"Ich weiß, dass du nur Gutes willst": Ein 18-jähriger erzählt, wonach sich (junge) Menschen wirklich sehnen
Von Tim Wiegelmann
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Über dieses E-Book
Mit diesem Buch möchte ich Sie ermutigen, Ihren Kindern dieses Geschenk zu machen.
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Rezensionen für "Ich weiß, dass du nur Gutes willst"
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Buchvorschau
"Ich weiß, dass du nur Gutes willst" - Tim Wiegelmann
Einleitung
Liebe Leserin, lieber Leser,
Ich möchte nun versuchen, alles was zu diesem Buch geführt hat, so gut wie möglich zu beschreiben. Beim Lesen der folgenden Seiten mögen Sie ganz berechtigt einwenden, dass das meiste Wissen, welches diese Texte enthalten, nicht von mir stammt, sondern von großartigen Wissenschaftlern und Autoren erdacht wurde. Ich möchte dennoch versuchen, meine persönliche Motivation, all das zu schreiben, noch greifbarer zu machen. Auch für mich ist es eine Belastung, nicht genau zu verstehen, woher all diese Vorstellungen und Ideen kommen. Auch ich weiß nicht genau, warum mich komplizierte Fachbücher so sehr faszinieren.
Ich denke, ich kann folgendes sagen: Als ich klein war spürte ich, wie jedes Kind, wenn seine seelischen und körperlichen Grundbedürfnisse erfüllt sind, eine große Freude daran, alles um mich herum zu entdecken und zu erforschen. Ich hatte das Gefühl, dass mir die Welt gehörte, dass ich alles verstehen und erkennen konnte, wenn mich nur der Zauber meiner Neugier erfasste. Meine Körperbehinderung, die mir das selbständige Laufen seit der Geburt unmöglich macht, tat dieser inneren Freude keinerlei Abbruch. Natürlich war ich mir bewusst, dass ich nicht in der Lage bin mich auf die gleiche Art und Weise fortzubewegen, wie die Menschen in meinem Umfeld. Doch diese Tatsache stellte für mich erst einmal überhaupt keine Belastung dar. Ich krabbelte auf der Erde umher und lernte so die Welt um mich herum kennen. Tagtäglich wollte ich mir neue Erfahrungsfelder erschließen und herausfinden, was für Möglichkeiten mir dieses Leben schenkt. Sehr präsent war immer die Erfahrung, alles durchdringen, begreifen und lernen zu können, von dem ich begeistert war. Dieses Gefühl begleitet mich bis heute. Was dann geschah, kann ich mir immer noch nicht vollständig erklären. Ich begann plötzlich zunehmend Probleme zu entwickeln, mich an schulische Anforderungen anzupassen. Immer spürte ich das Gefühl: „Ich kann doch schon alles verstehen, wenn es mir wirklich viel bedeutet. Ich kann meine Umwelt doch eigenständig erkunden. Warum muss ich vorgegebene Inhalte zu einer vorgegebenen Zeit an einem vorgegebenen Ort lernen?" Meine bisherige Schulzeit als ernüchternd zu beschreiben, wäre jedoch weit übertrieben. Ich erinnere mich auch an einige schöne Momente, in denen ich durchaus das Gefühl hatte, mit meinen Fähigkeiten und Potentialen gesehen zu werden. Einige meiner Lehrerinnen und Lehrer waren sehr bemüht, mich mit meinen Anliegen ernst zu nehmen und mir die Möglichkeit zu geben, meine Talente zu entfalten. Dass ich beispielsweise die Möglichkeit hatte, im Rahmen eines Projektes im Deutschunterricht ein kleines Buch mit privaten Erlebnissen zu schreiben, zählt zu den guten Seiten meines Besuches einer Förderschule für Menschen mit Körperbehinderung. Meine Eltern entschieden sich für diese Option, da sie sehr wahrscheinlich berechtigterweise annahmen, dass ich mit dem Arbeitstempo an Regelschulen schon alleine aus motorischen Gründen gar nicht mithalten könnte. Ungefähr im Alter von elf Jahren begann ich allerdings, mich dort nicht mehr wohl zu fühlen. Meine Eltern und ich sahen den Grund darin, dass dort die meisten Schüler leider nur auf ein eingeschränktes intellektuelles Entwicklungspotential zurückgreifen konnten. Damit Sie mich nicht falsch verstehen: Ich vertrete in diesem Buch die Ansicht, dass (fast) jedes Kind ganz besondere und leider oftmals unentdeckte Begabungen in sich trägt. Doch die Voraussetzung dafür ist, dass wir von funktionierenden Strukturen in unserem Gehirn Gebrauch machen können. Leider hat nicht jedes Kind dieses Glück. Dies trifft auch mich sehr tief.
