Die Nikon D7500: 64 Expertentipps für den erfolgreichen Einsatz
Von Björn Thiele
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Über dieses E-Book
Dieses Buch soll Ihnen dazu verhelfen, Ihre D7500 schnell und gründlich kennenzulernen. Mit dem Verständnis, wie die Kamera funktioniert und welche Möglichkeiten sie bietet, werden Sie rasch zum besseren Fotografen und Videografen. Bei seinen Erklärungen bleibt der Autor stets nah an der Praxis:
- Welche Einstellungen sind für mich nützlich?
- Wie steuere ich Farben, Tiefenschärfe, Perspektive und Fokus?
- Welche Automatiken erledigen einen guten Job und wann sollte ich manuell eingreifen?
- Welche Objektive passen zu meinen Motiven und welches Zubehör ist sinnvoll?64 Expertentipps gehen an gezielten Punkten in die Tiefe, teils mit handfesten Vorschlägen für die Anwendung konkreter Optionen, teils mit fundiertem Hintergrundwissen, das es Ihnen erleichtert, die Möglichkeiten Ihrer D7500 zu verstehen und voll auszureizen. Nicht zuletzt vermitteln die Tipps den Spaß daran, fotografisches Neuland zu erkunden.
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Rezensionen für Die Nikon D7500
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Buchvorschau
Die Nikon D7500 - Björn Thiele
INDEX
1
AUFBAU EINER SPIEGELREFLEXKAMERA
Nichts bewahrt uns so gründlich vor Illusionen wie ein Blick in den Spiegel.
Aldous Huxley
Egal ob Ihre D7500 Ihre erste Spiegelreflexkamera ist oder ob Sie schon viel Erfahrung mit dieser Kameraklasse haben – um eine Kamera optimal einzusetzen, ist es sehr hilfreich, ihre prinzipielle Technologie zu verstehen. Welche Bauteile haben welche Funktion und welche Aufgabe? Was sind die Stärken einer Spiegelreflexkamera und welches sind ihre technologischen Grenzen? Welche Modi habe ich als Fotograf zur Auswahl, um die Stärken zu nutzen und die Schwächen zu kompensieren? Diese Grundlagen erkläre ich in diesem Kapitel, obwohl sie nicht zwingend zum Fotografieren nötig sind. Wenn Sie eher rein praktisch veranlagt sind, blättern Sie also ruhig direkt weiter zum Schnelleinstieg (ab Seite 18). Andererseits basiert die Funktion nun einmal auf der Technologie und deshalb kann man die Kamera besser einsetzen, wenn man sie besser versteht. Und ganz nebenbei ist diese Technologie unheimlich interessant. Finde ich. Ich hoffe, Sie auch.
1.1FUNKTIONSPRINZIP
Die Idee, überhaupt einen klappbaren Spiegel in eine Fotokamera einzubauen, hatte ursprünglich den Sinn, dass man damit unmittelbar durch das Objektiv auf das Motiv blicken und gleichzeitig auch noch die Schärfe beurteilen konnte. Dabei entsprach der Bildwinkel automatisch immer dem des verwendeten Objektivs und der Blick war auch noch parallaxenfrei. »Parallaxenfrei« bedeutet ohne einen perspektivischen Versatz. Separate Sucher sitzen immer gegenüber dem Objektiv versetzt, sodass man das Motiv etwas weiter von der Seite und von etwas weiter oben betrachtet. Je nach Aufnahmeabstand schaute man damit mal mehr und mal weniger am Motiv vorbei. Der Spiegel ermöglichte es, direkt durch das angesetzte Objektiv zu schauen – What you see is what you get.
Im Laufe der Zeit kamen später immer neue Funktionen hinzu: Der Schnellrücklaufspiegel, der nicht nur beim Auslösen hoch-, sondern unmittelbar nach der Belichtung auch wieder herunterklappt, eine kamerainterne Belichtungsmessung, die Springblende, die die Blende erst für die Belichtung auf den eingestellten Wert schließt und zuvor ein Sucherbild mit maximaler Helligkeit möglich macht, die Blendenkopplung, die den eingestellten Blendenwert an den Body überträgt, Autofokus, mit dem nicht mehr der Fotograf, sondern die Kamera das Scharfstellen erledigt. Eine der letzten Neuerungen war die, dass der Film durch einen digitalen Sensor ersetzt wurde – aus SLR (»Single Lens Reflex«¹) wurde D-SLR (»Digital Single Lens Reflex«).
