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Die Templer in Österreich: Auf den Spuren der geheimen Lehrmeister der Freimaurer in Europa und den habsburgischen Erblanden
Die Templer in Österreich: Auf den Spuren der geheimen Lehrmeister der Freimaurer in Europa und den habsburgischen Erblanden
Die Templer in Österreich: Auf den Spuren der geheimen Lehrmeister der Freimaurer in Europa und den habsburgischen Erblanden
eBook362 Seiten3 Stunden

Die Templer in Österreich: Auf den Spuren der geheimen Lehrmeister der Freimaurer in Europa und den habsburgischen Erblanden

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Über dieses E-Book

Durch den großen Erfolg der ersten Auflage haben die Autoren weitere Forschungen betrieben und sind wieder zu erstaunlichen Erkenntnissen gekommen.
Die Aussage: "In Österreich gab es keine Templer" wird von Ferdinand Neundlinger und Manfred Müksch eindeutig widerlegt. Die in umfassenden Recherchen und Studienreisen gewonnenen Erkenntnisse beseitigen einen wesentlichen "weißen Fleck" auf der Templer-Landkarte und die Geschichte des österreichischen Mittelalters wird in Bezug auf diesen sagenumwobenen Orden neu geschrieben.
Die habsburgischen Erblande und Teile Italiens wurden ebenso wie die Ursprünge der Templer in Frankreich und deren Spuren in Großbritannien und in den Ländern des ehemaligen "Ostblocks" erforscht.
Neben den spannenden Ausführungen zur Herkunft, Geschichte, den Riten und Bauwerken sowie der Philosophie der Templer findet sich in diesem Buch auch ein ausführlicher Reiseführer für "Templerreisende".
Ein fesselndes Werk über ein bisher noch weitgehend unerforschtes Thema der österreichischen und europäischen Geschichte.
SpracheDeutsch
HerausgeberStudienVerlag
Erscheinungsdatum10. Dez. 2015
ISBN9783706557665
Die Templer in Österreich: Auf den Spuren der geheimen Lehrmeister der Freimaurer in Europa und den habsburgischen Erblanden

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    Buchvorschau

    Die Templer in Österreich - Ferdinand Neundlinger

    betrachten.

    „Der weiße Fleck auf der Landkarte"

    Anno Domini 1307 wurde der Templerorden im wahrsten Sinne des Wortes liquidiert. Der König von Frankreich Philipp, „le bel – „der Schöne, schickte seine Häscher aus und ließ einen Großteil der französischen Tempelritter am 13. Oktober 1307, einem Freitag, verhaften. Wen wundert es noch, wenn seit diesem Ereignis die abergläubische Furcht vor Freitag dem Dreizehnten besteht.

    Philipp IV., „le bel"

    Papst Clemens V. war ein willfähriger Helfershelfer, der mit seiner Zustimmung zum folgenden Scheinprozess den juristischen Schlussakkord unter einen der wohl größten Justizskandale der Geschichte setzte. Die Scheiterhaufen loderten über Jahre. Damit hätte die Sache eigentlich, von ein paar juristischen Nachwehen abgesehen, wie der formellen Auflösung der Templer im Jahre 1312 durch ein päpstliches Dekret, erledigt sein müssen. Ungeachtet dessen erscheinen seit hunderten von Jahren immer wieder Veröffentlichungen, die den Templerorden zum Thema haben. Immer wieder wird versucht, das Geheimnis, welches diese Organisation bis heute umgibt, zu erforschen und zu erklären.

    Allerdings fehlt der Name Österreich in diesen Abhandlungen so gut wie immer. Dies ist um so merkwürdiger, als es rund um Österreich zahlreiche, sowohl urkundlich als auch in der Überlieferung dokumentierte Niederlassungen der Tempelritter gab. Eine ganze Reihe von Legenden weisen aber auf eine Vielzahl von Templerbesitzungen in Österreich hin. Im Speziellen auf dem Gebiet des heutigen Niederösterreich.

    Betrachtet man die Landkarte von Europa aus der Sicht des Historikers, ist Österreich ein „weißer Fleck" auf der Templerkarte.

    Das scheint in Anbetracht der Tatsache, dass in Europa einige tausend Niederlassungen der Templer existierten und eine der angeblich selbstgewählten Aufgaben der Templer der Schutz der Pilgerwege war, höchst merkwürdig. Führte doch eine der Hauptrouten ins Heilige Land – der sogar mancher Kreuzzug folgte – durch das Donautal und somit quer durch Ober- und Niederösterreich.

