Poisoned
Von Carolin Held
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Über dieses E-Book
Eine Kurzgeschichte für Jugendliche ab 13 Jahren
Carolin Held
Lydia Carolin Held wurde 2001 geboren und wuchs als Tochter einer Autorin in Büren auf. Schon im Grundschulalter entdeckte sie die Freude am Schreiben. Nachdem sie 2019 ihr Abitur absolvierte, leistete sie einen Bundesfreiwilligendienst in einer Grundschule ab und studiert nun Erziehungswissenschaften an der Universität Bielefeld.
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Buchvorschau
Poisoned - Carolin Held
10
Tag 1
Die siebzehnjährige Mai stieg zusammen mit ihrer Freundin Evelyn aus deren Auto aus. Sie liefen – eine rechts, eine links – um das Auto herum und öffneten die Kofferraumklappe um ihre Koffer herauszunehmen. Wobei das Wort „Freundin vielleicht zu viel gesagt war. Die beiden Mädchen waren schon einmal hier gewesen – letztes Jahr im Sommer, es war so eine Art „Nachhilfe-Urlaub
für alle die auf der Kippe standen. Bei diesem Trip hatten Mai und Evelyn sich kennen gelernt und festgestellt, dass sie aus derselben Gegend kamen. Damals waren sie noch gemeinsam mit dem Zug nach Hause gefahren.
Jetzt war Frühling, Evelyn war bereits achtzehn und durfte Auto fahren und die zwei nahmen an einem „Abi - Vorkurs" teil.
Die Mädchen zogen ihre Koffer klappernd hinter sich her und öffneten die Eingangstür. Mai mochte das Gebäude und es war ihr tatsächlich lieber, hier zu büffeln, statt allein zuhause zu hocken und eh nichts zu verstehen. Sie war nie die größte Glanzschülerin gewesen, aber ihr Abi war ihr wichtig. Sie wollte nicht einfach mit einer 4,0 dadurch rasseln. Eine 2,5 sollte schon drin sein.
„Maria Huber", sagte Mai zu der freundlich lächelnden Frau hinterm Tresen.
„Evelyn Braun, fügte ihre Freundin hinzu. „Wir hatten zu zweit reserviert.
Die Frau hinter dem Tresen nickte und schob den Mädels ein Blatt Papier zu. „Einmal Namen und Adresse eintragen und unterschreiben, erklärte sie. „Wart ihr schon einmal hier?
Mai nickte, während sie die Spalte auf dem Blatt ausfüllte.
„Sehr gut, meinte die Frau und hielt ihr einen Schlüssel entgegen. „Ihr habt Zimmer 210.
Auch Evelyn füllte ihre Spalte aus und nahm ihren Schlüssel entgegen. Dann gingen die Mädchen in den Schlafbereich. Das Gebäude war in zwei Teile unterteilt. Rechts vom Eingang die Treppe hoch war der Schlafbereich, die Treppe runter der Freizeitbereich mit mehreren Räumen voller Sofas, einem Billiardtisch, Kicker und jeder Menge Gesellschaftsspiele, welche man sich ausleihen konnte.
Links vom Eingang waren die Unterrichtsräume.
Mai schloss die Tür zum Zimmer 210 auf. Es war ein geräumiges Zimmer wie Mai fand. Zumindest für zwei Personen. Ein Tisch mit zwei Stühlen stand in der Mitte des Raumes. Links und rechts an den Wänden stand jeweils ein Bett. Automatisch und unabgesprochen setzte Mai sich auf das linke Bett, während Evelyn ihren Koffer auf dem Rechten ablegte.
„Wann müssen wir unten sein?", wollte Mai wissen.
„Weiß ich nicht mehr, steht das nicht irgendwo? Vielleicht zusammen mit dem WLAN-Passwort?", fragte Evelyn hoffnungsvoll.
Mai lachte leise. „Schon gut, ich geh nachsehen."
Mai verließ das Zimmer wieder, lief die Treppe hinunter und schnurstracks auf eine kleine Pinnwand zu, welche ihr vorher gar nicht richtig aufgefallen war.
Sie zückte zuerst ihr Handy und meldete es im WLAN an. Das funktionierte schon mal. Dann fotografierte sie das Passwort für Evelyn ab und las den Zettel, der daneben hing.
„Treffen zur Gruppenaufteilung um 12:00 Uhr in der
Aula."
Mai sah auf die digitale Uhranzeige auf ihrem Handy. Jetzt war es 11:30 Uhr. Na toll, da blieb den Mädels ja keine Sekunde Ruhe.
Sie lief die Treppe wieder hoch, schloss das Zimmer auf und hielt Evelyn ihr Handy mit dem Foto entgegen. „Hier. Sofort kramte Evelyn ihrerseits ihr Handy aus der Hosentasche. „Toll, danke
, sagte sie während sie die Buchstaben und Zahlen abtippte.
„Wir müssen in zwanzig Minuten wieder unten sein", teilte Mai ihr mit.
„Okay, meinte Evelyn mit einem Schulterzucken. „Dann nur noch schnell ein paar Sachen auspacken.
Während Evelyn ihre Klamotten fein säuberlich in den Schrank sortierte, holte Mai nur das Wichtigste aus ihrem Koffer. Die Box voller Süßigkeiten zum Beispiel, ihre Kopfhörer, ihr Ladekabel und ihre Kosmetiktasche mit der Haarbürste – ihre fuchsbraunen Haare verknoteten immer so unglaublich schnell.
Was ihre Klamotten anging, würde sie die nächsten zehn Tage aus dem Koffer leben, wie sie immer sagte.
„Wir müssen los", meinte Mai, als ihr Handy 11:55 Uhr anzeigte. Evelyn nickte, schnappte sich ihre Zimmerschlüssel vom Tisch und ging voran aus dem Zimmer hinaus. Mai lief neben ihr her die Treppe hinunter, an der Eingangstür des Gebäudes vorbei in den linken Flügel. Die Aula befand sich ganz unten. Es war ein großer Raum, in dem Stuhlreihe an Stuhlreihe hintereinander aufgebaut waren – eine klassische Aula eben. Mai und Evelyn setzten sich an den Rand der fünften Reihe. Nicht zu weit vorne, aber auch nicht zu weit hinten.
Immer mehr Jugendliche strömten in den Raum. Mai ließ immer wieder ihren Blick durch den Raum schweifen. Am Ende mussten dort ungefähr hundert Schüler sitzen, welche sich auf ihr Abi vorbereiten wollten.
Zuletzt kamen die Kursleiter herein. Eine pummlige Frau mit einer großen Brille und kurzen Locken, welche ihr Gesicht unheimlich rund aussehen ließen, ein schlaksiger Mann mit einer Mütze auf dem Kopf und ein älterer Herr, welcher wirkte, als müsse er eigentlich zuhause in einem Sessel sitzen und Zeitung lesen, statt hier zu stehen, riefen nacheinander Namen von Schülern auf und verließen mit ihren Gruppen zu je zwanzig Personen den Raum.
Am Ende standen noch zwei Lehrer vorne. Eine Frau mit kurzen, knallrot gefärbten Haaren und ein junger