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Das pyramidale Prinzip 2.0: Die Welt als Wille zur Macht
Das pyramidale Prinzip 2.0: Die Welt als Wille zur Macht
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eBook824 Seiten9 Stunden

Das pyramidale Prinzip 2.0: Die Welt als Wille zur Macht

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Über dieses E-Book

Wir sind die Basis einer Pyramide!
Wir sorgen als Produzenten, Konsumenten, als Kunden und Patienten, als Klienten und als potentielle Delinquenten, für den sich beschleunigenden Strom der Waren, Finanzen und Daten, im Stoffwechsel eines 'pyramidalen' Organismus. Warum empfinden wir den Raub der Selbstbestimmung und Identität nicht mehr als Verlust, und reihen uns widerspruchslos ein in die weltweiten Ströme der dynamischen Massen? Dabei steht die Isolation im Nahfeld der Beziehungen, in einem krassen Gegensatz zur Identifikation mit einem globalen Bewusstsein. Über die Instrumentalisierung religiöser Bedürfnisse, werden die Menschen zur Opferung der eigenen Identität gerufen, und zum Dienst für einen allumfassenden Welt-Ethos vorbereitet.
Dieses Buch gewährt dem Leser einen unverstellten Blick auf das Wesen und die Prinzipien eines wirksamen Willens zur Macht! Mit der Ausführung einer umfassenden ‚Morphologie der Weltgeschichte’, findet das Werk seinen direkten Anschluss an Oswald Spenglers „Untergang des Abendlandes“.
Gleichzeitig ist es ein leidenschaftliches Plädoyer für einen aufgeklärten Glauben, der sich, nach Kierkegaard, auch dem fundamentalen Zweifel stellen muss, sowie die Rettung der Würde des Individuums, gegen kollektive Vereinnahmung, und seiner Zurichtung für die Zwecke eines globalen Marktes.
Es wird der Versuch unternommen, das Bewusstsein von einem Erlösungsbedürfnis aus der ‚Selbstentzweiung’ des Willens in der Natur und die Selbstentfremdung des Menschen aus seiner ‚Seinsvergessenheit’ darzulegen. Für die Beschäftigung mit dem Phänomen der ‚Rückkehr des Religiösen’, verschafft eine Analyse des Willens zur Macht von Schopenhauer über Nietzsche bis Heidegger, ein freieres Auge. Deren Aktualität steht überraschender Weise nicht im Widerspruch zu einer christlichen Deutung der Weltgeschichte, sondern liefert vielmehr deren existentiale Bestätigung.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum27. Sept. 2016
ISBN9783738661040
Das pyramidale Prinzip 2.0: Die Welt als Wille zur Macht

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    Buchvorschau

    Das pyramidale Prinzip 2.0 - Franz Sternbald

    Mein besonderer Dank gilt Vroni für viele interessante Gespräche

    Gewidmet allen Unzeitgemäßen, und den freien Geistern unter den Christen, die den Mut besitzen, keine Frage auf dem Herzen zu behalten

    Inhalt:

    Statt eines Vorwortes

    Einführung in die Welt der Pyramiden:

    Die Genese der Pyramide

    Stufe 1

    Eine kritische Würdigung der Haltung der Christen

    Das Grab am Busento

    „Stultus purus, misericordia sciens"

    Der Tod des Empedokles

    Ecce Homo

    Hinweise zur Rolle des Islam in unserer Zeit

    Stufe 2

    I Markt vor dem Infarkt

    II Im Stoffwechsel der Pyramide

    III Weißes Rauschen

    Phantastische Aussichten

    IV Bildungswesen

    Algebra und Kabbalistik

    Früchte übergriffiger Erziehung

    V Verkehrswesen - Alles im Fluß

    VI Finanzwesen - Alles fließt im Kreis herum

    VII Gesundheitswesen – was uns krank macht

    Leben und Sterben lassen

    Exkurs zur Korruption der Sozialsysteme

    Stufe 3

    I Legislative – wessen Wille geschehe

    II Justiz – alles was Recht ist

    III Exekutivorgane der allgemeinen Verunsicherung

    Stufe 4

    Global operierende Körperschaften

    Stufe 5

    Transnationale Institutionen

    II Globales Finanzsystem

    III Weltgesundheitsorganisation

    IV Globales Sicherheitssystem

    V Olympischer Geist

    VI Nicht-Regierungsorganisationen

    Stufe 6

    Stufe 7

    „Rat der 13"

    Stufe 8

    Der Geist aus der Maschine

    Hinweis für die freien Geister unter den Christen

    Nietzsche im Zeugenstand...

    Der Wanderer und sein Schatten

    Fugitivus Errans

    Der Abbau der Pyramide

    There is no such thing as society

    Schlußbetrachtung

    Schautafel Pyramide der Macht

    Schautafel zu Dante’s Inferno

    Erläuterungen zum Schaubild Dante’s Inferno

    Stichwortverzeichnis

    Abbildungsverzeichnis

    Statt eines Vorwortes:

    Habt ihr nicht von jenem tollen Menschen gehört, der am hellen Vormittage eine Laterne anzündete, auf den Markt lief und unaufhörlich schrie: „Ich suche Gott! – Da dort gerade Viele von Denen zusammen standen, welche nicht an Gott glaubten, so erregte er ein großes Gelächter. Ist er denn verloren gegangen?, sagte der Eine. Hat er sich verlaufen wie ein Kind?, sagte der Andere. Oder hält er sich versteckt? Fürchtet er sich vor uns? Ist er zu Schiff gegangen? Ausgewandert? – so schrieen und lachten sie durcheinander. Der tolle Mensch sprang mitten unter sie und durchbohrte sie mit seinen Blicken. „Wohin ist Gott?, rief er, „ich will es Euch sagen! Wir haben ihn getödtet, - Ihr und Ich! Wir alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir das gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was thaten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben, und ein Unten? Irren wir nicht durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? Müssen nicht Laternen am Vormittage angezündet werden?....

    .... Hier aber schwieg der tolle Mensch und sah wieder seine Zuhörer an; auch sie schwiegen und blickten befremdet auf ihn. Endlich warf er seine Laterne auf den Boden, daß sie in Stücke sprang und erlosch. „Ich komme zu früh, sagte er dann, „ich bin noch nicht an der Zeit. Dieses ungeheuere Ereignis ist noch unterwegs und wandert, - es ist noch nicht bis zu den Ohren der Menschen gedrungen, Blitz und Donner brauchen Zeit, das Licht der Gestirne braucht Zeit, Thaten brauchen Zeit, auch nachdem sie gethan sind, um gesehen und gehört zu werden. Diese That ist ihnen immer noch ferner, als die fernsten Gestirne, - Und doch haben sie dieselbe gethan!

    ...

    "

    , aus „Die fröhliche Wissenschaft" (1882), Friedrich Nietzsche

    Abb. 1: Schautafel der Pyramide der Macht

    Motto: „Den Teufel spürt das Völkchen nie, und wenn er es beim Kragen hätte!" - aus Faust I, in Auerbachs Keller

    Einführung in die Welt der Pyramiden:

    Die Welt ist nicht rund, sondern läuft nach oben hin spitz zu, ist also einer Pyramide ähnlicher als einem Globus. Zugegeben, nicht ihrer äußeren Gestalt nach, sondern eher hinsichtlich ihrer Struktur. Daß die Geometrie der Pyramide ein archetypisches Muster zu sein scheint, ist aus Zeugnissen von Kulturen weltweit, aus allen Zeiten nachweisbar. Sie wird, wo sie steht, als Ausdruck der Macht, sowohl raumgreifend in der Ebene, als auch weithin sichtbar himmelstrebend noch heute wahrgenommen. Um wieviel mehr muß die Pyramide als Architektur ihre Wirkung entfaltet haben, in einer Zeit, da das allgemeine Leben auf ebener Erde, von nomadischer Unstetigkeit, und Verweilen in kaum befestigten Siedlungen, bestimmt worden war.

    Die sichtbare Pyramide ist stets als Symbol der Hierarchisierung der Macht in der Welt verstanden worden. Sie ist somit keine Erfindung neuzeitlicher Verschwörungstheoretiker, die seit dem Zeitalter der Aufklärung, und spätestens vor dem Hintergrund der amerikanischen und französischen Revolution im 18. Jhrd., einen Generalverdacht in Bezug auf die wahre Verfassung der Macht in der Welt äußerten. Sie glaubten dies an der symbolischen Pyramide der Illuminaten ablesen zu können.

    Die Zweifel, daß der vermeintliche Fortschritt nicht zwangsläufig auf eine Verbesserung des Menschen hinausführen muß, wurden schon früh vorwiegend von Kritikern der Aufklärung, und gegenüber den Zumutungen einer Moderne überhaupt, gehegt. Das Spektrum der Kritiker reicht von J. J. Rousseau, der mit seinem ‚Emile’ einen Entwurf einer natürlichen Erziehung des Menschen vornimmt, bis zu Max Stirner, der mit seinem programmatischen Individual-Anarchismus, „seine Sache auf Nichts gestellt hatte. Die Phalanx der Kritiker der ‚Pyramide’ der Macht, ist demnach fern davon sich über eine gemeinsame Gegenposition zu einigen. An eine Vereinbarkeit vom individualistischen „Einzigen und seinem Eigentum, mit der sozialistischen Gleichheitsutopie, ist vorerst kaum zu denken. Eine konkrete Kritik der Macht, gibt es in der Bandbreite von linkssozialistisch bis rechtskonservativ, und längst wartet nicht jede mit einem totalitären Gegenentwurf auf. Sie richtet sich neuzeitlich gegen den elitären Ring einer plutokratischen ‚Priesterschaft des Fluidums’, zu dem unsere Zeit gerinnt, nämlich des Finanzwesens, das wesenhaft als unbestimmt volatil, bindungslos und ‚wertefrei’ wahrgenommen wird.

