Vorlesung über das heitere Gedicht: Das Buch zum Vortrag
Von Stefan Kaufmann
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Über dieses E-Book
Stefan Kaufmann
Der Autor hat in der Mitte seines fünften Lebensjahrzehnt begonnen, Gedichte auswendig zu lernen, allein zu dem Zweck, den schleichenden Verfall seines Gedächtnisses etwas zu verzögern. Waren es zunächst Klassiker wie die Schiller'sche Bürgschaft oder der Erlkönig von Goethe, stieß er 1999, dem hundertsten Geburtsjahr von Erich Kästner, auf dessen Gedicht Sachliche Romanze, das in der Frankfurter Anthologie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung besprochen worden war. Geradezu elektrisiert von der gewaltigen Wirkung dieses im kästnerüblichen Jargon der neuen Sachlichkeit verfassten Gedichts wandte er sich diesem Autor zu und kann inzwischen 90 seiner Gedichte auswendig aufsagen. Es versteht sich von selbst, dass das Gedächtnistraining mehr und mehr in den Hintergrund rückte, während die Faszination für die Kästner'sche Lyrik immer stärker wurde. Im Jahr 2007 begann der Autor mit Vortragsabenden über Kästner und seine Gedichte, und zwar mit dem Ziel, einen Förderverein für die Historische Bibliothek des Oberlandesgerichts in Jena mit den an diesen Abenden erzielten Spendengeldern zu unterstützen. Es folgten ein Gedichtvortrag zur Zahl Sieben und eben die diesem Buch zugrunde liegende Vorlesung über das heitere Gedicht.
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Buchvorschau
Vorlesung über das heitere Gedicht - Stefan Kaufmann
Vorwort
Diesem Büchlein liegt das Manuskript meiner Vorlesung zum heiteren Gedicht
zu Grunde.
Zahlreiche der in diesem Vortrag rezitierten Gedichte stehen noch unter Urheberrechtsschutz, sind mithin einem Abdruck im vorliegenden Band nicht zugänglich. Die stattdessen hier dargestellten eigenen Gedichte stellen eine kleine Auswahl dessen dar, was ich im Laufe der letzten drei Jahrzehnte bei Gelegenheit zusammengereimt habe. Die meisten meiner Gedichte kommen recht antiquiert daher und scheinen auch nicht mehr in die Zeit zu passen; das weiß ich selbst. Aber – pardon! – das ist mir auch völlig gleichgültig.
Die Vorlesung zum heiteren Gedicht
war – wie schon zuvor der Erich-Kästner-Abend und später der Vortrag zur Zahl Sieben – Teil meiner Bemühungen, Spenden für den Verein Historische Bibliothek des Thüringer Oberlandesgerichts Jena e. V. einzuwerben. Beim Verfassen der Vorträge ist – quasi nebenbei – auch das sich anschließende kleine Gedicht-Lexikon entstanden.
Ich danke meiner Ehefrau, Marianna Kaufmann, neben unzähligen anderen Dingen dafür, dass ich ihr Bild für den Umschlag habe verwenden dürfen.
Obernissa, im Mai 2024
Dr. h.c. Stefan Kaufmann
Inhaltsverzeichnis
1. Abschnitt: Vortrag
1.1 Begrüßung & Vorbemerkungen
1.2 Was ist ein Gedicht?
1.2.1 Schüttelreim
1.2.2 Der Leberreim
1.2.3 Der Klapphornvers
1.2.4 Der Limerick
1.3 Das Versmaß
1.4 Ehe, Liebe & andere Ungereimtheiten
1.5 Fußball und andere Rasereien
1.6 Kunst, Kultur & anderes Theater
1.7 Sonett an meine Masseurin
2. Abschnitt: Noch einige Eigene
2.1 Vom Schenken
2.2 Ein tolles Abendessen … aber der zweite Espresso war wohl doch zu viel
2.3 Der junge Abteilungsleiter
2.4 Ein Vogel starb
2.5 Gedanken im Spätfrühling
2.6 Lindenbaum
2.7 Ein 27. Mai (mit geschlossener Wolkendecke)
2.8 Grabrede
2.9 Muttertag
2.10 Vorbei
2.11 Weihnachtsgedicht für Freunde und Bekannte
2.12 Stummer Abschied
2.13 Billetdoux zum Schluss
2.14 Hundeliebe
2.15 Vorbei?
2.16 Der Zweifel
2.17 Brief an eine Ehebrecherin
2.18 Abschiedslied eines verheirateten Mannes an eine solidarische Frau
2.19 Das Sauna-Gedicht
3. Abschnitt: Kleines Gedichtlexikon
1. Abschnitt: Vortrag
1.1 Begrüßung & Vorbemerkungen
Meine Damen, meine Herrn,
ist das Ganze nicht zum plärr'n?
