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Kreativ fotografieren mit Nikon D610
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eBook736 Seiten3 Stunden

Kreativ fotografieren mit Nikon D610

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Über dieses E-Book

Diese Anleitung zum kreativen Fotografieren erklärt alle wichtigen Funktionen und Eigenschaften der Kamera im fotografischen Zusammenhang. Markus Wäger verbindet ein zielführendes didaktisches Prinzip - "Vier Schritte zum Bild" - mit vertiefenden Hintergrundinformationen und folgt darin dem Konzept der Fotoschule. Dabei konzentriert er sich auf die praktische Umsetzung kreativer Gestaltungsprozesse und lässt beispielsweise die Effekt-Modi oder die Videofunktion bewusst aus. Stattdessen finden Sie wertvolle Tipps zur sinnvollen Ausstattung der Kamera mit Objektiven, Blitzgeräten, Taschen und Tragesystemen. Das Buch schließt mit einem Kapitel über die Entwicklung und Optimierung der Bilder mit den Werkzeugen am Computer.

Aus dem Inhalt:

• Nützliches Zubehör und Voreinstellungen
• Objektive und Perspektive
• Fokussierung und Schärfentiefe
• Belichtung einstellen und korrigieren
• HDR und Weißabgleich
• Blitzen mit System
• Komposition und Bildausschnitt
• Die digitale Dunkelkammer

"Vorbehaltlos ist es das beste Kamerabuch, das der Rezensent seit Jahren vorliegen hatte", schrieb der Fotograf Roland Richter in der Fotozeitschrift "Naturblick" über das Vorgängerbuch zur Nikon D600, das denselben Ansatz verfolgt.
SpracheDeutsch
Herausgeberdpunkt.verlag
Erscheinungsdatum4. Feb. 2014
ISBN9783864914553
Kreativ fotografieren mit Nikon D610

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    Buchvorschau

    Kreativ fotografieren mit Nikon D610 - Markus Wäger

    Vorwort der Vor-Leser

    Ein Standardwerk für neugierige D610-Fotografen

    Als Betreiber der Foto-Community canikon.de kennen wir die Problemchen und Wünsche der DSLR-Benutzer gut. Es gibt diejenigen, die die Kameratechnik in- und auswendig beherrschen, die Funktion jedes Knöpfchens genau kennen, aber nicht in der Lage sind, dieses Wissen in kreative Bilder umzusetzen. Dann gibt es die, die vor ihrem geistigen Auge ein wundervolles Bild haben, aber es technisch nicht umgesetzt bekommen, und schließlich jene, die zwar eine tolle Kamera besitzen, aber eigentlich nicht viel Ahnung davon haben, was man damit alles anstellen könnte. Markus Wäger schafft es in diesem Buch, all diese Typen abzuholen.

    Es geht viel um Technik und Theorie. Aber besonders geht es Markus Wäger um das Bild. Er führt ohne unnötiges Fachchinesisch durch komplizierteste Zusammenhänge und versteht es dabei immer wieder, den Leser zu animieren, das Gelernte mit der Kamera in der Hand selbst auszuprobieren. Dabei ist das Buch so geschrieben, dass das Lesen jederzeit Spaß macht.

    Erstaunt hat mich, dass auch mehr als oberflächlich in die Blitztechnik eingestiegen wird. Somit wird dieses Buch zum idealen Standardwerk für neugierige D610-Fotografen (und eigentlich nicht nur für die). In einem Rutsch durchlesen kann man das Buch allerdings nicht. Markus Wäger schafft es, so viel Lust aufs Fotografieren zu machen, dass man immer wieder aufspringt, um das gerade Gelesene praktisch umzusetzen.

    Ein Buch, bei dem Autor und Verlag der Inhalt offensichtlich wichtiger war, als nach Erscheinen der Kamera die Ersten im Verkaufsregal der Buchhandlungen zu sein.

    Mark Kujath, canikon.de

    Den Wolf aus dem Schafspelz herausholen

    Durch unser Viertel und an unserem Haus vorbei gehen viele Menschen spazieren. Manche davon führen ihren Hund Gassi, andere ihre Kamera. Lassen locker die Profi-Nikon an der Schlaufe baumeln und reden dabei mehr, als dass sie fotografieren. Tragen ihre Kamera wie ein Prestigeobjekt, mit dem man zufälligerweise auch fotografieren kann. Manchmal nehmen sie sie dann gelangweilt ans Auge und machen ein Foto – einfach von dort, wo sie gerade stehen.

