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Ein neuer Tag: ein neues Leben
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eBook226 Seiten3 Stunden

Ein neuer Tag: ein neues Leben

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Über dieses E-Book

Ein junger Mann entdeckt Schritt für Schritt seine hellfühlige Gabe.
Spannende Einzelgeschichten ergeben ein perfektes, wunderbares Bild.
Seine Initialen AG Antonius Gilberti finden sich in der Kurzbezeichnung für Silber. So ist es kein Zufall, dass ihm die Fürsten des Mondes beistehen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum2. Nov. 2015
ISBN9783739260471
Ein neuer Tag: ein neues Leben
Autor

Gabriela Joham

Motto: Gut am Leben bleiben. Das Schreiben Immer schon gerne geschrieben, doch nie daran gedacht, meine Gedanken öffentlich zu machen. Jetzt mich hingesetzt und losgeschrieben. Was mir vorschwebt ist die Renaissance des Groschenromans, mit weiterführendem und positiv steuerndem Gedankengut für jedermann. Schlicht Ermutigungsliteratur.

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    Buchvorschau

    Ein neuer Tag - Gabriela Joham

    Inhalt

    Wie alles begann

    Die Kindheit

    Der erste Arbeitstag

    Ob schwarz oder weiß

    Selbstlos

    Antonius und die Frauen

    Innen statt Außen

    Antonius und Bea

    Schönheit sehen

    Antonius und das Meer … und Bea

    Der Abschied

    Liebste Bea

    Die italienische Botschaft

    Wie alles begann

    Das Meer hatte ihn damals einfach wieder ausgespien. Am Strand war er gelegen. Nass und sandig, kaum von der Umgebung zu unterscheiden. Der kleine Körper verschmolz langsam mit dem Untergrund und die Engel standen bereit. So wie sie es immer tun, an den wichtigen Übergängen der menschlichen Seele. In dieser Nacht blickten sie gen Himmel, das letzte Zeichen für den Buben erwartend, dessen Lebenskraft nunmehr am seidenen Faden hing. Doch der Himmel blieb still. Nur ein leiser Wind kam auf und winkte gleichsam aufs Meer hinaus. Weit hinten am Horizont begann das Wasser zu glitzern. Im Licht des Mondes breiteten sich die silbrigen Umhänge aus. Raschelnd und knisternd falteten sie sich zu mächtigen Flügeln und trugen die Fürsten der Nacht über das Meer. Direkt hin zu dem Strand, an dem die Engel warteten und ihnen den Weg durch die Dunkelheit wiesen.

    Zwischen den Wesen brauchte es weder Augenkontakt noch Kopfnicken, die lichtvollen Gestalten verstanden einander blind. Allein die Struktur, die Geräusche und die Gerüche der Nacht ließen sie einander erkennen. Antonius sollte überleben. Es blieben sein Schutzengel und sein Todesengel zur Verstärkung. Im Laufe des Lebens würde noch der eine oder andere Engel dazu stoßen, je nachdem was Antonius bewegte, womit er rang. Diese Vereinbarung war geschlossen und das Gros der riesigen weißen Flügel erhob sich über das Meer und glitt in die unendliche Weite des Himmels hinein. Gleich dem Dunst des Morgens verschwanden sie fließend. Die Fürsten der Nacht umringten den Buben und murmelten sich etwas zu.

    Es klang wie mabulisom, damirdiwar, sominibus, altarista suntz.

    Antonius spitzte die kleinen Ohren. Diese Worte kannte er allesamt nicht. Auch spürte er plötzlich die Kälte des Bodens und die Nässe, die durch seinen Hosenboden drang. Er rappelte sich auf und blickte reihum. Seine graublauen Augen reflektierten das silbrige Glitzern der Umhänge.

    „Wo bin ich, wer seid ihr?" Antonius rieb sich den Sand aus den Augen. Hatte er gar geschlafen? Wie war er an diesen Ort gekommen? Das schwere Schicksal, das ihn hierher verschlagen hatte, war wie aus seinem Gedächtnis gelöscht. Das ereignete sich immer, sobald die Fürsten der Nacht ihre Mäntel über jemanden breiteten. Gleich dem sicheren Zustand des Traumes schoben sie das Unglück in die Unwirklichkeit und gut.

