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Der Schlüssel zur Weltmacht: Afrikas Frauen
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eBook198 Seiten2 Stunden

Der Schlüssel zur Weltmacht: Afrikas Frauen

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Über dieses E-Book

populärwissenschaftliches Sachbuch zu den Themen Feminismus und Afrikanistik
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum8. Juli 2021
ISBN9783347336216
Der Schlüssel zur Weltmacht: Afrikas Frauen

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    Buchvorschau

    Der Schlüssel zur Weltmacht - Tanja Schmidt

    Kapitel 1: Afrika – Wiege der Menschheit und Kontinent der Vielfalt

    „Lucy in the Sky with Diamonds" – diesen Song der Beatles hörten die Ausgräber und Archäologen Mary und Louis Leakey, als sie 1964 das Skelett eines prähistorischen Menschen entdeckten. Es war in der Olduvai-Schlucht in Tansania, Ostafrika. Sie stellten fest, dass es die Überreste eines weiblichen Menschen waren und nannten sie Lucy.

    Afrika ist die Wiege der Menschheit, wenngleich neuere Forschungserkenntnisse ergeben haben, dass die Menschheitsentwicklung sich nicht auf Ostafrika beschränkte, sondern an vielen Orten in Afrika geschah. Wir alle sind also Afrikaner*innen.

    Afrika – das ist ein faszinierender Kontinent mit atemberaubenden Landschaften und einer imposanten und reichhaltigen Tierwelt, Inbegriff für wilde Tiere und ungezähmte Natur. Besonders stechen die Big Five hervor: Elefanten, Nashörner, Büffel, Löwen und Leoparden.

    Die Landschaften Afrikas sind von bezaubernder Schönheit: Die Äquatorgegend ist noch von Tropenwald bedeckt und vermischt sich mit dem Kongobecken Richtung Guinea nach Nordwesten. Im Norden, Süden und Osten erstrecken sich weite Savannen. Im südlichen Afrika findet sich auch die große Kalahari-Wüste. Grasreiche Hochebenen, auf denen die Herden der Massai weiden, gibt es im Osten des Albertsees und in Tansania. In Orientalafrika von Äthiopien bis Moçambique ist die reichste Tierwelt anzutreffen. Im Norden in Richtung Sahara breitet sich Trockenheit immer stärker aus (vgl. Büttighausen/Jelačić 1980: 13).

    Afrika – das ist ein Kontinent, der geprägt ist von der Vielfalt der verschiedenen Völker – angefangen von den Niloten und Nilo-Hamiten über die Sudanesen, die sehr dunkel und von athletischem Körperbau sind, den etwas helleren Bantu im Süden der Äquatorlinie von Douala über Kamerun bis nach Tana und Kenia.

    Leni Riefenstahl, die umstrittene Filmemacherin, die während des Nationalsozialismus Propagandafilme drehte, konnte sich dem Zauber der Nuba nicht entziehen und setzte diesem Volk in ihren Altersjahren ein filmisches Denkmal.

    In Nordafrika finden sich die Berber, die Tuareg und die Fulani, die wohl von einem Hamitenzweig abstammen. Zu den nubischen Völkern gehören die Galla, die Danakil und die Somali. Auch hier besteht eine Verwandtschaft zu den Hamiten, vielleicht gehören auch die Niloten im Sudan dazu, die Shilluk, die Dinka und die Nuer. Dann gibt es noch die Pygmäen und die Khoisan, die wohl zu den ältesten Bewohnergruppen gehören und durch ihre Kleinwüchsigkeit hervorstechen. Die Bezeichnungen „Hamiten, „Sudanesen und Bantu nehmen Bezug auf sprachliche Verwandtschaften, umfassen aber recht verschiedenartige Völkergruppen. Wie die Völker Afrikas entstanden sind, ist weitgehend ungeklärt. Vornehmlich in Südafrika gibt es eine weiße Community, in Ostafrika eine asiatische (vgl. Büttighausen/Jelačić 1980: 11f).

