Licht und Beleuchtung: Studio Basiswissen, Workshop 1
Von Helmut Harhaus
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Über dieses E-Book
lehrreich, dass es jetzt und in der Zukunft auch ein Thema für ein breites, populäres Hobby
bleiben sollte! Dabei darf die Technik für den
Einstieg nicht zu kompliziert, zu teuer werden, die Publizistik nicht "abheben" und das Thema in elitäre Höhen auf und davon tragen.
So hat der Autor einen Leitfaden für Anfänger und Einsteiger geschrieben und es geschafft,
das Thema Studio-Fotografie didaktisch so
aufzubereiten, dass man zu guten und
attraktiven Ergebnissen gelangt, ohne dass
das Budget einer "Durchschnittsfamilie" gleich ins Wanken gerät.
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Buchvorschau
Licht und Beleuchtung - Helmut Harhaus
Inhalt
Vorwort und Einführung
Teil 1 Grundlagen
Licht – ein ganz besonderer „Saft"!
Das Spektrum
Komplementärfarben
Farbtemperatur
Helligkeit und Kontrast
Lichtquellen
Brennweite und Perspektive
Objektivwahl
Belichtung
Belichtungszeit
Blende
Schärfentiefe
Bildgestaltung
Der Goldene Schnitt
Teil 2 Praktische Experimente
Das Üben mit Puppen!
Das dreidimensionale Ziffernblatt
Praktische Übungen mit dem Puppenaufbau
Frontal-, Seiten- und Gegenlicht
Praktische Experimente mit besonderer Lichtführung
Kontrast
Low-key-Beleuchtung
High-key-Beleuchtung
Hintergrund ausleuchten
Schatten aufhellen
Licht
Kombination von Licht und Kontrast
Der Lichtaufbau
Hintergrund
Hauptlicht
Aufhellung
Effektlicht
Licht abschirmen
Abschirmklappen
Linsen
Filter
Filter zur Anpassung an die Farbe des Lichtes
Filter für optische Effekte
Sonderoptiken
Teil 3 Praxisübungen
Variationen mit der Perspektive
Variationen mit dem Hintergrund
Variationen mit Augenreflexen
Variationen mit Reflexen auf Brillen
Variationen mit Wind
Variationen mit Requisiten
Variationen mit Farben
Variationen mit Licht und Schatten
Zangenlicht
Spitzlicht, Kontur
Nicht nur Haare können leuchten…
Teil 4 Licht und Zubehör für das eigene Fotostudio
Studiogröße
Studiolichtsysteme
Studioblitzanlagen
Lichtformer
Spotlichtvorsatz
Diffusorball
Softbox
Universal Softreflektor
Lichtformer in der Praxis
Reflektoren, Lampenstative und weiteres Zubehör
Lampenstative
Aufnahmetische
Arbeiten mit Aufnahmetischen
Uhren und Schmuck
HDR bei Sachaufnahmen
Bildbearbeitung
Sachwortverzeichnis
Impressum
Vorwort und Einführung
Es ist natürlich wunderbar, ein Buch zum Thema Licht und Beleuchtung zu schreiben, dessen Inhalt in einem der hochwertigsten Studios, mit der teuersten und besten Technik ausgestattet, entstanden ist. Da macht die Arbeit Spaß, da sollten auch gute Ergebnisse zu erzielen sein! Man könnte das dann so umschreiben: „Starfotografen fotografieren Stars"….
Ich finde, das Thema Fotografie ist nicht nur eines für wenige Top-Fotografen. Das Thema ist derart vielschichtig, kreativ und lehrreich, dass es jetzt und in der Zukunft auch ein Thema für ein breites, populäres Hobby bleiben sollte!
Fotografie muss für alle aktuell sein und bleiben! Weder von Seiten der Technik darf die Einstiegsmöglichkeit zu hoch, zu kompliziert, zu teuer werden. Noch darf die Publizistik „abheben" und das Thema in elitäre Höhen auf und davon tragen…
So war es mein Bestreben, einen Leitfaden für Anfänger und Einsteiger zu schreiben, der versucht, mit „üblichen" Mitteln das Thema Fotografie auszubauen und damit zu guten und attraktiven Ergebnissen zu gelangen. Ich möchte Ihnen zeigen, wie man das Thema mit einfachen Mitteln vertiefen kann; mit Möglichkeiten, die auch kleinere Budgets nicht ins Wanken geraten lassen.
Die Arbeiten zur Illustration dieses Buches waren somit immer auf die Möglichkeiten der privaten „Hobbyfotografie abgestimmt. Die Bilder, die ich Ihnen hier zeige und erläutere, sind von jedem nachstellbar, der Spaß am Thema, aber kein 100.000-Euro-Studio hat. Ein bisschen Engagement, ein bisschen Interesse, ein wenig „künstlerisches Auge
– und Sie können beachtliche Erfolge erzielen! Wichtig ist nur eines: Fangen Sie an, steigen Sie ins Thema ein!
