Klassenkampf – alle gegen eine
Von Barbara Logar
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Buchvorschau
Klassenkampf – alle gegen eine - Barbara Logar
Impressum
Kapitel 1
Eilig trippelte Eva die Stufen hinunter zur U-Bahn-Station, wo sie sich unter die zahlreichen wartenden Menschen mischte. Bald schon spürte sie einen starken Windstoß aus dem Schacht, bevor unter lautem Getöse die U-Bahn einfuhr. Nach einem schrillen Signalton öffneten sich die pneumatischen Schiebetüren. Einige verließen die U-Bahn, bevor sich die Wartenden hineindrängten. Frauen, Männer, Alte, Junge, Große, Kleine, Dicke, Dünne, Schöne und Unscheinbare, Kinder und Jugendliche, alle zwängten sich in den Waggon. Sie waren auf dem Weg zur Arbeit, in die Schule, zu einem Arzttermin, wohin auch immer. Es war das alltägliche Bild des frühen Morgens. In diesem Alltag war nun auch Eva gefangen, denn für sie begann heute der erste Schultag in der neuen Schule. Eva hatte sich für die Höhere Lehranstalt für Tourismus entschieden. Im Tourismus würde sie garantiert einen Job finden, hatten Eltern und Bekannte ihr einzureden versucht. Eva ließ sich überzeugen. Heute fiel der Startschuss. Mit Vorfreude stellte sich Eva der neuen Herausforderung. Nach dem Abschluss finde ich sicher einen gut bezahlten Job und ich kann von zuhause endlich ausziehen, war sie überzeugt. Niemand wird mir dann noch irgendwelche Vorschriften machen.
Zwischendurch quälte Eva auch ein mulmiges Gefühl. Wie werden wohl die Lehrer sein? Und vor allem meine neuen Mitschüler? Hoffentlich sind sie netter als in der Hauptschule, denn noch einmal mache ich diese Hölle nicht mehr durch! Aber schlimmer kann es auf keinen Fall werden. Eva versuchte, die negativen Gedanken zu verdrängen. Nach drei Stationen musste Eva die U-Bahn verlassen. Sie drängte sich zwischen den anderen hinaus und eilte schnurstracks zu den Rolltreppen, wo sie sich hinten an die Menschenschlange anstellte. Begleitet von einem ratternden Geräusch bewegte sich Eva nach oben. Unterwegs beobachtete sie all jene statischen Gestalten, die sich neben ihr auf- und abwärts bewegten. Es wurde allmählich heller; oben angekommen, erreichte sie nach ein paar Schritten das Freie. Draußen war es kalt und bewölkt. Die dunklen Wolken am Himmel waren wie düstere Schatten, welche die Umgebung in ein trostloses Grau hüllten. Sogar die Reklame eines Reiseveranstalters, der Reisen in ferne und warme Länder anpries, wirkte angesichts des trüben Wetters blass und unscheinbar. Eva beschäftige anderes als Fernreisen oder das Wetter. Sie marschierte entlang der Häuserreihen und bog bei der nächsten Kreuzung ab. Nach ein paar Minuten stand sie schließlich vor jenem Gebäude, das für die nächste Zeit ihr zweites Zuhause sein würde. Für sie begann nun ein neuer Lebensabschnitt.
Schüler und Lehrer strömten durch Gänge und über Treppen. Eva stieg die braune Steintreppe hinauf in den ersten Stock. Oben angelangt, ging sie den langen Gang entlang, bis sie schließlich ihr Klassenzimmer erreichte. Drinnen hingen auf Stühlen und Schulbänken Mädchen herum. Sie kicherten und schwatzten. Einige von ihnen musterten Eva mit kritischen Blicken. Sie fühlte sich sichtlich unwohl, als sie das Klassenzimmer betrat. Zu ihrem Erstaunen stellte sie fest, dass sich ausschließlich Mädchen in der Klasse aufhielten. Ich bin in einer reinen Mädchenklasse gelandet, stellte sie entsetzt fest. Das kann ja heiter werden! Und einige von denen sind auch so aufgedonnert. In ihr schrillten Alarmglocken. Nun bin ich wieder in so einem Zickenhaufen gelandet, schoss es ihr durch den Kopf. Im ersten Moment wäre sie am liebsten davongerannt.
