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Kreativ fotografieren mit Nikon D600 (Nikonians Press)
Kreativ fotografieren mit Nikon D600 (Nikonians Press)
Kreativ fotografieren mit Nikon D600 (Nikonians Press)
eBook754 Seiten3 Stunden

Kreativ fotografieren mit Nikon D600 (Nikonians Press)

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Über dieses E-Book

Kreativ fotografieren mit der D600' bietet den Einstieg in das Fotografieren mit der neuen Vollformatkamera von Nikon. Das Buch von Markus Wäger bringt die drei wesentlichen Aspekte des Fotografierens mit der D600 (Kamerafunktionen, fotografische Grundlagen, Anwendungen) zusammen und 'auf den Punkt'. Es zeigt, wie man die Nikon D600 im fotografischen Alltag richtig einsetzt, wie man damit die bestmögliche Qualität erzielt und welche kreativen Möglichkeiten die Kamera bietet.Das Buch erscheint in der Reihe 'Nikonians Press', die von der weltweit größten Nikon-User-Community 'Nikonians.org' herausgegeben wird. Buchkäufer erhalten einen 50% Rabatt auf die Gold-Mitgliedschaft bei Nikonians.org.
SpracheDeutsch
Herausgeberdpunkt.verlag
Erscheinungsdatum2. Apr. 2013
ISBN9783864912764
Kreativ fotografieren mit Nikon D600 (Nikonians Press)

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    Buchvorschau

    Kreativ fotografieren mit Nikon D600 (Nikonians Press) - Markus Wäger

    Vorwort der Vor-Leser

    Ein Standardwerk für neugierige D600-Fotografen

    Als Betreiber der Foto-Community canikon.de kennen wir die Problemchen und Wünsche der DSLR-Benutzer gut. Es gibt diejenigen, die die Kameratechnik in- und auswendig beherrschen, die Funktion jedes Knöpfchens genau kennen, aber nicht in der Lage sind, dieses Wissen in kreative Bilder umzusetzen; dann gibt es die, die vor dem geistigen Auge ein wundervolles Bild haben, aber es technisch nicht umgesetzt bekommen; und schließlich jene, die zwar eine tolle Kamera besitzen, aber eigentlich nicht viel Ahnung davon haben, was man damit alles anstellen könnte. Markus Wäger schafft es in diesem Buch, all diese Typen abzuholen.

    Es geht viel um Technik und Theorie. Aber besonders geht es Markus Wäger um das Bild. Er führt ohne unnötiges Fachchinesisch durch komplizierteste Zusammenhänge und versteht es dabei immer wieder, den Leser zu animieren, das Gelernte mit der Kamera in der Hand selbst auszuprobieren. Dabei ist das Buch so geschrieben, dass das Lesen jederzeit Spaß macht.

    Erstaunt hat mich, dass auch mehr als oberflächlich in die Blitztechnik eingestiegen wird. Somit wird dieses Buch zum idealen Standardwerk für neugierige D600-Fotografen (und eigentlich nicht nur für die). In einem Rutsch durchlesen kann man das Buch allerdings nicht. Markus Wäger schafft es, so viel Lust aufs Fotografieren zu machen, dass man immer wieder aufspringt, um das gerade Gelesene praktisch umzusetzen.

    Ein Buch, bei dem Autor und Verlag der Inhalt offensichtlich wichtiger war, als nach Erscheinen der Kamera die Ersten im Verkaufsregal der Buchhandlungen zu sein.

    Mark Kujath, canikon.de

    Den Wolf aus dem Schafspelz herausholen

    Durch unser Viertel und an unserem Haus vorbei gehen viele Menschen spazieren. Manche davon führen ihren Hund Gassi, andere ihre Kamera. Lassen locker die Profi-Nikon an der Schlaufe baumeln und reden dabei mehr als sie fotografieren. Tragen ihre Kamera wie ein Prestigeobjekt, mit dem man zufälligerweise auch fotografieren kann. Manchmal nehmen sie sie dann gelangweilt ans Auge und machen ein Foto – einfach von dort, wo sie gerade stehen.

