In der Maskenzeit: Gedichte
Von Hanna Fleiss, Peter Frank, Regina Jarisch und
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Buchvorschau
In der Maskenzeit - Hanna Fleiss
„In der Katastrophe nimmt sich das Unheil nur selten die Zeit, um für unser Gesicht die rechte Maske zu liefern."
Jean Giraudoux
Inhaltsverzeichnis
Peter Frank
Vor der Insel
Gedenkstein in Husum
Friedenslinien
Östlicher Ort
Mutmachende Moritat vom Scheitern
Galater
Umgehungsstraße
Dürre
Leuchtturmwärter
Evros
Regina Jarisch
sprachreise
kipppunkt
ohne zielangabe
verspielter morgen
auf der richtigen seite
herztasche
fehlgriffe
mögliche empörung
Hanna Fleiss
Leben spüren
Verse, warum sie
Das Ungeschriebene
Die Mutter
Die Großmutter
Wohin, Cecilia
Eline Menke
Gut gerüstet
Abwägung
Carsten Rathgeber
Tausch
Erschöpfter Tag
Atem
Begegnung
Ewig gleich
Stille Wut
Klare Kante
träume in unsrem alten raum
Entbindungen
Danach
Alfred J. Signer
Es war einfach da
Herbstliche Gedanken in der Krise
Befreit
Dirk Tilsner
Vorstellung
und du?
Blickwinkel
die Saite
Frühling
Sommer
Herbst
Winter
Fragen keines dahin-Pesenden
Weitsicht
Zoom
Eva Lübbe
Werte in der Krise
Künstler
Auf der Tagung im Juni 2020
Lachmöwen
30 Jahre nach der friedlichen Revolution
Die Glücksbringer
Hatten wir eine Wahl vor 30 Jahren?
Die Wende
Flüchtlingsströme
Spinnen
Telefone der dritten Generation
Franz-Josef Kaiser
Julinka
Edda Gutsche
Bertrámka
Volker Teodorczyk
Erfüllung
Willkommen
Furcht
Sabine Reyher
spaziergang 2.0
schau nach oben
Magnus Tautz
O-Ton Park
Staub. Keine News?
Vom Sagen
Kindheit. Drei Lagen
Angelika Zöllner
blaue stunde
kleine kapelle
Heike Streithoff
Nachtspaziergang
Im Winter das Leben
Die Rast
Willi Volka
Welten
Brückenbau
Trance
Valerie Travaglini
Sicilia
Blau
Letzte Tage
Stilles Versprechen
Rainer Gellermann
Das Haus
Eingekreist
Brennender Frühling
Cov-21
Tagungstraum
Atem
triage
Kriegswinter Leningrad
Pan Wittgensteins Demie
Tanztee mit Wir
Walthers Winterleid
Ingrid Ostermann
Beerdigung
Gerüchte
Sein
Sternenhimmel
Sturmnacht
Verstehen
Weiße Bälle
Weinachten
Elisabeth Arnold
Masken
Sturm des Alltags
Sommernachtstraum
Peter Paul Wiplinger
Der schwarze Engel
Im Veitsdom zu Prag
Wolfgang Rinn
Am Ende
Marko Ferst
Dünne Landzunge
Stille durch Corona
Kleinstadt im Erzgebirge
Unverortet
Dilemma
Herbstlichter
Blaue Zypresse
Lichtland
Spur nach Tilsit
Dämmerlicht
Herbstbögen
Florian Meurer
Aus der Stille
Winterkrieg
Lukas F. Ziegler
An Eure Eminenz M.
Der Sturm
Alte fiese Dorfhexe
Gerhild Wächter
gnadenzeit
rote paprika
schwarze vögel
meer
muscheln
maus
waldglocken
Erich Pfefferlen
hinter der theke
René Oberholzer
Glückstag
Pandemieblues
Mittagessen
Durchatmen
Die Vollendung
Küchenarbeit
Der letzte Wille
Peter Schuhmann
Vereinsamt
Amour fou
An die Dichter
Schlafes Strand
Was bleibt?
Kornblume
Traumflug
Einödhof
Zwischenzeitlich
Herbstlese
Heinz-Helmut Hadwiger
Wortlos
… u. A. w. g.
Über den Dächern
Sonett für Nix und wieder Nixen
Windsbraut –verwehte!
Maike Tijsterman
Was wäre wenn?