    Dazu schreibt Elisabeth Kraus-Kassegg1:

    „Unendliche Begeisterung löste der erste Kreuzzug 1096 aus. Auch Graf Friedrich von Peilstein nahm daran teil. Glanzvoll war die Zusammenkunft der Kreuzfahrer in Melk, wo der Sammelplatz war. Bis Pöchlarn und Ybbs, bis Zelking und Wieselburg reichten die Zelte der Kreuzfahrer...".

    Bei der Dichte des europäischen Netzes an Templerniederlassungen scheint es doch recht unwahrscheinlich zu sein, dass man sich hier auf eine symbolische Präsenz beschränkt hätte. War es doch zur Blütezeit des Ordens üblich, dass sich der Adel mit Schenkungen von Ländereien an den Templerorden gegenseitig überbot.

    Wir wurden natürlich gefragt, warum wir das Thema der Tempelritter nicht den Publikationen der Fachgelehrten überlassen. Dafür gibt es, außer unserem persönlichen Interesse an diesem Thema, durchaus gute Gründe. Der wichtigste davon erscheint uns, dass seitens der Fachpublikationen das Thema Tempelritter in Österreich peinlichst vermieden wird. Offenbar ist es doch so, dass ein anerkannter Historiker damit seinen guten wissenschaftlichen Ruf riskieren würde, wenn er sich mit einem Thema befasst, welches eine breitere Wirkung hat, als jene auf seine Fachkollegen. Es ist natürlich brisanter, Theorien über Tempelritter aufzustellen, als über die Marktsituation in den obersteirischen Städten im hohen Mittelalter zu dissertieren.

    Signifikant erscheint, dass in den jüngst erschienenen Werken „Österreichische Geschichte, die mit dem Jahr 378 beginnen und nunmehr in die Gegenwart vorgedrungen sind, nicht einmal im Register das Wort „Tempelritter oder „Templer" aufscheint. Obwohl diese Bände, verfasst von hervorragenden österreichischen Historikern, eine Fülle von hochinteressanten Details bieten, die auch eine Popularisierung der Darstellung vermeiden, haben sie für die Templer nicht einmal einen Nebensatz oder eine Fußnote übrig. Wir haben uns daher gefragt, ob es Gründe für diese literarische Enthaltsamkeit sonst durchaus publikationsfreudiger Wissenschaftler gibt. Noch dazu, wo diesem verschämten Stillschweigen eine Flut von weltweiten Veröffentlichungen gegenüber steht, die das anhaltende und immer breiter werdende Interesse des Leserpublikums an der Geschichte der Tempelherren zeigt. Ein Interesse, das einen fast zur Annahme verleitet, dass dieser Orden den Schlüssel zu einer vielleicht etwas besser organisierten Welt in Händen hatte, und dass das Wissen darum vielleicht nicht ganz verloren ist und im geheimen weitergegeben wurde.

    Ohne ein derart fundamentales menschliches Interesse ist es nicht erklärbar, warum sich der Orden seit seiner Gründung einer so außerordentlichen Popularität erfreut, die bei weitem den Bekanntheitsgrad der Johanniter, des Ordens vom Heiligen Grab, des Lazarusordens oder ähnlicher Organisationen aus dieser Zeit übersteigt.

    Dem gegenüber stehen Veröffentlichungen aus dem 19. und beginnendem 20. Jahrhundert. Diese Bemühungen sind einerseits durch eine Vielfalt von Hinweisen auf die Templer in Form der „Baphomete" an vielen Kirchen gekennzeichnet, andererseits durch den Hinweis auf die angebliche, legendarisch ausgeschmückte Geschichte der Gründung und eine ermüdende Aufzählung vollkommen trockener Fakten relativiert. Die Werke befassen sich aber oft nur mit dem Randgeschehen der Situation. So werden Hugo de Payens und Gottfried de Saint-Omer als einfacher burgundischer Ritter und sein nordfranzösischer Landsmann bezeichnet, was an der Realität völlig vorbeigeht.

    Behauptet wird, dass die Templerregel der Ordensregel des Heiligen Benedikt entlehnt wäre, dass König Balduin II. diesen Rittern beim Tempel Salomonis ein Haus eingeräumt hätte, wo sie in äußerster Dürftigkeit ihr halb ritterliches, halb mönchisches Leben fristeten. Die Ordensregel am Konzil von Troyes wird als missverstandenes Protokoll bezeichnet und ähnliche Minimierungen mehr. Jedenfalls bemerkt man, dass die Autoren wenigstens auf einem Auge blind waren, oder im Sinne der Einigkeit von Thron und Altar zu diesem Thema blind sein mussten.

