Die Banalität des Bösen
()
Über dieses E-Book
Ziel dieses Buches ist es, nicht nur das historische Auschwitz zu zeigen, sondern das Auschwitz, das im Menschen Wurzeln geschlagen hat: die Unfähigkeit, Gut und Böse zu unterscheiden; die Besessenheit, die eigene Identität als einzigartig menschlich zu bekräftigen und die Unmöglichkeit, das Anderssein zu denken, so dass dies bis heute als Vermächtnis fortbesteht, dessen Vollstrecker und Erbe unsere Welt ist. Auschwitz ist also der Startpunkt, aber nicht der Endpunkt.
Es ist eine Studie, die das Modell des Anti-Menschen zeigt, das aus der Nazi-Anthropologie hervorgegangen ist, im Gegensatz zu dem Modell des Menschen, das die christliche Anthropologie offenbart.
Teilveröffentlichung einer Doktorarbeit.
Ähnlich wie Die Banalität des Bösen
Ähnliche E-Books
Berliner Briefe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHitlers Theologie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHitler 1 und Hitler 2. Das sexuelle Niemandsland Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAntisemitismus und Gesellschaft: Zur Diskussion um Auschwitz, Kulturindustrie und Gewalt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Autonomen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKursbuch 186: Rechts. Ausgrabungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVorsicht Volk!: Oder: Bewegungen im Wahn? Bewertung: 1 von 5 Sternen1/5SS-Geiseln in der Alpenfestung: Die Verschleppung prominenter KZ-Häftlinge aus Deutschland nach Südtirol Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKriegführung und Hunger 1939-1945: Zum Verhältnis von militärischen, wirtschaftlichen und politischen Interessen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer letzte Mann: Countdown fürs MfS Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIn der DDR war ich glücklich. Trotzdem kämpfe ich für die Einheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTop-Spione im Westen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Welt des Axel Cäsar Springer: Aufstieg eines Verlegers Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKörper, Uniformen und Offiziere: Soldatische Männlichkeiten in der Literatur von Grimmelshausen und J.M.R. Lenz bis Ernst Jünger und Hermann Broch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen"Nationalsozialistischer Untergrund": Zehn Jahre danach und kein Schlussstrich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen"Halt bloß die Klappe!": Als konservativer Student am Otto-Suhr-Institut: Ein fesselndes Buch über ein Studium mit Hindernissen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchreckliche Generäle: Zur Rolle deutscher Militärs 1919-1945 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Freiheit ist mir lieber als mein Leben: Hermann Flade – Eine Biographie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerformte Erinnerung: Hitlers Sekretärin Traudl Junge Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDeutsche Herrschaft: Nationalsozialistische Besatzung in Europa und die Folgen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPost aus Chile: Die Korrespondenz mit Margot Honecker Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMinister Hans Frölicher: Der umstrittenste Schweizer Diplomat Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGell, hinter den Bergen ist Deutschland: Die Option 1939 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAgentin in der BND-Zentrale: Gabriele Gast im westdeutschen Spionagezentrum Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuch im Osten trägt man Westen: Punks in der DDR - und was aus ihnen geworden ist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenManfred 'Ibrahim' Böhme: Das Prinzip Verrat Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFaschismus in Italien und Deutschland: Studien zu Transfer und Vergleich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Chef Gorbatschow: Die wahre Geschichte eines Untergangs Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTiroler Heimat 82 (2018): Zeitschrift für Regional- und Kulturgeschichte Nord-, Ost- und Südtirols Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Holocaust für Sie
Eine Nacht im November 1938: Ein zeitgenössischer Bericht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNS-Euthanasie: Wahrnehmungen – Reaktionen – Widerstand: im kirchlichen und religiösen Kontext Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMajdanek: Verloschene Lichter I. Ein früher Zeitzeugenbericht vom Todeslager Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Jahre der Verfolgung und Vernichtung unter der Herrschaft von Nationalsozialismus und Faschismus 1938 bis 1945: Jüdisches Leben im historischen Tirol Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Zuflucht: Corrie ten Boom erzählt aus ihrem Leben 1892-1945 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Antwort der Engel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen1938 - Der Anschluss