Licht und Beleuchtung: Licht verstehen, mit Licht gestalten - Grundlagen für Fotografen
Von Syl Arena und Isolde Kommer
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Über dieses E-Book
Der Fotograf und Bestseller-Autor Syl Arena beginnt mit einer Einführung in das Thema Licht - das Erkennen seiner Richtung, Intensität, Farbe, seines Kontrasts und seiner Härte - und erörtert anschließend das Fotografieren in Innenräumen und im Freien unter den grundverschiedenen Bedingungen von natürlichem und künstlichem Licht.
Er zeigt die Einsatzmöglichkeiten diverser Lichtquellen für die unterschiedlichsten Genres der Fotografie, vom Umgebungslicht in der Landschafts- oder Straßenfotografie bis zu Systemblitz, Studioblitz oder Fotoleuchte für die Porträt- und Objektfotografie.
Im zweiten Teil des Buchs geht es um die Gestaltung von Licht mit den verschiedensten Fotoleuchten.
Sie werden lernen,
- wie Sie das Licht mit Schirmen, Lichtwannen, Beauty-Dishes und Diffusoren größer und weicher machen, und verstehen, wie Sie Licht mit Gittern, Spotvorsätzen und der Zoomfunktion an Ihrem Blitz kontrollieren und gestalten,
- die Farbtemperatur von Licht (gleich ob Sonnenlicht, Glühbirne oder Blitz) einzuschätzen und durch die Weißabgleich-Einstellungen Ihrer Kamera und mit Farbfilterfolien auf dem Blitz zu beeinflussen.
Syl Arena zeigt Ihnen nicht nur, wie sich Licht verhält. Sie erfahren auch alles, was Sie wissen müssen, um Licht zu gestalten und zu beherrschen, um großartige Aufnahmen zu machen.
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Buchvorschau
Licht und Beleuchtung - Syl Arena
1 Die fünf Merkmale des Lichts
FOTOGRAFIE BEGINNT MIT DEM BLICK FÜR DAS LICHT
Gestatten Sie sich, von Licht besessen zu sein. Das ist der beste Rat, den ich einem Fotografen geben kann. Mancher möchte in erster Linie alles über Knöpfe, Skalen und Software lernen und beschäftigt sich weniger damit, das Licht wirklich zu sehen. Wenn Sie jedoch zu einem wahren Licht-Connaisseur werden, entdecken Sie ganz neue Möglichkeiten für großartige Aufnahmen. Ihnen wird auch auffallen, wenn das Licht einfach nichts hergibt, und deshalb werden Sie höchstwahrscheinlich weniger enttäuschende Bilder aufnehmen.
Die Fotografie ist das „Malen mit Licht". Lassen Sie uns also über das Licht sprechen, genauer über die fünf wichtigsten Merkmale des Lichts: Richtung, Intensität, Farbe, Kontrast und Härte.
BILDANALYSE
Strahlender Sonnenschein kann wegen der extremen Bandbreite zwischen hellem Licht und Schatten eine Herausforderung für Ihre Kamera sein. Ein leichter Aufhell-blitz hätte die Details in den Schatten besser hervorgehoben. Ich mag diesen Schnappschuss von meinem Sohn Tony am Crater Lake in Oregon dennoch. Denken Sie daran: Lieber eine nicht ganz perfekte Aufnahme als eine verpasste Gelegenheit, weil man das Zubehör montieren muss.
BILDANALYSE
Mein Mantra in Bezug auf Beleuchtung lautet: „Interessantes Licht entsteht durch interessante Schatten. Betrachten Sie das Licht und denken Sie an die Schatten." Bei dieser lackierten Kugel sagen die Schatten alles über die Beleuchtung aus: Sie erkennen daran die Anzahl der Lichter, ihre Standorte und ihre Größe im Verhältnis zum Motiv.
DER BEGINN IHRER LEIDENSCHAFT FÜR DAS LICHT
Die besten Fotografen aller Genres sind vom Licht besessen. Ich hoffe, Sie werden sich in diese Riege einreihen – sowohl im Hinblick auf Ihr Können als auch auf die Entwicklung Ihres Gefühls für das Licht. Meine Empfehlung für den Einstieg: Studieren Sie das Licht, das Sie den Tag über umgibt.