Sähen Sie nicht lieber fern,
statt Gedichte anzuhör'n?
Wär's nicht weitaus angenehmer
und bestimmt auch viel bequemer
auf der Couch zu haus zu lümmeln
und nett vor sich hin zu schimmeln?
Oder ist der Schreibtisch voll?
Arbeitskonto noch im Soll?
Gibt’s womöglich viel zu tun,
statt bei Gedichten auszuruh'n?
Wer bloß hatte die Idee?
Ach herrje, herrjemine.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
Einen ganz herzlichen Willkommensgruß an Sie alle. Für die ersten beiden Sätze meines Vortrags gab es zwei Alternativen. Die eine wäre gewesen:
Es ist nicht verwunderlich, dass nur eine so kleine Schar von Zuhörern anwesend ist. Warum das aber gar nicht erstaunlich ist, will ich Ihnen auf der nächsten Folie zeigen.
Ihnen allen sei Dank, dass mir diese Einleitung erspart bleibt. Stattdessen kann ich meinen Vortrag wie folgt einleiten:
Ich bin tief bewegt von der großen Zahl, in der Sie herbeigeströmt sind, nur um Gedichte zu hören. Warum das so erstaunlich ist, will ich Ihnen auf einer ersten Folie zeigen.
Anlässlich des Welttages der Poesie am 21. März 2005 – jaja, sowas gab´s. Aber es gibt ja heutzutage für fast alles Welttage: Der Welttag des Backens ist am 17. Mai, zwei Tage später der Welttag der Milchspende, noch ein Tag darauf wird der Weltbienentag zelebriert. Seit 2011 begeht man den Weltkontaktlinsentag am 7. Juli, der Welttoilettentag datiert seit 2001 auf den 19. November und am 3. Januar können Sie sich am Welttag des Stollenwerfens beteiligen … um nur einige Beispiele zu benennen. Anlässlich des Welttages der Poesie also hat die Deutsche Presse-Agentur eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben, die für Deutschland den Bezug zur Lyrik in der Bevölkerung messen sollte. Das Meinungsforschungsinstitut ermittelte:
jeder zweite Deutsche hat mit Lyrik wenig im Sinn und schon länger kein Gedicht mehr gelesen;
58% aller Männer waren lange nicht mehr mit Gedichten in Kontakt gekommen;
43% der Frauen sind Verächterinnen, nur 40% geben sich als aktuelle Leserinnen von Versen zu erkennen;
in der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen hatten 63% schon länger keine Lyrik mehr gelesen.
Nun, das ist zwar mager, aber noch keine Katastrophe. Immerhin scheint sich die Hälfte unserer Landsleute zumindest ab und zu mit Gedichten zu befassen.
Aber ich befürchte, in den Befragungsergebnissen steckt viel von dem drin, was die Psychologen Soziale Erwünschtheit
nennen.
Mein Verdacht stützt sich auf den Gesamtumsatz des deutschen Buchhandels, denn von 100 Euro, die im Buchhandel ausgegeben werden entfallen knapp 55 Cent auf die Lyrik.
Und der Schriftsteller und Verleger Michael Krüger hat vor einigen Jahren in einem Interview mit dem FOCUS gewettert:
Man liest lieber einen grauenhaft schlechten Roman von 600 Seiten, weil ein paar Morde darin vorkommen, als ein sehr konzentriertes Gedicht. Auf Gedichte muss man sich einlassen. Aber die Leute sind halt durch Fernsehen und andere Medien derart verblödet und verdorben, dass sie das nicht mehr verstehen.
Naja, das ist vielleicht ein wenig zu hart. Ließe ich das uneingeschränkt gelten, müsste ich die ersten 45 Jahre meines Lebens als literarische Verschwendung einordnen. Zu Gedichten hatte ich jedenfalls in diesem Zeitraum ein Verhältnis, das recht gut umschrieben wäre mit der bekannten Phrase: Nicht mal ignoriert.
Sie alle gehören aber ganz offensichtlich nicht zu dem Personenkreis, den Krüger gemeint hat. Oder ist hier etwa jemand wegen des Glases Wein gekommen, das im Anschluss an meinen Vortrag, also in etwa sieben bis acht Stunden, gereicht wird?
Doch es gibt auch Hoffnungsvolles zum Gedicht zu berichten. Ein Strafrichter des Amtsgericht Mühldorf in Bayern spricht Deutscher Lyrik offenbar rehabilitierende Kraft zu (http://www.lawblog.de/index.php/archives/2012/02/06/richter-glaubt-an-die-kraft-der-deut-schen-lyrik/). Drei jugendliche Brandstifter verurteilte er Anfang des Jahres 2012 nicht nur zu Freiheitsstrafen, sondern