Wie? Wofür? Wie weiter?: Ausbildung für das Theater von morgen
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Über dieses E-Book
Auf Einladung der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg in Ludwigsburg und der Dramaturgischen Gesellschaft diskutierten im Oktober 2012 zahlreiche Vertreter von Theaterhochschulen, Theaterpraktiker und Studierende aus dem In- und Ausland über die Herausforderungen, vor denen die künstlerische Ausbildung heute steht: Für welches Theater bildet man eigentlich aus - für welche Kunst, aber auch für welchen Markt? Wie bildet man aus? Welche Voraussetzungen, Fähigkeiten und Kenntnisse benötigen heutige Absolventen für das Theater von morgen und seine verschiedenartigen Produktionsformen? Mit welchen Fort- und Weiterbildungsangeboten kann man angehende Theatermacher in ihrer künstlerischen Entwicklung unterstützen? Welche Auswirkungen haben die europäischen Harmonisierungsprozesse im Bereich der Hochschulbildung auf die künstlerische Ausbildung?
Der vorliegende Band dokumentiert die Impulsvorträge und Podiumsgespräche der Konferenz und stellt unterschiedliche Ausbildungskonzepte vor. Mit Beiträgen von Wolfgang Engler, Marijke Hoogenboom, Bernd Stegemann, Kathrin Tiedemann, Hasko Weber u. a.
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Buchvorschau
Wie? Wofür? Wie weiter? - Verlag Theater der Zeit
WOFÜR? VISIONEN ZUR ZUKUNFT DER THEATERLANDSCHAFT
Kathrin Tiedemann
DIE ÄRA DER GROSSEN MEISTER IST VORBEI
Zeiträume für ein sich immer wieder neu erfindendes Theater
1. The Future will be confusing
„The Future will be confusing" – dieser Satz entstammt der Arbeit Will Be von Tim Etchells, bildender Künstler, Autor und seit 1984 künstlerischer Leiter des britischen Performancegruppe Forced Entertainment.¹ Sie besteht aus bunten Neonbuchstaben, die wild durcheinandergewürfelt über eine Wand verteilt sind und keinerlei Ordnung oder Sinn erkennen lassen, während die gleichen Buchstaben auf einer gegenüberliegenden Wand wieder sinnstiftend zusammengeführt als Aussage lesbar werden. Indem Etchells die strukturelle Ordnung ins Chaos überführt, werden weitverbreitete Zukunftsängste thematisiert. Gleichzeitig lässt sich in der Betrachtung der „sinnfrei" leuchtenden Einzelteile des dekonstruierten Satzes das Potenzial sinnlicher Wahrnehmung erfahren. Das Auge des Betrachters schweift umher und versucht unwillkürlich, Verbindungen zwischen den einzelnen Buchstaben und Farben herzustellen. Chaos und Unordnung stehen eben nicht nur für die allgemeine Unsicherheit der Menschen oder die Angst vor Katastrophen, sondern auch für einen Zustand der Offenheit, in dem Bedeutungen noch nicht festgelegt sind und etwas Neues und Unvorhersehbares sich ereignen könnte. Oder wie es so prophetisch in Brechts Im Dickicht der Städte heißt: „Das Chaos ist aufgebraucht. Es war die beste Zeit."
In diesem Sinne hätte die Aussage, dass die Zukunft verwirrend sein wird, auch etwas Ermutigendes. Sie kann uns die Angst vor dem eigenen Scheitern nehmen, sei es an überzogenen Erwartungen, an falschen Versprechungen oder an zu hohen Ansprüchen an uns selbst. Wenn das, was kommen wird, nicht großartig, fantastisch und vielversprechend sein wird, könnte uns diese Aussage über die Zukunft nicht auch ein realistischer Ausgangspunkt für das eigene Handeln und nicht zuletzt für künstlerische Entscheidungen sein? (Und ist es nicht auch so, dass sich die allgemein vorherrschende öffentliche Rhetorik des Erfolgs und der falschen Versprechungen sowie der Zwang, permanent positive Nachrichten zu verbreiten, immer gut drauf zu sein, mit Zuversicht und Optimismus in die Zukunft zu blicken etc., nicht nur erschöpft haben, sondern zunehmend unglaubwürdig geworden sind?)
Hier noch eine weitere Zukunftsprognose von Jan Ritsema, Regisseur, Dramaturg, Autor und Initiator von PAF – Performing Arts Forum in Frankreich:²
The era of great artists is past, and even if this is not yet true, that time will soon come. Also because only a few can achieve prominence. The existing art market – based on a small number of artists – will collapse. Artists will no longer mature to become famous old masters. They and their work will be unstable, fluctuating, variable, part of a fluid society. (…) The main difference regarding the future of the arts will be quantity, an enormous number of artists. And the quantity will determine the quality.³
Halten wir also fürs Erste fest: Die Zukunft, auch die des Theaters, wird verwirrend sein und es werden viele neue Akteure auf den Plan treten, von denen noch niemand wissen kann, mit welchen Ideen und künstlerischen Praxen sie ein zukünftiges Theater neu erfinden werden. Dass es bei diesen Neuerfindungen auf die eine oder andere Art und Weise auch um die Re-Organisation wichtiger Grundlagen künftiger Theaterarbeit gehen wird, scheint mir mehr als naheliegend. Hierzu im Folgenden einige Überlegungen sowie der Hinweis auf einige Quellen, die ich für eine weitere Diskussion über ein zukünftiges Theater für hilfreich und anregend halte.
