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Die Schule muss weg: ...von der Re-form zur Trans-form
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eBook94 Seiten2 Stunden

Die Schule muss weg: ...von der Re-form zur Trans-form

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Über dieses E-Book

Dieses Buch zeichnet ein Bild unseres Schulsystems. Es spiegelt meine Erfahrungen als Lehrerin und Mutter wieder.
Doch ich möchte nicht dabei stehen bleiben, den Ist- Zustand zu betrachten, sondern auch Alternativen anbieten. Meckern kann schließlich jeder.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum26. Nov. 2021
ISBN9783347489707
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    Buchvorschau

    Die Schule muss weg - Frau Müller

    Mikrokosmos und Makrokosmos

    Es waren einmal Erziehung und Bildung…

    „Die Aufgabe der Umgebung ist es night, das kind zu formen, sondern ihm zu

    erlanuben, sich zu offenbaren." (Maria Montessori)

    Ich versuche hier keinesfalls mich wissenschaftlich diesen Begriffen zu nähern. Darüber gibt es sicherlich ausreichend Literatur. Ich möchte lediglich beleuchten, was diese Begriffe, die unserem System vom Kindergarten an zu Grunde liegen, für die Arbeit in den unterschiedlichen Einrichtungen bedeuten.

    Beginnen möchte ich mit Grundannahmen, die unseren Konzepten zugrunde liegen. Eine davon ist, dass genetische Programme uns steuern und wir auf eine gewisse Art festgelegt sind. Sicher kennen wir alle Sätze wie „so bin ich halt, „das sind meine Gene, „kein Wunder, sein Vater war ja auch schon so" usw. Glücklicherweise wurde diese Annahme von der Forschung widerlegt. Wir wissen heute, dass genetische Programme Material in einer unendlichen Fülle bereitstellen. Unser Gehirn strukturiert sich aus all den Nervenzellen und Netzwerken individuell fürjedes Kind. Das bedeutet, dassjeder das Gehirn hat, das optimal zu ihr/ihm passt. Eine weitere Annahme ist, dass sich jeder für sich selbst anstrengen muss, ja alles ein Wettbewerb ist, gerne noch mit der falschverstandenen Darwin Theorie Survival of the fittest (etwa: das Überleben des Tüchtigsten) untermauert. Tatsächlich lernen wir alles in Gemeinschaft mit anderen, unser Bewusstsein entwickelt sich über die Begegnung mit anderen. Der Hirnforscher Gerald Hüther erklärt, dass beispielsweise Sprache eine gemeinsame Kulturleistung ist. Ein Sprachzentrum im Gehirn würde nicht ausreichen, wenn da niemand wäre mit dem ich mich verbunden fühlte und der mit mir spricht. Kinder lernen das Entscheidende in den ersten beiden Lebensjahren, und zwar über „Co Evolution und Co Kreativität"¹ mit ihren Eltern in einer direkten Begegnung von Subjekt zu Subjekt. Wettbewerb sorgt nicht für Weiterentwicklung, sondern lediglich für Spezialisierung. Des Weiteren leben wir vielerorts immer noch in der Annahme, dass ein Arztsohn eben auch wieder Arzt wird und dass es jemand ohne Schulabschluss sowieso nicht weit bringen kann. Bildung ist in unseren Köpfen immer noch ungleich. Wir denken in Kategorien von wenigen Privilegierten und anderen, bildungsfernen Familien. Ja, letztere haben es wirklich schwerer und unser dreigliedriges Schulsystem baut auf eben diesem Prinzip auf. Doch sind es nicht die Grenzen selbst, die uns begrenzen? Mittlerweile gibt es auch genügend Beispiele dafür, wie weit man ohne Schulabschluss kommen kann. Mich begleitet in diesem Zusammenhang seit Jahren ein Zitat, das ich einst auf einer Postkarte las:

    „AIle sagten das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht und hat’s gemacht."

    Das Mindset beschreibt die Denkweisen und Überzeugungen eines Menschen. Drüber hinaus beinhaltet es Verhaltensmuster und die innere Haltung.

    Oft halten uns unsere Überzeugungen davon ab, dass wir nicht über uns hinauswachsen können. Glaubenssätze, die schon früh in uns hineingelegt wurden oder Meinungen, die uns unsere Mitmenschen gerne regelmäßig und ungefragt kundtun. Ein gutes Beispiel dafür ist, dass zwischen 1850, als die ersten abgemessenen Laufbahnen entstanden, und 1954 der Weltrekord für eine Meile nicht gesteigert werden konnte. Er schien bei den 4 min festgemeißelt zu sein, bis schließlich der Brite Roger Bannister das erste Mal schneller lief. Und ab diesem Moment wurde er immer weiter gesteigert. Die Grenzen befinden sich in unseren Köpfen. Wir selbst sind unsere Grenzen.

