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Tiedrakje: Zeithüter und Traumschatten
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Tiedrakje: Zeithüter und Traumschatten
eBook213 Seiten2 Stunden

Tiedrakje: Zeithüter und Traumschatten

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Über dieses E-Book

Gebkedine ist dreizehn, aber alle nennen sie nur Kedi. Den Namen hat sie von ihrer Uroma – und es scheint noch mehr zu geben, was sie von ihr geerbt hat. Ihre Uroma sah und hörte Dinge, die für andere gar nicht vorhanden waren. Als Kedi zufällig Twaalke begegnet, einem jungen Eerdmanntje-Mädchen von 75 Jahren, entdeckt sie diese Fähigkeit auch bei sich. Plötzlich gerät die Zeit aus den Fugen. Zeitschleusen öffnen sich zwischen verschiedenen Jahrhunderten, schemenhafte Schatten spuken durch die Stadt, Eiszapfen sausen wie Geschosse durch die Luft, Gedanken und Gefühle führen ein seltsames Eigenleben. Eine mächtige Zauberin aus der Vergangenheit bedroht Kedis Familie. Die Ereignisse überschlagen sich und Twaalke und Kedi sind machtlos – es sei denn, Kedi lässt sich auf eine lebensgefährliche Reise ein. Doch dafür braucht sie die Zauberkräfte der gesamten Eerdmanntje-Sippe …
SpracheDeutsch
HerausgeberLehmanns
Erscheinungsdatum2. Feb. 2015
ISBN9783865415660
Tiedrakje: Zeithüter und Traumschatten

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    Buchvorschau

    Tiedrakje - Ulrike Hamer-Elvert

    Ulrike Hamer-Elvert

    Zeithüter und Traumschatten

    Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

    Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar

    Alle Rechte vorbehalten

    Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen, Verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung auf DVDs, CD-ROMs, CDs, Videos, in weiteren elektronischen Systemen sowie für Internet-Plattformen.

    © Lehmanns Media, Berlin 2013

    Helmholtzstr. 2-9

    10587 Berlin

    Coverbild und Zeichnungen: Stephan Hollich, comic-kunstwerkstatt.de

    ePublishing: Benjamin Zuckschwerdt

    ISBN 978-3-86541-566-0

    www.lehmanns.de

    Der Countdown läuft...

    Samstag, der 5. Oktober

    … noch 10 Tage

    „Gebkedine!"

    Kedi hörte schon an Mamas Tonfall, dass wieder etwas passiert war. Tempo war angesagt, wenn sie diesen schrecklichen Namen benutzte.

    Sie schmiss die Bettdecke von sich und flitzte die Treppe runter.

    Frau Engeldiek stand mit einem Besen bewaffnet im Flur und zeigte auf eine riesige Kröte. Die Familienkatze, Winky, schlich maunzend um ihre Beine. Immer wieder schoss ihre Tatze vor und die Kröte schrie wie ein angestochenes Schwein.

    „Immer diese Leichenteile! Ich traue mich gar nicht mehr die Treppe runter."

    „Eh, Mama, die lebt doch noch!", protestierte Kedi. Sie schob ihre Mutter in Richtung Küche und setzte die Katze vor die Tür. Mit flinken Fingern fing sie die Kröte. Kalt und klebrig fühlte sie sich an.

    „Eike, mach mal die Tür auf", rief sie ihrem kleinen Bruder zu, der verschlafen die Treppe heruntergestolpert kam. In hohem Bogen warf sie die Kröte in den Teich.

    In der Küche bereitete Frau Engeldiek das Frühstück vor. „Wenn ich dich nicht hätte …, lächelte sie und strich Kedi über das zerzauste rote Haar. „Wer ist denn heute mit Brötchen holen dran?

    „Na wer wohl?", grinste Kedi und ihre grünen Augen funkelten. Sie sprang, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hoch, drehte Tammos Anlage auf volle Lautstärke und war schon wieder zur Tür raus. Tammo schoss hinter ihr her.

