Woza Sisi: Die mutigen Frauen Afrikas
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Über dieses E-Book
Winnie Akinyi ist Künstlerin und Streetworkerin im größten Slum Kenias.
Aminata Traoré, frühere Kulturministerin in Mali, ist Publizistin und eine Ikone der Globalisierungskritiker.
Ken Bugul ist eine berühmte senegalesische Schriftstellerin.
Zehn Frauen aus zehn unterschiedlichen Ländern Sub-Sahara-Afrikas porträtiert Margit Maximilian in ihrem neuen Buch.
Ihre Lebenssituationen, ihr Alter und ihre Erfahrungen sind grundverschieden. Doch eines eint sie: Sie alle verfügen über besondere Tatkraft.
Sie legen den Finger in die Wunden, die Globalisierung und Tyrannei in Afrika gerissen haben, gleichzeitig aber wehren sie sich erfolgreich gegen das Klischeebild vom "verlorenen Kontinent".
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Buchvorschau
Woza Sisi - Margit Maximilian
Zehn Länder, zehn Frauen
Angefangen hatte es gar nicht gut. Die nigerianische Botschaft in Wien weigerte sich standhaft, das längst versprochene Visum auszustellen. Der bevölkerungsreiche Staat im Westen Afrikas hielt äußerst heikle Wahlen ab und ganz offensichtlich wollten die Machthaber keine Journalisten im Land, denn auch langjährige Korrespondentinnen wie die Chefin von AP und Kollegen von AFP hatten Probleme, ihre Nigeria-Visa für die Zeit der Wahlen zu verlängern. Er könne da gar nichts machen, sagte der Botschaftsmitarbeiter in Wien. »Ihr Antrag wurde nach Abuja geschickt.« Dort werde alles Weitere entschieden. Ich dränge, lobe sein Land, schmiere ihm Honig ums Maul, versuche ihn zu bezirzen – doch nichts scheint zu nutzen. Auch nicht die wiederholte Beteuerung, ohnehin keine politischen Berichte für den ORF zu planen, sondern lediglich für ein privates Buchprojekt nach Nigeria reisen zu wollen. »Ich möchte nach Nigeria, um eine Geschichte über eine Frau zu schreiben«, erzähle ich ihm. »Was für eine Geschichte?«, fragt er. »Und welche Frau?«
Egal welche Frau, erkläre ich ihm, bloß eine, die für etwas einsteht, die für etwas brennt, die eine Vision hat und die bereit ist, mir ihre Lebensgeschichte zu erzählen. »Und wer, bitte, soll das sein?«, fragt er ungläubig. »Nigeria hat einhundertsiebzig Millionen Einwohner. Macht in etwa fünfundachtzig Millionen Frauen.« »Ja genau«, gebe ich zurück, »und davon brauche ich nur eine.« Eine der kräftigen, dicken Marktfrauen zum Beispiel – oder Mo Abudu. »Kennen Sie die? Das ist ein Medien-Star. Sie hat den ersten panafrikanischen Fernsehsender gegründet.« Voller Begeisterung zücke ich ein Foto einer außergewöhnlich schönen Frau mit riesigen, schwarzen Augen, das ich aus einem Magazin herausgerissen habe. Es enthielt eine Auflistung der hundert einflussreichsten Menschen des Kontinents – aus Wirtschaft, Politik, Kunst und Kultur. Mo Abudu rangierte ganz vorne. Das Magazin Forbes wählte sie in seiner Jahresbilanz gar zur most successful woman Afrikas.
