Hallo, wo ist denn hier die Leiche??: Kurioses aus dem Alltag eines Landarztes
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Franz-Rudolf Woll
Franz-Rudolf Woll wurde 1950 im Saarland geboren. Nach dem Abitur zunächst Studium der katholischen Theologie in Trier und Strasbourg und danach der Humanmedizin in Homburg/Saar. Nach Krankenhaustätigkeit an verschiedenen Kliniken im In- und Ausland Niederlassung als Allgemeinmediziner und Landarzt in der Eifel und danach in der Nähe von Trier. Insgesamt 27 Jahre praktische Tätigkeit als Allgemein- und Landarzt. Seit Juli 2010 ist er berentet. Er ist verheiratet und hat 2 erwachsene Kinder.
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Buchvorschau
Hallo, wo ist denn hier die Leiche?? - Franz-Rudolf Woll
Der Autor
Franz-Rudolf Woll wurde 1950 im Saarland geboren. Nach dem Abitur zunächst Studium der katholischen Theologie in Trier und Strasbourg und danach der Humanmedizin in Homburg/Saar.
Nach Krankenhaustätigkeit an verschiedenen Kliniken im In- und Ausland Niederlassung als Allgemeinmediziner und Landarzt in der Eifel und danach in der Nähe von Trier.
Insgesamt 27 Jahre praktische Tätigkeit als Allgemein- und Landarzt. Seit Juli 2010 ist er berentet. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.
Veröffentlicht wurden folgende Bücher:
Habari Gani Tansania, Premieren-Verlag
Nicht alltäglich, Kurzgeschichtenband,
Premieren-Verlag
Inhaltsverzeichnis
Statt eines Vorwortes
Der Wunderheiler
„Bei Prof. Kramer komme ich immer direkt an die Reihe"
Nächtlicher Einsatz im Auftrag der Feuerwehr
Und noch ein nächtlicher Einsatz, diesmal im Auftrag der Polizei
„Wissen Sie etwas von ´ner Leiche hier auf dem Friedhof?"
Der Doktor und das liebe Vieh
Die Erscheinung
Der besondere gynäkologische Notfall
April- und andere Scherze
Über die Gefährlichkeit der Kaffeebohne
Kindliche Abneigungen
Sonntagsdienst
Schulterluxationen am laufenden Band
Ein anstrengender Urlaub
„Unn där bleibd draa…!"
Der besondere Unfall
„Der Mann in meinem Haus ist mir nicht bekannt"
Zwischenfall zwischen New York und Reykjavik
Weißer Sonntag
Die treuen Hunde
Einsatz in schusssicherer Weste
Als Zeuge vor Gericht
Das geheimnisvolle Tischchen
Die „W"-Zeile
Die Einbrecher
Geburten
Statt eines Vorwortes
Wenn es stimmt, was meine Frau immer behauptet, ging ich mit wichtigen Entscheidungen in meinem und unserem Leben, immer eine Zeitlang schwanger, ohne sie in meine Vorhaben einzuweihen. So muss es wohl auch mit der Frage der Niederlassung gewesen sein.
Bis neunzehnhundertdreiundachtzig war ich jedenfalls ein insgesamt zufriedener Assistenzarzt in verschiedenen Abteilungen diverser Krankenhäuser und dachte ab diesem Jahr immer häufiger darüber nach, wie sich mein weiterer beruflicher Werdegang gestalten könnte.
Chirurgisches Arbeiten gefiel mir sehr gut; ich hatte ein gutes Verhältnis zu meinen Chefs, vor allem zu denen der Urologie und Chirurgie, war von ihnen anerkannt und bei den Patienten und Mitarbeitern beliebt und hatte eine kleine Familie gegründet, indem meine Frau und ich neunzehnhundertachtzig geheiratet und ein Jahr später unseren Sohn bekommen hatten. Was lag näher, als sich schon mal um eine Oberarztstelle zu kümmern? Im Fach Urologie sollte es sein; denn dieses Fach hatte es mir seit meiner PJ-Zeit angetan. Man hatte Frauen, Männer und Kinder zu behandeln, war internistisch, operativ und apparativ tätig und hatte es außerdem in diesem Fach mit wichtigen Lebensfragen der Patienten, wie beispielsweise Problemen der Sexualität und Fruchtbarkeit, zu tun.
Spätestens nach mehreren Praxisvertretungen in allgemeinmedizinischen Landarztpraxen schon während meiner Truppenarzttätigkeit bei der Bundeswehr und während meiner ersten chirurgischen Assistenzarztstelle in Würzburg, wusste ich mit Bestimmtheit, dass der Beruf des Allgemeinarztes nichts für mich sei. Die gleichen Patienten saßen immer wieder vor einem, wollten immer wieder Rat in den verschiedenartigsten Bereichen, nervten eben immer wieder, und man wurde sie nicht los; wenn man Pech hatte und gut war, bis ans Lebensende nicht. Nein, das war nichts für mich, dessen war ich mir sicher. Der chirurgische und eben narkotisierte Patient, an dem man vor sich hin arbeiten konnte, der einen nach getaner Arbeit schleunigst wieder verließ, hatte es mir mehr angetan – glaubte ich zumindest damals.
