Boxer
()
Über dieses E-Book
Kein Satz ist überflüssig. Jeder Moment ist prall gefüllt: mit aufblitzenden Hoffnungsfunken und mit derben Rückschlägen. Kann ein Mensch jene rasante Fahrt auf der Gefühlsachterbahn verkraften?
»Boxer« fesselt. Zwei geschundene Kinderseelen treten in die Reife des Lebens und müssen einen - ihren - Weg finden. »Boxernaturen« in verschiedenen Sinnen. Beide Hauptfiguren können den Schatten ihrer Vergangenheit nicht abstreifen, so scheint es. Oder gelingt es ihnen doch? Schafft es die Liebe?
Die Autorin: Annemarie Schmidt-Koppenhagen, Jahrgang 1929, eine späte Entdeckung. »Boxer« - ihr eindrückliches Debüt.
Ähnlich wie Boxer
Ähnliche E-Books
Princess Reality: Gespieltes Glück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDreisbach-Lesebuch 3 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Klassenfahrt und andere Desaster: Mein Schulalltag zwischen Inklusion, Islam und Mangelwirtschaft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Stern für die 3a Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFür immer Rosa Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIn Berlin wird noch geschossen e-book: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchattenmeer. Sylt-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCasablanca Noir Shukran Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFür immer Rosa: 1. Nordbretagne Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTatort Schule in S-Kaltental: Schwabenkrimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVoll erwischt: Ein jugendlicher Liebesroman mit mystischen Elementen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLilia - Die Stille des Schweigens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenElternsprechtag Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenChloé völlig von der Rolle (Band 1) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungenfragezeichen. - Ist die Welt tatsächlich so wie sie erscheint oder doch nur eine Illusion? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Mädchen auf der Himmelsbrücke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVergessen!: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGipfelgespräch: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSecrets: Das erste Geheimnis - Hope & Dante Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPrüfungen und andere Verhängnisse: Fünf turbulente Jahrzehnte im Pfälzer Schulwesen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAls mein Vater die Mutter der Anna Lachs heiraten wollte: Preisgekröntes, charmantes Kinderbuch über Patchwork-Familien für Kinder ab 9 Jahren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMrs. Sunshine, die Klasse 6a und die Sache mit dem Respekt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEmily Kleins Katastrophenjahre: - Wie peinlich ist das denn? - Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnnäherungen im Zwielicht: Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnheimlich schön Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Chaos-Klasse - Tumult am Pult (Bd. 2) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Shettytruppe: Ein neues Zuhause Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFrüher hatte ich ein Leben, jetzt habe ich schulpflichtige Kinder: Elternfolter Gymnasium – eine Mutter packt aus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Bewacher der Zeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKlassenkampf – alle gegen eine Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Darstellende Künste für Sie
Das Politische Schreiben: Essays zu Theatertexten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen154 Sonette (Nachdichtung von / Translated by Max Josef Wolff) / Sonnets - Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) / Bilingual edition (German-English) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Räuber Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGerman Reader, Level 1 Beginners (A1): Mein wunderbares Lokal: German Reader, #2 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTanzimprovisation: Geschichte - Theorie - Verfahren - Vermittlung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDu kannst singen!: Wie improvisierte Lieder gelingen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFilmsemiotik: Eine Einführung in die Analyse audiovisueller Formate. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchauspielen - Ausbildung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMaria Stuart Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Woyzeck: Drama Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKörper als Archiv in Bewegung: Choreografie als historiografische Praxis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNeue Dramaturgien: Zwischen Monomythos, Storyworld und Serienboom Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGöttliche Komödie Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand: Ein Schauspiel in fünf Aufzügen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeiner Goebbels - Ästhetik der Abwesenheit: Texte zum Theater Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWissen in Bewegung: Perspektiven der künstlerischen und wissenschaftlichen Forschung im Tanz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnglizismen und andere "Fremdwords" deutsch erklärt: Über 1000 aktuelle Begriffe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2 (Golden Deer Classics) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDu wolltest deine Sterne: Sylvia Plath und Ted Hughes Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Hexenhammer: Ein Werk zur Legitimation der Hexenverfolgung, das der Dominikaner Heinrich Kramer (lat. Henricus Institoris) im Jahre 1486 veröffentlichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEMMA Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Star-Trek-Chronik - Teil 2: Star Trek: Raumschiff Enterprise: Die ganze Geschichte über die Abenteuer von Captain Kirk und seiner Crew Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWitze aus dem Hocker-Milieu Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Puppenheim: Nora: Schauspiel in drei Akten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchauspielen heute: Die Bildung des Menschen in den performativen Künsten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Boxer
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Boxer - Annemarie Schmidt-Koppenhagen
2014
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechts ohne Zustimmung des Verlages ist unzulässig.