Wenn Sie glauben, dass man nur mit einer 5000-Euro-Kamera arbeiten kann, dass man ohne Studioblitzanlage überhaupt nicht anfangen muss, dass mindestens ein Friseur und eine Visagistin zur Stelle sein müssen, dass Räumlichkeiten von 300 m² die Voraussetzung sind, dann werden Sie auf Ihr erstes Bild noch lange warten…
Verwenden Sie das, was zur Verfügung steht. Setzen Sie Vorhandenes kreativ und sinnvoll ein. Arbeiten Sie mit „normalen Menschen aus Ihrer Verwandtoder Nachbarschaft als Models. Und Sie erschließen sich eine fantastische fotografische Welt. Ich möchte dazu meinen alten Meister zitieren: „Wenn du einen Haufen Schrott fotografierst, kann keine Kamera der Welt daraus das Bild eines fabrikneuen Autos machen…
Es ist eine unumstößliche Wahrheit, genau in diesem Punkt unterscheiden sich die beiden Arbeitsmethoden, die man im üblichen Sprachgebrauch mit „Knipsen oder mit „Fotografieren
bezeichnet. Das Erste dient nur der Archivierung von momentanen Ansichten, das Letztere ist geeignet, die Ansichten in möglichst vorteilhaftem Licht erscheinen zu lassen. Und das wiederum setzt voraus, dass der Fotograf hinter der Kamera zum einen etwas über die grundlegenden Naturgesetze der Optik und Fotografie gehört hat und sich zum anderen seine eigenen Ideen und Vorstellungen zum Bild macht, bevor er auf den Auslöser drückt. Neben hochkarätiger Technik in der Kamera gibt es nämlich auch noch das, was man als Gehirn bezeichnet! Und mit diesem Geschenk der Schöpfung kann man erheblich mehr anfangen, als die beste Technik zu bieten hat – man muss es eben nur „einschalten"!
Ich möchte Sie mit diesem Buch auf eine Exkursion mitnehmen, die nicht nur durch Licht und Schatten verläuft, und ich möchte Sie auffordern, sich mit Beleuchtung und Bildgestaltung experimentell zu befassen. Überlassen Sie nicht alles nur Ihrer Kamera, übernehmen Sie doch zur Abwechslung das Fotografieren einmal wieder selber! Ihre Kamera kann nur das ausführen, was ihr von klugen Programmierern eingegeben wurde. Das wird aber bewusst so gesteuert, um damit möglichst störungsfrei und narrensicher das „Standard-Bild" in den Kasten zu bekommen. Im Kreativbereich, der nun einmal nicht zum Standard zählt, betreten wir Grenzgebiete, die eine Kamera aus eigenem Können nicht mehr optimal meistern kann. Da macht sich dann die Überlegenheit des Hirns sehr vorteilhaft bemerkbar!
Es bleibt – trotz modernster Technik – dabei, ein gutes Bild entsteht zuerst im Kopf des Fotografen. Wie man dieses Bild, diese Idee dann technisch umsetzt, damit wollen wir uns hier gemeinsam und experimentell beschäftigen.
In der Geschichte der Fotografie – und das sind nun über 150 Jahre – sind noch nie so viele Kameras verkauft worden wie heute. Die Digitaltechnik ist der „Einführungsphase" entwachsen. In der Spiegelreflexsparte ist man inzwischen im höheren zweistelligen Megapixel-Bereich angekommen – zu bezahlbaren Preisen.
Die meisten Besitzer einer Kamera könnten noch weitaus mehr erreichen, wenn sie sich etwas ausführlicher mit dem Thema Licht und Beleuchtung beschäftigten; Sie, lieber Leser, haben das erkannt und ich freue mich darauf, Ihnen mit meinem Buch dabei helfen zu können.
Ihr Helmut Harhaus
Teil 1 Grundlagen
Ich gehe davon aus, dass Sie sich (noch) nicht zu den Profis zählen, dass Sie aber sehr wohl großes Interesse am Thema haben – sonst hätten Sie dieses Buch ja nicht gekauft (es liegt ja leider nicht jeder neuen Kamera bei…). So darf ich annehmen, dass Sie stolzer Besitzer einer Kamera sind – wobei es ziemlich gleichgültig ist, ob digital oder analog, ob Spiegelreflex oder Kompakt. Mit allen kann man gute Bilder machen – die Technik ist es nicht allein, die für gute Bilder zuständig ist!
