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Der Nekromant - Totennacht
Der Nekromant - Totennacht
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eBook472 Seiten6 Stunden

Der Nekromant - Totennacht

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Über dieses E-Book

SIE HERRSCHEN ÜBER DIE LEBENDEN,
DOCH ER BEFEHLIGT DIE TOTEN.

In einer Zeit, in der die Magie in die Welt zurückgekehrt ist, schlägt sich Conor Night mit dubiosen Gelegenheitsjobs durchs Leben. Er hat die Fähigkeit Tote zum Leben zu erwecken, doch er selbst ist todkrank. Nur eine verbotene Substanz erhält ihn am Leben. Als er ein lukratives Jobangebot bekommt, kann er nicht widerstehen. Schon bald steht er Mächten gegenüber, die ihm weit überlegen sind. Doch auch Conor hat ein paar Tricks auf Lager, mit denen seine Gegner nicht rechnen …

"Totennacht" ist der Auftakt der dreiteiligen Urban Fantasy-Reihe "Der Nekromant".
SpracheDeutsch
HerausgeberMantikore-Verlag
Erscheinungsdatum1. Dez. 2016
ISBN9783945493816
Der Nekromant - Totennacht

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    Buchvorschau

    Der Nekromant - Totennacht - M.R. Forbes

    Land.

    EINS

    Über diesen Job…

    Ich näherte mich der Tür auf meinen Ellenbogen und zog mich wie eine Art mutierter Salamander über den fleckigen braunen Teppich, der den Gang im achten Stockwerk des Hotels Paramour überzog. Es hatte beinahe zehn Minuten an „linker Arm, rechter Arm, zerren und wiederholen" gedauert, um von der ersten Tür, jetzt zehn Meter oder so hinter mir, zu dieser zu gelangen und zu diesem Zeitpunkt war ich beinahe dazu bereit, aufzustehen und die letzten paar Schritte zu gehen, und sei es nur, um meinen Lungen die Möglichkeit zu geben, sich wieder auszudehnen.

    Ich brauchte nur einige Wiederholungen meines Lieblingsmantras, „Ich will nicht sterben", um mich selbst zu überzeugen, am Boden zu bleiben und weiterzukriechen.

    Linker Arm, rechter Arm, linker Arm, rechter Arm.

    Schließlich drückte ich mein Auge an die Unterseite der Tür. Ich hatte Glück, dass sie mit so wenig Sorgfalt wie alles andere auf dieser Müllhalde eingehängt worden war.

    „Jetzt, wo die Kleinigkeiten ausgeräumt sind… Haben Sie es mitgebracht?"

    Als ich unter dem Türrahmen durchlugte, konnte ich nicht sehen, wer gerade sprach, oder überhaupt feststellen, woher die Stimme kam. Was ich sehen konnte, waren drei Fußpaare, zwei auf einer Seite eines Schreibtisches und eines auf der anderen. Sie waren alle in einem etwas schiefen Winkel, was mir sagte, dass die Ziele dort drin gerade saßen. Die näheren Füße waren in ganz normale braune Stiefel verpackt. Der andere Kerl trug schicke, glänzende Slipper, wahrscheinlich Gucci oder Prada.

    „Ja, wir haben es."

    Es gab ein Rascheln. Jemand zog etwas aus einer Plastiktüte. Der Bums, als es auf dem Schreibtisch landete, bezeugte, wie schwer es war. Zumindest war ich am richtigen Ort.

    „Mr. Black wird über Ihren Erfolg erfreut sein, sagte Gucci. „Wir hatten in letzter Zeit viele Schwierigkeiten dabei, die Dinger abholen zu lassen.

    „Haben wir gehört. Wenn Sie das Geld früher investiert hätten, hätten Sie nicht so viele Päckchen verlieren müssen."

    Ich glitt wenige Zentimeter weiter vor und hob meine Blicke auf den rostigen Türknauf über meinem Kopf. Ich wollte die Tür wirklich aufmachen und ich wollte dabei nicht gesehen oder gehört werden. Wie stünde wohl die Chance darauf?

    „Wo wir schon beim Thema sind, Mr. Black hat noch einen Job für Sie, falls Sie interessiert sind."

    Gelächter. „Wenn das Geld stimmt, sind wir interessiert."

    Ein leises Kichern. „Natürlich. Das Geld, meine Freunde, wird sicherlich Ihren Gefallen finden."

    Ich fasste nach oben, meine Hand bewegte sich ganz langsam auf den Knauf zu und schließlich schlossen sich knochige Finger weich wie eine Feder darum. Trotzdem, schon die Berührung der Oberfläche ließ die Tür ein leichtes Knarzen von sich geben.

    „Hören Sie das?", fragte einer der Männer in Stiefeln.

    „Es ist ein altes Gebäude, Rodge. Die Scheiße knarzt und ächzt wahrscheinlich die ganze Nacht."

    „Wie deine Mutter?"

    „Halt die Klappe."

    Ich begann, den Knauf zu drehen, um Bruchteile von Millimetern. Es war eine so präzise Bewegung, dass ich bezweifelte, ob viele Menschen sie hätten wiederholen können. Es war diese Kontrolle, diese Aufmerksamkeit auf die Kunstfertigkeiten, die mich zu allem gemacht hatte, was ich heute war. Es kam einem nicht vor wie besonders viel, auf dem Boden eines beschissenen Hotels wie ein Wurm entlang zu kriechen, aber von Zeit zu Zeit bezahlte es zumindest eine oder zwei meiner Rechnungen.

