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Freimaurer-Hochgrade: Der Alte und Angenommene Schottische Ritus
Freimaurer-Hochgrade: Der Alte und Angenommene Schottische Ritus
Freimaurer-Hochgrade: Der Alte und Angenommene Schottische Ritus
eBook243 Seiten2 Stunden

Freimaurer-Hochgrade: Der Alte und Angenommene Schottische Ritus

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Über dieses E-Book

Der Alte und Angenommene Schottische Ritus ist wohl der markanteste Hochgrad der Freimaurerei: weltweit in 33 Grade eingeteilt, straff organisiert, biblisch orientiert und mit dem Adler im Wappen ausgestattet. Warum gerade 33 Grade, warum als Freimaurer-Elite bezeichnet, warum schottisch? Das alles lesen Sie in diesem Buch.
SpracheDeutsch
HerausgeberStudienVerlag
Erscheinungsdatum16. Sept. 2015
ISBN9783706557634
Freimaurer-Hochgrade: Der Alte und Angenommene Schottische Ritus

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    Buchvorschau

    Freimaurer-Hochgrade - Gabor Kiszely

    Literatur

    I. Hochgrade – eine Elite?

    Zahlreiche Freimaurer, darunter auch Hochgrade, erklären auch heute noch allen Ernstes in der Öffentlichkeit, dass die Masonerie kein Geheimnis habe. Diese fromme Unwissenheit mag sicherlich ihrem kurzen Gedächtnis entspringen, da bei jeder Initiation und Erhebung der rituelle Eid auf die Bewahrung der maurerischen Geheimnisse strengstens geleistet werden muss. Worum geht es nun? Die Masonerie, insbesondere aber das Hochgradwesen, ist letztlich eine Arbeitsmethode; ein Weg nach innen, der zur Bildung eines Wertbewusstseins führt. Die Initiation bzw. Erhebung gilt als ein Akt, der das Individuum auf einen höheren psychologischen Zustand erhebt. Manche meinen jedenfalls, es soll früher oder später sogar auch noch einen überindividuellen Zustand erreichen. Wie dem auch sei, es steht fest, dass es sich dabei vor allem bei den Hochgraden um einen intuitiven, meditativen und kontemplativen Vorgang der Verinnerlichung von Symbolen und Lehren handelt. Mit anderen Worten ist es eine persönliche Erfahrung, die letztlich weder beschrieben noch in Worten ausgedrückt werden kann. Ja, sie ist unaussprechbar. Ursprung, Sinn und Bedeutung von Symbolen und Ritualen können freilich aufgezeichnet werden, doch sie sagen nichts über das Erlebnis selbst aus, das nicht nur als etwas Geheimnisvolles, sondern als das maurerische Geheimnis bezeichnet wird, welches nicht erlernt, sondern nur erfahren bzw. erlebt werden kann. Mehr noch, es kann auch nicht enthüllt und verraten werden. Bisher hat es die gründlichste Antimasonerie nicht fertiggebracht, mehr als Rituale, Zeichen oder Passworte aufzudecken, die allerdings auch schon von mehreren aufgeklärten Freimaurern öffentlich erörtert worden sind.