Foto: Nikon
Abb. 1.1: Digitale Spiegelreflexkamera im Querschnitt (hier die Nikon D4 – zum Zerschneiden einer D7500 reichte das Budget für dieses Buch leider nicht aus).
Das Bild zeigt den Zustand der Kamera bei Verwendung des optischen Suchers. Das Licht, das durch das Objektiv in die Kamera fällt, wird vom Spiegel nach oben auf die Einstellscheibe umgelenkt. Das Prisma stellt das Bild seitenrichtig auf und das Okular lenkt es ins Auge des Fotografen. Ein geringer Anteil des Lichts wird vom Hauptspiegel durchgelassen und über den Hilfsspiegel ins AF-Modul gelenkt. Im Sucher wird ein weiterer Teil des Lichts ausgespiegelt und auf den Belichtungsmesssensor gelenkt.
Für die Belichtung oder die Live-View-Funktion werden Spiegel und Hilfsspiegel hochgeklappt und der Verschluss geöffnet. Alles Licht fällt dann unmittelbar auf den Bildsensor.
Inzwischen werden fast alle diese Funktionen auch von Kameras ohne Spiegel geboten. Dennoch gibt es gute Gründe, am Spiegel festzuhalten.
1.2SPIEGEL
Der Spiegel in einer modernen D-SLR ist eigentlich zwei Spiegel. Beim Blick ins Bajonett erkennt man den Hauptspiegel. Er lenkt das Licht, das durch das Objektiv fällt, nach oben auf die Einstellscheibe (gewöhnlich auch als »Mattscheibe« bezeichnet). Er spiegelt jedoch nicht alles Licht nach oben, sondern lässt einen geringen Anteil durch. Dieses Licht wird vom Hilfsspiegel, einem kleineren Spiegel, der etwa rechtwinklig hinter dem Hauptspiegel sitzt, nach unten geworfen. Dort, im Boden des Spiegelkastens der Kamera, ist das Autofokusmodul platziert. Dieses separate Autofokusmodul ermöglicht einen sehr schnellen und zugleich präzisen Autofokus. Damit dieses Modul aber überhaupt Sicht auf das Motiv bekommt, ist die Aufspaltung des Lichts über den Hilfsspiegel unerlässlich. Ein solches Modul kann also in eine spiegellose Kamera nicht integriert werden.
Für die Belichtung oder für den Live-View-Betrieb wird der Spiegel nach oben geklappt und gibt den Weg frei in Richtung Verschluss und Bildsensor. Bei Serienaufnahmen öffnet und schließt sich der Spiegel bis zu achtmal pro Sekunde und ermöglicht zwischen zwei Belichtungen die Sicht auf das Motiv – das ist feinmechanisches Hightech.
1.3SUCHER
Der Sucher setzt sich im Wesentlichen zusammen aus der Einstellscheibe, auf die das Bild über den Spiegel geworfen wird, dem Prisma, das das Bild seitenrichtig stellt, und dem Okular, durch das man den Blick durch das Prisma auf die Einstellscheibe hat. Ein optischer Sucher hat den unvergleichlichen Charme, dass er einen unverstellten Blick auf das Motiv erlaubt. Sie sehen, was sich vor Ihrer Linse befindet, in Echtzeit und in natürlicher Farbe und Helligkeit. Wesentliche Informationen wie das aktive Fokusmessfeld oder auf Wunsch auch Gitterlinien werden zwar auch im Sucher eingeblendet, aber das Bild selbst bleibt natürlich und ohne jede Verzögerung, die bei elektronischen Suchern vorkommen konnte. (Fairerweise sollte ich aber erwähnen, dass bei aktuellen Kameras mit elektronischem Sucher ein spürbarer zeitlicher Versatz zwischen einem Geschehen im Motiv und dessen Anzeige im Sucher kaum noch vorkommt. Bei älteren Modellen war das noch anders.) In einem optischen Sucher wird zudem fast kein Strom verbraucht, lediglich die LCD- und LED-Anzeigen sind elektrisch, im Gegensatz zu einem elektronischen Sucher, bei dessen Verwendung jedes einzelne Pixel Strom zieht.