Hier ein Beispiel für meine Beobachtung des Lichts an einem einzigen Tag:
• Morgens beim Aufwachen betrachte ich einen Fleck goldenen Sonnenlichts an der Wand meines Schlafzimmers.
• Beim Frühstück untersuche ich die Form der Schatten um meine Kaffeetasse und löse das Rätsel: „Weshalb sind hier drei Schatten zu sehen?"
• Wenn die Sonne mittags im Zenit steht, stelle ich fest, wie hart und kurz die Schatten der Fußgänger auf dem Bürgersteig sind.
• Auf dem Nachhauseweg erfreue ich mich an den gleißenden Sonnenstrahlen, die vom Asphalt auf die Metallwand eines Lagerhauses geworfen werden.
• Eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang rufe ich meine Frau Amy und unsere Söhne nach draußen und wir beobachten, dass sich die Wolken im Westen lachsrot gefärbt haben und dass der Himmel von Indigo ganz oben bis hinab zu Türkis am Horizont variiert.
Ja, ich bin offensichtlich besessen von Licht. Ich hoffe, dass ich Sie mit dieser Besessenheit anstecken kann!
SAGEN SIE „KLICK!" UND MACHEN SIE MENTALE FOTOS
Ich nehme in Gedanken dauernd Bilder auf. Ich gehe den Bürgersteig entlang und sehe einen wunderschönen Fleck Sonnenlicht: „Klick. Im Restaurant entdecke ich, dass das Kerzenlicht durch eine Wasserflasche scheint und ein interessantes Muster auf den Tisch zaubert: „Klick.
An einer Ampel schaue ich mich um und sehe wunderbares Licht, das von einem silbernen Van auf das Gesicht eines anderen Fahrers geworfen wird: „Klick."
Halten Sie nicht nur dann Ausschau nach guten Motiven, wenn Sie die Kamera dabei haben. Tun Sie es immer und überall.
RIFKH – EIN SELTSAMES WORT
Natürlich ist RIFKH kein richtiges Wort. Es ist eine Gedächtnisstütze, die Ihnen hilft, sich an die fünf Merkmale zur Beurteilung von Licht zu erinnern: Richtung, Intensität, Farbe, Kontrast und Härte.
• Richtung: Woher kommt das Licht – von vorne, von der Seite oder von hinten?
• Intensität: Wie hell sind die einzelnen Lichtquellen?
• Farbe: Welche Farbe hat das Licht – Weiß, Rot, Blau ...?
• Kontrast: Gestaltet sich der Übergang von Licht zu Schatten allmählich oder abrupt?
• Härte: Wie sehen die Schattenkanten aus?
Wie gesagt: Die besten Fotografen, die ich kenne, sind von Licht besessen. Machen auch Sie sich diese Besessenheit zu eigen! Ich garantiere Ihnen: Wenn Sie lernen, Licht zu sehen – und das meine ich wörtlich –, werden sich Ihre Bilder automatisch verbessern.
Es ist nicht nur eine Frage des Blicks, Licht wirklich zu sehen. Vielmehr müssen Sie über das Licht nachdenken. Denken Sie darüber nach, weshalb das Licht so wirkt, wie es wirkt. Denken Sie an RIFKH.
RICHTUNG
Woher kommt das Licht – von vorne, von der Seite oder von hinten?
Die Richtung, aus der das Licht kommt, hat einen enormen Einfluss auf Gestalt und Struktur Ihres Bilds. Um es etwas genauer auszudrücken: Die Richtung des Lichts beeinflusst die Breite der Schatten. Und die Schatten verleihen dem Motiv wiederum Struktur und Gestalt.
Zu Beginn eines Workshops sage ich den Teilnehmern:
„Interessantes Licht schaffen Sie durch interessante Schatten. Betrachten Sie also das Licht und denken Sie an die Schatten."