    Tatsächlich könnte sich gegenwärtig wiederrum ein Kreisschluß des politischen Spektrums ereignen, wie er sich für einen kurzen Moment in der Krise der Weimarer Republik (die Finanzkrise korrespondierte auch dort bereits mit einer grundsätzlichen Werte- und Sinnkrise) schon einmal angedeutet hatte. Nämlich durch die Gemeinsamkeit der links-sozialistischen und der rechts-nationalen Bewegungen, auf dem gemeinsamen Nenner in der Gegnerschaft zum international flottierenden Kapitalismus. Allein die separatistischen Tendenzen zum Nationalismus in die eine Richtung, bzw. zum völkernivellierenden Internationalismus in die andere, haben rasch für eine Aufspaltung der Stoßrichtungen gesorgt. Aber beiden ist das ursprünglich freiheitliche Moment in den Impulsen der jeweiligen Bewegungen nicht abzusprechen. Wohin der Freiheitsdrang die Masse Mensch führt, ohne konsequent für eine Definition dessen zu sorgen, was ‚Freiheit’, wovon und wofür, eigentlich bedeuten soll, ist in den Auswirkungen bei der Betrachtung der gesamten Kulturgeschichte evident. Die Ereignisse des letzten Jahrhunderts stellen hierbei keinesfalls ein unvergleichbares, oder nicht-relativierbares, Ultimum dar. Es wird zu zeigen sein, daß noch jedem vermeintlich historischen Höhe-, bzw. Tiefpunkt, stets ein weiteres Hoch-Tief notwendigerweise zu folgen hat, und künftig auch wird.

    Horkheimer und Adorno wiesen mit der „Dialektik der Aufklärung", die Doppelnatur nach, die in der freiheitlichen Bewegung zugleich das potentiell Totalitäre beinhaltet. In der ‚kritischen Theorie’ der Frankfurter Schule, begründet von Th. W. Adorno, ist dargelegt worden, daß die Freiheitsbewegung des Menschen aus der fremdbestimmten Herrschaft, ihn zuletzt zum Objekt seiner eigenen Herrschaft gemacht hat. Obwohl schon die Erwähnung der ‚kritischen Theorie’ in der christlichen Gemeinde einen genetisch bedingten Abwehrreflex auslöst, sollte sie die Argumentation von Adorno doch immerhin zum eigenen Nutzen für bedenkenswert erachten. Aus ihrem ureigensten kritischen Potential heraus müßte ihr die Diagnose einer neuerlichen, neuzeitlichen, Selbstversklavung des Subjekts unter den selbstgeschaffenen Bedingungen seiner objektiv wahrgenommenen Welt, sehr gelegen kommen.

    Ebenso erhob sich aus der ‚kritischen Theorie’ die Klage darüber, daß auf die Emanzipation des Geschmacks der Masse, die Verflachung der Kultur nach den Kriterien ihrer Vermarktung folgt. In diesem Zusammenhang steht auch die Befürchtung, daß die Zunahme von verfügbarem Wissen, im umgekehrten Verhältnis zur Fähigkeit des kritischen Umgangs mit ihm korrespondiert. Daraus würde wiederum die Wendung der ursprünglichen Impulse der Aufklärung, hin zu einer Begründung von autoritärer Herrschaft über eine unmündige Masse, in einer völlig neuen Qualität, begründbar.

    Die Massenkultur hat indes aber auch ihre Fürsprecher. Umberto Eco wies in dem Essay, „Apokalyptiker und Integrierte", auf die Tatsache hin, daß eine vormals elitäre Kulturschöpfung, mit der technischen Möglichkeit der massenhaften medialen Verbreitung, auch für eine Demokratisierung der Kultur gesorgt hat. Aus dieser Tatsache heraus ließe sich auch begründen, warum der Ausdruck von ‚Erhabenheit’ in der Kunst nicht mehr möglich ist, und eine tragische Tiefe der Existenz des Menschen nicht mehr ausgedrückt werden kann. Während Opernarien als Werbejingles eingesetzt werden, und Klang-Schnipsel aus Symphonien zu Klingeltönen verkürzt, verspüren wir den Verlust an Tiefendimension der kulturellen Identität noch nicht, denn die Schätze des Abendlandes scheinen noch unerschöpflich, von denen wir zehren.

    Die Erhebung der Massen (Levée en masse) und ihre Manipulation durch Parteien und demagogische Führerfiguren, scheinen den Verdacht zu bestätigen, daß die, auf der einen Seite propagierten, Menschenrechte, auf der anderen Seite mit deren Uneinlösbarkeit für das entwurzelte Individuum in der Masse, in einem unheimlichen Zusammenhang stehen. Die Paradoxie besteht nun darin, daß die strenge und gut sichtbare Hierarchie der alten Welt einerseits, dennoch nicht als ‚pyramidale’ Zumutung empfunden, sondern als Ausdruck göttlicher Ordnung hingenommen worden ist. Andererseits ist die revolutionäre Auflösung der ständischen Strukturen der Bevormundung, hingegen als verdächtig angesehen worden. Möglicherweise, weil man darin die Vorbereitung einer subtileren Qualität des ‚pyramidalen’ Machtgefüges vermutete. Inwiefern dieser Verdacht nicht völlig unbegründet ist, soll im Folgenden dargestellt werden.

    Die Kritiker der Aufklärung haben die modellhafte Vorstellung einer Pyramide der Weltordnung auch nicht selbst konstruiert, sondern eine bereits vorgefundene zum anschaulichen Anlaß genommen, nachdem eine international vernetzte Vereinigung elitär Freisinniger ausgerechnet die Pyramide, von sprechender Symbolik, anführten.

    Das Postulat einer neuen Weltordnung wurde von Freimaurern ausgegeben, die unter der Verkündung der allgemeinen Menschenrechte, eigentlich die Liberalisierung und Dynamisierung des Handels anstrebten. Für die Kapitalbeschaffung an den Börsen, war inzwischen längst nicht mehr eine unmittelbare Bindung an die reale Volkswirtschaft nötig, und die Freisetzung von Wachstumspotentialen aus der Kapitalisierung des Wirtschaftslebens, erforderten die Herauslösung des bürgerlichen Gewerbestrebens aus seinen tradierten Bezügen und Bindungen an Land und Leute, Bedarf und Fähigkeiten. Auch insoweit die Produktqualität noch in einen Zusammenhang mit der Herkunft gestanden hat, sollte schließlich die internationale ‚Marke’ den Ideen der Werbe-Treibenden, und nicht mehr der Kompetenz Gewerbetreibenden überlassen bleiben.

    Ursprünglich war der Begriff des Bürgerlichen jedoch an den Besitz von Eigentum und Kapital gebunden, und sollte es noch lange Zeit bleiben. Von nun an, wurde die dynamische Lösung des Menschen aus tradierten Bindungen betrieben, um ihn freizustellen für die bessere ökonomische Verfügbarkeit. Weltläufige Anpassungsfähigkeit und kultureller Relativismus sollten von nun an für eine uneingeschränkte Vernetzung unternehmerischer Interessen ermöglichen. Mit der Infragestellung von Glaubensgrundsätzen, sollten die Skrupel gegenüber der Freiheit des Handels beseitigt werden. Faktisch konzentriert sich die Freiheit aber auf wenige potente Akteure auf dem Weltmarkt, sobald diesen die Bündelung der wirtschaftlichen Kräfte auf sich selbst gelungen ist.

    Eine tragische Ironie liegt aber gerade darin, daß auf der Seite der Kritiker der ‚Pyramide’, ein ebensolches Potential vorhanden ist, um eben gerade die Basis für die Errichtung einer künftigen, weitaus effizienteren, ‚Pyramide’ zu liefern. Der Auflösung dieses scheinbaren Widerspruchs wird im Folgenden der Versuch gelten.

    Der lange Weg der Emanzipation des Menschen, durch seine Geschichte, mit allen äußeren Formen der sakralen Handlungen zur Vergegenwärtigung göttlicher Beziehung, mündet nun in die Verinnerlichung des autoritären Prinzips zum inneren moralischen Gesetz. Dazu gehörten ebenso die rituellen Ehrbezeugungen gegenüber den gehobenen Ständen, die seit jeher als Repräsentanten der Entsprechung göttlicher Ordnung in der sichtbaren Welt gegolten haben. Im großen deutschen Bauernkrieg wurde Luther der Vorwurf gemacht, er hätte aus der Knechtschaft der Devotion eine Knechtschaft der inneren Überzeugung gemacht.

