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Blauer Grund der Sirenen: Gedichte
Blauer Grund der Sirenen: Gedichte
Blauer Grund der Sirenen: Gedichte
eBook134 Seiten30 Minuten

Blauer Grund der Sirenen: Gedichte

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Über dieses E-Book

Reiner Bonack, Jahrgang 1951, legte im Jahr 2011 nach einer Reihe von Haiku-Publikationen und anderen Büchern einen Band mit Gedichten aus 20 und mehr Jahren vor. Die inhaltliche Spanne reicht dabei von der Kindheit bis in die Welt der Gegenwart.
Zu den besonderen Stärken dieses Autors gehört die Fähigkeit genauer Alltagsbeobachtung wie auch die literarische Verarbeitung des Erfahrenen zu dichten, eindringlichen Texten. Die starke Bildkraft von Details steht dabei für sich selbst und weist in exemplarischer Weise gleichzeitig weit darüber hinaus.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum21. Dez. 2015
ISBN9783739266725
Blauer Grund der Sirenen: Gedichte
Autor

Reiner Bonack

Reiner Bonack wurde am 3.1.1951 in Senftenberg geboren, lebte dort acht Jahre bei den Großeltern und anschließend am nördlichen Rand von Berlin. Er ist gelernter Zerspaner / Fräser. Nach dem Armeedienst arbeitete er als Transportarbeiter, Beifahrer und Fräser. Von 1976 bis 1979 studierte er am Institut für Literatur J. R. Becher in Leipzig. Bis 1990 war er als freiberuflicher Autor tätig. Nachfolgend arbeitete er u.a. als Journalist, Freizeitgestalter für Kinder und SeniorInnen, Mitarbeiter in einem Theaterverein, Mitarbeiter der Stadtbibliothek Magdeburg - Redakteur der Anthologie Schauplatz Magdeburg - sowie als Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit und Projektplanung in einem Mehrgenerationenhaus. Reiner Bonack wohnt seit 1980 in Magdeburg. Er veröffentlichte bisher elf Bücher für Erwachsene sowie neun Kinderbücher. 1995 erhielt er den "Haiku-Preis zum Eulenwinkel".

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    Buchvorschau

    Blauer Grund der Sirenen - Reiner Bonack

    Meer

    Kindheit

    schöner Vogel

    Die Schulglocke läutet, Kastanienschnee fällt

    hier las ich den Brief

    der merkwürdigerweise ein wenig

    nach Flieder roch (damals

    das wurde mir später bewusst

    dufteten die Mienen der Kugelschreiber

    alle ein wenig nach Flieder)

    der seinen Absender verschwieg und somit

    keine Stimme hatte, keinen Mund, keine Augen

    aufschimmern ließ und mit dem ich seitdem

    dort stehe, kleiner werdend

    und kleiner auf dem Platz

    des Friedens, wo der stotternde Schulbus

    für immer eine Stille hinterließ

    die weit zurückreichte – vielleicht bis in die Zeit

    nach dem Ende des Kriegs, als der Rauch

    sich legte, die Luft noch lange, so wurde erzählt

    nach bitteren Mandeln schmeckte und

    ich spürte es deutlich noch immer

    wie Bittermandeln im Mund lag

    Eine alte Frau bleibt stehen

    sieht auf, schließt die Lider

    im blendenden Duft

    des Lichts

    Kindheit

    schöner Vogel

    fliegst

    über Abraum Asche und Schnee

    bernsteinfarben

    blüht der Rost an den Rohren

    streifen die Schwingen

    den herbstzeitlosen

    schillernden See

    Die Straße

    Die Straße war keine Straße. Sie war ein schwarzer Streifen. Er führte zu schwarzen Gebäuden, Schornsteinen, Hallen. Dahinter, zum Teil noch verdeckt, stand eine plakatrote Sonne. Ich zählte die Strahlen.

    Das ist die Zukunft, teilte man mir mit.

    Ich machte mich auf den Weg.

    Hinter dem Haus erstreckten sich Gärten. Hinter den Gärten begannen Feldwege. Auf den Feldwegen erreichte ich eine Kieferninsel, wasserlose Gräben, die Elster, die Brotbüchse neben Großvaters Sense.

    Dir steht die Welt offen, Junge.

    Zweigschatten bildeten ein Gitter. Er massierte sein zerschlagenes Bein.

    Es roch nach Wermut.

    Das ganze Leben hast du noch vor dir.

    Im Feld standen Mannstreu, Distel, Schlafmohn. Betäubender Duft.

    Das Korn lag zur Hälfte geschnitten.

    Luftballons stiegen. Sie trieben durch die Küche, über den Hof, die Siedlung, die Kieferninsel, die Kindheit.

    Ich rannte. Unvergessliche Farben. Zwischen den Händen erste Detonationen.

    Sie schmerzten, schmerzten vielleicht am meisten.

    Ich lief. Ich sah weiterhin auf. Ich stolperte zur Tafel. Ich stürzte in eine Ehe. Ich fiel ins Bett.

    Beim Erwachen war Mittag, schrieb Arthur R., der ewig frische Franzose, an die Wand meines Zimmers.

    Ich nickte, hob nicht den Blick, die Straße war eine Straße.

    Aber die Sonne stand tief.

    1987

    Der Mittelpunkt der Welt

    jener Hof mit Brunnen

    hatte ein verschlossenes hohes

    Tor und nur

    auf der Schaukel sah ich

    darüber hinweg

    Weit

    ist die Erde und voller

    Märchen sagten

    die Märchen und ich

    hätte mich gern in

    einen Vogel verwandelt –

    hingleiten

    wollte ich über

    den rostdurchwucherten Fluss

    zur weißen Stirn

    des Mondes oder

    den bleichen Bergen

    des Abraums vor der Stadt

    Schloss ich

    die Augen

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