    „Also, was ist der Job?", fragte Rodge.

    Ich ging im Kopf das Profil durch, das ich über die Ziele bekommen hatte. Roger Excelon und sein Bruder Tim. Sie waren ein Paar versierter Söldner, erfahrene Schwergewichte, die ihren Zug nach ganz oben machten. Ihre normalen Arbeitsaufgaben bestanden eher aus Wachdiensten als aktivem Transport, aber Verteidigung resultierte nie in derselben Bezahlung wie Angriff und, um ehrlich zu sein, machte sie ihr Hintergrund geeigneter für Abholungen und Wiedererwerb.

    Der dritte Kerl war ein Assistent, ein Angestellter von Mr. Black, dessen Rolle es war, die Ressourcen für einen bestimmten Job bereitzustellen. Es hatte keine Möglichkeit gegeben, zu wissen, wer er sein würde, was ihn zu einem Joker machte, über den ich nur leicht nervös war. Ich hatte diese Sache richtig geplant und eine unbekannte Variable mit eingerechnet.

    „Eine weitere Abholung. Etwas komplizierter diesmal. Mr. Black hat einen Rivalen und dieser Rivale hat etwas, das Mr. Black will. Muss ich noch mehr sagen?"

    „Nö, ich verstehe schon."

    Rodges Gelächter war die perfekte Deckung, als ich den Knauf zu Ende drehte und die Tür vorsichtig etwa zwanzig Zentimeter aufschob. Es war nicht genug für mich, um in das Zimmer zu gelangen, aber ich wollte auch gar nicht in das Zimmer. Noch nicht.

    „Es klingt, als könnte eine gewisse Gewalt von Nöten sein, sagte Tim. „Gewalt kostet extra.

    „Ja, natürlich tut sie das. Ich kann mir vorstellen, dass es etwas Gewalt geben könnte. Drachen wollen sich sehr selten auch nur vom kleinsten Plunder unter ihren Schätzen trennen, wenn Sie verstehen, was ich meine."

    „Ich bin kein Fan von Metaphern, aber ja, ich glaube, ich weiß, was Sie meinen. Wie viel?"

    Ich hörte das Geräusch, wie Holz auf Holz kratzte; eine Schublade wurde geöffnet. Dann hörte ich das Geräusch, wie etwas aus Plastik auf den Schreibtisch fiel.

    „Zwei Millionen, sagte Gucci. „Zahlbar im Voraus. Die einzige Weise, wie Sie es verlieren können, ist, dass Sie sterben.

    „Im Voraus? Sie vertrauen darauf, dass wir den Job erledigen, wenn wir schon bezahlt worden sind?"

    Nun war Gucci mit dem Gelächter dran. „Ich vertraue darauf, dass Sie nicht dumm genug wären, um Mr. Black zu hintergehen. Davon abgesehen kamen Sie beide mit den höchsten Empfehlungen. Man baut sich keinen Ruf mit Lügen auf und Wächter nicht mit Diebstahl."

    Rechter Arm, linker Arm. Ich schob mich vom Türspalt weg, sodass ich nachdenken konnte. Zwei Millionen waren eine gute Beute, viel mehr als irgendwelche anderen Jobs, die mir je angeboten worden waren. Ich konnte mit dieser Art von Einnahmen die Medikamente für ein Jahr bezahlen. Natürlich wäre Mrs. Grey nicht sehr glücklich darüber. Die Frage war, wie unglücklich? Ich hatte in den letzten drei Jahren für und gegen sie gearbeitet und sie schien von der vernünftigen Sorte zu sein. Andererseits hatte ich sie tatsächlich nie betrogen.

    Ich spürte ein Jucken in meiner Kehle und mein Magen zog sich zusammen. Es war eine Erinnerung an die Entscheidung, die ich gerade zu treffen versuchte. Im Endeffekt bekam ich für diesen kleinen Tanz nur Hunderttausend und für diesen Preis schien es mir nicht so wichtig, ob einer von Mr. Blacks Assistenten lebend herauskam. Ich würde trotzdem die Wonder-Zwillinge ausschalten, was von Anfang an Greys Ziel gewesen war. Wie sauer konnte sie darüber schon werden?

    Entscheidung getroffen. Ich kroch zurück in Position.

    Ein Piepsen ließ mich wissen, dass sie die Karte durchgezogen und den Geldeingang bestätigt hatten. Zwei Millionen in Bitcoins, einer digitalen Währung, verfügbar für jeden, der die Karte zum Transfer mitbrachte, natürlich abzüglich einer Gebühr. Es kam mir in den Sinn, einfach den Job zu beenden und sie zu stehlen, aber ich wusste, dass Black einen Trupp seiner Lakaien schicken würde, um den Tatort zu reinigen, sobald ich weg war, und wenn die Karte fehlte und der Job nicht ausgeführt würde, würden sie sich umso mehr darauf konzentrieren, herauszufinden, wer das Ding durchgezogen hatte. Kein Teil von mir wollte in die Schusslinie eines Killerteams dieses Hauses geraten.