Abb. 1.2: Der Blick durch den Sucher mit eingeblendeten Gitterlinien (siehe Seite 272) und Informationen zu Belichtung und ISO-Einstellung. Die eingeblendeten Informationen variieren je nach Einstellung.
1.4LIVE-VIEW
Im Live-View-Modus hört Ihre D7500 vorübergehend auf, eine Spiegelreflexkamera zu sein, und verhält sich so wie vergleichbare spiegellose Systemkameras: Statt im optischen Sucher sehen Sie Ihr Motiv in Echtzeit auf dem Monitor.
Abb. 1.3: Monitoransicht im Live-View-Modus. Der Live-View bietet in dieser Situation gleich zwei Vorteile: Einen bequemeren Blick aufs Motiv und einen präziseren Autofokus.
Damit das funktioniert, muss der Bildsensor freie Sicht durchs Objektiv haben – der Spiegel muss also hochgeklappt bleiben. Letzteres bedeutet, dass alle Bauteile, die darauf angewiesen sind, ihr Licht via den Spiegel zu erhalten, im Live-View nicht funktionieren können. In diesem Fall werden ihre Funktionen vom Bildsensor übernommen. Hinweis: Auch im Live-View wird der Spiegel vor der eigentlichen Belichtung zunächst kurz herunter- und sofort wieder hochgeklappt, obwohl dies theoretisch überflüssig ist. Vermutlich gibt es konstruktionsbedingte Gründe.
1.5MONITOR
Der Monitor Ihrer D7500 ist ein neigbarer Touchscreen, was ihn vielseitig einsetzbar macht. Die Touchfunktionalität entspricht im Wesentlichen den Grundfunktionen beim Bedienen eines Smartphones. Sie können tippen, wischen, Bilder mit zwei Fingern auf- und zuziehen, um sie zu vergrößern oder zu verkleinern und Text eingeben. Besonders praktisch ist die Touchfunktion im Live-View, wo sie das schnelle Positionieren des AF-Messfelds durch Antippen des Hauptmotivs erlaubt, auf Wunsch mit direkter Auslösung (siehe Seite 138).
Genauere Hinweise zum Einsatz der Touchfunktionalität finden Sie im Schnelleinstieg auf Seite 26.
1.6BILDSENSOR
Die Aufgabe des CMOS-Bildsensors ist es primär, Ihr Motiv so klar, brillant und scharf aufzuzeichnen, wie Sie es sehen. Das erledigt er in ziemlich beeindruckender Weise – die Bildqualität Ihrer D7500 ist der der D500 ebenbürtig und das ist immerhin Nikons professionelles Spitzenmodell im DX-Bildformat.
Im Live-View übernimmt der Sensor aber nicht nur die Registrierung des Bildes für die Übertragung auf den Monitor, sondern auch die Aufgaben des Sensors für die Belichtungsmessung und des AF-Moduls. Auf diesen Punkt werde ich im folgenden Absatz eingehen. Wichtig ist in der Anwendung, dass sich mit dem Funktionsprinzip des Autofokus zwischen Sucher- und Live-View-Fotografie auch die verfügbaren Modi unterscheiden. Mehr dazu im Fokuskapitel ab Seite 120.
Abb. 1.4: Der CMOS-Bildsensor der D7500 – im Live-View-Betrieb übernimmt er auch die Belichtungsmessung und die Schärfebestimmung.