    Afrika – das sind aber auch Wolkenkratzer und hypermoderne Bürokomplexe neben Wellblechhütten. Die rasanten Entwicklungen im technologischen und wirtschaftlichen Bereich tragen zu solchen Gegensätzen bei. Doch werden diese erst wahre Früchte tragen, wenn es gelingt, die Gesellschaft auf ein stabiles Fundament zu stellen und Afrikas Traditionen und Werte einfließen zu lassen (vgl. Büttighausen/Jelačić 1980: 9).

    Noch hört man wenig von diesem Kontinent und wenn, dann kaum positive Neuigkeiten. Die Nachrichten aus Afrika sind geprägt von Krieg und Militärinterventionen, Krankheiten, Hungersnöten und Gewalt. Bitter mutet es an, wenn es das Foto eines halb verhungerten afrikanischen Kindes, mit Fliegen übersät, eher auf die Titelseite westlicher Zeitungen schafft als ein afrikanischer Politiker. Eine positive Überraschung war daher ein Bericht in der Chicago Tribune über ugandische Politikerinnen in der Frauenspalte der Zeitung (Tamale 1999: 115). Die Berichte aus Afrika kommen verzerrt und zeitverzögert auf die Weltbühne und das im digitalen Zeitalter! Will man den Schatz Afrikas heben, muss sich etwas ändern.

    Von Afrikas Frauen sieht man häufig stereotype Bilder, entweder in leuchtend bunten Kleidern, über und über mit Ketten bedeckt, oder umringt von einer Kinderschar mit aufgedunsenen Bäuchen von Hunger und Infektionskrankheiten. In den ernsten Gesichtern dieser Frauen spiegeln sich Resignation und Angst. Darunter Spendenaufrufe. Afrikas Frauen erscheinen weit weg, nicht nur auf einem anderen Kontinent, sondern auch in einer völlig anderen Lebenswirklichkeit, gefangen in patriarchalischen Bräuchen und einer frauenfeindlichen Kultur.

    Schier unglaublich sind daher die Zahlen zu Vergewaltigungen, die einer Studie des „American Journal of Public Health zufolge in der Demokratischen Republik Kongo geschehen: Täglich mehr als 1100 Frauen sollen von diesem Verbrechen gegen die Menschlichkeit betroffen sein. Vergewaltigung ist nicht irgendein Verbrechen: Es ist organisierte Gewalt gegen die Hälfte der Menschheit. Es ist nicht allein die damit verbundene Demütigung, die besonders in Kriegszeiten an der Tagesordnung ist, sondern die Herabwürdigung eines Menschen aus einem einzigen Grund: Weil dieser Mensch eine Frau ist. Bereits die Literaturwissenschaftlerin und Frauenrechtlerin Pumla Dineo Gqola hat die Verstrickung von Rassismus und Sexismus als strukturelle Vorbedingung erkannt, warum auch in Südafrika traurige Realität ist, dass sogar Gruppenvergewaltigungen in den Townships nicht beendet werden konnten. Sie stellt fest: „Ich laufe nicht den einen Tag als Schwarze und den anderen Tag als Frau durch diese Welt. Ich trage immer beides in mir. Eine schwarze Frau erfährt, dass sie anders ist, weil sie eine Frau ist. Doch sie ist doppelt anders, weil sie eine schwarze Frau ist.

    Die Sichtweise der Afrikaner*innen auf sich und ihren Kontinent wurde zu lange mit Füßen getreten. Bestes Beispiel war die Kolonialkonferenz vom Februar 1885 in Berlin, wo mit dem Reißbrett Grenzen afrikanischer Staaten bestimmt wurden, oftmals schnurgerade und ohne jede Rücksicht auf die Menschen und Stämme, die bereits dort lebten.

    Afrikas Geschichte und Kultur bleiben häufig unerwähnt. Aus Ghana, Bornu oder Benin sind Beispiele einer hoch entwickelten Zivilisationskultur bekannt. Die sagenumwobene Stadt Timbuktu in Mali existiert schon seit über 1000 Jahren (vgl. Büttighausen/Jelačić 1980: 9). Noch schlimmer: Es wird so getan, als hätte Afrika keine eigenständigen Leistungen auf diesem Gebiet vollbracht, als sei die Kultur erst mit dem Kolonialismus gekommen!