Quarantäne
Elionore C. Weiss
Das Volk von Belarus/Freiheit
Dieter Nell
An kalten Mauern
Winfried Scholten
Auf dem Radhost
Auf Prag zu
Silvester ’94 . Wenzelsplatz
Helga Thomas
Abtauchen
Ufer
Was ist heute?
Frühlingsgruss
Koordinaten
Jan-Erik Grebe
Lyrik
Zartes Blau
Erst fällt der Schnee
Heute: Kinderlachen
Magnolien
Ähnlich
Thomas Maria Wiesenberg
Frühjahr
Netzwerk
Spaziergang
Herta Andresen
Windstille
Hoffnungslos
Kann sein
Am Nachthimmel
Sie erzählte
Jahresanfang
Jetzt
Harlekin
ungewiss
Zauberwald
Die alte Tanne
Blau
Momentan
Maskenball
Eva Joan
zu leicht
Staub
Eishauch
fremd
Kathrin Ganz
Blühender Sommer
Verehrter Januar
Frühlingstonleitern
Mit dem Herzen lächeln
Helga Schumann
Der alte Mann
Höhenflug
Dahinter
René Gröger
(T)raum
Kristin Hogk
Göttinnen unter sich
Siegesgewandt
Lutz Wascher
Station 20/12
Tierchen
Volker Oslender
Der Gezeitenwanderer
Als du gingst
Die Bläue meiner Lippen
Spuren
Als ich erwachte
Nach zehn
Jakob Hagen
Arcades
Wasted
Intersection
Herbert Reiher
Gebt dem Unrecht keinen Raum
Timo Heidl
Vom Berge Pelion
Die alte Scheune
Alte Mainbrücke
Am Kutterhafen
Falk Andreas Funke
ungern reisen
Jutta Niedergesäß
Erinnerung
Altweibersommer
Abschied vom Sommer
Corona-Frühling
Herbstblatt
Impferfolg
Eheliches Zwiegespräch
Mai
Handy
Reinhard Lehmitz
Die weiße Rose
Da war doch einer
Venceremos
Eine rote Rose
Klimaschutz - Appell an die Vernunft
Peter Wurzer
Corona
Hasenbraten ist passé
Sebastian Bluth
Niederspannungsleuchtstoffglühbirne
Grundsteinlegung
Eine Nacht vor Vollmond
Spielregeln
Made in GDR
Bücherbox
Wahlkrampf
Die Arche
Leontin Rau
Hochalpine Existenz
Vermessenheit?
Unten am Fluss
Ode an Bianca
Perdido en el siglo
Heike Lange
Zueinander
Allerheiligentor
Monika Braun
Jahrtausendereignisse
Jubilate
An Robin
Reine Stimmung
Mai-Kantate
Im Garten der Worte
Grete Ruile
Aufschlussreiche Gedanken
Peter Hort
Schneeberg
Illumminati
Einsam
Romy Leininger
Blicke
Traumblueten verwehen
Traummosaik
Traumschatten
Im Nachtblau
Sehnsuchtsbaum
Frühlingsimpressionen
Traumreise
Helga Schumann
Ignoranz
Urlaub im Ich
Die lärmende Elster
Fünf Minuten Quer-Beet im Frühling
Ronja Laura Wagner
Übersetzung
Tränentinte
Kreidefarben
Blindes Lachen
Feuer
Klagelaut
Kleinformat
Atem
Baumgeäst
Raureifkuss
Blinder Passagier
Schwarzes Schaf
Luisa Claire Brambeer
Bunte Kartons
Lieben ohne zu blühen
Nikolaus Luttenfeldner
Mondnacht
Florian Birnmeyer
du und ich
(Gem)einsam
Alles ist möglich
Freundschaft
Du bist
Mairi Besau
Versammlung der Katzen
Mit dir nachts unter dem Sternenhimmel zu tanzen
Könnt‘ ich frei sein
Eileen Egeter
Losgelöst
Zeit
Tatjana Gregoritsch
Ihr – Wir
Sprachbares Land
Nicht aus Duino, aus Wien stamme ich
Ralf Becker
Dichter an den Freund
Poeten-Lamento
Gärung
Hitzewelle
Kleine Zeitphilosophie
Brecht
(Aus-) Gebremst?