Foto: Nikon
Ein genereller Vorteil von Spiegelreflexkameras kommt beim »klassischen« Fotografieren mit dem optischen Sucher zum Tragen, nämlich die Möglichkeit, den Bildsensor die meiste Zeit ausgeschaltet zu lassen. Bei dieser Funktionsweise wird der Bildsensor nur für die eigentliche Belichtung gebraucht. Ansonsten ist er im Stand-by-Modus und verbraucht keinen Strom. Da die separaten Module für AF und Belichtungsmessung wesentlich sparsamer sind als ein Bildsensor mit seinen vielen Millionen Pixeln und den dafür notwendigen komplexen Schaltkreisen, ist die Energieeffizienz Ihrer D7500 um Längen besser als die jeder erhältlichen spiegellosen Systemkamera.
1.7AUTOFOKUSMODUL
Das AF-Modul sitzt im Kameraboden und ist in Richtung des Hilfsspiegels ausgerichtet, von dem das Licht dorthin gelenkt wird. Es ermittelt die Schärfe nach dem Prinzip der Phasenerkennung.
Abb. 1.5: Das AF-Modul Advanced Multi-CAM 3500 II der D7500
Foto: Nikon
Wie genau so ein AF-Modul arbeitet, versteht man leichter im direkten Gegensatz zur anderen AF-Technologie, der Kontrasterkennung.
1.7.1PHASEN-AF VS. KONTRAST-AF
Die beiden Sensoren, die die Schärfe in Ihrer D7500 bestimmen, arbeiten nach komplett unterschiedlichen Prinzipien. Zunächst das einfachere Prinzip: der Autofokus mit Kontrasterkennung oder kurz der »Kontrast-AF«. Dieses Prinzip kommt im Live-View zum Einsatz, wenn der Bildsensor für die Schärfebestimmung sorgt. Es funktioniert nach demselben Prinzip, das auch in fast allen Kompaktkameras und Smartphones zum Einsatz kommt.
Kontrast-AF
Die Kamera legt an einer bestimmten Stelle im Bildfeld den lokalen Kontrast fest, also den Helligkeitsunterschied entlang irgendeines Hell-Dunkel-Übergangs im Motiv. Dann verändert sie die Entfernungseinstellung ein wenig und »schaut«, ob der Kontrast stärker oder schwächer wird. Je nachdem bewegt sie die Optik in die gleiche Richtung weiter oder in die entgegengesetzte. Irgendwann erreicht der Kontrast einen Maximalwert – der Helligkeitsunterschied zwischen zwei benachbarten Pixeln ist in diesem Moment am größten und dann ist dieses Motivelement scharfgestellt. Aber: Das kann die Kamera nicht wissen, denn der Kontrast im Motiv selbst ist ihr nicht bekannt. Erst wenn sie den Fokus noch ein kleines bisschen weiter verstellt und »sieht«, dass der Kontrast nun wieder abnimmt, kann sie zum Punkt des maximalen Kontrastes zurückkehren und hat nun optimal scharfgestellt. Mit dieser Funktionsweise ist der Kontrastautofokus sehr genau. Zum einen misst er auf Pixelebene mit der vollen Auflösung des Bildsensors, zum anderen muss das Licht nicht umgelenkt werden und so ist der optische Weg bei der Belichtung automatisch absolut exakt derselbe wie bei der Messung (außer Sie oder Ihr Motiv bewegen sich in der Zwischenzeit). Zugleich ist der Kontrastautofokus aber auch eher langsam, da er auf dem Prinzip von Trial and Error basiert. Für die Verfolgung von Motiven in schneller Bewegung eignet er sich deshalb nicht.
Die Technologie, die im separaten AF-Modul Ihrer D7500 zum Einsatz kommt, ist wesentlich komplizierter:
Phasen-AF
Zunächst eine kleine fotohistorische Exkursion: Wer einmal eine alte Spiegelreflexkamera mit manuellem Fokus verwendet hat, kennt noch den Schnittbildindikator. In der Mitte der Mattscheibe befand sich ein kreisförmiger Bereich, der horizontal oder diagonal in zwei Hälften geteilt war. Das Motiv war innerhalb dieser beiden Halbkreise spannenderweise auch dann relativ scharf sichtbar, wenn man eigentlich noch nicht darauf scharfgestellt hatte, aber in diesem Fall waren die beiden Hälften gegeneinander verschoben. Durch das Drehen am Fokussierring konnte man diese Verschiebung steuern, und wenn man die beiden Hälften des Kreises genau zur Deckung brachte, hatte man perfekt auf das Motiv fokussiert.
