Gastgeschenke, Hilfestellungen und andere Merkwürdigkeiten: 55 Begegnungen auf abenteuerlichen Fernreisen mit wunderbaren und auch weniger angenehmen Menschen
Von Wolfgang Richter
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Über dieses E-Book
Oder stell dir vor, ein Polizist verlangt von dir einen Führerschein, der speziell und nur auf seiner Insel gilt. Er bietet dir an, den Schein sofort bei ihm zu kaufen.
Oder stell dir vor, in der afrikanischen Savanne erleidet dein Auto einen kapitalen Schaden und du kannst keinen Meter weiterfahren. Doch es kommt ein rettender Engel und schleppt dich zur nächsten Rangerstation
und sagt dann:
"IM BUSCH HILFT JEDER JEDEM!"
Dieser Satz wurde zu unserem Motto auf all unseren Fernreisen, die uns mit unserem Allrad-Camper "Gecko", einem Toyota Landcruiser, bis nach Sibirien, in die Mongolei, auf der Seidenstraße durch Zentralasien, aber auch bis ans Nordkap und quer durch Nordamerika bis nach Alaska führten.
Wir bestanden so manches Abenteuer und erlebten unglaubliche Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. Natürlich durchstanden wir auch unangenehme oder gefährliche Situationen.
Unser Fazit nach vielen Jahren und Kilometern des Reisens steht jedoch fest: Der überwiegende Teil der Menschen will nicht mehr, aber auch nicht weniger, als in
RUHE UND FRIEDEN
zu leben.
Wolfgang Richter
Wolfgang Richter wurde 1949 in Marburg geboren. Mit 11 Monaten gingen seine Eltern zurück nach Dresden, wo er aufwuchs. Schon zu DDR-Zeiten liebte er das Reisen, auch wenn das nur in Richtung Osten möglich war. Ende 1989 siedelte er mit seiner Familie nach Hessen über. Endlich konnte die ganze Welt bereist werden. Als die Kinder aus dem Haus waren, unternahm er mit seiner Frau die ersten Fernreisen, zuerst nach Asien, später auch nach Afrika und Mittelamerika. Oft erkundeten die beiden die fernen Länder per Mietwagen, Ab 2014 gingen sie mit dem eigenen Expeditionsfahrzeug und suchten das Abenteuer auf Reisen, die sie bis in die Mongolei, zum Nordkap und sogar bis nach Alaska führten. Der Autor schrieb mehr als 20 Jahre lang neben seinem Beruf als Programmierer hauptsächlich Sportberichte für die Lokalzeitung seines Wohnortes. Es folgten ganzseitige Zeitungsartikel, die er regelmäßig während der Fernreisen veröffentlichte und die großes Interesse bei den Lesern hervorriefen. Folgerichtig fand seine Multimediaschau über die Seidenstraßenreise mehrfach ein begeistertes Publikum. Nun veröffentlicht er sein erstes Buch, in dem er bewegende, lustige und auch unangenehme Erlebnisse und Begegnungen auf den Reisen des Ehepaars schildert.
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Rezensionen für Gastgeschenke, Hilfestellungen und andere Merkwürdigkeiten
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Buchvorschau
Gastgeschenke, Hilfestellungen und andere Merkwürdigkeiten - Wolfgang Richter
Inhalt
Vorwort
Strafe zahlen oder Arrest
Im Busch hilft jeder jedem
Der HNO-Arzt und die Schlangen
Überfall im Taxi?
Schrauber mit goldenen Händen
Bargeld – woher nehmen?
Stockdunkle Nacht und kein Licht
Warum einfach, wenn es auch umständlich geht
Extra-Lizenz zum Fahren auf Sansibar
100 Kamele für meine Frau
50 Euro Stundenlohn
Der Berber-Gerber-Trick
»Gitler kaput!«
Flucht mitten in der Nacht
Einmal Haare schneiden, bitte!
Vom Wächter erwischt
Ein besoffener Arzt
Der lebt ja noch!
Die eiskalte Hand
Zoya und Alexej
Ein Wasserhahn im Auto
Das Auto fährt mit Wasser?
Ringkampf in der Nacht
Irrfahrt in Ulan Bator
Winnetou in der Mongolei
Festgesetzt in der Mongolei
Papa kann nicht schwimmen!