    Dieses Mindset ist festgelegt, statisch. Menschen mit diesem Mindset glauben ihre Talente seien festgelegt und nicht veränderbar.

    In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Begriffe Fixed Mindset und Growth Mindset verweisen. Es ist unendlich bedeutsam, was wir über uns selbst denken und ob uns gesagt wird, „du bist so und so oder ob man uns beigebracht hat, dass wir in allen Bereichen wachsen dürfen, sofern nicht äußere Faktoren dies unmöglich machen. Ich denke an Michael Jordan, der zunächst für das High-School Team abgelehnt wurde und an Max Schwarzhuber, der sich nach Jahren voller Qualen im Alter von 24 beide Beine amputieren ließ, schon bald darauf den ersten Halbmarathon lief und heute ein begeisterter Sportler ist. Spannend finde ich in diesem Zusammenhang auch, was wir uns über unsere Vergangenheit erzählen. Unser Gedächtnis ist nämlich kreativ und arbeitet konstruktiv. Probleme beim Erinnern können sein: „Zerfall von Information über die Zeit, Fehlleistung, Blockade, Fehl Attribution, Suggestibilität und Verzerrung.² Was wir also für unsere Erinnerung an ein Erlebnis halten, kann durchaus falsch sein. Und doch berufen wir uns unser Leben lang eben auf diese Vergangenheit.

    Dieses Mindset glaubt an Wachstum und Weiterentwicklung in allen Bereichen.

    Wenn ich das Wort Erziehung höre, muss ich immer an ein Bild denken, das mir in meinem Pädagogik Studium begegnet ist. Da steht einer oben, der ist ganz erhaben und der zieht das Kind dann zu sich hoch. Ich denke viele Lehrer+* und auch Eltern sehen Erziehung als eine Arbeit, die diesem Bild ähnelt. Wir müssen die Kinder auf unsere Stufe heben, wir zeigen ihnen wie es läuft etc. In vielen Bereichen mag das stimmen. Sicher ist es wichtig, den Kindern Gefahren aufzuzeigen und sie zu schützen, nachvollziehbar auch, dass man seinen Kindern gewisse Manieren beibringt, damit sie in der Gesellschaft nicht anecken, in dem sie sich beispielsweise im Restaurant auf den Tisch setzen. Aber wer sagt, welche Manieren tatsächlich gut sind? Diese variieren sicherlich stark innerhalb der unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, auch sind sie altersabhängig und durch die Kulturen hindurch divers. Und auch das müssen wir berücksichtigen. Unser Land baut sich aus vielen Kulturen auf und Kinder lernen zuhause mitunter ganz unterschiedliche Dinge. So sind für die eine Familie Respekt und die Akzeptanz der Autorität von Erwachsenen bedeutsam. In anderen Familien wird viel Wert auf Höflichkeit oder oben genannte Tischmanieren gelegt.

    Schlägt man im Duden den Begriff erziehen nach, so findet man „a) jemandes (besonders eines Kindes) Geist und Charakter bilden und seine Entwicklung fördern. B) zu einem bestimmten Verhalten anleiten. Erziehung beinhaltet „in der Kindheit anerzogenes Benehmen, anerzogene gute Manieren

    Normen und Werte - ebenfalls zwei Begriffe, über die es massig Literatur gibt, sind sicherlich wichtige Aspekte in der Weitervermittlung innerhalb einer Kultur. Gebote wie „du sollst nicht stehlen" machen es erst möglich friedlich innerhalb einer Gesellschaft zu leben. Diese grundsätzlichen Wertvorstellungen stehen hier auch gar nicht zur Debatte. Doch die Frage, die sich mir stellt, ist, wer von uns weiß denn, wie das Leben in 50 Jahren aussieht? Worauf bereiten wir unsere Kinder denn vor? Schauen wir uns nur die Entwicklung des Telefons vom Fernsprechautomaten bis zum Smartphone heute an und wie das unsere Kommunikation verändert hat. Unser Bildungssystem bildet Menschen aus - aber wohin? Das Englische bietet hier einen weiteren Blick auf den Begriff der Bildung. Hier kann education für indoctrination oder enlightenment stehen. Im Moment befindet sich unser System wohl nahe der ersten Definition. Dabei geht es um eine von außen nach innen gewandte Bewegung. Es geht um alte Regeln und Strukturen. Der Fokus liegt auf der Gruppe. Die Erleuchtung oder Aufklärung hingegen sieht das Individuum. Es geht darum die Welt mit Staunen und Neugier zu betrachten. Hier darf Neues entstehen. Das Leben ist eine Lernreise. Insgesamt stelle ich mir diese Gruppe von Menschen wesentlich ausgeglichener und glücklicher vor.

