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Passatwinde
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eBook658 Seiten10 Stunden

Passatwinde

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Über dieses E-Book

Ich lachte laut auf und versuchte meine Blase unter Kontrolle zu halten. Das war das Lächerlichste das ich seit Jahren gehört hatte und es musste so etwas wie ein Zugabescherz von meinem Onkel sein, der nur leider meine Reaktion darauf nicht mehr miterleben konnte! Der Anwalt stand neben mir und vor diesem Schiffswrack, von dem er behauptete, es wäre ein Piratenschiff gewesen. Und damit nicht genug, nein... es wäre auch noch verflucht! Wer bitte sollte so etwas glauben?
Das mein Onkel eigenartig, sonderlich und exentrisch war, nun das war bekannt aber, so ein Kitsch nach seinem Tod?
Gut! Ich hatte also mein"anderes Erbe" besichtigt und verbuchte es unter der Rubrik Scherz...
So lange... bis ich die Klinge an meinem Hals spüte...
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum10. Aug. 2015
ISBN9783739256566
Passatwinde
Autor

Sky Lyn Torden

"Ich bin ein Geschichtenerzähler... zumindest nennt man mich so. Ich setze mich mich hin und beginne zu erzählen, so wie es damals die Geschichtenerzähler auf den Marktplätzen der Städte im Orient getan haben. Die Leute kamen, ließen sich verzauben und lauschten. Manchmal waren es mehr... manchmal weniger die zuhörten, je nachdem ob eine Geschichte spannend oder dramatisch genug war um ihr weiter zu lauschen. Ich schreibe meine Geschichten auf, weil sie mich faszinieren und zum Teil auch nicht loslassen. Ich kann Euch nicht sagen das ihr meine Geschichten hören müßt... aber ich lade Euch herzlich ein... Euch zu setzen und mit den Augen zu lauschen..."

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    Buchvorschau

    Passatwinde - Sky Lyn Torden

    übrigbleibt

    Der alte Kautz

    „Zuerst möchte ich ihnen mein tiefstes Mitgefühl aussprechen und gleichzeitig mein Kompliment das sie… nun ja ich denke wir wissen beide das ihr… Onkel… alles andere als ein geselliger Mensch gewesen war Señorita!… Vor allem in den letzten Jahren seiner Krankheit!… Das sie ihn so lange ertragen haben ohne… wie so viele Pflegerinnen vor ihnen die Flucht zu ergreifen… meist schon nach der ersten Woche… das ist eine Leistung die sie sich auf die Fahne schreiben können Señorita Megan!"

    „Das ist wohl der Fluch meines Berufes… oder die Tatsache das ich schon so viele „schwierige Patienten hatte… das mich nichts mehr schocken konnte! Aber es ist doch etwas anderes ein… nun ja jemanden zu pflegen der ein Mitglied der Familie ist Señor! Aber irgendwie war Onkel Björn es doch nicht… verzeihen sie ich… jahrelang wusste ich nicht einmal dass ich einen Onkel in Spanien habe! Das erfuhr ich erst vor anderthalb Jahren… durch ihren Brief. Und dann lernte ich einen verbitterten alten Mann kennen der im Sterben lag! Man hatte mir nie etwas von ihm erzählt… ihn nicht einmal erwähnt… so als hätte er nie existiert!

    „Wissen sie Señorita… das ist wie in allen Familiengeschichten. Man wendet sich von der Familie ab… geht seinen eigenen Weg… läßt sich von Niemandem etwas sagen und ehe man es sich versieht… ist man das schwarze Schaf! So ist es und wird es auch immer bleiben! Ihr Onkel war ein außergewöhnlicher wie… nun ja… unberechenbarer Mann! Das zeigte sich in seinem gesamten Leben und spiegelt sich in dem wieder was er hinterlassen hat! Und dies ist auch der Grund weshalb ich sie zu mir kommen ließ!… Sehen sie… ihr Onkel war ein reicher Mann… ein sehr reicher Mann um es genau zu sagen. Aber wenn ich sage „war dann… liegt es daran das er viele unnütze und fragwürdige Ausgaben tätigte die meiner Meinung nach… nicht hätten sein müssen… um sein Vermögen zu verringern! Keine Sorge Señorita sie erhalten einen sehr ansehnlichen Betrag der es ihnen ermöglicht ein sorgenfreies Leben zu führen!… Aber Geld ist nicht alles was zu der Erbmasse ihres Onkels gehört! Sie erben sein Anwesen und auch ein Lagerhaus mit all seinem Inhalt! Ich fahre sie gleich dorthin… dann… können sie es sich zunächst einmal selbst ansehen und… dann werden sie verstehen wie unberechenbar und exzentrisch ihr Onkel tatsächlich war!

    Ich füllte unzählige Formulare aus, setzte meine Unterschrift unter eine Vielzahl von Papieren, die mir der Notar, gleichzeitig Anwalt und Vermögensverwalter, meines Onkels unter die Nase hielt. Ich war nicht traurig das mein Onkel gestorben war, das soll jetzt nicht heißen das ich mich darüber freute aber, erstens kannte ich ihn kaum und zweitens hatte der Krebs seinen Körper schon so weit zerfressen, das es ein Wunder war das er überhaupt noch so lange gelebt hatte. Das sagte zumindest sein Arzt, für den mein Onkel ein medizinisches Wunder darstellte!

    Aber fangen wir am Anfang an!

    Mein Name ist Megan, ich bin 27 Jahre alt, unverheiratet und lebte bis vor anderthalb Jahren in Dänemark, wo ich als Altenpflegerin einen kleinen häuslichen Pflegedienst betrieb. Solange zumindest, bis ich den Brief von Señor Javieros erhielt, in dem gestanden hatte das ich einen Onkel in Spanien hätte, der dringend meine fürsorgliche Pflege bedürfte. Zuerst hatte ich abgelehnt, mit dem Hinweis das ich nicht scharf darauf wäre mein Leben in Dänemark und das was ich mir dort aufgebaut hatte aufzugeben und auch von einem Onkel nichts wüßte. Aber wie sich herausstellte hatte man sich das schon gedacht und deshalb der Aufforderung etwas mehr Nachdruck verliehen, indem man einen Boten schickte mit Tickets die schon bezahlt waren und dem Hinweis das ich nicht ablehnen könnte! Und so traf ich Tage später mehr gezwungen als freiwillig in Alacant ein, von wo aus mein „Begleiter" mich in einem Mietwagen nach Altea brachte, einer Stadt an der Costa Blanca.

    Während der gesamten, nicht unerheblichen Reisezeit, fragte ich mich unentwegt was mich zum Teufel noch mal in den Süden trieb! Seit meiner Geburt war ich mit dem Norden verwachsen und konnte mir keinen schöneren Flecken Erde vorstellen! Und das obwohl meine Mutter aus Frankreich stammte. Sie und mein Vater lernten sich bei einem Studentenaustausch in Dänemark kennen, so hat man es mir immer erzählt, sie verliebten sich und so folgte sie der Liebe wegen ihrem Herzen und zog zu ihm nach Svendborg. Inselfeeling zwischen dem Kleinen und dem Großen Belt! Sie heirateten früh und besiegelten ihre Liebe mit vier Kindern, wovon ich das älteste bin. Meine Mutter blieb zu Hause und ging in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter vollkommen auf, während mein Vater als Vorarbeiter viel unterwegs auf Montage war und das Geld verdiente. Viel hatten wir nicht, aber wir waren eine glückliche Familie mit einem schönen Haus in dem meine Brüder und ich viel Spaß hatten!

    Bei dem Gedanken an mein Elternhaus wurde ich melancholisch, ich vermißte meine Familie, die mir bisher im Leben immer so viel Halt gegeben hatte! Aber nun, tausende Kilometer von zu Hause entfernt, war ich auf mich alleine gestellt, auf einer Reise ins Ungewisse?