Dass ich diese Frau nach langem E-Mail-Verkehr schließlich tatsächlich persönlich kennenlernen durfte, verdanke ich wohl einer Kombination aus Zufall und Erfahrung, aus Glück und zähem, langjährigem Networking, aus kindlicher Träumerei und sturer Hartnäckigkeit. Ich hatte das Vorhaben längst aufgegeben, als mich im Nachbarland Benin ihre Nachricht aus New York erreichte, dass sie Ende April definitiv in Nigeria sein würde und sich freue, mich zu sehen. Grund genug, um alle anderen Pläne kurzfristig über Bord zu werfen und nach der Story über Martine de Souza in Benin, der Nachfahrin eines der berühmtesten Sklavenhändler der Westküste Afrikas, nochmals nach Nigeria zurückzufliegen. Schließlich ist es nur ein Katzensprung von Cotonou nach Lagos, von der Hauptstadt Benins in die Hafenmetropole Nigerias. Ein kurzer, zwanzigminütiger Flug, auf den ich mich aufrichtig freute, denn der Hinweg mit dem nigerianischen Fahrer bis zur Grenze und dann zu Fuß durch sämtliche nigerianisch-beninischen Kontrollen war alles andere als gemütlich gewesen. Mit all dem Durcheinander eines der geschäftigsten afrikanischen Grenzübergänge, die ich je gesehen hatte, mit seinen Menschenmassen und unzähligen jungen Männern, die der allein reisenden Weißen bei den Formalitäten helfen wollten. Selbst das glückliche Gefühl, die Grenze geschafft zu haben und endlich in einem sicheren Taxi zu sitzen, erwies sich als trügerisch. Zwei weitere Checkpoints mussten passiert werden, an denen gelangweilte Männer in Uniform die Kalaschnikows hochhielten und ein paar Dollar verlangten. Warum, bleibt unklar, war aber letztlich auch egal. Doch nun ließ auch der Flughafen in Cotonou Böses ahnen. Es war immerhin der erste internationale Flughafen meines Lebens, in dem ständig der Strom ausfiel. Die nigerianische Fluggesellschaft Arik Air vertröstete das Grüppchen von Passagieren: In ein paar Stunden würde das Flugzeug bereitstehen, hieß es freundlich. Dann hatten wir es plötzlich sehr eilig, es ging los. Allerdings müsse die Maschine erst nach Douala in Kamerun fliegen und von dort gehe es – nach der Aufnahme weiterer Passagiere – dann direkt nach Lagos. »See, no problem!«, sagte der nette Herr von der Fluglinie. Also: Gute eineinhalb Stunden zusätzlich in die eine Richtung, eine Stunde Aufenthalt in Douala und noch einmal eineinhalb Stunden zurück bis zum Ziel. Eine Fleißaufgabe von bescheidenen zweitausend Kilometern. Auch das ist gelebte Realität in Afrika.
Doch gottlob waren nicht alle zehn Frauenporträts so schwierig zu organisieren wie das von Mo Abudu. Alle anderen Flüge funktionierten übrigens weitgehend problemlos. Und es waren gar nicht so wenige. Die Stationen: Wien, Frankfurt, Johannesburg, Dakar, Bamako, Dakar, Lagos, Cotonou, Douala, Lagos, Addis Abeba, Nairobi, Kampala, Kigali, Juba, Kigali, Kampala, Nairobi, Mombasa, Nairobi, Addis Abeba, Harare, Addis Abeba, Wien. Dazu kamen Busfahrten von Südafrika nach Mosambik und durch Simbabwe. Auf all diesen Routen, in all den Ländern und Städten, in die mich die Reise für dieses Buch geführt hat, waren die Menschen stets ausgesucht freundlich zu der fremden Frau aus Vienna. Wie sehr man sich angesichts dessen für ein Europa schämt, das im selben Jahr deutlich abweisender und kälter geworden ist, lässt sich nur schwer in Worte fassen.
Woza Sisi heißt »komm Schwester« auf Zulu. Die Straßenfriseurinnen in Downtown Johannesburg locken mit dem Ruf Woza Sisi ihre Kundinnen an. Auch sie sind oft fremd im Land. Johannesburg ist ein Schmelztiegel. Hier finden sich Zuwanderer aus allen Ländern Afrikas – von Äthiopien über Nigeria bis Simbabwe. Sie suchen Jobs, ein wenig Wohlstand, oft auch eine Chance, ein neues Leben aufzubauen und – im Fall von Simbabwe – auch Schutz vor politischer Verfolgung. Geschätzte drei Millionen Simbabwer leben in Südafrika. Sie gelten als besonders tüchtig. Neid und Überforderung vieler Südafrikaner, die in heruntergekommenen Townships selbst kaum genug zum Leben finden, haben schon mehrfach zu gewalttätigen, ausländerfeindlichen Ausschreitungen geführt. Dahlia Maubane, die 29-jährige Fotografin, von der auch das Titelbild dieses Buches stammt, kann mit Xenophobie dagegen rein gar nichts anfangen. Sie ist ein typisches Mittelklasse-Kind. Neid ist ihr fremd, Zuwanderung sieht sie als Chance. Die Rassentrennung hat Südafrika hinter sich, das bunte, multikulturelle Joburg ist für Dahlias Generation Normalität. Die Friseurinnen und illegalen Händler sind Dahlias fotografisches Arbeitsgebiet geworden.