    „… warte bis ich dich kriege!"

    Sie jagten um den Küchentisch, auf dem Eike hockte und mit den Füßen am Tischbein trommelte.

    „Bin ich hier im Irrenhaus?", brüllte Herr Engeldiek die Treppe runter. Sofort war Stille.

    „Ich habe bis zwei Uhr gearbeitet, da darf ich ja wohl mal länger als bis acht Uhr schlafen!" Die Schlafzimmertür knallte wieder zu.

    „Eike, flüsterte Frau Engeldiek, „bring Papa mal eine Tasse Tee ans Bett. Vielleicht lässt er sich versöhnen und frühstückt doch mit uns.

    Mit ernster Miene nahm Eike das Tablett entgegen und stieg die Treppe hoch, in die Höhle des Löwen.

    Tammo stieß seine Mutter in die Seite. „Er hört dich nicht, Mutsch, kannst normal reden … Ich jogge jetzt zum Bäcker … Wer will welche Brötchen?"

    Eine halbe Stunde später saß die ganze Familie beim Frühstück und plante den Samstag. Es war ein sonniger Oktobertag und Kedi und Tammo beschlossen, ins Hexenhäuschen zu fahren. Herr und Frau Engeldiek wollten mit Eike auf den Markt.

    Das Hexenhäuschen hatte Uroma Gebkedine gehört, nach der Kedi benannt war. Es lag einsam, hinter Büschen und Bäumen verborgen, dicht an den Deich geschmiegt. Gebkedine war eine ungewöhnliche Frau gewesen. Ihre Wut war von prügelnden Männern gefürchtet und ihre Fähigkeiten als Hebamme von den Frauen geschätzt Manche sagten, sie hätte Zauberkräfte und sprachen nur hinter vorgehaltener Hand vom Hexenhäuschen.

    Nach dem Tod ihres Vaters lebte Gebkedine mit ihrer unehelichen Tochter Mina lange Jahre allein im Hexenhäuschen. Sie liebe ihre Freiheit und Abgeschiedenheit und wollte auch im hohen Alter nicht nach Jemgum zu Mina ziehen, die dort mit ihrer Familie lebte.

    Minas Sohn mochte das Hexenhäuschen so wie es war: die alte Werkstatt, die altmodischen Schlafzimmer mit ihren Butzenbetten, die Kohleöfen. Nur ein modernes Badezimmer ließ er einbauen.

    Den ersten Samstag im Monat konnte die alte Schmiede und der Rest des Hauses besichtigt werden. Kedi machte gerne Führungen durchs Haus. Tammo und seine Freunde hatten Kanus im Schuppen, die sie am Samstag, wo Führungen im Haus waren, an Touristen vermieteten.

    Als Kedi und Tammo an diesem Samstag zum Hexenhäuschen kamen, warteten zwei Familien, die paddeln wollten. Tammo ging mit ihnen zu den Booten und Kedi schloss die Schmiede auf. Sie lüftete die Räume und hängte Informationstafeln auf.

    „Papa, das ist doch echt zum Abschimmeln!"

    Ein Mädchen in Kedis Alter ging mit gelangweilter Miene an Kedi vorbei ins Haus ohne sie anzusehen. Erstaunt betrachtete Kedi ihre schwarze Stehfrisur, aus der eine grelle rote Strähne herausbaumelte. Das Mädchen wedelte mit einem Weidenzweig und ging ohne zu fragen einfach die Treppe ins Obergeschoss.

    „Eh, Moment mal!", rief Kedi ärgerlich.

    „Meine Enkeltochter Melanie hat es immer etwas eilig …, entschuldigte sich ein älterer dicker Mann, der heranschnaufte. „Was kostet der Eintritt?

    „Erwachsene 2 und Kinder 1 Euro und ich führe hier durch das Haus!" Kedi warf einen wütenden Blick hinter Melanie her.