    Die existenzielle Grundfrage lautet seit jeher, in welche Bindungen tritt der Mensch, wenn er sich zu befreien vermeint? Ihn lediglich als ein Gefäß zu betrachten, das geleert, gereinigt und mit neuen Inhalten befüllt werden kann, hat den Menschen zum Objekt seiner selbst werden lassen. In unserer Zeit läßt sich die Konsequenz am unausgesprochenen Zwang zur Selbstoptimierung erkennen. Wenn wir von etwas frei gemacht werden sollen, können wir der Beantwortung eines Wozu nicht ausweichen.

    Die graphische Darstellung der Illuminaten-Pyramide auf der Dollarnote weist eigentlich 13 Stufen auf. Für die folgende Betrachtung soll modellhaft ein vereinfachtes Schema mit 8 Stufen angenommen werden, wofür den realen Einrichtungen aus Politik und Wirtschaft eine Zuweisung der jeweils ihnen entsprechenden ‚pyramidalen’ Instanz erfolgen soll. Eine umfassende Erklärung der Wechselwirkungen zwischen den Ebenen würde aber wohl jeden Angehörigen der Stufe 1 überfordern, und ist zum Verständnis des funktionalen Aufbaus der Pyramide eigentlich auch nicht erforderlich. Ohnehin muß mit zunehmender Höhe der Stufen mehr der intuitiven Mutmaßung Raum gegeben werden, da die eindeutigen Belege schwerer zu finden sind, und mithin die Ausprägungen der Hierarchie subtiler, und die Mechanismen der Macht abstrakter werden.

    In der Hauptsache werden Beispiele aus unserer Lebenswelt, mit ihren Analogien in der Geschichte herangezogen, die Schlaglichter auf die Charakteristik werfen sollen, die für die jeweilig zuzuordnende, Ebene der Pyramide als typisch angenommen werden können.

    Bei der Beantwortung der Frage nach den zugrunde liegenden Zwecken und Absichten, bleibt als Resultat ein entschiedenes Unbehagen in Bezug auf den Charakter der ‚Pyramide’, wie er sich bereits mit seinen Zumutungen auf persönliche Lebensbereiche auswirkt. Insbesondere lohnt sich ein kritisches Ohr auf die ‚pyramidale’ Sprachregelung in den offiziellen Verlautbarungen. Jede Instanz formuliert auf eine ihr charakteristische Weise die Selbstvergewisserung seiner Existenzberechtigung, sowie die Begründung für den ausgreifenden Anspruch seiner Deutungsmuster auf alle Lebensbereiche.

    Um das Denken innerhalb der Kategorien der ‚Pyramide’ zu halten, muß die Anwendung sprachlicher Mittel in allen Stilen, den Geist der ‚Pyramide’ transportieren.

    Im Rahmen des menschlichen Bewußtseins, wird es z.B. immer unnachvollziehbar sein, sich das Bewußtsein einer Fledermaus zu vergegenwärtigen. Bei diesem Versuch käme man nur bis zu dem Ergebnis eines Menschen, der ‚glaubt’ eine Fledermaus zu sein, also zu einem lächerlich wirkenden, im Grunde tragischen Wahn von der Möglichkeit, die Grenze des Eigenbewußten überschreiten zu können. Als, in ähnlicher Weise lächerlicher Wahnwitz, wird, im Rahmen der vorherrschenden Verfassung der ‚pyramidalen’ Machtverhältnisse, die Frage nach einer Alternative angesehen.

    Die Gesetzmäßigkeiten des Ökonomischen, nach denen der homo oeconomicus zwangsläufig handeln müsse, zu den Naturgesetzlichkeiten zu rechnen, heißt die Tatsache zu unterschlagen, daß das menschliche Handeln nicht in einem rein kalkulierbaren Rahmen gehalten werden kann. Was in den Naturwissenschaften längst anerkannte Tatsache ist, nämlich die nur auf Wahrscheinlichkeit bestimmbare Nichtlinearität in sog. ‚chaotischen’ Prozessen, kann weder in der Mikro- noch Makroökonomie zu befriedigenden Ertragsaussichten führen. Denn gerade im deterministischen Chaos der quasistabilen Vorgänge nach dem Prinzip des Schmetterlingseffekts (kleinste Ursache mit u.U. globaler Wirkung), liegt ein unverfügbar anarchistisches Potential zugrunde. Die Wirkmächtigkeit von menschlichen „Machenschaften erhebt sich längst über die ursprünglichen Gründe des „Seins. Immer schafft der Mensch mit seiner Tat auch die Tatsachen mit denen er leben muß, und baut sich den Käfig seiner Vorstellung nach Kräften selbst. Er lebt also mit dem unauflöslichen Widerspruch, einer offenen Zukunft, vor der der Schleier seiner gegenwärtigen Erkenntnis liegt, und der zukünftigen Bestimmung der Konsequenzen seines gegenwärtigen Handelns.

    Der ökonomische Mensch ist eine eindimensionale Verkürzung auf die Lebensform als Bündel von Bedürfnisparametern zur besseren Kalkulierbarkeit seines Handels in einem ihm aufgenötigten System, als wenn das Koordinatensystem des Kalküls nicht selbst im beständigen Wandel begriffen wäre, und damit seine Prämissen. Das Experiment bestätigt sinngemäß im Ergebnis nur die Bedingungen, unter denen der Menschenversuch der geldbasierten Tauschwirtschaft zuvor angelegt worden ist. Ein Denken außerhalb dieses willkürlichen Koordinatensystems scheint so wenig möglich zu sein, wie eine Welt vorstellbar ist, in der eine andere Physik herrscht. Daher rührt auch die Gleichsetzung der Ökonomie als ‚Naturwissenschaft’, obwohl sie wesentlich eine scholastische Theologie ist. Auf die axiomatische Begrifflichkeit der geldbasierten Ökonomie ist gewissermaßen das noch zu überwindende ‚ptolemäische’ Weltbild der Neuzeit gestützt.

    Über die Definition der Sprachregelung kann der Rahmen des Denkens, und damit die Formung des Bewußtseins entsprechend gelenkt werden. Aus der Technik des „Neurolinguistischen Programmierens" (NLP) gelangen die Methoden der Sprachmusterprägung in einflußreiche Kreise, des Managements von Unternehmen, in politische Diskurse, sowie in Forschung und Lehre. Der jeweilige ‚Jargon’ weist den kompetenten Fachangehörigen aus. Von hier aus gelangt der ‚pyramidale’ Positivismus des Sprachdenkens in den alltäglichen Umgang, wo die Diffamierung von Bedenkenträgern als Fortschrittsbremsen, bereits angekommen ist. In kaum einer Gruppierung, sie sei weltlicher oder geistlicher Natur, ist der Kritiker wohlgelitten.

    Am Wandel der Bedeutung des Begriffes einer „Theorie der Verschwörung ist der maximale Grad einer Wendung bis hin zur kompletten Umwertung der Begriffe nachweisbar. Während vormalig, in der klassischen Geschichtsschreibung, der Verdacht der ‚Verschwörung’ von Seiten der vorherrschenden Macht gegenüber einer ‚anarchistischen’ Minderheit ausgesprochen worden ist, also die Macht notwendig der Anhänger einer eigenen „Verschwörungstheorie gewesen ist, zeigt sich nunmehr, daß der Vorwurf der „Verschwörungstheorie sich vorzüglich an die Kritiker der vorherrschenden Machtverhältnisse richtet. Also hat der Begriff der „Verschwörung einen fundamentalen Bedeutungswandel erfahren, nämlich von dem damit verbundenen Verdacht, sich der Kontrolle der Macht entziehen zu wollen, hin zu dem Verdacht gegenüber den Mechanismen der sozialen Kontrolle innerhalb der gegebenen Machtverhältnisse. Das gefährliche Element ist nicht mehr der ‚Verschwörer’, der sich gegen die Macht verschworen hat, sondern der „Verschwörungstheoretiker" der die Mechanismen der Macht selbst als eine großartige ‚Verschwörung’ ausmacht. Es handelt sich hierbei um die sinnenverwirrende Tatsache eines Begriffswandels im Spiegelkabinett der Bedeutungen. Es ist dabei nur schwer auseinanderzuhalten, wer sich jeweils in wem widerspiegelt, bei der Gestalt des ‚Verdächtiger und der des ‚Verdächtigen’. Das alte Verhältnis zwischen der ‚Macht’ und ihren Kritikern besteht indessen weiterhin fort, jedoch auf einer ‚pyramidal’ transformierten Matrix der Begriffe.

    Der sprachwissenschaftliche Philosoph Richard Mervyn Hare prägte einmal den Begriff des „blik" für die Matrix der Weltbetrachtung auf die der Mensch durch vorgegebene sprachliche Erklärungsmuster gestellt ist. Ein derartiger ‚blik’ ist unwiderlegbar, und innerhalb des Sprachmusters auch unwidersprechbar, weil jede Erfahrung durch den Filter der begrifflichen Muster im Bewußtsein geht. Er bestimmt damit alle Beziehung des Subjekts zur ‚Welt’ als sein Objekt der Erkenntnis. Hare hat hierfür einmal ein eingängiges Gedankenexperiment vorgeschlagen. Angenommen, Jemand sei davon überzeugt, daß es eine Verschwörung gegen ihn gäbe. Diesem würde jede Wahrnehmung infolge dessen nur Indizien für eine Bestätigung des Verdachtes liefern. Aber auch die Abwesenheit von schlüssigen Hinweisen würde nur wieder als systematische Verschleierung der Wahrheit gedeutet, und damit wiederum als ‚Beweis’ für eine hinterhältige Verschlagenheit gewertet.