    Verständlicherweise ist es für eine große und mächtige Organisation wie die römische Kirche nicht angenehm, literarisch mit einem ihrer größten Schauprozesse und Justizirrtümer konfrontiert zu werden. Den Irrtum einzubekennen wie es bei Galileo Galilei und Jeanne d’Arc, wenn auch Jahrhunderte später, geschah, kommt noch immer für den Orden „Der armen Ritterschaft Christi vom salomonischen Tempel" nicht in Frage. Verständlich, waren es doch dort hunderte Tote, die ihr Leben auf den Scheiterhaufen lassen mussten. Trotzdem, es ist vollkommen unverständlich, dass ein Wissenschaftler wie Hans Prutz im Jahr 1907 sich noch immer auf angebliche Beweise aus den Prozessprotokollen bezieht und das Ausmaß der zugrunde liegenden Folterungen unter den Tisch fallen lässt.

    Sollen also die Aspekte überprüft werden, die auch heute noch das Interesse unserer Zeitgenossen finden, dann müssen es Journalisten, Hobbyhistoriker und wahrscheinlich auch Juristen auf sich nehmen, sich der Schelte oder was schlimmer wiegt, dem Stillschweigen der Fachleute auszusetzen. Wissenschaftstheoretisch gesehen bewegt man sich dabei in sehr guter Gesellschaft. Schon John Stuart Mill, ein berühmter britischer Philosoph und Volkswirt, hat dringend angeraten, neue und auch ungeprüfte Konzeptionen durchaus in Betracht zu ziehen, weil das zur Verbesserung der Zivilisation führt. Außerdem kann die offizielle historische Wissenschaft den Gebrauch von Alternativen bis zum Auftauchen widersprechender Tatsachen nicht „verbieten", solange Tatsachen vorgelegt werden, welche die Theorie, dass es selbstverständlich auch im heutigen Österreich und seinem Umfeld Tempelritter und deren Niederlassungen gegeben hat, dokumentieren. Aufgabe der etablierten Wissenschaft kann es dann nur sein, diese Alternativen nicht nur zu kritisieren, sondern vom Dogmatismus abzugehen und widersprechende Tatsachen und eigene Erkenntnisse vorzulegen, sofern diese vorhanden sind!

    Die Masse der Literatur über die Tempelherren zeigt uns, dass von einem interessierten Publikum einfache und klare Fragen gestellt werden, die von der etablierten Fachwelt nicht ignoriert oder als Pseudofragen beiseite getan werden dürfen. Sie verlangen nach einer Antwort. Anderenfalls würde sich das historische Establishment wie jene schlechten Ärzte verhalten, die ihnen unbekannte Symptome als Einbildung abtun.

    Unser großer Landsmann Konrad Lorenz2 hat diesbezüglich geschrieben:

    „Der Irrglaube, dass nur das rational Erfassbare oder gar nur das wissenschaftlich Nachweisbare zum festen Wissensbesitz der Menschheit gehöre, wirkt sich verderblich aus. Er führt die „wissenschaftlich aufgeklärte Jugend dazu, den ungeheuren Schatz von Wissen und Weisheit über Bord zu werfen, der in den Traditionen jeder alten Kultur wie in den Lehren der großen Weltreligionen enthalten ist. Wer da meint, all dies sei null und nichtig, gibt sich folgerichtig auch einem anderen, ebenso verderblichen Irrtum hin, indem er in der Überzeugung lebt, Wissenschaft könne selbstverständlich eine ganze Kultur mit allem Drum und Dran auf rationalem Wege und aus dem Nichts erzeugen.

    Wir betrachten es daher nicht als vermessen, wenn wir weiterhin und beharrlich in unserem Rahmen, und auch darüber hinaus die Frage stellen, ob der Templerorden im Besitz einer Wahrheit war und ob diese heute zu unserem Wohle noch fortwirken kann.

    Trotz aller Globalisierung berührt uns jedoch die Frage vordringlich, ob wir eine historische Präsenz dieses Ordens zur Zeit seiner Blüte, aber auch zur Zeit seines Untergangs im Kern der österreichischen Erblande nachweisen können.

