Diagnose Lernschwäche - Was nun?: Lernbehinderungen und Begleiterkrankungen erkennen, Tipps für Eltern zur Unterstützung und Förderung ihrer Kinder
Von Jean Klotz
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Über dieses E-Book
Irgendwann, meist im Vorschulalter, bekommen die Eltern die Nachricht, ihr Kind entspreche nicht der Norm. Bei Udo, meinem Erstgeborenen war es eine regelrechte Tortur. "Ihr Kind kann ja überhaupt nichts!", so sprach die Amtsärztin bei der Vorschuluntersuchung, da war Udo 4 Jahre alt. Die Kindergärtnerin bemängelte, Udo möchte nicht mit malen oder basteln - er wäre "zurückgeblieben". Und die ersten Grundschuljahre waren eine Qual.
Deshalb habe ich meine Erfahrungen niedergeschrieben, um Ihnen zu helfen, mit schwierigen Situationen fertig zu werden. Es gibt die verschiedensten Wege und Maßnahmen, die Ihrem Kind das Erreichen eines Ziels erleichtern können.
Ich erkläre Ihnen mögliche Schulformen, die verschiedenen Diagnostikverfahren und Hilfen zur finanziellen Unterstützung. Auch gehe ich auf Begleiterkrankungen ein. Sie spiegeln meine eigenen Erfahrungen mit meinen beiden Söhnen wider, die ich im Laufe der Jahre erkannt bzw. diagnostizieren lassen habe. Es kommt dabei nicht auf den genauen Symptomverlauf und die Behandlung an. Grundlegend möchte ich Sie sensibilisieren, bei Ihrem Kind genauer hinzuschauen, ob eventuell noch eine andere Symptomatik vorliegt. Auch hier gilt vorab eine umfassende Recherche zu betreiben sowie Informationen über die Ärzte einzuholen, sich anzuvertrauen und Behandlungsverfahren genau unter die Lupe zu nehmen.
Und wie geht es nach der Schule weiter? Ein großes Kapitel in meinem Buch handelt von genau dieser Frage. Auch hier gibt es die unterschiedlichen Ausbildungsformen zu betrachten und immer abzuwägen, welcher Weg der geeignetste für Ihr Kind sein könnte.
Mein Buch ist für alle Interessierte, die mit ihrem Kind gut durch die schöne Kindheit und Jugendzeit kommen möchten. Wichtig für mich dabei ist, wie Sie Ihr Kind unterstützen können, seinen eigenen Weg zu gehen und selbstständig zu werden. Dabei ist es nicht jeder Familie gegönnt, die nötigen finanziellen Mitteln in der Tasche zu haben, um ihr Kind zu fördern und zu begleiten. Doch meist braucht es diese auch nicht, denn Zeit zu verbringen mit Ihrem Sohn/Ihrer Tochter ist mehr wert als ein Kurzurlaub auf Mallorca.
Jean Klotz
Jean Klotz ist 1978 in Marienberg, Sachsen geboren und widmete sich von klein auf dem Schreiben. Hier konnte sie sich ihren Träumen hingeben, sich aber auch ihren Ängsten stellen und Ereignisse verarbeiten. Die Autorin stand mit ihrem Beruf als Angestellte im öffentlichen Dienst fest im Leben, als bei ihren beiden Söhnen eine Lernschwäche und mehrere Begleiterkrankungen diagnostiziert wurden. Diese Erkenntnisse, die sie aus der Schul- und Ausbildungszeit gezogen hatte, möchte sie ungeschönt und offen teilen. Denn die Förderung und Unterstützung lernschwacher Kinder ist immer noch ein Tabuthema, deshalb veröffentlichte sie im Jahr 2023 ihr erstes Sachbuch. Keinesfalls perfekt beschreibt sich die Autorin. Doch sie besitzt unglaubliches Feingefühl und Empathie für die Probleme von Kindern und Jugendlichen, deshalb wird sie im Freundeskreis ihrer beiden Söhne die "coole Mutt" genannt.
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Buchvorschau
Diagnose Lernschwäche - Was nun? - Jean Klotz
Inhaltsverzeichnis
DANKSAGUNG
EINLEITUNG
SYMPTOME EINER LERNSCHWÄCHE
UNTERSCHIED ZWISCHEN LERNSCHWÄCHE, LERNSTÖRUNG UND LERNBEHINDERUNG
WER DIAGNOSTIZIERT EINE LERNSCHWÄCHE?
FÖRDERSCHULE, INTEGRATIV- ODER REGELSCHULE?