Warum sind die Schatten so wichtig? Wenn wir eine Szene betrachten, scheint sie eine gewisse Tiefe zu haben, weil uns der Abstand zwischen unseren Augen räumliches Sehen ermöglicht. Wir sehen dreidimensional: Höhe, Breite und Tiefe. Doch ein Foto dieser Szene auf dem Bildschirm oder auf einem Papierabzug hat nur noch zwei Dimensionen: Höhe und Breite. Weil Bildschirm und Papier flach sind, wird der Eindruck von Tiefe durch Geometrie und Schatten erzeugt. Von der Geometrie her gehen wir davon aus, dass größere Objekte näher und kleinere weiter entfernt sind. Die Schatten leisten einen wichtigen Beitrag: Sie informieren den Betrachter über die Form eines Objekts.
DER BELEUCHTUNGSKOMPASS
Ausrichtung und Breite der Schatten in einem Foto werden durch den Winkel zwischen Kamera und Lichtquelle bestimmt. Zur Vereinfachung konzentrieren wir uns hier darauf, was passiert, wenn das Licht kreisförmig um das Motiv wandert.
Sie als Fotograf steuern, wie die Kamera die Lichtrichtung innerhalb des Bildausschnitts sieht. Wenn Sie die Kamera im Kreis um das Motiv bewegen, können Sie erkennen, dass sich die Richtung des Lichts dabei verändert. Betrachten wir zunächst die vier Möglichkeiten in Abbildung 1.1:
• Rückenlicht oder Licht in Aufnahmerichtung (rot): Die Sonne scheint direkt über Ihre Schultern oder der Blitz befindet sich direkt auf der Kamera. Üblicherweise erhalten Sie dann flächiges Licht ohne nennenswerte Schatten. Fotos mit flachem Licht fangen die Szene meist nicht gut ein, weil es ihnen an Tiefe fehlt.
• Schräg von vorne zum Motiv (grün): Wenn das Licht schräg auf das Motiv trifft, erzeugt es Schatten, wodurch Form und Struktur deutlicher werden. Die Breite der Schatten nimmt zu, wenn das Licht zur Seite und von der Kamera weg bewegt wird. Ein Winkel von 45° ist für viele Lichtgegebenheiten bestens geeignet.
• Neben dem Motiv (orange): Wenn sich die Hauptlichtquelle neben dem Motiv befindet, erhalten sie ein äußerst dramatisches Licht – eventuell zu dramatisch. Ohne Aufhelllicht oder Reflektor auf der anderen Seite des Motivs wird dieses auf einer Seite beleuchtet sein und auf der anderen einen dunklen Schatten werfen. Wenn Sie ein Portraitfoto mit mystischer Stimmung schießen wollen, ist dies möglicherweise vorteilhaft. Für Glamourfotos ist diese Beleuchtung jedoch ungeeignet.
• Hinter dem Motiv (blau): Wenn Sie nicht gerade eine Silhouette fotografieren möchten, sollten Sie die Lichtquellen hinter dem Motiv als sekundäre Beleuchtung betrachten. Ich liebe es, wenn sich die Sonne hinter dem Motiv befindet, doch muss ich dann von vorne stets ein Aufhelllicht einsetzen (entweder mit einem Reflektor oder einem Blitz). In Kapitel 3, Natürliches Licht nutzen, sehen Sie, dass eine Lichtquelle hinter dem Motiv eine schmale helle Lichtkante erzeugen kann, die das Motiv vom dunklen Hintergrund trennt.
ABBILDUNG 1.1 Der Beleuchtungskompass zeigt das Motiv von oben sowie den Winkel zwischen Kamera und Lichtquelle. Je weiter sich die Lichtrichtung von kameraintern nach 90° verschiebt, desto ausgeprägter werden die Schatten, denn sie werden breiter. Befindet sich die Lichtquelle hinter dem Motiv, erhalten Sie eine Lichtkante, die das Motiv vom Hintergrund trennt.
SCHATTEN FÜLLEN
Selbst die beste Kamera kann es nicht mit dem menschlichen Sehvermögen aufnehmen. Ist der Unterschied zwischen den hellsten Lichtern und dunkelsten Tiefen zu groß, können einige Tiefen- und/oder Lichterdetails nicht von der Kamera erfasst werden. Um Details in den Schatten sichtbar zu machen, können Sie mittels eines Reflektors Licht in die Schatten werfen oder ein Aufhelllicht verwenden.
LICHT-JARGON
Führungslicht: Die Hauptlichtquelle, die das Motiv beleuchtet, üblicherweise von vorne, oft aus einem seitlichen Winkel.