Abb. 1.6: Live-View mit Kontrastautofokus im Einsatz und das Resultat
AF-S DX Micro NIKKOR 85 mm 1:3,5G ED VR, Zeitautomatik, 1/125 s, Blende 9, ISO 6400 (ISO-Automatik), Matrixmessung, AF-F, normales Messfeld, Picture Control Standard
Jedes einzelne Fokusmessfeld Ihrer D7500 funktioniert nach einem sehr ähnlichen Prinzip. Am Ort jedes einzelnen der 51 Messfelder wird der Lichtstrahl zweigeteilt und durch je zwei Sensorzeilen registriert. Beide Zeilen zeichnen den Helligkeitsverlauf im Motiv entlang einer Linie auf. Die Kamera registriert, wie stark und in welche Richtung diese beiden Bilder gegeneinander versetzt sind. (Für die physikalisch-optisch Interessierten: Hierher stammt übrigens der Begriff »Phasenerkennung«. Er bezieht sich auf die Phase der Ortsfrequenz einer abgebildeten Struktur – und nicht, wie oft fälschlich angenommen, auf die Phase der Lichtwellen. Wenn die Phasen beider Teilbilder deckungsgleich sind, ist das Bild an dieser Stelle scharf.) Mit dieser Technologie registriert das AF-Modul – anders als der Kontrast-AF – nicht nur, ob das Motiv scharf abgebildet wird oder nicht; vielmehr »sieht« es schon im defokussierten Zustand, in welche Richtung und wie weit die Kamera das Objektiv verstellen muss, damit das Bild dann scharf ist. So kann die D7500 das Objektiv unmittelbar gezielt ansteuern, z. B. »17 Schritte weiter in die Ferne«. Selbstverständlich prüft sie unterwegs und am Ende das Ergebnis nach, aber insgesamt ergibt sich ein deutlicher Geschwindigkeitsvorsprung gegenüber dem Kontrast-AF. Auch die Bewegungen des Motivs können so sehr genau bestimmt und sogar vorausberechnet werden, womit sich dieses System auch bei schnellen Bewegungen im Motiv sehr gut eignet.
Abb. 1.7: Für Motive in schneller Bewegung wie dieses sollten Sie den Phasenautofokus, also den optischen Sucher nutzen.
AF-S VR ZOOM-NIKKOR 70–300 mm 1:4,5–5,6G IF-ED, 70 mm, Blendenautomatik, 1/500s, Blende 8, ISO 100 (ISO-Automatik), Matrixmessung, AF-C, dynamische Messfeldsteuerung (21), Picture Control Standard
EXPERTENTIPP 1: Zeilen- und Kreuzsensoren
Als ich oben schrieb, die D7500 habe an jedem Messfeld einen Detektor, der das Licht weiteile, stimmte das nicht ganz. Bei den 15 Messfeldern in der Mitte des Bildfelds ist dies sogar jeweils doppelt der Fall. Die Sensoren für diese 15 Felder heißen »Kreuzsensoren« im Gegensatz zu den »Zeilensensoren« der 36 anderen Felder. Der Grund für diesen Aufwand ist, dass ein Zeilensensor blind ist für Strukturen, die zufällig genau oder fast genau parallel zu der gedachten Schnittkante des imaginären Schnittbildindikators liegen. Beispiel: Ich möchte mit meiner alten analogen manuellen Kamera bei perfektem Wetter am Meer auf den Horizont fokussieren. Wenn mein Indikator horizontal geteilt ist, verschiebe ich im Schnittbildindikator zwei unterschiedlich blaue Flächen gegeneinander und sehe deshalb nicht, wann der Horizont wirklich scharf ist. Wenn ich die Kamera aber ins Hochformat drehe, ist das kein Problem mehr: Der Horizont selbst verschiebt sich nun im Indikator und ich kann perfekt scharfstellen.