BEGLEITERKRANKUNGEN UND BEEINTRÄCHTIGUNGEN
KIDD-Syndrom
ADS/ADHS
HPU
Essstörungen und Hochsensibilität
visuelle und auditive Wahrnehmungsstörung
Kopfschmerzen und Migräne
Depression und Schulangst
PFLEGEGRAD ODER BEHINDERUNGSGRAD ODER BEIDES
SCHULABSCHLUSS UND AUSBILDUNGSCHANCEN
PRAKTISCHE HILFEN IM ALLTAG
Kinder 0-5 Jahre
Kinder 6-10 Jahre
Kinder 11-15 Jahre
Jugendliche
ENTSPANNTE ELTERN = ENTSPANNTE KINDER
QUELLENVERZEICHNIS
Danksagung
Es ist nicht einfach, etwas aufzuschreiben, unter was man viele Jahre emotional gelitten hatte. Die ständigen Fragen: Erziehe ich meine Kinder richtig?
, Was ist das Beste für mein Kind?
und Was soll aus ihnen einmal werden?
- waren allgegenwärtig. Beim Schreiben waren die damaligen Sorgen wieder präsent, doch ich wusste, dass sich das Blatt zum Guten wenden würde, und das trieb mich an. Ich hatte so viele Gedanken in meinem Kopf, die sich über die Jahre, dank meiner Erfahrungen, angestaut hatten, dass diese unbedingt aufs Papier mussten. Diese Erfahrungen waren nicht immer gut, nein, im Gegenteil, ich habe sehr viele Fehler gemacht und es gab viele Momente der Verzweiflung. Doch diesen Erfahrungsschatz kann mir keiner nehmen und ich kann Ihnen nun aufzeigen, wie es auch anders gehen kann. Ich hoffe sehr, dass Sie den ein oder anderen Tipp für sich anwenden können und ich Ihnen ein Stück weit helfen konnte. Und besonders wichtig ist mir, dass Sie sich dabei nicht aus dem Blick verlieren. Ein krankes Elternteil ist für ein Kind eine zusätzliche Belastung. Auch ich war psychisch krank und rutschte wegen der starken Belastung in ein Burnout. Diese Erfahrung war sehr schlimm und ich möchte Sie jeden einzelnen ersparen. Also bleiben Sie am Ball für Ihre Gesundheit – alles, was Sie brauchen, tragen Sie bereits in sich!
Ich möchte an erster Stelle meinen Mann danken, der mir viele Abende den Rücken freihielt. „Du hattest immer ein offenes Ohr und warst immer zur Stelle, wenn mich mein Mut verließ. Mit Dir kann ich lachen und muss mich bei Dir nicht verstellen! Danke!"
Und ich möchte meinen Kindern danken – ohne sie wäre dieses Buch niemals entstanden! „Ihr seid für mich ein großes Glück, auch, wenn ich Euch das nicht so oft sage, aber ich liebe Euch beide von ganzem Herzen und bin immer wieder stolz, was Ihr alles könnt und wie Ihr Euch entwickelt habt!"
Ich möchte von ganzem Herzen der Mutti aus der Maria-Montessori-Grundschule danken, die mir den Tipp mit der Pflegebegutachtung gegeben hat. Ohne sie wäre ich nie darauf gekommen. Es wird einfach zu wenig über diese Beeinträchtigung, ihre Folgen und Unterstützungsmöglichkeiten gesprochen. „Du bist auch so eine aufopfernde Mutti, die sich durchkämpft und trotzdem immer noch die Kraft besitzt, anderen zu helfen! Danke dafür!"
Außerdem bin ich dankbar, ein Buchseminar absolviert zu haben und mit vielen guten Tipps an mein Ziel gekommen zu sein. Es ist schön, wenn man dankbar sein kann. Denn auch mir selbst bin ich dankbar, dass ich meinen Weg gehe, mit Gottes Hilfe. Ich habe meinen Glauben wiedergefunden, der mich trägt und mir Kraft gibt. Ich habe den Glauben, dass ich mich, in der heutigen und aufregenden Zeit, nicht fürchten muss und dass alles immer zu meinem Besten geschieht. Das meine Kinder behütet aufwachsen können und auch, wenn sie keine Akademiker werden, vielleicht jemanden finden, der sie genauso liebt, wie ich es tue und mit dem sie eine Familie gründen können. Ihr eigenes Glück finden - dafür werde ich noch dankbar sein.
Und ich danke Ihnen, dass Sie mein Buch gelesen haben und jetzt schmunzeln, wenn Sie diese Zeilen lesen – Lachen ist gesund und jedes Mal, wenn ein Mensch lacht, fügt er seinem Leben ein paar Tage hinzu. In diesem Sinne – Leben Sie wohl!
Einleitung
Ich bin nicht dumm! Du sollst nur nicht alles wissen, was ich weiß!