    Ich spürte wieder den Drang, zu husten, spannte meine Kehle an und bekämpfte ihn, wobei mir von der Anstrengung Tränen in die Augen traten. Noch nicht. Es war zu früh. Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Noch eine Minute.

    „Sieht so aus, als würde das Geld stimmen, sagte Rodge. „Wir haben einen Deal.

    „Hervorragend."

    Ich hörte Guccis Stuhl knarzen und das Geräusch, wie eine weitere Schublade aufgezogen wurde. Seine Stimme war tiefer und kräftiger, als er sprach. „Nehmen Sie das. Es enthält die Adresse, ein Bild des Ziels und einen Haufen ausspionierter Daten. Rufen Sie die Nummer an, wenn der Job erledigt ist, dann warten Sie auf Bestätigung. Sie haben achtundvierzig Stunden, um sich zu melden, ehe wir ein Team auf die Suche nach Ihnen senden. Verstanden?"

    „Kein Problem. Das ist nicht unser erster Tango."

    „Genau deshalb wollte Mr. Black Sie."

    Ich schaute wieder auf meine Uhr. Zwanzig Sekunden. Ich fasste in die Innentasche des Nylon-Trenchcoats, den ich trug, und holte ein Paar kleine Würfel hervor, die aus geschnitzten menschlichen Knochen gemacht waren. Ich hielt sie in meiner geballten Faust, flüsterte leise und machte mich dazu bereit, sie in den Raum zu werfen.

    „Das ist alles, was ich gerade für Sie beide habe", sagte Gucci. Ich hörte, wie sich der Stuhl wieder bewegte, und das Geräusch von Federn. Wer auch immer Gucci war, er war ein Fettklops.

    Die anderen beiden Stühle bewegten sich. Rodge und sein Bruder standen auch auf.

    Genau dann zersprangen die Fenster.

    Zehn Sekunden zu früh.

    „Scheiße."

    Ich verwarf meinen Überraschungsangriff, zog meine Füße unter mich und stand auf. Ich konnte den Aufruhr im Zimmer hören, Schreie und Schüsse und den unverwechselbaren dumpfen Knall, wenn Kugeln Fleisch trafen.

    Ich warf die Würfel zur selben Zeit hinein, als ich die Tür aufriss, packte die abgesägte Schrotflinte aus dem improvisierten Holster unter meinem Mantel und zielte auf das dynamische Duo. Es war das erste Mal, dass ich diese beiden sah, ein Paar massiv gebauter Oger, die von Tätowierungen bedeckt waren und ziemlich fies aussahen. Definitiv Schwergewichte. Sie hatten mit maßgefertigten Waffen Kugeln auf meine Kameradin am Fenster gefeuert, aber jetzt wandten sie sich um, um meinen dramatischen Auftritt zu beobachten und ihre Blicke folgten den Knochenwürfeln.

    Meine erste Salve verteilte überall schweres Schrot, das sich in ihre Haut grub und sie zerfetzte und Blut auf die pastellfarbenen Tapeten hinter ihnen spritzen ließ. Ich ließ meine Blicke zu Gucci schweifen und fand ihn in der Ecke stehend, wo er außergewöhnlich ruhig aussah.

    „Du bist zu früh, verdammt", schrie ich zu Caroline. Sie war nie hübsch gewesen, aber die Schüsse hatten ihren halben Unterkiefer und ein Ohr abgerissen und ein ordentliches Loch in ihren Oberschenkel gegraben.

    Die rollenden Würfel kamen zum Halten.

    Meine Augen wandten sich wieder auf die Ungeheuer, die sich von den ersten Treffern erholten. Sie waren blutüberströmt, aber wie es aussah, war alles, was ich erreicht hatte, sie sauer zu machen.

    „Das hat verdammt wehgetan", sagte Rodge. Ich konnte sehen, wie seine Muskeln krampften und zuckten und sich anspannten, um mich anzuspringen. Sein Partner schwang seine riesige Halbautomatische in meine Richtung. Ein Schuss aus diesem Ding und mein Kopf würde sich im Korridor verteilen.

    Ich schaute auf meine Würfel hinunter. Blitze. Pasch.

    „Das wird mehr wehtun."

    Ein Heulen erklang von überall um uns, ein hochtönendes Kreischen gefolgt von einem Hauch von Etwas aus den Würfeln. Ich spürte, wie mein Herzschlag langsamer wurde und aussetzte. Ich fühlte den Schmerz eines sterbenden Mannes. Vor mir ließen die Beiden ihre Waffen schreiend und sich windend fallen. Sie mussten sich fühlen, als würden ihre gesamten Körper in gewaltigen Wellen aus Schmerz brennen, ihre Nerven überwältigt und ihr Verstand unfähig, die Explosion an Eindrücken zu verarbeiten. Ihre Größe war kein Vorteil gegen Blitze.

    „Caroline!"

    Sie war endlich zum Fenster herein gelangt und hob das Gewehr, das ich ihr gegeben hatte, an. Mit gebrochenen Fingern war ihr Zielen miserabel, aber sie schaffte es, zwei von den sechzehn panzerbrechenden Salven in die Stirn der jeweiligen Ungeheuer zu bringen. Sie waren nicht fähig, viel zu tun, um das aufzuhalten, und stürzten beide tot zu Boden. Ich beobachtete, wie die schwarzen Schatten ihrer Seelen in die Würfel, die auf dem Boden lagen, gezogen wurden und wandte meine Aufmerksamkeit dann Gucci zu.

