Der Muschelweg - Auf den Spuren von Gott der Mutter: Die Wiederentdeckung der matrifokalen Wurzeln Europas
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Über dieses E-Book
Kirsten Armbruster
Dr. Kirsten Armbruster ist Naturwissenschaftlerin, Patriarchatskritikerin und Mutter. Mit zahlreichen Veröffentlichungen zählt sie zu den führenden Denkerinnen und Publizistinnen der Interdisziplinären Patriarchatskritikforschung (IPKF).
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Rezensionen für Der Muschelweg - Auf den Spuren von Gott der Mutter
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Buchvorschau
Der Muschelweg - Auf den Spuren von Gott der Mutter - Kirsten Armbruster
Autorin
Vorwort
Rot wie Blut - Weiß wie Schnee - Schwarz wie Ebenholz. Diese, uns aus Märchen bekannten Farben, geben die Farben der göttlichen Kosmischen Mutter wieder, die als aseitätische, parthenogenetische Gott die MUTTER schon in den Höhlen des Paläolithikums (Altsteinzeit) im Zentrum von Religion stand. Bis heute wird dieses Alte Wissen tradiert durch die Überlieferung, der zur Folge der Storch, in seinen typischen Mutterfarben, die Kinder bringt, wobei die Wenigsten die Wurzeln dieser Überlieferung heute noch verstehen.
Das lateinische Verb „Religare", das die Wurzel von Religion widergibt, wird nicht zufällig übersetzt mit: Anbinden, Losbinden und Zurückbinden. Tatsächlich weist diese Bedeutung deutlich darauf hin, dass es bei Religion ursprünglich um Bindung ging. Die Bindung an die Mutter und die Bindung an die matrilineare Ahninnenreihe durch einen mütterlichen Wiedergeburtsglauben, denn die engste körperliche Bindung, die Menschen im Leben jemals haben, ist die zwischen Mutter und Kind im Mutterleib. Diese Bindung beruht auf der blutpulsierten, roten Nabelschnur. Das Neugeborene kommt an der Nabelschnur angebunden auf die Welt. Um dort ein eigenständiges Leben zu führen, muss es von der Mutter losgebunden werden. Im Zurückbinden innerhalb der mütterlichen Ahninnenreihe schließt sich der Kreis. Der Tod wandelt sich in neues Leben.
Im Patriarchat wird die mütterliche Religion, die auf der matrilinearen Abstammung beruht, durch kopfgeburtliche Theologien ersetzt und im Zuge dieser Theologisierung von ursprünglicher Religion vermännlicht, wozu es vieler unnatürlicher Indoktrinationen bedarf. Gott wird als Ergebnis dieser kopfgeburtlichen Theologisierungen ein Vater. (Armbruster, Kirsten, 2014, S. 14-15). Das Wort Religion wird also von den patriarchalen Theologien missbraucht, denn das Wort Religion macht nur im mütterlich-göttlichen Verständnis einen Sinn.
In dem ersten Band dieser Reihe: Gott die MUTTER – Eine Streitschrift wider den patriarchalen Monotheismus (2013), wurden die Grundlagen der Religion um Gott die MUTTER, deren geschichtliche Einordnung sowie deren Vereinnahmung, Dämonisierung und scheinbare Vernichtung, insbesondere durch die monotheistischen politischen Theologien, wieder freigelegt.
Da der Europarat 1987 den Jacobsweg, der heute große Teile Europas durchzieht, zum ersten europäischen Kulturweg deklarierte, war es interessant, der Frage nachzugehen, ob sich die Religion von Gott der MUTTER auf diesem Wallfahrtsweg wiederfinden lässt. Da der Jacobsweg als Wallfahrtssymbol die Muschel hat, ein seit dem Paläolithikum (Altsteinzeit) bekanntes, zutiefst weibliches Symbol, war das wahrscheinlich. Der interdisziplinäre Ansatz der Patriarchatskritikforschung offenbarte dann auch sehr schnell, dass für den ersten europäischen Kulturweg nicht zufällig die Muschel als Wallfahrtssymbol gewählt wurde, sondern dass die Bezeichnung Jacobsweg für den ursprünglichen Muschelweg tatsächlich nur eine späte, patriarchal-kriegerische Überlagerung darstellt, und der Muschel-Wallfahrtsweg, wie kein anderer, die Religion von Gott der MUTTER bewahrt hat.
Diese, unser heutiges, von patriarchalen Indoktrinationen geprägtes Weltbild erschütternden Forschungsergebnisse wurden in dem ebenfalls 2013 erschienenen Buch: Der Jacobsweg – Kriegspfad eines Maurentöters oder Muschelweg durch Mutterland – Die Wiederentdeckung der Wurzeln Europas, veröffentlicht.