    „Wir wissen es nicht, antworteten die Fürsten der Nacht und wiesen mit ihren Köpfen Richtung Himmel. „Der Mond ist unsere Heimat und seine Meere sind unser Zuhause. Ein Hilferuf hat uns ereilt und hier sind wir. Mit einem Auftrag für dich in der Tasche.

    Die Kindheit

    Antonius war ein glückliches Kind. Er liebte seine Eltern, wurde jeden Tag satt und schlief in einem kuscheligen Bett. Darüber hinaus ging er gerne in die Dorfschule und liebte es zu lesen. Zu lesen und zu träumen. Sich in eine andere Welt zu wünschen. Viele seiner Mitschüler bewunderten Antonius wegen seiner Heiterkeit, manche beneideten ihn gar darum, dass er stets guter Dinge war, auch wenn alle Anzeichen in eine andere Richtung zeigten. Wann immer Antonius die abfälligen Kommentare oder die hinter vorgehaltener Hand getuschelten Vorwürfe zu viel wurden, wanderte er hinunter zum Strand, legte sich in den Sand und beobachtete die Wolken. Das machte ihn ruhiger und gelassener.

    Deswegen beschloss er eines Tages unbedingt eine Arbeitsstelle finden zu müssen, die direkt unten am Meer lag. Am einzigen Ort der Welt, an dem er sicher war, dass er glücklich leben durfte. Und nicht nur ein unerfreulicher Klotz am Bein der ihn umgebenden, anderen Lebensläufe war.

    Und so schaffte er es schließlich in das große Hotel direkt am Strand. Dort hatte er immer schon arbeiten wollen. Schon als Bub. Und nach einigen Ferien, in denen er dort in der Küche und bei niedrigeren Tätigkeiten helfen hatte dürfen, nahm ihn die Hoteldirektorin als Praktikant auf und unterstützte ihn einige Sommer lang dabei, die höhere Schule abzuschließen. Weil Antonius gerne die Welt sehen wollte und es ihn dennoch an seinem Heimatort hielt, vereinbarte der Direktor mit ihm eine Jahresfrist, nach der Antonius fix bei ihm als Portier anfangen könnte.

    Das passte gut, denn der alte Portier konnte kaum noch etwas sehen und auch sein Hörvermögen ließ bereits nach. Auch sprach er eines Tages wunderlich von einem Glitzern auf der Meeresoberfläche, das ihm unheimlich schien. Daraus schloss die neue Hoteldirektorin, dass es wohl um sein Gehirn auch nicht mehr allzu gut beschaffen war. Deswegen freute sie sich auf den Neueinstieg von Antonius und auf frischen Wind in der Rezeption. Dass das Glitzern bereits die Vorhut für Antonius war, blieb also unbemerkt. So wollten sie das auch. Die Fürsten der Nacht.

    Der erste Arbeitstag

    Am frühen Morgen verließ Antonius das kleine Haus, das ihm nun seit vielen Jahren als Heimat gedient hatte. Er umarmte seine Eltern und bedankte sich von Herzen. Ab heute würde er in dem großen Hotel den Posten des Portiers bekleiden. Und bald schon würde der alte Portier nur noch ab und an vorbeikommen um nach dem Rechten zu sehen. Mehr aus Gewohnheit, denn die Hoteldirektorin war überzeugt, dass Antonius seine Sache sehr gut machen würde. Daher konnte er schon am ersten Tag sein eigenes, kleines Zimmer beziehen, ganz oben im hinteren Trakt des Hauses. Ein Bett, ein Schrank, ein bescheidenes Bad und sogar eine Küchenzeile. Das alles gehörte jetzt für die Dauer seiner Beschäftigung ihm. Endlich konnte er tun und lassen, wonach ihm der Sinn stand.

    Die Umarmungen dauerten um genau jenen Moment länger als sonst, den Antonius für den Abschied brauchte. Selten war es ihm so klar, dass die beiden liebenswürdigen Menschen, die ihn durch Kindheit und Jugend begleitet hatten, nicht seine echten Eltern waren. Zu freundlich und herzensgut waren sie, um zu verstehen, was Antonius bewegte. Zu einfach und schlicht waren sie, um zu erahnen, wohin es ihn zog.