    Er stand immer noch in der Ecke, vom Tod seiner angeheuerten Helfer unbeeindruckt. Seine Blicke wanderten von mir zu Caroline und zurück. „Ein Nekro?"

    Ich steckte die Schrotflinte wieder in ihr Holster.

    „Ich dachte, es gibt keine Nekros mehr."

    „Wir sind eine aussterbende Rasse." Der trockene Humor brachte ihn zum Lachen.

    Mich brachte er zum Husten.

    „Sind Sie gekommen, um mich auszuschalten oder nur diese beiden?"

    Die Instruktionen hatten besagt, keine Überlebenden. Ich hatte mich da noch nicht entschieden. „Ich habe gehört, wie Sie mit ihnen über einen Job gesprochen haben. Zwei Millionen."

    Er lächelte. „Für wen arbeiten Sie? Wenn ich gewusst hätte, dass ein Nekromant in der Gegend ist, hätte ich wohl Sie zuerst angerufen."

    Bloß dass ich keine Werbung mit meiner Spezialität machte. Sogar Mrs. Grey wusste nicht, was ich genau war. Sie hatte einen Mörder und Dieb angeheuert, nicht einen Nekro. Deshalb war ich mir nicht sicher, ob ich ihn am Leben lassen konnte. Es konnte zwar kurzfristig besser fürs Geschäft sein, das Geheimnis aufzudecken, aber auf lange Sicht war das kein guter Plan.

    „Lassen Sie sich nicht von den Geschichten zum Narren halten. Ich bin nicht halb so cool, wie es darin klingt."

    In den Geschichten konnten Nekromanten Legionen der Toten kontrollieren, mit einer Berührung töten und derartige Sachen. Ich hatte kein solches Glück. Meine Belebungs-Anstrengungen beschränkten sich auf eine Leiche pro Versuch und meine Kontrolle über diese war etwas wacklig. Ich konnte auch nicht mit einer Berührung töten und die Todesmagie…es war alles in dem Würfelpaar verpackt, ein Glücksspiel, und es bedurfte nach jeder Benutzung einer Bezahlung mit Seelen, so oder so. Ich war immer noch hier, weil ich das Meiste aus dem machte, was ich hatte, nicht weil ich irgendwelchen Hokuspokus veranstalten konnte.

    „Sagen Sie das den beiden Grobianen, sagte Gucci. Er streckte seine Hand vor. „Mein Name ist Wilson.

    Ich nahm seine Hand nicht und bot auch nicht meine eigene an. Er zog sie zurück.

    „Also gut. Sie wollen den Job? Er gehört Ihnen. Nehmen Sie die Karte und die Spezifikationen, sie sind beide irgendwo unter diesen toten Muskelbergen begraben. Rufen Sie an, wenn es erledigt ist." Er trat vor, um zwischen mir und Caroline durch die Tür hinaus zu gehen. Caroline packte seinen Arm.

    „Moment noch." Im Kopf ging ich die Möglichkeiten durch, wog die Risiken ab. Er wusste, was ich war, und ich hätte ihn von Anfang an töten sollen. Ich konnte diesen Job beenden und den neuen annehmen. Mrs. Grey wäre zufrieden und Mr. Black würde sich wahrscheinlich einen Scheißdreck um irgendeinen beliebigen Untergebenen scheren.

    Seine Augen blitzten in hellem Blau auf. „Ich weiß, was Sie denken, Nekro. Ich dränge Sie, es sich noch einmal zu überlegen."

    Wahre Macht oder eine Einschüchterungstaktik? Wenn ich ihn ansah, kam er mir wie der Typ vor, der plaudern würde, und ich war nicht dafür bereit, dass bei den Häusern meine Bredouille bekannt würde.

    Ich ließ Caroline ihn für einige weitere Momente festhalten. Am Ende waren es die Schuhe, die den Ausschlag gaben. Glänzende schwarze Schuhe gehörten zu Händlern und Verkäufern. In einem vergangenen Leben hatte ich Turnschuhe vorgezogen, einfach und funktionell. Jetzt trug ich mattschwarze Stiefel, weil alles andere im Schatten zu sehr hervorstach. Glänzend war auffällig. Glänzend zog Aufmerksamkeit auf sich. Glänzend ließ einen aussehen, als wollte man protzen. Ich hasste solche Leute, weil sie glaubten, sie hätten etwas, was ich nicht hatte.

    Eine Zukunft.

    „Ich nehme den Job", sagte ich und streckte meine Hand aus.

    „Achtundvierzig Stunden. Rufen Sie die Nummer an. Wenn Sie das nicht tun, wird ein Killerteam Sie jagen und denen ist es scheißegal, dass Sie die Toten wecken können."

    Ich warf einen Seitenblick zu Caroline, die Guccis Arm losließ. Er wischte über seinen Ärmel und streckte den Arm aus, dann schlang er seine Finger um meine fleischbedeckten Knochen.

    „Wenn Sie anrufen, geben Sie ihnen Ihre Nummer und Kontaktdaten. Mr. Black bräuchte…"

    Seine Augen weiteten sich und er schaute auf seine Hand hinunter, die immer noch in meinem verwesenden Griff gefangen war. Er konnte es jetzt fühlen. Den Tod in meinem Fleisch, das Gift, das ich trug. Ich war vor langer Zeit verurteilt worden und es hatte mich zu dem gemacht, was ich heute war. Ich hatte gelernt zu kämpfen, zu betrügen und zu überleben.

