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Makrofotografie: Gestaltung, Licht und Technik in Natur und Studio
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eBook703 Seiten3 Stunden

Makrofotografie: Gestaltung, Licht und Technik in Natur und Studio

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Über dieses E-Book

Sowohl ambitionierte Einsteiger als auch gestandene Makrofotografen finden in diesem umfassenden Handbuch neben den erforderlichen Grundlagen unzählige nützliche Tipps zur fotografischen Praxis: vom Planen der Ausrüstung über die Vor- und Nachteile verschiedener Kamerasysteme, Makroobjektive, Spezialzubehör wie Nahlinsen, Zwischen- oder Umkehrringe bis hin zum kreativen Umgang mit vorhandenem und künstlichem Licht oder zur Kamerasteuerung per Smartphone.

Einen besonderen Schwerpunkt bilden speziellere Aufnahmetechniken wie die Kurzzeitfotografie mit Lichtschranken, der Einsatz von Lightbrush-Techniken, das Focus-Stacking zur Erweiterung der Schärfentiefe, die Erstellung von Makropanoramen und Infrarotmakros, die Kontrastbewältigung mit HDR-Technik, die Lichtführung in einem mobilen Studio, die Tabletop-Fotografie sowie kreative Effekte mithilfe von Mehrfachbelichtungen.

Auch die Bildgestaltung durch Licht, Farbe, Kamerastandpunkt und Schärfe sowie kreative Herangehensweisen an unterschiedliche Motive und die Motivsuche werden ausführlich behandelt. Weit über 600 Fotos und Grafiken illustrieren, wie sich Motive aus den unterschiedlichsten Bereichen der Nah- und Makrofotografie umsetzen lassen. So versteht sich dieses Buch nicht nur als technische Anleitung, sondern auch als Ideenfundgrube, die Raum für eigene kreative Interpretationen und Ideen bietet.

Der Blick über die Schulter professioneller Makroexperten ermöglicht tiefere Einblicke in deren individuelle Arbeitsweisen. So erweitern die Gastbeiträge des Focus-Stacking-Experten Jan Metzler, des Kurzzeitfotografen Hans Christian Steeg, des Miniature-Street-Art-Künstlers Bernd Schloemer und des Pilzfotografen Stefan Dittmann das Spektrum der Motive und Techniken.

Interessante Do-it-yourself-Projekte runden das Buch ab und zeigen Lösungsvorschläge für den fotografischen Alltag, aber auch für spezielle Aufgaben in der Makrofotografie.
SpracheDeutsch
Herausgeberdpunkt.verlag
Erscheinungsdatum8. Aug. 2014
ISBN9783864915390
Makrofotografie: Gestaltung, Licht und Technik in Natur und Studio
Autor

Cyrill Harnischmacher

After studying liberal arts and working for several years as a graphic artist for various advertising agencies, Cyrill Harnischmacher became an independent graphic artist in 1997. Since then he has written about photography and digital image editing for trade journals and has designed many books for a long roster of publishers. He’s worked on both sides of the business as a client and a photographer. His primary interests are macro and tabletop photography, as well as coming up with creative and unusual technological solutions. He’s written seven books, several of which have garnered awards and been translated into foreign languages. In 2007, he developed the flash2softbox system, which allows photographers to adapt light shaping tools for professional studio flash equipment to system flash units.

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    Buchvorschau

    Makrofotografie - Cyrill Harnischmacher

    Faszination Makrofotografie

    Sicherlich kennen Sie Jules Vernes Roman »Die Reise zum Mittelpunkt der Erde«. Als Kind habe ich dieses Buch verschlungen und davon geträumt, auch solche Abenteuer zu erleben, seltsame Tiere zu entdecken und Dinge zu sehen, die anderen Menschen verborgen bleiben. Statt, wie die Romanhelden in den Krater des isländischen Vulkans Snæfellsjökull hinabzusteigen, habe ich mich dann aber doch entschieden, zu Kamera und Makroobjektiv zu greifen und damit in heimischen Gefilden auf Entdeckungsreisen zu gehen. Denn auch mit der Nah- und Makrofotografie können wir Dinge entdecken, die der normalen Wahrnehmung verborgen bleiben. Welten, die parallel zu unserer Welt des Großen im Kleinen und ganz Kleinen existieren.