    Die D600 ist keine Kamera, die solche Nutzer verdient hat. Sie ist kein bulliges Prestigeobjekt, sondern die kleinste DSLR mit Vollformatsensor. Doch sie hat es in sich und muss sich von der Bildqualität und den Möglichkeiten her nicht vor den großen Profi-Kameras verstecken.

    Um aus dieser Kamera im Schafspelz das Beste herauszuholen, ist das Buch von Markus Wäger der perfekte Begleiter. Es erklärt nicht einfach nur Knopf für Knopf die Funktionen der D600, sondern vor allem das, worum es wirklich geht: wie man tolle Fotos mit ihr macht.

    Sam Jost, radeldudel.de

    Vorwort des Autors

    Das Buch, das ich mir selbst gewünscht hätte

    Zunächst möchte ich mich bei Mark Kujath und Sam Jost bedanken, die mein Buch vorab lasen, mit wichtigen Hinweisen einige Verbesserungen anregten und ihren Eindruck in einem kurzen Vorwort für Sie und für mich zusammenfassten.

    Als ich begann, mich intensiver mit Fotografie zu befassen, und mir eine erste eigene (analoge) Spiegelreflexkamera kaufte, wollte ich natürlich wissen, wie man aus dem Apparat das Beste herausholt. Ich wollte nicht einfach draufhalten und abdrücken. Ich wollte die Möglichkeiten verstehen, um sie kreativ einsetzen zu können. Deshalb ließ ich mir beim Fotohändler gleich einmal ein Buch zur Kamera mit einpacken und besorgte mir beim Buchhändler eine Fotoschule. Das Buch zur Kamera hat mich enttäuscht, denn ich fand lediglich den Inhalt des Herstellerhandbuchs auf andere Art noch einmal beschrieben. Gewünscht hätte ich mir, dass es nicht nur erklärt, was ich einstellen kann, sondern auch und vor allem, wie ich die Einstellungen in der Praxis anwende.

    Die Fotoschule erklärte mir mehr zu den Hintergründen: Welche Arten von Kameras es gibt – von der Kompakten bis zum Großformat –, was Weitwinkel, Normalobjektiv und Teleobjektiv bedeutet, wie die Blende funktioniert und welche Auswirkungen sie hat und so weiter. Theoretisch verstand ich das meiste. Aber wie wendet man dieses Wissen in der Praxis an? Antworten waren eher Andeutungen als Anleitungen.

    Um zu lernen, stellte ich mich mit Notizblock und Kamera in die Landschaft, machte Testaufnahmen (von denen analog natürlich jede einzelne Geld kostete), notierte mir, mit welchen Einstellungen ich welche Aufnahmen gemacht hatte, und trug den Film zum Servicelabor zur Entwicklung. Wenn ich dann die fertigen Aufnahmen anhand meiner Notizen analysierte, konnte ich oft gar keinen Unterschied entdecken, ob eine Landschaft zum Beispiel mit offener oder geschlossener Blende fotografiert worden war – sofern ich überhaupt noch herausfand, zu welcher Aufnahme welche Notiz gehörte. Heute verstehe ich, weshalb das so war.

    Da ich damals zwar theoretisch viel verstanden zu haben glaubte, die Resultate aber trotzdem weit unter meinen Erwartungen blieben, ist mir die Lust am kreativen Fotografieren wieder vergangen – meist waren Aufnahmen, die ich bewusst zu fotografieren versucht hatte, auch nicht besser als jene, bei denen ich nur draufgehalten und abgedrückt hatte. Als Grafikdesigner, was mein Hauptberuf ist, hast du täglich mit perfekten Aufnahmen von Vollprofis zu tun, bearbeitest daran in Photoshop oft kleinste Details und weißt genau, wie qualitativ hochwertige Fotos aussehen.