    Es stellt sich die Frage: Wozu wird dann trotzdem bei jedem Grad feierlich Geheimhaltung gelobt? Die Verschwiegenheit gilt ja nicht nur dem vielerorts weidlich wuchernden und wohl aussprechbaren „Logenmist", was noch zu verstehen wäre, sondern dem Unaussprechbaren, das nicht einmal Inhaber der höchsten Grade zu verraten vermöchten, selbst wenn sie es wollten. Auf die Symbole, Zeichen und heiligen Worte bezieht sich der Schwur auch nicht, da sie schon längst für jeden Interessenten, von welcher Seite auch immer, bekannt sind. Die Diskussion über die Frage dauert in maurerischen Kreisen schon seit längerer Zeit an und da masonische Mühlen bekanntlich noch langsamer mahlen als Gottes Mühlen, muss wohl damit gerechnet werden, dass das Thema noch für eine Weile sorgsam und zeitaufwendig behandelt wird. Bis die Praxis eines Tages ihre Aktualität überholt. Nun verpflichtet sich aber jeder Hochgradinhaber nicht weniger als dreißig Male in einem feierlichen Schwur zum unablässigen Kampfe gegen die Finsternis und die Unwissenheit, die als niederträchtige Erscheinungsformen von Despotismus und Neotyranneien aller Art die freie Entfaltung des Individuums bedrohen bzw. unterbinden. Diese Verpflichtung ohne die Treue zu den ureigenen maurerischen Grundidealen wie u.a. zur Wahrheit wahrzunehmen, ist ein Widerspruch in sich. Manche Gemeinschaften sind jedoch bereit, ihn zu leisten, denn die Freimaurerei habe es nicht nötig, sich ihrer Feinde willen zu erklären bzw. zu rechtfertigen. Das stimmt. Doch der Wahrheit willen hat sie es wohl nötig, selbst wenn dies in der gar nicht so seligen Vergangenheit öfters unterlassen worden ist. Mit der vulgären Antimasonerie diskutieren zu wollen und ihr Argumente entgegenzubringen, heißt, sie als zivilisatorischen Partner aufzuwerten und als solchen anzuerkennen. So tief herabzusinken wird für die Freimaurerei wohl nie in Fragen kommen.

    Eine auch selbstkritische Auseinandersetzung mit dem Alten und Angenommenen Schottischen Ritus braucht keine Rechtfertigung. Gewöhnlich geraten Hochgrade in Verlegenheit, wenn sie auf die maurerische Unwissenheit angesprochen werden. Sie ist bestimmt kein Ruhmesblatt der Masonerie, doch bislang hat sie sich äußerst lebens- bzw. überlebensfähig erwiesen. Sie wird sogar auch noch willigst gezüchtet, vor allem in Gemeinschaften, die den zu befördernden Brüdern die Vorbereitung auf den nächsten Grad untersagen. Besonders grotesk ist es in den Johannisgraden in Bezug auf die Initiation. Man rechtfertigt dies mit der haarsträubenden Behauptung, dem Initianden solle das Überraschungserlebnis nicht genommen werden. Dieser „Kinderschokolade-Effekt" macht aber auch in manchen Hochgradkreisen die Runde. In Logen wie diesen strahlen Rituale meistens auch noch den Geist einer gähnenden Formalität aus.

    Es steht fest: Die Freimaurerei ist wahrhaftig eine Elite. Sie ist nur für Aufklärungswillige da, die nicht müde werden, nach konsequenter moralischer Haltung zu streben, wenn es im Namen der edlen maurerischen Toleranz Kompromisse zu schließen gilt mit beschämenden Kapiteln ohnehin unbewältigter masonischer Geschichte; mit den unwürdigen Auswüchsen der als „menschlicher Faktor schmackhaft verharmlosten sittlichen Mängel von Logenmitgliedern, die „ansonsten doch gute Brüder sind; den kläglichen Selbsterhöhungsanstrengungen von Unglücklichen, die ihr Freimaurertum durch lautes Agieren in der Loge heldenhaft abreagieren, im profanen Leben jedoch tüchtige Anpasser bleiben; mit der Finsternis kläglicher Maurerunwissenheit, die mancherorts als besonders zuverlässige masonische Tugend geschätzt wird; mit dem abstoßenden Treiben schamloser Profiteure des Maurerwesens, ja mit dem in unzähligen Logen als eine Selbstverständlichkeit geltenden Verrat auf Kosten der ureigenen maurerischen Ideale.

    Freimaurerei bedeutet von vornherein Wissen, das heißt die unablässige Bestrebung nach der Wahrheit. Es geht darum, Versuchen eine folgerichtige Absage zu erteilen, die darauf gerichtet sind, aus oft willkürlich zusammengekleisterten, stellenweise unhistorischen und frei erfundenen eklektischen Lehrsammlungen philosophisch-moralische Werte abzugewinnen.

    Auf die Bestrebung nach der Wahrheit legt der Hochgrad auf jeder Stufe seiner Selbstveredelung den Eid ab und verpflichtet sich damit tatsächlich zu einer moralischen Macht. Das ist ebenfalls eines der seltenst erörterten Geheimnisse der Freimaurerei. Individuen, die für diese zivilisatorische Geistigkeit nicht den Sinn besitzen, werden wenig mit dem Angebot der Selbstveredelung anfangen können.