    Zur Erklärung der Wirkungsweisen von Indoktrination bei Sekten, bis hin zur Suche nach ‚Beweisen’ für ein Eingreifen Gottes in das Weltgeschehen, zu Gunsten oder Ungunsten des Betrachters, dient der Ansatz des Hare’schen ‚blik’ zumindest als nützlicher Ansatz. Soweit nun Formen der individuellen Paranoia auf diese Weise dekonstruiert werden könnten, kommt der Fähigkeit, sowohl der Auflösung des ‚blik’, als auch der bewußten Konstruktion eines solchen, einen nicht geringen Aspekt der Macht zu. Die mediale Manipulation der Menschen geschieht nicht etwa nur in der Gestaltung sprachlicher Muster zur Erzeugung eines, als alternativlos vermittelten, positivischen ‚blik’ auf das Weltgeschehen, sondern gerade auch im Versuch einer Leugnung eines solchen Musters. Dadurch wird zum Einen erreicht, daß die Verfassung der ‚pyramidalen’ Matrix unserer Wahrnehmung unhinterfragbar als das, was eben „der Fall ist" affirmativ hingenommen wird. Zum Anderen bleiben uns die Quellen der Prägung auf die ‚pyramidalen’ Muster selbst verborgen, weil uns das Sensorium dafür zusehends verkümmert, bzw. systematisch aberzogen wird. Den wesentlichsten Anteil dieser ‚pyramidalen’ Erziehung leisten hierbei die engmaschigen Netzwerke der Medien.

    Zur höchsten Vollendung des Ausdrucks von Macht gehört zuletzt die Verflüchtigung ihrer Wahrnehmbarkeit, ihre ‚unsichtbare’ Wirksamkeit. Die medialen Kraftfeldlinien krümmen den Raum ihres Einflußbereiches, ein absolutes Zentrum ist nicht auszumachen, sowenig, als der Stabmagnet eine bestimmte Stelle des polaren Umschlages besitzt. Bricht man ihn, erhält man sofort das bipolarisierende Potential selbst wieder an beliebiger Stelle.

    Wo die Dingfestmachung des Zentrums der Machausübung nicht mehr stattfinden kann, etwa wenn es virtuell dezentralisiert vorliegt, gerät die Machtfrage in den spekulativen Raum der begrifflichen Verallgemeinerung – und der höchste Grad der begrifflichen Verallgemeinerung besteht in der Verabsolutierung der Attribute von Macht, also ein Heranrücken an das ‚Göttliche’ als Absolutum schlechthin. An dieser Stelle muß folgerichtig die Fundamentalfrage nach dem Sein und dem Nichts begegnet werden. Der nihilistische Charakter des ‚pyramidalen’ Machtstrebens äußert sich in der Verschlingung aller Dinge und Prozesse des Weltgeschehens in eine wirbelnde Dynamik der beständigen Möglichkeit, des reinen Potentials der Beliebigkeit. In dieser Einförmigkeit von Migration und Konvektion, des beständigen Hin und Her, und Auf und Ab, befindet sich die pyramidale Verheißung fern von jeder konkreten Bestimmtheit, von eigentlicher Identität. Bei aller Dynamik ist aber jener, immer nur grund- und bodenlose Wille, ein Begehren ohne erlösende Aussicht, auch je einmal in bestimmter Weise zu Sein, und damit eigentlich, zwar in beständiger Bewegung, dennoch zum rasenden Stillstand verdammt.

    Das Bild, das hier entwickelt worden ist, zeichnet ziemlich treffend das mephistophelische Grundmotiv ab, gemäß dem Motto „..denn besser wär’s, daß Nichts entstünde..". Aber auch das Nichts (nihil) verheißt nicht etwa einen ewig ruhenden Gegenpol zur existentiellen Last des Seins, sondern ziemlich wahrscheinlich den Zustand eines qualvollen Sein-Wollens - und es nicht zu vermögen, rein unschöpferische Dynamik – viel Wallung um Nichts eben. Das ist der Pudelskern der Pyramide, und das Schicksal jeder pyramidal geformten Biographie.

    Weil hier auch von den Ersten und den letzten Dingen zu sprechen ist, erfordert eine Kritik der ‚pyramidal’ verfassten Macht auch einen entschiedenen religionskritischen Impuls, der nicht an der bloßen Sprachkritik an der lingua imperii. stehenbleibt. Damit sollte sich aber zunächst der aufgeklärte Gläubige unter den Lesern durchaus vertraut machen. Die Herausforderung beim Bezug gerade auf ein christliches Menschenbild war nie größer, da der Gemeinde gegenwärtig der Gottesbegriff aus der Hand gewunden zu werden droht – von einem ‚pyramidal’ verfassten System, das sich selbst zu ‚vergöttlichen' ‚ anschickt.

    Wollte man bei der Kritik gar lauter bis zu der Aussage „Gott ist nur ein Vorurteil" folgen, ohne bei der Frage ankommen zu wollen, warum denn überhaupt etwas IST, und nicht vielmehr NICHTS, müßte zugleich aufrichtig die Frage geklärt werden, was in das Vakuum der existenziellen Geworfenheit des Menschen in das Sein, anstatt dessen mit Macht zu drängen versucht, wenn nicht ein veritabler Nihilismus. Aber gerade mit diesem Vorwurf sollte der aggressive Positivismus der ‚pyramidalen’ Ideologie konfrontiert werden. Es handelt sich hierbei um ein Verständnis von Positivismus im Sinne einer Affirmation, also des kritiklos angepassten Bejahens des rein faktisch Gegebenen, dem gleichzeitig damit ein naturgemäß vernunftbasierter Grundbaß unterstellt wird. Zusätzlich ereignet sich dabei eine moralische Überhöhung des Faktischen zum gleichzeitig wahrhaftig ‚Guten’ und notwendig Sinnhaften. Eine Verflachung im Denkrahmen der Alternativlosigkeit, als Pervertierung des Leibniz’schen Postulats von der „besten aller möglichen Welten".

    Seine durchschlagende Überzeugungskraft besitzt der positivistische Materialismus aus dem engen Zusammenhang mit der Ökonomie. Der affirmative Positivismus als opportunistische Haltung zum Faktischen, bezieht sich direkt auf die handelbare Güterwelt. Denn nur Etwas positiv Gegebenes kann als Ware wertbestimmt getauscht werden. Das negative, durch Nicht-Sein charakterisierbare kann, einsichtig, auch nicht gehandelt werden; nur was ich faktisch habe kann ich tauschen, nicht jedoch, was ich nicht habe. Auf dem Börsenparkett wird dem zum Widerspruch allerdings suggeriert, daß auch nicht-faktische Güter, wie Erwartungen, Optionen, Risiken und Befürchtungen als Güter wertgestellt werden könnten. Immer wieder platzende Spekulationsblasen bringen uns aber regelmäßig wieder auf das Faktische zurück.

    Der Positivismus der Sprache äußerst sich etwa in Begriffen wie, „Harmonisierung, wo die Vereinheitlichung von Standards vorangetrieben werden soll; Probleme und Risiken, erscheinen weniger besorgniserregend, wenn sie als „Herausforderungen begriffen werden. In der Dynamik des Fortschritts, ist ein Innehalten nicht vorgesehen, da mit „Stillstand gleich Rückschritt" droht. Zum Zwecke der Verwischung geschlechtlicher Identitäten wird inzwischen auch an einer Begrifflichkeit des Gender-Wordings gearbeitet.

    Mit dem Verschwinden der kontroversen Debatte aus der Alltagswahrnehmung des Politischen, wird die allgemeine Kultivierung einer weichen Konsensgesellschaft begrüßt. Jede konfrontative Äußerung ist von vorne herein als ‚inkorrekt’ disqualifiziert. Es ist aber davon auszugehen, daß der NLP-Sprech nicht der wirkliche Code der Macht ist. Vermutlich dient er lediglich zur kommunikativen Prägung der ‚pyramidalen’ Basis, durch die mittleren Ebenen der ‚Pyramide’

    Jeder Kultur wird der Nährboden entzogen, wenn die immunstimulierende Wirkung der Kritik, bis hin zur völligen Infragestellung, als unzulässig gilt, aus Furcht vor einer ‚Anätzung’ des Selbstverständnisses. Wo Partei- und Gemeindedisziplin, mit Sprach- und Denkverboten, der wirksame Kitt sind, braucht man sich um deren Identität keine Sorgen zu machen. Sie wäre dann bereits längst nicht mehr am Leben, sondern nur noch eine mumifizierte Hülle.

    *

    Im Folgenden, soll die Freilegung der Wirkmechanismen des ‚pyramidalen’ Prinzips nicht etwa durch Belege von, bislang undurchschaubaren Verflechtungen von geheimen Ritterschaften, verschwiegenen Logen und obskuren Hexenzirkeln geschehen. Ohne Zweifel sind Vereinigungen dieser Art, unter Mitwirkung wirtschaftlich einflußreicher Kreise in höheren Ebenen der Pyramide einbezogen. Eine weitere Beschäftigung mit ihnen mag vermutlich geeignet sein, gewisse schauerromantische Gefühle zu erregen.