    Kedis Wut verrauchte schnell, weil Melanies Großvater ein sehr interessierter und netter Zuhörer war. Sie zeigte ihm gerade das alte Motorrad, mit dem ihre Uroma Hausbesuche gemacht hatte, als ein schriller Schrei und lautes Poltern aus dem oberen Stockwerk ertönte.

    Kedi nahm zwei Stufen auf einmal und blieb erstarrt im Türrahmen von Uromas Schlafzimmer stehen. Melanie saß zitternd am Boden. Neben ihr lag ein zerbrochener Bilderrahmen.

    „Ich wollte das nicht …, stotterte sie, „… mein Stock …

    Kedi starrte sie erschrocken an.

    „Mein Großvater bezahlt das", jammerte sie. Unsicher schaute sie Kedi an.

    „Was hast du mit deinen Haaren gemacht?"

    Melanie schaute sie verwirrt an, sprang auf und blickte in den Spiegel an der Wand. Entsetzt schrie sie auf und rannte heulend die Treppe hinunter.

    Kedi fühlte sich mit der Situation völlig überfordert. Melanie schrie und heulte, während ihr Großvater sie zu beruhigen versuchte und immer wieder fragte, warum Melanies schwarze Haare sich plötzlich giftgrün gefärbt hatten.

    Glücklicherweise tauchte Tammo auf. Sehr überzeugend machte er Melanie und ihren Großvater auf die besonderen ostfriesischen Wasserbedingungen aufmerksam und empfahl ihnen einen Friseur, der auf solche Haarprobleme spezialisiert war.

    „Was war das denn?", stöhnte er, als Melanie mit ihrem Großvater endlich weg war.

    „Ich habe nicht die leiseste Ahnung."

    Kedi war selbst verwirrt und hatte ein sonderbares Gefühl im Magen. Sie war dankbar, dass Tammo zu den Booten gerufen wurde.

    Nachdenklich ging sie in Uromas Schlafzimmer. Ihre Haut prickelte wie beim Ausziehen eines Kunststoffpullis. Irgendetwas war sonderbar …, als wenn alle Geräusche im Raum verschwunden wären. Sie schaute umher. Scherben lagen auf dem Boden … und sie bewegten sich …

    „Verdammt! Verdammt! Verdammt!"

    Die Worte flogen auf Kedi zu, ohne dass sie jemanden sehen konnte, nur eine Scherbe, die im Holzfußboden steckte, schwang hin und her.

    Wie magnetisch angezogen, ging Kedi darauf zu. Kalte Luft wirbelte um ihre Füße … Sie zog an der Scherbe.

    „Nein … lass das!"

    Etwas tauchte verschwommen aus dem Nichts auf … wurde sichtbarer, löste sich wieder auf … ein Tier? Es reichte Kedi bis zum Knie, hatte wild abstehende dunkle Haare und hasserfüllte grüne Augen. Die Ohren waren spitz und beharrt und erinnerten Kedi an Katzenohren. Das Katzenwesen rannte fluchend im Raum umher.

    „Ärger … schon wieder … immer ich … Menschen, das schlimmste … Lorius, was mach ich nur … "

    „Hey, wer bist du?" Kedi stellte sich dem Katzenwesen in den Weg. Das starrte Kedi wütend an, schupste sie weg und rannte weiter.

    „Pah … Menschen nur Ärger … sollen wegbleiben …"

    „Was machst du im Haus meiner Uroma?"

    Das Katzenwesen antwortete immer noch nicht, sondern rannte weiter im Kreis und schimpfte jetzt in einer fremden Sprache.

    Kedi wurde ärgerlich und packte das Katzenwesen. Sie wurde gekniffen, gekratzt und gebissen, aber Kedi war stark und hatte es bald im Schwitzkasten.

    „Lass uns vernünftig reden! Ich tu dir doch nichts", keuchte sie.

    „Reden! Ha! Vernünftig … mit einem Menschen … Menschen sind hinterlistig … gewalttätig … so wie du", schäumte das Ding und wandte den Kopf ab.