    Wenn man das Thema „Templer in Österreich herkömmlich aufarbeiten will, stößt man alsbald an Grenzen. Es existieren eine Reihe von Sagen und Legenden über die Templer. Im speziellen in Niederösterreich finden sich Legenden, die möglicherweise einen historischen Kern haben. Auch manche alte Gebäude werden den Templern zugeschrieben. So wird das „Klösterl in der Nähe von Gars am Kamp den Templern zubenannt, ohne dass es irgend einen konkreten Hinweis gibt. All das ist für eine ernsthafte und wenigstens ansatzweise wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Problematik nicht wirklich geeignet. Allerdings sind diese Legenden Hinweise und Anhaltspunkte. Es galt nach „Artefakten" aller Art Ausschau zu halten, die in irgendeiner Weise mit den Templern zu tun haben könnten. Aufgrund der Länge der vergangenen Zeit kommen nur mehr Urkunden, Bauwerke oder Steinmonumente und hier im Besonderen Grabsteine als Indizien für die Anwesenheit der Templer in Frage.

    Zunächst der Baphomet, jenes legendäre „Götzenbild" der Templer, den diese in ihren Kapellen verehrt haben sollen. Die Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts, insbesondere Hammer-Purgstall3, deklarierte zahlreiche, der nahezu überall an mittelalterlichen Kirchen zu findenden Fratzen und Gesichter als Baphomet. Allerdings ohne sich wirklich mit dem Begriff auseinander zu setzen. Man begnügte sich mit Spekulationen. In der Praxis zeigte sich, dass diese Figuren aller Art, die bei bekannten Templerniederlassungen als solche interpretiert wurden, mit den Steinbildnissen an den Kirchen in Österreich, eben den sogenannten „Baphomet-Figuren", nur das Rohmaterial, den Stein, gemeinsam haben. Der Baphomet erwies sich vorerst als Sackgasse, stellte sich aber später als eine der wirklichen Entdeckungen heraus. Die nächste mögliche Spur war daher bei Bauwerken, im Besonderen natürlich bei Kirchen zu suchen. Mit Ausnahme einiger weniger Burgen und Schlösser haben nur wenige Profanbauten ohne gravierende Eingriffe in die Bausubstanz die Zeiten überstanden.

    Ob die Templer tatsächlich einen eigenen Stil entwickelten, ist strittig. Es galt daher sowohl romanische als auch gotische Bauwerke aus der Zeit zu finden, und nach spezifischen Parallelen und Hinterlassenschaften an den Gebäuden zu suchen. Das von den Templern seit dem Jahre 1146 verwendete rote achteckige Kreuz, das Tatzenkreuz, kann zwar als Hinweis gelten, doch wird diese Kreuzform mit geringfügigen Abwandlungen im Rahmen der Kirche schon in byzantinischer Zeit verwendet. Beispielsweise zu sehen in Ravenna, in der Basilika San Apollinare in Classe, aus dem Jahre 549. Es eignet sich daher nur sehr bedingt als „Wegweiser zu den Templern".

    Hainburg

    Allerdings konnte als Spezifikum ein kleines Tatzenkreuz, eingemeißelt in den Türstock, ungefähr in Augenhöhe, festgestellt werden.

    Als weiteres Zeichen der Templer, mit dem diese ihr Eigentum kennzeichneten, ist ein in einen Kreis eingeschriebenes Strichkreuz überliefert.

    In diesem Zusammenhang erwiesen sich die Grabsteine als wichtige Quelle, die in reicher Zahl vorhanden sind, und, wenngleich oft verstümmelt, dennoch Zeugnis von den Templern geben.

    Zahlreiche Exkursionen und Lokalaugenscheine in Niederösterreich, Oberösterreich, in die nunmehrige Tschechische Republik und nach Ungarn, letztlich sogar bis Schottland und nach Frankreich wurden unternommen, um Parallelen festzustellen und Vergleichsmaterial zu beschaffen. Ziel war es, Wege zum verschütteten Erbe der Templer in Österreich zu finden.

    Erstaunlich war, dass nahezu alle Personen, die um Auskünfte oder Hilfestellung gebeten wurden, über den Begriff „Templer" nicht aufgeklärt werden mussten. Noch erstaunlicher war, dass kirchliche Kreise der Thematik nach wie vor – schließlich sind seit den Prozessen 690 Jahre vergangen – sehr reserviert, in der Regel sogar ablehnend gegenüberstanden.