Die Forschungsergebnisse im Überblick
Die ältesten Spuren von Menschen in Europa finden wir in Atapuerca in Spanien am Muschelweg
Auf dem Muschelweg finden wir schon sehr frühe Spuren der Religion von Gott der MUTTER, denn die Muschel symbolisiert als Grabbeigabe schon im Paläolithikum in Verbindung mit rotem Ocker das Tor zu neuem Leben.
Wallfahrtswege sind ein Erbe der WidbeuterInnen aus dem Paläolithikum und in Europa sind sie vergleichbar mit den Traumpfaden der Aborigines in Australien.
Das Gebiet in Südfrankreich und Nordspanien, das heute zum Hauptweg des Muschelwegs zählt, ist in Europa das klimatische Rückzugsgebiet der Menschen während der Eiszeiten. Deshalb finden wir hier konzentriert die berühmten Höhlenmalereien des Paläolithikums, die sich als Kathedralen der Steinzeit erweisen, eingebettet in ein soziales Netz der Matrifokalität und in die Religion von Gott der MUTTER.
In den besonderen Focus rücken hierbei die Vorfahren der heutigen BaskInnen, deren Lebensgebiet nicht nur in Aquitanien in Südfrankreich zu finden ist, wo heute die vier Hauptrouten des französischen Muschelwegs sich vereinigen, sondern die gesamten Pyrenäen und den östlichen Teil Nordspaniens umfasste.
Da inzwischen humangenetisch nachgewiesen ist, dass die genetischen Wurzeln von 60-80% der heutigen EuropäerInnen auf die Vorfahren der BaskInnen zurückgehen, können wir davon ausgehen, dass diese Menschen nach der letzten Eiszeit, entlang der Flusstäler, Europa rückbesiedelten und ihre mütterliche Zivilisation mit den aus der Matrifokalität stammenden, erworbenen Kulturtechniken und der Religion von Gott der MUTTER mitbrachten.
Aufgrund dieser Erkenntnisse können wir heute auch den weit verbreiteten katholischen Anna-Maria-Kult als nicht christlich entlarven und ihn auf die matrifokalen Lebensverhältnisse und den damit verbundenen Kult der göttlichen Mutter während der Steinzeit zurückführen. Ins besondere Interesse rückt hierbei die baskische Göttin Mari, die in Europa bis heute am meisten von der vorpatriarchalen Alten Religion von Gott der MUTTER bewahrt hat.
Matrifokalität ist nicht nur die Wurzel von Religion, sondern die Wurzel von menschlicher Kultur insgesamt. Da das Wissen über Matrifokalität durch die patriarchalen his-storischen Verdrehungen und Unterschlagungen für die Meisten noch so wenig präsent ist, wurden die heute bereits freigelegten her-storischen Tatsachen in dem 2014 erschienenen Buch „Matrifokalität – Mütter im Zentrum; Ein Plädoyer für die Natur", zusammengefasst. (Armbruster, Kirsten: Matrifokalität, 2014).
In diesem nun vorliegenden Buch über den Muschelweg, der weiter den Spuren von Gott der MUTTER folgt und die patriarchale Bezeichnung Jacobsweg bereits hinter sich gelassen hat, werden diese Forschungen weiter untermauert.
Der Muschelweg in Frankreich und Spanien
Die Hauptroute des Muschelwegs liegt in Spanien und wird Camino Francés genannt. Er beginnt in den Pyrenäen und endet in Galicien. Allerdings gibt es zahlreiche weitere Routen zum Beispiel am Atlantik entlang und ebenso viele Zubringerrouten, wie aus Madrid oder Barcelona. Auch in Frankreich finden wir überall den Muschelweg von Gott der MUTTER. Offiziell werden dort vier Muschelwege als „Jacobswege" angeführt:
die Via Tolosana aus Arles in der Camargue
die Via Podiensis aus Le Puy-en-Velay
die Via Lemovicensis aus Vézelay,
die Via Turonensis aus Paris.
Aber auch hier gibt es noch zahlreiche Nebenwege zum Beispiel über Rocamadour oder über Lourdes. In Zentralfankreich begegnen wir zudem einer so auffallenden Fülle von Madonnen im sogenannten romanischen Stil (Vierges romanes), von denen viele Schwarze Madonnen sind, dass es sich lohnt, auch diese in Verbindung mit der jeweiligen Landschaft näher zu betrachten.