Beim Fokussieren mit einem Zeilensensor – bei der D7500 sind dies die außen liegenden Fokusmessfelder – kann es vorkommen, dass die Kamera Schwierigkeiten hat, nämlich dann, wenn die Struktur im Motiv parallel zur Zeile des Sensors verläuft. Auch in diesem Fall könnten Sie die Kamera vom Hoch- ins Querformat oder umgekehrt drehen. Praktikabler ist es aber, einfach eines der mittleren Felder und gegebenenfalls den Autofokusmesswertspeicher zu nutzen.
Bei einem Autofokus mit Kreuzsensoren ist kein Drehen notwendig, weil diese Sensoren Strukturen mit beiderlei Orientierung gleichzeitig registrieren können. Wenn eine Kante im Bild parallel zur einen Sensorzeile verläuft, wird sie automatisch von der anderen registriert. Dies macht die Fokussierung mit Kreuzsensoren noch sicherer als mit Zeilensensoren.
1.8BELICHTUNGSMESSER
Ein Teil des Lichts wird auch aus dem Prisma ausgespiegelt und von dort auf den einen RGB-Sensor mit ca. 180.000 Pixeln gelenkt, dessen primäre Aufgabe die Belichtungsmessung ist. Für diesen Zweck wäre die hohe Auflösung nicht einmal annähernd nötig, aber für den zusätzlichen Zweck ist sie enorm praktisch. Die hohe Auflösung, in Kombination mit der ebenfalls für eine Belichtungsmessung nicht zwingend nötigen Farbempfindlichkeit, ermöglicht eine sehr detaillierte Motivanalyse. Diese wiederum ist von Nutzen für eine gezielte Abstimmung der Belichtung, für einen sehr präzisen Weißabgleich, vor allem aber für die Identifikation des Hauptmotivs und für dessen Verfolgung durch das Bildfeld. All dies könnte auch ein Bildsensor leisten, aber mit einem erheblich höheren Stromverbrauch.
Abb. 1.8: Simulation der Sicht des 180.000-Pixel-Sensors auf das Motiv (Ausschnitt; hier sehen Sie nur etwa ein Viertel der 180.000 Pixel). Die feine Auflösung des Sensors und seine Farbsicht erlauben eine sehr präzise Motivanalyse.
Mit Ausnahme der AF-Nachführung übernimmt der Bildsensor im Live-View und bei Videoaufnahmen tatsächlich alle Aufgaben des Belichtungsmesssensors, insbesondere Belichtungsmessung und Weißabgleich (siehe Seite 313). Anders als beim Autofokus gibt es hier keine spürbaren Unterschiede zwischen beiden Modi.
2
ÜBERSICHT UND SCHNELLEINSTIEG
Wie süß ist alles erste Kennenlernen. Du lebst so lange nur als du entdeckst.
Christian Morgenstern
Dieses Kapitel ist für alle, die es eilig haben und schnell mit ihrer D7500 losfotografieren möchten. Es beschreibt, wie Sie Ihre neue D7500 erstmals in Betrieb nehmen, ihre wichtigsten Bedienelemente und welche Automatikfunktionen für welche Anwendung gut geeignet sind. Umsteiger von einer anderen Nikon werden fast alles schon kennen und können direkt zum Abschnitt 2.10 (Seite 55) weiterblättern. Dort finden Sie eine schnelle Übersicht darüber, was sich bei der D7500 gegenüber den beiden Vorgängermodellen geändert hat.
Foto: Nikon
2.1INBETRIEBNAHME
Haben Sie eine SD-Speicherkarte für Ihre D7500? Gut, dann können Sie sofort loslegen. Alles Weitere, was Sie für den Start benötigen, ist im Lieferumfang Ihrer D7500 enthalten.
2.1.1VORBEREITUNG DER KAMERA
Setzen Sie Ihre Speicherkarte und den Akku ein. Nehmen Sie die Schutzkappe vom Bajonett ab und setzen Sie das mitgelieferte Objektiv an.