    Ich konnte nicht mit einer Berührung töten.

    Ich musste den Kontakt halten.

    Er versuchte, seine Hand wegzuziehen, aber mein Griff war eisern. Ich hatte immer starke, geschickte Hände gehabt. Hände eines Doktors. Er versuchte, seine eigene Macht zu rufen, falls er wirklich irgendeine hatte, und wurde zum Schweigen gebracht, als Caroline ihre Faust in seinen Mund schob und sie dort festhielt. Er konnte ihre Finger abkauen, sie würde es nicht bemerken, und die Energie wurde erst durch die Stimme freigesetzt. Er versuchte, zu treten und zu schlagen, also benutzte sie ihren anderen Arm, um ihn in den Schwitzkasten zu nehmen, und ihre Leblosigkeit verstand die Grenzen von lebenden Muskeln nicht.

    „Ich ziehe es vor, anonym zu bleiben, sagte ich und versuchte, ihm zu erklären, warum er sterben musste. „Diese Schuhe sagen mir, dass Sie zu viel reden.

    Er konnte nichts anderes tun, also fing er an zu schreien, aber das Geräusch wurde von der Hand in seinem Mund gedämpft. Wir beobachteten, wie die Nekrose seinen Arm hinauf wanderte und ihn in eine kränkliche Grünschattierung verwandelte. Blut begann aus seiner Nase zu laufen und er fing an, zu krampfen und zu japsen.

    Es war keine schöne Sache, der Tod. Er schonte keine Würde oder Gefühle. Er nahm einen einfach, manchmal überraschend und manchmal mit reichlicher Vorwarnung. Wenn man Glück hatte, hatte man Zeit, sich selbst, seine Familie und seine Freunde vorbereiten, oder in meinem Fall, sie mit der Hässlichkeit zu verschonen. Wenn man Pech hatte, wie Gucci, fiel man einfach um. Andererseits war es vielleicht genau andersherum. Vielleicht hatte er Glück.

    Jedenfalls würde die Welt vielleicht von seinem Dahinscheiden hören und vielleicht würde es jemanden kümmern.

    Oder…vielleicht auch nicht.

    ZWEI

    Sweet Caroline.

    Ich ließ die Leiche zu Boden fallen und wandte mich dann zu Caroline und deutete auf die Uhr, die an ihrem bleichen Handgelenk baumelte. „Zehn Sekunden. Wegen dir wäre ich beinahe draufgegangen."

    Doppelblitz war ein Glücksfall. Nicht alle Würfe waren so wirksam oder sofort einsetzbar.

    „Mmmfffrrpfff." Ohne Unterkiefer würde sie nichts Verständliches sagen können.

    „Es ist einfach so typisch, Caroline. Ich hätte damit rechnen müssen, dass du zu früh reinkommen würdest. Du willst immer im Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit stehen."

    „Mmmmrrrrpppffff."

    „Hör einfach auf, es zu versuchen. Ich ging zu den beiden Grobianen hinüber, bückte mich hinunter und hob die Würfel auf. Sie waren noch warm. Ich blies einmal auf sie und steckte sie dann zurück in meine Tasche. „Hilf mir, sie herumzurollen.

    Sie stolperte zu Rodge, bückte sich, packte seinen Arm und hob ihn an. Als er sich vom Boden abhob, konnte ich sehen, dass die Plastikkarte in einer Pfütze aus seinem Dreck lag.

    „Leg ihn dort rüber. Ich winkte in Richtung Fenster und sie gehorchte, aber nicht ohne grunzend ihre Meinung dazuzugeben. „Leg ihn einfach dort rüber.

    Ich versuchte, tief Luft zu holen, und musste wieder husten. Ich konnte fühlen, wie mir die Krankheit den Magen umdrehte, das Leiden, das eines Tages mein Leben nehmen würde. Das war der ultimative Nachteil daran, ein Nekromant zu sein, und der Grund, warum es so wenige von uns gab.

    Um die Macht des Todes zu beherrschen, musste man selbst am Sterben sein.

    Rodges Leiche plumpste wieder auf den Boden.

    „Nimm die Karte und wisch sie ab."

    „Mmmrrrrffff."

    „Nimm einfach die Karte."

    Sie kam wieder herüber und hob sie auf, dann hielt sie sie behutsam zwischen ihrem Daumen und Zeigefinger, als könnten irgendwelche Körperflüssigkeiten, die daran klebten, sie verletzen. Sie brachte sie zu dem anderen Oger hinüber, wischte sie an der Rückseite seiner Jeans sauber und übergab sie dann an mich.

    „Danke. Ich schüttelte meinen Kopf und rollte mit meinen Augen. Sie schlug mir auf die Schulter und brummte eine Beschwerde. „Notiert und ignoriert. Ich steckte die Karte in meine Tasche zu den Würfeln.

    Es war etwas Glück, dass die Brille im Kampf nicht kaputtgegangen war. Ich fand sie wenige Zentimeter neben Tims rechter Seite liegend, wo sie geduldig auf dem Teppich wartete.