    Vielen mag eine auf Nächstenliebe, Freiheit und Solidarität aufgebaute Gemeinschaft als ein Idealbild erscheinen. Das menschliche Individuum ist jedoch ohne Ideale zur Absage an seine eigene freie Verwirklichung verurteilt, wie auch seine ganze Gemeinschaft, deren ureigene geistigmoralische ewige Werte zu beschützen und zu bewahren sich die Freimaurerei in der Zeit der menschenverachtenden Globalisierung besonders gefordert fühlt.

    II. Die Geschichte der Schottischen Maurerei

    Die Vorgeschichte des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus ist historisch nicht dokumentierbar. Eine Analyse nicht verifizierbarer, einander oft widersprechender, meistens auch noch apologetisch polemisierender Aussagen zu diesem Thema würde den Rahmen dieses Buches erbarmungslos sprengen. Dies gilt auch für den geistigen Ursprung dieses Systems, das seine spirituelle und ideengeschichtliche Grundlage im Orden der Jerusalemer Templer gefunden zu haben behauptet.

    Anhand äußerst widersprüchlicher Dokumente, deren Quellen den Anforderungen der Verifizierbarkeit öfters nicht standhalten, lässt sich lediglich so viel feststellen, dass 1118 in Jerusalem von den Kreuzfahrern zum Schutze der Pilger der Orden Pauperes Commilitones Christi Templique Salomonici gegründet wurde. Die Mitglieder der Bruderschaft legten Armuts-, Keuschheits- und Gehorsamsgelübde ab. Bald nannten sie sich Fratres Militiae Templi. Die Ordensregel wurde vom Heiligen Bernardus von Clairvaux ausgearbeitet, der in seiner Schrift De laude novae militiae herrliche Worte für die edlen Tugenden der Brüder fand. Der Wahlspruch der Bruderschaft ist wirklich erhaben: „Non nobis, Domine, non nobis, sed nomine tuo da gloriam! – Nicht uns, nicht uns, aber deinem Namen soll Herrlichkeit zuteil werden. Mit der Zeit bauten die Ritter ein beträchtliches Handelsnetz und die entsprechenden ökonomischen Strukturen aus. Ob sie zu einer Großmacht im Sinne von Hochfinanz mit einem bedrohlichen militärischen Potential geworden sind, lässt sich nicht bestätigen. Fraglich bleiben auch Berichte über ihr politisches Schalten und Walten im Heiligen Land, samt des mehrfachen Verrates an der christlichen Mission und der Zweckbündnisse mit den Heiden. Ebenso ungewiss ist der Wahrheitsgehalt des masonischen Insistierens, wonach sie im Laufe der Jahre durch Kontakte mit den Einheimischen in den Besitz von höheren Mysterien über den letzten Sinn des Seins gelangt seien. Bruchstücke dieses „Geheimwissens bilden jedenfalls bis heute zum Teil die Grundlagen der Hochgradlehre. Die Verfolgung und Zerschlagung des Ordens durch den französischen König Philipp IV. im Einvernehmen mit Papst Clemens V. im Jahre 1307 lässt sich in der legendären Komplexität, wie vom Schottischen Ritus stellenweise noch dargestellt wird, nicht nachweisen. Es trifft auch zu, dass Götzenanbetung einer der Punkte der gegen Ordensmitglieder erhobenen Anklage war. Die zur Verurteilung führenden Geständnisse der Ritter sind jedoch zweifelhaft, da sie, wie in den Protokollen auch vermerkt, unter Folter entstanden sind. Bezeugt ist auch der Feuertod von 59 Templern, darunter auch von Großmeister Jacques de Molay, der nach den sich mehrere Jahre hinziehenden Untersuchungen am 18. März 1314 als letzter verbrannt wurde. Damit endet auch die historisch nachvollziehbare Geschichte der Templer. Der Rest ist, wenn auch wohlgemeintes, doch tendenziöses Phantasieren. Nicht zu belegen sind die Flucht der überlebenden Ritter über Portugal nach Schottland sowie ihre Vereinigung mit ihresgleichen – wo diese bloß hergekommen sein mögen, bleibt dahingestellt – in der Nähe des Hérédom-Gebirges, ferner die beispielhafte Pflege des templerischen Ideengutes Jahrhunderte hindurch. Im Gegensatz von Hérédom, dessen Existenz nicht nachweisbar ist, gibt es den Ort Killwinning unweit von Glasgow auch heute noch, nur dass sich keine einzige mit ihm verbundene Hochgradlegende verifizieren lässt.