    Um aber zum Verständnis des Wesentlichen, des eigentlichen ‚pyramidalen’ Willens zur Macht durchzudringen, soll im Weiteren vielmehr aufgezeigt werden, inwiefern die kulturelle Basis unseres alltäglichen Lebens gleichzeitig die Basis der ‚Pyramide’ ist.

    Vielfach ist schon der Versuch unternommen worden, über das innere Wesen der Macht-Struktur in den obersten Ebenen (also ab dem mittleren Teil der Pyramide) zu spekulieren, und Vermutungen darüber anzustellen. Da das, was hinter den Kulissen geschieht, sich dem Licht der offenen Bühne entzieht, entsteht kurzschlüssig die Vermutung, daß diese Schattenexistenz generell das Licht scheut. Oft ist es auch der Beleuchter der Bühne selbst, der im Dunkeln sitzt, als Träger des Lichts gewissermaßen (es ist unschwer zu erraten, wer jener ‚Leuchtentrager’ sein mag, der auch an eine Gestalt aus der Erzählung „Ahasver", von Stefan Heym erinnert). So gelenkt, gleiten die meisten Vorstellungen in die Unübersichtlichkeit esoterischer Modelle ab. Leider führen auch Ausführungen, von fundamentalen Christen unternommen, meist zu nebulösen Annahmen über ein personales antichristliches Wesen, das an der Spitze der Pyramide verortet wird, unter Vernachlässigung einer Analyse der ‚pyramidalen’ Stufenordnung. Dies führte bislang auch dazu, daß ebendiese Strukturen zumeist, auch von entschiedenen Christen, mitgetragen werden, da sie sich ja durch das Verorten des ‚absolut Bösen’ an einen Ort außerhalb ihres eigenen Wirkungskreises, ihrer Familie, ihrer Gemeinde, selbst gleichsam psychologisch entlastet haben. Somit gedeiht das christliche Unbehagen am Lauf der Welt im Allgemeinen, selten zur Kulturkritik an ihrer eigenen Lebenswirklichkeit, insoweit sie selbst die Prinzipien der ökonomischen Vernunft verinnerlicht haben. Auch hier greift effektiv das Scheinargument von der Alternativlosigkeit, das sich im herrschaftlichen Diskurs häufig glatt von der Zunge löst, und dem Kritiker der ökonomischen Vernunft leider selten etwas entgegenzusetzen haben.

    Aufklärung (enlightment!) im besten Sinne hieße, etwas Licht auf jene psychologisch blinden Flecke in der Wahrnehmung von Machtstrukturen zu werfen, und weniger im Trüben des Okkultismus zu fischen.

    Allgemein hegt zwar kaum jemand mehr eine Illusion dem Umstand gegenüber, daß hinter offiziellen Verlautbarungen der Volksvertreter in Partei und Parlament, der Vorstehenden, bzw. –sitzenden von Kommissionen und Gremien, zumeist die wahren Motive verborgen bleiben. Häufig dienen gezielt lancierte Pressemeldungen dazu, ebenso das Spiel mit der medialen Präsenz. Erreicht wird dadurch eine ermüdende Beschwichtigung und Zerstreuung der Aufmerksamkeit. Ein, durchaus berechtigter, Verdacht auf irgendwelche Eigeninteressen soll gar nicht erst aufkommen. Eine forcierte Präsenz in den Medien erhöht das Gefühl der Relevanz von Themen und Personen; ein medialer Entzug hingegen kühlt die gereizte Stimmungslage ab, oder marginalisiert bestimmte Meinungen. Oft findet gerade über die Instrumentalisierung von Popularität der eigentliche Machtmissbrauch statt. Die Konsumenten der präparierten Nachrichtenlage bleiben in jedem Fall die „Menschen draußen im Lande", denen nur die höhere Einsicht in die alternativlose Notwendigkeit von Entscheidungen fehlt. Stellvertretende Umfragen, als repräsentativ bezeichnet, dienen zur Bestätigung der bestimmten Richtung, und zur Prägung von Trends, durch die Wiedereinkopplung in die Öffentlichkeit.

    So wird etwa der Boden für Reformen im Gemeinwesen zur Steigerung der pyramidalen Effizienz, durch breit gestreute mediale Kampagnen vorbereitet. Mit der Vokabel des ‚Reformstau’ wird gleichsam ein gesellschaftlicher Notstand ausgemalt, der bildlich gesprochen einer Trägheit der Peristaltik im pyramidalen Stoffwechsel entsprechen solle. In analoger Weise wird gleichzeitig jedwede kulturelle Beharrungstendenz als nationaler Alleingang diffamiert und abgewertet. Dem gegenüber sind die überbordenden Regulierungen, die man auf kommunaler Ebene beklagt, aber in jedem Falle dann gerechtfertigt, wenn sie nur im ‚höheren’ europäischen Rahmen geschehen, oder gar mit dem Attribut ‚internationaler Standard’ geadelt sind. Dem historisch belasteten Sozialismus, der seine Impulse aus der völkischen und nationalen Selbstbestimmung beziehen möchte, wird ein Sozialismus aus einem supranationalem Ethos des Globalhumanismus entgegengesetzt. Definiert werden diese moralischen Standards jedoch in elitären Zirkeln fernab von der Lebenswirklichkeit der Menschen ‚draußen im Lande’. Ja, sie definieren fortan den Begriff der Wirklichkeit, abgezogen vom lebendigen Subjekt. Mit der Schaffung wiederum künstlicher Lebenswirklichkeiten im virtuellen Raum, befinden wir uns in einem existentialistischen Kreisschluß, der den Menschen gleich einer Monade in einer Matrix der Machtverhältnisse gefangen hält. Es ist dem Menschen real nicht mehr möglich, seine Lebenswirklichkeit derart zu umfassen, um im vollen Maße verantwortlich Entscheidungen für sich treffen zu können. Sie ist ihm entrückt, permanent fremdbestimmt und fremdkommentiert. Er ist gleichzeitig existentiell ihr Gefangener ohne in seinem Leben auf reale Partner des digitalen Zugriffes treffen zu können. Dezentral verwaltet, und virtuell verortet, stellt sich die Macht nicht mehr in ihrem Anspruch zum realen Austrag des Kampfes um die Deutungshoheit über den Begriff ‚Wirklichkeit’ – Mensch versus Institution war noch nie so aussichtslos wie gegenwärtig.

    Im Folgenden wird zu erhellen sein, auf welche Weise die Individualität gerne gegenüber dem überhöhten Ethos der Netz-Gemeinschaft moralisch abqualifiziert wird.

    Ebenso allgemein ist die Resignation gegenüber dem anschwellenden Strom von ‚bedeutsamen’ Neuigkeiten, und der mangelhaften Möglichkeiten des Einzelnen, sich selbst dazu noch in Beziehung zu setzen. Wir wagen es nicht einmal, zu anderen sprachlichen Mitteln zu greifen, als denen, die dem jeweils zeitgeistlichen Wortschatz entnommen sind. Weil die ‚Dinge im Fluß’ sind, muß auch unser Ausdruck für diese fluide sein, alert und glatt. Der Raum für eine differenzierte Diskussion, für weiträumigere Argumentation, ja auch für ein assoziatives Schweifen der Gedanken, ist leider in der Beschränkung auf die zulässige Zeichenlänge von Twitter-Nachrichten gekürzt, unmöglich. Die Forderung „fasse Dich kurz", ist seit jeher dazu geeignet, die argumentative Kette zu kappen, um das Herauspräparieren von Wesenskernen unmöglich zu machen. Leider muß auch in dieser Darstellung zumeist auf die gebotene Ausführlichkeit verzichtet werden, um den Rahmen, fürs Erste, etwas globaler zu gestalten. Jeder erwähnte Aspekt verdiente eine genauere Betrachtung, und würde dennoch wieder nur als fein ausgearbeitetes Ornament an der Gesamtstruktur erkennbar sein, deren Überblick hier aber immer die Hauptsache bleiben soll.

    In den Auswirkungen der Manipulation, die über alle Kanäle auf unsere Wahrnehmung einwirkt, sind die Motive der oberen pyramidalen Ebene mittelbar auch an der Basis spürbar. Es bedarf des Zurechtrückens der Perspektive hin zum selbstbestimmten Blick des freien Auges, um das Ausmaß der Entwurzelung und Entfremdung, sichtbar zu machen. Diese besteht im Verlust von Identität und dem Bewusstsein von Herkunft, sowie dem Verlust von realen Bezügen zu Natur, zum Leben und selbstbestimmtem Tätig-Sein. Für diesen Zusammenhang muß das ‚freie Auge’ zurückgewonnen werden. Oft braucht es dazu nur den Aufblick vom Bildschirm, aus dem Fenster hinaus, an den Horizont.

    Im Weiteren wird vom ‚pyramidalen’ Prinzip gesprochen, wo es jeweils um Interessen des Selbsterhaltes des hierarchisch gestaffelten Machtgefüges geht. Zwar ist die Vorstellung eines pyramidal aufgebauten Gefüges mit einem angenommenen Zentrum, des ‚Willens zur Macht’, leicht als verschwörerisch abzuqualifizieren. Der größte Trick des Teufels ist es seit jeher, von sich glauben zu machen es gäbe ihn nicht, und ein weiterer, er säße in jedem Detail.