    Einen Onkel hatte man mir verschwiegen, was noch?

    Unruhig rutschte ich auf meinem Sitz hin und her und versuchte nicht mit ihm zu verkleben, denn es war für meine Verhältnisse, unerträglich heiß! Das war der erste Schock, denn diese Temperaturen gab es im Norden, eher selten! Ich war so durchgeschwitzt das mir der Schweiß selbst unter meiner Sonnenbrille hervor lief. Ok. die Landschaften an denen wir vorbeifuhren lenkten mich von der herunterbretternden Sonne etwas ab, aber der Sender im Autoradio machte dieses Sommer- Sonne- Strandgefühl wieder und wieder allgegenwärtig. Doch beschweren wollte ich mich nicht, wenn ich schon mal im Süden war, dann musste ich mich auch mit dem herrschenden Wetter abfinden!

    Mein Begleiter sagte mehr als nur einmal das ich wohl richtig glücklich sein mußte, mal dem kargen kühlen Norden zu entfliehen. Nun ja, ich nickte nur höflich und verbiß mir das Statement das der Norden alles andere als Karg und nur Kühl war. Jeder hatte da so seine eigene Ansichtsweise! Also schwieg ich und genoß die Aussicht so gut es ging, nur um einem peinlichen Pro und Contra für Norden und Süden zu entgehen!

    Als wir dann endlich in Altea ankamen machte mein Begleiter- Chauffeur und wie ich vermutete auch Aufpasser, nicht immindesten Anstalten irgendwo zu halten. Wir fuhren durch den Ort und wieder hinein in die Landschaft. Ich wollte diesmal schon etwas sagen aber er grinste nur und meinte dass wir gleich dort wären.

    Das ich es nicht mochte mich so bedingungslos auf Andere zu verlassen stand mir wohl ins Gesicht geschrieben, denn ich bekam ein weiteres Grinsen als Antwort. Der Wagen bog in eine langgezogene Einfahrt ein, die links und rechts von Agaven, einem Meer von exotischen Pflanzen und gepflegten Rasenflächen gesäumt war und hielt vor einer kleinen aber stattlichen Villa, die ihre besten Jahre noch nicht ganz, aber beginnend hinter sich hatte. Auch der üppige Springbrunnen vor dem Eingang bedurfte nicht wirklich vieler, aber einiger Schönheitsreparaturen, was dem fröhlichen Sprudeln des Wassers jedoch keinen Abbruch tat.

    Etwas Modernes im Inneren der Villa zu finden gab ich nach der ersten und kurzen Besichtigungsrunde auf und stellte mich auf das Kennenlernen meines Onkels ein, welches nach dem Bezug meines Zimmers, dem obligatorischen Frischmachen und einer kurzen Erfrischung stattfinden sollte.

    Die Haushälterin, eine üppige Dame mit schwarzem, zu einem Knoten gebundenem Haar, die strenger wirkte als sie tatsächlich war, führte mich durch einen lichtdurchfluteten Gang, der vor einem mit Gobelin verhangenem Rundbogen endete. Sie zog kurz an einer Kordel die seitlich hing und wies mich dann an durch den Vorhang einzutreten.

    Man kann in solchen Momenten alles erwarten, wenn man zu einem Mann gerufen wird der auf ständige Pflege angewiesen war. Man erwartete jedoch nicht einen Mann der in einem riesigen Ohrensessel saß, Pfeife rauchte und an einem Glas nippte, so als wäre es das normalster auf der Welt wenn man angeblich schwer krank war!

    „Ah… das muss sie wohl sein, meine liebe… Nichte! Laß dich ansehen! Das Foto das man mir gab muss Jahre alt sein!… Du siehst hübsch aus… ganz deine Mutter… glücklicher Weise hast du nicht viel von deinem… Vater… das wäre jammerschade gewesen! Aber gut… genug der Höflichkeiten… wann kannst du anfangen?" Irgendetwas blieb mir im Hals stecken. Wie konnte man in einem Moment so nett und im nächsten so… so bestimmend sein!? Ich versuchte mir meine Verwirrung nicht anmerken zu lassen und verblieb bei den üblichen Höflichkeitsfloskeln. „Guten Tag Onkel… du siehst gut aus… den Umständen entsprechend. Ich habe mir erlaubt dir eine Kleinigkeit mitzubringen und hoffe du wirst Gefallen daran haben. Ich habe es selbst gemalt… ich komme nicht oft dazu aber es macht mir Freude wenn ich von der Arbeit etwas entspannen kann! Das ist…"

    „Entspannen von der Arbeit… so… so… gibt wohl nicht allzu viel zu tun im feinen Dänemark was? Da ticken die Uhren wohl anders… entspannter… pah! Wenn ich meinem Quacksalber glauben würde… dann wäre meine Uhr schon längst stehen geblieben! Aber wie du siehst bin ich noch da und ich beanspruche deine Anwesenheit rund um die Uhr! Zweimal in der Woche kommt mein Todesbote um mich zu untersuchen… dann hast du zwei Stunden um dich zu… „entspannen! Wenn du Glück hast dauert es nicht mehr so lange und du kannst in deine feine Nordwelt zurückkehren wenn du das möchtest! Aber so lange ich noch lebe arbeitest du für mich… verstanden?! Ich habe mir schon zu viel Gejaule von irgendwelchen Pflegern angehört… die der Meinung waren ich würde sie schlecht behandeln und die Arbeitsbedingungen wären unzumutbar! Sie haben eine Menge Geld von mir bekommen um das zu tun was ich von ihnen verlangte… aber Geld scheint nicht immer das Wichtigste zu sein! Schön versuchen wir es mit Blut! Blut ist dicker als Wasser! Du gehörst zu meiner… Familie… ich verlange von dir das du dich um mich kümmerst… du sollst es auch nicht umsonst tun! Ich habe mich erkundigt… dein „Pflegedienst wirft nicht gerade Kapital ab. Du kommst gerade so über die Runden und kannst deine Rechnungen zahlen und das schon seit Jahren. Da fragt man sich doch warum man sich das antut!… Man arbeitet und arbeitet und trotzdem hat man nichts davon? Das ließ mich nachdenken und ich glaube das Problem das du hast liegt in der Tatsache das du einfach gerne den Menschen hilfst… du bist mit Herz und Seele dabei und dich schert Profit nicht!… So etwas gibt es heute nur noch selten… und wenn man es dann findet…… Wie dem auch sei… es soll dein Schaden nicht sein… und nun will ich sehen was du als… „Entspannung so treibst!

    Zaghaft reichte ich ihm das Bild das ich ihm mitgebacht hatte. Das Motiv zeigte ein kleines Ruderboot das angekettet auf dem Wassers lag. Scheinbar ruhig lag und doch von Etwas nicht Greifbarem getrieben wurde, so als wollte es fliehen! Mein Onkel sah es sich an mit einem Gefühl das ich nicht beschreiben konnte. Da war auch bei ihm ein „Etwas" das man nicht greifen konnte! Er bedankte sich nur kurz und ließ mich dann gehen und ich war überzeugt dass ich ab jetzt als eingestellt galt!