    In meiner Eigenschaft als Bildbearbeitungsexperte begann ich vor einigen Jahren Photoshop zu unterrichten, eine Software, mit der mittlerweile alle Fotografen arbeiten – zunehmend auch im Hobbybereich. Dementsprechend oft wurde ich mit Fragen zur Fotografie konfrontiert, was mich zur intensiveren Auseinandersetzung mit der Fotografie zurückführte. Nach wie vor Autodidakt, ging ich wieder zum Buchhändler und suchte nach Praxisbüchern zur digitalen Fotografie und sammelte Bücher über Natur-, Porträt-, Landschafts- und Makrofotografie in meinen Bücherregalen. Hier fand ich zwar eine mehr oder weniger große Anzahl mehr oder weniger hilfreicher Tipps für die Praxis und viele schöne Beispielbilder mit Angaben dazu, mit welchen Einstellungen sie aufgenommen worden waren. Doch fast alle Werke gingen davon aus, dass der Leser weiß, weshalb die Einstellungen wie angegeben vorgenommen worden waren. Ich war als Leser einmal mehr gefordert, die Verbindung zwischen Theorie (Fotoschule) und Praxis (Praxisbuch) weitgehend selbst herzustellen.

    Das Buch, das mich als einzelnes Werk in meiner fotografischen Entwicklung am weitesten vorangebracht hat, war »Das digitale Fotografie-Buch« (Band 1) von Scott Kelby. Es ist voll darauf ausgerichtet, dem Leser zu erklären: Wenn du das und das machen willst, mach es so und so. Zwar schlägt es auch keine Brücke zwischen Theorie und Praxis, aber es war das praxisrelevanteste Buch, das ich bis dahin über Fotografie gelesen hatte.

    Das Buch, das mich insgesamt am weitesten voranbrachte, ist das Buch, das ich über die Nikon D700 schrieb. Es heißt ja: »Wenn du ein Thema wirklich verstehen willst, schreib ein Buch darüber«. Und es ist tatsächlich so: Du musst eine Sache wirklich vollständig erfassen, um sie anderen verständlich und greifbar erklären zu können.

    Meine Tätigkeit als Seminarleiter und mein Buch über die D700 führten dazu, dass vermehrt Anfragen bezüglich Fotokurse an mich herangetragen wurden. Ich begann also, in kleinen Seminaren Fotografie zu unterrichten. Da es mir nach meiner persönlichen Erfahrung als Autodidakt vor allem wichtig war, die Didaktik für diese Kurse so gestalten, dass sie eine möglichst leicht nachvollziehbare Brücke zwischen Theorie und Praxis baut, begann ich an einem entsprechenden Konzept zu feilen. In dessen Mittelpunkt standen schon bald die Fragen: Wie funktioniert Fotografie? Geht man raus, definiert Brennweite und Blende und überlegt dann, was für ein Motiv man damit aufnehmen könnte? Oder geht es nicht vielmehr darum, ein Motiv vor Augen zu haben und zu entscheiden, mit welchen Werkzeugen und Funktionen man es am spannendsten fotografieren kann? Diese Fragestellung war die Initialzündung für ein Konzept, das ich heute »Vier Schritte zum Bild« nenne.

    Im Verlauf meiner Fotoseminare wurde ich natürlich auch um Buchtipps gebeten. Allerdings war mir kein einzelnes Werk bekannt, das mir in der Lage schien, Autodidakten das komplexe Thema im Stück näherzubringen. Es hätte schon ein kleiner Stapel sein müssen: Kelbys »Das Digitale Fotografie-Buch« für die Praxis, »Der große humboldt Fotolehrgang« von Tom! Striewisch für die Theorie, Harald Mantes »Das Foto« für die Bildgestaltung und Joe McNallys »Hot Shoe Diarys« für die Begeisterung für das Blitzen. Eine Seminarteilnehmerin fragte mich dann eines Tages, weshalb nicht ich das fehlende Buch schreibe. Also begann ich, an »Kreativ fotografieren – Digitalfotografie verständlich erklärt« zu arbeiten, das ich dann bei »Books on Demand« selbst veröffentlichte.

    Als sich die Gerüchte über eine D600 verdichteten, meldete sich der Wunsch, die ideale Fotoschule zu schreiben: eine Fotoschule, die dem Fotografen die Praxis kreativer Fotografie anhand seiner Kamera erklärt. Die D600 stand auf meinem eigenen Radar, neben der D700 meine zweite Kamera zu werden. Also machte ich mich auf die Suche nach einem Verlag, der an einer Fotoschule zur D600 interessiert ist – wohl wissend, dass ein solches Konzept von der Vorstellung, wie ein »Buch zur Kamera« konzipiert sein sollte, abweicht und damit vielleicht ein gewisses Risiko darstellt. Ich bin froh, dass ich diesen Verlag gefunden habe.