Es sind Menschen am Rande der Gesellschaft, die von der Stadtverwaltung immer wieder vertrieben werden. Doch mit Politik haben Dahlia und ihre Freundinnen nicht viel am Hut. Dahlia hilft einfach und unkompliziert selbst: Mit Visitenkarten und T-Shirts, die sie allein finanziert. Darauf steht: Woza Sisi, »komm, Schwester«.
Die Abkürzung Woza spielt auch in einem weiteren Frauenporträt eine besondere Rolle. In Simbabwe nennt sich die Menschenrechtsorganisation um Jenni Williams Woman of Zimbabwe Arise, »Frauen Simbabwes, steht auf!« Gleichzeitig bedeutet Woza auch »vorwärtskommen« in Ndebele, einer der wichtigsten Sprache Simbabwes. Woza wurde 2003 von Jenni Williams gegründet und hat heute an die 90.000 Mitglieder, die überwiegende Mehrzahl davon Frauen. In der Tradition Gandhis kämpfen sie gewaltlos gegen das Regime des greisen Machthabers Robert Mugabe. Unzählige Male wurde die Frontfrau dafür verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. 2008 erhielt Jenni Williams den Amnesty International Menschenrechtspreis. Ein Jahr später wurden sie und ihre wichtigste Mitstreiterin, Magodonga Mahlungu, von US-Präsident Barack Obama persönlich im Weißen Haus empfangen und mit dem Robert F. Kennedy Human Rights Award geehrt, einer der höchsten Auszeichnungen im Kampf für die Menschenrechte.
Eine der großartigsten Frauen Afrikas, keine Frage. Dennoch war Jenni Williams zunächst nicht auf meinem Radar. Die Idee zu ihrer Geschichte kam erst in Nigeria. Meine Gastgeberin, Michelle Faul, Nigeria-Chefin der Nachrichtenagentur AP, erklärte einer Runde von Bekannten, die sie zum Abendessen eingeladen hatte, meine Idee, Frauenporträts in verschiedenen Ländern zu machen, mit dem Ziel, ein anderes, ein vielfältiges Bild von Sub-Sahara-Afrika zu zeichnen. Ein Gegenbild zu dem in Europa immer noch vorherrschenden altmodischen Negativ-Klischee vom Krisenkontinent und der ewig unterdrückten, ewig schwangeren Frau. Ich sei also auf der Suche nach »courageous women«, erzählte sie und hatte plötzlich einen Gedankenblitz: »Hey Margit,« rief sie, »why donʼt you write the story about Jenni Williams?« Ich war sofort begeistert, zumal ich Jenni Williams bereits vor Jahren in Wien einmal interviewt hatte. Doch lebt sie überhaupt noch in Simbabwe? Ist es möglich, sie zu treffen, ohne sie zu gefährden? Michelle, selbst gebürtige Simbabwerin, versprach, sich zu erkundigen, und tatsächlich war ich schon wenige Tage später in E-Mail-Kontakt mit Jenni Williams. Sie sah kein Problem darin, mich im Juni zu treffen, vorausgesetzt, ich käme in ihre Heimatstadt Bulawayo. Allerdings lag Simbabwe ursprünglich nicht auf meiner Route, der Flug dorthin war teuer, das Land schwierig und kaputt. Doch schließlich gelang es, alte Freunde in Harare auszuforschen, die gerne bereit waren, mich erneut für ein paar Tage bei sich aufzunehmen. Auch Heinrich von Pezold, ein adeliger Großgrundbesitzer mit Österreichisch-Deutsch-Schweizer Staatsbürgerschaft, einer der letzten noch nicht enteigneten weißen Farmer Simbabwes, den ich für das Buch »Schrecklich schönes Afrika« besucht hatte, war noch da und freute sich auf ein Wiedersehen. Also war die Entscheidung für Simbabwe gefallen. Das Visum, entnahm ich der Website des österreichischen Außenministeriums, sei bei der Einreise erhältlich.