    Illustration des französischen Illustrators Édouard Riou zum Roman von Jules Verne, »Die Reise zum Mittelpunkt der Erde«, mit einem meterhohen Pilzwald.

    Bild: Public Domain

    Formen, Materialien und Konstruktionen

    Die Entdeckungen, die durch die Erforschung des Mikrokosmos erreicht wurden, haben sogar einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf unser Leben gehabt und haben es noch. Ohne die Möglichkeiten, die Mikroskope, aber auch die Makrofotografie bieten, wären viele Dinge, die uns heute im Großen faszinieren, nicht entstanden. Denn für viele architektonische und technische Meisterleistungen stand die Natur Pate.

    Ein Wissenschaftszweig, der sich ganz der Erforschung der Techniken, die die Natur anwendet, verschrieben hat, ist die Bionik. Hier werden Werkstoffe entwickelt, die Materialien aus der Natur als Vorbild nehmen. So hat beispielsweise Spinnenseide eine Zugfestigkeit, die modernste Hightech-Materialien bei Weitem übertrifft. Schneckenhäuser und Bienenwaben zeigen, wie man mit minimalem Materialeinsatz einen möglichst großen Raum umbauen kann.

    In den Strukturen in Blättern sieht man, wie sich alle Bereiche des Blattes in erstaunlich ökonomischer Weise mit Nährstoffen versorgen lassen, und die Oberfläche der Haut von Haien zeigt, wie sich die Oberflächen von Schiffsrümpfen optimieren lassen, um dem Wasser so wenig Widerstand wie möglich entgegenzusetzen.

    Auch viele Dinge des täglichen Lebens beinhalten Biotechnologie, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Etwa der Klettverschluss, der Lotuseffekt, also sich selbst reinigende Oberflächen, Dachkonstruktionen moderner Industriebauten, Flugzeugtragflächen, ja sogar die Entwicklung von Datennetzwerken und natürlich die Linsen eines Objektivs haben ihre Vorbilder in der Natur.

    Pilzwäldchen

    Foto: Stefan Dittmann

    Faszinierend ist auch die Formensprache der Natur. Das ist für mich persönlich einer der Gründe, warum ich mich mit der Kamera auf die Reise in den Mikrokosmos begebe. Verschiedene Gestaltungselemente begegnen einem beim Betrachten von Makroaufnahmen immer wieder. Symmetrien, Spiralformen, sich in die Unendlichkeit wiederholende Strukturen und so weiter. Auch wenn die Natur als »Designer« nie nur um der Schönheit selbst willen gestaltet und alles seinen Sinn und Zweck erfüllen muss, so sind die Ergebnisse doch von einer atemberaubenden Ästhetik und für mich als Grafiker immer wieder Inspiration.

    Bilder nächste Doppelseite:

    Links oben: Ahornsamen

    Blende 26, 1/200 s, ISO 100, 60 mm, Studioblitzanlage

    Links unten: Der Flügel einer Stubenfliege

    Blende 22, 1/200 s, ISO 100, 90-mm-Makroobjektiv an Balgengerät, Systemblitzgerät mit Softbox

    Rechts oben: Arm eines Tintenfisches Blende 9,5, 1/60 s, ISO 200, 50 mm, Systemblitzgerät mit Softbox

    Rechts unten: Farnwedel Blende 5,6, 1/90 s, ISO 200, 90 mm, Tageslicht

    Biene und Kleiner Fuchs

    Blende 4,8, 1/500 s, ISO 400, 150 mm

    01 Grundlagen

    Das Interesse der Fotografen für die Makrofotografie hat oft unterschiedliche Gründe. Das kann vom »Einfach nur schöne Bilder machen« über wissenschaftliches Interesse bis hin zur künstlerischen Fotografie gehen.