High Heels und Radlager
Trinkwasser oder Badewasser
Melonen klauen
Frau weg – Auto weg
Korrupte Miliz und »hilfsbereite« deutsche Botschaft
Rechts abbiegen verboten – oder doch nicht?
Butter fürs Brot
Muslime und Christen
Eine Kalaschnikow ist ein starkes Argument
Durstiger Radfahrer
Schwierige Einreise
Der Germanistik-Professor und die Polizei
Letzter Ausweg – Obstplantage
Ein Kindheitstraum wird wahr
Mysteriöser Anruf in Chiwa
Ein Toyota in der Chevrolet-Werkstatt
Rübezahl im Kleinen Kaukasus
Überraschungen in 2025 m Höhe
Ein Zöllner und unsere Dachbox
Unhöfliche Russen?
Russischer Zöllner schwitzt
Wir allein zu Hause in Halifax
Lecker, gegrillter Elch
Essen – das ehrlichste Geschenk
Drei Fischer und zwei Fische
Weder Auto noch Motorrad
Welch Abschied!
Nachwort
Jetzt muss ich aber weiter
Über den Autor
Unser »Gecko«, ein Toyota Landcruiser mit Allrad-Antrieb und Klappdach, in der Welt der Reisenden und Allrad-Fahrer als Buschtaxi bekannt, brachte uns sicher bis in die Mongolei, zum Nordkap und sogar bis nach Alaska. Für fast drei Jahre, natürlich mit einigen Unterbrechungen, bot er uns mit seinen vier Quadratmetern Wohnfläche ein sicheres und zuverlässiges Zuhause.
Noch viel mehr über uns und unsere Reisen findest du in unserem Blog:
https://gecko-reisen.blogspot.de/
Vorwort
Wie oft habe ich schon gesagt, ich könnte ganze Bücher schreiben über unsere vielen Reisen und unzähligen Begegnungen. Ewig lange schob ich das schon vor mir her. Nun endlich ist es vollbracht; mein erstes Buch liegt vor Dir.
In den unterschiedlichsten Teilen der Welt begegneten wir, meine Frau Jutta und ich, vielen interessanten und wundervollen Menschen und durchaus auch einigen, die wir lieber nicht kennengelernt hätten. Sowohl der einen als auch der anderen Sorte wirst Du hier in diesem Buch begegnen.
Viele Jahre reisten wir per Flugzeug hauptsächlich ins südliche Afrika und nach Südostasien. Später schafften wir ein Reisemobil an. Mit diesem, einem allradgetriebenen Toyota Landcruiser, konnten wir autark unterwegs sein. Er war mit allem ausgestattet, was uns Sicherheit bot und ein einfaches Leben ermöglichte. Insgesamt lebten wir fast drei Jahre auf diesen vier Quadratmetern. Wir nannten ihn »Gecko«, weil ein großer, grüner Gecko-Aufkleber, den der Vorbesitzer angebracht hatte, auf der Motorhaube prangte.
Unsere erste große Tour führte uns 2015 durch 20 Länder. Durch die drei Staaten des Baltikums und weiter über Russland bis zum Baikalsee und schließlich bis in die Mongolei. Wir erkundeten in Zentralasien die Stan-Länder Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan und bewegten uns dabei auch auf Teilen der legendären Seidenstraße. Auf dieser sechsmonatigen Reise durften wir fast überall unglaubliche Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft erleben.
Zwei Jahre später umrundeten wir in weitem Bogen die Ostsee und besuchten fast alle europäischen Länder und auch Marokko. Die Hälfte des Jahres 2018 verbrachten wir in Kanada und den USA. Per Containerschiff überquerten wir zusammen mit unserem treuen »Gecko« den Atlantik, um dann den nordamerikanischen Kontinent von Halifax bis Anchorage und wieder zurück zu durchqueren.
Auch auf diesen Reisen begegneten wir immer und immer wieder freundlichen, hilfsbereiten Menschen. Natürlich erlebten wir auch Situationen, die unangenehm, stressig oder sogar gefährlich waren. Diese haben uns jedoch nie daran gehindert, uns wieder ins nächste Abenteuer zu stürzen.