    Der Kulturimperialismus des Westens in Dauerschleife aber hat ausgedient – Afrikas Feministinnen stehen auf! Was haben uns die Menschen aus Afrika und besonders die Frauen zu sagen? Längst melden sich überall auf dem afrikanischen Kontinent die Frauen zu Wort, um Afrikas Frauen endlich ihre Stimme wiederzugeben.

    Es sind die Stimmen u.a. von der nigerianischen Journalistin und Bloggerin von MsAfripolitan Minna Salami oder der ebenfalls aus Nigeria stammenden Autorin des Bestsellers „Americanah" Chimamanda Ngozi Adichie oder der Moderatorin und Schriftstellerin Nana Akusoa Hanson.

    Warum hören wir hierzulande keine Reportagen von ihnen oder wissen nichts über ihre Bücher und Blogs – außer, man recherchiert intensiv? Es wird Zeit etwas zu ändern und die Perspektive zu ändern. Wer dies tut, wird feststellen, zu welche beeindruckenden Leistungen Frauen in allen Ecken der Welt fähig sind, ungeachtet der oftmals widrigen Begleitumstände. Dies könnte auch dem europäischen Feminismus einen Schub geben. Es wirkt ungeheuer ermutigend zu sehen, was Frauen an kreativen Einfällen haben, um für die Gleichstellung einzutreten.

    Zum Vorschein kommt mit dem Afrikanischen Feminismus eine Kultur, typisch afrikanisch und damit bunt, vielfältig, wild und ungezähmt, einfach magisch, ganz so, wie sie Minna Salami auch in ihrem neuen Buch „Sensuous Knowledge: A Black Feminist Approach for Everyone (2020, Sinnenhaftes Wissen: Der Ansatz schwarzer Feministinnen für jedermann, Übersetzung d. Autorin) beschreibt.

    Afrikas frühe Kulturen lebten ganz im Einklang mit der Natur. In der animistischen Weltsicht der Afrikaner*innen hatte alles seinen Platz. In dieser Vorstellung ist jede Blume, jede Pflanze, alles von einem lebendigen Geist durchdrungen, selbst die Materie wie Steine, und Götter, die Ahnen oder Geister können durch Tiere, Pflanzen oder andere Gegenstände sprechen.. Die Menschen waren sich bewusst, dass sie nicht allein auf der Welt leben, sondern inmitten von Tieren und Pflanzen, und alles seinen Einfluss auf alles ausübt, das Wetter, die Sonne und der Regen, denn ohne dies würde nichts gedeihen.

    Wie man Kenntnis über diese Lebenskraft erhält, um sie für sich nutzbar zu machen, dafür sind Religion und Kultur dar und finden ihren Ausdruck vor allem in der Kunst. Beispiele für herausragende Künstlerarbeiten finden sich überall, jedoch haben es die Ashanti, Yoruba und einige Bantu-Stämme im Kongo (z.B. die Kuba) zu einiger Berühmtheit gebracht. Afrikanische Sitten und Gebräuche sind in Tätowierungen und Körperbemalungen sichtbar, die Fruchtbarkeit bewirken sollen. Die Tellerlippen schwarzer Frauen sollen beispielsweise Geister hindern, in den Körper der Trägerin einzudringen.

    Dominierend war auch die Stellung der Frau in den frühen afrikanischen Gesellschaften, war sie es doch niemand Geringeres als die Hüterin des Lebens. Für Völker, die von der Viehzucht leben, sind ihre Tiere heilig, für solche, die vom Ackerbau leben, ist es die Erde selbst. Denn aus dieser wachsen die Pflanzen, die die Nahrung sind. Die Erde nährt und trägt alle Tiere und Menschen. Die Frau, die die Erde bearbeitet, pflegt damit eine mystische Beziehung zu ihr. Indem die Frau durch den Ackerbau den Kreislauf des Wachsens am Leben erhält, sorgt sie für das Überleben aller.

    Entsprechend gilt die Menschwerdung in jeder Schwangerschaft als das Sinnbild für die Fruchtbarkeit der Erde. „V’Imo v’Epya? ist ein Sprichwort der Ovimbundu aus Angola und bedeutet „im Schoß der Mutter wie in der Erde (vgl. Büttighausen/Jelačić 1980: 10.