    Dieses Buch ist also kein klassisches »Buch zur Kamera«. Mir geht es nicht darum, den kompletten Umfang des ausgezeichneten Nikon-Handbuchs unterhaltsamer aufbereitet, ergänzt und vertieft zu wiederholen. Wer in diese Richtung sucht, wird mit anderen Werken sicher glücklicher werden. Mir geht es darum, ambitionierten Hobbyfotografen und Autodidakten ein Werk vorzulegen, das ihnen hilft, mit der D600 kreativ gestaltete Bilder aufzunehmen.

    Die D600 ist eine Consumer-Kamera, allerdings zu einem Preis, den die wenigsten für die erste DSLR ausgeben werden. Einerseits sagt mir das, dass ich als Leser eher Autodidakten als ausgebildete Berufsfotografen voraussetzen darf. Es sagt mir auch, dass Sie, lieber Leser, bereits Erfahrung haben und dass Sie vieles, was ich auf den kommenden Seiten erkläre, bereits wissen. Ich bin aber sicher, dass ich einige Löcher, die wohl alle Autodidakten in ihrem Know-how haben dürften, füllen kann.

    Wie wohl die meisten D600-Benutzer bin ich Fotograf, kein Filmer. Deshalb habe ich das Thema Video ausgeklammert. Ich konzentriere mich also auf das, was mir an der D600 wichtig ist, und versuche dies dafür in ausreichender Tiefe zu beschreiben. Am Ende hoffe ich, dass Sie durch dieses Buch mit der D600 nicht nur bessere Fotos machen, weil sie eine besonders gute Kamera ist, sondern auch, weil Sie Fotografie besser verstanden haben.

    Markus Wäger, Februar 2013

    Objektiv: Nikkor 24–70 mm ƒ2.8; Brennweite: 70 mm; Blende: ƒ2.8; Empfindlichkeit: ISO 400; Verschlusszeit: 1/250 s

    1 D600: Charakter und Vorbereitungen

    Eine Kamera muss zum Fotografen passen – zu seiner Art zu fotografieren und seinen bevorzugten Motiven. Bei der D600 hatte ich sofort das Gefühl, dass sie perfekt zu mir passt. Erstens, weil sie exzellente Abbildungseigenschaften aufweist, und zweitens, weil sie professionelles Handling in einem kompakten, aber dennoch widerstandsfähigen und nicht zu kleinen Gehäuse, bietet.

    Mein Blickwinkel

    Als Grafikdesigner arbeitete ich mit Bildern von Vollprofis und Topfotografen, lange bevor ich mich selbst intensiv mit Fotografie befasste. Qualität und Professionalität von Aufnahmen beurteilen zu können gehört für den Grafiker zum Berufsalltag. Als professioneller Bildbearbeiter gewinnst du einen präzisen Blick für Abbildungs- und Wiedergabedetails, die dem Laien und Amateur entgehen. Wahrscheinlich liegt es an diesem Hintergrund, dass ich mit den Grenzen der Abbildungsqualität von Kompaktkameras und Einsteiger-DSLRs oft nicht ausreichend glücklich werde.

    Obwohl ich immer betone – und immer dabei bleiben werde –, dass nicht die Kamera das Bild macht, sondern derjenige, der sie bedient, kann wohl kein erfahrener Fotograf leugnen, dass eine hochwertige Ausrüstung guten Aufnahmen eine Brillanz verleiht, die mit einfacheren Geräten nicht zu erreichen ist. Allerdings möchte ich davor warnen zu erwarten, dass die teurere Kamera automatisch zu besseren Aufnahmen führt. Ich habe Fotografen gesehen, die aus einfachen Geräten umwerfende Bilder herausholen – selbst aus Mobiltelefonen –, und Fotografen, die mit einer Topausrüstung durch die Gegend marschieren und bestenfalls einmal einen akzeptablen Glückstreffer landen. Fotografie besteht eben doch aus 90 % Kreativität und gekonnter Umsetzung und lediglich etwa 10 % technischer Finesse des Equipments.