    Ich hielt sie vor mir hoch und dachte an das erste Mal, als ich ein ähnliches Ding besessen hatte. Zu der Zeit waren sie ziemlich neu gewesen, ein Wunder an Technologie, für das niemand wirklich viel Bedarf sah, und nur die wahrlich Mutigen hatten genug Eier, um sie in der Öffentlichkeit zu tragen. Meine war mir vom Oberarzt aufgedrängt worden, der dachte, es wäre eine großartige Idee, dass alle Chirurgen sie im Operationssaal tragen sollten. Wir konnten nicht nur die Operation sowohl für die Nachwelt als auch für den Fall einer Klage aufnehmen, sondern wir hätten sofort Zugriff auf unsere Tabellen, Notizen und Operationspläne. Ganz egal, ob man wie ein altkluger Zweijähriger mit dem Ding reden musste, um es dazu zu bekommen, zu tun, was man wollte.

    Sieben Jahre waren vergangen und diese Dinger hatten sich auf die Weise entwickelt, wie es jegliche Technologie tat, auch wenn der Markt für sie immer noch schwankend war. Es bestand nicht so viel Interesse daran, das eigene Leben aufzuzeichnen, wie es die Hersteller angenommen hatten, wahrscheinlich, weil die meisten Menschen keine Milliardäre waren, die aufregende Dinge unternehmen konnten, wann auch immer sie es wollten. Für manche von uns war unser Leben die Hölle auf Erden und wir würden niemals wollen, dass es noch jemand anders durchleiden müsste. Trotzdem waren die Brillen verbreitet genug, sodass die Häuser darauf ihre Jobs hochluden. Sie konnten jegliche Informationen, die der Söldner brauchen könnte, im Voraus laden und ihm schnell und einfach Zugang zu Plänen, Dossiers, Abläufen und was auch immer an weiteren Informationen gewähren, die sie über das Ziel gesammelt hatten. Noch besser, es war keinerlei Sprechen mehr nötig. Sie konnten im Prinzip Gedanken lesen.

    „MMmmmmrrrfffrrrmmm."

    Ich sah auf meine Uhr. Es war eine klassische Rolex, ein schwerer Metallklumpen mit einem mechanischen Uhrwerk und leise tickenden Zeigern. Mein Mentor hatte sie mir an dem Tag gegeben, als ich mein Praktikum beendet hatte. „Du hast Recht. Lass mich mich nur schnell um die Leiche kümmern und wir gehen."

    Es würde nicht reichen, Gucci dort liegen zu lassen, während sein Fleisch verrottete und er mit Nekrosen überzogen war. Es wäre zu offensichtlich, wie er gestorben war, und das Letzte, was ich wollte, war, offensichtlich zu sein. Es war eine gute Sache, dass ich für diese Situation die richtige Ausrüstung dabeihatte.

    Ich fasste in eine Tasche und zog ein Fläschchen aus rostfreiem Stahl heraus. Ich nahm den Stöpsel heraus und schnüffelte am Kerosin, dann goss ich es über Guccis Leiche. Sobald er überall nass und das Fläschchen leer war, zog ich ein Streichholz heraus. Es würde nicht mehr als die Kleidung verbrennen und das Fleisch grillen, aber mehr brauchte es auch nicht. Die Chancen standen gut, dass sie glauben würden, ein Pyro hätte die Drecksarbeit gemacht. Wie der Mann gesagt hatte, Nekros waren selten.

    „Mmmmrrrfffmmm."

    „Ich komme schon."

    Ich entzündete das Streichholz und warf es auf die Leiche, dann wartete ich ein paar Sekunden, um sicherzustellen, dass sie Feuer fing. Nachdem ich zufriedengestellt war, folgte ich ihr zum Fenster. Gucci hatte wohl in der Nähe seines Herzens einen implantierten Monitor, der irgendjemandem in Mr. Blacks Kommandokette den Moment mitteilen würde, als er aufhörte, am Leben zu sein. Auch wenn ich nicht allzu besorgt war, dass sie wissen würden, dass ich derjenige war, der ihm ein Ende bereitet hatte, war ich darüber besorgt, dass diese Information zu früh entdeckt werden könnte. Es war besser, den Job zu erledigen und dann anzurufen und sie auf diese Weise mehr über mich erfahren zu lassen. Falls der Job wichtig genug wäre – und für zwei Millionen im Voraus wirkte er definitiv so – würde mir diese eine Sünde vergeben.

    Wir stiegen die Feuertreppe hinunter, auf der Caroline die letzten sechzehn Stunden gewartet hatte, außer Sicht vom Fenster aus. Die Toten waren perfekt für Observierungen oder für alles, wofür man extrem lange Zeit warten musste, ohne zu zucken. Deshalb nervte es mich so, dass sie keine weiteren zehn Sekunden warten konnte. Deshalb wusste ich, dass es Absicht gewesen war. Trotzdem war es schade, dass ich sie wegbringen musste, ehe ich heimging. Ich hatte für sie eine ganze Nacht lang graben müssen, sie war ein glückliches Juwel in einem Müllhaufen. Zu viele Leute starben auf unschöne Weise und waren zu beschädigt, als dass ich mit ihnen arbeiten konnte, weil ihre Leichen auf verschiedenste Weise entweiht worden waren. Ich hatte jemanden gebraucht, der in einer Menschenmenge spazieren konnte, und am Ende hatte mir ihre Gesellschaft gefallen.