    Die D610 ist keine Kamera, die solche Nutzer verdient hat. Sie ist kein bulliges Prestigeobjekt, sondern die kleinste DSLR mit Vollformatsensor. Doch sie hat es in sich und muss sich von der Bildqualität und den Möglichkeiten her nicht vor den großen Profikameras verstecken.

    Um aus dieser Kamera im Schafspelz das Beste herauszuholen, ist das Buch von Markus Wäger der perfekte Begleiter. Es erklärt nicht einfach nur Knopf für Knopf die Funktionen der D610, sondern vor allem das, worum es wirklich geht: wie man tolle Fotos mit ihr macht.

    Sam Jost, radeldudel.de

    Vorwort des Autors

    Das Update zum Update zur D610

    Als ich begann, mich intensiver mit Fotografie zu befassen, und mir eine erste eigene (analoge) Spiegelreflexkamera kaufte, wollte ich wissen, wie man aus dem Apparat das Beste herausholt. Ich wollte nicht einfach draufhalten und abdrücken. Ich wollte ihre Möglichkeiten verstehen, um kreativ zu fotografieren. Deshalb ließ ich mir beim Händler ein Buch zur Kamera mit einpacken und besorgte mir im Buchhandel eine Fotoschule. Im Buch zur Kamera wurde der Inhalt des Herstellerhandbuchs auf nettere Art beschrieben. Die Fotoschule erklärte mir die Hintergründe: Welche Arten von Kameras es gibt, was Weitwinkel, Normalobjektiv und Teleobjektiv bedeutet, wie die Blende funktioniert und welche Auswirkungen sie hat und so weiter. Theoretisch verstand ich das meiste. Aber war dieses Wissen in der Praxis anzuwenden?

    Um zu lernen, stellte ich mich mit Notizblock und Kamera in die Landschaft, machte Testaufnahmen, notierte mir, mit welchen Einstellungen ich welche gemacht hatte, und trug den Film zum Servicelabor zur Entwicklung. Wenn ich dann die fertigen Aufnahmen anhand meiner Notizen analysierte, konnte ich oft gar keinen Unterschied entdecken, ob eine Landschaft zum Beispiel mit offener oder geschlossener Blende fotografiert worden war.

    Da ich damals zwar theoretisch viel verstanden zu haben glaubte, die Resultate aber trotzdem weit unter meinen Erwartungen blieben, ist mir die Lust am kreativen Fotografieren wieder vergangen – meist waren Aufnahmen, die ich bewusst zu fotografieren versucht hatte, auch nicht besser als jene, bei denen ich nur draufgehalten und abgedrückt hatte. Als gelernter Grafikdesigner hat man täglich mit perfekten Aufnahmen von Vollprofis zu tun, bearbeitet daran in Photoshop oft kleinste Details und weiß genau, wie qualitativ hochwertige Fotos aussehen.

    In meiner Eigenschaft als Bildbearbeitungsexperte begann ich vor einigen Jahren Photoshop zu unterrichten, eine Software, mit der mittlerweile alle Fotografen arbeiten – zunehmend auch im Hobbybereich. Dementsprechend oft wurde ich mit Fragen zur Fotografie konfrontiert, was mich zu ihr zurückführte. Die Tätigkeit als Referent führte zu meinem ersten Buch über Adobe Photoshop, und das Adobe-Photoshop-Buch führte dazu, dass ich ein Buch über die Nikon D700 schrieb. Alles zusammen konfrontierte mich zunehmend mit Anfragen bezüglich Fotokursen. Ich begann neben Photoshop, Grafikprogrammen und Gestaltung auch Fotografie zu unterrichten. Da es mir nach meiner persönlichen Erfahrung als Autodidakt vor allem wichtig war, die Didaktik für diese Kurse so zu gestalten, dass sie eine möglichst leicht nachvollziehbare Brücke zwischen Theorie und Praxis baut, arbeitete ich ein eigenes Unterrichtskonzept dafür aus. Im Mittelpunkt stand schon bald die Frage: Wie funktioniert kreative Fotografie? Geht man raus, definiert Brennweite und Blende und überlegt dann, was für ein Motiv man damit aufnehmen könnte? Oder geht es nicht vielmehr darum, ein Motiv vor Augen zu haben und zu entscheiden, mit welchen Werkzeugen und Funktionen man es am spannendsten inszenieren kann? Diese Fragestellung war die Initialzündung für ein Konzept, das ich »Vier Schritte zum Bild« nannte.