2. Time is Money
Die Schwierigkeiten, die der Versuch mit sich bringt, die Zeit, in der man seiner Profession als Künstler nachgehen möchte, in Form von bezahlter Arbeitszeit zu realisieren, hat der Choreograf Jochen Roller bereits 2002 in No Money, No Love, dem ersten Teil seiner Performance-Trilogie Perform Performing, brillant auf den Punkt gebracht: Die Performance bringt all die Jobs, die Jochen Roller annehmen musste, um sich seine eigene Tanzproduktion zu finanzieren, auf die Bühne. Roller konzeptualisierte auf diese Weise den Widerspruch zwischen mangelnder öffentlicher Förderung für seine Kunst und dem Wunsch, als Choreograf und Tänzer zu arbeiten, indem er die nicht-choreografischen Tätigkeiten als Making-of des eigentlichen Stücks in die Aufführung integrierte. No Money, No Love hat Jochen Roller übrigens 2009 nach knapp 150 Aufführungen in der Hamburger Handelskammer öffentlich versteigert und führt es seither – trotz anhaltender Nachfrage – nicht mehr auf.⁴
Möglicherweise gibt es einen Zusammenhang zwischen der Schwierigkeit, sich die Zukunft des Theaters jenseits der existierenden, zeitgenössischen Formen als eine ganz andere vorzustellen und der von Roller analysierten fatalen Tauschbeziehung zwischen Geld (für eine gesellschaftlich anerkannte Leistung) und Liebe (die eigene künstlerische Praxis). In gewissem Sinne arbeiten alle, die am Produktionsprozess von Theater beteiligt sind, permanent im Modus der Vorbereitung auf eine Zukunft. Wir imaginieren einen zukünftigen Moment, in dem das, was wir zur Aufführung bringen wollen und öffentlich werden soll, das heißt den Moment, in dem die Zuschauer ins Theater kommen und die Vorstellung beginnt – und ordnen diesem Moment sämtliche Aktivitäten unter, die zur Realisierung dieses Moments notwendig sind. Wochen und Monate, ja manchmal Jahre im Voraus treffen wir Verabredungen, organisieren ein Produktionsteam, engagieren Schauspieler und weitere künstlerische Mitarbeiter, planen Probenzeiten, disponieren räumliche und technische Ressourcen, schreiben Anforderungslisten für die einzusetzende Licht- und Tontechnik, um schließlich in den eigentlichen Probenprozess einzutreten, in dem alles möglichst zielstrebig und reibungslos über die Bühne gehen soll, damit die Theaterproduktion, wie im Spielplan lange vorher angekündigt, pünktlich zur Premiere kommen kann. Wir schreiben Projektanträge, in denen wir die Bedeutung dessen, was wir im nächsten Jahr produzieren wollen und von dem wir noch gar nicht wissen können, was dabei tatsächlich herauskommen wird, schon einmal vorwegnehmen. So wird die Theaterarbeit einem straffen Zeitregime unterworfen, das immer wieder mit den nur begrenzt vorhandenen Ressourcen (öffentliche Förderung) begründet wird. Die vorab kalkulierte Zeit für den gemeinschaftlichen Produktionsprozess bemisst sich in erster Linie nach dem zur Verfügung stehenden Geld für die Entlohnung der Darsteller und der anderen Produktionsbeteiligten – und nicht etwa nach künstlerischen Gesichtspunkten. Zeit, über die wir an sich frei verfügen könnten, ist zur knappen Ressource geworden. Dabei prägt dieses auf Effizienz zielende Zeitregime ausgehend von der Arbeitswelt (ständig zunehmende Zeit, die wir aufwenden müssen, um unseren Lebensunterhalt zu sichern) längst auch alle anderen Lebensbereiche. „Entschleunigung" bietet kaum einen Ausweg: Wer langsamer oder weniger produziert, nimmt eine geringere Sichtbarkeit in Kauf und damit ein erhöhtes Risiko, schnell aus dem Spiel zu sein. Oder besser gesagt aus dem Wettbewerb, der das Feld der darstellenden Kunst ebenso beherrscht wie andere Bereiche der kreativen Produktion.
Ein zukünftiges Theater wird auf einem grundlegend anderen Umgang mit seinen Ressourcen basieren. Die heutigen Produktionsweisen des institutionalisierten Theaters erscheinen ebenso erschöpft wie die auf permanentem Wachstum basierende kapitalistische Marktwirtschaft. Unter dem wachsenden ökonomischen Druck wäre es denkbar und wünschenswert, dass Konzepte an Bedeutung gewinnen, die auf der Entkopplung von Arbeitszeit und Einkommen basieren. Über die Frage, welche Rolle Theater in einer auf einer Post-Wachstumsökonomie basierenden, zukünftigen Gesellschaft spielen könnte, wäre grundsätzlich nachzudenken. Einen Ansatzpunkt bieten die Analysen und Überlegungen des italienischen Medientheoretikers und Aktivisten Franco „Bifo" Berardi. Er schlägt vor, die gegenwärtige Krise des Kapitalismus als einen anthropologischen Wendepunkt zu begreifen, an dem die Grundlagen unserer auf Arbeit und Konsum basierenden Kultur eine radikale Re-Definition von sozialen Beziehungen erfordern: „Ending the connection between work and revenue will enable a huge release of energy for social tasks that can no longer be conceived as a part of the economy and should once again become forms of