Um die Universalität der göttlichen Mutter und die patriarchale Okkupation gleichermaßen herauszuschälen, werden wir immer wieder auf Parallelen in anderen Kulturkreisen zurückgreifen. Dies erscheint mir nach der umfassenden patriarchalen Gehirnwäsche wichtig, denn bei dem Wiedererkennen von Gott der MUTTER handelt es sich nicht einfach nur um geistige Spiritualität, sondern um Religion, um eine Anbindung des Lebens im mütterlichen Verständnis. Diese ist nicht „von oben" hierarchisch organisiert, sondern findet ganz natürlich im Alltag statt, denn sie beruht auf der Beobachtung natürlicher Gegebenheiten und Vorkommnisse. Leider hat das Patriarchat diesbezüglich eine große Verwirrung gestiftet, die zur Folge hat, dass viele Frauen heute den Begriff Religion ablehnen, weil uns heute etwas als Religion verkauft wird, was gar nicht Religion ist, sondern Theologie und zwar politische Theologie. Eine Differenzierung dieser Begriffe halte ich daher für dringend erforderlich. Gerade auch im Hinblick auf die nie enden wollenden Kriege, die immer im Namen von Theologien ausgefochten werden, wobei sich die monotheistischen Theologien Judentum, Christentum und Islam hierbei in besonderem Maße negativ hervortun. Zur Unterscheidung zwischen Religion und Theologie soll noch einmal folgende Zusammenfassung dienen.
Religion versus Theologie
Religion hat sich während der Steinzeit, der Zeit der Heiligen Steine entwickelt aus dem Verständnis einer Anbindung an die Mutter, im sozialen aber auch im kosmischen Sinn. Theologie hingegen, deren Beginn eng mit der großflächigen Ausbreitung der Metallgewinnung einhergeht, hat zum Ziel durch männliche Überlagerung und Verkehrung der natürlichen Tatsachen mit Hilfe eines hierarchisch-herrschaftlich-gewaltbasierten Ideologiekonzepts, die ursprüngliche Religion patriarchal zu okkupieren. Das Gleiche geschieht im Patriarchat übrigens mit dem Mutterbegriff selbst, weshalb wir zwischen einem patriarchal besetzten Muttertum, wie wir es z.B. durch den Faschismus oder die Katholische Kirche kennen, und einem „Wilden Mütterbewusstsein", dass in der Matrifokalität wurzelt, unterscheiden müssen.
Setzen wir allerdings die vielen auch heute noch vorhandenen Urmütter- und Madonnenfigurinen in Bezug zur Landschaft und in Bezug zum Alltag der Menschen, so erkennen wir sehr schnell, dass es dem Patriarchat nicht wirklich gelungen ist, die Natürliche Integrative Ordnung der Mutter, in die der Mensch nun mal hineingeboren wird, in der Tiefe zu verändern. Die Mutter ist und bleibt das Zentrum menschlichen Denkens, einfach deshalb, weil es die natürliche Weise ist als Menschenart zu denken.
Von Dolmen die Mámoas heißen und Petroglyphen als Nabel der Welt
Der spanische Teil des Muschelweg, der Camino Francés beginnt in den Pyrenäen und endet in Galicien.
Der Camino Francés in Spanien
Magisches Nordspanien
Magisch, mystisch, das sind die Attribute, die mit der Landschaft in Nordspanien bis heute in Verbindung gebracht werden. Im Wörterbuch der Mythologie von 1973, in dem die Götter und Mythen im Alten Europa beschrieben werden, lesen wir sogar, dass der Mythos der Althispanier einen matriarchalischen Zustand spiegelt, wobei der Autor dieses Teils des Wörterbuchs der Mythologie, José-Maria Blázquez, vorsichtshalber sofort hinzufügt, dass das Matriarchat einen „Übergang von einem noch barbarischen Leben zu einer höheren Kultur repräsentiere, die sich in der Bronzezeit vollzogen habe". (Blázquez, José-Maria in Wörterbuch der Mythologie, Band II, 1973; S. 783).
Hier haben wir es mit einer typischen patriarchalen Verdrehung zu tun, denn tatsächlich markiert das Metallzeitalter den Beginn des Patriarchats, das sich im Chalkolithikum (Kupfersteinzeit) erstmals, archäologisch nachweisbar, in hierarchischen Herrschaftsgräbern zeigt und sich in der Bronze- und Eisenzeit mit dem Auftauchen der ersten Streitwagenkrieger als Voraussetzung für Reichsgründungen durch kriegerische Eroberung, zunehmend durchsetzt. Hier beginnt also die Barbarei. Die geschichtlich fundierte Patriarchatskritikforschung lehnt den Matriarchatsbegriff zudem als irreführend ab, denn ein Matriarchat in Umkehrung eines Patriarchats hat es im Laufe der Menschheitsgeschichte nie gegeben, und der Versuch den Matriarchatsbegriff umzudefinieren hat nur zur allgemeinen Verwirrung geführt, die nicht zielführend ist, wenn es darum gehen soll, die Urund Frühgeschichte und damit unsere Wurzeln wieder zu verstehen. (Armbruster, Kirsten, 2013; S. 49-61 sowie 2014, S.18-29).
Durch die Patriarchatskritikforschung deutlich geworden ist inzwischen, dass die Wurzeln der menschlichen Kultur auf eine matrifokale Lebensweise zurückgehen, welche die Grundlage der menschlichen Lebensgemeinschaft während des Paläolithikums, in den mesolithisch lebenden Gemeinschaften, und wie Gabriele Uhlmann aufgezeigt hat, auch