- unbekannter Dichter -
"Warum trifft es unsere Familie? Und das auch noch zweimal! – Darüber hatte ich oft nachgedacht und bin in meinem Selbstmitleid versunken, als bei meinen beiden Söhnen eine „Lernschwäche
diagnostiziert wurde. So war ich doch eine leistungsstarke Person und in meiner Kinder- und Jugendzeit unter den Klassenbesten in der Realschule. Ich konnte es drehen und wenden, wie ich es wollte, fand jedoch keine Erklärung. Erst mit der Zeit und der Erfahrung wurde mir bewusst, auf was für einen Wissensschatz ich aufbauen konnte. Dabei war es gar nicht mehr wichtig, woher diese Lernschwäche bei meinen Kindern kam, sondern eher, wie ich mit ihnen ein Leben führen konnte, was lebenswert war und noch ist.
Dieses Buch sollte in keinem Fall als Ratgeber gelesen werden, denn viele von Ihnen wissen, dass man von vielen Menschen, sei es im privaten Umfeld – von der Oma, der Patentante, dem eigenen Partner oder im weitläufigen Umfeld - von den Lehrern, den Therapeuten oder dem Kinderarzt, genug Ratschläge im Umgang mit Ihren Kindern erhalten wird.
Ich möchte Ihnen erklären, was eine Lernschwäche überhaupt bedeutet und dass Zusammenhänge mit anderen Diagnosen bestehen können, welche Hilfen es gibt sowie Tipps rund um den Alltag, der oftmals schwer zu überstehen ist. Damals hätte ich mir so ein Buch gewünscht. Heute bin ich stolz darauf, dass mein Mann und ich so ein gutes Verhältnis zu unseren beiden Söhnen haben. Natürlich gibt es immer noch täglich Herausforderungen, an denen wir arbeiten müssen. Dann bringen Gespräche sehr viel oder aber Rückzug, dazu komme ich aber in meinen Kapiteln.
Im Übrigen möchte ich nicht nur Eltern ansprechen, denn egal, welche Person erziehungsberechtigt ist, mein Buch ist für alle Interessierte, die mit ihrem Kind gut durch die schöne Kindheit und der noch schöneren Jugendzeit kommen möchten. Wichtig für mich dabei ist, wie Sie Ihr Kind unterstützen können, seinen eigenen Weg zu gehen und selbstständig zu werden. Dabei ist es nicht jeder Familie gegönnt, die nötigen finanziellen Mittel in der Tasche zu haben, um ihr Kind zu fördern und zu begleiten. Doch meist braucht es diese auch nicht, denn Zeit zu verbringen mit Ihrem Sohn/Ihrer Tochter ist mehr wert als ein Kurzurlaub auf Mallorca.
Irgendwann, meist im Vorschulalter, bekommen die Eltern die Nachricht, ihr Kind entspreche nicht der Norm. Bei Udo, meinem Erstgeborenen war es eine regelrechte Tortur. Ihr Kind kann ja überhaupt nichts!
, so sprach die Amtsärztin bei der Vorschuluntersuchung, da war Udo 4 Jahre alt. Es folgten zwei harte Jahre Ergotherapie und Frühforderung. Zum Einschulungsgespräch war die Amtsärztin positiv überrascht - alles Tests im unteren Normbereich, aber bestanden! Leider war die Schulleiterin der örtlichen Grundschule anderer Meinung: Udo ist der schlechteste in der Vorschule! Den können sie gleich in die Förderschule geben!
Wut machte sich bei mir breit und auch Verzweiflung. Ich fragte nach einer Zurückstellung. Udo war zu der Zeit 6 Jahre alt. Über eine Zurückstellung entscheide einzig und allein ich!
, sagte forsch die Schulleiterin. Damals wusste ich nicht, dass man einen schriftlichen Antrag mit einer guten Begründung hätte schreiben können, ich glaube, ich wäre bis zum Schulamt mit meinem Antrag auf Zurückstellung gegangen. Aber zu der Zeit kam ich mir hilflos und alleingelassen vor.
Das Drama mit der Einschulung nahm seinen Lauf. Wir mussten uns bei einer anderen Schule bewerben und Udo musste sich deswegen einen zweistündigen Test mit zwei fremden Lehrern unterziehen. Unsicherheit war vorprogrammiert und mein Sohn erreichte leider nicht das angeforderte Pensum. Um umschreibende Worte für eine Ablehnung unseres Sohnes zur Aufnahme in dieser Schule zu finden, wurde uns mitgeteilt, dass die Luft zum Atmen nur für 25 Kinder im Klassenzimmer ausreichen würde und es bereits 28 Kinder in der 1. Klasse waren. So kam man zu dem Schluss, dass Udo auch in dieser Schule keinen Platz fand. Die Bewerbungsfrist im Nacken sind wir dann zur dritten Schule, einer Grundschule in der Vorstadt. Die Schulleiterin hatte Udo mit offenen Armen empfangen, noch eine Abfuhr hätten wir auch nicht durchgestanden.