    Ich werde Ihnen auf den kommenden Seiten viele Tipps rund um die Arbeit mit der D600 geben. Vieles davon würden andere Fotografen wohl genau so empfehlen. Manches aber werden andere anders sehen. Die Art, wie ein Fotograf arbeitet, hängt vor allem von den Themen ab, die er bevorzugt fotografiert, und von seiner generellen Herangehensweise. Ich würde mich selbst als leidenschaftlichen Fotografen bezeichnen, der möglichst viel fotografieren will. Ich mag weder langwierige Vorbereitungen für Foto-Shootings noch endloses Postprocessing¹ am Computer. Das braucht alles nur Zeit, die ich lieber hinter der Kamera verbringe.

    Zu meinen bevorzugten Motiven gehören Menschen. Statt umfangreicher Organisation und Planung bevorzuge ich eine offene und spontane Arbeitsweise. Normalerweise beschreibe ich meinen Modellen grob ein paar Ideen, die mir für ein Shooting im Kopf herumschwirren, und schaue, ob etwas dabei ist, mit dem sie sich anfreunden können. Wenn nicht, höre ich mir ihre Ideen und Styling-Vorschläge an und überlege mir eine passende Location dazu.

    Ich arbeite am liebsten alleine – einmal vom Modell abgesehen. Ich weiß sehr wohl um den Wert von Stylisten, Visagisten und Assistenten, dennoch bevorzuge ich es, unabhängig von Dritten zu sein. Bei der Wahl und der Einstellung von Szenen gehe ich ebenfalls spontan und intuitiv vor. So wie ich dem Modell nur wenig vorgebe und einfach schaue, was sich ergibt und in welche Richtung es sich entwickelt, so plane ich auch die Szene, die Einstellungen und die Lichtführung nicht strategisch voraus. Es ist eher so, dass ich mich an die passenden Einstellungen herantaste. Obwohl ich intuitiv und spontan arbeite, bin ich andererseits doch eine Art Kontroll-Freak. Ich gebe nur ungern Kontrolle an die Automatiken einer Kamera ab, sondern bevorzuge in den meisten Bereichen manuelle Einstellungen, die ich kontrolliere – beim Belichtungsmodus ebenso wie beim Weißabgleich und bei der Blitzsteuerung.

    Die D600 liegt gut in der Hand.

    © Nikon GmbH 2012

    Neben meiner Leidenschaft für die People-Fotografie sind Kameras generell meine ständigen Begleiterinnen. Eigentlich fotografiere ich alles, was mir vor die Linse kommt. Ich liebe die Street Photography, bin aber leider zu schüchtern, um Leute auf der Straße anzusprechen, weshalb meine Ausflüge in dieses Genre eher sporadisch ausfallen. Für wirklich beeindruckende Landschaftsaufnahmen fehlt mir die Begeisterung fürs frühe Aufstehen, für Tiere die Geduld zum langen Warten, für die Makrofotografie die Konzentration auf ein einziges Thema. Trotzdem mache ich im Alltag, auf Wanderungen und auf Reisen von all dem ein bisschen – etwas, das ich ich wohl mit den meisten Amateur-Fotografen teilen dürfte.

    Der Kernbereich People-Fotografie und die Art, wie ich diese angehe, sowie das Von-allem-ein-bisschen prägt meinen Blickwinkel auf und meinen Anspruch an eine Kamera. Ich weiß natürlich, dass Sie dieses Buch nicht lesen, weil sie etwas über mich erfahren wollen, sondern weil Sie sich für die D600 interessieren. Dennoch sollte es helfen, den Autor als Fotografen in Grundzügen zu kennen, um gelegentlich nachvollziehen zu können, weshalb er eine bestimmte Aufgabe auf die von ihm beschriebene Art angeht. Ich werde versuchen, Ihnen die D600 aus meiner Perspektive näherzubringen, dabei alles zu erzählen, was in meinen Augen wichtig ist, aber auch wegzulassen, was mir nicht wichtig erscheint. Ich filme nicht, also werde ich mich auf Fotografie konzentrieren – kreative Fotografie, wie es im Titel heißt. Ein Handbuch zur Kamera darf das nicht. Doch ein Handbuch wollte ich nie schreiben. Nikon hat phantastische Handbücher! Die Konzentration auf das, was ich für wichtig halte, ermöglicht es mir dabei, ausreichend tief in die Materie einzudringen und Ihnen nicht nur zu erzählen, was ich wie einstelle, sondern auch warum, ohne das Buch zum endlosen Wälzer ausarten zu lassen.

