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The woman who doesn't travel: Mein Marrakesch
The woman who doesn't travel: Mein Marrakesch
The woman who doesn't travel: Mein Marrakesch
eBook190 Seiten2 Stunden

The woman who doesn't travel: Mein Marrakesch

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Über dieses E-Book

Und plötzlich stand wieder eine Reise vor ihr, die sie so nie geplant hätte. Sie konnte und wollte sich ihr aber auch nicht entziehen. Schon einmal hatte der Orient sie innerlich reich werden lassen und ein unbestimmtes Sehnen in ihr geweckt. Nun also Marrakesch. Wie das schon klingt! Nach Märchen, Zauber, arabischer Musik. Aber sie lernt auch ein anderes Marrakesch kennen und ist wie immer froh, ihr Tagebuch dabei zu haben.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum17. Mai 2013
ISBN9783848283798
The woman who doesn't travel: Mein Marrakesch
Autor

Katrin Richter

Alle Informationen zur Autorin finden Sie auf der Internetseite: www.katrinrichter.berlin

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    Buchvorschau

    The woman who doesn't travel - Katrin Richter

    Vertrieb:

    Tagebuch. Freitag, 21. September 2012 in Berlin:

    Das war ja ein lustiges Erwachen gestern, mit den Tischlern, die meine Kreise gestört haben. Nun ist unser Küchenfenster neu und die Treppenstufen sind repariert (im Treppenhaus). Das Schloss an der Hoftür schließt wieder ganz leicht. Ach ja, von Freunden kam eine E-Mail: Sie düsen gerade durch Südfrankreich, und ich schaute ein wenig neidisch auf die Zeilen von Lavendelduft, herrlichem Essen, Sonne, Weite. Die Farben, die Blumen, das Meer! Ja, ja. Sie lassen es sich gutgehen, und ich »muss« mich analysieren, muss unentwegt an mir arbeiten. Warum denke ich so? Willkommen in der Opferrolle, liebste Katka! Wie war das noch mit dem Humor als Form von Weisheit? Dass ich wirklich nicht mehr in der Opferrolle stecken bleiben muss, das zeigte mir das Leben sofort (manchmal geht es wirklich schnell, das mit der Erkenntnis). Am Abend dieses Tages lud der Freund mich in die Pizzeria ein. Noch vor den Bruschetta als italienischer Vorspeise platzte er mit der Neuigkeit heraus: Es wird in diesem Jahr noch eine Dienstreise für ihn geben, und zwar Ende November, Anfang Dezember nach Marokko. Aha, denke ich, indem ich die Tomatenstückchen auf dem gerösteten Weißbrot vorsichtig mit der Zungenspitze zwischen meine Lippen lenke, damit sie nicht auf den Boden fallen. Aha, dann werde ich vor Weihnachten also doch noch einmal Strohwitwe sein. Auch so eine Rolle, in die ich eigentlich nicht mehr hatte hinein schlüpfen wollen. Zu oft schon durchlebt, durchlitten, durchödet – bei aller persönlichen Freiheit! Ja, mein Gott. Wer will denn schon dauernd frei sein, wenn der Geliebte die Welt erkundet? Aber keine Sorge: Auch das hatte ich mir weidlich rundgeredet, so lange es eben angedauert hat. Nun, meinte ich, war ich diesem Zustand eigentlich entwachsen. Ich war in Dubai gewesen, zweimal auf Mallorca, demnächst wollte ich nach Luxembourg. Planten die Götter wirklich, dass ich noch einmal Strohwitwe sein sollte? Sei´s drum, dachte ich, während zarter Knoblauchgeschmack sich auf meinem Gaumen ausbreitete und ein Zwiebelstückchen doch herunter sprang vom Brot, zum Glück nur auf das rot-weiß-gewürfelte Tischtuch. In diesem Augenblick hörte ich den Freund sagen:

    »Ohne dich fliege ich da nicht hin.«

    Später erzählte er mir, da sei ein Leuchten auf meinem Gesicht gewesen. Er habe es sofort sehen können, dass ich aufstrahlte, dass ich es wollte; es war wie eine Aura um mich herum.