Es ergibt sich bei den Lesern vielleicht die Frage, warum ich dem Rat der Schulrektorin unserer ortsansässigen Grundschule nicht gefolgt war und Udo gleich in die Förderschule eingeschult hatte. Auch das bedarf einer längeren Erklärung in einem meiner Kapitel.
Nun möchte ich Sie nicht länger auf die Folter spannen und beginne mit meinen Kapiteln. Kurz der Hinweis, dass ich immer von Ihrem Kind
sprechen werde, da Mädchen gleichermaßen ein Defizit aufweisen können wie Jungen, wobei Jungen in der Entwicklung altersmäßig etwas zurückliegen im Vergleich zu Mädchen.
Symptome einer Lernschwäche
Die Geste der Verbitterung eines Menschen ist häufig nur die versteinerte Verwirrung eines Kindes.
- Franz Kafka -
Schon im Kindergartenalter konnte ich erkennen, dass meine Kinder Schwierigkeiten hatten, sich mit einem Blatt Papier und ein paar Buntstiften zu beschäftigen. Ich schob es damals noch darauf, dass es schließlich Jungs waren, die keine Lust zum Malen hatten. Bei der Vorschuluntersuchung von Udo sehe ich noch heute das Gesicht der Amtsärztin, als Udo etwas malen sollte. Er nahm den Buntstift, fasste ihn mit Daumen und Zeigefinger am allerletzten Zipfel an und pendelte ihn hin und her und her und hin. Dabei berührte er nicht im Geringsten das Blatt Papier. Nun wurde die Ärztin etwas lauter und forderte ihn auf, endlich etwas zu malen. Da war es ganz vorbei. Udo ließ den Stift fallen und verschränkte die Arme. Im Zuge dessen wurde ihm Ergotherapie verschrieben. Als sich Udo nach der Untersuchung allein anziehen sollte, verdrehte die Ärztin die Augen, weil er so langsam war und ich ihm helfen musste. Ich musste ihm bei vielen Dingen helfen. Er war im Kindergarten immer der letzte, wenn es um das An- und Auskleiden ging. Auch hatte er keine Lust zu basteln, zu malen, zu singen, sich Texte oder Wörter zu merken. Schule spielen
, was viele Kinder gerne machen oder Stadt, Land, Fluss
waren für meine beiden Kinder ein Grauen.
Paul, der fünf Jahre jünger ist als Udo war zu dieser Untersuchung besser in Form, doch auch hier wurde ein Defizit in der Lauterkennung und Aussprache gefunden, sodass er zur Logopädie musste. Später in der Vorschule und Schule wurde klar, dass er sich nicht lange konzentrieren konnte und somit immer weiter in seinen Leistungen zurückfallen würde.
Er hatte jedoch das Glück in der ortsansässigen Grundschule eingeschult zu werden, um seine Kindergartenfreunde weiterhin zu sehen. Die Probleme fingen erst richtig an, als Paul merkte, dass er nicht mit seinen Freunden mithalten konnte. Die Lehrerin, die im Übrigen eine sehr aufmerksame, erfahrene Pädagogin war, kam auf mich zu, weil sie sich Sorgen um Paul machte: Paul hört zu, wie die anderen Kinder lesen, da sitzt er wie erstarrt auf seinem Stuhl und man könnte denken, er fängt jeden Moment an zu weinen.
Als ich ihm dann abends ins Bett brachte, hatte ich ihn darauf angesprochen und er war wirklich sehr traurig. Er sagte: Mama, warum kann ich nicht so toll lesen, wie die anderen Kinder?
Ich konnte es mir nicht erklären, denn wir übten auch täglich das Lesen, doch es wurde und wurde nicht besser.
Eine Lernschwäche erkennt man an den auftretenden Schwierigkeiten beim Lernen und in der Entwicklung. Man kann die Symptomatik nicht auf ein Unterrichtsfach beziehen, sie ist vielmehr übergreifend. Die Aufmerksamkeit, die Konzentration und die Merkfähigkeit sind dazu gestört.
Folgende Symptome habe ich bei meinen Kindern beobachtet. Sie sind in psychische und physische Merkmale unterteilt:
psychische Merkmale:
Keine Lust auf Schule
Verlangsamte Auffassungsgabe
Vergesslichkeit und fehlendes Gedächtnis
Schnelles Resignieren
Geringe Konzentration und Aufmerksamkeit
Aggressives Verhalten wegen Überforderung
Alles dauert länger (das Anziehen, die Abschrift, die Hausaufgaben)
Gleichgültigkeit, um Defizite und Mängel zu überspielen