in den Bezirken Tirols Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwei Millionen ham'ma erledigt: Odilo Globocnik - Hitlers Manager des Todes Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Adolf Hitler und die Geschichte der NSDAP: Eine Chronik. Teil 1 1889 - 1937 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKlaus Mann: Der Wendepunkt – Autobiographie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHitlers Menschenhändler: Das Schicksal der "Austauschjuden" Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas suchende Herz: Der innere Weg von Etty Hillesum Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWien 1945 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Zweite Weltkrieg: 100 Bilder - 100 Fakten: Wissen auf einen Blick Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErnst Toller: Eine Jugend in Deutschland: Autobiographie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenThe Armenian Genocide: Testimonies of the Eyewitness Survivors Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuschwitz - Geschichte eines Vernichtungslagers: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5
Rezensionen für Die Banalität des Bösen
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Die Banalität des Bösen - Ana Rubio-Serrano
FACULTAT DE TEOLOGIA DE CATALUNYA
INSTITUT DE TEOLOGIA FONAMENTAL
––––––––
Ana Rubio-Serrano
––––––––
DIE BANALITÄT DES BÖSEN
DAS GEGENBILD GOTTES IN DER NAZI-LOGIK
TEILVERÖFFENTLICHUNG DER PROMOTIONSARBEIT
Eingereicht zur Erlangung des Doktortitels in Theologie
Doktorvater: Dr. José Sols Lucia
Lektoren und Ausschußmitglieder: Dr. J. Ignacio González Faus und Dr. Xavier Morlans Molina
Der Protokollführer der Theologischen Fakultät Catalunya BEZEUGT:
Daß Ana Rubio-Serrano mit der Note Ausgezeichnet die Doktorarbeit Die Banalität des Bösen. Das Gegenbild Gottes in der Nazi-Logik
, an der Theologischen Fakultät, vor dem von Doktorvater Dr. José Sols Lucia und den Lektoren Dr. J. Ignacio González Faus und Dr. Xavier Morlans Molina gebildeten Ausschuß am 29. September 2005 vorgelegt und verteidigt hat.
Unterzeichnet: Sr. Vicenç Bosch, Protokollführer der FTC.
Website der Autorin:
https://anarubioserrano.com/
Blog über den Nationalsozialismus (ES/EN):
https://nazismandholocaust.blogspot.com
INHALTSANGABE
ABKÜRZUNGEN
AUSCHWITZ: Das Reich eines Antischöpfungsmenschen
I. DIE ANTHROPOLOGIE DES NAZI-TOTALITARISMUS, VON EINER PERSONALISTISCHEN PHILOSOPHIE AUS BETRACHTET
Die gegen das Gesicht
gerichtete Entpersönlichung
Das Leiden des Anderen als sinnlos/sinnvoll
Der Muselmann
, Exponent der extremen und sinnlos/sinnvollen Gewalt
Das Ich
und das sinnlos/sinnvolle Leid
Die Verweigerung des Lebens, die Ableugnung des Todes
II KRITIK DER NEUHEIDNISCHEN NAZI-ANTHROPOLOGIE IM LICHTE DER CHRISTLICH-THEOLOGISCHEN ANTHROPOLOGIE
Das Böse, die Sünde, die Versöhnung zwischen Opfern-Henkern
Über den Ursprung des Bösen: christliche Theologie der Opfer gegen ontologischen Nazi-Dualismus
Persönliche Sünde und strukturelle Sünde im Nazi-System
Mitfühlende Solidarität und Versöhnung zwischen Opfern-Henkern
Der machende
Mensch, ein kosmo-logischer Hersteller
Die Verbergung Gottes, Freiheit des Menschen-Göttliche Freiheit
LITERATURVERZEICHNIS
Deutschland und Adolf Hitler. Wichtigen Daten (1889-1945)
ANMERKUNGEN
––––––––
ABKÜRZUNGEN
Dokumente der Nürnberger Prozesse
[1]
IMT
International Military Tribunal. Trial of the Major War Criminals before the International Military Tribunal.[2]
NMT
Trials of War Criminals before the Nuernberg Military Tribunals.[3]
NCA
Nazi Conspiracy and Aggression.[4]
NO
Nürnberg Organization Documents (NO- series).[5]
Andere Dokumente
ÄfB
Ärzteblatt für Berlin
AVA
Allgemeines Verwaltungsarchiv, Wien
BAK
Bundesarchiv Koblenz
BDC
Berlin Dokument Center
IfZ
Institut für Zeitgeschichte, München
JAMA
Journal of the American Medical Association
LA Berlin
Landesarchiv Berlin
StA
Staatsarchiv
StAH
Staatsantwaltschaft bei dem Landgericht Hamburg
ZStL
Zentraler Platz der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung national-sozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg
AUSCHWITZ: Das Reich eines Antischöpfungsmenschen
Dies Buch hat nicht vor, das geschichtliche, sondern jenes Auschwitz[6] vorzustellen, welches den Menschen in ein Wesen verwandelt hat, dessen einzige Identität darin bestand, Massenmensch
zu sein, in ein Wesen ohne Anderssein, jenes Auschwitz, das jedes Anderssein, das ein Gesicht
hat, abstreitet.[7]
Zweifelsohne kennen wir alle die vom Nazismus verbrochenen Grausamkeiten; nun, diese ganze Ungeheuerlichkeit gründete sich auf einer Pseudophilosophie und einer Gegen-Theologie, welche wir im Folgenden vergleichen werden, indem wir zuerst von einer ethischen, personalistischen und humanistischen Sichtweise ausgehen, um dann zum Weltbild des Menschen zu gelangen, der von der christlichen Offenbarung her entsteht, und den der Nationalsozialismus damals unterdrücken, zerstören, vernichten und ausmerzen wollte.