    Was für alle gleich bleibt, sind die technischen und optischen Grundlagen. Sie sind, wenn man sie beherrscht, der Schlüssel zum Erfolg. Dabei geht es nicht nur darum, technisch perfekte Bilder zu erhalten, sondern das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen ist auch ein wichtiges Gestaltungsmittel bei der Komposition der eigenen Bilder.

    Für mich persönlich ist die Neugier der Hauptgrund, mich mit der Makrofotografie zu beschäftigen. Dinge zu entdecken, die mit bloßem Auge nicht sichtbar, aber dennoch vorhanden sind. Einen Blick in parallel zu unserer eigenen Wirklichkeit existierende Welten zu werfen.

    Und natürlich der Wunsch, das gerade Entdeckte in möglichst ästhetischer Form wiederzugeben.

    Die Grundlagen in der Theorie

    Um nicht nur durch Zufall zu ansprechenden Ergebnissen zu kommen, sollte man sich zuerst mit einigen grundlegenden Dingen vertraut machen und lernen, sie gezielt zur Bildgestaltung einzusetzen. Werfen wir also zunächst einen Blick auf die Begriffe, denen man in der Makrofotografie immer wieder begegnen wird.

    Abbildungsmaßstab

    Der Abbildungsmaßstab beschreibt das Verhältnis der Größe eines Objektes zu seiner Größe als Abbildung auf dem Aufnahmeformat. Ein Abbildungsmaßstab von 1:1 ist dann erreicht, wenn das Motiv in seiner natürlichen Größe auf dem Film bzw. Sensor abgebildet ist. Das bedeutet: 1 cm in der Natur entspricht exakt 1 cm auf dem Aufnahmematerial, unabhängig von dem verwendeten Aufnahmeformat. Bei einem Abbildungsmaßstab von 2:1 wird das Objekt in doppelter natürlicher Größe abgebildet. Jetzt entsprechen demnach 0,5 cm in der Natur einem Zentimeter auf dem Aufnahmematerial. Hier würde ich ergänzen: Der Abbildungsmaßstab ist abhängig von der Brennweite des Objektivs und dem Motivabstand.

    Aufnahmeformate

    Kleinere Aufnahmeformate wie z. B. die 1/2,5"-Sensoren, wie sie in digitalen Kompaktkameras verbaut werden, erreichen im Vergleich zu den deutlich größeren Sensoren digitaler Spiegelreflexkameras oder gar dem Kleinbildfilm eine größere Schärfentiefe.

    Das resultiert daraus, dass sich bei unterschiedlichen Aufnahmeformaten ein unterschiedlicher Abbildungsmaßstab ergibt, wenn man das Objekt formatfüllend abbildet. Je nach Abbildungsmaßstab ist auch die Schärfentiefe eine andere.

    Der Abbildungsmaßstab ist völlig unabhängig vom Aufnahmeformat.

    Um einen Käfer von 36 mm Länge formatfüllend auf einem 18 mm breiten Sensor abzubilden, ist ein Abbildungsmaßstab von 1:2 erforderlich. Daraus resultiert bei Blende 8 eine Schärfentiefe von 2,4 mm. Um denselben Käfer formatfüllend auf den Sensor einer Vollformatkamera (36 mm) zu bekommen, ist jetzt schon ein Abbildungsmaßstab von 1:1 nötig, mit einer entsprechend geringeren Schärfentiefe. Hier sind es, ebenfalls bei Blende 8, nur noch 0,96 mm. Eine digitale Spiegelreflexkamera mit einem möglichst großen Sensor ist daher nicht immer das Optimum, manchmal kann auch eine kleine Kompaktkamera die richtige Wahl für ein bestimmtes Motiv sein.

    Zerstreuungskreise

    Wird ein Objekt scharf gestellt, werden diejenigen Punkte des Motivs auch als Punkte auf dem Sensor abgebildet, die exakt auf der Fokusebene liegen. Alle anderen Punkte des Motivs werden nicht punktförmig, sondern als mehr oder weniger große Scheibe, der sogenannte Zerstreuungskreis, dargestellt. Unser Sehvermögen nimmt aber diese zunehmend größer werdenden Scheibchen bis zu einem gewissen Grad noch als punktförmig und daher scharf wahr. Überschreitet die Größe des Zerstreuungskreises einen bestimmten Wert, werden die Bildpunkte von uns als unscharf interpretiert. Die Größe der maximal zulässigen Zerstreuungskreise hängt von der Größe des Aufnahmeformats ab.