Aufhelllicht oder Fülllicht: Auf die Schatten gerichtetes Licht, zum Beispiel mittels eines Reflektors oder durch den Einsatz eines Blitzlichts.
Haarlicht oder Lichtkante: Eine Lichtquelle hinter dem Motiv, die von der Kamera als dünner Lichtsaum entlang der Motivkante erfasst wird.
Setzen wir diese Prinzipien nun in die Tat um. Vergleichen Sie die Porträts in den Abbildungen 1.2 und 1.3. Sicherlich erkennen Sie, dass die Struktur der Bluse im linken Bild flach wirkt. Man kann kaum die Falten im Stoff erkennen. Auch im Gesicht weist das Bild keine Tiefe auf. In der Abbildung 1.3 habe ich die Lichtquelle auf einem kleinen Lichtstativ um 45° nach rechts versetzt und damit Schatten erzeugt, die dem Gesicht Tiefe und dem Stoff Struktur verleihen.
In manchen Fällen – etwa bei Außenaufnahmen im Sonnenlicht – lässt sich die Position der Lichtquelle nicht kontrollieren. Versuchen Sie in diesem Fall, um das Motiv herumzugehen, sodass Sie verschiedene Lichteinfallwinkel austesten können.
ABBILDUNG 1.2 Der Blitz befindet sich auf der Kamera. Die Beleuchtung wirkt flach, da Mallory von beiden Seiten gleichmäßig ausgeleuchtet wird.
ABBILDUNG 1.3 Das Blitzgerät wurde auf ein Stativ montiert und 45° nach rechts versetzt. Durch die Schatten erhält das Bild Tiefe und Struktur.
DIREKTES, GESTREUTES UND REFLEKTIERTES LICHT
Wir haben eben besprochen, dass der Winkel zwischen Kamera und Lichtquelle die Bildtiefen beeinflusst. Hierbei haben wir nicht zwischen direktem, gestreutem und reflektiertem Licht unterschieden. Gehen wir also einen Schritt weiter. Wir müssen prüfen, ob das Licht von der Quelle direkt auf das Motiv trifft oder ob es auf seinem Weg die Richtung wechselt.
Direktes Licht strömt von der Lichtquelle geradewegs zum Motiv (Abbildung 1.4). Wie Sie weiter hinten in diesem Kapitel sehen werden, erzeugt direktes Licht üblicherweise Schatten mit starkem Kontrast und harten Kanten. Sonnenlicht an einem klaren Tag ist direktes Licht. Ein Kamerablitz kann ebenfalls direktes Licht sein. Auch wenn sich direktes Licht vielfältig nutzen lässt, ziehen Fotografen oftmals die weichere Anmutung gestreuten oder reflektierten Lichts vor.
ABBILDUNG 1.4 Wenn das Licht direkt von der Quelle auf das Motiv trifft, entstehen dunkle Schatten mit klarem hartem Rand.
Gestreutes Licht fällt auf dem Weg von der Quelle zum Motiv durch halbtransparentes Material (Abbildung 1.5). Es erzeugt Schatten mit geringerem Kontrast und weicheren Kanten als direktes Licht. Je nach Stärke der Streuung können die Schatten so schwach ausfallen, dass sie kaum noch erkennbar sind. Wolken sind ein gutes Beispiel dafür, wie Sonnenlicht gestreut werden kann. Die Tröpfchen im Wasserdampf lenken das Licht um, sodass es aus verschiedenen Winkeln auf das Motiv trifft. Ein durchscheinender Vorhang vor einem Fenster ist ein weiteres Beispiel für einen Lichtzerstreuer.
ABBILDUNG 1.5 Wenn Licht durch durchscheinendes Material wie eine Wolke oder einen Diffusor fällt, trifft es aus vielen verschiedenen Winkeln auf das Motiv. Dieses Licht erzeugt weiche Schatten.
Reflektiertes Licht wird von einer undurchsichtigen Oberfläche zurückgeworfen, bevor es auf das Motiv trifft (Abbildung 1.6). Von einer Betonmauer zurückgeworfenes Sonnenlicht ist reflektiertes Licht. Auch von den Wolken kann Sonnenlicht reflektiert werden. Sie können weiße Leichtschaumplatten nutzen oder verschiedenfarbige Reflektoren kaufen. Externe Blitzgeräte können meist gekippt und geschwenkt werden, sodass der Blitz von nahegelegenen Wänden oder der Decke reflektiert werden kann. Wie gestreutes ist auch reflektiertes Licht weicher als direktes Licht.