    Im Verlauf meiner Kurse wurde ich natürlich auch um Buchtipps gebeten. Allerdings war mir kein einzelnes Werk bekannt, das mir in der Lage schien, Autodidakten das komplexe Thema im Stück näherzubringen, sondern ich empfahl immer eine allgemeine Fotoschule, Praxisbücher und ein gutes Handbuch zur jeweiligen Kamera. Das wiederum weckte in mir den Wunsch, praxisbezogene Fotoschulen zu spezifischen Kameramodellen zu schreiben, die leicht verständlich beschreiben, wie man damit kreativ gestaltend fotografieren kann. Dieses Buch zur Nikon D610 ist mein drittes Buch auf Basis dieser Idee.

    Genauer gesagt ist es das 2,5te Buch nach dem »Vier Schritte zum Bild«-Konzept, denn es ist das für mein D600-Buch, was die D610 für die D600 ist: ein kleines Update. Die D600 war eine tolle Kamera, die ein Riesenerfolg hätte werden sollen. Aber sie kam mit einem kleinen Problem zur Welt: Der Verschlussmechanismus, der die Belichtung steuert, sorgte dafür, dass der Bildsensor der Kamera viel schneller und intensiver, als es normalerweise bei Spiegelreflexkameras üblich ist, verschmutzte. Das führte zu schlechter Presse, und die führte dazu, dass die D600 wohl doch nicht so ein großer Erfolg wurde, wie sie es hätte werden sollen.

    Zwar ist das tatsächliche Problem überschaubar und bei weitem nicht so dramatisch, als es hochgekocht wurde und wie das hier vielleicht klingen mag. Es ändert auch nichts daran, dass die D600 eine tolle Kamera war (und ist) und als erste Vollformatkamera für den Consumer-Markt (also für Amateurfotografen) einen weiteren Meilenstein aus dem Hause Nikon darstellt. Dennoch reagierte Nikon auf das technische Problem, indem man der D600 einen neu konstruierten Verschluss spendierte und, auf den Marketing-GAU, indem man das Produkt mit einer neuen Produktbezeichnung versah: D610. Der neue Verschluss brachte offensichtlich mit sich, dass die D610 statt 5,5 Bilder/S 6 Bilder/S auslösen kann und dass sie jetzt nicht nur leise, sondern auch kontinuierlich leise auslösen kann. Ansonsten ist die D610 dieselbe Kamera wie die D600 – dasselbe, leichte, sehr gut abgedichtete, widerstandsfähige Gehäuse, dieselbe leistungsfähige Elektronik, derselbe exzellente Bildsensor (die D600/D610 spielt bei der Abbildungsqualität an vorderster Front mit den besten Profikameras mit), dasselbe AF-Messsystem und praktisch dieselbe Software. Lediglich bei der Wasserwaage in LiveView konnte ich einen Unterschied zur Software der D600 feststellen.

    Entsprechend des kleinen Updates, das die D610 für die D600 ist, ist dieses Buch ein kleines Update für das Buch zur D600. Es wurde gründlich überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht; die darin enthaltenen Bilder wurden jedoch mit der D600 aufgenommen, einige entstanden allerdings erst nach der Veröffentlichung des D600-Buches.

    Ich hoffe, dass Ihnen dieses Buch hilft, nicht nur die Knöpfe an Ihrer Kamera zu finden, sondern auch zu verstehen, was sie bewirken und wie Sie sie in der Praxis einsetzen können. Wenn es Ihnen hilft, bessere und kreativere Fotos zu machen, dann habe ich das Ziel erreicht, das ich mit Entwicklung des »Vier Schritte zum Bild«-Konzepts und dem Schreiben des Buches im Sinn hatte.

    Wenn Sie Fragen zum Inhalt oder Verbesserungsvorschläge haben, zögern Sie nicht, mir eine Mail zu senden.