    Natürlich wurde ich von vielen Leuten gefragt warum ich nicht abgelehnt hatte. Aber manchmal gibt es Fragen auf die man einfach keine Antwort weiß! Und so sagte ich nur dass ich meinen Onkel besser kennenlernen wollte, da ich nun von seiner Existenz wusste. Das er ja zur Familie gehöre und das es sich so gehört das man sich um die Familie kümmert wenn man gebraucht wird! Alles nicht wirklich sehr überzeugend, so dachten zumindest die Leute, die von meiner Entscheidung zu bleiben, um mich diesem Alten zum Fraß vorzuwerfen, erfuhren! Und die Meinungen waren mehr als nur gespalten! Größtenteils jedoch war man der Ansicht dass ich es des Geldes wegen tat, denn davon so war man sich allerseits einig, hätte mein Onkel mehr als genug! Mich scherte dieser Klatsch nicht, sollten sich die Klatschweiber der Umgebung ihre Mäuler doch zerreißen. Die Spekulanten ihre wildesten Theorien verbreiten. Ich sah nur einen alten von Überheblichkeit vielleicht auch Hass erfüllten Mann der Hilfe brauchte, in den letzten Zügen seines Lebens! Die Leitung meines Pflegedienstes in Dänemark, überließ ich bis auf weiteres meiner Freundin und langjährigen Kollegin Heike, die mich immer unterstützt hatte und nie viele Fragen stellte wenn ich eine Entscheidung getroffen hatte! Sie verstand mich und versprach dass „der Laden" weiter so gut laufen würde wie bisher.

    Bei meiner Familie allerdings gab es schon mehr Hürden zu überwinden. Denn dort verstand man am aller wenigsten warum ich bereit war für einen Mann zu arbeiten den ich nicht kannte, zudem noch so weit weg von zu Hause und der nicht einmal in der Familie willkommen war!

    Mein Vater wollte nicht mehr mit mir sprechen und meine Mutter war nur noch am Weinen wenn ich mit ihr sprach. Also versuchte ich meine Anrufe soweit es ging einzuschränken um sie nicht unnötig aufzuregen. Meine Brüder wiederum fanden meine Entscheidung unangefochten rebellisch. So was hätten sie nie von mir erwartet, weil ich stets immer das getan habe was man von mir erwartet hatte und gaben so oft es ging ein „Respekt" von sich!

    Ich schwankte zwischen Anerkennung und dem Status eines schwarzen Schafes…

    Vom… sich in ein Schicksal fügen

    Die folgenden Monate versuchte ich professionell zu bleiben. Auch wenn mir Neid und Missgunst aus dem spanischen Umfeld entgegenschlugen! Besonders traf es mich von den Leuten die selbst bei meinem Onkel gearbeitet hatten, aber nach kurzer Zeit wieder aufhörten, weil sie ihn als unerträglich einstuften! In dem Punkt konnte ich sie verstehen denn, er war alles andere als ein pflegeleichter Fall. Besonders was seine penetrante Art und Weise betraf mit seinem Verhalten zu walten. Aber ich versuchte alles was ich konnte, ich versuchte mir nur einen Menschen vorzustellen der meine Hilfe brauchte und das machte es ein wenig erträglicher!

    Eine Sonderbehandlung hatte ich nicht erwartet und erfuhr sie auch nicht! Wo er konnte verharrte er in seiner Sturheit die einem zu Weilen den Schaum vor den Mund trieb. Aber das kannte ich alles schon! Menschen sind so wie sie sind und so muss man sie auch nehmen, das hatte ich schon während meiner Ausbildung gelernt! Zugegebener Maßen war mein Onkel die Ausgeburt von einem „Horrorpatienten aber auch in ihm musste ein guter Kern stecken. Und so lange ich mir dies vor Augen hielt, kam ich mit ihm und den „besonderen Umständen auch gut zurecht. Er brauchte nicht immer die gleiche Pflege! Wie sich herausstellte haste er dieses „Betüddelt" werden. Meine Hauptaufgabe bestand vor allem darin genau zu wissen was er wann wie wollte und konnte. Das fing schon morgens beim Waschen an! Manchmal brauchte er mehr Unterstützung und ein Andermal machte er wieder vieles alleine. Das musste ich genau abschätzen können! Ich musste seine Fähigkeiten praktisch aus seinem Gesicht und von seinem Körper ablesen. Das gelang mir nicht immer, aber ich wurde besser.

    Sein Wille war so stark das ich hin und wieder sogar so etwas wie Bewunderung für ihn empfinden konnte. Mitleid für sein Schicksal ließ ich nicht zu. Es gab Menschen die mir während meiner Tätigkeit im Pflegedienst ans Herz gewachsen waren und deren Leid mich emotional berührte, aber es brachte nichts wenn ich dieses zeigte und darüber den Blick für das Wesentliche verlor! Die Menschen die ich in meinem Beruf betreue werden nicht jünger oder plötzlich wieder gesund, sie sterben weil das der Lauf der Dinge ist, wenn der Körper sagt das es Zeit ist zu gehen! Eines Tages werde auch ich merken das meine Uhr abläuft und ganz ehrlich… dann ist es mir lieber Jemanden vor mir zu haben der genau weiß was er tut und mich nicht mit Bedauerungen über das Alter und mein Schicksal voll quasselt! Gewiss mein Onkel könnte in der Wahl seiner Worte höflicher und ansonsten auch etwas netter sein! Aber dann frage ich mich wie ich mich fühlen würde, wenn mich ein anderer Mensch waschen müßte, mir die Haare kämmt, die Zähne putz, meine Einlagen wechselt in denen nicht nur Exkremente sondern auch Blut zu finden sind, darüber noch Buch führt und ich hilflos mit ansehen muss das ich äußerlich ein Wrack bin obwohl ich mich innerlich noch lange nicht so fühlte! Ich habe verstanden dass die Menschen nicht Angst vor dem Tod haben, sondern vor dem Sterben und dem Zeitraum bis zum Ende! Nie wieder im Leben, abgesehen von dem Zeitraum von Geburt und Kleinkinddasein sind wir so hilflos und Anderen ausgeliefert und von einer Schutzlosigkeit umgeben! Ist es da einem Menschen wie meinem Onkel zu verdenken das er die Zeit die ihm noch bleiben würde selbstbestimmt verbringt? Wollen wir das nicht alle?

    Also nehme ich meinen Onkel so wie er ist und versuche seinen Bedürfnissen gerecht zu werden, soweit er nicht versucht mich übers Ohr zu hauen! Denn manchmal kann er mehr als er will und möchte nur sehen ob ich das auch gemerkt habe! Ich denke ich kann mit Stolz behaupten das wir einen guten Weg gefunden haben uns zu arrangieren!

    Diese, Rund um die Uhr Betreuung schloss natürlich auch ein das ich nachts auf Abruf für ihn da sein muss! Manchmal sind es nur gehässige Kleinigkeiten mit denen er mich auf Trab halten will. Aber es gibt auch Momente in denen er merkwürdige Anfälle hat. Dann muss ich ihn beruhigen und dafür sorgen dass er sich nicht verletzt. Da er starke Medikamente bekommt, dreimal täglich Morphinspritzen bei Bedarf, der sich kontinuierlich erhöhte, weil sich zum einen der Körper daran gewöhnt und zum anderen die Schmerzen die der Krebs verursachte größer wurden! Dann nimmt man noch die Nebenwirkungen der Medikamente hinzu und man bekommt einen Dornenbusch des Empfindens! Das Schmerzempfinden meines Onkels leidet dann besonders stark und nicht selten kommt es vor, das ich ihm seine rechte Hand verbinden muss, mit der er immer wieder während seiner Anfälle von außen gegen seine rechte Bettseite schlägt, ohne zu merken das seine Hand bereits stark blutete. Aber das ist nicht das Schlimmste das mir Sorgen machte! Denn wenn er diese „Anfälle hat die nur Nachts auftreten, spricht er Wirre, andererseits schaut er mich klar an und ruft immer wieder das ich „Es finden werde, und das ich so wäre wie er!