ABBILDUNG 1.6 Wird Licht von einer Oberfläche wie einer weißen Wand oder Decke reflektiert, trifft es ebenfalls aus unterschiedlichen Winkeln auf das Motiv und erzeugt weiche Schatten.
Der Unterschied zwischen gestreutem und reflektiertem Licht ist die Positionierung von Diffusor und Reflektor. Bei gestreutem Licht befindet sich der Diffusor zwischen Lichtquelle und Motiv. Bei reflektiertem Licht trifft das Licht zunächst auf eine nahegelegene Oberfläche, von wo es auf das Motiv geworfen wird. Aus diesem Grund können Wolken sowohl als Diffusor als auch als Reflektor dienen. Scheint das Sonnenlicht durch die Wolken, wirken diese wie ein Diffusor. Wird das Sonnenlicht von den Wolken reflektiert, wie es bei tiefstehender Sonne der Fall ist, dann fungieren die Wolken als Reflektor.
Wie Sie bald im Abschnitt zur Härte lesen werden, ist gestreutes oder reflektiertes Licht weicher, weil sowohl die Streuung als auch die Reflexion die offensichtliche Größe der Lichtquelle erhöhen.
Ich weiß, dass dies für Sie im Moment nicht viel Sinn ergibt; aber das wird sich bald ändern. Wichtig ist, dass Sie immer überlegen, ob das Licht direkt ist, gestreut oder reflektiert wird. Kommt es direkt, dann haben Sie durch den Einsatz von Diffusor oder Reflektor die Möglichkeit, es weicher zu machen.
INTENSITÄT
Wie hell sind die einzelnen Lichtquellen?
Die Intensität ist das am leichtesten verständliche der fünf RIFKH-Elemente. Ich bin jedoch sicher, dass es in kreativer Hinsicht am wenigsten Beachtung findet. Achten Sie also nicht nur auf die Helligkeit der Lichtquellen, sondern auch auf die vielfältigen Möglichkeiten, wie die Lichtintensität Ihre Fotos beeinflussen kann.
Die Belichtungseinstellungen der Kamera (Verschlusszeit, Blendenzahl und ISO-Wert) basieren größtenteils auf der Intensität des Lichts in der Szene. Für jede Lichtmenge stehen zahlreiche Kombinationen von Verschlusszeit, Blendenzahl und ISO-Wert (vergleichbare Belichtungseinstellungen) zur Auswahl. Diese drei Kameraeinstellungen arbeiten entgegengesetzt – wenn Sie bei einer Einstellung die größere/schnellere wählen, muss eine andere Einstellung kleiner/langsamer werden, damit sich die Belichtung nicht verändert. Sobald Sie die notwendigen Grundkenntnisse erworben haben, werden sich Ihnen die darin enthaltenen kreativen Möglichkeiten eröffnen.
Die Schärfentiefe beschreibt zum Beispiel, wie scharf Ihre Aufnahme vom Vorderbis in den Hintergrund der Szene ist. Eine große Blende wie f/2.8 lässt viel Licht ins Objektiv und erzeugt eine geringe Schärfentiefe. Umgekehrt lässt eine kleine Blende wie f/22 wenig Licht ins Objektiv und erzeugt eine große Schärfentiefe. Möchten Sie also bei schwachem Licht eine große Schärfentiefe erzeugen, benötigen Sie eine langsame Verschlusszeit (was zu verwackelten Bildern führen kann) oder einen hohen ISO-Wert (was digitales Rauschen erzeugen kann). Wenn beides nicht funktioniert, müssen Sie die Lichtintensität erhöhen.
