervor: Adolf, Konrad, Adam und Willi sowie Zilia und Sofie. Sie alle wohnten zusammen in dem Haus, das Cecilias erster Ehemann, der verstorbene Vater meines Vaters, gebaut hatte. Das Haus stand am Rande eines großen Grundstücks, gleich nebenan befand sich eine Scheune, gefüllt mit Heu, Getreide, Buchweizen und Kartoffeln, umgeben von Ackerland. Im Stall gab es Pferde, Kühe mit Kälbern, Ziegen, Schweine und Hennen. 1925 aber musste das Haus abgetragen werden, denn es lag in einem Murengebiet und stand auf Boden, der langsam abrutschte. Zusätzlich stellte sich heraus, dass es eigentlich Gemeindegrund war. So musste die Familie den Grund nachträglich von der Gemeinde kaufen und das Haus nebenan wieder neu aufbauen.

    Meine Mutter Elisabeth Mussner wurde am 8. April 1921 in Wolkenstein geboren. Sie war das älteste von fünf Kindern: Nach meiner Mutter Beta kamen noch Luisa, Anna und Sefa auf die Welt. Vinzenz, ihr einziger Bruder, starb bereits mit zwanzig Jahren während des Zweiten Weltkrieges im Luftschutzkeller des Bozner Krankenhauses an einer Lungenentzündung.

    Mein Vater kämpfte im Zweiten Weltkrieg als deutscher Soldat an der russischen Front, wo er dank anderer Soldaten vor dem Erfrieren gerettet wurde. Gegen Kriegsende kam er nach Rom, wo er das Attentat auf seine Kompanie in der Via Rasella überlebte. 1944 konnte er einen kurzen Heimaturlaub antreten und mit meiner Mutter zusammen sein. Als das Ende des Krieges absehbar war, floh er gemeinsam mit anderen deutschen Soldaten und versteckte sich vor den Partisanen. Als sie in einer Scheune von einigen Frauen überrascht wurden, fragten diese, warum sie sich verstecken würden, der Krieg sei doch vorbei. Sein Heimweg war aber noch lang und gefährlich, erst Monate nach Kriegsende kam er endlich zu Hause an. Hier erwartete ihn eine Überraschung: Meine Mutter hatte am 8. März 1945 einen Sohn, meinen ältesten Bruder Vinzenz, geboren und wohnte bei ihren Eltern. Für meine Mutter war es eine sehr schwere Zeit, denn als Ledige ein Kind zu bekommen, stellte damals eine Schande dar. Dann endlich fand am 22. Juni 1946 die Hochzeit meiner Eltern statt: Die Braut durfte zwar nur in einem schwarzen Kleid heiraten, schmückte den Kopf aber mit einer netten Girlande, die sie jedoch während der Trauung in der Kirche abnehmen musste. Als Mutter eines ledigen Kindes war ihr das Tragen des Kopfschmucks nicht erlaubt.

    Nun, nach ihrer Hochzeit, stellte sich meinen Eltern die Frage, wo ihre kleine Familie wohnen sollte – natürlich bei meinem Vater zu Hause, wo dessen gesamte Familie lebte: seine Mutter, der Stiefvater, die vier Stiefbrüder und die zwei Stiefschwestern. Die leiblichen Kinder meines Großvaters teilten sich das Grundstück untereinander auf: Stina und Franz errichteten dort ein neues Haus, mein Vater hingegen erbte das alte. Die Stiefgeschwister aber, die alle noch dort wohnten, machten meiner Mutter das Leben zur Hölle. Es wurde gestritten und geschlagen. Es kam sogar zu einem Prozess, nachdem die Ehefrau des Stiefbruders bei der Heuarbeit mit einem Rechen brutal auf den Rücken meines Vaters eingeschlagen hatte. Auch wir Kinder wurden dafür als Zeugen geladen, wir hatten Angst und verstanden vieles nicht, da die Verhandlung in italienischer Sprache geführt wurde. Bald darauf, Anfang der 1950er Jahre, zogen Stiefopa und Oma mit den Stiefgeschwistern aus, nun lebten nur noch meine Eltern mit uns Kindern im Haus meines Großvaters.

    Es handelt sich um den Hof von Aldoss an der Plesdinatz-Straße in der Gemeinde St. Christina, das auf 1.428 Meter Meereshöhe in der Grödner Talmitte zwischen St. Ulrich und Wolkenstein liegt. Im Norden wird der Ort von den Geislerspitzen eingerahmt, im Süden bildet die Langkofelgruppe das Wahrzeichen des gesamten Tales. Die weitläufigen grünen Almen von Cisles, Mont Seura, Ciandevaves und Seceda schmiegen sich an die felsigen Bergmassive. Im Juni 2009 wurde die Landschaft als Teil der berühmten Dolomiten zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt.

    Zu Beginn der 1940er Jahre gab es entlang der Plesdinatz-Straße nur Bauernhöfe, auch weit über die Waldgrenze hinauf: Pucinea, Inaz, Prtëut, Paratoni, Insom, Crepa, Meusna, Fusel, Aldoss, Mauron, Poza, Curigel, Riseda, Puze, Ciablon, Praulëta, Runcaudie und Praplan. Dort, wo das raue Klima keinen Ackerbau mehr gestattete, spezialisierte man sich auf Viehhaltung. In den 1940er Jahren gab es unten im Dorf die Kirche, die Schule, zwei Gasthäuser, einen Müller, einen Arzt, einen Tierarzt und zwei Geschäfte – das Postamt wurde erst Anfang der 1950er Jahre geöffnet. Apotheke gab es keine, um Medikamente zu besorgen, musste man nach St. Ulrich. Da die Bevölkerung rasch anwuchs, führte dies dazu, dass einige Höfe zerstückelt wurden, wobei aber die daraus hervorgegangenen kleinen Grundstücke das wirtschaftliche Überleben der Bauern kaum mehr gewährleisten konnten. So stellten Nebenerwerb und Auswanderung für die Grödner bereits früh eine Notwendigkeit dar.

    Ich kam am 21. Juli 1947 mit einem Rucksack voller Erlebnisse, die mich im Leben erwarten sollten, zur Welt. Mein Vater hatte keine Freude mit mir, so klein, wie ich war,

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