© by Verlag Neue Literatur
www.verlag-neue-literatur.com
Bildquelle Cover: fotolia
Gesamtherstellung: Satzart Plauen
Printed in Germany
ISBN 978-3-940085-16-0
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Vorwort
BOXER
Vorwort
Wenn ein Mensch von dieser Welt geht, bleiben viele offene Fragen.
Wenn es die eigene Mutter ist, die dazu noch ein Buch mit prekärem Inhalt geschrieben hat, wird das »Warum« ein ewiges Rätseln bleiben. Sie hat immer gesagt: »Alles Fantasie. Alles frei erfunden.«
Das literarische Beiwerk sicher. Der Kern der Geschichte sicher nicht. Ich habe in ihrem Umfeld und in der Verwandtschaft eruiert. »Das glaube ich nicht!«, »Nein!«, »Niemals!« Fakt ist, es betraf sie nicht persönlich und auch nicht den weiteren Familienkreis.
Als ihr ältester Sohn habe ich mich mit Zustimmung meiner Geschwister dazu entschlossen, dieses kleine Werk zu veröffentlichen. Im Verlag Neue Literatur in Jena habe ich, zumal als praktizierender Lokalpatriot, einen engagierten und freundlichen Publizisten gefunden, der mir den Mut gegeben hat, ein kleines Wagnis zu starten. Ich hoffe, dass das Buch eine große Lesergemeinde finden wird und dass man in dieser Geschichte nicht nur den Skandal sieht. Vielmehr die Chancen und Möglichkeiten, einen Ausweg aus solchen und ähnlich zerstörerischen Situationen zu finden und neuen Lebensmut zu schöpfen.
Jena, 1. August 2012
Johannes W. Schmidt
BOXER
Auf einer Anhöhe liegend, im neugotischen Stil erbaut und mit weiß getünchten Mauern wacht das Gotteshaus mit strengen Augen über die Bürger der Kleinstadt. Das geöffnete Südportal lässt die junge Frau in ein düsteres Kirchenschiff eintreten. Die weit in den Innenraum hineinreichende, wuchtige, mit wertvollen Schnitzereien verzierte Empore scheint die auf dem Gestühl sitzenden Personen beinahe erdrücken zu wollen. Die dunkle Tonnendecke lässt den Raum niedriger erscheinen, als er ist. Der Chorraum wird von den mühsam durch die bunten Fensterscheiben drängenden Sonnenstrahlen nur spärlich erhellt. Ein überlebensgroßer Kruzifixus am reich verzierten Altar lässt die Betrachterin am Leiden Christi teilhaben. Das aus Intarsien gearbeitete Dekor der Kanzel zeigt Geburt, Kreuzigung und Auferstehung des Herrn. Durch das schräg einfallende Licht tritt Jesus’ gequälter Gesichtsausdruck in der Kreuzigungsszene besonders hervor.
Gleich dem Mast eines Segelschiffes, der keine andere Aufgabe hat, als dem Sturm zu trotzen, so steht die Lehrerin vor der lärmenden Klasse. Vom Reichtum verwöhnte Menschenkinder, überhebliche kleine Prinzessinnen und selbstbewusste, übermütige Jungen sollen in dieser teuren Privatschule erzogen und für das Leben zurechtgebogen werden. Genau wie vor einem Jahr, als das Fräulein das erste Mal vor die Kinder trat, wird sie wieder von einer unbeschreiblichen, panikartigen Angst gepackt, die sie um keinen Preis zeigen darf.
Was bewegt sich hinter diesem Gesicht mit den zusammengekniffenen Lippen, die dünnen Strichen gleichen? Das akkurat zurückgekämmte und zu einem Knoten gebundene braune Haar lässt die hohe Stirn hervortreten und beinahe eckig erscheinen. Kein Haar des exakt gezogenen Mittelscheitels wagt, sich auch nur um einen Millimeter in die falsche Richtung zu legen. Die breit gequetschte Stupsnase kann doch nicht in dieses derbe Gesicht gehören! Weil sie immer Blusen und Hosen trägt, die eine Nummer zu groß sind, hat sie sich bei den Kindern den Spitznamen »Kleiderständer« eingehandelt. Warum sie sich so kleidet, dass man weder vorn noch hinten auch nur die kleinste Rundung erkennen kann, ist auch ihren Kollegen schleierhaft.