Auschwitz ist das Reich[8] jenes Menschen, der als Antischöpfungsmensch[9] in den Endlagern für den Führer gearbeitet hat. Und es ist notwendig, von diesem Antischöpfungsmenschen, von dieser conditio inhumana her, den Menschen neu zu denken. Es steht außer Frage daß, im Hinblick auf seine zerstörerischen Ausmaße, in Auschwitz ein Grausamkeitsgrad wie sonst bei keinem anderen Völkermord erreicht wurde; jedoch nicht in Bezug auf die Anzahl der Opfer, sondern wegen der systematischen, legalisierten und religiös begründeten Zerstörung, die vom Staat selbst gegen das menschliche Leben unternommen wurde. Dieser Staat hatte seine volle Unterstützung zur Ausmerzung ganzer Völker, deren Spur aus seinem Weltbild gelöscht werden sollte, gegeben. Den Opfern verweigerte man Tod und Erinnerung: sie waren nur noch verheizbare Figuren
. Man baute Todesfabriken auf, in denen den Häftlingen ihre Menschlichkeit genommen wurde, bis zum Punkt, daß viele in sogenannte Muselmänner
, nämlich lebende Leichname
, als vorletztes Stadium der Entmenschlichung verwandelt wurden. Der Antischöpfungsmensch von Auschwitz haßt das menschliche Wesen, weil dieses ein Anderssein ist (Kreativität, Schwäche, anders in seiner Identität: Natalität),[10] und er erkennt in diesem Anderssein den Feind, der das Kommen seines eigenen Reiches verhindert, nämlich jener Handlungsweise, die den anderen auf sich selbst reduziert, d.h., die die Gleichheit des Ich
ins Lager des Politisch-Existentiellen überführt, indem die Opfer zu einer gefolterten und zu beseitigenden Masse werden sollten – und es auch wurden – und die Henker zu einer folternden und entbehrlichen Masse. Da beide Seiten dadurch in die absoluteste Einsamkeit
, d.h., in die Absage an die Existenz und an das Sich-selbst-sein
geraten waren, wären sie – und faktisch waren sie es dann – unfähig, das Anderssein sowohl des menschlichen Anderen
als auch des transzendierenden, unsichtbaren, göttlichen Anderen
zu erkennen. D.h., die Erkenntnis des Anderen, des außer-sich-selbst-Liegenden, als individuelles, anderes und außergewöhnliches Wesen, ohne daß das eine Anderssein auf das andere reduziert wäre. Anders, weil jeder Mensch einzig ist; und außergewöhnlich, weil jeder Mensch ein Ziel und ein Ursprung ist, nämlich eine Logik der Beziehungen, und nicht der Herrschaft oder Versklavung.