    Die Form der Zerstreuungskreise wird von der Anzahl der Lamellen und dem Aufbau der Blende bestimmt. Hier sind es sechs Blendenlamellen.

    Bokeh

    Die Form der Zerstreuungskreise hat zwar keinen Einfluss auf die Schärfentiefe, aber dennoch auf die Ästhetik der Aufnahme. Ihre Form wird von der Blendenform und der Anzahl der Blendenlamellen bestimmt. Bei vielen Objektiven sind sie sechs- oder achteckig, oder wie zum Beispiel bei Spiegelteleobjektiven ringförmig. Im Idealfall sind sie kreisrund. Diese eher subjektive Qualitätseinschätzung wird als Bokeh bezeichnet und bestimmt die Art des Übergangs zwischen den scharfen und den unscharfen Bereichen in einer Aufnahme. Das Bokeh ist für viele mittlerweile auch ein Maßstab für die Abbildungsgüte eines Objektivs.

    Je weiter die Blende geöffnet ist, umso kleiner ist der durch die Größe der Zerstreuungskreise bestimmte wahrnehmbare Schärfentiefebereich. offene Blende – geringe Schärfentiefe geschlossene Blende – große Schärfentiefe

    Förderliche Blende und Beugungsunschärfe

    Da die Schärfentiefe mit zunehmendem Abbildungsmaßstab auf wenige oder gar Bruchteile von Millimetern zusammenschrumpfen kann, ist man verständlicherweise versucht, dieses Problem durch Abblenden bis zum technisch Machbaren auszugleichen. Bis zu einem gewissen Punkt ist das auch sinnvoll. Überschreitet man diese förderliche Blende genannte Grenze, kommt es zu einem allgemeinen Schärfeverlust, der durch die Ablenkung des Lichts an den Blendenlamellen hervorgerufen wird.

    Dieser Beugungsunschärfe genannte Effekt ist zwar auch bei offener Blende vorhanden, nur fällt er dabei nicht sonderlich ins Gewicht, denn der überwiegende Teil des Lichts kann die sehr große Blendenöffnung geradlinig passieren.

    Als Anhaltspunkt kann man bei einem Abbildungsmaßstab von 1:1 von einer förderlichen Blende von 22 ausgehen. In der Praxis wird man diese Blende aber eher selten erreichen, da hierbei die Belichtungszeiten sehr lang werden. Begibt man sich weiter in den Makrokosmos, sieht es schon etwas anders aus. Bei einem Abbildungsmaßstab von 2:1 ist Blende 16 die förderliche Blende, bei 5:1 sogar nur noch Blende 5,6.

    50-mm-Makroobjektiv, Abbildungsmaßstab 1:3, Blende 5,6

    Das kann in manchen Bereichen, beispielsweise der technischen Makrofotografie, schon zu Problemen führen. Hier stehen aber glücklicherweise besondere Aufnahmemethoden zur Verfügung, wie etwa das Focus-Stacking, bei dem ein durchgehend scharfes Bild aus mehreren Einzelaufnahmen mit unterschiedlichem Fokus zusammengesetzt wird.

    Schärfentiefe in der Makrofotografie

    Die Blende hat nicht nur direkten Einfluss auf die Belichtungszeit, sondern zusammen mit dem Abbildungsmaßstab auch auf den Grad der erreichbaren Schärfentiefe, also die Bereiche der Aufnahme, die wir bei der Betrachtung des Bildes noch als scharf wahrnehmen (Zerstreuungskreise).