Die weitere Suche nach einer jungen Frau, die in der Demokratischen Republik Kongo als Kindersoldatin verschleppt worden war und sich heute – achtzehn Jahre alt – in der Hauptstadt Kinshasa persönlich Hunderter Straßenkinder annimmt, musste deshalb entfallen. Die Porträts in diesem Buch sind und waren also stets auch eine Frage der Machbarkeit und des Timings. Weder die Namen noch die Länder waren vor der Abreise fixiert.
Nur so viel stand schon von Beginn an fest: Couragierte Frauen gibt es auf diesem Kontinent viele. Sehr viele sogar. Und mutig waren die Frauen Afrikas immer schon. Wiederholt hatten sie sich im Lauf der Geschichte gegen männliche Gewalt und Unterdrückung gewehrt. Häufig auch mit Hilfe ihrer Weiblichkeit. Die Proteste der ukrainischen Frauengruppe Femen waren längst nicht die ersten Nacktproteste der Geschichte. Einer der wichtigsten fand im Nigeria des vergangenen Jahrhunderts statt. 1929 protestierten Frauen des Aba-Volkes auch mit dem Einsatz ihrer Körper gegen Willkür und Sexismus der britischen Kolonialverwaltung. Die Aufständischen wurden als verrückt und hysterisch beschrieben, Dutzende Frauen starben in dem zwei Monate dauernden Women’s War. Zwanzig Jahre später wehrten sich nigerianische Frauen der Abeokuta Womenʼs Union gegen den König von Egba, der die undankbare Aufgabe hatte, die Entscheidung der britischen Kolonialverwaltung durchzusetzen und nach den willkürlichen Steuern für den Zweiten Weltkrieg auch noch eine Sondersteuer für Frauen einzuheben. »Er will uns bis aufs Hemd ausplündern. Dann geben wir ihm unser letztes Hemd!«, soll die streitbare Vorsitzende gesagt haben. Tausende Frauen marschierten Richtung Palast, drohten, ihre Oberteile auszuziehen und vor das Tor zu werfen. Die Anführerin, Funmilayo Ransome-Kuti, war keine Unbekannte. Sie war die Mutter des großen nigerianischen Musikers und Afrobeat-Erfinders Fela Kuti. Ihr Mut eilte ihr voraus. Den König packte buchstäblich das nackte Entsetzen. Er wusste, dass der massenhafte Auftritt halbnackter Frauen vor seinem Palast seine Regentschaft für alle Zeiten überschatten würde und er wählte den einzig möglichen Weg, um der Schande zu entgehen: Er gab seine Abdankung bekannt.¹
Der weibliche Körper als letztes Mittel gegen Unrecht und Unterdrückung – bis heute wird diese Waffe von Frauen erfolgreich angewandt. Die Menschenrechtspionierin und Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai in Kenia benutzte den symbolischen Protest ebenso wie Friedensnobelpreisträgerin Leymah Gbowee, die ihre Geschlechtsgenossinnen im westafrikanischen Liberia zum Sex-Streik mobilisierte, um die Politiker nach einem langen Bürgerkrieg zu einem Friedensschluss zu zwingen. In Kenia riefen Frauenorganisationen 2009 zu einem einwöchigen Sex-Streik auf, um die Politiker zur Vernunft zu bringen und zu verhindern, dass sich blutige Unruhen wiederholen. In Togo versuchten Frauen 2012 durch Abstinenz Reformen und den Rücktritt von Präsident Faure Gnassingbé zu erzwingen. Immer wieder haben Frauen mit ihrem Körper Politik gemacht und gegen Unrecht gekämpft. Nicht selten waren sie, wie im Fall des Königs von Egba, auch erfolgreich. »Diese alte Methode, die Frauen