I. DIE ANTHROPOLOGIE DES NAZI-TOTALITARISMUS, VON EINER PERSONALISTISCHEN PHILOSOPHIE AUS BETRACHTET
Die gegen das Gesicht
gerichtete Entpersönlichung
Während für den von Hitler angeführten Nazismus der Andere
(der anders als das Gleiche ist — das Gleiche verstanden als das Rückgrat seines Reiches) die Schwäche, das die Menschheit zersetzende Unvermögen, der Inbegriff der Unmenschlichkeit selbst, die jede Tat- und Fortschrittsfreiheit im Menschen einschränkt, der zu zerstörende Feind ist, ist für Levinas der Andere
gerade der Schlüssel zum Menschlichen. Wir finden das Menschliche in der Antwort auf den Ruf des Anderen, der unsere Sorge um ihn, unsere Verantwortung fordert. Es ist also nicht die Selbständigkeit des Subjekts, die den fähigen und freien Menschen als solchen bestimmt, sondern die Heteronomie. Die Verantwortung kommt also noch vor der Freiheit.[11] Das Ich
wird zur Geisel des Anderen
, so der Ausdruck Levinas’, d.h., der Andere in der Begegnung zeigt sich als die Grenze des eigenen Selbst. Darüber hinaus bauen sich im zwischenmenschlichen Lager [...] das Ich und das Du auf, indem sie sich gegenseitig begrenzen, einander widersprechen, ihr gegenseitiges Anderssein bekräftigen
.[12]
Im Falle des Nazismus wird die Heteronomie aufgehoben, weil sie als Gefahr für die Bildung der neuen arischen Rasse, die die Einrichtung eines neuen tausendjährigen Reiches ausführen soll, angesehen wird; den Anderen dem Ich
voraussetzen zu wollen läßt ja nicht den Aufbau eines absoluten, nihilistischen und konzentrierenden Totalitarismus zu. Heteronomie ist Öffnung, Aufnahme, zwischenmenschliche Beziehung, Dialog und, vor allem, Verpflichtung; aber auch die Selbständigkeit wurde aus dem Lager der subjektiven Freiheit gebannt. Das Ich
gehört jetzt nicht mehr dem Einzelnen, sondern dem Führer. Der Nazi-Totalitarismus geht davon aus, daß sich die Befehlsgewalt des Führers über seine Mitarbeiter, seine Anhänger und der Partei auf die gesamte Öffentlichkeit sowie auf die Privatsphäre erstreckt:
Er (Hitler) verleiht dem Kollektivwillen des Volkes eine Form nach seinem eigenen Willen, und er verfügt über die politische Einheit und die Totalität des Volkes, im Gegensatz zu den individuellen Interessen. Der Führer vereint in sich selbst die ganze herrschende Befehlsgewalt des Reiches; alle öffentliche Gewalt des Staates wie auch der Bewegung leitet sich von der Autorität des Führers ab [...] der Staat zeigt keine politische Befehlsgewalt als unpersönliche Einheit auf, sondern er erhält sie seitens des Führers als Vollzieher des nationalen Willens. Die Befehlsgewalt des Führers ist vollständig und umfaßt alles; sie vereint in sich selbst alle Mittel politischer Leitung; sie erstreckt sich über alle Lager des nationalen Lebens; sie umfaßt das ganze Volk, welches dazu gezwungen wird, treu zu sein und dem Führer zu gehorchen.[13]
So ist die im Dritten Reich angeblich großzügige Selbständigkeit nur ein Schatten, der bereits verdinglicht worden war. Die neue Selbständigkeit und die fehlende Heteronomie führen unweigerlich zur Entpersönlichung des Einzelnen.
Während für Bruno Bettelheim das Ziel des Nazi-Systems die Entpersönlichung war
,[14] sah Tzvetan Todorov in der Entpersönlichung ein Mittel, den Einzelnen in den Bestandteil eines über ihn hinausragenden Projektes zu verwandeln
.[15] Für uns ist die Entpersönlichung effektiv ein Mittel, welches folgende Zwischenziele hat: erstens, die Zerstörung des menschlichen Wesens (der Mensch wird bis aufs letzte erniedrigt, bis er zu einem Nichts geworden ist); und zweitens, die Eroberung der Welt (das Kommen des Dritten Reiches). Allerdings sollen beide Zwischenziele zu einem Endziel führen: die Eroberung
des Menschen; die neue Ära, in welcher der Antischöpfungsmensch der einzige Hauptdarsteller ist.
Zweifellos ist es die Entpersönlichung der Einzelnen, vor allem in den Konzentrationslagern (Orte, an denen das Reich als ein Experiment erlebt wird das, falls erfolgreich, auf die gesamte Gesellschaft übertragen werden muß), vermittels derer das totalitäre Böse am stärksten und offensichtlichsten wird. Die Opfer waren der klarste Beweis dafür. Den Häftlingen fehlte ihr Gesicht: Ich nahm sie selten als Einzelwesen wahr. Sie waren stets eine unzählige Masse
, sagt F. Stangl, Befehlshaber von Sobibor und Treblinka.[16] Der Mensch wird also auf eine Kategorie reduziert, wodurch er seine Fähigkeit verliert, sich zu erkennen zu geben, sein Ich
, kurz gesagt und in den Worten von Levinas, die Epiphanie seines Gesichtes
zu manifestieren. Aus diesem Grund vermied man in den Konzentrations- und Vernichtungslagern das direkte ins-Gesicht-sehen zwischen Opfern und Henkern: den Häftlingen war es verboten, ins Gesichter ihrer Bewacher