    Die Rezeption wirkte beinahe prachtvoll im Vergleich zu dem bescheidenen Haus aus dem er kam. Schon bei den letzten Praktika hatte er das bemerkt und auch genossen. Die schweren großen Schlüsselanhänger mit dem Hotelemblem, der rote Teppich über die Marmorstufen hinauf zur goldumrandeten Glastür bis hin zur glänzenden schwarzen Rezeptionstheke. In seinem ersten Sommer hier im Hotel war es für Antonius noch notwendig gewesen, sich auf die Zehenspitzen zu stellen, sobald er einem Gast auf dem Rezeptionspult den Stadtplan erklären oder das Unterschriftsfeld auf dem Meldezettel zeigen wollte. Heute blickte er gütig auf das Pult hinunter, bestimmt über 185 cm groß. Auch darin unterschied er sich vom alten Portier. Sein Blick glitt ein Stück höher auf das weite Meer hinaus und reichte um eine wichtige Wegstrecke weiter.

    Der erste Tag verging schnell, vieles galt es zu tun, einiges neu zu lernen. Die abendliche Pause verbrachte Antonius mit einem schnellen Abendessen, bevor er sich in ganzer Größe wieder hinter das Rezeptionspult stellte. Er wollte auch den Abenddienst machen. Als würdigen Einstieg sozusagen.

    Die Nacht brach langsam herein und endlich war weniger los. Jetzt erst blickte er das erste Mal an diesem Tag länger als einen Augenblick auf das weite Meer hinaus. Antonius musste blinzeln, er schaute weg und wandte sich dann abermals dem Horizont zu. Diesmal hielt er den Blick, kniff seine Augen zusammen und war gebannt. Sein Mund stand offen und er schnappte nach Luft wie ein Karpfen im Teich.

    „Antonius, ist alles in Ordnung? Ist dir nicht gut?"

    Die Frage des alten Portiers hörte er wie aus der Ferne.

    „Da hinten, sehen Sie doch, am Horizont …", stammelte er und zeigte mit seiner Hand in die Richtung.

    „Ja, und?"

    Der alte Portier schüttelte den Kopf. Wie oft waren sie hier schon nebeneinander gestanden und alles war heute genauso wie es immer gewesen war.

    „Die Lichter, diese silbernen Lichter, die über das Meer laufen, sehen Sie die nicht?"

    Antonius blieben die Worte im Hals stecken. Jetzt nur nichts Falsches sagen, mein Gott, sonst glaubte der alte Portier gar, er nähme Drogen oder hätte in seiner Pause Alkohol getrunken.

    „Ach nichts, erwiderte er stattdessen, „wohl eine Luftspiegelung.

    Die Fürsten hatten ihre Freude daran. Gleich heute am ersten Tag feierten sie die Ankunft des jungen Mannes. In der Manier der Fürsten der Nacht. Nur die Unwissenden glauben, der Mond würde ausschließlich von der Sonne beschienen. Das sind jene, die noch niemals in die Tiefe der Mondmeere getaucht waren, jene, deren Herzen noch zu verletzt oder verschlossen waren. Die Fürsten brauchten kein Lagerfeuer zu machen, sie konnten sich an der Kühle der Finsternis laben. Denn das herrliche Glitzern brachten sie in ihren Umhängen mit. Grüne, violette, rote, orange, gelbe, dunkelblaue, hellblaue und strahlend weiße Kristalle erleuchteten die Nacht taghell. Die Außenseiten der Umhänge waren tiefblau bis schwarz. Nur wer ganz genau hinschaute, konnte die reflektierenden Kristalle leuchten sehen. Nur wenn die Fürsten sie weit ausbreiteten, wie damals als sie Antonius am Strand fanden oder so wie jetzt bei ihrem Willkommensgruß. Das war das Geschenk an Antonius. Er würde sehen können, was sich hinter den Mänteln von Menschen verbarg, das geheimnisvolle Glitzern, das jeder Kreatur innewohnt. Die Seele, die geheilt werden möchte und den Weg dazu findet, wenn der Mensch seine Erlaubnis dazu gibt. Aus freien Stücken oder manchmal durch das Schicksal gebeugt. Erlauben und sich dem Fluss des Lebens ergeben, wie nah liegt das beieinander.