Einige der Mädchen waren modisch gekleidet und hatten eine schlanke Statur. Bei anderen hingegen quoll der Hüftspeck über den engen Jeans hervor. Dennoch fühlte sich Eva im Vergleich zu ihnen wie ein hässliches Entlein. Diese Modepüppchen werden mich nie akzeptieren! Das fängt ja gut an! Eva war verzweifelt, bevor die erste Schulstunde überhaupt angefangen hatte. Schon in der Hauptschule wurde sie wegen ihrer molligen Figur gehänselt. Besonders ihre Oberschenkel, die beim Gehen aneinander rieben, fand sie dick und unansehnlich. Am Hintern bildeten sich zahlreiche Dellen. Aber auch ihre Oberarme schwabbelten bei jeder Bewegung wie Wackelpudding. Daher waren sowohl kurze enge Röcke als auch Spaghetti-Tops tabu. Sie versuchte, ihre Speckröllchen unter weiter Kleidung zu verstecken. Ihre Stimmung war nun ebenso am Tiefpunkt angelangt wie ihr Selbstbewusstsein.
Eva ging wahllos zu einer Schulbank in der mittleren Reihe. Im nächsten Moment wurde sie von einer drallen Blondine forsch des Platzes verwiesen: „Verschwinde! Das ist mein Platz! Ich war vor dir da!", herrschte sie Eva mit schriller Stimme an. Ihre mit Kajalstift schwarz umrandeten Augen wirkten dabei so bedrohlich wie jene einer fauchenden Raubkatze. Ihre Haut war pickelig und bleich, das Gesicht aufgedunsen. Der dunkle Lidschatten unterstrich ihre Augenringe. Ihr hellblondes Haar war strähnig. Wie Spaghetti hingen sie ihr ins Gesicht. Der dunkle Haaransatz am Scheitel entlarvte sie als Brünette. Doch nicht nur ihre Haarfarbe, auch ihre langen, rotlackierten Nägel, die wie Krallen aussahen, wirkten unnatürlich. Ihre Oberweite war genauso üppig wie ihr Hintern.
Verängstigt räumte Eva auf der Stelle den Platz. Eilig packte sie ihre Sachen und ging zur Schulbank in die hinterste Reihe. Der erste Schultag fängt ja gut an, dachte Eva und ärgerte sich im nächsten Moment, dass sie sich von so einer eingebildeten Ziege hatte vertreiben lassen. Was glaubt die denn eigentlich, wer sie ist.
Als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, entdeckte sie unter den Mädchen eine ehemalige Schulkollegin aus der Hauptschule. Oh nein, auch das noch, schoss es ihr augenblicklich durch den Kopf. Denn es war ausgerechnet Tanja, eine verlogene, intrigante Göre. Sie hatte nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass die Hauptschulzeit für Eva ein Höllentrip war. Bei den Hänseleien war sie stets vorne mit dabei gewesen. Sie hatte sich dabei richtig stark gefühlt. Von allen Schulen in dieser Stadt musste sie sich ausgerechnet diese aussuchen, dachte Eva zerknirscht. Tanja winkte ihr grinsend zu. Eva quälte sich zu einem Lächeln. Es wirkte verbissen und aufgesetzt. Nun kam Tanja auf Eva zu, die am liebsten schreiend davongelaufen wäre. Das hätte jedoch keinen Sinn gehabt. Sie war mit ihr in dieser Klasse gefangen. Also blieb sie gelassen und freundlich.
„Was, du auch hier? Was für eine Überraschung!", sagte Tanja überschwänglich zu Eva.
„Du sagst es! Mit dir habe ich am allerwenigsten gerechnet!, antwortete Eva zynisch. „Kennst du hier jemanden?
„Nein, und du?"
„Nein, darf ich mich zu dir setzen?", fragte Tanja sie daraufhin höflich.
„Aber sicher, setz dich doch zu mir!" Einerseits aus Höflichkeit, andererseits auch aus Berechnung gewährte sie ihr den Wunsch, da Tanja selbst ein hübsches Modepüppchen war und daher sehr gut in diese Klassengemeinschaft passte.
Bestimmt wird sie von den anderen Mädchen hier akzeptiert werden. Daher ist es besser, sich mit ihr gut zu stellen, dachte sich Eva insgeheim.
Das Geschnatter der Mädchen endete abrupt, als eine kleine, zierliche Frau den Raum betrat. Ihre Bewegungen waren fahrig. Sie war sichtlich nervös. Das blieb den Mädchen natürlich nicht verborgen. Sie begannen wieder zu kichern und zu tuscheln. Die Frau stellte sich ängstlich vor die Klasse und sprach mit zitternder Stimme zu den Schülerinnen: „Guten Tag allerseits, mein Name ist Bertha Neuner, ich bin euer Klassenvorstand. Außerdem werde ich euch in Rechnungswesen unterrichten."