    Ich kann nicht einmal mehr so tun, als sei ich eine andere, als ich offenbar geworden bin.

    Natürlich meldete sich die Bedenkenträgerin aus mir: Das Geld! Der Aufwand! Können wir das verantworten, wo doch gleichzeitig die zweite Rate unserer Mieterhöhung fällig wird?! Und unsere Reise nach Luxembourg noch davor, die schenkt uns auch keiner! Die kostet was!

    Vielleicht, wenn wir es als Weihnachten und Geburtstag zusammen ansehen würden? Eine Gelegenheit zur Bereicherung wäre das allemal. Reichtum ist mehr als nur ein Kontostand.

    Ich schreibe »Marokko« und »Marrakesch« mit Goldstift in mein Tagebuch und lasse die Worte auf mich wirken.

    Kassandra ist auch schon dort gewesen.

    Tagebuch. Montag, 19. November 2012 in Berlin:

    Angst vor Fremdheit und ein irre stiller Moment der All-Verbundenheit.

    Oh je, jetzt greift es mich an, das Pre-Reise-Syndrom. Habe abends im Bett noch ein wenig im Marrakesch-Reiseführer gelesen und war shocking über den Umgang mit Geld dort (handeln, feilschen, schlitzohrig betrügen). Habe mich sehr fremd gefühlt und nur dadurch getröstet, dass so viele Literaten die Magie dieser Stadt beschworen und beschrieben haben. Es heißt, dass man als Empfindsamer dort etwas »wittern« könne – und dass der Autor dieses Reiseführers selbst seit zwanzig Jahren immer wieder nach Marokko fliegt, was beweist: Man kann es überleben! Da ist es wieder: Vor mir liegt vielleicht eine der schönsten und inspirierendsten Zeiten meines Lebens – und ich »zage« wie in Mozarts Requiem, das wir gestern wunderschön interpretiert von Kassandras Chor in der Christuskirche Oberschöneweide gehört haben. Mir bleibt eben nichts auf dieser Welt einfach so in den Kleidern hängen. Keine Musik, kein Film, keine Reise. Ich fühle mit allen Sinnen auf allen Ebenen, bei weit geöffnetem Visier. Da ist einfach alles drin: Vorfreude, die Dankbarkeit für all den Segen in meinem Leben, das Glück, mich nicht vom Gefährten trennen zu müssen, die Neugier und die künstlerische Lust. Wir reisen nicht wie alle als Touristen, sondern mit acht Technikkisten zusätzlich zu unserem eigenen Gepäck. Notwendiges Equipment für die Produktion, wegen der er ja überhaupt dort sein muss. Ich weiß, wie anstrengend das ist. Schon ein schlecht gelaunter Zollbeamter kann den Zeitplan kippen. Ich springe wie selten ins Ungewisse. Weiß bis jetzt noch nicht, wo ich schlafen werde, fliege erst mal mit.