    Sein Arzt versicherte mir dass ich mir keine Sorgen zu machen brauchte. Die Medikamente würden lediglich nur auf sein Nervensystem einwirken und dort eine Zeit lang Achterbahn fahren, das wäre normal und er würde auch nicht viel davon mitbekommen. Aber ich wusste es besser, denn wenn ich ihn tags darauf ansprach reagierte er immer gleich. Zuerst sah er mich böse an und fragte was er gesagt hätte und dann blickte er stets auf das Bild das ich gemalt hatte, dass tatsächlich nach geraumer Zeit aufgehängt wurde, genau gegenüber von seinem Bett! Ich wusste zu wenig über meinen Onkel! Er war nicht bereit mit mir vertrauliche Gespräche zu führen und jeder Andere den ich fragte ob er mir etwas sagen könnte blockte nur ab. Nur einmal sagte mir eine alte Frau, die ich in Altea bei meinem „Freigang" traf hinter vorgehaltener Hand, das Geld nicht glücklich machen würde und manche Dinge nie gefunden werden sollten! Das ich mir darauf keinen Reim machen konnte ist verständlich, ebenso wenig auf die Reaktion meines Onkels, der fast aus der Haut fuhr als ich ihm von dem Gespräch mit der Frau erzählte! Alle Versuche ihm zu erklären dass ich nur versuchen wollte ihn besser zu verstehen und es bestimmt nicht böse meinte schlugen fehl. Es folgte darauf nur ein noch stureres Verhalten von ihm, gepaart mit Konversation auf das nötigste beschränkt und mir blieb nichts anderes übrig als es wieder einmal hinzunehmen. Mir kam immer mehr der Verdacht dass in meiner Familie die ich bisher für non problematisch hielt, irgendetwas ganz gewaltig nicht stimmte! Über ein Jahr war nun seit meinem Eintreffen hier vergangen und ich lebte immer noch mit meinem Onkel unter einem Dach. Ertrug seine Launen und sein Schweigen Dingen gegenüber, die mich interessierten! Meine Mutter hatte sich wieder etwas gefangen und war am Telefon weniger weinerlich, nachdem ich ihr versichert hatte dass es mir gut ginge und die Arbeit mir Spaß machte. Was das Verhältnis zu meinem Vater betraf… daran hatte sich nichts verändert eher noch verschlechtert und ich brauchte gar nicht erst zu fragen an wem das wohl liegen könnte! Aber alle hüllten sich in beklemmendes Schweigen und beließen es dabei! Und das war unerträglich für mich! Es musste doch eine Erklärung dafür geben, dass Erwachsene Menschen sich aufführten wie Kindergartenkinder?!

    Der Zustand meines Onkels verschlechterte sich nach allen Regeln der Medizin von Tag zu Tag mehr, was sich allerorts herumsprach! Auch die Anfälle in der Nacht vermehrten sich und wurden stärker. Und urplötzlich wurde das Umfeld freundlicher! Das Gerede erstarb allmählich und der Neid erlag dem sich ausbreitenden Mitleid. Keiner von Denen die mich vor einem Jahr noch Naserümpfend begutachteten, wagte es noch in der Öffentlichkeit mit dem Finger auf mich zu zeigen. Man hatte wohl verstanden was es bedeuten konnte einen im Sterben liegenden, sich vor Schmerzen krümmenden Mann zu pflegen der so war wie mein Onkel! Aber das Mitleid derer ließ ich nicht an mich heran, nahm es aber mit einem gelegentlichen Kopfnicken zur Kenntnis, wenn ich in der Region unterwegs war. Wie schnell doch der Mensch seine Meinung ändern konnte, wenn er sah was auf ihn zukam, oder ihm erspart worden war! Und das war der größere Anteil des Mitleides das man mir entgegen-brachte, denn die Wäsche musste ja schließlich jemand waschen! Und so verbreitete sich das Gerücht, mein Onkel würde nicht nur nachts Blut und grünes Wasser kotzen, sondern sein gesamter Körper würde sich allmählich in einem stinkenden Brei auflösen! Und Jeder war froh dem entgangen zu sein! Tatsächlich kam es vor das mein Onkel nachts hin und wieder Blut hustete und spuckte, auch das sein Vermögen die Ausscheidung betreffend kontinuierlich nachließ! Aber von Auflösung war nichts zu erkennen! Ich beschloss meine Dokumentationen die Pflege meines Onkels betreffend noch sorgfältiger unter Verschluß zu halten. Mein abschließbarer Kleiderschrank war wohl zu offensichtlich für das Putzpersonal!

    Zu dem Arzt meines Onkels hatte ich ein gutes kollegiales Verhältnis aufgebaut und es stimmte was mein Onkel mir am ersten Tag meiner Ankunft gesagt hatte! Laut seiner Prognose hätte mein Onkel seit knapp zwei Jahren tot sein müssen! Mein Onkel kämpfte, obgleich niemand sagen konnte wofür oder worum, aber er kämpfte!

    Er ließ es langsam auch immer mehr stillschweigend über sich ergehen das ich ihn nun komplett im Bett versorgen musste, all inklusiv! Das hieß jedoch nicht dass er mir nicht deutlich zu verstehen gab wenn ihm etwas nicht paßte!

    Sein Sprachvermögen war so gut wie nicht mehr vorhanden und er versuchte es mit Papier und Stift, dann mit seinen Augen, doch die Dosis an Morphin war irgendwann so hoch das er längere Zeit sediert war. Dann starrte er apathisch auf das Bild das ich ihm geschenkt hatte. Und wenn er einen wachen Moment hatte, nutzte er diesen um wie wild mit seiner, mittlerer Weile schon zweimal gebrochenen Hand, gegen seinen Bettrahmen zu hämmern! Schließlich schweren Herzens und in Absprache mit dem Arzt traf ich dann die folgenschwere Entscheidung, ihn in der Nacht zu fixieren. Mein Onkel reagierte darauf zwei Tage mit der Verweigerung Nahrung und Flüssigkeit zu sich zu nehmen! Erst als sein Arzt und ich ihm gemeinsam erklärten das man ihn künstlich ernähren müsse wenn er sich weiter weigerte, lenkte er mit einem röchelnden Knurren ein. Das Hämmern allerdings… verlegte er auf die Tageszeit wenn er wach war! Ich hatte das Gefühl das er mir etwas mitteilen wollte und hätte er die Möglichkeit gehabt, hätte er es auch getan! Es war ihm wichtig das sah ich ihm an, er wusste nur nicht „wie" er es mir mitteilen könnte!

    Wenn man im Leben die Chance hat seinen Mitmenschen etwas mitzuteilen aber es aus gewissen Gründen nicht tut, dann kann ich mir vorstellen das man innerlich zerspringt wenn man etwas mitteilen möchte aber es nicht mehr kann! Mein Onkel litt das sah ich und ich konnte nichts weiter tun als ihm die Hand zu halten wenn er unruhig wurde und ihm seine Medikamente zu geben wenn er unter Schmerzen litt. So ging es noch mehrere Wochen bis zu jenem Tag.

    „Señorita! Señorita kommen sie… kommen sie schnell… schnell es ist ihr Onkel… es ist grauenhaft „El Diabolo!"…!

