Die Mann ist tot und lässt sie grüßen
Von Helmut Zenker
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Über dieses E-Book
Die Besitzerin eines Spielautomatenimperiums beauftragt die Mann mit der Suche nach einem Toten. Kaum hat die Detektivin den totgeglaubten Ehemann in seinem Versteck aufgestöbert, fällt er einem Mordanschlag zum Opfer, diesmal endgültig.
Auf der Suche nach dem Täter verstrickt sich Minni in einem Netz aus Korruption, Intrigen und Waffenhandel. Als sie auch noch ernst zu nehmende Morddrohungen erhält, zieht sich die Schlinge um ihren Hals immer enger.
Die außergewöhnliche Privatdetektivin "Minni Mann" wurde bis ins japanische übersetzt!
Es handelt sich um eine aktualisierte Auflage! (11. Februar 2016)
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Buchvorschau
Die Mann ist tot und lässt sie grüßen - Helmut Zenker
Helmut Zenker
Die Mann ist tot und lässt sie grüßen
(Kriminalroman)
Copyright © 2014 Der Drehbuchverlag, Wien und Jan Zenker
2. Auflage, 11. Februar 2016
Alle Rechte vorbehalten
eBook: Die Mann ist tot und lässt sie grüßen (Kriminalroman)
ISBN: 978-3-99042-964-8
Inhaltsverzeichnis
Zitat
Die Hauptpersonen
Aperto - Cold Day in Hell
1. In The Midnight Hour
2. So You Want To Be A Rock 'n' Roll Star
3. Dead End Street
4. Desolation Row
5. Here Comes The Night
6. Kissin' On The Phone
7. Play With Fire
8. I Can Help
9. Skinnie Minnie
10. The Last Time
11. A World Without Love
12. The Boat That I Row
13. My Way
14. It Is The Evening Of The Day
15. Come See About Me
Chiuso - (Now And Then, There's) A Fool Such As I
Anmerkungen
Da ich meine Lebensgeschichte um der Moral willen niederschreibe, zur Belehrung, zur Warnung und zur Besserung des Lesers, wird man in diesen mehr allgemeinen Betrachtungen hoffentlich nicht eine unnötige Abschweifung erblicken, die nur die wenigen betrifft, die eigene und fremde Geheimnisse auf diese Weise preisgeben müssen.
Daniel Defoe
Für die Typen, die nur sechs Stunden bis New York brauchen, ist natürlich alles anders. Ich habe drei Tage gebraucht.
Richard Bohringer
Die Hauptpersonen
Minni Mann, 22: eigentlich Hermine Katharina Mann; Größe: ein Meter 20; von Geburt an behindert; Telefon-Hostess und Studentin i. R.; betreibt eine Detektei in einem kühlen Althaus beim Stephansdom.
Joey Howorka, 31: studiert wenigstens noch sporadisch; übergewichtiger Allesesser, selten erwünschter Fotograf von Hochzeiten, ständiger Assistent Minni Manns.
Eberhard Sedlak, 52: Major im Raubdezernat; Weißweintrinker und Camel-Raucher, der sich selten um polizeiliche Vorschriften kümmert.
Lucky Bittner, 40: eigentlich Ludwig Bittner; fast abstinenter Polizei-Oberst mit Vorliebe für schnelle Entschlüsse, Pomade und freiwillige Niederlagen.
Eva Schneller, 38: amtlich beglaubigte Witwe, Inhaberin mehrerer Automatenhallen. Vorlieben: Squash, anonyme Wohnsitze und letzte Gespräche.
Julia Krapp, 26: andere Witwe, Geschäftsführerin eines Fitness-Studios; hasst Kreditkarten und amtliche Vorurteile.
Hugo Pokorny, 29: unausgelasteter Polizist, der gern telefoniert.
Josef Krapp, 44 :hat viele Namen, keine Vergangenheit und handelt mit großen Waffen. Zukunft hat er auch keine.
Renate Schaden, 30: verschickt Aktbilder ihrer Schwester und Slips, die ihr nicht passen.
Eduard Soskola, 45: Diplomingenieur, liebt Ordnung im Leben.
Wussow, 3: hat keinen Vornamen; Minni Manns in Saarbrücken geborener Landseer-Hund. Name laut Stammbaum und Hundepass: Enzo von Philipsborn.