    Markus Wäger, Dezember 2013

    buero@markuswaeger.com

    Landschaftsaufnahmen sind die Domäne weitwinkliger Objektive – meist wird, wie hier, mit Stativ gearbeitet. AF-S 14–25 mm f2.8 G; 24 mm; f16; 13 s; ISO 125

    1 D610: Nützliches Zubehör und Voreinstellungen

    Eine Kamera muss zum Fotografen passen – zu seiner Art zu fotografieren und seinen bevorzugten Motiven. Bei der D600 hatte ich sofort das Gefühl, dass sie passt. Erstens, weil sie exzellente Abbildungseigenschaften aufweist, und zweitens, weil sie professionelles Handling in einem kompakten, aber dennoch widerstandsfähigen Gehäuse bietet. Seit Sony im Herbst 2013 die A7 vorgestellt hat, gehört die D600 –und jetzt die D610 – zwar nicht mehr zu den kompaktesten Vollformatkameras, aber ein griffiges Gehäuse ist bei längeren Fotoshootings ohnehin von Vorteil.

    Abb. 1.1: Die D610 liegt perfekt in der Hand, so wie schon die D600.

    Mein Blickwinkel

    Als Grafikdesigner arbeitete ich mit Bildern von Vollprofis und Topfotografen, lange bevor ich mich selbst intensiv mit Fotografie befasste. Qualität und Professionalität von Aufnahmen beurteilen zu können, gehört für den Grafiker zum Berufsalltag. Als professioneller Bildbearbeiter gewinnst du einen präzisen Blick für Abbildungs- und Wiedergabedetails, die dem Laien und Amateur oft entgehen. Wahrscheinlich liegt es an diesem Hintergrund, dass ich mit den Grenzen der Abbildungsqualität von Kompaktkameras und Einsteiger-DSLRS oft nicht ausreichend glücklich werde.

    Obwohl ich immer betone, dass nicht die Kamera das Bild macht, sondern derjenige, der sie bedient, kann wohl kein erfahrener Fotograf leugnen, dass eine hochwertige Ausrüstung guten Aufnahmen eine Brillanz verleiht, die mit einfacheren Geräten nicht zu erreichen ist. Allerdings möchte ich davor warnen zu erwarten, dass die teurere Kamera automatisch zu besseren Aufnahmen führt. Ich habe Fotografen gesehen, die aus einfachen Geräten umwerfende Bilder herausholen – selbst aus Mobiltelefonen –, und Fotografen, die mit einer Topausrüstung durch die Gegend marschieren und bestenfalls einmal einen akzeptablen Glückstreffer landen. Fotografie besteht eben doch aus 90 % Kreativität und gekonnter Umsetzung und lediglich etwa 10 % technischer Finesse des Equipments.

    Ich werde Ihnen auf den kommenden Seiten viele Tipps rund um die Arbeit mit der D610 geben. Vieles davon würden andere Fotografen wohl genau so empfehlen. Manches aber werden andere anders sehen. Die Art, wie ein Fotograf arbeitet, hängt vor allem von den Themen und von seiner generellen Herangehensweise ab. Ich würde mich selbst als leidenschaftlichen Fotografen bezeichnen, der möglichst viel fotografieren will. Ich mag weder langwierige Vorbereitungen für Fotoshootings noch endloses Nachbearbeiten am Computer. Das alles kostet Zeit, die ich lieber hinter der Kamera verbringe.

    Abb. 1.2: Die Nikon D610 kann durchaus auch als schöne Spiegelreflexkamera bezeichnet werden.

    © Nikon GmbH 2013

    Zu meinen Lieblingsmotiven gehören Menschen. Statt umfangreicher Organisation und Planung bevorzuge ich dabei eine spontane Arbeitsweise. Normalerweise beschreibe ich meinen Modellen vor einem Termin grob ein paar Ideen und schaue, ob etwas dabei ist, mit dem sie sich anfreunden können. Wenn nicht, höre ich mir ihre Ideen und Styling-Vorschläge an und überlege mir dann eine passende Location.