DIE FEINABSTIMMUNG DER TIEFEN
Wenn Sie mehrere Lichtquellen einsetzen, beeinflusst deren Intensität den Kontrast Ihrer Aufnahme – also den Unterschied zwischen den hellen und dunklen Bildbereichen. Üblicherweise entsteht Kontrast, wenn das Licht auf einer Seite des Motivs intensiver ist als auf der anderen. Anders ausgedrückt: Wenn Ihre Aufnahme flach wirkt, können Sie die Lichtintensität auf einer Seite entweder verringern oder erhöhen, um den Kontrast zu verstärken. Der Kontrast wird größer, da Sie stärkere Schatten erzeugen.
In Abbildung 1.7 habe ich zwei Lichtquellen jeweils im 45°-Winkel links und rechts von Mallory platziert. Dabei ist die rechte Lichtquelle etwa doppelt so stark wie die linke. Dies können Sie am Verlauf des Schattens im Gesicht gut erkennen. In Abbildung 1.8 habe ich die Lichtstärke links um die Hälfte reduziert, sodass das Licht links ein Viertel der Leistung des rechten Lichts hat. Die verringerte Intensität führt zu einer besseren Schattenbildung und verstärkt die Konturen.
ABBILDUNG 1.7 Die leichte Abstufung der Beleuchtung – links halbe, rechts ganze Leistung – sorgt für etwas Plastizität und ist einer Beleuchtung mit nur einem Blitz aus Kamerarichtung auf jeden Fall vorzuziehen.
ABBILDUNG 1.8 Dämpft man das Licht auf der linken Seite um eine weitere Stufe, so beträgt der Beleuchtungsunterschied bereits zwei volle Stufen. Die rechte Seite des Models wird viermal heller beleuchtet wie seine linke Seite.
Falls Sie sich fragen, was der Unterschied zu den Abbildungen 1.2 und 1.3 ist: Hier habe ich zwei Lichtquellen eingesetzt. In den Abbildungen 1.2 und 1.3 verwende ich nur eine Lichtquelle. Ich möchte Ihnen damit Folgendes verdeutlichen: Wenn Sie Schatten gestalten, ist die Intensität des Lichts ebenso wichtig wie seine Position.
DISTANZ UND INTENSITÄT
Ganz einfach: Je weiter der Weg des Lichts ist, desto stärker breitet es sich aus. Während es sich ausbreitet, verliert es an Intensität. Dies beschreibt das mathematische Abstandsquadratgesetz. Auch wenn Sie kein Mathe-Genie sind, denken Sie immer daran: Soll das Licht heller erscheinen, können Sie näher herangehen. Umgekehrt wird es dunkler, wenn Sie sich weiter von ihm entfernen. Wie wir im Abschnitt zur Härte sehen werden, beeinflusst dieses Vorgehen auch die Schattenkanten.
FARBE
Welche Farbe hat das Licht – Weiß, Rot, Blau ...?
Die Farbe des Lichts vermittelt dem Betrachter wichtige Hinweise über Ihre Aufnahme. Sie waren dort, Sie erlebten den Augenblick, als Sie den Auslöser drückten. Der Betrachter sieht nur die Details und Informationen im Bild selbst. Farben können viel zur Stimmung Ihrer Aufnahme beitragen. Manchmal können Sie die Farbe des Lichts in Ihrer Aufnahme aus gestalterischen Gründen ändern. Manchmal müssen Sie das Licht so nehmen, wie es ist.
KALTES UND WARMES LICHT
Eine Farbe lässt sich am einfachsten beschreiben, indem Sie feststellen, ob sie warm oder kalt ist. Grün, Blau und Violett sind kalte Farben. Kaltes Licht kann sowohl beruhigend als auch kalt und bedrückend wirken. Desgleichen kann grünes Licht ein ländliches Umfeld suggerieren, aber auch immensen Wohlstand.
Auf der anderen Seite des Farbkreises finden sich die warmen Farben Rot, Orange und Gelb. Warmes Licht wird als behaglich empfunden. Warme Hauttöne werden mit Gesundheit gleichgesetzt. Intensives Rot hingegen kann sowohl als Farbe der Wut als auch der Leidenschaft wahrgenommen werden.
Wenn wir Licht als kalt oder warm bezeichnen, beschreiben wir normalerweise einen leichten Farbstich. Wir empfinden das Licht nicht als tiefblau oder -orange. Die Abbildungen 1.9 und 1.10 zeigen, dass dieselbe Szene völlig unterschiedlich aussehen kann, und zwar