Aperto
Cold Day in Hell
Alles, was du sagst, das stimmt.
Nicht umsonst heißt Schiele Klimt.
Andreas Okopenko
Die beiden Männer in Leinenanzügen biegen fast im Gleichschritt vom Stephansplatz in die Goldschmiedgasse. Vor dem Haus Nummer acht bleiben sie stehen und studieren die Tafeln im Schatten über der Gegensprechanlage.
››Das ist sie‹‹, sagt einer der Männer und lässt den grauen Nagel seines rechten Zeigefingers mehrmals gegen ein versilbertes Namensschild klappern. ››M. Mann. Vierter Stock.‹‹
››Holen wir sie uns gleich?‹‹
››Noch nicht.‹‹
Die Finger des zweiten Mannes stecken in insgesamt sieben Weißgoldringen. Er zieht die Aufschläge seines Sakkos zurecht. Jeder zufällige Passant muss nicht sehen, dass er unter seiner linken Achsel eine kurzläufige Smith & Wesson ››Classic Hunter‹‹ trägt.
››Erzählen Sie mir noch was über Lebensversicherungen‹‹, sage ich und schiebe die bleichen, abgegriffenen Prospekte, die mir der Mann von der Versicherung hergelegt hat, auf dem Schreibtisch zurück.
Der breitschultrige Mann, der mich vor einer Stunde angerufen hat und laut verzierter Visitenkarte Thomas Watek heißt, schnappt nach Luft, räumt die Papiere in seine Aktentasche und lässt eine kleine Mappe erscheinen. Ich öffne sie sofort. Die Bilder von glücklichen Familien im Grünen, am Meer und am Kachelofen überzeugen mich nicht. Die Tabellen, die mir sagen, wann ich im nächsten Jahrhundert eine viertel Million erleben könnte, wenn ich im Monat 1.500 Schilling springen lasse, interessiert mich auch nicht. Watek merkt gar nichts. Er sagt, was er auswendig kann. Nach jedem Satz lächelt er mich mit schmalen Lippen an.
››Unübertroffen‹‹, beteuert er, ››ist unsere LV¹ ohne Anlaufzeit.‹‹
››Was heißt das?‹‹
››Wenn Sie heute unterschreiben, können Sie morgen schon tot umfallen.‹‹
››Das hängt von meiner Unterschrift ab?‹‹
››Ich meine, die Versicherungssumme wird bei uns schon am Tag nach dem Vertrag fällig, nicht erst nach drei Monaten.‹‹
››Schön‹‹, sage ich. ››Und wer kassiert?‹‹
››Das kommt auf Sie an. Sie sagen uns, wer bezugsberechtigt ist: Ihr Mann, Ihre Kinder.‹‹
››Das geht nicht.‹‹
››Haben Sie keine Angehörigen?‹‹
››Nur den Hund. Wäre der bezugsberechtigt?‹‹
Mein geschäftlicher Gast lässt seinen Blick zu Wussow schweifen, der vor dem Abstellraum seufzend schläft.
››Wenn er der Überbringer der Polizze ist.‹‹
Jetzt grinst Watek, weil er das Gefühl hat, einen nicht missratenen Scherz gemacht zu haben.
