Roland Schimmelpfennig - Ja und Nein: Vorlesungen über Dramatik
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Über dieses E-Book
"Ja und Nein" basiert auf drei im Rahmen der 2. Poetikdozentur für Dramatik an der Universität des Saarlandes im Winter 2012/13 in Saarbrücken gehaltenen Vorträgen. Einkreisend, ernst und selbstironisch, gelegentlich scharf, erläutert Schimmelpfennig seine Dramatik: Einflüsse aus Film, Musik und Literatur, die Entstehung seiner Stücke, sein Verhältnis zum Stadttheater, zur Theorie, zu Jürgen Gosch und zum Inszenieren, zu Kritikern, zu Euripides, Sophokles und Shakespeare, zur leeren Bühne als dem magischen Ort des Theaters, zum Theater nach den Theaterrevolutionen. Er zitiert aus seinen Stücken und konturiert Schritt für Schritt den Kern seiner Poetik: die Erzählung auf der Bühne, das narrative Theater, in dem nicht die Sprache, sondern der Mensch im Zentrum steht.
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Rezensionen für Roland Schimmelpfennig - Ja und Nein
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Buchvorschau
Roland Schimmelpfennig - Ja und Nein - Roland Schimmelpfennig
Ja und Nein
Gedruckt mit finanzieller Unterstützung der Universität des Saarlandes. Die Übersetzung ins Spanische wurde finanziert vom Verbindungsbüro des Goethe-Instituts in Havanna. Der Abdruck von Auszügen aus den Stücken Roland Schimmelpfennigs erfolgt mit freundlicher Genehmigung des S. Fischer Verlages (Frankfurt a. M.).
Bildnachweis: Alle Bilder © Arwed Messmer. Außer S. 63/64 Violena Ampudia
Roland Schimmelpfennig
Ja und Nein
Vorlesungen über Dramatik
Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Johannes Birgfeld
Recherchen 107
© 2014 by Theater der Zeit
Texte und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich im Urheberrechts-Gesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeisung und Verarbeitung in elektronischen Medien.
Verlag Theater der Zeit
Verlagsleiter: Harald Müller
Im Podewil | Klosterstraße 68 | 10179 Berlin | Germany
www.theaterderzeit.de
Lektorat: Lena Schneider
Grafik: Bild1Druck, Berlin
Covergestaltung: Sibyll Wahrig, Foto © Roland Schimmelpfennig
ISBN 978-3-943881-53-0
Roland Schimmelpfennig
JA UND NEIN
Vorlesungen über Dramatik
Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik
Herausgegeben und mit einem Nachwort
von Johannes Birgfeld
Vorbemerkung zur spanischen Übersetzung
von Judith Maiworm
Erster Vortrag
Zweiter Vortrag
Dritter Vortrag
Nachwort von Johannes Birgfeld
Anhang
VORBEMERKUNG ZUR SPANISCHEN ÜBERSETZUNG VON JA UND NEIN
Es mag auf den ersten Blick verwundern, dass ein Band mit Poetikvorlesungen, die ein deutscher Dramatiker an einer deutschen Universität gehalten hat, in einer zweisprachigen Ausgabe erscheint. Die Bedeutung, die die zeitgenössische deutschsprachige Dramatik in den letzten zehn Jahren vor allem im spanischsprachigen Raum erlangt hat, ist vermutlich in Deutschland nicht bekannt und bedarf einer Erklärung.
Johannes Birgfeld weist in seinem Nachwort auf das Schattendasein hin, das dramatische Texte in Deutschland führen, wo zwar den Inszenierungen gebührender Platz in den Feuilletons eingeräumt wird, die Texte selbst jedoch wenig gedruckt und selten außerhalb ihrer Realisierung im Theater wahrgenommen werden. Das hat sicher mit einer Entwicklung im deutschsprachigen Theater zu tun, die den Text nur als ein Element unter mehreren begreift, die zum Gesamtkunstwerk Theater beitragen, als zwar wichtige Ausgangsbasis, aber vor allem als Material. Dieser Umgang mit Stücken stößt im Ausland häufig auf Befremden, gilt es doch sowohl in der angelsächsischen als auch in der spanischsprachigen Theatertradition vor allem, den adäquaten künstlerischen Ausdruck für die Intention des Textes und damit auch des Autors zu finden.
In vielen lateinamerikanischen Ländern gibt es bei den jungen Regisseuren einen regelrechten Hunger nach zeitgenössischen Theatertexten, die sich zum Teil auch aus einer jüngeren Geschichte erklären, in der die kulturelle Produktion auf Grund der politischen Verhältnisse über lange Jahre hinweg vom Austausch mit internationalen Entwicklungen abgeschnitten war, wie zum Beispiel in Chile während der Diktatur von 1973 bis 1990. Der Austausch mit internationalen Autoren und Regisseuren erleichtert den Weg aus der Marginalisierung, in die die Theaterszene während der Pinochet-Jahre verwiesen wurde.
Die Verbreitung von deutschsprachiger Dramatik in Lateinamerika wurde durch ein Programm des Goethe-Instituts gefördert, das jedem Goethe-Institut erlaubt, pro Jahr drei neue Stücke ins Spanische zu übersetzen. Festivals deutschsprachiger oder europäischer zeitgenössischer Dramatik in Argentinien, Chile, Kolumbien und Kuba trugen ebenfalls dazu bei, Autoren wie Dea Loher, René Pollesch, Anja Hilling, Philipp Löhle und eben Roland Schimmelpfennig – um nur einige zu nennen – einem breiteren Theaterpublikum bekannt zu machen. Die Adaptionen durch die lokalen Regisseure waren bisweilen so erfolgreich, dass sie zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen wurden wie z. B. die kubanische Inszenierung von Schimmelpfennigs Der goldene Drache in der Regie von Raúl Martín.
Roland Schimmelpfennig lebt selbst abwechselnd in Berlin und Havanna. Sein erstes Stück in Kuba war Die arabische Nacht. Das Stück wurde bei szenischen Lesungen im Herbst 2004 vorgestellt und 2006 in die erste Publikation deutscher zeitgenössischer Dramatik des kubanischen Theaterverlages Tablas-Alarcos aufgenommen. Mittlerweile sind mehrere Monografien deutscher Theaterautoren veröffentlicht worden, u. a. ein Band mit drei weiteren Stücken von Roland Schimmelpfennig. Im Vorwort hieß es: „Warum Schimmelpfennig hier und jetzt? (…) Weil er eine Mischung von Texturen provoziert, wo die Figuren eine augenscheinlich ölige und quecksilbrige Zeit bewohnen, die aber trotzdem erkennbar ist. Weil er Situationen schafft, die – obwohl unlogisch und maßlos – doch so menschlich sind."
Es ist ein besonderes Verdienst des vorliegenden Bandes, nun auch Roland Schimmelpfennigs Vorlesungen der 2. Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik dem lateinamerikanischen Publikum zugänglich zu machen.
Judith Maiworm,
Verbindungsbüro des Goethe-Instituts, Havanna
Idomeneus von Roland Schimmelpfennig (Deutsches Theater Berlin, 2009), Regie: Jürgen Gosch, Bühnenbild: Johannes Schütz
ERSTER VORTRAG
1.1. WENN, DANN: WAS WIR TUN, WIE UND WARUM
Marek, vollkommen staubbedeckt, bricht durch den Fußboden in den Raum. Er klettert in den Raum, schwankt leicht. Er überlegt kurz, ob er gleich weiterarbeiten soll. Die anderen sehen ihn an. RUDI reicht ihm sein Butterbrot. RICKI gibt ihm ein Bier. Er setzt sich.