Nach unzähligen Begegnungen mit unterschiedlichsten Menschen in vielen Teilen der Welt sind wir zur festen Überzeugung gelangt, dass fast alle Menschen dieser Welt nichts mehr, aber auch nichts weniger wollen, als in Ruhe und Frieden zu leben, und das gleich welcher Religion oder welchem Glauben sie angehören, welche Hautfarbe sie haben und wo auf unserer schönen Erde sie leben.
Sie alle,
wir alle wollen
FRIEDEN!
Strafe zahlen oder Arrest
Vor wenigen Stunden landeten wir mit einer Boeing 777 in Johannesburg. Tom, der Sohn unseres Autovermieters, holte uns am Flughafen ab und brachte uns nach Pretoria, wo wir unseren Mietwagen in Empfang nahmen. Mit einem funkelnagelneuen Ford Ranger mit Dachzelt befinden wir uns nun auf dem Weg in Richtung Botswana.
Auf der vierspurig ausgebauten National Route N4 rollen wir gen Westen. Wir kommen zügig voran. Es macht richtig Spaß, ganz entspannt mit einem neuen Auto auf perfekter Straße in den Urlaub zu fahren. Doch die Freude währt nicht lange. Kurz vor Rustenburg springt ein schwarzer Polizist auf die Fahrbahn und winkt uns an den Straßenrand. In kaum verständlichem Englisch behauptet er, ich wäre viel zu schnell gefahren. 120 Stundenkilometer sind auf dem Highway erlaubt. Wahrscheinlich war ich tatsächlich etwas schneller unterwegs, doch ich habe nirgendwo ein Radargerät gesehen. Wie will er dann wissen, mit welcher Geschwindigkeit ich gefahren bin? Ich beteuere, dass ich auf gar keinen Fall die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten habe. Das interessiert den Polizisten allerdings kein bisschen. Ich denke, ich höre nicht richtig, als er 500 Rand von mir verlangt. Das sind rund 50 Euro! Alles Reden hilft nichts. Er besteht auf dem Betrag.
In einem Internet-Forum hatte ich mal gelesen, man solle in so einem Fall eine Quittung verlangen. Genau das tue ich jetzt. Das bringt den Gesetzeshüter ins Grübeln. Er muss sich erst mal mit seinem Kollegen, der die ganze Zeit im Polizeiwagen sitzt, beraten. Danach erklärt er mir, es gäbe ein Problem mit der Quittung. Sie müssten dazu aufs Polizeirevier fahren, um einen Quittungsblock zu holen. In der Zwischenzeit müsste er mich in Arrest nehmen.
Nun erzähle ich ihm, dass ich gar nicht so viel Geld bei mir habe. Schließlich wollen wir heute noch nach Botswana, also brauche ich nicht viele Rand. Nach einigem Hin und Her ist er dann doch mit 300 Rand zufrieden, natürlich ohne Quittung. Er zieht mit seiner Beute ab, und wir setzen unsere Fahrt fort.
Der Urlaub fängt ja gut an! Letztlich sind wir aber zufrieden, ihn auf 300 Rand, also rund 30 Euro, heruntergehandelt zu haben. Uns ist natürlich klar, dass er das Geld in die eigene Tasche steckt und damit seinen wahrscheinlich kargen Sold etwas aufbessert. Und wir wissen nun, dass der »Trick« mit der Quittung durchaus helfen kann, eine Strafzahlung zu verringern oder vielleicht sogar ganz zu vermeiden.
Im Busch hilft jeder jedem
Mit dem in Pretoria gemieteten Ford Ranger haben wir die Grenze zwischen Südafrika und Botswana hinter uns gelassen und sind auf dem Weg zum Osttor des Kgalagadi-Transfrontier-Nationalparks (KTP). Ungefähr zehn oder zwölf Kilometer vor dem Mabuasehube-Camp zittert der Zeiger der Kühlwasserkontrolle plötzlich im roten Bereich. Ich halte natürlich sofort an um nachzuschauen, was die Ursache sein könnte.
Ein Stück der vorderen Stoßstange fehlt und es tropft eine rosa Flüssigkeit in den Sand. Auf den ersten Blick kann ich nicht erkennen, was da undicht geworden ist. Der Behälter für die Kühlflüssigkeit könnte besser gefüllt sein. Das wurde vielleicht bei der letzten Inspektion übersehen. Oder verlieren wir doch das Kühlwasser? Nachdem der Motor abgekühlt ist, setzen wir unsere Fahrt fort. Weit kommen wir allerdings nicht. Schon nach wenigen hundert Metern meldet der Zeiger wieder einen überhitzten Motor.