››Aber wir wollen ja nicht das Schlimmste annehmen. Wir wollen annehmen, dass Sie die Auszahlung bei bester Gesundheit erleben.‹‹
››Es wird keine Auszahlung geben.‹‹
››Warum nicht?‹‹
››Ich hab gar nicht die Absicht, eine Versicherung abzuschließen.‹‹
››Warum nicht?‹‹
››Weil ich praktisch jede Versicherung für Schwindel halte.‹‹
››Aha.‹‹
››Eigentlich sogar für Betrug.‹‹
››Sie wollen also keine Lebensversicherung?‹‹ Das ungeduldige Zittern in seiner Stimme ist nicht mehr zu überhören. Watek mustert die karge Büroeinrichtung und streichelt den Schreibtisch, auf dem meine bemalten Alukrücken liegen. ››Was halten Sie von einer Haushaltsversicherung?‹‹
Ich zeichne einen eleganten Halbkreis in die Luft. ››Halten Sie das für einen Haushalt? Das ist mein Büro.‹‹
››Auch das lässt sich gegen Feuer, Wasser, Diebstahl, Einbruch und Beschädigung versichern.‹‹
››Ich will nicht.‹‹
Auf der Nasenspitze Wateks glitzert ein Schweißtropfen. Er schüttelt ungläubig den an den Schläfen kolorierten Kopf. Anscheinend hat er keine Versicherungen mehr auf Lager, die er mir einreden könnte. Seinen unfreiwillig besten Satz hat er schon verbraucht, als er mich vorhin angerufen hat: ››Heutzutage sollten auch kleine Leute nicht an der richtigen Versicherung vorbeigehen.‹‹
Watek kann nicht wissen, dass ich ihn nur deswegen hereingelassen habe, weil von zehn bis zwei kein Mensch nach mir oder meinen Diensten gefragt hat. Sein Blick signalisiert Wut, weil er mir nicht einmal das winzigste Prospekt hier lassen darf; nicht einmal die Karte. Seine Stimme gibt sich beim Abgang allerdings freundlich: ››Ich rufe wieder an.‹‹
Es bleibt unerträglich ruhig. Schon am Vormittag habe ich zweimal im Kalender nachgeschaut, ob heute vielleicht Sonntag ist. Nicht einmal Joey hat bis jetzt angerufen. Neuerdings treibt er sich samt Kamera wieder viel zu oft bei Hochzeiten herum. In der Musikbox im Vorzimmer ist das richtige Lied: I'm The Loneliest Girl In Town.
Mein Vorrat an Stefanie-Romanen ist aufgebraucht. Der letzte hat gestern mehr als rätselhaft geendet: Die Zeit der Irrtümer war vorbei. Sanft und ohne zu fordern ruhten ihre Lippen aufeinander, und sie spürten seit langem wieder einmal, wie nahe sie sich waren.
Nicht jeder, der mir was einreden will, ist so erfolglos wie Watek. Auf jeden Fall habe ich mir letzte Woche nach nur kurzer Gegenwehr einen massiven Korea-Computer geleistet. Er brummt, piepst und knistert, bevor er sich von mir Systemdatum und Systemzeit bestätigen lässt.
Von den 40 Programmen, die freundliche Menschen beim elektronischen Neuling abgeliefert haben, ist nur mehr eines unversucht. Es nennt sich ROLEX.COM. Auf dem Bildschirm erscheint tatsächlich eine funkelnde Rolex, die mir die Uhrzeit zeigt und die Sekunden, die vergehen, während ich den Schirm anstarre.
Die Spiele gehen mir schon seit dem vierten Tag auf die Nerven. Vor allem Black Jack. Nicht einmal im Casino verliere ich so oft gegen die Bank. Ich muss neu starten. Irgendwer hat mir eine Scherzdiskette angehängt: Non-System disck or disck erohr. Replace and strike any key when rädie. Immerhin habe ich mir zwei Dateien für die Detektei angelegt. Wenn ich in meine kleine Schuhschachtel-Kartei im Stahlschrank schaue, bin ich garantiert schneller. Ein mit dem Codewort ICH geschützter Text gehört mir ganz allein. Joey hat keinen Zutritt. Ich habe ihn Whiskey genannt um dort bei Gelegenheit meine betrunkenen Gedanken zu deponieren. Die Gelegenheit hat sich schon zweimal ergeben.
Ich träume von einer Party. Bittner raucht Tampons. Gelungenes Fest.
Diese Nachr. werden ab sof. nicht mehr mit Filzst. geschr., gelt. ab. trotzdem.
Jeder Whiskey ist der erste von vielen. Was sagt die ichsüchtige Detektivin? (Anm. 2) Bei mir bin ich schön.
-Drehen Sie gern durch?
-Am liebsten vor Mitternacht.
WHISKEY
Um 17 Uhr habe ich genug. Kein Mensch hat sich anschauen lassen. Nur ein Anruf ist durchgekommen: Major Bittner drechselt im Sicherheitsbüro seit drei Tagen am Protokoll unseres letzten gemeinsamen Falles. Ist vermutlich auch nicht spannender als die öden Minuten vor dem staubigen Bildschirm, tröstet mich aber nicht. Wieder einmal gibt es für