    Gestern war ein wichtiger Feiertag in Marrakesch, Fest der Unabhängigkeit, Tag der Rückkehr Mohammeds V. neunzehnhundertfünfundfünzig aus dem Exil. Alle Räder standen still, keine E-Mail kam an, oder wenn doch, wurde sie nicht beantwortet. Schlimmstenfalls schleiche ich mich nachts beim Freund ein wie eine Konkubine und sehe dann weiter. Merkwürdigerweise bildet das noch ausstehende Nachtlager inzwischen den geringsten Teil meiner Aufregung!! Die Angst vor der Angst und meiner eigenen Courage ist viel stärker. Alles Energie! Sagt mein erleuchteter Nachbar. Aber was nützt mir das, wenn manche Vorbehalte so verdammt handfest zu sein scheinen! Was werden seine Kollegen dazu sagen, wenn sie mitbekommen, dass ich, seine Frau, einfach so mit von der Partie bin? Ich will mich zwar so unsichtbar wie möglich machen, aber wie unsichtbar wird das wohl sein?! Wo gibt es eine Tarnkappe, die mich verbirgt vor dem Produktionsteam in ein und der selben Stadt, möglicherweise sogar ein und der selben Herberge, das weiß ich ja noch nicht. Ich will keine Unannehmlichkeiten verursachen, schon gar nicht für den Mann, den ich liebe, und der – auch nicht ganz unerheblich! – für den flexiblen Teil unseres Familieneinkommens durch sein Tun sorgt. Ich will um Gottes Willen niemandem zur Last fallen – und kommen Sie, lieber zukünftiger Leser meiner Tagebücher, mir jetzt bloß nicht mit Psychoanalyse, das habe ich auch selber schon erfolglos versucht. Mir leuchtet noch am ehesten ein, dass wir es gar nicht wissen können, aus welchem unserer vielen vorangegangenen Leben welche Verletzungen – und durch wen, durch was genau – herrühren könnten. Wir werden es nicht heraus bekommen. Wir können nur versuchen, mit dem ganzen Material in uns einen »dennoch« guten Tag zu haben. So sehe ich das, und so gehe ich auch mit meinen Seelenknoten mittlerweile um. Es ist anstrengend, zu leben, wenn man keinen anderen groß stören möchte. Das schreit nach Durchbruch, und ich suche ihn ganz offensichtlich, oder er sucht mich. Wenn man weiß, dass es im Produktionsteam des Gefährten nicht nur Wohlmeinende gibt, sondern auch scheel Beäugende – allen voran der Starschauspieler, der Marrakesch höchstselbst als Drehort vorgeschlagen und organisiert hat, der jedoch laut ansagte, dass er mit jedem aus der Technik-Crew lieber arbeiten würde als mit eben ihm, meinem Gefährten – dann kann man meine Qualen vielleicht schwach erahnen. Ich will das nicht auch noch durch meine provozierende Präsenz verstärken, will aber trotzdem mit.

    Wenn man nun noch weiß, dass sich meine – vielleicht reichlich unerwünschte – Anwesenheit auch nicht verbrüdernd schöntrinken lässt, was ja vieles im Zwischenmenschlichen nivelliert allerorten, dann beginnt man erst, das ganze Ausmaß dieses kühnen Reiseplanes zu begreifen, hoffe ich. Sie können alle trinken oder tun es wenigstens, vor allem er, der Starschauspieler, der nach diesem Kriterium wahrscheinlich sogar seinen inner circle auswählt. Ich kann es nicht. Und ich meine damit keine Cola oder Brause. Sie wissen schon.

    Aber genug davon.

    Trotz alledem: Ich würde es nicht anders wollen, mache nicht mal im Traum einen Rückzieher. Stand by my man and live the life of a writer – really! Zu meinem Mann stehen und das Leben eines echten Schriftstellers führen… Ja, was denn sonst! Es ist eine Chance, ein Geschenk, und ich nehme beides an. Ich zelebriere es, ich feiere das Leben und die Liebe. Ich glaube, so wollt IHR mich hier auf Erden sehen. IHR Unsichtbaren.

    Die Musik von Mozart war übrigens göttliches Manna und Balsam auf meine Seele. Vor allem das Lacrimosa wirkt auf mich wie die Untermalung zu meinem Leben, ganz besonders jetzt. Meine Schrift wird unleserlich. Kann man sich das vorstellen? Ich bin fast zu aufgeregt zum Schreiben! Der Freund hat eine andere Lieblingsstelle im Requiem, ich habe vergessen wie sie heißt, muss ihn heute Abend fragen. Auf jeden Fall gab es ganz am Ende, als der letzte Ton verklungen war und bevor tosender Beifall einsetzte, einen Moment der Stille in dieser bis auf den letzten Stehplatz gefüllten Kirche, der mir die feinen Härchen auf meiner Haut hochstehen ließ. Diese Stille war so tief, dass ich es empfand, als seien wir alle miteinander verbunden – und mit Gott. Was ja auch die Wahrheit ist. Nur selten spürt man es so klar. Eine große Kirche voller Menschen, zuvor unruhige Kinder, die nach Ausgleich für ihre Langeweile gesucht hatten, die verhalten – sich gerade noch mit Mühe zügelnd – spielten, umherliefen und einander begannen, zu »erkennen« (die frühe Liebe ist sichtbar, sie beginnt mit aufmerksamen Blicken) – und dann dieser Augenblick, diese Stille, in die hinein sich nicht einmal mehr jemand räusperte. Es war ein Wunder, für das ich danke.