    105-mm-Makroobjektiv, Abbildungsmaßstab 1:3, Blende 5,6

    Möchte man bei einer Aufnahme ein großes Maß an Schärfentiefe erreichen, muss die Blende weiter geschlossen werden (größere Blendenzahl), ein Öffnen der Blende (kleinere Blendenzahl) führt zu einer knapperen Schärfentiefe. Beides, Schärfe und Unschärfe, sind wichtige Gestaltungsmittel. Viele Spiegelreflexkameras verfügen deshalb über eine Abblendtaste, mit der man die Schärfentiefe bei unterschiedlichen Blendeneinstellungen visuell überprüfen kann.

    Auch die Brennweite des Objektivs beeinflusst normalerweise die Schärfentiefe, da je nach Brennweite auch der Abbildungsmaßstab ein anderer ist. Mit einem Weitwinkelobjektiv erreichen Sie eine größere Schärfentiefe als mit einem Teleobjektiv.

    Das gilt so aber nur bei gleichbleibendem Aufnahmeabstand. Ist wie in der Makrofotografie der Abbildungsmaßstab das Maß der Dinge, hat die Brennweite bei gleichem Abbildungsmaßstab und gleicher Blende keinen Einfluss auf die Schärfentiefe.

    Will man ein Motiv mit unterschiedlichen Brennweiten in der gleichen Größe abbilden, ist dazu ein anderer Aufnahmeabstand notwendig. Das gleicht im Makrobereich den Einfluss der Brennweite komplett aus.

    Anders bei gleichem Aufnahmeabstand, hier ändert sich die Schärfentiefe mit unterschiedlichen Brennweiten, aber auch das Bildfeld und der Abbildungsmaßstab verändern sich, d. h., ein anderer Bildausschnitt wird abgebildet, und das Motiv ist je nach Brennweite größer oder kleiner auf dem Sensor zu sehen.

    150-mm-Makroobjektiv, Abbildungsmaßstab 1:3, Blende 5,6.

    Die Schärfentiefe ist in allen drei Fällen gleich, denn im Makrobereich wird bei gleichem Abbildungsmaßstab der Einfluss der Brennweite auf die Schärfentiefe durch einen anderen Aufnahmeabstand wieder ausgeglichen. Aber bei den längeren Brennweiten ist aufgrund des unterschiedlichen Bildwinkels ein deutlich kleinerer Ausschnitt des Hintergrundes sichtbar.

    Blende, Belichtungszeit und ISO

    Das Verhältnis von Blendenwert zu Blendenwert ändert sich um den Faktor von etwa 1,41. Aus Blende 2,8 wird also im nächsten Schritt Blende 4, dann Blende 5,6, Blende 8 usw. Schließt man die Blende um einen ganzen Wert, ist die doppelte Lichtmenge notwendig, um dieselbe Belichtung zu erreichen. Oder anders gesagt: Wird die Blende um einen Wert geschlossen, hat das eine längere Belichtungszeit zur Folge, denn die gleiche Menge an Licht benötigt jetzt die doppelte Zeit, um die kleinere Blendenöffnung zu passieren.

    Blende 5,6, 1/250 s bei 300 mm

    Erschwerend kommt in der Makrofotografie hinzu, dass auch mit der Verlängerung des Auszugs, also je weiter Sie in den Makrobereich vordringen, ein zusätzlicher Lichtverlust einhergeht (Verlängerungsfaktor). Sie können das gut selbst beobachten, indem Sie die Kamera auf Zeitautomatik stellen und bei gleichbleibender Blende ein Objekt aus unterschiedlichen Entfernungen im Nahbereich fokussieren. Die im Sucher angezeigte Belichtungszeit ändert sich. Sie wird umso länger, je näher Sie dem Objekt kommen.

    Blende 9,5, 1/90 s bei 300 mm

    Da im Makrobereich die äußerst geringe Schärfentiefe noch zusätzlich ein Abblenden erfordert, muss der durch Abblenden und Verlängerungsfaktor verursachte Lichtverlust durch Belichtungszeiten kompensiert werden, die eine verwacklungsfreie Aufnahme aus der freien Hand nicht mehr zulassen.