    Kedi schämte sich plötzlich und ließ das Katzenwesen los.

    Die kleine Gestalt stand auf, wischte sich Tränen aus den Augen und lief wieder im Raum umher.

    „Ich bin nicht gewalttätig … ich tue keinem was und rette alle Tiere, die …", sagte Kedi.

    „Ich bin kein Tier …"

    „… meine ich doch auch gar nicht … ich wollte nur sagen, dass ich zu Hause immer die Mäuse und Kröten vor unserer Katze rette"

    „Kröten? … musst du sie dann auch kraulen?", fragte das Katzenwesen neugierig.

    „Nö, ist doch eklig! Ich schmeiß sie nur ins Wasser!"

    „Oh, das würde eine saftige Strafe geben", murmelte das Katzenwesen.

    „Was?"

    „Kröten geben Schleim für Zaubermittel, dafür müssen wir ihre Drüsen massieren. Sie sind Lügner und Widerlinge und schreien, nie kannst du es ihnen recht machen. Stundenlang müssen wir sie massieren für ein paar Milliliter."

    „Das ist fürchterlich, vielleicht sollte unsere Katze sie doch auffressen?"

    „Nein, nein, ihr Schleim ist wichtig, gibt nicht mehr viele Kröten … eure Vierräder machen sie tot."

    „Na ja, normalerweise baue ich auch Krötenzäune und bringe sie zu ihren Laichplätzen …"

    „… vielleicht bist du doch nicht so schlecht …"

    Einige Zeit war es still im Raum, bis Kedi es nicht mehr aushielt.

    „Wer bist du und was machst du hier?"

    Das Katzenwesen seufzte. „Muss wohl sein … ohne Erlaubnis darf ich nicht raus …" Es hockte sich an die Wand und schaute eine Weile schweigend zu Kedi.

    „Ich bin Twaalke … ein Unfall ist passiert … der bringt Ärger für alle Wesen … und außer dir kann mir leider keiner helfen …"

    „Unfall … helfen … Wobei?"

    „Langsam … erstmal musst du mir erlauben, dass ich den Raum verlassen und mich frei bewegen darf."

    „Na klar kannst du hin, wo du willst, ich halte dich hier doch nicht fest, aber …"

    „… nicht hier! Twaalke blickte sich unruhig um. „Ich kann hier nicht reden. Zu gefährlich! Wir reden im Plytenberg.

    „Heh? Wieso dort?"

    „Unser alter Stammsitz … dort ist ein Raum, wo wir ungestört reden können …"

    „Das ist doch ein Witz, oder? Du willst mir doch wohl nicht weismachen, dass du ein Eerdmanntje bist? Die sehen ganz anders aus."

    „Willst du mir sagen, wie wir aussehen müssen! Twaalke sprang wütend auf. „Wir sind alle genauso unterschiedlich wie ihr Menschen … aber intelligenter und weniger gewalttätig.

    „Ich hab das so nicht gemeint …"

    „Kedi?" Eike stürmte ins Zimmer. Kedi fuhr herum und blickte ihn verwirrt an. Als sie sich wieder umdrehte, war das Zimmer leer. Wo war Twaalke? Kedi rief und schaute in jede Ecke und hinter jeden Schrank.

    „Was suchst du?", fragte Eike verwirrt.

    „Weiß ich auch nicht so richtig!" Kedi war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob das gerade nicht einer dieser sonderbaren Tagträume war, die sie in letzter Zeit häufiger hatte.

    Beim Essen hatte sie plötzlich graue Schlieren vor den Augen, die sich zu gruseligen Gesichtern zusammensetzten. Sie betrachtete die Gesichter ihrer Eltern und Geschwister. Sie wirkten entspannt und völlig normal.

    „Kedi, ich frage dich jetzt zum dritten Mal", hörte sie ihren Vater.