Abb. 2.1: Die D7500 mit angesetztem Kit-Objektiv AF-S DX NIKKOR 18–140 mm 1:3,5–5,6G ED VR – nun kann es losgehen.
Foto: Nikon
Wenn Sie mögen, befestigen Sie auch den mitgelieferten Trageriemen an den entsprechenden Ösen. Wenn Sie bei einem dieser Schritte Schwierigkeiten haben sollten, hilft das Original-Handbuch von Nikon (zum Beispiel mit einer hilfreichen Abbildung zum richtigen Einfädeln des Trageriemens).
EXPERTENTIPP 2: Das Original-Handbuch
Zu Ihrer Nikon D7500 gibt es unterschiedliche Original-Handbücher von Nikon:
ein »Benutzerhandbuch« mit 361 Seiten, das der Kamera in gedruckter Form beiliegt. Wahrscheinlich kennen Sie es schon und vielleicht ist das der Grund, weshalb Sie jetzt dieses Buch in der Hand halten und nicht das Benutzerhandbuch. Dieses Benutzerhandbuch ist auf ein Format geschrumpft worden, das es leider fast unlesbar macht.
dasselbe Benutzerhandbuch als PDF-Datei.
Das Benutzerhandbuch können Sie hier als PDF herunterladen: nikon.de (oder .at oder .ch) > Service & Support > Download Center (http://downloadcenter.nikonimglib.com/de/products/352/D7500.html). Als PDF ist das Handbuch, zumindest was die Schriftgröße und die Formate der Abbildungen angeht, lesbar. Es erklärt die Kamera durchaus korrekt und stellt eine nützliche Referenz dar, wenn Sie bestimmte Daten genau nachlesen wollen. Dort wird auf beinahe jede Kamerafunktion und auf fast alle Spezifikationen eingegangen. Es liest sich aber – hoffentlich im Gegensatz zu diesem Buch – recht trocken. Für einen Zugriff auf das Kamerahandbuch auch per Smartphone oder Tablet bietet Nikon die App Manual Viewer 2 (siehe Expertentipp 51, Seite 240).
Ein separates Menühandbuch mit 236 Seiten
Auch dieses Handbuch liegt als PDF-Datei am selben Ort zum Download bereit und ist ebenfalls für den Manual Viewer verfügbar. Hier wird noch detaillierter auf jede Menüoption eingegangen. Ich finde dieses Handbuch aber entbehrlich. Bislang habe ich alle Informationen, die ich gesucht habe, im Benutzerhandbuch gefunden.
Zudem gibt es ein Online-Handbuch unter http://onlinemanual.nikonimglib.com/7500/de/
Dessen Inhalt entspricht im Wesentlichen dem Benutzerhandbuch.
Den »SnapBridge Verbindungsleitfaden (für D-SLR-Kameras)«
Auch dieser Leitfaden ist über die oben genannte Downloadseite erreichbar und zusätzlich für den Manual Viewer verfügbar. Er hat 16 Seiten und erklärt die Einrichtung und Verwendung von SnapBridge (siehe Seite 238). Dieser Leitfaden ist sehr sinnvoll, wenn Sie etwas zu SnapBridge nachschlagen möchten, denn er ist im Zweifel aktueller als das generelle Handbuch und berücksichtigt eventuelle Aktualisierungen an der App.
EXPERTENTIPP 3: Der Akku
Der Akku Ihrer D7500 ist bei Auslieferung teilweise geladen, sodass Sie erste Versuche mit Ihrer D7500 sofort unternehmen können. Wenn Sie es nicht ganz so eilig haben, empfiehlt es sich trotzdem, den Akku zunächst vollständig aufzuladen.
Abb. 2.2: Der Akku EN-EL15a bietet eine Kapazität für ca. 950 Fotos oder 80 Minuten Video (nach CIPA-Standard.)