    Unzweifelhaft ist jedoch die Existenz einer Maurerzunft ab 1642 zu Killwinning und sogar einer masonischen Gemeinschaft, die 1736 ins Leben gekommen war und sich 1803 in die unabhängige Großloge von Schottland eingliederte.

    Die Zeit, auf welche die Nachkommen der Schottenritter des Jerusalemer Tempels gewartet haben, scheint jedenfalls 1737 gekommen zu sein, als der Franzose André-Michel de Ramsay, ein sagenhafter Dilettant im Bereich Theologie und Geschichte, mit der phantastischen Behauptung aufwartete, die Masonerie stamme gar nicht vom Werkmaurertum, sondern von den Kreuzfahrern ab. Entgegen der sich hartnäckig haltenden Legenden hat er jedoch weder in seinem berühmten „Discours noch anderswo die Ansicht vertreten, die Maurerei sei die direkte Fortsetzung des Ordens der Tempelritter. Jedenfalls beginnt er den Ritus der „aus Schottland kommenden Kreuzfahrer zu organisieren. Dem Lehrgebäude lagen die zweckdienlich manipulierte Geschichte des Tempels Salomonis sowie die der Templer zugrunde; sicherheitshalber wurden dem Komplex auch noch unzählige weitere, für Attraktivität sorgende Elemente, darunter angebliche Mysterien, Verschwiegenheit und Rache, zugefügt. Das System ward den drei Johannisgraden angeschlossen und mit den Graden Schotte, Novize und Ritter ergänzt. Im ersten Grad lernt der Neophyt die Lehren der Kabbala und Alchemie kennen, im zweiten vertieft er seine Kenntnisse und im dritten wird er sich dessen bewusst, dazu auserwählt worden zu sein, die dem Orden de Molays widerfahrene Ungerechtigkeit und Schande zu rächen. Ramsays Neutemplertum fand rasche Verbreitung unter den geistigen Parvenüs und snobistischen Wunschdenkern des Kontinents.

    Das aus nicht nachprüfbaren antiken Quellen und obskuren Lehren mittelalterlicher Geheimbünde willkürlich zusammengebraute Lehr- und Ritualgebäude wurde mit noch falsch interpretierten alten maurerischen Symbolen zu einem neuen „System verschmolzen und ließ sich bei der „wissensdurstigen Unwissenheit mit großem Erfolg vermarkten. Die Masonerie fand seinerzeit besonders dankbare Abnehmer und Wiederverarbeiter unter Magiern, Okkultisten, Wahrsagern und Gaunern aller Art. Diese Profiteure wussten eigentlich immer schon, die von den Logen gebotene und mit Autorität beglaubigte Initiierung zu ihrem Vorteil zu nutzen. So weit sogar, dass die Aufklärung, die sich angeschickt hatte, die Menschheit im Namen der Vernunft vom unseligen Aberglauben zu befreien, angesichts des von den unzähligen Schwindlern geschürten Durstes nach Ersatz des Verlorenen, in Gefahr geriet, zur kläglichen Farce zu werden. Infolge der wachsenden Nachfrage entstanden bald auch das „französisch-schottische und das „rektifizierte (korrigierte) schottische System. Dem ersten wurde auch der Ritus von Clermont im Jahre 1754 angeschlossen. Die Ritter der „Kapitel genannten Logen befassten sich vorwiegend mit Alchemie sowie mit okkultistisch interpretierten Teillehren von Physik und Mechanik. Im höchsten Grad, dem Grad des Richters Gottes, erhielt der Neophyt sogar noch die Zusicherung, er komme in die unmittelbare, enge Nähe des Schöpfers. In diesem System wird die Hiram-Legende fortgesponnen, nämlich die Rache an den Attentätern; hinzu kommen noch eine Zweckauslegung des Buches der Offenbarung in Bezug auf den neuen Himmel und die neue Erde, ferner auf das neue Jerusalem. Vor allem auf deutschem Boden fand „die Lehrart unzählige Interessenten.