Klage des Fortschritts
Wetter-Macher
Kultur und Sprache - Sprachkultur - Kultursprache
Freiheit des Künstlers
Arbeit und Leben
Geschichte der Arbeit
Halb voll - halb leer
Dichters Anregungen
Valentinstag
Meine Sonne
Exzentriker
Seitensprung (Ehe-Stabilisierung)
Sternen-Flug
Abgang
Poeten-Zweifel 2
Drei göttliche Dinge
Erbitten
Überlastung
Über Leben und Tod
Wissenschaft?
Meine Liebe
Drüber stehn
Sehnsucht 2
Nach dem Streit
Ratschlag
Gerard J. Duerschke
Dichterruf
Gedicht ohne Dichter
Nichts als die Ewigkeit
Zur Heimat
Das Ödland
Unitas Oppositorum – Im Schatten meines Schattens
Gedanken über den Ausweg
Nachsinnen am Grabmal Lorenzo de Medici
Preludien der Lyrik
Totenrede der Corona
Im Kontext der Bewegung
Mirko Schlicht
Flucht mit gebrochenen Beinen
Sonntembertag
Lustgewinn im Wasserglas
Tochtergold
Viertel vor zwei a.M.
Kamineffekt
Joanna Masseli
Marlene
HEF
21 Rue Saint-Guillaume
Amelia Earhart
Paul Busch
Träume
Prüfungstag
Weltenschach
Joe Bennick
Fassade
Ohne Titel
Zu hundert schweigen Bäume
Erika Sonnenburg
Farbenspiel
Das Missverständnis
Inhalt
Autorinnen und Autoren stellen vor
Peter Frank
Vor der Insel
Nach Rio die Fahrt.
Genever die Fracht.
Fremd die Küste,
die Kennung,
der Prismenkorb,
regenschwarz
umrauscht.
Keine Wiederkehr.
Ein letztes Quartier
in der Bake der Nacht.
Manchmal,
im Mahlsand der Zeit,
schimmert die Salzglasur,
der Knochenzug eines
Steinzeugkrugs.
Gedenkstein in Husum
Stein,
die Schrift tragend
durch Jahrhunderte.
Bruder der Moose,
der Flechten,
gelehnt
in die
rote Dämmerung des
alten Gymnasiums,
versunken
zwischen den schwarzen
Adern der Wurzeln.
Stieleiche,
in den Wind gedreht,
Ringe,
Menschen überdauernd,
felsige Furchen,
arid.
Äste,
armgleich ausgestreckt,
sturmgewohnte Finger,
tastend,
als suchten sie einen
Griffel
in der
Lade der Luft,
zu schreiben eine
weitere Stunde
in die Chronik der
Schatten.
Friedenslinien
Im Souvenirshop von
Sinn Féin
blickt
Bobby Sands
aus Postern & Tassen.
Im Geschichtsmuseum
hängen Gewehre,
die Gaddafi
einst lieferte.
Mauern,
versteinerte Echos,
überwältigt von
Gemälden,
Graffiti,
windumtost.
Die Stadt,
noch immer nackt,
gleich den Gitterkäfigen
hinter den Häusern der
Bombay Street.
An der
meistbombardierten Bar
der Welt
trinken sie
Guinness,
schwarz
wie die Erde des
City Cemetery,
wo eine
unterirdische Wand
die Toten trennt,
weiß
wie die Wolken über
Belfast.
Östlicher Ort
Hier,
unter den großen Sternen,
wo Namen
für immer bleiben,
die Linde
tausendjährig rauscht.
Die hier
in ihren Tagen leben,
der Langsamkeit verwandt,
sprechen nur,
wenn sie etwas zu sagen haben,
lauschen
den Geschichten des Windes.
Wer schrieb sie
in die Weite der Felder?
Vielleicht
wusste es die Melkerin,
die vor langer Zeit über
die Hügel davon ging,
an ihren Händen
den Duft der Frühe.
Mutmachende Moritat vom Scheitern
Am
31. Mai 1811
standen Tausende am
Ufer der Donau.
Sogar
der König von Württemberg
wartete auf die Sensation.
In einem
selbst gebauten Hängegleiter
wollte
Albrecht Ludwig Berblinger
von der Adlerbastei
über den Fluss fliegen.
Lebend
zogen sie den Schneidermeister
aus dem Wasser.
Spott und Alkohol
stürzten ihn ins
Armengrab.
1891
glitt Otto Lilienthal
schwerelos dahin.
1952,
in einem Fachaufsatz über Thermik,
schrieb jemand,
dass es an der Stadtbefestigung von Ulm
keinen Aufwind gibt.