Mit unerbittlich harter und schriller Stimme ruft sie die drei Schülerinnen der letzten Bank zu sich. Die Mädchen erheben sich kichernd und im Zeitlupentempo, als die Lehrerin mit hochrotem Kopf ruft: »Ich schaue auf die Uhr …« und mit einer plötzlich veränderten, tiefen, klaren Bassstimme den Satz beendet: »Für jede Sekunde, die ihr später hier erscheint, werde ich eure Strafe um ein Vielfaches erhöhen.«
Totenstille herrscht in der Klasse. Erschrocken kommen die drei, nun mit unsicheren, aber schnellen Schritten nach vorn. Sie wissen ganz genau, welches Schulgesetz sie überschritten haben und erwarten dafür eine harte Strafe von ihrem »Kleiderständer«, denn der denkt sich doch immer verteufelte Strafen aus. Die Kinder schauen gebannt auf die Lehrerin und warten. Selbst in den hinteren Bänken traut sich keiner, auch nur einen Mucks von sich zu geben. Um Fassung ringend, atmet das Fräulein hörbar tief ein und aus, ein und aus … Endlich verkündet sie in gewohnt derber Weise und mit harten Worten:
»Da ich euch drei erneut beim Rauchen in der Toilette erwischt habe, wird euch am kommenden Wochenende der Ausgang gesperrt, sodass ihr nicht nach Hause fahren könnt. Dafür werdet ihr an beiden Tagen je sechs Stunden im Schulgarten arbeiten. Ich werde eure Eltern benachrichtigen.«
Gerade als sich Marie, die ihren Mitschülerinnen in ihrer körperlichen Entwicklung weit voraus ist, über das Strafmaß empören will, ertönt das Klingelzeichen und alles stürmt zum Ausgang. Im Handumdrehen steht die Lehrerin, immer noch um Fassung ringend, allein im Klassenraum. Nun ist es doch passiert! Ganz leise summt sie, um sich und ihre Stimme wieder in Ordnung zu bringen.
Während der großen Pause stehen einige Jungen aus der Klasse auf dem Schulhof in einer Ecke und unterhalten sich. Sie diskutieren über ein Rätsel und vergessen dabei, wie gewohnt herumzutollen. Ralf, der Klassenbeste, will ganz genau wissen, dass der Kleiderständer eine gute Schauspielerin ist und deshalb ihre Stimme so verstellen kann, wie sie es jeweils für notwendig hält. Die anderen denken nach, während sich der kleine, pfiffige Tobi an den Kopf greift und sagt, dass es so etwas nicht gibt.
»Das glaubst du doch selbst nicht! Die trägt unter ihrer schlabberigen Hose ein Mikrofon und aus dem Lautsprecher hinter ihrem Ohr kommen die transp-, die transportierten Worte. Die Leitung dazu hängt an ihrer Brille, die sie nur manchmal aufsetzt. Ihr müsst sie nur mal genau anschauen! Das hat sie alles nur dran, damit sie uns schocken kann!«
Jonas fällt ihm ins Wort:
»Was nützt es, wenn ihre Reden transportiert werden? Du meinst wohl transponieren. Das könnte vielleicht eher klappen.«
Keiner ist mit des Rätsels Lösung so recht zufrieden, als die Pause zu Ende ist und sie in den Unterrichtsraum zurücktrotten.
Es ist spät geworden, als das Fräulein Lehrerin das letzte Heft aus der Hand legt. Alle zweiundzwanzig Klassenaufsätze sind zu ihrer Zufriedenheit ausgefallen. Natürlich lässt die Rechtschreibung bei einigen noch zu wünschen übrig, aber mit viel Übung wird sich das sicher noch verbessern lassen. Wie gern sie doch in ihrem Beruf arbeitet! Sie liebt die Kinder, wenn auch ihre Strenge zuweilen einen anderen Eindruck erweckt. Aber die Wildfänge brauchen eine straffe Hand! Da sie als junge und unerfahrene Lehrerin bisher immer auf ihren verständnisvollen Schuldirektor zählen konnte, wird sie an ihrer Erziehungsmethode auch nichts ändern. Sie nimmt sich vor, die drei Mädchen am kommenden Wochenende bei der Strafarbeit nicht nur zu beaufsichtigen, sondern auch selbst mitzuarbeiten und mit gutem Beispiel voranzugehen. Warum nur musste ihr das heute passieren, dass sie schon vor Verkündung der Strafe innerlich zu zittern begann? Doch warum soll sie sich nach dem anstrengenden Tag noch damit belasten? Ein Gläschen Rotwein würde ihr jetzt sicher guttun.
Aber trotz des wohlschmeckenden Gutenachttrunkes will das Einschlafen einfach nicht gelingen. Immer wieder drängen sich die schrecklichen Bilder vor ihr geistiges Auge. Wie in einem bösen Albtraum wird sie von dicken Mauern eines klösterlichen Internates fast erdrückt. Ein Knabe, im gleichen Alter