    Foto-Session mit entfesselten Systemblitzen und dem Nikon Creative Lighting System

    Ein Shooting, wie ich es liebe: Draußen, mit einem interessanten Modell. Diese Session fand noch vor Erscheinen der D600 statt – mit der D700.

    Der Weg zur D600

    Im Sommer 2007 stellte Nikon mit der D3 seine erste digitale Spiegelreflexkamera mit einem Bildsensor im Kleinbildformat, dem sogenannten Vollformat, vor. Damit hatte der einstige SLR-Platzhirsch das Terrain digitaler SLRS mit Vollformatsensor relativ spät betreten. Überraschenderweise war die D3 kein Paukenschlag in Sachen Auflösung – mit 12,1 Megapixel kam sie im Vergleich zum Mitbewerber eher moderat daher. Was aber in der Fachwelt Wellen schlug, war die ISO-Empfindlichkeit und das Rauschverhalten.

    Bei analoger Fotografie ist es notwendig, den Film zu wechseln, um bei schwachem Umgebungslicht mit kurzen Öffnungszeiten eine ausreichende Belichtung zu erzielen. Eine umständliche Prozedur – vor allem dann, wenn ein Wechsel notwendig ist, bevor die aktuelle Filmrolle voll ist.

    Digitale Fotoapparate machten es plötzlich möglich, die Empfindlichkeit per Knopfdruck zu ändern. Das erweiterte die beiden Parameter zur Beeinflussung der Belichtung an der Kamera – Blende und Verschlusszeit – um einen dritten: ISO-Empfindlichkeit. Bis zur D3 allerdings eher theoretisch, denn bis dahin führte eine Erhöhung der Empfindlichkeit bereits bei moderaten Werten zu inakzeptablem Bildrauschen (Abb. 2 bis 4).

    In der analogen Kleinbildfotografie spricht man bei Empfindlichkeiten von ISO 800 und darüber von hoch lichtempfindlichen Filmen. Deren grobes Korn verleiht zwar manchen Motiven einen charmanten Charakter (Abb. 6), für viele Anwendungen ist es jedoch eher inakzeptabel.

    Die D3 hat das, was an Aufnahmeempfindlichkeit möglich ist, ohne dass Rauschen unangenehm hervortritt, komplett verändert. Sie bot dem Fotografen eine maximale Empfindlichkeit von ISO 25 600 und zeichnete bei ISO 800 weitgehend rauschfrei auf. Das eröffnete vor allem in der Available-Light-Fotografie Möglichkeiten, von denen zuvor nicht zu träumen gewesen wäre. Allerdings kam die D3 zu einem Preis auf den Markt, über den du nur nachdachtest, wenn du ein Profi warst, der dieses Werkzeug für den Lebensunterhalt braucht, oder du schlicht wohlhabend warst.

    Nikon D3X © Nikon GmbH 2012

    Aufnahme mit DSLR bei ISO 2000

    Dieser 300-%-Ausschnitt von Abb. 2 zeigt das nicht so böse Helligkeits- oder Luminanzrauschen der Aufnahme

    Aufnahme mit Kompaktkamera bei ISO 800

    In 300-%-Ansicht sieht man, dass das Bild das gefürchtete Farbrauschen enthält

    Analogaufnahme mit Agfachrome-1000-RS-Diafilm mit deutlich sichtbarem Filmkorn

    © Dietmar Walser

    Ein Jahr später gelang Nikon der nächste Coup, indem man viele Bauteile, die die D3 so besonders gemacht hatten, unter anderem den exzellenten Bildsensor, in ein kompakteres Gehäuse packte und diese Kamera, die D700 (Abb. 1), zu einem Preis lancierte, der Profi-Technik in für Amateure greifbare Nähe brachte. Die D700 wurde ein entsprechender Erfolg.