Das Gekicher und Geschnatter wurde lauter und hörte selbst dann nicht mehr auf, als die Lehrerin laut um Ruhe bat. Die Mädchen ließ das unbeeindruckt. Es wurde munter weiter geschnattert. Die Lehrerin konnte man kaum noch verstehen. Ihre laute Stimme hörte sich schon verzweifelt an. Lauthals schrie sie: „Ruhe!" Im ersten Moment herrschte Totenstille, doch dann wurde es noch lauter als vorher. Die Schülerinnen alberten herum. Papierschnitzel flogen durch die Gegend. Die Lehrerin hatte keinerlei Kontrolle über die Klasse. Bei dieser Lärmkulisse wurden ein paar bürokratische Dinge erledigt. Schließlich läutete die Glocke schrill das Ende des ersten Schultages ein. Beinahe fluchtartig verließen alle das Klassenzimmer. Eva hetzte durch das Getümmel der Lehrer und Schüler hinaus ins Freie. Draußen klarte der Himmel allmählich auf. Die ersten schwachen Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die dichten Wolken.
Zu Hause wurde sie von ihrer Mutter erwartet, die sie schon bei der Haustür auszufragen begann: „Und, wie war der erste Schultag? Erzähl schon!", fragte sie neugierig, als wäre ihre Tochter gerade von einer wochenlangen Expedition vom Nordpol heimgekehrt.
„Geht so, antwortete Eva knapp. Sie hatte keine Lust, darüber zu reden. Sie betrat die Wohnung und ging in die Küche. Ihre Mutter folgte ihr. „Das klingt aber nicht begeistert!
„Heute war erst der erste Schultag! Da kann ich noch nicht so viel sagen", versuchte ihr Eva zu erklären. Dennoch wandte sich ihre Mutter beleidigt von ihr ab. Eva zog sich nach dem Mittagessen in ihr Zimmer zurück. Dort saß sie wie immer vor dem Computer und surfte im Internet. Seit Peter, ihr großer Bruder, vor kurzem das Internet installiert hatte, war das ihr liebstes und auch einziges Hobby. Sie betrachtete zahlreiche Webseiten. Am liebsten jene ihrer Lieblingsband Sunrise Avenue, von denen sie sich immer wieder zahlreiche Fotos und Musikvideos herunterlud. Eva vergötterte diese Band, wobei sie vor allem Leadsänger Samu anhimmelte. Er war ihr Traummann. Unentwegt betrachtete sie Fotos von ihm. Samu als Baby, als Schüler und schließlich als Frontsänger der Band Sunrise Avenue. Sie konnte gar nicht genug bekommen von ihm. Ihre Augen blieben buchstäblich an ihm hängen.
Als es ihr schließlich gelang, sich von ihm loszureißen, entdeckte sie auf ihrer virtuellen Reise eine Homepage, die neben Gratis-Downloads von Klingeltönen, Musik und Videos auch einen Chat und den kostenlosen Versand von SMS anbot. Schließlich weckte die Möglichkeit des Chattens Evas Neugier. Sie registrierte sich unter dem Nicknamen „Scarlett" und betrat anschließend einen Chat-Room. Dort wurde bereits eifrig gechattet.
Scarlett betritt den Raum.
Gismo betritt den Raum. Cookie betritt den Raum.
Eva, die sich dezent zurückgehalten hatte, wollte sich nun auch beteiligen. Sie tippte einen kurzen Satz und drückte anschließend auf die Entertaste. Dieser erschien im nächsten Moment auf dem Bildschirm.
Abermals tippte Eva etwas ein und drückte wieder die Enter-Taste.
Scotty und Cork verlassen den Chat-Room.
Gelangweilt von diesem belanglosen Geschwätz wollte Eva gerade den Chat-Room verlassen, da erschien plötzlich ein weiterer Chatter, der sofort ihre Aufmerksamkeit erregte, denn sein Nickname lautete Samu – wie der Sänger ihrer Lieblingsband.
Samu betritt den Raum.
Eva erwiderte augenblicklich seinen Gruß.
Scarlett alias Eva setzte die virtuelle Unterhaltung fort.
Zwischen den beiden entwickelte sich ein reger Dialog. Beide chatteten noch stundenlang miteinander. Es war schon spät am Abend, als sie sich voneinander verabschiedeten und für den nächsten Tag im Chat-Room verabredeten.
Scarlett war nun wieder Eva, die zunächst den Chat-Room und dann das Internet verließ. Anschließend schaltete sie ihren Computer ab, ging ins Wohnzimmer und setzte sich dort neben der Mutter auf die Couch. Den restlichen Abend verbrachte sie vor dem Fernseher.