    Das war das Problem damit, die Toten zu erwecken. Sie waren nicht wie Zombies in Filmen oder die Leute, die mit Fäulnis verflucht waren. Sie waren keine Körper ohne Verstand, die irgendeinem vorprogrammierten Befehl folgten, um Gehirne zu fressen. Wenn man eine Leiche wieder zurück ins Leben brachte, zog man ihre Seele von wo auch immer Seelen hingingen und zwang sie dazu, das Fleisch wieder in Besitz zu nehmen, egal, in welchem Zustand dieses Fleisch war. Man steckte die Persönlichkeit wieder dort hinein, wenn auch mit einer reduzierten Fähigkeit, ihren eigenen, freien Willen auszudrücken. Reduziert, nicht verschwunden, und es war die Willenskraft des Beschwörers und die Willenskraft der Seele, die festlegten, wie viel Kontrolle man tatsächlich hatte. Caroline war stur und auch wenn meine Willenskraft stark genug war, um sie dazu zu bekommen, zu tun, was ich wollte, war sie nicht stark genug, um sie davon abzuhalten, deshalb zu meckern.

    Jedenfalls sah sie jetzt aus wie jede andere Leiche. Solche Leichen gab es zu Dutzenden und trotz meiner Zuneigung war sie zu unverlässlich, um es wert zu sein, dass ich sie behielt. Sie musste irgendwann ersetzt werden.

    Nicht heute Nacht. Ich war heute Nacht zu müde.

    Wir erreichten die Gasse und ich befahl ihr zu warten, während ich über die Straße zu dem öffentlichen Parkplatz marschierte, wo ich meinen Van gelassen hatte. Es war ein großer, weißer Lieferwagen, ein altes Ding mit rostzerfressenen Ecken und „Blumen von Jack" in großer, verblasster blauer Schrift entlang der Seiten. Er brachte mich hin, wo ich hinmusste, und hatte hinten reichlich Platz für einige große Kühltruhen.

    Das war das andere Problem mit den Toten. Sie zurückzubringen änderte nichts an der Chemie einer verwesenden Leiche. Wenn der Tag warm und sonnig gewesen wäre, hätte Gucci Caroline lange bevor sie durch das Fenster gekommen war gerochen.

    Ich sprang in den Van und schloss die Tür, dann hielt ich inne, um meine Lungen leer zu husten, ehe ich ihn startete und hinüber zu der Gasse fuhr. Ich schaute ein paar Mal im Spiegel nach Passanten, ehe ich hineinrangierte, nach hinten kletterte und die Ladetür öffnete.

    „Komm schon." Ich streckte meine Hand aus und Caroline nahm sie, sodass sich ihr Fleisch in meinem Griff kalt anfühlte. Ich zog sie heraus und beugte mich dann hinaus, um die Türen hinter ihr zuzuschwingen.

    „Mmmmmfffff."

    Sie hatte den Deckel von einer der Kühltruhen angehoben und stand am Rand.

    „Nicht heute Nacht, Caroline, sagte ich. „Wenn du zur richtigen Zeit hineingekommen wärst, hätte man dir vielleicht nicht das Kinn weggeschossen.

    Oder vielleicht war genau das der Punkt. Ich wusste nicht, ob die Seelen, die ich zurückrief, gerne zurück waren. Sie schienen nicht fähig, diese Frage zu beantworten. Manchmal fragte ich mich, ob es einfach davon abhing, wo ihre Seele sonst war. Bei anderen Gelegenheiten fragte ich mich nur, wo dieses sonst war. Die einzige Sache, die ich über das Jenseits sicher wusste, war, dass, wenn was auch immer in den Würfeln lebte, seinen Lohn verlangte, es nichts gab, was ich tun konnte, um eine Erstattung zu bekommen.

    Das war eines der Dinge, die mich dazu trieben, am Leben zu bleiben. Furcht, der große Ansporn. Ich kannte einige der Geheimnisse des Todes. Das machte es nicht leichter ihn zu akzeptieren. Es machte es schwerer. Ich wollte nicht zwischen dem Jenseits und meiner verwesenden Leiche hin und her geschoben werden, oder von diesem bösartigen Ding, das in die Knochenwürfel gebannt worden war, gefressen werden. Ich wollte nicht daran denken, dass es keine letzte Ruhestätte, kein angenehmes Ende meiner Existenz gab. Ja, meine Scheinheiligkeit war mir bewusst, aber das Wissen und die Furcht hatten mich von Jekyll zu Hyde getrieben.

    Caroline versuchte, sich auf den Beifahrersitz zu setzen, und ich musste sie außer Sicht drängen. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie die Polizei darauf reagieren würde, eine Frau mit einem halben Gesicht zu sehen. Ich spielte mit Leichen. Ich hatte keinerlei Bedürfnis, diese Begabung vorzuzeigen. Sie setzte sich auf den Boden direkt hinter meinem Sitz und ihr Strom an zufriedenem Murmeln tat sein Bestes, mein abgestorbenes Herz zu erreichen und mich dafür schuldig fühlen zu lassen, sowohl, dass ich sie hierbehalten hatte, als auch, dass ich plante, sie wieder zu begraben.