Foto: Nikon
Die Akkuleistung ist sehr gut. Ein Reserveakku kann dennoch eine sinnvolle Anschaffung sein, wenn Sie viel filmen oder die Kamera in sehr kalter Umgebung verwenden wollen. Bei Letzterem, also bei Verwendung der Kamera bei Minusgraden, gilt: Wenn der Akku in der Kamera wegen der Kälte schwach wird, ist er nicht gleich leer. Halten Sie deshalb einen Akku warm, zum Beispiel in der Innentasche Ihrer Jacke. Wenn Sie den scheinbar leeren Akku ersetzen und diesen wiederum in Ihrer Tasche warm werden lassen, erlangt er einen ausreichenden Teil seiner Leistung zurück.
Ansonsten gilt: Bevor Sie einen Reserveakku kaufen, beobachten Sie zunächst, ob Ihnen der eine nicht reicht. Wer von einer älteren Nikon noch den Akku vom Typ EN-EL15 besitzt, kann auch diesen in der D7500 nutzen.
EXPERTENTIPP 4: Die Speicherkarte
Sparen Sie nicht an diesem Ende – außer Ihre Bilder sind Ihnen nicht allzu wichtig. SD-Speicherkarten können jederzeit plötzlich einen Defekt aufweisen und Ihre Daten mit ins Nirwana nehmen. Dieses Risiko ist zwar gering, aber bei billigen No-Name-Karten signifikant höher als bei Qualitätskarten. Und leider hat Nikon bei der D7500 das zweite Kartenfach eingespart, das die D7200 noch mitbekommen hatte und das man für ein sofortiges Backup nutzen konnte. Ich empfehle Karten etablierter Markenhersteller wie z. B. SanDisk oder Panasonic. Damit die Karte bei Videos und schnellen Serienaufnahmen mit der Kamera Schritt hält, sollten Sie eine Karte wählen, die wenigstens der UHS-Geschwindigkeitsklasse 6 entspricht. Um die Karte leistungsfähig zu halten, hilft es, sie gelegentlich in der Kamera zu formatieren. (Natürlich nachdem Sie Ihre Bilder auf dem Rechner gesichert haben.) Kaufen Sie für längere Reisen lieber mehrere Karten statt einer einzigen mit größerer Kapazität. So sind im Falle eines Defekts nicht gleich alle Bilder weg.
2.1.2EINRICHTEN DER KAMERA
Beim ersten Einschalten der Kamera erscheint zunächst ein Dialog für die Sprachauswahl und unmittelbar danach der SnapBridge-Bildschirm für die Kopplung der Kamera mit einem Smartphone.
Abb. 2.3: Sprachauswahl: Wählen Sie hier Deutsch oder eine andere Ihnen genehme Sprache.
Abb. 2.4: Der SnapBridge-Willkommensbildschirm
Abb. 2.5: Dialog für das Pairing via Snap-Bridge
Der Prozess der Kopplung (auch »Pairing« genannt) ist nur einmal erforderlich. Später erkennen sich Kamera und Smartphone automatisch wieder. Sie können das Pairing beim Einrichten der Kamera überspringen und jederzeit später nachholen, aber selbst wenn Sie SnapBridge bis auf Weiteres nicht nutzen möchten, empfehle ich, die Kopplung jetzt durchzuführen. So übernimmt die Kamera automatisch die Informationen zu Datum, Uhrzeit und der aktuellen Zeitzone von Ihrem Smartgerät. Und die Kopplung dauert kaum länger, als würden Sie diese Daten manuell eingeben.
Hinweise zur Kopplung finden Sie, falls nötig, im »SnapBridge Verbindungsleitfaden (für D-SLR-Kameras)« (siehe Expertentipp 2). Das manuelle Eingeben von Datum und Uhrzeit ist selbsterklärend. Eine Beschreibung finden Sie, falls nötig, im Benutzerhandbuch auf Seite 27.
2.2ÜBERSICHT ÜBER DIE BEDIENELEMENTE
Eine vollständige Erklärung aller Tasten und Wahlräder Ihrer D7500 ist an dieser Stelle nicht erforderlich. Wenn Sie möchten, finden Sie eine solche im Kamerahandbuch auf Seite 1 ff.
Für den Start genügt es, wenn Sie sich mit folgenden Tasten und Elementen vertraut machen. Auf die übrigen werde ich eingehen, wenn es um die jeweiligen Funktionen geht, die Sie mit