    Das Medium ist die Botschaft; Anbetung des Bildes am Altarfeuer der technischen Moderne

    Dennoch läßt sich wiederum aus der Verbindung vieler Aspekte des modernen Lebens, gleichsam in einem Kräfteparallelogramm aufgetragen, die Gestalt einer pyramidalen Hierarchie modellhaft gewinnen, sowie die Kettenlinie der Indizien gedanklich zu einem Schnittpunkt verlängern, der als ein Schwerefeld-Zentrum der Machtkonzentration angenommen werden kann. Obwohl ein solches sich selbst nicht notwendig positiv zeigen muß. In der Analogie der Vorgehensweise unserer Darstellung dazu, steht die Postulierung von subatomaren Elementarteilchen, für die der Nachweis auf reale Existenz noch erst noch geführt werden muß. Wie zwingend die Logik einer Existenz eines konzentrierten Willens zur Macht sein kann, wird der Gegenstand der folgenden Betrachtungen sein.

    Die Genese der Pyramide

    Für eine transparente basisdemokratische Organisation, als freie Assoziation freier Individuen, gibt es in der Geschichte, wenn überhaupt, nur kurzzeitige, lokal auftretende Beispiele, die entweder äußeren Einflüssen nicht standzuhalten vermochten, oder, hauptsächlich daran gescheitert sind, daß Gruppen, denen ein spezieller Einfluß auf die Gesetzgebung, das Hüten der Schätze, und Bewahren herrschaftlichen Wissens übertragen wurde, eben die Tendenz haben, sich von den Ebenen des profanen Lebens abzuheben.

    In der kulturellen Entwicklung wuchs dieser Kaste aus ihrer hervorragenden Stellung ein besonderer Nimbus zu, zuerst aus ihren speziellen Fähigkeiten abgeleitet, wie in der Tradition der Kriegerfürsten und deren Familienangehörige, oder den Trägern geheimen heilkundlichen Wissens. Aus der Annahme sie wären die Garanten und Vollstrecker des Volkesschicksals, gestand man ihnen verschiedentlich die Mittlerrolle zwischen weltlichem Schicksal und göttlichen Willen zu (Gottkaiser, Hohepriester, Orakel).

    Die Sichtbarkeit eines handgreiflichen Schatzes, das Vorweisen der auf Tafeln niedergelegten unumstößlichen Gesetze, der Beweis von ‚Wundertätigkeit’ war in einem weiteren Abstraktionsschritt künftig nicht mehr notwendig, denn die wahre Geschichte lebte in den Mythen der Völker, die durch Erzählung weitergereicht wurden, weiter. Damit ist auch gleichzeitig das Wesen von Geschichte gegeben, nämlich als willkürliches Residuum in der Erinnerung aus Erlebtem und dessen Deutung in nachhinein. Und, es ist das Vorrecht des Siegers des historischen Prozesses, sie authentisch zu erzählen.

    Das Allerheiligste wurde schließlich nur noch symbolisch in Tempelbauten veranschaulicht, wie dies in Hellas und Rom geschah. Es hat sich dort in Kunst und ästhetischen Ritus verwandelt.

    Durch das Anhäufen von wertvollen Opfergaben für den Kultus, hat sich allerdings auch, und dies gilt im Speziellen für den Tempel des Jahwe im alten Israel, zu einem veritablen ‚Bankhaus’, schließlich zur Wechselbude und Finanz-Börse entwickelt. Mit der neutestamentarischen Erwähnung vom Zorne Jesu angesichts der derartiger Auswüchse, ist uns das Ausmaß dieser Entartung auf den heutigen Tag realistisch überliefert worden. Aber auch wenn man sich nicht auf die schriftlichen Urkunden beziehen will, läßt sich der enge Bezug von Kultstätte und spekulativem Finanzwesen an der tempelartigen Architektur von Bankengebäuden und Börsen in aller Welt noch heute nachweisen.

    Die Dramen und Tragödien der antiken Theaterbühne haben ihre Herkunft in den frühen sakralen Mysterienspielen, in die der Zuschauer mit einbezogen wurde, und wobei er Zeuge des unmittelbaren Wirkens der Götter war.

    In einigen Hochkulturen wurde der Blick auf das ‚Heilige’ gar vollständig vor dem profanen Blick verschleiert, wie etwa in Alt-Ägypten und Israel. Im verschleierten Bildnis zeigt sich das wahre Gesicht der ‚Wahrheit’, das Höchste ist genugsam belegt durch seine Nicht-Nachweislichkeit. Mutmaßlich hätte sich auch ein Spiegel dahinter verborgen befinden können, mit einem Verweis auf die apollinische Forderung „Erkenne Dich Selbst" - konsequenterweise aber wäre der Raum hinter dem Vorhang – leer!

    Über die längste Zeit der kultivierten Religiosität hat eine heilige Scheu vor der expliziten Darstellung des Göttlichen vorgeherrscht (von dem man sich kein vollständiges Bild machen sollte). Götzenbilder des Göttlichen blieben häufig abstrakt, und scheinbar unvollkommen gestaltet, was in der geschichtlichen Deutung in nachhinein zu dem trügerischen Schluß verleitet, darin, der äußeren Form halber, auf sie mit dem Vorurteil nicht vollwertiger Vorstufen kultureller Entwicklung blicken zu dürfen.

    Als zum ersten Male Statuen und bildliche Darstellungen des Menschen, realer Könige und Helden nach siegreichen Wettkämpfen, zur Verehrung in Tempeln aufgestellt worden waren, wurde der Blick des Betrachters an die Nähe der menschlichen Gestalt zum Göttlichen gewöhnt, und zur Verehrung erzogen. Aus dem kultischen Bildnis, mit einer göttlicher Überhöhung versehen, hat sich die rückhaltlose Verehrung des ‚Bildes’ an sich, der Bilderkult bis in unsere Zeit hinein vorhaltend, entsprechend tief in die Seele der Kultur eingeschrieben. Die götzendienerische Verehrung, die die wackelnden Bilder von Prominenten beim rituellen Schaulauf unserer Tage genießen, zehrt noch von eben jener heiligen Scheu, die dem Menschen vor der Prominenz der menschlichen Gestalt im Anfang eingeimpft worden war.

    Aber erst mit der Abstraktion der logischen Begrifflichkeit von der real anschaulichen Umwelt war der Logo-Lego-Baukasten geschaffen worden, mit dem eine pyramidale Architektur des Weltgebäudes erst möglich wurde. Hier soll einmal, und gewiß nicht zum letzten Mal, Nietzsche aus seiner Schrift, <Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn>, zu Wort kommen: Denn erst nunmehr war es „...möglich, was niemals unter den anschaulichen ersten Eindrücken gelingen mochte: eine pyramidale Ordnung von Kasten und Graden aufzubauen, eine neue Welt von Gesetzen, Privilegien, Unterordnungen, Grenzbestimmungen zu schaffen, die von nun an der Welt als das (vermeintlich) Wahrhaftere, allgemein Regulierende und Imperative, gegenübertritt.."

    Was ist die Wahrheit?, so wird uns die Frage des Pilatus überliefert. Nach Heidegger ist sie die Übereinstimmung einer Sache mit der Erkenntnis über sie, also das Verbindende jeweils des Subjekts und des Objekts der Erkenntnis. In einem unmittelbaren Zusammenhang stehend, die keine Gleichsetzung ist, teilen sowohl die Sache, als auch der Erkennende die Schöpfungsordnung als dem Grund des gemeinsamen „Seins. Eine Aufhebung von der Unterschiedenheit von Subjekt und Objekt in der Welt ist damit aber noch nicht gemeint, denn dies würde einer vollständige Identität gleichkommen. Das verbindende Element ist der Seinsgrund, auf dessen Basis die Ordnung der Welt beruht. Er setzt die Dinge als Objekte des erkennenden Subjekts in einen wechselseitigen Bezug zueinander. In der religiösen Rückbindung auf den Seinsgrund setzt sich das Subjekt mit dem einheitlichen ungeteilten Willen des „Schöpfers" in Beziehung, und leistet dadurch seine Selbstvergewisserung, und zwar auf dem Wege einer Selbst-Ermächtigung. In einer Welt der abstrakten Theo-Logik mußte etwa Jesus mit seinem Verweis auf sich Selbst als der Weg zur Wahrheit, als ein mißverständlicher Fremdling erscheinen. Er tat dies mit Verweis auf ein älteres, ursprüngliches, Recht des Lebens, als Erstlingsrecht, vor der berechenden Rechtschaffenheit der Gemeindedisziplin, die es aber im weiteren Verlauf der Geschichte noch, nach einer gravierenden Umwertung aller Werte, zuletzt noch wagen wird, sich dabei auf Ihn zu berufen.