    In dieser Nacht träumte Antonius einen wundersamen Traum. Er fand sich inmitten einer Gruppe hochgewachsener würdiger Gestalten als kleiner Bub wieder, der ehrfürchtig ihren Worten lauschte.

    Mabulisom, damirdiwar, sominibus, altarista suntz, nichts davon verstand er und dennoch ließen sie ihn ruhig werden und Vertrauen schöpfen. Und langsam wurde er größer in diesem Traum, stand auf und konnte den Umstehenden die Hand reichen. Beim Blick in deren Augen erstarrte Antonius. Doch nicht aus Furcht, nein vor lauter Staunen. Denn in ihren Augen spiegelte sich die Welt, mit all ihren Schattenseiten und dennoch voller Liebe und Zuversicht. Die Sonne kitzelte ihn wach, da oben in dem kleinen Appartement nahe der Lagune. Antonius musste niesen. „Hatschi!" Fast erschrak er selbst. Jetzt war er hellwach. Nach einem kleinen Frühstück – er war immer noch zu aufgeregt, um viel zu essen – traf er unten an der Rezeption ein. Der Tag nahm seinen Lauf und ehe er es sich versah, war die Nachmittagspause gekommen. Die Hoteldirektorin setzte sich im hinteren Teil des Restaurants, dort wo die Angestellten ihr Essen zu sich nahmen, an den Tisch von Antonius.

    „Du machst dich sehr gut, mein Junge lobte sie ihn. „Denk bitte auch daran, die Pausen einzuhalten, sonst klappt das nicht allzu lange mit deiner Konzentration.

    Nach einem tiefschwarzen Espresso ging sie wieder in ihr Büro zurück und Antonius hörte auf, über seine Pausenzeiten nachzudenken. Er wollte diese Arbeit und er brauchte den Blick auf das weite Meer. Und er war jung genug, um mit wenigen Pausen auszukommen. Punkt. So kam es, dass er um kurz nach 21 Uhr immer noch hinter der glänzend lackierten Theke stand. Seine Kollegin beendete ihre Schicht und verabschiedete sich aufmunternd:

    „Antonius, nur noch drei Stunden, dann kommt der Nachtportier, mach´s gut und schlaf dich aus. Bis morgen!"

    „Gute Nacht" erwiderte Antonius leise.

    Denn mit seinen Gedanken war er längst wieder weit draußen auf dem Meer, dort wo er sich sicher fühlen konnte.

    Ob schwarz oder weiß

    Er erblickte weit draußen am Horizont wieder dieses silbrige Glitzern. Diesmal hielt sein Blick stand. Kurz darauf drang eine Botschaft an sein Ohr:

    Es wird ein großer schlanker Mann sein, bei dem eine Entscheidung anliegt. Hilf ihm, diese Entscheidung treffen zu können. Ungeachtet ob er sich für schwarz oder weiß entscheidet, die Tat selbst wird ihm seine Lebenskraft zurückgeben.

    Gleich darauf erfüllte eine magische Stille den Raum.

    Ungeachtet ob er sich für schwarz oder weiß entscheidet, die Tat selbst wird ihm seine Lebenskraft zurückgeben. Dieser Satz hallte in Antonius´ Ohren nach.

    Nur wenige Minuten später stand ein Mann vor der Theke, groß und schlank. Gut, ein Zufall, Antonius wollte das nicht überbewerten. Neben dem Mann standen eine hübsche, kleine zierliche Frau und zwei süße Mädchen. Irgendwie passten die vier nicht zusammen. Es war mehr so, dass das kleinere Mädchen zum Vater und das größere Mädchen zur Mutter gehörten. Schnell verwarf Antonius diesen Gedanken wieder, schließlich wollte die Familie ein Familienzimmer und gut. Die hübsche blonde Frau handelte dem zuwider, sie packte ihre Tochter und keifte in Richtung ihres Ehemannes:

    „Mach du das! Wir gehen inzwischen was trinken! Die Reise war total anstrengend."

    Fast trotzig entfernte sie sich und zog ihre Tochter neben sich her. Das kleinere Mädchen versteckte sich hinter dem Hosenbein seines Vaters. Er hob sie behutsam hoch und setzte sie auf die Theke.

    „Entina, Papa beiben", sagte sie laut und deutlich.

    Erst nach dem Ausfüllen des Meldezettels bemerkte Antonius, dass es wohl „Valentina beim Papa bleiben" geheißen haben sollte.