    Nein der Teufel hatte nichts damit zu tun was ich im Zimmer meines Onkels sah! Er litt schon seit Längerem, an zunehmenden Kontraktionen seiner Gelenke. Manchmal war er so unförmig versteift das eine Grundpflege teilweise so erschwert war das ich nur das Nötigste verrichten konnte und das war viel zu wenig! Etwas helfen konnten da ein paar beruhigende Aufnahmen von Meeresklängen die ich im Hintergrund laufen ließ, Wal und Delphingesängen, sowie ein ätherisches Potpourri welches durch den Raum strömte und für ein entspannendes Klima sorgte. Zeitgleich einige behutsame Streichungen über die versteiften Gliedmaßen und die dünne, wie Pergament wirkende Haut meines Onkels. Damit hatte ich bereits bei meinen bisherigen Patienten sehr gute Erfahrungen gemacht! Dann massierte ich ihn behutsam und zeitweise konnte ich so seine Kontrakturen soweit lösen das ich die Grundpflege an Körper Bereichen durchführen konnte, an denen man sonst keinen Zugang fand! Nur das was ich an jenem Tag sah, war ein Bild das ich wohl nie wieder aus meinem Kopf bekommen werde, solange ich lebe! Mein Onkel lag zusammen gekrümmt in Fötus Stellung in seinem Bett, er bestand trotz allem was man für ihn tun konnte nur noch aus Haut und Knochen. Wir, der Arzt und ich hatten alles getan was möglich war, aber wenn es zu Ende geht, geht es zu Ende!

    Er zitterte am ganzen Leib und aus seinen Körperöffnungen rann langsam eine breiig grüne Flüssigkeit. Ich wusste was dies bedeutete und tat was ich tun musste. Ich säuberte ihn, hüllte ihn in ein frisches Leinentuch und rief den Arzt an.

    Während ich wartete setzte ich mich zu meinem Onkel ans Bett und streichelte seinen knorrigen Rücken. Ja er tat mir leid, aber ich konnte das Unausweichliche nicht verhindern. Ich blickte in seine Augen die mir noch so viel erzählen wollten, aber sein Körper ließ nicht mehr zu das ich es verstand. Ich erfaßte seine ineinander gekrallten Hände und hielt sie, wärmte sie, denn sie waren eiskalt. Er sah mich an und wieder spürte ich dass er versuchte mir eine Botschaft zu schicken, die mich nicht erreichte. Ich nahm all meinen Mut zusammen und sagte nur…

    „Es ist bald vorbei… Onkel Björn. Es ist bald vorbei!"

    Und das war es auch, er hatte aufgehört weiter anzukämpfen und sich seinem Schicksal ergeben. Er hatte solange gekämpft wie er konnte und ich gab alles was in meiner begrenzten Macht stand. Ich hielt noch immer seine klammen Hände in meinen, als der Arzt den Totenschein ausstellte!

    Mein Onkel war ein exzentrischer, verbitterter alter Mann, aber er war auch ein Mensch und er war in der Stunde seines Todes nicht alleine und er war in Würde gestorben!

    Auch diese Nachricht verbreitete sich in der Umgebung wie ein unbändiges Lauffeuer! Mitleid gab es nun wieder weniger und der Neid kam erneut zum Vorschein! Es kam mir so vor, als wenn über die Frage ob und wie viel er mir hinterlassen hätte im wahrsten Sinne des Wortes gewettet wurde! Dabei stand für mich außer Frage das ich etwas erben sollte!

    Was mit dem Anwesen geschehen würde und ob jemand wie „ich" überhaupt geeignet wäre, so weit weg der eigentlichen kalten und kargen Heimat, im sonnigen Süden, Fuß zu fassen, waren andere Spekulationen.

    Wie ich schon erwähnte, gab ich auf solch Gerede nichts! Warum sollte ich auch!? Wer viel hinter dem Rücken anderer über diesen redet, hat nicht viel mitzuteilen, außer dem immer deutlicher werdenden Umstand, dass man selbst gerne Derjenige wäre über den geredet werden sollte! In diesem Fall dann natürlich nur im positiven Sinne, bei dem man sich des Neides der Redenden gewiss sein konnte! Aber so war das überall, egal an welchem Ort der Welt! Und vermutlich, oder bessergesagt mit großer Wahrscheinlichkeit würde sich das auch nicht ändern, solange es Etwas gab über das man reden konnte, oder Anderen neidete!

    Mein Onkel wollte verbrannt werden und hatte bestimmt, das seine Asche ohne viel großes „Getue" mit aufkommendem Wind auf dem Meer verstreut werden sollte! Und so geschah es dann auch ganz nach seinem Willen! Lediglich Señor Javieros und die Haushälterin Maria waren anwesend als wir mit einem Boot hinaus aufs Meer fuhren um den Wunsch meines Onkels zu erfüllen!

    Das Erbe eines Exzentrikers

    Als ich in Señor Javieros Auto saß und von seiner Kanzlei in Alacant an der Küste der Costa Blanca entlang fuhr, gab es Momente in denen ich am liebsten laut aufgeschrien hätte! Was wollte mein Onkel mir in den letzten Tagen und Minuten vor seinem Tode noch sagen? Ging es darum weswegen ich nie etwas von meinem Vater über ihn erfahren habe? Warum hassten sie sich so sehr? Und warum hat mich mein Onkel zur Alleinerbin in seinem Testament eingesetzt, das er wie ich von Señor Javieros erfuhr, etwa ein halbes Jahr bevor er mich zu sich bestellte verfasst hatte!? Vielleicht lag die Antwort ja in diesem Lagerhaus das ich zuzüglich der Villa und einem mehr als stattlichen Geldbetrag geerbt hatte!

    „Sehen sie Señorita… das ist es… es ist nicht zu übersehen nicht wahr?! Ich sagte ja das ihr Onkel außergewöhnlich war!"

    Das war bei Weitem noch untertrieben was der Anwalt meinte. Ich hatte ein „Lagerhaus erwartet, so wie man es üblicher Weise kennt, wo man Dinge verstaut die zu Hause keinen Platz mehr fanden, oder für die man nicht wirklich eine Verwendung hatte, sich von ihnen aber auch nicht trennen oder wegschmeißen wollte. Das was ich vor mir sah sprengte jeglichen Rahmen von einem Lagerhaus! Es war vielmehr eine Lagerhalle in der Größe eines kleinen aber ausreichenden Fußballfeldes! Und der Satz „mit all seinem Inhalt verursachte bei mir Bauchschmerzen!

    „Möchten sie Señorita… oder soll ich vielleicht… für den Anfang? Sie sehen etwas blass aus… ist ihnen nicht gut?… Oh… verstehe! Sie glauben das sich in diesem Lagerhaus Unmengen an Trödel und Gerümpel verbirgt… nicht wahr?… Keine Angst Señorita… es ist zwar groß aber… das sollten sie lieber selbst sehen… kommen sie!"

    Die Worte des Anwaltes hatte ich gehört, aber sie sorgten nicht wirklich dafür dass dieses mulmige Gefühl in meinem Bauch weniger wurde.

    Wozu brauchte man eine derart große Halle, wenn man nicht Haufen weise Zeug hatte, um sie zu füllen! Sie passte auch so gar nicht zu dem übrigen Bild das die Landschaft bot. Sie war komplett aus Metall gebaut und stand direkt am Wasser. Wenn mich das schon verwundert hatte, so wurde alles ausgelöscht woran ich geglaubt hatte als die Tür aufging, die wie ich feststellen musste durch eine eindrucksvolle Alarmanlage gesichert war.

    Zuerst konnte ich gar nichts sagen und starrte nur ungläubig in das Innere, während Señor Javieros wie ein kleiner Schuljunge mit unglaublicher Faszination hinein ging und mir präsentierte was ich „noch" geerbte hatte!

    „Ist das nicht unglaublich Señorita? Das hätten sie bestimmt nicht erwartet oder? Tja was sie nun damit machen… ein Museum vielleicht… wenn sie eines finden das dieses verfluchte Ding haben will?… Wollen sie näher heran… gehen sie ruhig…!"