Kapitel 2
Erste Stunde: Französisch. Eva sprach ihre ersten Worte in Französisch. Madame Pasqual, die Lehrerin, war eine etwas mollige Französin mittleren Alters, die verbissen und hochnäsig wirkte. Ihr langes nougatbraunes Haar trug sie hochgesteckt zu einem Knoten. Ihr Modegeschmack war für eine Französin erstaunlich konservativ. Zu ihrem knöchellangen schwarzen Faltenrock trug sie eine einfache weiße Spitzenbluse. Man hätte sie glatt für eine Klosterschwester halten können. Sie schrieb ein paar französische Vokabeln an die Tafel, die alle in der Klasse nachsprechen mussten. Sie erwartete, dass bereits in der nächsten Stunde jede die Vokabeln des ersten Kapitels auswendig konnte. Außerdem gab sie als Hausübung noch zusätzlich einen kurzen Lückentext auf. Im nächsten Moment schrillte schon die Schulglocke. Madame Pasqual packte ihre Unterlagen in eine große Ledertasche und verließ eilig das Klassenzimmer. Bald darauf kam eine elegante ältere Dame ins Klassenzimmer. Zum Gruß erhoben sich die Schülerinnen. „Setzt euch!", befahl sie mit bestimmter, ruhiger Stimme. Sie stellte sich als Helga Burger vor. Sie unterrichtete Deutsch. Prof. Burger begann sofort mit dem Unterricht. Als sie die Geschichte vom Nibelungenlied erzählte, hörten ihr alle aufmerksam zu. Die Zeit verging wie im Flug.
In Englisch hingegen war der Unterricht alles andere als spannend. Der Lehrer sah aus wie ein frustrierter Brite mit Hornbrille und Schnauzbart. Gebetsmühlenartig wiederholte er immer wieder die Phrasen und Vokabeln aus dem Lehrbuch. Eva zählte die Minuten bis Schulende. Währenddessen kritzelte neben ihr Tanja in ihrem Schulheft herum. Herzchen, Blümchen, Männchen und andere kleine Kunstwerke verschönerten nun ihr Heft. Das Läuten der Schulglocke erlöste sie schließlich aus ihrer Langeweile. Mit großem Gepolter packten die Schülerinnen ihre Sachen zusammen und verließen hastig das Klassenzimmer. Eva hatte es besonders eilig. Sie konnte es kaum erwarten, wieder mit Samu zu chatten. Zuhause nach dem Mittagessen setzte sie sich vor den Computer. Sie loggte sich mit ihrem Benutzernamen und Kennwort ein und betrat einen Chat-Room.
Scarlett betritt den Chat-Room.
Eva schüttelte entsetzt den Kopf. Doch schon im nächsten Moment beschäftigte sie nur eine Frage: Wo ist Samu? Ihre Ungeduld wuchs von Minute zu Minute. Allmählich erschienen immer mehr Chatter, doch von Samu war weit und breit keine Spur.
Wiederum war Eva von diesem faden Palaver genervt. Sie hoffte inständig, dass Samu endlich auf der Bildfläche erscheinen würde. Nach ungefähr einer halben Stunde war es schließlich soweit.
Samu betritt den Chat-Room.
Eva tippte die Web-Adresse ein. Einen Augenblick später erschien seine Seite mit einem großen Titelfoto von ihm. Und Eva staunte nicht schlecht, als sie feststellte, dass er Samu von Sunrise Avenue wirklich etwas ähnlich sah. Er hatte dasselbe Lächeln und seine blonden Haare trug er genauso kurz. Nur seine Nase und sein Kinn waren etwas breiter. Dennoch, Eva war hin und weg von ihm. Der zwei Jahre ältere Junge besuchte das Gymnasium. Seine Hobbys waren Handball, Kino, Lesen. Lieblingsfilm: Herr der Ringe, Lieblingsband: Sunrise Avenue.
Eva begann über ihr ganzes Gesicht zu strahlen. Als sie sich die anderen Fotos von ihm ansah, schlug ihr Herz noch höher. Einige Fotos zeigten Simon beim Handballtraining. Sogar Kinderfotos hatte er von sich online gestellt, Simon als Baby im Kinderwagen und als Erstklässler mit Schultüte und Zahnlücke. Eva kehrte wieder zum Chat-Room zurück.
Eva klickte auf seiner Homepage jenen Link an, der sie unmittelbar zur E-Mail-Adresse von Simon führte. Dort begann sie eifrig einige Sätze einzutippen.
