Homo Transcendens: Eine (r)evolutionäre Reise zu innerem Frieden
Von Nicolas Lindner
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Buchvorschau
Homo Transcendens - Nicolas Lindner
Teil 1
1. Ausgangssituation
Ich wollte eigentlich nicht über meine persönliche Geschichte schreiben, da es schon genug Lektüre über „Persönlichkeiten" gibt, aber um die Reise nachvollziehbar zu erklären, gebe ich Ihnen einen Einblick in meinen damaligen Zustand. Ich befand mich in einer Lebenskrise, deren Ursprung inhaltlich nicht wirklich relevant ist, der Umgang bzw. der Prozess, der durch diese Krise in Gang gesetzt wurde, umso mehr.
Den größten Anteil an dieser Krise hatten Angstzustände, die ich nicht einzuordnen wusste, eine daraus folgende Depression und ein daraus folgender Sinnverlust, der in eine Ausweglosigkeit mündete, die Suizidalität nicht ausschloss.
Die Ängste erlebte ich in völlig alltäglichen Situationen. Es waren in der Regel vorwiegend Momente, in denen eine „Flucht" schwierig oder unmöglich war. Ob in der Schlange beim Einkaufen, im Wartezimmer beim Arzt oder bei einer Beerdigung, die Symptomatik war immer gleich, nur die Intensität unterschied sich geringfügig. Um sich in mich hineinversetzen zu können, auch ohne solche Zustände selbst erlebt zu haben, versuche ich diese Anfälle so präzise wie möglich zu beschreiben.
Bei mir begann es in der Regel mit einer Erwartungsangst, weil ich wusste, dass ich mich mit einer Situation konfrontieren würde, die entweder prädestiniert für einen solchen Anfall war, weil ich schon vorher in einer vergleichbaren Situation einen Anfall erlebt hatte. Oder es kam „aus heiterem Himmel in Momenten, in denen wie erwähnt eine „Flucht
ausgeschlossen wäre (wie z.B. im Flugzeug) oder eine „Flucht" für sozial unangebrachte Aufmerksamkeit gesorgt hätte. Wie z.B. in der zweiten Reihe des Theaters eine Minute nachdem die Vorstellung begonnen hat aufzustehen und an allen Menschen vorbei unter Todesangst den Raum verlassen zu wollen.
Die Symptomatik an sich war ein Zusammenspiel aus angstgeladenen Gedanken und einer körperlichen Antwort darauf. Oder umgekehrt, eine körperliche Reaktion, die angstgeladene Gedanken befeuert.
Bei mir typische Gedanken waren: „Ich kann jetzt hier nicht raus, „Was mach ich, wenn es jetzt wieder losgeht
, oder „Bloß hier keinen Anfall bekommen".
Körperlich äußerte es sich vor allem in einem Gefühl der massiven Anspannung mit Herzrasen, Zittern, Ohnmacht, Schwäche und Derealisation, also dem Verlust über die Kontrolle der Realitätswahrnehmung.
Dieser Angstkreis sorgte während dieser Krise in mir für eine bisher noch nie erlebte und beinahe unaushaltbare innere Fragilität und ich fühlte mich so verletzlich und verwundbar wie nie zuvor in meinem Leben. Kombiniert mit einem Vertrauensverlust in mich und mein Gehirn und in die Welt. An manchen Tagen, an denen die Verzweiflung am größten war, hatte ich tatsächlich das Gefühl verrückt zu sein. Hier merkte ich, dass ich mich auf einem sehr schmalen Grat befand zwischen Wahnsinn und Heilung.
Meine Depressivität war rückblickend ein Zusammenspiel aus mehreren ungünstigen Faktoren. Zum einen sorgte Angst als übergeordnete Emotion für massiven Rückzug aus jeglichen Aktivitäten, zum anderen erlebte ich einen mir bisher unbekannten Energiemangel, der selbst die kleinste Tätigkeit zur Herausforderung machte. Zudem war ich bis in die Grundfesten meines Wesens verunsichert, was soziale Interaktion beinahe unmöglich machte oder nur unter enormer Überwindung stattfinden ließ.