    Ich arbeite am liebsten alleine – einmal vom Modell abgesehen. Ich weiß sehr wohl um den Wert von Stylisten, Visagisten und Assistenten, dennoch ziehe ich es vor, unabhängig von Dritten zu sein. Bei der Wahl und der Einstellung von Szenen gehe ich ebenfalls spontan und intuitiv vor. So wie ich dem Modell nur wenig vorgebe und einfach schaue, was sich ergibt und in welche Richtung es sich entwickelt, so plane ich auch die Szene, die Einstellungen und die Lichtführung nicht strategisch voraus. Es ist eher so, dass ich mich an die passenden Einstellungen herantaste. Obwohl ich intuitiv und spontan arbeite, bin ich andererseits doch eine Art Kontrollfreak. Ich gebe nur ungern Kontrolle an die Automatiken einer Kamera ab, sondern bevorzuge in den meisten Bereichen manuelle Einstellungen, die ich kontrolliere – beim Belichtungsmodus ebenso wie beim Weißabgleich und bei der Blitzsteuerung.

    Neben meiner Leidenschaft für die People-Fotografie sind Kameras generell meine ständigen Begleiterinnen. Eigentlich fotografiere ich alles, was mir vor die Linse kommt. Ich liebe die Street Photography, bin aber leider zu schüchtern, um Leute auf der Straße anzusprechen, weshalb meine Ausflüge in dieses Genre eher sporadisch ausfallen. Für wirklich beeindruckende Landschaftsaufnahmen fehlt mir die Begeisterung fürs frühe Aufstehen, für Tiere die Geduld zum langen Warten, für die Makrofotografie die Konzentration auf ein einziges Thema. Trotzdem mache ich im Alltag, auf Wanderungen und auf Reisen von alldem ein bisschen – etwas, das ich ich wohl mit den meisten Amateurfotografen teilen dürfte.

    Abb. 1.3: Fotosession mit entfesselten Systemblitzen und dem Nikon Creative Lighting System

    Der Kernbereich People-Fotografie und die Art, wie ich diese angehe, sowie das Von-allem-ein-bisschen prägen meinen Blickwinkel auf und meinen Anspruch an eine Kamera. Ich weiß natürlich, dass Sie dieses Buch nicht lesen, weil sie etwas über mich erfahren wollen, sondern weil Sie sich für die D610 interessieren. Dennoch sollte es helfen, den Autor als Fotografen in Grundzügen zu kennen, um gelegentlich nachvollziehen zu können, weshalb er eine bestimmte Aufgabe auf die von ihm beschriebene Art angeht.

    Ich werde versuchen, Ihnen die D610 aus meiner Perspektive näherzubringen, dabei alles zu erzählen, was in meinen Augen wichtig ist, aber auch wegzulassen, was mir nicht wichtig erscheint. Ich filme nicht, also werde ich mich auf Fotografie konzentrieren – kreative Fotografie, wie es im Titel heißt. Ein Handbuch zur Kamera darf das nicht. Ein Handbuch wollte ich nie schreiben. Nikon hat fantastische Handbücher! Die Konzentration auf das, was ich für wichtig halte, ermöglicht es mir dabei, ausreichend tief in die Materie einzudringen und Ihnen nicht nur zu erzählen, was ich wie einstelle, sondern auch warum, ohne das Buch zum endlosen Wälzer ausarten zu lassen.

    Abb. 1.4: Nikon D3S von 2009

    © Nikon GmbH 2013

    Der Weg zur D610

    Im Sommer 2007 stellte Nikon mit der D3 seine erste digitale Spiegelreflexkamera mit einem Bildsensor im Kleinbildformat, dem sogenannten Vollformat, vor. Damit hatte der einstige SLR-Platzhirsch das Terrain digitaler SLRS mit Vollformatsensor relativ spät betreten. Überraschenderweise war die D3 kein Paukenschlag in Sachen Auflösung – mit 12,1 Megapixel kam sie im Vergleich zum Mitbewerber eher moderat daher. Was aber in der Fachwelt Wellen schlug, waren die ISO-Empfindlichkeit und das Rauschverhalten.

    Abb. 1.5: Ein Shooting, wie ich es liebe: draußen, mit einem interessanten Modell. Diese Session fand noch vor Erscheinen der D610 statt – mit der D700.

    Bei analoger Fotografie ist es notwendig, den Film zu wechseln, um bei schwachem Umgebungslicht mit kurzen Öffnungszeiten eine ausreichende Belichtung zu erzielen. Eine umständliche Prozedur – vor allem dann, wenn ein Wechsel notwendig wird, bevor die aktuelle Filmrolle voll ist.