Hallo Simon,
nun erfährst du meine wahre Identität. Ich heiße Eva Steiner und bin fünfzehn Jahre alt. Ich besuche die erste Klasse einer Höheren Lehranstalt für Tourismus. Meine Hobbys sind Lesen, Internet surfen und Musik hören. Wie du schon weißt, bin ich ein großer Fan von Sunrise Avenue. Ich möchte sie unbedingt mal live spielen sehen.
Freue mich schon auf deine Mail!
LG Eva
Eva drückte auf Senden. Bald darauf erhielt Eva die Mitteilung, dass sich in ihrem Postfach eine neue Nachricht befand. Aufgeregt öffnete Eva die Mail und begann zu lesen.
Hallo Eva!
Über mich muss ich nicht mehr viel erzählen! Du kannst alles auf meiner Homepage nachlesen. Na ja, fast alles. ;-) Manches bleibt geheim. Scherz beiseite!
Auf einem Sunrise Avenue-Konzert war ich noch nicht. Doch bei ihrer Tournee werden sie irgendwann nächstes Jahr auch unsere Stadt heimsuchen.
Bin froh, dass ich jetzt jemanden kenne, der auch ein großer Sunrise Avenue-Fan ist wie ich. Den Song-Titel „Forever Yours" hat sich Samu in den Unterarm tätowieren lassen! Ich habe mir auch schon überlegt, ob ich mich tätowieren lassen soll.
LG Simon
PS: Bei Gelegenheit schick doch mal ein Foto von dir!
Zwar kam dieser Wunsch von ihm nicht unerwartet, dennoch zuckte Eva innerlich zusammen. Nicht nur, dass sie Scarlett Johansson überhaupt nicht ähnlich sah, sondern sie war das absolute Gegenteil von ihr. Sie hatte schulterlange brünette Haare und ihre Statur war pummelig. Eva fühlte sich unwohl in ihrer Haut. Simon wird sich erschrecken, wenn er ein Foto von mir sieht, schoss es ihr augenblicklich durch den Kopf. Sie versuchte diese Gedanken zu verdrängen und schrieb Simon eine weitere Mail.
Hi!
Dieser Song ist cool! Das Musikvideo dazu habe ich auch schon gesehen! Wenn ich mich tätowieren lasse, reißt mir meine Mutter den Kopf ab.
Doch nun zu einem anderen Thema: Hast du eigentlich Geschwister? Ich habe einen älteren Bruder. Peter ist der Liebling der Familie! Er ist ein Musterschüler und begnadeter Sportler. Da kann ich nur verlieren!
LG Eva
Hallo Eva,
also ich habe noch eine jüngere Schwester namens Sarah. Sie ist unser Nesthäkchen und Mamis Liebling. Glaub mir, ich kann dich gut verstehen … Eltern können ganz schön nerven. Beim Sport kann ich mich so richtig abreagieren. Machst du eigentlich irgendeinen Sport?
Hi!
Sportskanone bin ich zugegeben keine. Im Sommer gehe ich oft schwimmen. Das war es auch schon. Dafür lese ich sehr gerne. Ich mag vor allem Krimis und Fantasy Romane. Was liest du denn so?
Stundenlang schickten sich Simon und Eva gegenseitig E-Mails. Sie lernten sich dabei immer besser kennen. Nachdem sie sich voneinander verabschiedet hatten, stieg sie aus dem Internet aus und schaltete den Computer ab. Als sie gerade in die Küche ging, kam ihr Vater zur Tür herein. Todmüde von der Arbeit murmelte er ein kurzes „Hallo!". Behäbig zog er seine von Erde und Betonspritzern verdreckten festen Schuhe aus und schlüpfte in seine warmen Filzpantoffel. Anschließend schlurfte er in die Küche. Dort schaltete er zunächst den kleinen Fernseher ein, der im Eck stand. Währenddessen stellte die Mutter das Essen auf den Tisch. Es wurde kaum ein Wort gesprochen. Die ganze Zeit über lief im Hintergrund der Fernseher. Nach dem Abendessen stand er wortlos auf, nahm sich eine Bierflasche aus dem Kühlschrank und verbrachte den restlichen Fernsehabend im Wohnzimmer. Eva verschanzte sich wieder in ihrem Zimmer und versuchte, sich auf ihre Französischvokabeln zu konzentrieren.
Am nächsten Tag in der Schule fingen die Schwierigkeiten schon in der ersten Stunde an. Eva war mit dem Lückentext in Französisch einfach nicht zurechtgekommen. Da sie erst knapp vor Schulbeginn die Klasse erreichte, blieb ihr kaum noch Zeit, von irgendjemandem abzuschreiben. Hastig versuchte sie zumindest einige französische Phrasen aus Tanjas Schulbuch, die diese selbst abgeschrieben hatte, in ihr Schulbuch