    Mit dem Eintreten der Kategorien der ‚Gesetzlichkeit’ der Vernunft, bei der Ablösung des Mythus vom Logos, tritt sie gleichzeitig als deutende Auslegung zwischen die Dinge und das vernünftige Subjekt. Das muß nicht verkehrt sein, kann der Erkennende doch dabei dennoch der ‚Wahrheit’ potentiell durch Vermittlung teilhaftig werden, insoweit er die Naturgesetzlichkeit des Weltgeschehens anerkennt. Ein Versuch der Positionierung des erkennenden Subjekts und der Welt in die es gestellt ist, wurde etwa in der Naturphilosophie bei den Vorsokratikern entwickelt. So gehen die Bestimmungen der Axiome des Raumes ebenso auf sie zurück, wie die Betrachtung der harmonischen Ordnung der kosmischen Mannigfaltigkeit in Zahlenverhältnissen.

    Problematisch ist die Überbewertung des logischen Aussagen-Kalküls in der Sophistik, mit der die Argumentation um die Wahrheit ins Dickicht des Syllogismus geraten sind. Die Kombination der Begriffe von den Dingen als Objekte der Erkenntnis tragen jetzt den Wahrheitswert einer Aussage in die Operatoren-Grammatik. Nunmehr herrschen die Wahrheitstabellen der Prädikatenlogik vor, die die Vorlagen für die Algorithmen des digitalen Zeitalters liefern. Der Begriff des ‚Wahren’ an sich wird durch das Sieb der Junktoren („...Dieses Und, Oder, Aber, Auch Jenes...") und Quantoren („..für alle P gilt dies.., wenn für einige Q jenes gilt..") passiert Es ist fortan die ‚Pyramide der Macht’, deren Verfassung sich gleichsam als Prisma, als optische Strahlweiche, zwischen das Subjekt der Erkenntnis und das Weltgeschehen als Objekt der Betrachtung einschaltet. Durch den so ‚gebrochenen’ Verlauf des gedanklichen Strahlenganges werden damit auch die Deutungsmuster, innerhalb denen Erkenntnis noch gestattet ist, vorgegeben.

    Was Schopenhauer einmal das reine Subjekt der Erkenntnis genannt hat, ist gleichsam die höchst mögliche Potenz des Individuums, das sich vom rastlosen Umtrieb des egoistischen Wollens abgelöst hätte, falls das irgend menschlich möglich wäre. Nicht länger dem blinden Streben der Triebenergien unterworfen, würde eine so verfaßte Persönlichkeit zu einem glücklichen Zustand der Kontemplation im Stande sein. Sie würde das existenziale Leiden des Menschseins nicht etwa ignorieren, sondern zuletzt konsequent bejahen und annehmen können. Den Stoikern, wie den Epikureern schien ein solches Menschenbild erstrebenswert, wie es sich für Christen in Jesus verwirklicht haben soll. Daß also dabei durchaus nicht Verzicht auf eine Rückbindung (religio) auf ein transzendentes Höheres geleistet werden muß, dem wird im Weiteren noch nachzugehen sein.

    In vielen Kulturen des Altertums wurde die Praxis der Erhabenheit, des, dem Irdischen enthobenen, Hort der Wahrheit, in der sichtbar anschaulichen Architektur der Pyramide verwirklicht. Diese verweist wie ein dreidimensionaler Zeiger in die entrückte Höhe. Die Pyramide ist, so verstanden, nicht mehr selbst heiliger Sitz der höchsten Macht, sondern fungiert als deren Wegweiser. Der Anspruch der Alles überragenden Macht muß, inzwischen von den obersten Zirkeln esoterisch verwaltet, dennoch auch verbindlich auf die Lebenswelt der Basis verpflichtend wirken. Dies wurde dadurch erreicht, daß auch alle Schichten des Volkes beim gemeinschaftlichen Bau der Pyramide sich in ihrer jeweiligen Stufe repräsentiert finden sollten, die ihr zugewiesen wurde. Dies gilt für die, zwar von der Teilhabe an der Macht ausgeschlossenen, aber derselben zur Verfügung zu haltenden Masse der Menschen. Die Stellung des Einzelnen wird in der, als gottgegeben wahrgenommenen, Ordnung schicksalhaft festgelegt. Dabei erhält der Mensch aber auch seinen angestammten Platz in eben jener Ordnung der Welt (ordo seclorum).

    Vor dem Hintergrund des freiheitlichen Pathos der ‚Gleichheit’ und Brüderlichkeit’, das beim Anbruch des bürgerlichen Zeitalters als utopisches Ziel postuliert, fortan jede politische Rede veredeln half, äußerte bereits Goethe seinen aristokratischen Zweifel: denn ihm zufolge würde die pyramidale Staffelung der Charaktere fest in die Natur der menschlichen Gesellschaft eingeschrieben sein, von dem Moment an, wo sie sich kultiviert. Demnach gliedere sich diese in die sogenannten „Nützlichen an der Basis, darauf folgend die Klasse der „Wissenden; darüber erheben sich noch die „Anschauenden, und am Gipfel finden sich, von Goethe so bezeichneten „Umfassenden. Unter den „Anschauenden mögen wir uns noch vorzustellen, daß es sich um das Ideal des ‚Künstler-Philosophen handeln könnte, der sich solcher Gestalt also durch die, nach Aristoteles, höchste Form des Tätigseins auszeichnet. Und jene ominösen „Umfassenden", also aus der Sicht der Basis gewisslich Unfassbaren, würden wohl sämtliche Attribute des von Nietzsche postulierten ‚Übermenschen’ besitzen.

    Wenn eine derartige Beharrung auf einer fundamentalen Unterschiedenheit der Menschen von einem der größten Geister der Neuzeit geäußert worden ist, darf wohl davon ausgegangen werden, daß hier nicht verächtlicher Zynismus das Motiv ist, sondern der Wunsch eines ‚Umfassenden’ nach einer geistesgeschichtlichen Zusammenfassung kulturgeschichtlicher Realitäten. In der Tat zynisch hingegen ist es, dieses ‚pyramidale Prinzip’ den „Menschen draußen im Lande und an den Bildschirmen" zu verschweigen, und ihnen die Illusion einer demokratischen Teilhabe, in maximalen Graden der Freiheit und Gleichheit Aller, als real existent vorzugaukeln.

    Die Adresse dieser Schrift ist nicht zuletzt der aufrichtige Christ, als Individuum, die freien Geister unter den Christen und die Unzeitgemäßen, die den Mut haben, „keine Frage auf dem Herzen zu behalten". Diese Stoffsammlung wendet sich sogar speziell an sie, da ihnen die ‚babylonische Hybris’ und die katastrophische Perspektive der Apokalypse ein Begriff ist, sie aber auch eine rettende Hoffnung hegen - ihr Glaube möge sie durch die schwere Zeit tragen.

    Stufe 1

    Im graphischen Modell der Pyramide erscheinen die Ebenen mit gleicher Stärke, tatsächlich ist die Basis-Ebene der ersten Stufe aber so ‚breit’, wie es der uns alle betreffenden ökonomischen Wirklichkeit entspricht. Sie umfasst die Lebenswelt der Menschen von der Geburt bis zum Ende, ihr Aufwachsen, Lernen, Tätig Sein ebenso wie ihr Beziehungsnetz, Familienleben, Freundschaften und Nachbarschaft. Die Mechanismen der Konformität und Opportunität sind gleichsam die kohäsiven Kräfte, die diese Ebene als ein schon in sich selbst differenziertes Organ innerhalb des ‚pyramidalen Macht-Körpers’ beschreibbar machen. Jede wissenschaftliche Disziplin wird dies mit der ihr eigenen Axiomatik und Sprache tun (Soziologie, Ökonomie, Kulturgeschichte, etc.). Diese Basis wird überwölbt von den Kondensaten des Marktwillens (die sich als Stufe 2 über der Basis auskristallisiert), die als Bündelung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ausdrucks der Gemeinschaft, wiederum zurück wirkend, ihrerseits prägend für unsere Sicht auf die Welt sind. Die darüber liegenden Ebenen sind jeweils von zunehmender Abstraktion, von der Lebenswirklichkeit im Bereich unserer Erfahrung, gekennzeichnet. In dem Maße, wie die Exklusivität der Stufen-Ebenen steigt, wird der Kreis der einbezogenen Personen kleiner, so, daß die oberen Lagen entsprechend dünn beschaffen sind, ihr Einfluß ist von subtiler Art und nur indirekt nachweisbar.

    Die unterste Stufe stellt die „Wurzelschicht dar, sie ist die Substrat-Ebene zur Gewinnung und Abschöpfung von ‚Lebensenergie’, quasi durch Abmelken des Mehrwertes aus der dynamischen Produktivität der Wirtschaftskreisläufe zum Erhalt der „pyramidalen Maschine.

    Die produktive Dynamik wird erzeugt über die Einpflanzung von Wünschen, Begehren, sowie durch die Befeuerung von Trieben und deren Kanalisierung. In der Gefangenschaft von ‚Teufelskreisen’ aus Aufstiegs-Erwartungen und Abstiegsängsten, in hastiger Aufeinanderfolge von Zerstreuung und Erschöpfung, geschieht die Aufrechterhaltung von Illusionen und beständiger Unzufriedenheit.