    Digitale Fotoapparate machten es plötzlich möglich, die Empfindlichkeit per Knopfdruck zu ändern. Das erweiterte die beiden Parameter zur Beeinflussung der Belichtung an der Kamera – Blende und Verschlusszeit – um einen dritten: ISO-Empfindlichkeit. Bis zur D3 allerdings eher theoretisch, denn bis dahin führte eine Erhöhung der Empfindlichkeit bereits bei moderaten Werten zu inakzeptablem Bildrauschen (Abb. 1.6 bis 1.9).

    Abb. 1.6: Aufnahme mit DSLR bei ISO 2000

    In der analogen Kleinbildfotografie spricht man bei Empfindlichkeiten von ISO 800 und darüber von hoch lichtempfindlichen Filmen. Deren grobes Korn verleiht zwar manchen Motiven einen charmanten Charakter (Abb. 1.10), für viele Anwendungen ist es jedoch eher inakzeptabel.

    Die D3 hat das, was an Empfindlichkeiten möglich ist, ohne dass Rauschen störend hervortritt, komplett verändert. Sie bot dem Fotografen eine maximale Empfindlichkeit von ISO 25 600 und zeichnete bei ISO 800 weitgehend rauschfrei auf. Das eröffnete vor allem in der Available-Light-Fotografie Möglichkeiten, von denen zuvor nicht zu träumen gewesen wäre. Allerdings kam die D3 zu einem Preis auf den Markt, über den du nur nachdachtest, wenn du entweder ein Profi warst, der dieses Werkzeug für den Lebensunterhalt braucht, oder schlicht wohlhabend.

    Abb. 1.7: 300-%-Ausschnitt aus Abb. 1.6 zeigt Helligkeitsrauschen.

    Ein Jahr später gelang Nikon der nächste Coup, indem man viele Bauteile, die die D3 so besonders gemacht hatten – unter anderem den exzellenten Bildsensor –, in ein kompakteres Gehäuse packte und diese Kamera, die D700, zu einem Preis lancierte, der Profitechnik in für Amateure greifbare Nähe brachte. Die D700 wurde ein entsprechender Erfolg.

    Abb. 1.8: Aufnahme mit Kompaktkamera bei ISO 800

    Nach der Ablöse der D3 durch D3X (höhere Auflösung) und D3s (höhere Empfindlichkeit) stellte sich natürlich die Frage, was auf die D700 folgen würde. Logischerweise tauchte der Name D800 auf dem Radar auf. Doch als die D800 vorgestellt wurde, war rasch klar, dass diese mit 36 Megapixeln an ein anspruchsvolleres Publikum adressiert war als die D700. Während die D700 eine Profikamera war, deren Qualitäten auch Amateure in vollem Umfang ausschöpfen konnten, stellt die D800 höhere Anforderungen an die Objektive und verlangt nach einer Arbeitsweise, wie sie bislang vor allem von Profifotografen mit Mittelformatkameras praktiziert wurde. Die D800 ist keine Kamera zum Knipsen, auch nicht Knipsen auf höchstem Niveau.

    Nikon hat einen anderen Weg gewählt, als viele – mich eingeschlossen – erwartet hätten und der D700 keinen direkten Nachfolger hinterhergeschickt. Stattdessen wurde über ihr die D800 als Profiarbeitsgerät positioniert und unter ihr die D600 als erste Consumer-Kamera mit Vollformatsensor.

    Abb. 1.9: 300-%-Ausschnitt aus Abb. 1.8 zeigt Farbrauschen.

    Leider sorgte ein Problem mit dem Verschluss (→ S. 161), das bei einigen Exemplaren dazu führte, dass der Bildsensor rascher verschmutzt, als das normalerweise der Fall sein sollte, für schlechte Presse für die D600. Die D610 unterscheidet sich in erster Linie durch einen neuen Verschluss von ihrer Vorgängerin, und es liegt auf der Hand, dass das Modell eine Reaktion auf die schlechte Presse ist.