    Um wieder zu akzeptablen Zeiten zurückzukehren, muss man die Lichtverhältnisse ändern, also für mehr Licht sorgen. Hier kommen Aufheller in Form von Reflektoren zum Einsatz, aber auch weitere Lichtquellen wie Blitzgeräte oder LED-Leuchten.

    Blende 19, 1/15 s bei 300 mm. Durch das Schließen der Blende vergrößert sich zwar die Schärfentiefe, dafür verändern sich die Belichtungszeiten aber deutlich.

    Alternativ kann man die Lichtempfindlichkeit durch Veränderung des ISO-Wertes erhöhen, was aber ab einem gewissen Punkt mit einer Verschlechterung der Bildqualität einhergeht. Das Bild wird grobkörniger bzw. zeigt mehr Rauschen. Bei modernen Spiegelreflexkameras, insbesonders bei Kameras mit einem Vollformatsensor, lassen sich aber mittlerweile ISO-Werte nutzen, die bis vor einigen Jahren undenkbar waren. So liefern aktuelle Kameras, je nach Modell, auch noch bei ISO 800 oder ISO 1.600 fast rauschfreie Bilder. Neben der Auflösung der Kameras ist somit die Lichtempfindlichkeit einer der größten Fortschritte, die die Kameratechnik aus Sicht der Makrofotografie in den letzten Jahren gemacht hat.

    Schlussendlich kann man die Kamera natürlich auch auf ein Stativ setzen und mit einer längeren Belichtungszeit arbeiten oder ein Objektiv bzw. eine Kamera mit Bildstabilisator einsetzen. Beides setzt aber ein sehr ruhiges Motiv voraus, da ansonsten die Gefahr besteht, dass es zu Bewegungsunschärfen kommt.

    Die Grundlagen in Zahlen

    Die Theorie hat selbstverständlich auch ihre Auswirkungen auf die praktische Seite der Makrofotografie. Das fängt bei der Wahl der passenden Kamera an und hört bei der Bildgestaltung noch lange nicht auf.

    Keine Sorge, es wird wahrscheinlich niemals der Fall eintreten, in dem Sie ein Objekt in einem bestimmten Abbildungsmaßstab fotografieren müssen. Aber schon bei der Schärfentiefe fängt es an, für die eigene Arbeit interessant zu werden.

    In der Regel fotografiert man aus dem Bauch heraus und kümmert sich bei der Aufnahme um die Komposition des Bildes, um das notwendige Licht oder darum, die Fluchtdistanz nicht zu unterschreiten. Aber genau deshalb ist es wichtig, die grundlegenden Regeln der Makrofotografie zu beherrschen. nämlich um sich den Rücken freizuhalten und routiniert die richtigen Entscheidungen vor Ort zu treffen.

    Was aber nicht bedeutet, dass man als Einsteiger nicht spontan drauflosfotografieren darf. Denn erstens sollte die Fotografie auch Spaß machen, und zweitens sind Zufallstreffer oft der Auslöser, sich mit der Entstehung des Bildes näher zu beschäftigen. Dann schaut man doch mal in die Exif-Daten, um herauszufinden, mit welchen Einstellungen an der Kamera dieses Ergebnis reproduzierbar wäre.

    Auf den folgenden Seiten finden Sie einige Formeln und Tabellen, die beim theoretischen Umgang mit der Fotografie nützlich sein können, aber auch einen gewissen Praxiswert haben. Zeigen sie doch, dass alle unterschiedlichen Faktoren zusammenhängen und ein gemeinsames Ganzes bilden.

    Onlinerechner und Apps

    Wer nicht gerne den Taschenrechner benutzen möchte, um den einen oder anderen benötigten Wert zu berechnen, kann auch im Internet oder dem App-Store fündig werden. Interaktive Rechner für Schärfentiefe, Abbildungsmaßstab bei Nahlinsen, Zerstreuungskreise usw. findet man beispielsweise unter:

    http://www.elmar-baumann.de/fotografie/rechner/index.html

    http://www.erik-krause.de/schaerfe.htm

    Abbildungsmaßstab berechnen

    Der Abbildungsmaßstab einer Aufnahme lässt sich mit der folgenden Formel berechnen:

    Abbildungsmaßstab (β) = Bildgröße : Gegenstandsgröße

    Mit Bildgröße ist dabei die Größe des Motivs auf dem Sensor oder Film gemeint, mit Gegenstandsgröße die tatsächliche Größe des Motivs. Beispiel: Mit einer Kamera mit 25 mm Sensorbreite soll ein Käfer mit einer Länge von 12,5 mm formatfüllend fotografiert werden. Es ergibt sich ein Abbildungsmaßstab von 2:1 (25 : 12,5 = 2). Daraus kann man beispielsweise Rückschlüsse auf die zu erwartende Schärfentiefe oder die förderliche Blende ziehen (siehe Tabellen).

    Gesamtleitzahl mehrerer Blitzgeräte ermitteln

    Will man beispielsweise mehrere Blitzgeräte einsetzen, um mehr Schärfentiefe zu erreichen, kann man die Gesamtleitzahl aller Blitzgeräte ausrechnen.

    Beispiel: Statt eines einzigen kleinen Blitzgerätes mit Leitzahl 12 bei ISO 100 und 35 mm Brennweite möchte man vier identische Blitzgeräte gleichzeitig verwenden oder alternativ bei einer Langzeitbelichtung viermal hintereinander aus derselben Entfernung blitzen.

    Daraus ergibt sich eine Gesamtleitzahl von 24. Das sieht nach einer recht ordentlichen Steigerung der Lichtleistung aus, bedeutet aber nur einen Gewinn von zwei Blendenstufen, etwa von Blende 8 auf Blende 16. Der Gewinn an Schärfentiefe ist dann wiederum vom erreichten Abbildungsmaßstab abhängig.

    Abblenden über die förderliche Blende hinaus führt zu einem Schärfeverlust durch die Beugungsunschärfe, hervorgerufen durch die Ablenkung des Lichts an den Blendenlamellen.

    Das Verhältnis zwischen Blende, Zeit, ISO und Beleuchtung

    Durch die Änderungen von Belichtungszeit, Blende und ISO-Wert lassen sich Fotografien vielfältig gestalten. Manchmal ist es aber auch wichtig, beispielsweise die Belichtungszeit möglichst kurz zu halten, um Bewegungsunschärfen zu vermeiden, aber trotzdem abzublenden, um genügend Schärfentiefe zu erhalten. Die nachfolgenden Tabellen sollen zeigen, wie ISO-Werte, Blendenöffnung und Belichtungszeit miteinander verbunden sind bzw. welchen Kompromiss man notfalls eingehen muss, um zu einer ansprechenden Aufnahme zu gelangen.

    Beispiel: Angenommen, es ist bei gegebenem Aufnahmeabstand und gegebener Brennweite eine Belichtungszeit von 1/500 s erforderlich, um ein sich schnell bewegendes Objekt scharf abzubilden, um die hier erforderliche Schärfentiefe zu erzielen, Blende 11. Zeigt der interne Belichtungsmesser eine Belichtungszeit von 1/500 s bei ISO 100 und Blende 4 an, muss der ISO-Wert, um die Belichtungszeit beizubehalten, um 3 Lichtwertstufen (LW) auf ISO 800 erhöht werden, damit die Blende um 3 LW auf den Wert 11 geschlossen werden kann. Dadurch muss man aber ein stärkeres Bildrauschen in Kauf nehmen. Möchte man diesen Kompromiss nicht eingehen, muss man die Beleuchtung verändern, zum Beispiel durch den Einsatz eines Blitzgerätes.

    Schärfentiefe bei unterschiedlichen Aufnahmeabständen, Brennweiten und Abbildungsmaßstäben

    In der Makrofotografie kann bei unterschiedlicher Brennweite und konstanter Blende dieselbe Schärfentiefe erzielt werden, indem der Aufnahmeabstand geändert wird, sodass das Bildfeld erhalten bleibt. Bei unverändertem Aufnahmeabstand führt eine Änderung der Brennweite dazu, dass sich sowohl Bildfeld und Abbildungsmaßstab als auch die Schärfentiefe ändern.

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