    Ich hustete laut und schwer genug, dass ich nach Luft ringen musste. Gucci zu berühren war die ganze Zeit eine riskante Idee gewesen und jetzt würde ich eine weitere Dosis an Medikamenten viel früher, als ich mir in meinen Kalender geschrieben hatte, brauchen. Es würde mich die Hälfte der Einnahmen aus Greys Bezahlung kosten.

    Ich fuhr den Van aus der Gasse und gleichzeitig lehnte ich mich vor und öffnete das Handschuhfach, wo ich eine dünne Scheibe aus klarer Substanz mit einem kleinen Bisschen Aluminium an der Unterseite herauszog. Ich glitt mit dem Finger über die Oberfläche und es verwandelte sich in einen undurchsichtigen Bildschirm.

    „Danelle anrufen."

    Das Telefon begann zu klingeln und ich legte es auf das Armaturenbrett und drückte den Lautsprecherknopf. Einen Augenblick später ging sie ran.

    „Wie hat es geklappt?"

    „Kein Smalltalk? Kein ‚Wie fühlst du dich‘ oder ‚Hey, es ist schön, von dir zu hören‘?"

    „Spar dir den Scheiß. Hast du den Job beendet?"

    Danelle war meine Agentin, meine Geschäftspartnerin. Sie übernahm die Verhandlungen. Sie war auch mein Alter Ego, die Person, von der die Häuser glaubten, sie anzuheuern, wenn sie anriefen, um einen Mörder oder einen Dieb zu beauftragen.

    Sie war einer gewesen, vor langer Zeit. Sie hatte mir alles beigebracht, was ich über dieses Leben wusste und mich in diese Laufbahn eingeführt, als ich nichts als eine verlorene Seele war, die versuchte, dem Schmerz über das, was ich zu tun gezwungen gewesen war, zu entkommen, und sich jede Mühe gab, zu vergessen, dass ich am Sterben war.

    Dann hatte ein Pyro ihre Beine gegrillt und sie in den Rollstuhl gebracht.

    „Alles erledigt, sagte ich. „Zwei tote Oger, ein toter Assistent.

    „Die Würfel?"

    Ich seufzte. Sie hegte eine seltsame Faszination für die Würfel und weigerte sich, davon abzusehen. „Zufrieden. Ich kann für mich selbst nicht dasselbe sagen. Ich musste den Assistenten berühren."

    Eine Pause am anderen Ende. „Brauchst du mehr Medikamente?"

    „Ja."

    „Jesus! Wenn ich erst einmal alles andere bezahlt habe, haben wir Glück, wenn wir diese Woche noch etwas essen können."

    Ich stieß ein schwaches, falsches Lachen aus. „Wenn es dich irgendwie tröstet, ich esse nicht so viel. Besonders nicht nach den Medikamenten."

    Sie lachte nicht mit mir. „Gib mir eine Stunde und dann triff dich im Laden mit Dalton."

    Eine Stunde war gut. In der Zwischenzeit musste ich noch einen anderen Zwischenstopp erledigen. „Ich habe allerdings auch gute Nachrichten für dich. Ich werde sie dir erzählen, wenn ich heimkomme."

    „Kann ich die essen?"

    Ich legte auf.

    Ich brauchte ungefähr zehn Minuten für die Fahrt hinüber nach Graceland und weitere fünf, um zu der Stelle zu gelangen, wo ich Caroline ausgegraben hatte. Ich war wirklich vorsichtig dabei gewesen, wie ich die Erde bewegte, als Vorbereitung für genau dieses Ereignis. Diesmal hatte ich eine Helferin mit einer zweiten Schaufel und wir erreichten den Sarg in einer Viertelstunde.

    „Danke für alles."

    Sie war in der Grube und stand im offenen Sarg.

    „Mmmmmfffff."

    Es klang wie ein auf Wiedersehen.

    „Mach einfach den Deckel hinter dir zu und ich lasse dich gehen. Ich werde dich nicht wieder zu mir rufen."

    Sie hielt einen Augenblick inne und ihre Hand hob sich zu einem kurzen Winken.

    Ich erwiderte die Geste. „Ich hoffe, wo auch immer du hingehst, ist es ein guter Ort für dich."

    Caroline legte sich in die Kiste, dann fasste sie nach oben und zog den Deckel herunter. Sobald er geschlossen war, ließ ich das Band los, das sie kontrollierte und spürte, wie die Sphäre ihrer Seele frei aus meinen Griff schwebte. Innerlich war es als hätte ich meinen Atem zu lange in meiner Speiseröhre gehalten und sie gerade herausgerülpst.

    Ich gab dann einem Hustenanfall nach, legte meinen Handrücken über meinen Mund und nahm mir einen Augenblick, um das Blut darauf anzustarren, als ich ihn wegnahm. Ich musste sie eingraben und meinen Arsch zu Dalton bewegen. Die Berührung hatte mich in einen schlechteren Zustand versetzt, als ich gedacht hatte. Vielleicht war er doch ein Nutzer gewesen.

    Magie. Sie war das bestgehütete Geheimnis von Mutter Natur gewesen, versteckt in Form von magnet-ähnlichen Feldern, die sich um und durch die Erde wanden. Ging es nach Leuten, die es besser wussten als ich, war sie immer da gewesen. Es war nur so, dass wir Menschen sie nicht fühlen

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