    In diesem Buch gehe ich auf Spurensuche der afrikanischen Feministinnen. Ziel ist:

    - einen Einblick in Womanism als afrikanische Antwort für Emanzipation zu geben.

    - Die Lebensläufe und Verdienste von Frauen werden dargestellt, die für Afrikas Feminismus stehen.

    - Weil diese Frauen nur selten in den Medien hierzulande erscheinen, ist dieses Buch als eine Initiative gegen Rassismus und Sexismus entstanden. Die Beschäftigung mit dem unheilvollen Erbe des Kolonialismus ist unabdingbar, um das Ausmaß dieses Traumas zu begreifen und eine kultursensible Sichtweise einzunehmen.

    Afrikas Frauen sind die beste Inspirationsquelle, um ein ermutigendes Zeichen zu setzen gegen die Gewalt von Patriarchat und Neokolonialismus. Sie wehren sich vehement und intensiv, ja, mehr als das: sie entwickeln eine eigene Identität und Kultur neben ihrer Rolle als Versorgerinnen ihrer Familien und verlieren dabei Optimismus und Fröhlichkeit nicht.

    Damit die vielen Stimmen der afrikanischen Frauen endlich gehört werden und auf der ganzen Welt so bekannt werden wie Lucy, aber zu ihren Lebzeiten und nicht als stumme Zeugen, habe ich diese gesammelt. Ja, Afrikas Frauen haben eine Botschaft an uns alle.

    Hören wir ihnen zu!

    1.1. Afrikanischer Feminismus: Weißer Feminismus – nein danke!

    Furore machte das Buch „Americanah der nigerianischen Schriftstellerin Chimamanda Adichie, das als Serie mit Oscarpreisträgerin Lupita Nyong‘o verfilmt wurde. Darin seziert die Autorin den alltäglichen Rassismus und Sexismus, der ihr als Afrikanerin entgegenschlug, als sie zum Studieren in die USA kam. Ihr Slogan „We should all be Feminists druckte Dior auf T-Shirts, und Beyoncé baute Passagen aus Adichies Ted-Talks in ihren Song „Flawless" ein.

    Die Moderatorin Nana Akosua Hanson brachte die MeToo-Debatte nach Ghana. Damit leistete sie Pionierarbeit und bewerkstelligte einen kulturellen Transfer, denn die Probleme der Frauen in Afrika sind nicht exakt die der Frauen der #Me-Too-Bewegung, die sich vornehmlich gegen sexuelle Diskriminierung und Ausbeutung im Job wenden. Für Frauen in Afrika geht es um die Eliminierung von sexueller Gewalt in allen Lebenslagen, nicht nur im Beruf. Dass solche Leute wie Weinstein vor ein Gericht gestellt wurden, hat für Frauen weltweit und besonders für die afrikanischen Frauen eine Signalwirkung, denn sie erleben oft, dass sie nicht ernst genommen werden und gewalttätige Männer davonkommen.

    In ihrem Blog MsAfropolitan schreibt Journalistin Minna Salami als über Afrika, Feminismus, race, Popkultur und Mode. Gemeinsam ist ihnen, dass sie Vertreterinnen des Afrikanischen Feminismus sind.

    Afrikanerinnen sind es leid, dass weiße Frauen glauben, sie müssten die Afrikanerinnen „befreien", weil sie dadurch nur ein weiteres Mal eine Form der Kolonialisierung erleben. Den Feminismus-Import aus Europa lehnen sie darum ab. Die unbequeme Wahrheit ist, dass der Reichtum der sogenannten entwickelten Welt auf Kosten der Menschen in Afrika geht.

    Afrikas Feministinnen decken auf, wie wirtschaftliche Schieflagen mit Korruption und instabilen politischen Systemen einhergehen, die anfällig für Krieg sind. Auf einem solchen Nährboden gedeihen religiöser Fundamentalismus und Diktaturen. Westliche Militärinterventionen und ebenso NGO-Propaganda werden kritisch gesehen.

    In den Augen vieler Afrikaner*innen hat Europa den Weg zu den aktuellen Konflikten gebahnt, den es jetzt durch

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