    Ungeachtet ob er sich für schwarz oder weiß entscheidet, die Tat selbst wird ihm seine Lebenskraft zurückgeben. Hatte dieser Satz etwas mit diesem Mann zu tun?

    Unmerklich zuckte Antonius mit den Schultern. Er beobachtete den Gast genau, die fahrigen Hände und winzigen Schweißtropfen auf der Stirn. Es fehlte nur noch, dass er sich ständig umblickte, ob er gar verfolgt würde. Wie auf der Flucht wirkte er, das war es. Antonius lächelte dem kleinen Mädchen zu.

    „Valentina heißt du also? Das ist ein wunderschöner Name. In seiner Stimme lag eine tiefe Herzlichkeit, die den Mann aufblicken ließ, einen derartigen Tonfall schien er nicht gewöhnt zu sein. Das bestätigte sich auch wenig später, als der Familienvater einige Male zum Auto pilgerte, um das gesamte Gepäck zu holen, während seine beiden Mädchen bereits auf der Terrasse ein gemischtes Eis schleckten und seine Ehefrau sich bei einem AperolSpritz entspannte. Diesmal hatte er selbst „Entina gebeten, nicht bei ihm zu bleiben. Das Eis hatte die Kleine schließlich überzeugt.

    Antonius bot die Hilfe eines Pagen an, doch der Mann winkte ab. Weil – wie sich später herausstellte – seine Frau den italienischen Dienstboten nicht traute. Nach dem dritten Mal Vorbeigehen wurde es Antonius zu dumm. Er folgte dem Mann selbst und wollte ihm behilflich sein. Er fand ihn an den großen Kombi gelehnt und telefonierend. Seine Gesichtszüge verrieten den unangenehmen Inhalt des Telefonates. Als er Antonius erblickte, zuckte er zusammen. So als ob er sich ertappt fühlte. Antonius nickte ihm beruhigend zu und machte kehrt.

    Der Abend brachte noch einige andere Gäste, sie alle freuten sich auf einige unbeschwerte Tage an der italienischen Adria. Das Hotel wurde um diese Jahreszeit meistens von Wochenendurlaubern gebucht, die sich den Sommer ein paar Wochen eher in ihr Leben holen wollten, als er im Osten Österreichs eintraf. Auch die Familie, die Antonius seltsam vorkam, trat nach dem Abendessen wohlgelaunt auf die große hoteleigene Terrasse. Die kleine Valentina winkte Antonius zu und er lächelte zurück. Schon war er nahe daran, sich einen Narren zu schelten, etwas Böses an diesen Menschen finden zu wollen, da hörte er die schrille, vorwurfsvolle Stimme der Ehefrau:

    „Du hast schon genug Wein getrunken, du bist immer maßlos, denkst nur an dich. Schließlich sind wir mit den Kindern hier. Sieh doch, der große Pool, wir müssen aufpassen. Du musst aufpassen. Ich bin ohnehin dauernd mit ihnen zusammen. Ich möchte mich endlich entspannen hier, doch so wie das aussieht ist das wieder nicht möglich."

    „Gerhard, Gerhard, ich rede mit dir", setzte sie noch nach.

    Gerhard hatte soeben noch einen Grappa geordert, um die freien Tage zu feiern. Glückselig betrachtete er seine beiden kleinen Prinzessinnen, bis sich sein Blick hinaus aufs Meer verloren hatte. Erst nach dem deutlichen Hinweis seiner Frau wandte er sich ihr zu. Antonius spürte die geistige Abwesenheit Gerhards beinahe als körperlichen Schmerz. Hier saß nur ein Teil des Mannes, der jener Gerhard wohl sein hätte können.

    Ungeachtet ob er sich für schwarz oder weiß entscheidet, die Tat selbst wird ihm seine Lebenskraft zurückgeben, schoss es Antonius wieder durch den Kopf. Doch diesmal kam noch ein Satz hinzu.

    Hilf ihm, Antonius, hilf! Dieser Appell begleitete ihn am Ende seiner Schicht noch in seine Träume. Jene waren es auch, die Antonius die Kraft spendeten, am nächsten Morgen den richtigen Gedanken zu finden, mit dem er Gerhard helfen würde können. Zu allererst studierte Antonius die

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