Dadurch, dass all diese Zustände für mich bisher unbekannt waren, fühlte ich mich wie in einer Sackgasse gefangen. Da ich nicht wusste, ob diese überfordernden Emotionen und dieser Energiemangel jetzt für den Rest meines Lebens so bleiben würden, verstärkte sich diese Ausweglosigkeit immer mehr.
Diese Gefühle potenzierten sich, als ich mit anderen Menschen in meinem Umfeld sprechen wollte und ich feststellen musste, dass sich niemand wirklich mit mir und meinen inneren Kämpfen auseinandersetzen wollte. Dies führte zu einer Reduktion meiner Freunde. Ich verstand aber früh, dass Menschen nur die inneren Zustände nachempfinden können, die sie selbst erlebt haben. Eigentlich logisch, aber für mich damals zermürbend.
Meine Lage spitzte sich so sehr zu, dass ich keinen anderen Ausweg wusste, als mir Hilfe zu holen und ich versuchte einen Platz in einer Psychiatrie zu bekommen. Doch da dies erst in einem guten halben Jahr möglich gewesen wäre und mein Zustand diese Dauer beim besten Willen nicht zugelassen hätte, musste ich einen anderen Ausweg suchen. Der oben angesprochene Suizid wäre definitiv eine Option gewesen, doch ich wollte zunächst alle mir gegebenen Möglichkeiten ausschöpfen und wählte den Selbstmord als letzte aller Möglichkeiten.
Ich hatte schon vor der Krise Berührungspunkte mit Meditation durch Bücher und mehr oder weniger ernsthafte Versuche des Praktizierens. Ich beschloss, bzw. mein intensiver Leidensdruck zwang mich ehrlich gesagt dazu, mich intensiver mit dieser Technik auseinanderzusetzen. Ich bestellte mehr Bücher, besuchte einen MBSR-Kurs (MBSR steht für Mindfulness-Based Stress Reduction und wird innerhalb eines 8-wöchigen Kurses gelehrt) und las viel zu den Themen psychische Gesundheit, Erleuchtung und Psychologie. In der Theorie hatte ich nach ein paar Wochen die Grundlagen verstanden und erinnerte mich an vergangene Zeiten in meinem Leben, in denen all die „Ziele" dieser Techniken in bereits da waren, ohne dass ich etwas dafür tun musste. In der Praxis sah es so aus, dass ich weder Zugriff auf meine Psyche noch auf mein emotionales Innenleben hatte. Ich war dieser Angst immer noch hilflos ausgeliefert.
Ich beschloss also, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen. Für mich damals eine logische Konsequenz, wie ich später erfuhr aber anscheinend etwas Besonderes. Ich lernte den Body Scan, die Atemmeditation und begann immer mehr Zeit „in mir" zu verbringen. Ich öffnete mich meinem (Innen-) Leben zu einem Zeitpunkt, in dem eigentlich alles in mir schrie, dass ich dort besser nicht hineingehen sollte. Dadurch, dass ich aber keine wirkliche Wahl hatte, musste ich mich mit mir auseinandersetzen. Ich hätte natürlich schon eine Wahl gehabt, aber Betäubung, Ablenkung oder was auch immer sich der Mensch ausdenkt, waren für mich keine Option. Da ich verstand, dass der Weg hinter die Angst nur durch die Angst ging, versuchte ich mich mit meiner Angst und meiner Trauer und meiner Hilflosigkeit anzufreunden. Es fühlte sich an, als hätte ich nicht entschieden eine Hand auf eine angeschaltete Herdplatte zu legen, sondern meine Stirn auf alle vier angeschalteten Herdplatten nacheinander.
Ich wandte mich also innerlich immer, wenn ich wieder eine „negative" Emotion erlebte, meinem Innenleben zu und lernte dadurch, dass all diesen Zuständen der Angst, Hilflosigkeit, Einsamkeit Depressivität und Trauer ein einzelner Zustand zugrunde lag. Schmerz. Dieser Schmerz fühlte sich wie ein gigantischer Berg an, der vor mir stand und dessen Überquerung völlig unmöglich schien. Und ich verstand, dass von diesem Schmerz aus alle psychischen Erkrankungen starten mussten. Die unterschiedlichen Ausprägungen stellen nur unterschiedliche Umgangsformen mit diesem Schmerz dar. Und nicht nur psychische Erkrankungen starten hier, sondern auch Süchte, psychosomatische