    Identität und Individualität sollen untergraben werden, um das Einschmelzen der Einzelnen in Gruppen und Massenorganisationen zu befördern (gewissermaßen in einem Prozess der Fermentation). Das muß nicht unbedingt bedeuten, daß der Einzelne sich in einer bewußten Wahl zu einem größeren Verband bekennt. Er wird bereits als ökonomisch atomarer Bestandteil einer kalkulierbaren Masse von Produzenten und Konsumenten aufgefaßt. Dieser zermürbende Prozess geht in einer pausenlosen Konvektion von Platzwechsel, Ortswechsel, Standpunktwechsel, mit fluktuierenden Rudimenten von Meinung und Haltungen, vonstatten. Die entkernten ‚Ichs’ finden ein neues ‚Über-Ich’ in Gruppen und Vereinen, als gläubige Mitglieder, begeisterte Fans, um dort der sozialen Kontrolle unterstellt zu werden. Hier lernt es (das ursprüngliche Ich) auch sich in Hierarchien einzupassen (Hinweis: in repressiven Systemen ist der Druck auf den nicht berechenbaren Einzelnen stets größer gewesen, als der auf Gruppierungen und Vereine, die sich über Satzungen, Finanzen, Lokalität, Mitgliederdaten, protokollierte Anwesenheit besser überwachen lassen).

    Bis in die private Existenz hinein soll sich der Masse-Mensch als Produzent, Konsument, Klient, Kunde und Patient der Verwertbarkeit verfügbar halten. Es ist auffällig, daß Gespräche außerhalb dieser Rollen-Zuweisungen selbst innerhalb der Familien kaum mehr stattfinden.

    „Eltern pflanzen ihren Kindern materielle Werte ein, Kinder treten mit ihren materiellen Wünschen an die Eltern heran", so könnte der Vorwurf an die Familien lauten, denen die Kraft dazu fehlt, den Zumutungen unseres Wirtschaftssystem ein eigenes Wertgefüge entgegen zu setzen. Aber das ist nicht ganz gerecht, denn längst ist die Familie als zellulärer Automat des Wirtschaftssystems den Nachstellungen des Marktes hilflos ausgeliefert. Um sich der Einmischung bis in intimste Lebensbereiche zu entziehen, und bei der Erziehung der Kinder nicht in Konkurrenz mit den Medien treten zu müssen, würde nur das Ziehen aller Stecker bis auf die für die Haushaltsgeräte helfen (solange die noch nicht im Internet der Dinge vernetzt sind).

    Da der erzieherische Anteil von wenigstens einem Elternteil, wenn nicht beiden, wegen der übermäßigen Arbeitsbelastung, den eigenen Kindern vorenthalten wird, ist die Ausformung der narzisstischen Störung inzwischen die Regel geworden. Aus dem mangelnden Selbstverständnis der eigenen Persönlichkeit heraus, wird die äußerliche materielle Ausstattung zum Interieur des Ichs umfunktioniert. Das Sehnen und Trachten geht auf den Erwerb von Dingen, und bestätigt fortwährend das ursprüngliche System, indem diese Not erst geschaffen wurde.

    Das ‚pyramidale’ Etappenziel des selbstinduzierenden Flusses der Dinge, ist vergleichbar mit dem Traum vom widerstandslos supraleitenden Strom, einer Art Wahn vom elektromagnetischen Perpetuum mobile zweiter Ordnung (also eines, wobei nicht nur keine zusätzliche Energie mehr zugeführt werden muß, sondern noch Überschüsse produziert werden). Daher ist die Liquidierung jeder menschlichen Beziehung auch die Schiene, auf der dieser Utopie, übertragen auf das soziale Netzwerk, nachgejagt werden soll.

    Der nachfolgenden Generation eine besondere Steigerung der Ich-Bezogenheit vorzuwerfen, ist allerdings voreilig. Der vermeintliche Individualismus der wohlständigen Jugend ist in Wahrheit keiner, denn in Stil und Gebaren wird sie sehr streng durch die vernetzte Medienwelt an die jeweiligen Trends gebunden. Der Anteil derer, denen der Anschluß an die Hipster nicht gelingt, finden in einem randständig radikalisierenden Umfeld die entsprechende Form der Ausrichtung. Richtiger müßte von einer ökonomisch getriebenen Gegenbewegung zum Individualismus gesprochen werden, mit Hinweis auf den Druck einer ganzen Generation zur Einpassung in eine künstlich erzeugte Ego-Konfiguration. Somit ist die Jugend als Beute des kapitalistischen Verwertungsbetriebes tatsächlich nichts weniger als egozentriert, sie ist marktkonform noch in ihren provokantesten Stilausprägungen.

    In der christlichen Gemeinde gelten vielfach, Krankheiten, Misserfolge, schwierige Lebensumstände quasi als „Erfolglosigkeit" im Glaubensleben, oder gar als individuelle Schuld, ohne dabei die konfliktiven Lebensumstände in Betracht zu ziehen. Auch Christen erliegen in der Konkurrenz untereinander einer hyperaktiven Gier nach äußeren Ereignissen (der spektakuläre Urlaub, der Erwerb prächtiger Dinge, den Kult um den eigenen Körper), als Fluchtpunkte vor der Stille, die als bloße Leere wahrgenommen wird (frei n. Nietzsche: „...wo ein in sinnfreier Idiotie überarbeitetes Zeitalter in privater Narretei Erholung sucht...").

    Eine leere abstrakte Jenseitigkeit in der Verkündigung, in der Abkoppelung von der diesseitigen Wirklichkeit der Existenz, und die Preisgabe der Existenz an die technische Rationalisierung der modernen Lebenswelt, sorgt für den geistigen Tod der christlichen Gemeinde. Gegenüber einer toten Natur, für die wir durch die Buntheit der virtuellen Welt entschädigt werden, dient ein kraftloser Glaube als Weltflucht, und bestätigt damit beständig den Verdacht auf den „Tode Gottes" in jenem Sinne des Narren mit der Laterne.

    Besonders in den freikirchlichen Gemeinden wird ein starker Wert auf die Extroversion des Christen gelegt, und die Innerlichkeit der ‚Stillen im Lande’, inzwischen als eine unbillige Abkehr von den Erfordernissen der Zeit gewertet. Zuweilen wird auch von einem Charisma gesprochen, bzw. charismatischer Bewegung, wobei hier nicht die individuelle Charakterisierung einer Person gemeint ist, sondern die ekstatische Außenwirkung gemeinde-christlicher Performance. Diese wendet sich wiederum an die Gemeinde selbst, innerhalb einer selbstreferentiellen Rückkopplung, die zur positiven Verstärkung der Selbstvergewisserung dient. Sie erfüllt damit die ‚pyramidal’ erwünschte Freisetzung des unausgesetzt begehrlichen Wollens. „Was er hat, das will er nicht, was er will, das hat er nicht, so könnte das blanke Wesen eines „Willens an sich beschrieben werden. Er will immerzu alles, ohne etwas bestimmtes Sein zu können. So wird die pyramidal nutzbar gemachte Human-Ressource zwar andauernd mobilisiert, aber ohne Aussicht auf eine Konkretion.

    Der Gläubige sucht im Kontrollfeld der Gemeinde dem Empfinden einer existentiellen Unbehaustheit zu entfliehen („Wir haben hier keine bleibende Statt.."), die ihren Ausdruck in dem Unbehagen gegenüber dem So-und-So-Sein-Müssen in der Welt überhaupt hat. Die spirituelle Bedeutung des Begriffes der Pilgerschaft allen Werdenden zum Sein in der Welt, wie sie auch in Nietzsches Werk zum Ausdruck kommt, wurde heruntergebrochen zur Perversion des andauernden Change als Chance, die, wie der Esel die Karotte an der Stange, immer vorneweg getragen wird, ohne je ergriffen werden zu können. Nach Brechts Worten: „Wollt Ihr nach den Sternen langen, müßt Ihr rennen sehr; Denn Ihr tragt an langen Stangen, schnell sie vor Euch her.."

    Der Marx’sche Hinweis auf die sedierende Funktion des Religiösen (Opium für das Volk), ist nicht völlig unberechtigt, insofern der Gläubige in der Gemeinde dazu angehalten wird, nicht auf einer ihm Selbst bestimmten Weise zu Sein zu beharren. In einer Erweiterung der Selbstentwertung ereignet sich dann die Entwertung des Seins in der Welt an sich, das vermeintlich mit dem in die Existenz-Geworfen-Sein, gleichzeitig auch Verworfen sei. In das Vakuum einer gleichsam gottverlassenen Welt, kann dann der Machtanspruch der ‚Pyramide’ treten, mit der Verheißung, eine neue, ‚bessere’ Welt-Ordnung zu schaffen. Die Gemeinde folgt, als Herde ohne Hirte, willig in die Forderung der permanenten Dynamik, die dauernden Aufbruch verheißt. Die Gemeinde in diesem Zwiespalt zu halten, also der inneren Ruhigstellung in einer fatalistischen Sedation, bei gleichzeitigem Gebot immer in identitären Unbestimmtheit beweglich zu bleiben, ist das Meisterstück ‚pyramidaler’ Erziehung des Menschen zur ‚pyramidalen’ Human-Ressource.

    Eine kritische Würdigung der Haltung der Christen

    Es ist bemerkenswert, daß auch überzeugte Christen, das ‚pyramidale’ Primat des Ökonomischen nicht erkennen, oder es einfach unhinterfragt hinnehmen,

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