Ich möchte somit niemanden überfordern und vieles „als gewusst vorausgesetzt" unbehandelt lassen. Auch wenn das Thema rund um das Licht der Schwerpunkt dieses Buches ist, so sollten wir für ein besseres Verständnis schon das eine oder andere aus der Physik, speziell der Optik, gelesen haben. Ich hoffe, Ihnen damit nun etwas mehr erzählen zu können, als das, was in Geräteanleitungen steht. Wenn Ihnen die kurz umrissenen Grundsatzthemen geläufig sind, ignorieren Sie die Zeilen – mit einem gewissen Verständnis denen gegenüber, die ohne Vorkenntnisse in das faszinierende Thema einsteigen wollen.
Licht – ein ganz besonderer „Saft"!
Sie meinen, „Saft hätte nicht viel mit Licht zu tun? Nun, dann lassen Sie mich die Physik mal so darstellen: „Saft
nennen wir im üblichen Sprachgebrauch all das, was z.B. mal als Obst auf dem Baum gewachsen ist und nun in flüssiger Form als Nahrungsmittel dient – das ist Energie für den Körper. „Saft kommt aus der Steckdose – auf Hochdeutsch ist das elektrische Energie. „Saft
füllen wir an der Tankstelle in den Kraftstofftank – chemische Energie. „Saft" in ganz spezieller roter Form fließt in unseren Adern und transportiert Energie.
Und jeder dieser „Säfte ist letztendlich nichts anderes als gespeichertes Licht, das wieder in Energie umgesetzt wird! Licht wurde schon vor Milliarden von Jahren durch die fantastische Reaktion der Photosynthese von den Pflanzen in Biomasse verwandelt, heute machen wir aus diesem Erdöl Wärme, Strom und wieder Licht. Der gleiche Prozess der Photosynthese beschert uns den Apfel, daraus den Apfelsaft, der auch uns am Leben hält. Licht ist alles – alles was wir sind, alles was wir haben, alles was wir tun, ist nur durch Licht möglich. Ohne das Licht der Sonne wäre die Erde auch nur einer der Milliarden „Klumpen
im Weltraum – und keiner brauchte sich über Fotografie Gedanken zu machen.
Wir haben es – das Licht, und sogar in der richtigen Dosierung! Und die Sonne wird die Erde damit noch versorgen, wenn es uns, den Homo sapiens, schon lange nicht mehr geben wird – also nutzen wir es!
Trotz dieser existenziellen Wichtigkeit gibt es nur „Theorien auf die Frage, was Licht denn wirklich ist – keiner kennt diesen „besonderen Saft
wirklich und genau. Die allgemein verbreitete Theorie ist natürlich die Wellentheorie vom Licht. Danach ist Licht eine energiegeladene Welle, eine elektromagnetische Schwingung. Viele Symptome aus der Beobachtung von Lichteigenschaften sprechen dafür, einige jedoch auch dagegen. Da gibt es aber auch noch die Korpuskel-Theorie, die Licht als Strom von winzigsten Teilchen beschreibt. Vieles spricht dagegen, aber einiges auch dafür. Einigen wir uns darauf, dass Licht ein wunderbares physikalisches Phänomen ist, das wir als Fotografen besonders intensiv gestalterisch einsetzen wollen!
Das Spektrum
Bei unserer Arbeit mit Licht – „fotografieren bedeutet ja nichts anderes, als „schreiben mit Licht
– müssen wir allerdings einige der Eigenheiten des Lichtes kennen und berücksichtigen. Licht ist sehr verschieden und vielfältig. Das fällt uns – dem menschlichen Auge – nicht weiter auf, weil wir uns schon seit unzähligen Generationen dran gewöhnt haben. Unsere Kameras und Filme sind aber noch nicht ganz so weit, da müssen wir schon noch aufpassen.
Licht besteht aus einer Ansammlung von Strahlungen verschiedener Farbe. Das heißt, „weißes" Licht gibt es nicht! Weißes Licht ist nur die Summe von farbigem Licht aus dem Spektrum. Und wie das mit Summen so ist, wenn bei der Addition von einem mal etwas mehr, vom anderen mal etwas weniger dazu kommt, dann ändert sich auch die Summe.
Genauso beim Licht. Wenn die Sonne morgens aufgeht, ist der ROT-Anteil größer, das Licht wird rot-stichig. Wenn wir tief im Wald unter hohen Bäumen stehen, ist der GRÜN-Anteil höher, das Licht wird grünstichig. Und wenn wir in einem gelben Zelt feiern, ist der GELB-Anteil größer, das Licht wird gelbstichig. Dem Auge fällt es kaum auf, wir haben im Wald oder im Zelt nicht den Eindruck, alles so gravierend falschfarben zu sehen, wie es unser Sensor tut, wenn er nicht auf automatischem Weißabgleich eingestellt wurde!