    Nach der Ablöse der D3 durch D3X (höhere Auflösung) und D3S (höhere Empfindlichkeit) stellte sich natürlich die Frage, was auf die D700 folgen würde. Als logisch erschien der Name D800 auf dem Radar. Doch als die D800 (Abb. 2) vorgestellt wurde, war rasch klar, dass diese Kamera mit 36 Megapixeln anspruchsvoller konzipiert war als die D700. Während die D700 noch eine Profi-Kamera war, deren Qualitäten auch Amateure in vollem Umfang ausschöpfen konnten, stellt die D800 viel höhere Anforderungen an die Objektive und verlangt nach einer Arbeitsweise, wie sie bislang vor allem von Profi-Fotografen mit Mittelformatkameras praktiziert wurde. Die D800 ist keine Kamera zum Knipsen, auch nicht Knipsen auf höchstem Niveau.

    Nikon hat einen anderen Weg gewählt, als viele – mich eingeschlossen – erwartet hätten. Die D700 hat keinen direkten Nachfolger bekommen. Stattdessen wurde über ihr die D800 als Profi-Arbeitsgerät positioniert und unter ihr die D600 als erste Consumer-Kamera mit Vollformatsensor.

    Eine Amateurin mit professionellem Charakter

    Die D600 hat gute Gene. Sie vereint viele Eigenschaften und Bauteile der D4 und D800 in einem Gehäuse, das stark an Nikons Topkamera für anspruchsvolle Amateure, die D7000, angelehnt ist. Ich arbeitete einige Zeit mit der D7000 und empfand sie als exzellente Kamera, mit der man auch absolut professionell arbeiten kann und die gegenüber meiner D700 sogar Vorteile hat, wie zum Beispiel die individuell konfigurierbaren Benutzereinstellungen U1 und U2. Es kommt nicht von ungefähr, dass auch viele Profis mit der D7000 arbeiten.

    Was die D600 zur Consumer-Kamera macht

    Was die D600 zur Consumer-Kamera macht? Bei dem, was sie bietet, ist das schwer zu sagen. Der Preis? 2000 Euro sind kein Pappenstiel! Damit kostet die Consumer-D600 deutlich mehr als die Profi-D300S. Aber was unterscheidet die D600 von echten Profis?

    Keine AF-On-Taste • Was mir an der D600 fehlt, ist ein AF-On-Knopf (Abb. 5), der bei Profi-Nikons Standard ist. Allerdings lässt sich dessen Funktion auf die Taste AE-L/AF-L (Abb. 4) legen und es ist somit zu verschmerzen. Da ich meist mit manuellen Einstellungen arbeite, brauche ich die AE-L/AF-L-Taste nicht zur Belichtungsmesswertspeicherung.

    Gehäuse • Die D600 ist kleiner und leichter als die D700 und das lässt sie tatsächlich etwas weniger professionell wirken. Glaubt man jedoch den Beschreibungen Nikons, sollte sie genauso gut gegen Staub und Feuchtigkeit abgedichtet sein wie die D800. Damit hat sie Nehmerqualitäten und ist als Werkzeug für den professionellen Einsatz geeignet. Nutzt man die D600 als Begleiterin für unterwegs, ist das geringere Gewicht natürlich ein klarer Bonus.

    Verschluss • Nicht ganz mit den als Profi-Kameras positionierten Geräten mithalten kann die D600 beim Verschluss: Für sie garantiert Nikon 150 000 Auslösungen, für die D800 200 000 und für die D4 400 000. Außerdem schaffen die D4 und D800 ¹/8000 s als kürzeste Verschlusszeit, während bei der D600 nichts kürzer als ¹/4000 geht.

    Nikon D700

    Nikon D800

    U1 und U2 am Funktionswählrad

    Rückseite der D600 mit AE-L/AF-L

    Rückseite der D800 mit AE-L/AF-L und AF-On

    Alle Bilder: © Nikon GmbH 2012

    AF-Messsystem • Das Autofokus-System hat die D600 nicht von den großen

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