    Zur französischen Schottenmaurerei gehörte der 1758 in Paris gegründete „Rat der Kaiser vom Osten und Westen", der in fünfundzwanzig Graden arbeitete. Er gilt als einer der Ursprungsriten des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus. Ähnlich wie der 1756 in Bordeaux entstandene Perfektionsritus von Hérédom.1

    Bei der Erweiterung des Systems wurden neue, aus anderen Hochgradriten übernommene Grade sowie mystisch-okkulte Bestandteile aus legendären Überlieferungen zu stellenweise phantastischen Neuschöpfungen zusammengekleistert. Von Grad zu Grad steigend erlebte der Neophyt symbolisch die Grundlegenden des Jerusalemer Tempels, er suchte das im Christentum neu geborene Verlorene Wort und lernte dabei die Geheimnisse des Sturzes und Wiederaufrichtens des menschlichen Wesens kennen. Es handelte sich dabei jedenfalls um die erste ausgeprägte Erscheinung des Lehr- und Ritualgerüstes des späteren Alten und Anerkannten Schottischen Ritus. Zu seinen Ursprungsriten gehörte auch noch der sogenannte Philosophische Ritus, dessen Großtribunal 1776 in Paris ins Leben gerufen wurde. Im System erhoben sich 12 Hochgrade über den symbolischen Grundgraden.2 Hier dominierte wieder einmal ein mit der Hochkonjunktur der mystischen Maurerei in Einklang stehender uferloser Eklektizismus, der u.a. Spuren der Strikten Observanz3 und des Primitiven (ursprünglichen) Ritus4 aufwies. In einigen Graden des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus sind auch heute noch eindeutige Merkmale des Illuminatenordens zu entdecken.5

    1762 werden vom Perfektionsritus „die Konstitutionen der Perfektionsmaurerei verabschiedet, deren Echtheit jedoch zweifelhaft ist. Ein bereits ein Jahr zuvor entstandenes Patent ermächtigt den Franzosen ungewissen Ursprungs, Etienne Morin, seinerzeit Stuhlmeister der Loge „La parfaite harmonie zu Bordeaux, in Amerika neue Perfektionslogen zu gründen. Er und seine Nachfolger schaffen nach 1766 zuerst auf den westindischen Inseln, dann in den USA ein Hochgradsystem, aus dem wenig später der Alte und Anerkannte Schottische Ritus hervorgeht. 1786 sollen die „Wahren geheimen Institutionen und Großen Konstitutionen" auf die Initiative Friedrich II. entstanden sein. In der Schrift, die sich bald als eine Fälschung erweist, wird die Erhöhung der Grade von 25 auf 33 sowie die Schaffung eines Obersten Rates persönlich dem Preußenkönig zugeschrieben.

    Das Falsifikat – bis zur Gegenwart konnte keine Originalfassung der Urkunde präsentiert werden – diente dem Zweck, die Entstehung des Alten und Anerkannten Schottischen Ritus in die Zeit von 1762 bis 1786 zurückzudatieren, um eine glaubhafte Rechtsnachfolge der in den Konstitutionen angeführten Riten von Hérédom, Perfektion und dem Philosophischen System zu schaffen.

    Das Entstehungsjahr des Alten und Anerkannten Schottischen Ritus ist ungewiss. Einer Urkunde zufolge soll die Bildung des Obersten Rates des 33. Grades für die USA im Februar 1802 in Charleston erfolgt worden sein. Einige Forscher meinen, die Gründung habe bereits im Vorjahr stattgefunden. Wie dem auch sei, gehörte Morins Nachfolger, der französische Aristokrat Grasse-Tilly, der Körperschaft als Souveräner General-Groß-Kommandeur des Obersten Rates der westindischen Besitzungen Frankreichs an und erhielt den Auftrag „im Namen der Grossen Konstitutionen" Logen zu errichten und zu beaufsichtigen. Die ersten achtzehn Grade des Perfektionsritus wurden fast unverändert übernommen, bei der Schaffung der weiteren dienten sowohl andere Hochgradriten als auch die öfters überschäumende Phantasie der

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