    Überhaupt – dieser ganze Nachmittag! An seiner Hand zu Fuß über den Kaisersteg nach Schöneweide laufen, dann dieses herrliche Konzert – und ein Spaziergang im Dunkeln zurück. Ein Stück vom Himmel war das für mich. Ich empfand es als perfekt verbrachte Lebenszeit.

    Der Kaisersteg ist meine Lieblingsbrücke in Berlin. Dort fühle ich mich jedes Mal wie eine Weltenbürgerin, eher wie ein Gast in dieser Stadt, in der ich doch seit beinahe dreißig Jahren schon zu Hause bin. Ich atme freier dort, warum auch immer. Ich fühle mich leicht und weit und schwebe.

    Und bald werde ich wirklich schweben, mit einem Flugzeug durch die Luft! Vor mir liegt möglicherweise noch mehr Freude und Glück. Es liegt nichts Erleuchtendes im Schrumpfen, im Mich-Klein-Machen. Das habe ich neulich bei Marianne Williamson gelesen, ich klebe den berühmten Textauszug aus ihrem Buch »Rückkehr zur Liebe« mal hier mit ein, den Nelson Mandela 1994 als Credo bei seiner Vereidigung als Präsident zitiert hat:

    »Unsere tiefste Angst ist nicht,

    dass wir unzulänglich sind.

    Unsere tiefste Angst ist,

    dass wir grenzenlos machtvoll sind.

    Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit,

    das uns erschreckt.

    Wir fragen uns, wer bin ich denn, um brillant,

    wunderschön, talentiert und fantastisch zu sein.

    Eigentlich, wer bist du, um dies nicht zu sein?

    Du bist ein Kind GOTTES!

    Dein dich selbst Kleinmachen dient der Welt nicht!

    Da ist nichts Erleuchtendes am Schrumpfen,

    so dass andere sich nicht unsicher fühlen

    in deiner Gegenwart.

    Wir sind geboren, um die Herrlichkeit Gottes

    in uns zu manifestieren.

    Das ist nicht nur in einigen von uns,

    es ist in jedem.

    Dadurch, dass wir unser Licht scheinen lassen,

    geben wir anderen Menschen unbewusst die Erlaubnis,

    das Gleiche zu tun.

    Dadurch, dass wir uns befreien

    von unserer eigenen Angst,

    befreit unsere Gegenwart automatisch andere.«

    Das wurde ja mal Zeit, dass mich dieses Zitat findet! Gerade zur genau richtigen Zeit. Wie eigentlich immer. Nein, ich kehre nicht zurück ins Geducktsein.

    Dienstag, 20. November 2012 in Berlin:

    Es ist ganz normal, man nennt es Reisefieber, sagte gestern Kassie zu mir. Und es fühlt sich langsam wirklich komisch an; ich entwickle sogar eine Zahnattacke(!) oben rechts. Es kommt mir so vor, als ob da etwas wackelt oder jedenfalls nicht stimmt.

    Hoffentlich beruhige ich mich wieder, komme zu mir oder bleibe bei mir – falls ich trotz allem doch schon DA sein sollte. Bei mir. Das Chaos, das über die Arbeit des Freundes seinen Weg zu mir findet, verursacht mir Verspannungen. Jeden Tag eine andere Neuigkeit. Die Kontaktpersonen in Marrakesch haben alle Zeit der Welt. Immer noch keine Klarheit in Bezug auf meine Übernachtung. Ich warte, übe Geduld und halte die Füße still. Zugleich lausche ich in mich

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