    Der Begriff Bildung wird im Duden wie folgt definiert: „a) das Bilden; Erziehung b) das Gebildetsein; das Ausgebildet-sein; erworbenes Allgemeinwissen c) gutes Benehmen."

    Und wer ist nun aus unserer Sicht gebildet? Jemand, der möglichst viel Wissen hat oder wie oben beschrieben über Allgemeinwissen verfügt? Wobei Allgemeinwissen ebenfalls wieder ein relativer Begriff ist- jeder hat ein Gefühl dafür, was gemeint ist und viele haben in der Schule einmal gehört „das ist doch Allgemeinwissen". Tatsächlich hat jeder ganz individuell seine Vorstellung darüber, was Allgemeinwissen beinhaltet und was nicht. In der Schule finden wir dieses Wissen in den einzelnen Fächern abgebildet, die irgendwann einmal festgelegt wurden. Tatsächlich verdeutlichen Studien, dass bereits zwei Jahre nach dem Abitur kaum noch was davon übrig ist. Die Frage ist auch, ob dieser Ansatz in einer Zeit, in der Wissen überall und jederzeit verfügbar ist, noch adäguat ist und welche Auswirkungen dieses Konzept auf unsere Schulen hat. Was wünschen wir uns für unsere Kinder und was ist wichtig, damit es ein Weiterleben auf diesem Planeten geben kann? Sicher wünschen wir uns Werte wie Verantwortungsbewusstsein und Toleranz. Doch woher sollen diese kommen?

    Im Duden wird der Begriff wie folgt definiert: „durch Erziehung erworbener Besitz einer reichen und differenzierten Gefühls- und Empfindungsfähigkeit:"

    Ich möchte hier einen Begriff nennen, der mich begleitet und der vielleicht auch ein Impuls für andere sein kann: Herzensbildung. Was ist darunter zu verstehen? Der Begriff stammt aus der deutschen Klassik und wurde oft von Friedrich Schiller verwendet. Er legt dar, dass zur Menschenbildung nicht nur Körper und Geist, sondern eben auch das Herz- die Gefühle gehören. Die Frage dabei ist, wie diese Gefühlsfähigkeit anerzogen werden kann. Sicher darf man den Begriff aber so verstehen, dass Herz und Verstand zusammengehören und auch zusammen ausgebildet werden sollten, wie es auch das Bildungsverständnis bis zum 20. Jahrhundert war.

    „Dieses Jahrhundert war geprägt von dem Verständnis der kartesianischen Trennung von Körper und Geist: Die Bildung galt der Ausbildung des Verstandes. Emotionen in Form von Leidenschaften und Lüsten wurden für die Entwicklung als hinderlich angesehen. Man setzte Emotionalität mit Irrationalität gleich- Bildung, verstanden als intellektuelle Entwicklung, orientierte sich an Inhalten."³

    Tatsächlich gibt es einige Schulen, die mit Empathie-Training arbeiten und auch in der Literatur sind einige Beispiele zu finden. In der bayerischen Verfassung ist in diesem Zusammenhang Folgendes zu finden: „Die Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden."⁴

    ist Psychotherapeutin und Autorin. Sie schrieb unter anderem das Buch 13Things mentally strong parents don’t do (etwa: 13 Dinge, die mental starke Eltern nicht tun). Darin erklärt sie, welche Strategien es gibt, um den Kindern bei der Entwicklung von emotionaler Kompetenz zu helfen.

    Wenn gleich sich im 21. Jahrhundert der sogenannte Emotional Turn (etwa: eine Hinwendung zu den Gefühlen) vollzog und Studien belegten, welche Bedeutung emotionale Fähigkeiten in Bezug auf die Entwicklung eines Menschen haben, so finden wir auch heute in der Schule weiterhin den Fokus auf der Ausbildung einer Persönlichkeit mit Verstand. Sicher ist mir bekannt, wie emotionale und soziale Kompetenzen trainiert werden sollen, doch weiß ich auch welch untergeordnete Rolle sie im Schulalltag spielen. Für Gefühle insgesamt hat es im Schulalltag wenig Zeit und Raum. Und das, obwohl Forscher der Penn State und Duke University bereits 2015 darlegten, dass Kinder mit den höchsten emotionalen und sozialen Kompetenzen in allen Bereichen am besten zurechtkamen und beispielsweise viel eher einen Collegeabschluss, einen Arbeitsplatz bekamen und weniger Probleme mit Kriminalität hatten.⁵

    geschäftsführende Direktorin des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. Dort leitet sie den Forschungsbereich Geschichte der Gefühle.

    Gerade beobachte ich meine Nachbarn und frage mich,

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