Irgendwie war diese Zeit des beruflichen Suchens offensichtlich auch eine Zeit zunehmender Reife. Denn plötzlich war ich mir keineswegs mehr sicher, dass ein narkotisierter Patient für mich der ideale sei, vielmehr wurde mir peu à peu klar, dass zum Mensch noch mehr gehörte, dessen es sich lohnt, sich damit zu beschäftigen, zumal ich mein Erststudium - katholische Theologie - nicht umsonst absolviert haben wollte.
Bestärkend in diesen Gedankengängen wirkte sich aus, dass zur damaligen Zeit die Decke an Oberarzt- und Chefarztstellen im Fach Urologie ziemlich dicht war, wie mir mehrere Anfragen bei entsprechenden Stellen bestätigten, vor allem der Satz eines Landarztes im Schwäbischen, den ich mehrere Male während meiner Krankenhauszeit etliche Wochen vertreten hatte, und der, weil er eben einmal schon früher als vorgesehen aus dem Urlaub zurückgekommen war, mit mir einen gemeinsamen Hausbesuch – auf dem Friedhof – machte.
Ein mir unbekannter Mann war plötzlich am Grab bei der Beerdigung eines Verwandten zusammengebrochen, und so hatte man in der Praxis einen Hausbesuch auf dem Friedhof angefordert. Ich als Praxisvertreter eilte zusammen mit dem Praxisinhaber zum Dorffriedhof.
Schon aus einiger Entfernung hatte ich dem älteren, mich begleitenden, Kollegen gegenüber mehr vor mich hin sinnierend geäußert:
„Das sieht ja aus wie eine Alkoholepilepsie."
Der Kollege schaute mich verwundert an, die Verblüffung stand ihm in den Augen.
„Woher wissen Sie das denn?"
Und weiter:
„Stimmt exakt."
Er kannte den jungen Mann aus vielen Jahren Praxistätigkeit. Nach gemeinsamer Behandlung des Patienten am offenen Grab warf der ältere Kollege, selbst seit Jahrzehnten als Land- und praktischer Arzt niedergelassen, mir einfach so mir nix dir nix, den folgenschweren Satz an den Kopf:
„Sie müssen unbedingt praktischer Arzt werden! Sie in der Chirurgie oder Urologie wäre Perlen vor die Säue geworfen."
Solche und ähnliche Gedanken gingen mir damals durch den Kopf.
Jedenfalls überraschte ich eines Nachts gegen drei Uhr morgens meine Frau mit der Ankündigung, ich wolle mich als praktischer Arzt auf dem Land niederlassen, was ich bisher immer vehement ausgeschlossen hatte.
Es schlossen sich tagelange Diskussionen über dieses Thema zwischen uns an, die nach Abwägung aller Pro und Kontras in die Suche nach einer geeigneten Landpraxis mündeten. Das sagt sich so leicht! Meine Frau, ein Kind aus der Stadt, trieben echte Ängste um. Wir einigten uns darauf, sollte es ihr oder mir nach einem Jahr auf dem Land tatsächlich nicht zusagen, das Projekt Landarztpraxis wieder aufzugeben.
Die konkrete Suche konnte beginnen. Wir orientierten uns an verschiedenen Angeboten im Deutschen Ärzteblatt und fanden mehrere geeignet erscheinende Praxen im Umkreis von 150 Kilometer um unsere gemeinsame saarländische Heimat herum, wozu wir per Zirkel einen entsprechenden Radius als maximale Grenzlinie zogen.
Aber die ersten Besichtigungen erwiesen sich als Flop.
Erst nach einigen Wochen fanden wir das unseres Erachtens Richtige: eine relativ kleine Praxis in einem kleinen Ort auf dem Land, wo die Vorgängerin aufgegeben und das gesamte Inventar mitgenommen hatte. Das Haus zum Wohnen und die Praxisräume wurden von der Gemeinde zur Verfügung gestellt und vermietet zum Spottpreis von achthundert DM monatlich. Vorteil: Wir brauchten uns nicht zu hoch zu verschulden, lediglich die Anschaffung von Mobiliar und Geräten musste geschultert werden, dafür aber brauchten wir keine teure Praxisimmobilie zu kaufen. Nachteil: die Patienten waren mittlerweile mehr oder weniger alle abgewandert zu einem älteren Kollegen im Nachbarort, mit dem ich den gesamten Dienst am Tage, in der Nacht und an allen Feiertagen und Wochenenden zu teilen hatte. Für heutige Verhältnisse schier unmöglich, musste doch immer einer von uns beiden den gesamten Wochen- und Nachtdienst unter der ganzen Woche versehen, einschließlich des Wochenendes. Außerdem gab es noch kein Handy, sondern nur einen sogenannten Europiepser. Mit ihm konnte man mich zwar anpiepsen, aber nicht konkret mitteilen, was als Nächstes oder welcher dringende Hausbesuch anstehe. Ein Europiepser war schon besser als nichts, aber er hatte immer noch zwei gewaltige Nachteile: erstens musste ich als Angepiepster möglichst rasch ein Telefon finden, um zurückrufen zu können, zweitens musste meine Frau in der sprechstundenfreien Zeit zuhause die Stellung halten und als Telefonzentrale fungieren. Das alles hört sich an wie aus einer weit zurückliegenden Ära, dabei spreche