Um den Bedürfnissen dieser Schüler gerecht zu werden, wurde der Fokus nicht so sehr auf das Durcharbeiten des Lehrplanes gelegt und es gab nur zwei Unterrichtsstunden jeden Tag. Es war allerdings eine Ganztagsschule, sodass ich jeden Nachmittag bis 16:00 Uhr dort verbrachte. Nach dem Unterricht wurde dann ein Großteil der Zeit für Dinge verwendet, die mich nicht wirklich interessierten. Oft fühlte ich mich also ausgeschlossen und spürte keine soziale Eingebundenheit. Ich bin mir sicher, dass dies nicht die Ursache meiner viel später entstandenen Abneigung gegen schulische Anforderungen war. Dennoch glaube ich, mich in dieser Zeit besonders häufig gefragt zu haben: „Mir stehen doch alle Türen offen, das zu erforschen, zu entdecken und zu lernen, was mich wirklich fasziniert. Warum kann ich nicht einfach meinem inneren Antrieb folgen? Mehr und mehr machte sich ein Gefühl von Sinnlosigkeit und Demotivation in mir breit, sodass wir begannen, nach neuen Möglichkeiten Ausschau zu halten. Wir glaubten, dass ich an einer starken schulischen Unterforderung leiden würde. Zudem war es an dieser Schule nicht möglich, einen regulären Schulabschluss zu erwerben. Ich glaubte damals ernsthaft, wenn ich endlich mit den gleichen schulischen Anforderungen konfrontiert werden würde, wie die meisten Kinder in meinem Alter, würde ich ein Gefühl von überwältigender Selbstwirksamkeit spüren. Wenn ich unter Gleichgesinnten neue Dinge lernen könnte, wäre ich endlich in der Lage, echte Lebendigkeit zu spüren und es würde mir richtig gut gehen. Der Glaube, dass ich dieses Gefühl dann erleben würde, wenn ich mich endlich mit „normalem Regelschulstoff
befassen würde, zählte zu den größten Irrtümern meines jungen Lebens. Wir stießen auf eine Förderschule, an der es zumindest möglich war, einen qualifizierten Hauptschulabschluss zu machen. Da wir mein schulisches Niveau aufgrund von einigem versäumten Schulstoff als relativ niedrig einschätzten, sollte dieser Abschluss mein erstes Ziel sein. In der neuen Schule angekommen, redete ich mir das ganze erste Schuljahr lang ein, wieder in einer Klasse mit „schwachen Schülern" gelandet zu sein. Ich muss selbstkritisch zugeben, dass ich aufgrund dieser ganzen, teilweise schmerzhaften Erfahrungen, scheinbar Gefallen daran gefunden hatte, mich anderen intellektuell überlegen zu fühlen. Um diese auf meiner Einbildung beruhende Überlegenheit unter Beweis zu stellen, erledigte ich alle schulischen Aufgaben mit größter Sorgfalt und strengte mich enorm an. Ich wollte nämlich unbedingt in eine höhere Jahrgangsstufe versetzt werden, in dem irrigen Glauben, dass ich immer noch unter schulischer Unterforderung leiden würde und dies daher eine Lösung meines Problems wäre. Das Argument, mit dem ich dies rechtfertigte, ist auf den ersten Blick sehr schwer zu verstehen: Damals zeigte ich eine große Begeisterung für Fußball, insbesondere dafür, welche taktische Ausrichtung ein Team wählen muss, um erfolgreich zu sein. Sehr viel Zeit verbrachte ich damit, neue Dinge auf diesem Feld zu lernen. Noch heute erinnere ich mich genau daran, wie ich weinend und schluchzend vor meiner damaligen Lehrerin saß und ihr