    Endgültig vorbei scheint aber glücklicherweise jene Zeit zu sein, in der ein Autor im Jahr 1923 ausführen konnte, dass die Geschichte des Ordens in Niederösterreich lediglich in zerstreuten Nachrichten über angebliche Ordensniederlassungen und Kirchen bestünde, welche zum größten Teil auf unrichtiger Auslegung bizarrer, unerklärlich erscheinender Steinbilder an mittelalterlichen Kirchen beruhen. Vor allem aber auf der Verwechslung des Templerordens mit anderen Ritterorden und Sekten, wie dem Orden der St. Georgs Ritter oder ähnlichen Orden aus der Zeit.

    Man hat sich in diesem Bereich nicht gescheut einen anerkannten Wissenschaftler, wie den gelehrten Orientalisten, den Freiherrn von Hammer-Purgstall, der wissenschaftlichen Verirrung zu bezichtigen, und ihn als Beispiel für eine krankhafte Zeiterscheinung zu benennen.

    Auch den für seine Zeit beispielgebenden Universalgelehrten Wolfgang Lazius, einen der bedeutendsten Geographen und Chronisten seiner Zeit, hat man als unglaubwürdig abgetan, als er von einem Templerbau in Wien berichtete. Wir glauben, in diesem Punkt sein Ansehen wiederhergestellt zu haben.

    Eine kleine Geschichte des Ordens

    Vorgeschichte

    Am 15. Juli 1099 eroberte ein Kreuzfahrerheer unter Führung des späteren Königs Gottfried von Bouillon Jerusalem. Im gleichen Jahr entstand daneben auch die Grafschaft von Edessa, das Fürstentum Antiochien und die Grafschaft von Tripolis. Das neugeschaffene lateinische Königreich Jerusalem und die zugehörigen Fürstentümer wurden zweifellos in der Absicht auf eine dauerhafte Innehabung und Verteidigung eingerichtet. Mit dieser Entwicklung kam es zu einem anhaltenden Strom von Siedlern und von Pilgern, die jetzt, mehr als zur Zeit der moslemischen Herrschaft, die Heiligen Stätten besuchten.

    Im Gefolge dieser Entwicklung entstanden die mittelalterlichen Ritterorden. Wir wollen nicht in die Debatte der Gelehrten eingreifen, welcher Ritterorden der Erste war, und welcher nach welchem Vorbild gegründet wurde. Diese Diskussion wird seit Jahrhunderten, seit der Aufhebung des Templerordens auf eine recht einseitige Weise geführt und ist für die Historie höchstens von akademischem Wert. Es wird sich in der Folge aber zeigen, dass die Kanoniker vom Heiligen Grab, die 1099 gegründet wurden oder auch das Hospital des Bruders Gerhard, vorerst eher „konventionelle Orden" waren und erst wesentlich später nach einem anderen Vorbild auch militärische Aufgaben übernahmen.

    Die klassische Variante der Templergeschichte

    Folgt man der Darstellung des Wilhelm von Tyrus, dieser Darstellung folgen die meisten Historiker bis ins 20. Jahrhundert hinein, der gegen Ende des 12. Jahrhunderts seine Geschichtsschreibung verfasste, dann erscheint im Jahr 1118 oder 1119 ein Ritter namens Hugo de Payens, lateinisch geschrieben „Hugo de Paganis oder „Hugo de Panzis, mit weiteren acht Herren bei Balduin II., der mittlerweile König von Jerusalem geworden war, um seine Dienste anzubieten. Nach der Überlieferung wollen sie vorerst unter dem Namen „Die armen Ritter Christi den Schutz der Pilger sowie die Sicherung der Wege und Straßen übernehmen. Man stelle sich vor, dass neun Mann (!) tausende von Pilgern auf dem ganzen Straßennetz Palästinas beschützen wollen. Das in einer über die Maßen gefährlichen Umgebung, die schon immer recht unsicher war. Man denke hier nur an die Bibelstelle vom „Barmherzigen Samariter!

    Trotz dieser offenkundigen Absurdität hielt sich diese Darstellung und wird noch in der späteren Geschichtsschreibung dadurch verstärkt, dass man fälschlich die Armut dieser neun Ritter betont und sie als irgendwelche nord- und mittelfranzösischen Kleinadelige hinstellt. Niemand macht sich darüber Gedanken oder wundert sich, wenn König Balduin II. diese angeblich so unbedeutenden Leute mit offenen Armen empfängt und ihnen Quartier in seinem eigenen Palast anweisen lässt, wobei es sich gleich um einen ganzen Palastflügel mit Nebengebäuden handelt.