    „Hirnblind und Wortfindungsstörungen!", spottete Tammo.

    „Tammo!"

    „Ist ja gut, Papa. Ist doch erholsam, wenn Kedi mal die Klappe hält! Unser Hexenhäuschen hat heute Zauberkräfte. Huhu …!" Er wedelte vor Kedis Nase herum. Wütend schlug sie nach ihm.

    „Ein Zauber färbt Haare und macht mundtot." Tammo erzählte von Melanie und blickte Kedi erwartungsvoll an.

    Als Kedi etwas erwidern wollte, legte sich eine Hand über ihren Mund.

    „Sag nichts, es bringt sie alle in Lebensgefahr", flüsterte eine Stimme.

    Kedi überlief es eisig.

    „Kind, was ist mit dir?, fragte Frau Engeldiek besorgt. „Du siehst ganz blass aus!

    „Oh … mmh … mir geht’s super, Mutsch!" Ihre Stimme zitterte. Alle schauten sie erstaunt an.

    Krampfhaft überlegte Kedi, was sie sagen durfte und was nicht.

    „Ich hab … ähm … nur einen Schreck gekriegt … ähm … wegen so einer Hausaufgabe für Montag, die ich fast vergessen hätte."

    „Jetzt haste aber wirklich Hirnblähungen, was? Du bist doch sonst die Meisterin der Verdrängung aller Pflichten."

    „Tammo, es reicht! – Ich will diese unflätigen Worte nicht hören."

    „Ich … Ich habe bei den grünen Haaren von dieser Melanie an die Zaubereien der Eerdmanntjes gedacht".

    Sie machte eine Pause. Ob die Hand wieder auftauchte und sie zum Schweigen brachte? … Nichts passierte.

    „Wir müssen für Montag etwas über Sagen zum Plytenberg raussuchen. Das hab ich vergessen. Weißt du was darüber, Papa?"

    „Wir haben in der Schule verschiedene Geschichten gehört. Herr Engeldiek schob sich ein Stück Fischfilet in den Mund. „Köstlich! schmatzte er mit vollem Mund und täschelte seinen kugelrunden Bauch.

    „Ich versteh gar nicht, warum ihr euch mit so einem alten Müll beschäftigt, stöhnte Tammo. „Das ist doch Verblödung!

    „Unsinn, Tammo. So was nennt man Geschichte vor Ort! Herr Engeldiek wackelte ärgerlich mit dem Zeigefinger vor Tammos Nase. „Die Politik der großen Herren findet hier genauso statt wie in Berlin. Steck mal deine Nase in die Bücher, da kannst du feststellen, dass die Ostfriesen sehr wohl mitgemischt und es fremden Herrschern nie leicht gemacht haben. Eigensinnig und stolz haben sie ihre Interessen vertreten und sich gegen Ausbeutung und Unterwerfung gewehrt …

    „Papa, aber die Eerdmanntjes sind Märchen …"

    „Ich will jetzt wissen, was mit den Eerdmanntjes ist und wo der Plytenberg herkommt", schimpfte Eike.

    „… der Plytenberg … es gibt eine Geschichte, in der zwei Riesenfräuleins, sich auf den Inseln ihre Schürzen mit Sand vollgestopft haben. Sie liefen über das Watt und an der Ems entlang … der Sand riss Löcher in ihre Schürzen und rieselte an der Ems entlang. So sollen die Deiche entstanden sein. In Leer sprang eine Riesin zur anderen hinüber, wobei ihre Schürze zerriss und der restliche Sand auf einen Haufen fiel. So soll der Plytenberg entstanden sein."

    „Waren die Riesenfrauen größer als der Kran von Onkel Helmer?", fragte Eike.

    „Größer!", zwinkerte Herr Engeldiek Eike zu.

    „Fachleute betrachten den Plytenberg als einen der höchsten von Menschen aufgeworfenen Erdhügel in Deutschland", mischte sich Frau Engeldiek ein. „Manche glauben, er sei

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