Galater
Begraben
Hals & Armring,
Schwert & Schild.
Unerbittlich der
Sandwind.
Zerschlagen
der Tempel,
die Drehmühle.
Das Mehl,
fortgetragen im
Fell der Ratten.
Versunken
im Grabhügel
der Streitwagen.
Rostbrüchig
der Eisenpflug.
Argwöhnisch die
Krähen.
Gehöft.
Die Hunde
verhungert.
Erloschen
die Herdfeuer,
die Halbmonde der
Sensen.
Hart die Grannen.
Geronnen das Blut
abgeschlagener
Hände.
Verwaist
der Markt.
Vereist
der Kessel.
Leer hängt die Waage.
Die Münzen
Fabel der Moore.
Umgehungsstraße
Der alte Asphalt
wurde brüchig.
Delirien der Disteln.
Leere Bierkästen,
Speisekarten,
ein Ford Transit,
aufgebockt
auf grauen Mauersteinen,
an denen grüne Flammen lecken.
Manchmal
hält ein älteres Paar,
von Erinnerung gelenkt,
blickt in die Fenster des
Gasthofs,
schmale Schattenhand,
braune Stille der Stuhlbeine.
Eine Weile stehen sie noch
in der Umarmung des Windes,
der vom Meer kommt & die
Ähren schwenkt.
Dürre
Sieben Jahre
brannte Durst in den
Mäulern,
die alte Zunge der
Sonne,
versandet
die Schlachtbank,
die Schreie versiegt.
Damals
schlitterten sie in Zinkwannen
über blanke Wiesen,
jetzt blicken die Fischer
auf silberne Flossen in
algiger Brühe.
Was noch lebt,
werfen sie in den Fluss,
stapeln Karpfen, Brassen,
den Gestank der Hechte
ins Kreischen der Kormorane.
Sieben Jahre
lastete die Glut auf
Ästen, Zweigen, Blättern,
Totholz wie Knochen,
bleiche, rissige Trift,
leer der Himmel,
der Messtopf.
Leuchtturmwärter
Die Petroleumkanister
schleppte er 315 Stufen
hinauf.
Wenn die Asche des Tages
über der weißen Dünung wehte,
nahm er die Leinenlaken
von den Laternen &
zündete die Lampe an.
Er lebte hier oben
wie in einer Uhr,
putzte Linsen, Prismen,
das Räderwerk der Sterne,
las Barometer, Gedichte,
zog Schiffe in Flaschen groß,
legte sich in kalte Mauerrund.
Manchmal im Herbst
fielen Krammetsvögel,
die von Kristall nichts wussten,
lichtsüchtig, nebelschwer,
ins Kuppelgrab.
In der Eisenpfanne,
buttergebräunt,
schmeckten sie ihm gut.
Evros
Nur
der Fluss,
Forensiker,
kennt
die Namen der
Toten,
die
er täglich ins
Schilf legt,
blau, gedunsen,
Blätter, Larven
in den Kehlen,
eine
letzte Anschrift,
denen er lässt,
was
der Schlamm
verschmäht,
eine Uhr,
ein Amulett,
eine Gebetskette,
eine
achtstellige Nummer
in einem Kühlfach.
Niemand
sucht die Gräber
unter den Dornen.
Blicke, Münder,
die Dörfer,
still wie Tabak.
Regina Jarisch
sprachreise
worte wandeln sich
mischen im zeitraum
sprachgespinste
geistgebilde
ins jenseits
verschoben verrauscht
sprachräume
verlieren sich
aus der zeittiefe
tauchen kopien auf
verkürzt die zeit
knappst
wir kopieren weiter
kipppunkt
schlaflos wandern schwer müde
fällt die zeit aus den himmeln
wasser steigen der atem geht flach
das leben pausiert im tunnel
niemand hört das gern am tisch der
geselligkeit zählt nur die lächelnde
zuversicht erzählt in geschichten
die wie fettaugen über dem tag
schwimmen wir mit halber lunge
zum roten sonnenuntergang
fahren ins dunkel ins ahnen
die masken fallen
zerschlissen die haut gefangen
im welken tasten wir nach baldrian
vergessen das fallen das steigen
in verschwiegener angst am rand
stirbt die täuschung
ohne zielangabe
hochgestapelte versprechen
verstolperte verheißungen
züge ohne zielangabe
verpassen den bahnhof
ich suche den fahrplan
finde das schwarzbuch deutsch:
schlamassel