    Sie beziehen also ihr Quartier in jenem Teil des königlichen Palastes, an der Stelle der heutigen Al-Aqsa Moschee. Sie nennen sich „Die armen Ritter Christi vom salomonischen Tempel". Anschließend hört man wenig von ihnen und sie geraten für 9 Jahre in fast völlige Vergessenheit. Diese Geschichte wurde zwischen 1169 und 1184 geschrieben, also wenigstens 50 bis 60 Jahre nach der offiziellen Entstehung des Ordens.

    Fulcher von Chartres, der offizielle Chronist, der alle bedeutenden Ereignisse unmittelbar aufzeichnen sollte, erwähnt nichts über die neun Ritter und ihre Ordensgründung. Selbstverständlich wurde auch in keiner Form dokumentiert, ob und wie sie der angeblich selbstgewählten Aufgabe des Schutzes der Straßen und Wege in irgend einer Form nachgekommen wären.

    Ob die Gründung nun tatsächlich im Jahre 1118 stattfand, oder vielleicht früher, ist nicht bestimmbar, da es hiezu keine verlässlichen Quellen gibt.

    Der Urheber dieser Legende, Wilhelm von Tyrus, mit seiner „Geschichte der Kreuzzüge und des Königreichs Jerusalem", wurde interessanterweise bis ins 19. und 20. Jahrhundert immer wieder zitiert und erst Sir Steven Runciman4 kritisiert teilweise seine Darstellung und geht explizit von dieser in einigen Punkten ab. Auch spätere Autoren, zum Beispiel Martin Bauer5, betonen, dass Wilhelm von Tyrus das Geschichtsbild des Ordens absichtlich verzerrt.

    Natürlich ist nicht nur Wilhelm von Tyrus, der 40 bis 50 Jahre nach der Gründung des Ordens schreibt, als annähernd zeitgenössischer Chronist und Quelle vorhanden. Zu nennen wären hier durchaus auch andere, so vor allem Jakob von Vitry, Arnulf, Michael der Syrer, Richard von Poitou um 1153, wobei ausdrücklich dieser Clunyazensermönch darauf hinweist, dass es sich hier bei diesem „Genus Militiae", diesem kämpferischen Orden, um ein Novum handelt.

    Zu den ältesten Zeugnissen über die Entstehung des Ordens gehört auch ein Bericht Anselms von Havelberg, gestorben 1158.

    Auf eine fast ebenso alte Quelle aus etwa 1172 hat F. Lundgreen aufmerksam gemacht. Es ist dies der „Libellus de locis sanctis von Theoderich, herausgegeben von Titus Tobler, St. Gallen-Paris, 1865. Der „Libellus beschreibt detailliert das Domizil der Templer in Jerusalem an der Stelle der heutigen Al-Aqsa-Moschee. Größte Bewunderung zollt er den so genannten „Pferdeställen Salomos". Nach seiner Auffassung konnten dort 10.000 Pferde eingestellt werden. Tatsächlich betragen die Abmessungen der Räume 170 mal 84 Meter. Besonders interessant wird diese Chronik, wenn sie auf eine unterirdische Gebetsstätte der Templer im Südosten der Mauer zu sprechen kommt, wird man doch sofort an den unterirdischen Raum in der Burg Lockenhaus erinnert.

    Jakob von Vitry zitiert in seiner „Historia Orientalis sive Hierosolymitana" die bereits bekannte Legende von den neun Männern, die einen heiligen Entschluss gefasst haben und die in weltlichen Gewändern dienten und sich von dem kleideten, was ihnen die Gläubigen als Almosen gaben. Es ist zu beachten, dass auch seine spätere Darstellung, die offenbar von den Templern erwünschte Gründungslegende wiedergibt. Tatsächlich ist es doch so, dass diese neun, durchaus nicht armen Leute, direkte Beziehung zum König aufnehmen und dort mit offenen Armen aufgenommen werden. Neun Jahre lang hört man kaum von ihnen, bis dann plötzlich fast alle nach Europa zurückkehren, um eine Werbekampagne für den Orden zu entfachen. Aufs heftigste dabei unterstützt vom Heiligen Bernhard von Clairvaux, der ihnen auch eine eigene Regel für den Orden schreibt. Das auf einem Konzil, welches der Graf der Champagne in seiner Hauptstadt Troyes einberuft.

    An der Stadt Troyes ist nicht nur interessant, dass sie den Hof des Grafen der Champagne beherbergt, und dass dort das Regel gebende Konzil für den Templerorden stattfand, sondern auch, dass es durch den Einfluss

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