Werner: Eine Studentennovelle
Von Walter Flex
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Über dieses E-Book
Auszug:
Es muß wohl so sein, daß ich mir die Geschichte meines toten Freundes beim Schein dieser alten Studierlampe vom Herzen schreibe, die uns beiden in unvergessenen Stunden vertraut wurde! Wie oft habe ich in all den Tagen in wehmütigem Sinnen auf die blauen Schwalben geschaut, die dem milchfarbenen Glasschirm aufgemalt sind und beim Schimmer der gelblichen Flamme ein seltsam wesenloses Leben gewannen! Stück um Stück ist dabei die Vergangenheit aus schattenhaftem Dunkel getaucht, Stunden, die seit langem tot waren, sind lebendig geworden und haben zu mir gesprochen, daß mir das Herz schwer und gepreßt wurde. Jene Abendstunden, in denen ich mit Werner plaudernd oder schweigend beisammensaß, jene Stunden unseres jungen Lebens, die sich zu einer schönen, endlosen Kette aneinanderzureihen schienen, und jene anderen, die sie abzulösen kamen - alle jene gemeinsam und einsam verträumten Stunden sind wach und lebendig geworden.
Walter Flex
Walter Flex (1887-1917) war ein deutscher Autor, der Novellen und Gedichte schrieb. Er starb im Krieg.
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Buchvorschau
Werner - Walter Flex
Werner
Werner
Anmerkungen
Impressum
Werner
Es muß wohl so sein, daß ich mir die Geschichte meines toten Freundes beim Schein dieser alten Studierlampe vom Herzen schreibe, die uns beiden in unvergessenen Stunden vertraut wurde! Wie oft habe ich in all den Tagen in wehmütigem Sinnen auf die blauen Schwalben geschaut, die dem milchfarbenen Glasschirm aufgemalt sind und beim Schimmer der gelblichen Flamme ein seltsam wesenloses Leben gewannen! Stück um Stück ist dabei die Vergangenheit aus schattenhaftem Dunkel getaucht, Stunden, die seit langem tot waren, sind lebendig geworden und haben zu mir gesprochen, daß mir das Herz schwer und gepreßt wurde. Jene Abendstunden, in denen ich mit Werner plaudernd oder schweigend beisammensaß, jene Stunden unseres jungen Lebens, die sich zu einer schönen, endlosen Kette aneinanderzureihen schienen, und jene anderen, die sie abzulösen kamen – alle jene gemeinsam und einsam verträumten Stunden sind wach und lebendig geworden.
Manche habe ich gewaltsam vergessen wollen und habe, wie ich sie unerbittlich auftauchen und wesenhaft werden sah, in vergeblichem Trotze die Augen geschlossen.
Nun steht die Geschichte seines kurzen Lebens deutlich vor mir, als könnte ich sie Wort für Wort von den noch unbeschriebenen Blättern dieses Heftes lesen, und es ist mir fast, als führe ich nicht die Feder, sie niederzuschreiben, sondern als wecke ich nur, indem ich Zeile um Zeile mit dem Stift berühre, eine unsichtbare Geheimschrift, die ein spukhaft totes Leben seit wer weiß wie lange schon in den Fahnen dieser weißen Blätter lebt. Mein Schreiben ist unwillkürlich wie Träumen und Erinnern, gegen das wir wehrlos sind ...
Ich hatte Werner seit der Zeit, da wir in Erlangen Wand an Wand wohnten und dieselbe blaue Burschenmütze trugen, nicht mehr gesehen. Seither waren vier Semester vergangen, und wir standen beide im Begriff, unsere Studien abzuschließen. Ich wohnte bei Mutter und Schwester in Straßburg, das uns Heimat geblieben war, seit unser Vater dort als Universitätslehrer gestorben war.
Ich saß an einem prächtigen Märztag, tief in philosophische Studien vergraben, in meinem Arbeitsstübchen und ärgerte mich über eine Biene, die mir hartnäckig vor der Nase hin- und hersummte, und freute mich abwechselnd