Diesmal schaue ich doch gründlicher nach. Ich entferne die Grassamen und kleine Blätter, die sich in dem extra dafür vor dem Kühler angebrachten Schutznetz verfangen haben. Dabei wundere ich mich, dass der Kühler kalt ist. Wie kann das sein? Die Erklärung findet sich schnell. Der Kühler ist leer! Ich fülle Wasser auf, und so, wie ich es oben hineinschütte, läuft es irgendwo wieder heraus. Nun entdecke ich auch den Schaden. Im Kühler klafft an einer schlecht einsehbaren Stelle ein ca. zwei Zentimeter großes Loch!
Wie konnte das passieren? Einige Kilometer zuvor mussten wir mehrere hundert Meter durch hohes Steppengras fahren, das den Fahrweg überwuchert hatte. Das Gras reichte bis über die Motorhaube. Vom Weg war absolut nichts mehr zu sehen. Dabei polterte es einmal recht laut unter dem Vorderwagen. Ich vermutete, dass ein im hohen Gras liegender Ast oder ein großer Stein das Geräusch verursacht hatte. Wie wir jetzt leider feststellen müssen, richtete das verborgene Hindernis großen Schaden an. Den Versuch, das Loch im Kühler mit Kaugummi abzudichten, geben wir schnell wieder auf. Das Leck erweist sich einfach als viel zu groß.
Nun ist guter Rat teuer. Ohne Kühlflüssigkeit können wir keinen Meter mehr fahren. Dass hier demnächst ein Fahrzeug auftaucht, das uns helfen könnte, ist so gut wie ausgeschlossen, da wir uns auf einem Streckenabschnitt befinden, der seit einigen Tagen gesperrt ist. Auf der breiten Sandpiste legen wir vier riesige Buchstaben aus zusammengerafftem Steppengras aus: HELP. Vielleicht fliegt ja ein Flugzeug über uns und entdeckt unseren Hilferuf. Jutta schlägt vor, bis zum Tor des Nationalparks zu laufen. Dort würden wir sicher Hilfe bekommen. Doch wenige Meter entfernt von uns warnt ein Schild: »Grenze des Nationalparks. Vorsicht vor Löwen und anderen Raubtieren!«. Eine Wanderung scheidet also zwangsläufig aus. Schließlich wollen wir nicht als Futter für die Großkatzen enden.
Nach einer Nacht mitten auf der Piste sitzen wir gerade beim Frühstück, als Jutta ruft: »Dort kommt ein Auto!« Das hört sich an wie bei Schiffbrüchigen, wenn einer ruft: »Land in Sicht!« Wir können es kaum glauben. Noch sehr weit entfernt, doch ziemlich deutlich zu erkennen, nähert sich uns ein Fahrzeug!
Wenig später hält ein Toyota neben uns. Ein Ehepaar aus Südafrika, das sich auf der Heimreise von seinem dreiwöchigen Urlaub befindet, will noch am gleichen Tag Pretoria erreichen. Trotzdem ist für sie völlig klar, dass sie uns helfen werden. Sie sagen sofort zu, als wir sie bitten, zum Tor zurückzufahren und von dort unseren Auto-Vermieter zu informieren, dass wir hier liegen geblieben sind und dringend Hilfe benötigen. Nach fünfzig Metern Fahrt kommen sie wieder zurückgerollt und bieten uns an, unser Auto direkt bis zum Eingang des Nationalparks zu schleppen. Besser können wir es nicht treffen! Sie ziehen unseren havarierten Ford bis auf den Campingplatz unmittelbar hinter dem Eingang des Nationalparks, wo wir erst mal stehen bleiben und auf Hilfe warten können.
Unsere Retter aus der NotUnsere Retter aus der Not
Ich frage unseren Retter, wie wir ihm danken könnte. Er antwortet: »Your sincere thanks are completely enough for me.« (Dein aufrichtiger Dank genügt mir völlig.) Wir sind gerührt und begeistert von der Hilfsbereitschaft der Südafrikaner, von der wir schon