    „Das… das ist… ein… ein Schiff… ein Wrack… ein… was zur Hölle… das kann unmöglich ihr Ernst sein?! Ich meine wozu braucht man so etwas… es ist kaputt und das ist noch höflich ausgedrückt! Mein Onkel hat dieses Ding doch nicht etwa gebaut oder bauen lassen oder gefunden?! Also ich habe das Schlimmste erwartet… aber das hier ist noch schlimmer als das Schlimmste!…"

    Es war wirklich noch viel schlimmer als man erwarten konnte! Mitten in dieser Halle stand eingekeilt auf Holzstämmen das wohl heruntergekommenste Wrack eines Schiffes das man sich vorstellen konnte! Der Rumpf, abgesehen von einer Menge an Rissen und dem ein oder anderen Loch, war ansonsten erhalten.

    Ungleich große abgebrochene Stümpfe ragten daraus empor, das mußte wohl jeweils ein Mast gewesen sein. Die Planken waren verkrustet und schwarz. Ich wagte mich noch näher heran. Jemand hatte eine Art Steg angebracht mit deren Hilfe man auf dieses… Wrack herauf kam. Ich hatte keine Ahnung vom Schiffbau, aber ich mochte Schiffe das war eine stille Leidenschaft von mir. Wenn ich an einem Hafen war schaute ich mir gerne Welche an. Aber das hier war schon etwas Anderes. Irgendwie überkam mich eine Art Unbehagen.

    „Wann ist es abgebrannt und warum hat man es nicht… nun ja… da kann man doch nichts mehr machen oder? Dieses ganze Holz was hier in der Halle gestapelt ist und die Maschinen… man hat es wohl für unsinnig erklärt den Schaden zu beheben!…"

    „Machen sie sich nicht lustig über… dieses Schiff Señorita! Niemals dürfen sie…… es gibt da etwas das ich ihnen über dieses Schiff sagen muss!"

    Señor Javieros wurde etwas nervös, das sah ich ihm an. Er lockerte seine Krawatte und tupfte sich seine Stirn mit einem Taschentuch ab.

    „Sehen sie Señorita… die Sache ist folgendermaßen… Vor etwa 30 Jahren… da fanden drei Taucher im Süd- Fidschi- Becken in Richtung zur Nordinsel Neuseelands hin das Wrack eines Schiffes auf dem Meeresboden. Sie müssen wissen das es nicht herkömmliche Touristentaucher waren die sich tropische Fische oder Korallen aus der Nähe anschauen wollten. Es war ein Team aus drei Wissenschaftsstudenten die nach unentdeckten Schätzen jagten und fündig wurden!… Alle drei kamen aus vermögenden Familien und hatten Mittel zur Verfügung von denen man nur träumen kann! Aber es kam zu einem großen Streit und die Wege trennten sich… was ich damit sagen kann und will ist… Das was sie hier sehen… ist das besagte Wrack und ihr Onkel… das sagte ich ihnen ja schon bereits… setzte fast all sein Vermögen ein… um dieses Wrack hierher zu schaffen und…"

    „Warten sie mal… mein Onkel hat ein Wrack… „Dieses da.. hierher gebracht… vom Pazifischen Ozean ins Mittelmeer… hat sein Vermögen in „Das da gesteckt? Also als sie sagten mein Onkel wäre ungewöhnlich und exzentrisch… aber das glaub ich alles nicht! Welcher normale Mensch mit einem gesunden Menschenverstand tut so etwas? Das ist doch absurd! Ich meine… wenn man es hätte herrichten können… um irgendetwas damit anzufangen wäre das ja noch verständlich gewesen aber hier? Warum nicht an Ort und Stelle… das hätte auf jeden Fall Kosten gespart! Verstehen sie mich nicht falsch, es geht mir nicht um das Geld… die 7 Millionen die ich geerbt habe… die sind mehr als ich im Leben ausgeben könnte! Aber ich weiß nicht was ich sagen soll… verstehen sie mich richtig „ich will es nur verstehen!…

    „Das Señorita… ist etwas… wie soll ich sagen… Als ihr Onkel das Wrack erwarb… da… versuchte er schon zuerst etwas darüber in Erfahrung zu bringen und unternahm danach auch verschiedene Anläufe um es… restaurieren zu lassen aber… Sehen sie wir haben es hier mit einem Schiff… vermutlich aus der Mitte des 17. Jh. zutun das… in keinem Register auftaucht! Niemandem zu zuordnen ist und auch sonst nicht der üblichen Klasse entspricht! Sie vermuteten das es abgebrannte sei… nun… diese schwarze Kruste die sie das vermuten ließ ist nachweislich ein Gemisch aus tropische Baumharzen und Pech. Was sehr ungewöhnlich ist. Natürlich versiegelte man zur damaligen Zeit die Planken eines Schiffes… aber das hier ist eine Meisterleistung. Und noch etwas hat die Gutachter die ihr Vater beauftragt hatte… sagen wir mal aus der Fassung gebracht. Schauen sie her… sehen sie sich das an… Ich habe von diesem Ganzen Schiffszeug auch keine Ahnung aber… es war zu dieser Zeit nicht üblich so viele Vorrichtungen für Segel und Takelagen bei einem Schiff wie diesem anzubringen. Es war ursprünglich mit Sicherheit ein Segelschiff das nicht allzu viele aber dennoch genügend Knoten machte. Aber bei diesem Schiff hier… hat jemand gehörig Hand angelegt… um es mal mit aller Bescheidenheit zu formulieren! Jemand gab sich wirklich alle Mühe aus einem ohnehin schon schnellem Schiff ein unglaublich „schnelles Segelschiff zu machen… mit einer extra Versiegelung der Bordwände!

    „Ja und? Was ist daran so ungewöhnlich… das sich jemand um sein Schiff kümmert um ein bißchen schneller von A nach B zu kommen? Das hat doch wohl Jeder gemacht oder?"

    „Eben nicht… nicht im 17. Jh. und nicht auf diese Weise! Natürlich versuchte man schnellere und größere Schiffe zu bauen aber… bei so einem? Die ersten Klipper wurden etwa Mitte des 18. Jh. gebaut und erreichten eine Geschwindigkeit bis zu 14 Knoten und mehr… Das war Bahnbrechend für diese Zeit, das war das Nonplusultra! Aber dieses Schiff hier fuhr ein Jahrhundert früher durch die Weltmeere… warum hätte jemand so ein Schiff derartig schnell machen wollen? „Um schneller nach Hause zu kommen wenn man beim Fischen war? Weiß ich doch nicht und es ist mir ehrlich gesagt auch egal ich habe noch nie über… „Señorita… überlegen sie genau… welche Art von Menschen könnten ein berechtigtes Interesse daran gehabt haben das ihr Schiff zu dieser Zeit unglaublich schnell wird… schneller als die Anderen zu jener Zeit. Es ist im Vergleich zu anderen kleiner… wendiger… schneller?… Überlegen sie die Zeit Señorita!… Das war die Zeit von Piraten!…"

    „Piraten!? Der Karibik womöglich? Also was immer in meinem Onkel vorgegangen ist! Ich glaube nicht das er so dumm war ein über 400 Jahre altes Piratenschiff in einer Blechhalle in Spanien zu bunkern… zudem noch eine Menge Holz und Maschinen dazu tut und… Also wenn man so viel Geld in etwas investiert dann… „Genau das ist der springende Punkt Señorita Megan! Das Schiff ist erst seit wenigen Jahren hier und ihr Onkel hat mehrere Versuche unternommen um dieses Schiff wieder… restaurieren zu lassen und seetauglich zu machen aber… und das ist vielleicht etwas… wie soll ich sagen… unnatürlich… bzw. übernatürlich denn… jedes Mal wenn dieses Schiff versucht wurde wieder herzurichten dann… fiel es über Nacht in den ursprünglichen Zustand zurück den sie hier vor sich sehen… das passierte im ganzen viermal und deshalb beschloß ihr Onkel es hierher zu bringen da er befürchtete… solange es sich im Pazifik befände oder dessen Nähe würde es… nun ja mit einem… Fluch?…

