Das Marmorbild: Eine Novelle
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Über dieses E-Book
Das zeichnet unsere Klassiker-Reihe aus:
- ungekürzter Originaltext (behutsam auf die neue Rechtschreibung angepasst)
- großzügiges Heftformat (DIN A5) in moderner Aufmachung
- lesefreundliches Textlayout (zeilen- und seitengleich mit den Hamburger Leseheften)
- breite Randspalte mit kurzen Worterläuterungen und Platz für eigene Notizen
- Biografie des Autors (alle wichtigen Infos kompakt zusammengefasst)
- ausführlicher Anmerkungs- bzw. Worterläuterungsteil
- umfangreicher Materialteil (nach Themenbereichen gebündelt)
- Navigationsleiste zur besseren Orientierung
Zum Inhalt:
Die romantische Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies und die Gefährdung des Menschen auf der Suche danach sind Gegenstand dieser Erzählung. In vielfältiger, oft symbolischer Weise erscheint dieses Verlangen nach der „schönen alten Zeit“: Der junge Dichter Florio begegnet auf der Reise nach Lucca Fortunato und Donati, die die erlösende und die dämonische Kraft der Poesie symbolisieren. Im nächtlichen Garten einer Herberge entdeckt er ein Marmorbild, das in ihm eine unbestimmte Sehnsucht weckt; auf der Suche nach der Erfüllung dieser Sehnsucht gerät der junge Poet auf einen Maskenball, auf dem ihm Fortunato die Göttin Venus in der Gestalt der Bianca zu- führt; die Verwirrung erreicht ihren Höhepunkt im Palast der Göttin. Aus der dämonischen Bezauberung rettet Florio nur das in der Ferne gesungene Lied Fortunatos. Florio erkennt seine wahre Bestimmung.
Joseph von Eichendorff
Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857) ist einer der wichtigsten Schriftsteller der deutschen Romantik. Seine Werke sind bis heute Klassiker und werden von Literaturkennern bis heute geschätzt.
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Buchvorschau
Das Marmorbild - Joseph von Eichendorff
Text und Materialien
JOSEPH VON EICHENDORFF
Das Marmorbild
Eine Novelle
HAMBURGER LESEHEFTE PLUS
KÖNIGS MATERIALIEN
520. HEFT
Zur Textgestaltung
Der Text unserer Ausgabe folgt der von Jost Perfahl nach den Ausgaben letzter Hand unter Hinzuziehung der Erstdrucke besorgten Werkausgabe des Winkler-Verlages, München. Die Rechtschreibung wurde den amtlichen Regeln behutsam angepasst.
Analysiert und interpretiert mit Textverweisen auf dieses Heft wird Das Marmorbild in Königs Erläuterungen, Band 248, C. Bange Verlag.
1. Auflage 2021
Alle Drucke dieser Ausgabe und die der Hamburger Lesehefte sind untereinander unverändert und können im Unterricht nebeneinander genutzt werden.
Heftbearbeitung Text: Elke und Uwe Lehmann
Heftbearbeitung Materialien: Carina Orf
Umschlaggestaltung und Layout: Petra Michel
Umschlagzeichnung: Isa Dietrich
Druck und Weiterverarbeitung: Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum
ISBN: 978-3-8044-2580-4
PDF: 978-3-8044-6580-0
EPUB: 978-3-8044-7580-9
© 2021 by C. Bange Verlag GmbH, Marienplatz 12, 96142 Hollfeld
www.bange-verlag.de
ISBN: 978-3-87291-519-1
PDF: 978-3-87291-712-6
EPUB: 978-3-87291-662-4
© 2021 by Hamburger Lesehefte Verlag, Nordbahnhofstraße 2, 25813 Husum
www.hamburger-lesehefte.de
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Inhaltsverzeichnis
Text
Biografie
Wort- und Sacherklärungen
Materialien
Zeit- und literaturgeschichtlicher Hintergrund
Was ist eine Novelle?
Novelle oder Märchen?