    Abb. 1.10: Analogaufnahme mit Agfachrome-1000-Rs-Diafilm mit deutlich sichtbarem Filmkorn

    © Dietmar Walser

    Eine Amateurin mit professionellem Charakter

    Die D610 hat gute Gene. Sie vereint viele Eigenschaften und Bauteile der D4 und D800 in einem Gehäuse, das stark an Nikons Topkamera mit DX-Sensor, die D7000, angelehnt ist. Ich arbeitete einige Zeit mit der D7000 und ihrer Nachfolgerin D7100 und empfand beide als exzellente Kameras, mit denen man absolut professionell arbeiten kann und die gegenüber meiner Vollformat-D700 sogar Vorteile haben, wie zum Beispiel die individuell konfigurierbaren Benutzereinstellungen U1 und U2. Es kommt nicht von ungefähr, dass viele Profis mit der D7000 beziehungsweise D7100 arbeiten.

    Abb. 1.11: U1 und U2 am Funktionswählrad

    © Nikon GmbH 2013

    Was die D610 zur Consumer-Kamera macht

    Was die D610 zur Consumer-Kamera macht? Bei dem, was sie bietet, ist das schwer zu sagen. Der Preis? Knapp 2000 Euro ist zwar moderat für Vollformat, aber auch kein Pappenstiel. Aber was unterscheidet die D610 von echten Profis?

    Keine AF-On-Taste • Was mir an der D610 fehlt, ist eine AF-On-Taste, wie die D800 eine hat (Abb. 1.12). Allerdings lässt sich deren Funktion auf die Taste AE-L/AF-L (Abb. 1.13) legen, und es ist somit zu verschmerzen. Da ich meist mit manuellen Einstellungen arbeite, brauche ich die AE-L/AF-L-Taste nicht zur Belichtungsmesswertspeicherung.

    Abb. 1.12: Rückseite der D800 mit AE-L/AF-L und AF-On

    © Nikon GmbH 2013

    Abb. 1.13: Rückseite der D610 mit AE-L/AF-L

    © Nikon GmbH 2013

    Gehäuse • Die D610 ist kleiner und leichter als die D800, und das lässt sie vielleicht etwas weniger professionell wirken; vertraut man jedoch den Beschreibungen Nikons, sollte sie genauso gut gegen Staub und Feuchtigkeit abgedichtet sein. Damit hat sie einerseits Nehmerqualitäten und ist als Werkzeug für den professionellen Einsatz geeignet, bleibt aber wegen des moderaten Gewichts eine tragbare Vertreterin der Vollformatsklasse.

    Verschluss • Nicht ganz mit den für Profis positionierten Kameras mithalten kann die D610 beim Verschluss (englisch Shutter; er regelt die Belichtungszeit; siehe auch → S. 191): Für sie garantiert Nikon 150 000 Auslösungen, für die D800 200 000 und für die D4 400 000. Außerdem schaffen die D4 und D800 ¹/8000 s als kürzeste Verschlusszeit, während bei der D610 nichts kürzer als ¹/4000 geht.

    Abb. 1.14: 39 Messfelder im Sucher der D610

    AF-Messsystem • Das Autofokus-System hat die D610 nicht von den großen Schwestern, sondern von der kleinen D7000 geerbt. Es hat keine 51 AF-Messfelder, sondern nur 39, keine 15 Kreuzsensoren, sondern nur 9. Allerdings muss man »nur« tatsächlich in Anführungszeichen sehen, denn 39 Messfelder ist noch immer üppig. Empfindlichkeit und Präzision der Scharfstellung sollen trotz der reduzierten Anzahl an Messfeldern auf dem Niveau des Topmodells D4 liegen.

    Abb. 1.15: 39 Messfelder im Sucher der D7000

    Woran es bei Nikons Vollformatkameras generell krankt, ist, dass die Messfelder in der Mitte konzentriert und relativ weit vom Rand weg platziert sind (Abb. 1.14). Das liegt daran, dass bei den FX-Kameras D800, D3S, D3X und D4 dasselbe Messsystem verbaut ist wie bei der DX-Kamera D300s und bei der FX-Kamera D610 dasselbe Messsystem wie bei der DX-Kamera D7000 (Abb. 1.15). Das ist oft ein Nachteil, allerdings kein Nachteil, der die D610 von den Nikon-Profigeräten trennt, sondern mit ihnen verbindet.

    Was die D610 zum Profi macht

    Zuerst fällt einem natürlich der Vollformatsensor ein (Abb. 1.16). Bis zur D610 gab es Vollformat ausschließlich im Profi-Segment. Man sollte allerdings nicht dem Trugschluss unterliegen,

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