    Ich lachte laut auf und versuchte meine Blase unter Kontrolle zu halten. Das war das Lächerlichste das ich seit Jahren gehört hatte und dann auch noch von einem Juristen! Das musste ein Zugabe Scherz von meinem Onkel sein, der nur leider nicht mehr meine Reaktion mitbekam! Da stand ein Jurist vor mir, vor einem Schiffswrack, von dem er behauptete es wäre ein Piratenschiff gewesen. Und nicht nur das, es wäre auch noch ein „superschnelles! Und damit die Zugabe nicht ausbleibt ist es angeblich auch noch „Verflucht! Und wer bitte schön soll das glauben? Dass mein Onkel eigenartig war das war bekannt, aber sich so einen Kitsch auszudenken um nach dem Tod noch für einen Lacher zu sorgen, das hatte schon etwas! Für meinen Teil war die Besichtigung jedenfalls beendet! Jeder hatte seinen Spaß gehabt und ich wollte wieder zurück nach Hause in die Villa. Mir war gar nicht bewußt, auf der anderen Seite wie denn auch, das mein Onkel auch ein Komiker war, denn von Komik habe ich in den letzten 1 ½ Jahren nichts zu spüren bekommen. Wie dem auch sei, vielleicht wollte er dass ich ihn nicht nur als das ansah, wie er sich gegeben hatte, als wir uns kennenlernten!

    Jeglicher Versuch des Anwalts noch einmal während der Rückfahrt mit mir darüber zu reden blockte ich ab. Ich wollte nicht dass er mir vielleicht noch von einem unruhigen „Geist" in der Villa erzählte!

    Eine Woche später, seit dieser merkwürdigen Besichtigung und noch immer grübelte ich darüber nach was ich jetzt machen sollte. Meine Mutter hatte bei unserem letzten Telefonat in dem Moment aufgelegt als ich das Schiff auch nur erwähnte und das stachelte mich jetzt an. Ich ging in das alte Arbeitszimmer meines Onkels um in seinen Unterlagen nach irgendetwas zu suchen was mir helfen könnte, endlich zu verstehen was zwischen ihm und meinen Eltern vorgefallen war und was dieses dämliche Wrack damit zu tun hatte. Ich nahm mir alles vor. Jeden Schrank, jede Schublade, jeden noch so kleinen Schnipsel den ich finden konnte. Aber meine Suche war vergebens! Bis auf die Tatsache das ich Einsicht in die Vermögensverhältnisse meines Onkels bekam, zumindest laut dem Schreiben seines Steuerberaters, der mich auch schon kontaktiert hatte um zu erfahren wie er und ob er für mich tätig werden könnte. Ich hatte vorerst höflich abgelehnt! Javieros würde sich schon darum kümmern! Das Arbeitszimmer brachte mich jedenfalls nicht weiter, es war wie jedes andere Zimmer auch! Es gab nicht einmal einen Hinweis darauf dass mein Onkel ein Schiffswrack erworben hatte, keine Dokumente oder Urkunden. Es wurde nur auf den Steuerunterlagen erwähnt das er eine Lagerhalle unterhielt wo einmal pro Woche ein privater Wachdienst nach dem Rechten sah. Vielleicht konnte mir ja von denen einer etwas Genaueres sagen! Laut Plan wäre wieder ein neuer Rundgang vorgesehen, was ich mir dann auch Telephonisch bestätigen ließ. Schließlich hatte ich keine Lust umsonst ewig lang bis dort hinaus zu fahren! Das war eine Hoffnung die ich hegte, die andere lag im Schlafzimmer meines Onkels!

    Das glaubte ich jedenfalls, denn er verbrachte dort so viel Zeit das er bestimmt auch Unterlagen dort in einem der Schränke untergebracht hatte. Doch wie sich herausstellte war die Haushälterin eine äußerst abergläubische Frau, denn sie hatte das Schlafzimmer meines Onkels bereits geräumt, ohne mich davon in Kenntnis zu setzen. Sie hatte keine bösen Absichten gehabt bei dem was sie tat, das wusste ich. Sie war nur der festen Überzeugung das wenn jemand im Zimmer eines Hauses starb, müßte man dieses reinigen und wieder neu einrichten, damit der neue Besitzer des Hauses, in diesem Fall ich, ohne „böse Geister" wie sie es versuchte mir zu erklären, in dem Haus leben konnte. Die Sachen aus dem Zimmer meines Onkels hatte sie im Keller der Villa eingelagert. Zuerst war ich schon ein bißchen sauer auf ihre so abergläubische Handlungsweise, konnte sie aber in Anbetracht ihrer Herkunft schon ein wenig verstehen.

    Und da stand ich nun, in dem Raum in dem ich die letzte gefühlte Ewigkeit meinen totkranken Onkel gepflegt hatte und eine leise Dankbarkeit gegenüber der übereifrigen Haushälterin machte sich breit. Nichts erinnerte mehr an das Szenario das ich nicht mehr aus meinem Gedächtnis streichen konnte! Das Zimmer wirkte jetzt viel größer obwohl es nie wirklich klein war. Aber ohne die Schränke und Kommoden, den schweren Vorhängen, den medizinischen Utensilien, wirkte es hell und freundlich! Das einzige was dort noch an einer Wand stand, war das große antik wirkende Bett meines Onkels, allerdings ohne Matratzen und Bettwäsche. Sie war wirklich gründlich gewesen, denn es roch auch im Raum nicht mehr nach Desinfektionsmitteln, sondern er war erfüllt von einem frischen blumigen Duft. Auch eine Tür hatte das Zimmer wieder bekommen, bessergesagt die ursprüngliche Tür war wieder eingesetzt worden. Allerdings fiel mir auf, das bei der Säuberungsaktion das Bett beschädigt worden war, dachte ich zumindest und ärgerte mich ein wenig, bis ich es mir genauer ansah. An der rechten Bettseite waren Kratzer und Risse, aber die konnten unmöglich von einem vorbeigetragenem Möbelstück stammen. Noch näher betrachtet ergaben diese Risse ein Muster, das akkurat ein Rechteck ergab. Das war schon ungewöhnlich, aber ich hatte ja auch einen ungewöhnlichen Onkel gehabt.

    Nach langem Betrachten und herum Tüfteln erkannte ich es dann aber schließlich. Es war ein geheimes Fach in dem Bett versteckt, eine Schublade die sich nur durch einen kleinen Riegel an der Unterseite des Rahmens öffnen ließ, den ich erst nach einigem herumtasten an der Unterseite des Rahmens fand! Und als diese aufsprang, war ich endlich am Ziel meiner Suche angekommen! Im Inneren lagen verschiedene Dokumente, Zeitungsartikel, Urkunden und ein komisches Stoffbündel. Mein Spanisch war mittlerer Weile gerade soweit tauglich das ich die Wörter zum Teil lesen und übersetzen konnte aber da fehlten noch die Zusammenhänge und so nahm ich mir zunächst die Zeitungsausschnitte vor, die in englischer Sprache verfasst waren.

    In Denen ging um einen Taucherfund im Pazifischen Ozean einige Seemeilen entfernt von der Neuseeländischen Nord- Küste. Ein privatfinanziertes Forschungsteam das aus drei Studenten zwei junge Männer und einer jungen Frau bestand, hatte eine unglaubliche Entdeckung gemacht und ein nicht mehr ganz vollständig erhaltenes Schiffswrack auf dem Meeresboden entdeckt. Da es jedoch keinen Namen trug und es somit auch in keinem Register verzeichnet war, war dieser Fund nicht so spektakulär wie man es zuerst angenommen hatte. Es gab nichts an Bord was nicht nur aus historischer und kultureller Sichtweise interessant gewesen wäre! An eine behördliche Bergung von geschichtlichem Interesse war daher nicht zu denken.