Das Marmorbild: Entstehung und Motive
Zur Entstehung des Marmorbilds
Eichendorffs Motive im Marmorbild
Aspekte der Interpretation
Blick in die Antike
Motivzusammenhänge im Marmorbild
Der Pygmalion-Mythos bei Eichendorff
Eichendorff und Das Marmorbild in der Rezeption
Das Marmorbild in der Kritik
Das Motiv des Venusberges bei Richard Wagner
Eichendorff und die Moderne
[5] Es war ein schöner Sommerabend, als Florio, ein junger Edelmann, langsam auf die Tore von Lucca zuritt, sich erfreuend an dem feinen Dufte, der über der wunderschönen Landschaft und den Türmen und Dächern der Stadt vor ihm zitterte, sowie an den bunten Zügen zierlicher Damen und Herren, welche sich zu beiden Seiten der Straße unter den hohen Kastanienalleen fröhlich schwärmend ergingen.
Da gesellte sich, auf zierlichem Zelter desselben Weges ziehend, ein anderer Reiter in bunter Tracht, eine goldene Kette um den Hals und ein samtnes Barett mit Federn über den dunkelbraunen Locken, freundlich grüßend zu ihm. Beide hatten, so nebeneinander in den dunkelnden Abend hineinreitend, gar bald ein Gespräch angeknüpft, und dem jungen Florio dünkte die schlanke Gestalt des Fremden, sein frisches keckes Wesen, ja selbst seine fröhliche Stimme so überaus anmutig, dass er gar nicht von demselben wegsehen konnte.
„Welches Geschäft führt Euch nach Lucca?, fragte endlich der Fremde. „Ich habe eigentlich gar keine Geschäfte
, antwortete Florio ein wenig schüchtern. „Gar keine Geschäfte? – Nun, so seid Ihr sicherlich ein Poet!, versetzte jener lustig lachend. „Das wohl eben nicht
, erwiderte Florio und wurde über und über rot. „Ich habe mich wohl zuweilen in der fröhlichen Sangeskunst versucht, aber wenn ich dann wieder die alten großen Meister las, wie da alles wirklich da ist und leibt und lebt, was ich mir manchmal heimlich nur wünschte und ahnte, da komm ich mir vor wie ein schwaches, vom Winde verwehtes Lerchenstimmlein unter dem unermesslichen Himmelsdom. – „Jeder lobt Gott auf seine Weise
, sagte der Fremde, „und alle Stimmen zusammen machen den Frühling." Dabei ruhten seine großen geistreichen Augen mit sichtbarem Wohlgefallen auf dem schönen Jünglinge, der so unschuldig in die dämmernde Welt vor sich hinaussah.
„Ich habe jetzt", fuhr dieser nun kühner und vertraulicher fort, „das Reisen erwählt, und befinde mich wie aus einem Gefängnis erlöst, alle alten Wünsche und Freuden sind nun auf einmal in Freiheit gesetzt. Auf dem Lande in der Stille aufgewachsen, wie lange habe ich da die fernen blauen Berge sehnsüchtig betrachtet, wenn der Frühling wie ein zauberischer Spielmann durch unsern Garten ging und von der wunderschönen Ferne verlockend sang und von großer unermesslicher Lust. – Der Fremde war über die letzten Worte in tiefe Gedanken versunken. „Habt Ihr wohl jemals
, sagte er zerstreut aber sehr ernsthaft, „von dem wunderbaren Spielmann gehört, der durch seine Töne die Jugend in einen [6]Zauberberg hinein verlockt, aus dem keiner wieder zurückgekehrt ist? Hütet Euch!" –
Florio wusste nicht, was er aus diesen Worten des Fremden machen sollte, konnte ihn auch weiter darum nicht befragen; denn sie waren soeben, statt zu dem Tore, unvermerkt dem Zuge der Spaziergänger folgend, an einen weiten, grünen Platz gekommen, auf dem sich ein fröhlich schallendes Reich von Musik, bunten Zelten, Reitern und Spazierengehenden in den letzten Abendgluten schimmernd hin und her