anwenden, wenn sie an die Wand gedrückt werden und keine andere Möglichkeit mehr sehen, ist sehr effektiv«, sagt die Feministin und ugandische Rechtsprofessorin Sylvia Tamale im Kapitel African Sexualities. »Geben Sie auf YouTube Amoro woman stripping ein und Sie können es sehen. Diese Frauen sind vital und widerständig. Sie strippen, wehklagen und schreien. Das ist erst zwei Wochen her. Die Minister waren mit ihren dreiteiligen Anzügen gekommen und die Frauen wälzten sich einfach vor ihnen auf dem Boden. Das ist fantastisch.«
Mao hat einst gesagt, »Frauen tragen die Hälfte des Himmels«. »In Afrika«, schrieb der jetzige Afrika-Korrespondent des Magazins Der Spiegel, Bartholomäus Grill, einmal, »tragen sie mindestens drei Viertel.« Afrikas Frauen produzieren achtzig Prozent der Nahrung. Sie leiten fast die Hälfte der kleinen und mittleren Betriebe. »Wenn sich alle afrikanischen Frauen, vom Kap bis Kairo, entschließen würden, eine Woche nicht zu arbeiten«, so Hillary Clinton in einer Rede aus dem Jahr 2011, »dann würde die gesamte Wirtschaft des Kontinents wie ein Kartenhaus zusammenfallen.«
Doch wäre der Kontinent unter der politischen Führung von Frauen auch friedlicher? Die Feministin Sylvia Tamale in Uganda warnt eindringlich davor, zu generalisieren oder Frauen in Politik und Wirtschaft zu romantisieren. Einige wären wohl genauso böse, sagt sie. Betrachtet man den Gender Inequality Index der UN-Entwicklungsorganisation UNDP, dann liegen von den zwanzig Ländern mit der größten Ungleichheit zwischen den Geschlechtern – in denen es also besser wäre, nicht als Frau geboren zu werden –, mit Ausnahme von Afghanistan allesamt in Sub-Sahara-Afrika. Der Südsudan rangiert auf Platz 169 von 188, Mosambik auf 180, Mali auf 179.
Hüten wir uns also vor Blauäugigkeit, bewundern wir sie aber dennoch, diese mutigen Frauen aus allen Teilen des Kontinents, aus Süd-, West- und Ostafrika. Sie kommen aus grundverschiedenen Ländern, aus armen und aus verhältnismäßig reichen, aus christlichen und muslimischen Staaten. Es sind grundverschiedene Frauen. Sie sind jung und alt, gebildet oder gänzlich ohne Schulbildung. Sie haben dennoch eines gemeinsam: Sie meistern ihr Leben mit viel Würde. Sie sind aufrecht, mutig und voller Kraft. Keine einzige der hier versammelten zehn Frauen hat das Wort Geld oder Bezahlung je in den Mund genommen. Sie haben mir ihre Geschichten geschenkt, ohne dafür Ruhm oder irgendeine andere Gegenleistung zu erwarten. Sie haben mir »nur« ihre Zeit gegeben und ihr Leben erzählt. Dafür bin ich ihnen unendlich dankbar.
Sansibar, im Januar 2016
Schuhgröße 44
Die Autorin, Politikerin und politische
Aktivistin Aminata Dramane Traoré,
Mali
Klar kenne er die, sagt ein Freund in Bamako, jeder Mensch in Mali kenne Aminata Traoré. Er sei übrigens einmal mit ihr Schuhe kaufen gewesen, erzählt er am Telefon. Sie habe Schuhgröße 44. Eine große Frau. Sie war führende Mitarbeiterin im ersten Frauenministerium Afrikas in der Elfenbeinküste und einige Jahre Kulturministerin Malis. Sie hat viele Bücher geschrieben, schon 1977 hat sie mit einer Feministin aus dem Senegal den Verein Afrikanischer Frauen für Forschung und Entwicklung gegründet. Sie hat lange