    Ein anderer Artikel handelte von einem Unglück das sich bei, bessergesagt wenige Tage nach dem Fund des Wracks ereignete. Einer der Studenten ertrank bei dem Versuch etwas aus dem Wrack bergen zu wollen, obwohl es eigentlich nichts von wert zu bergen gab. Es war ziemlich mysteriös gewesen warum der Mann hinunter tauchte. Es handelte sich um den Verlobten der beteiligten jungen Frau, die darauf einige Zeit in einer Klinik wegen einer schweren Depression behandelt werden musste. Sie kehrte nach ihrer Genesung in ihr Heimatland Frankreich zurück! Der letzte Artikel mit Foto beschrieb die unglaublichste Bergung eines alten Schiffes an dem offensichtlich niemand Interesse zeigte, als Derjenige, der ein Vermögen ausgab um es vom Meeresboden heraufzuholen. Dabei half ihm sein Bruder der eigens dafür um die halbe Welt gereist war.

    Auf dem Foto, das nicht die beste Qualität besaß und auch schon leicht vergilbt war, erkannte ich ganz deutlich meinen Vater und meinen Onkel. Das war also die Verbindung! Aber warum reagierte mein Vater so ablehnend, warum hatte er seinen Bruder aus seinem Leben gestrichen, er haßte ihn sosehr das er mir nicht einmal von seiner Existenz erzählt hatte!

    Was meine Mutter betraf, so vermutete ich, wahrscheinlich auch richtig, dass sie die Studentin war von der in dem Artikel berichtet wurde. Deshalb also ihre Traurigkeit. Mein Gott sie hatte ihren Verlobten verloren, wegen einem Schiffswrack, das muss schwer zu ertragen gewesen sein! Und dann lernt sie ausgerechnet den Bruder von dem Mann kennen, den sie vielleicht auch ein bißchen für den Tod ihres Verlobten verantwortlich gemacht hat! Sie verliebt sich und heiratet ihn. Das ist Einerseits romantisch und tragisch zugleich! Nur der Haß meines Vaters ergab für mich noch keinen Sinn und leider konnte ich meinen Onkel nicht mehr dazu befragen und mein Vater redete nicht mehr mit mir, seit ich beschlossen hatte meinem Onkel zu helfen!

    Die Dokumente so konnte ich nur vermuten handelten von Bergungsrechten und dergleichen. Da waren auch Urkunden dabei und Verträge aus unterschiedlichen Ländern. All das sagte mir nichts, aber ich würde Señor Javieros den Anwalt danach fragen was sie zu bedeuten haben. Mit Sicherheit wusste er mehr als er mir bisher gesagt hatte!

    Da war aber auch noch dieses Stoffbündel, das aussah, als hätte es erst eine Zeitlang im Feuchten gelegen und wäre dann zum Trocknen starker Hitze ausgeliefert worden. Es war an den Rändern so verklebt, dass ich Mühe hatte es auseinander zu bekommen. Irgendetwas Schweres lag darin eingewickelt das konnte ich spüren. Ich hätte es aufreißen oder zerschneiden können, aber da war so ein merkwürdiges Gefühl das mich davon abhielt! Eingewickelt in diesem „Tuch das zerschlissen war und Verkrustungen sowie grob abgekratzte Reste von Muscheln aufwies, lag eine Goldplatte. Ein wenig länger als die Größe eines länglichen Briefumschlages und etwa einen halben Zentimeter dick, darauf war aufwendig verziert ein Schriftzug eingraviert, bessergesagt kunstvoll geritzt worden. „Starflyer

    Hieß so das Wrack das angeblich keinen Namen hatte? Starflyer? Aber die Namen von Schiffen waren immer am Rumpf angebracht, das war schon immer so. Und dieses Schild, war dafür einfach zu klein. Ich würde schon noch herausfinden was es damit auf sich hatte, spätestens wenn ich wieder zur Halle hinaus fuhr!

    Für den Anfang hatte ich genug erfahren und freute mich auf ein richtig gutes Abendessen von Maria der Haushälterin meines Onkels. Ich hatte noch keine Ahnung wie alles weiter gehen würde und sie anscheinend auch nicht! Daher blieb sie und führte nun unter meiner Flagge den Haushalt weiter!

    In der Küche war sie ein Magier und zauberte die leckersten Gerichte die, die spanische traditionelle Küche zu bieten hatte! Aber mir war auch nicht entgangen das sich bei dem Aufwand was das Essen betraf, einiges seit dem Tod meines Onkels verändert hatte! Ich möchte Maria keinesfalls so einfach kritisieren, nur das ich das gleich klarstelle! Schließlich war sie bereits seit vielen Jahren im Haushalt meines Onkels. Und ich glaube das sein Tod bei ihr eine Lücke hinterlassen hat die ich nicht im Stande sein würde zu füllen!

    Wie gesagt das Essen war weiterhin sehr schmackhaft, aber es fehlte diese Liebe und Raffinesse wie ich sie vorher von ihr gewohnt war!

    Aber ich legte eh nicht viel Wert auf Besonderheiten was das Essen betraf. Es reichte mir wenn es schmeckte und ich satt wurde. Es wäre aus meiner Sicht nicht angebracht gewesen von Maria zu verlangen, das sie mich bekochte als wäre ich selbst auch etwas Besonderes!

    Sie tat schon genug um das Haus sauber zu halten und das übrige Personal zu delegieren! Ich ließ ihr diese Position und Stellung den Anderen gegenüber. Schließlich war sie mit den Abläufen und deren Tätigkeiten besser vertraut als ich! Soviel Personal war es ja auch nicht. Aber warum sollte ich mich in ein seit Jahren bestehendes System einmischen?

    Gäste und Gastlichkeit

    Die Sonne bretterte an der Costa Blanca, wie ich es seit meinem Eintreffen vor fast zwei Jahren, hier nie zuvor erlebt hatte. Wenn man sonst Einheimischen oder Scharen von Touristen begegnete, die sich zum Strand aufmachten, oder durch die Landschaft flanierten, so stellte ich fest das nun mein Weg von einer Ruhe und Stille gesäumt war, wie man sie selten in einer Region wahrnimmt, die vom Tourismus lebte! Ich bin ehrlich! Wenn ich geahnt hätte was mich für eine Hitzewelle erwischen würde, ich wäre in den Keller der Villa gezogen um dort den Tag zu verbringen. Aber ich saß am heißesten Tag in der Geschichte der Region, so hieß es zumindest im Radio, wo man bereits aufgehört hatte Sommerhits zu spielen und es witzig fand „Let is Snow zu spielen, in einem klapprigen alten Wagen dessen ursprüngliche Bauart man nicht mehr bestimmen konnte! Ich hatte ihn mir von dem Sohn „meiner Haushälterin ausgeliehen, da ich noch nicht dazu gekommen war mir ein eigenes Auto anzuschaffen und auch nicht wusste ob dies notwendig sein würde.

    Es gab keine Klimaanlage, nicht einmal einen Miniventilator den man in die Vorrichtung des Zigarettenanzünders stecken konnte. Den gab es natürlich und das Radio, der Einzige Luxus in der zusammengeklempnerten Todesfalle. Aber warum sollte ich mich beschweren, ich hätte mich ja selbst kümmern können, ein besseres Auto zu bekommen!

    Mein Onkel jedenfalls hielt nicht sonderlich viel von Autos, er besaß nicht ein einziges. Wenn er irgendwo hin wollte ließ er sich fahren, meistens von seiner Haushälterin oder ihrem Sohn. Kaum zu glauben das er dies all die Jahre so praktizierte. Für mich wäre das undenkbar! Ich mag es unabhängig von anderen zu sein. Wann und wie ich es will etwas zu erkunden oder Besorgungen zu machen.

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